Hast du Anstoß genommen an dem, was andere getan haben?
ER WAR jahrelang ein eifriger christlicher Diener Gottes. Er hatte auch seine Kinder „in der Zucht und im autoritativen Rate Jehovas“ erzogen. Dann zog er sich eines Tages von seinen christlichen Brüdern zurück und schrieb der Wachtturm-Gesellschaft einen Brief, in dem er seine Handlungsweise begründete. Was war für ihn der Stein des Anstoßes gewesen? Er glaubte, daß ihm gewisse Personen in der Versammlung unrecht getan hätten. — Eph. 6:4.
Ein Dienstamtgehilfe in einer großen Versammlung verlor plötzlich jegliches Interesse an Jehovas Werk und löste seine Verbindung mit Jehovas Volk. Er hatte Anstoß an der Handlungsweise seines Vaters genommen, der in der gleichen Versammlung Aufseher gewesen war und dem wegen Ehebruch die Gemeinschaft entzogen werden mußte.
Zu denen, die an anderen Anstoß genommen und jegliches Interesse an Jehovas Werk verloren haben, gehört auch ein älteres Ehepaar. Was war bei diesen beiden die Ursache? Das unreelle Geschäftsgebaren eines ihrer christlichen Brüder.
Ein weiterer Fall ist eine junge Frau, die sich Jehova Gott hingegeben hatte, dann aber zögerte, sich taufen zu lassen. Woran hatte sie Anstoß genommen? An der unvernünftigen Handlungsweise eines Dieners in ihrer Versammlung.
Was haben diese und andere Erfahrungen, die erwähnt werden könnten, alle gemeinsam? Sie zeigen, daß es Personen gibt, die an der mehr oder weniger unvernünftigen oder verkehrten Handlungsweise anderer Anstoß nehmen und schließlich so weit kommen, daß sie keine Aussicht mehr haben, ewiges Leben zu erlangen.
Wir haben alle Gefühle. Wenn uns jemand unrecht tut oder uns bitter enttäuscht, ist es ganz natürlich, daß uns das weh tut, wie es uns weh tut, wenn wir unseren Zeh irgendwo anstoßen oder uns mit einem Hammer auf den Finger schlagen. Wäre es aber vernünftig, wütend zu werden und mit dem Fuß gegen etwas zu stoßen oder etwas zu zerschlagen, nur weil unser Gefühl verletzt worden ist? Ebensogut können wir uns fragen: „Wäre es vernünftig, vom Weg des Lebens abzugehen, nur weil andere unvernünftig oder verkehrt gehandelt und uns dadurch bitter enttäuscht oder uns weh getan haben?“
Statt Anstoß zu nehmen und sich von der göttlichen Wahrheit abzuwenden, wenn man tief verletzt worden ist, sollte man sich daran erinnern, daß von Gottes irdischen Dienern heute keiner vollkommen ist. Wegen ihrer Unvollkommenheit handeln sie alle manchmal unbesonnen. (1. Mose 8:21) Oft handeln sie so unter dem Druck der Welt und ihres Herrschers, Satans, des Teufels. Sollten wir deshalb unsere christlichen Brüder nicht von einem realistischen Standpunkt aus betrachten und barmherzig gegen sie sein? — Joh. 12:31; 1. Joh. 2:15-17.
BIBLISCHE BEISPIELE
Aus der Bibel geht deutlich hervor, daß es keine stichhaltigen Gründe dafür gibt, an den Fehlern oder Sünden anderer Diener Gottes Anstoß zu nehmen und deswegen den Dienst Gottes aufzugeben. Als die Israeliten durch die Wüste zogen, kam es hin und wieder vor, daß sie murrten und sich auflehnten, und mitunter beteten sie sogar falsche Götter an. Wäre es nun vernünftig gewesen, wenn jemand unter ihnen deswegen seine Verbindung mit dem Volke Jehovas gelöst hätte? Bestimmt nicht, sofern er in das ‘Land kommen wollte, das von Milch und Honig floß’. — 2. Mose 3:8.
Selbst König David, den Jehova einen Mann „nach seinem Herzen“ nannte, beging schwerwiegende Fehler. Seinen größten Fehler beging er in Verbindung mit der Frau Urijas, und er wurde deswegen von Gott auch bestraft. Wäre es aber gerechtfertigt gewesen, wenn ein Israelit an den Verfehlungen des Königs David Anstoß genommen und sich deswegen von Jehovas Nation getrennt hätte? Wären dann seine Gebete von Gott noch erhört worden? Hätte er, ohne mit der levitischen Priesterschaft in Verbindung zu stehen, Gott Opfer darbringen können?
Oder denken wir zum Beispiel an die Apostel und die anderen Jünger Jesu. Als die zehn Apostel hörten, daß Jakobus und Johannes zusammen mit ihrer Mutter Jesus gebeten hatten, in seinem Königreich die wichtigsten Plätze einnehmen zu dürfen, fühlten sie sich verletzt. Wurde dies aber für sie eine Ursache zum Straucheln? Hegten sie deswegen gegen Jakobus und Johannes einen Groll, und wandten sie sich deswegen von Jesus ab? Oder hörte Jesus auf, seinem himmlischen Vater zu dienen, weil einer seiner Apostel zum Verräter wurde, ein anderer ihn dreimal verleugnete und alle flohen, als er festgenommen wurde? Ihre Handlungsweise beeinträchtigte sein Verhältnis zu Gott nicht. — Matth. 20:20-28; 26:20-75.
Dem Bibelbericht ist auch zu entnehmen, daß Paulus und Barnabas einmal scharf aneinandergerieten und sich daraufhin trennten, weil sie sich nicht einig waren, mit wem Johannes Markus gehen sollte. Hörten sie aber deswegen auf, Gott zu dienen? Keineswegs! Im Gegenteil, wir lesen, daß etliche Jahre später der Apostel Paulus bat, Johannes Markus möchte zu ihm kommen, weil er ihm nützlich sei. — Apg. 15:36-41; 2. Tim. 4:11.
Doch in einem Fall nahmen einige Jünger Jesu tatsächlich Anstoß, nämlich, als Jesus ihnen sagte, sie müßten sein Fleisch essen und sein Blut trinken. Sie sagten: „Diese Rede ist anstößig; wer kann sie anhören?“, und sie gingen nicht mehr mit ihm. Wie unvernünftig! Sie konnten ja zu niemand anders gehen. Petrus sagte bei dieser Gelegenheit: „Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens.“ — Joh. 6:53-69.
So ist es auch heute. Jehova Gott und Jesus Christus berücksichtigen die Unvollkommenheit ihrer menschlichen Diener und Vertreter. Gott läßt durch die „Brüder Christi“ — als Gesamtheit auch der „treue und verständige Sklave“ genannt — sein Werk auf der Erde durchführen. Die zu dieser Gruppe Gehörenden sind unvollkommen und machen Fehler, werden aber trotzdem von Gott gebraucht und von ihm gesegnet. Jesus gab zu verstehen, daß er alles, was ihnen getan wird, trotz ihrer Unvollkommenheit so betrachtet, als ob es ihm getan worden wäre. — Matth. 24:45-47; 25:31-46.
KEINE STEINE DES ANSTOSSES
Wenn wir der Sache auf den Grund gehen, stellen wir fest, daß jemand, der Anstoß nimmt an dem, was andere tun, und deswegen aufhört, Gott zu dienen, unvernünftig, unrecht und vor allem lieblos handelt. Wir erfahren aus Gottes Wort, daß Freude das Teil der Diener Gottes ist. (Jes. 65:14) Warum sich wegen etwas, was jemand anders getan hat, der Freude berauben lassen? Gottes Wort gibt uns den treffenden Rat: „Sei nicht eilig in deinem Geiste, gekränkt zu werden, denn sich gekränkt zu fühlen ruht im Busen der Unvernünftigen.“ Wenn es unvernünftig ist, sich durch das, was andere getan haben, der Freude berauben zu lassen — und es ist tatsächlich unvernünftig —, dann ist es bestimmt der Gipfel der Torheit, sich deswegen der Aussicht auf ewiges Leben in Gottes neuer Ordnung der Dinge berauben zu lassen. Wäre dies nicht gleichbedeutend mit Selbstmord? — Pred. 7:9, NW.
So zu handeln ist auch unrecht. Warum? Weil wir dann dem Gebot Jesu zuwiderhandeln. Er sagte, wir sollten zuerst allein zu dem Beleidiger hingehen und uns bemühen, die Angelegenheit mit ihm in Ordnung zu bringen. Wenn wir keinen Erfolg hätten, dann sollten wir noch einen oder zwei mit uns nehmen. Wenn wir auch dann keinen Erfolg hätten, sollte die Sache von der Versammlung behandelt werden. Was aber, wenn das auch nicht zum Erfolg führt? Dann sollte der Missetäter — nicht der, dem unrecht getan wurde — aus der Versammlung ausgeschlossen werden. — Matth. 18:15-17.
Wenn dir die Handlungsweise eines anderen zum Stein des Anstoßes geworden ist, verrätst du dadurch, daß du ihm nicht vergibst. Darfst du dich aber weigern, einem anderen zu vergeben? Jesus gab zu verstehen, daß Gott uns mit der gleichen Strenge richten wird, mit der wir andere richten, und daß er uns nicht vergibt, wenn wir denen, die gegen uns gefehlt haben, nicht vergeben. Wir sollen auch nicht nur ein- oder zweimal vergeben, sondern, wie Jesus zu Petrus sagte: „Bis siebenundsiebzigmal.“ — Matth. 6:14, 15; 18:21-35.
Darüber hinaus würdest du, wenn du an dem, was ein anderer tut, Anstoß nimmst und wenn du dich weigerst, ihm zu vergeben, vermessen handeln. Wieso? Weil du dir dann anmaßen würdest, deinen Bruder zu richten, und dazu hat nur Gott das Recht. Als Joseph, der Sohn des Patriarchen Jakob, bemerkte, daß seine Brüder befürchteten, er könnte ihnen nach dem Tode ihres Vaters etwas antun, sagte er: „Fürchtet euch nicht; denn bin ich an Gottes Statt?“ Ja, obwohl sie ihn als Sklaven verkauft hatten und er jahrelang als solcher gelitten hatte, hegte er keinen Groll gegen sie. Er sann nicht auf Rache, sondern vergab ihnen bereitwillig. — 1. Mose 50:19-21.
Das ist aber nicht alles. Würdest du, wenn du dich von Jehovas Volk zurückzögest, weil einer oder mehrere seiner Angehörigen falsch gehandelt haben, nicht beweisen, daß du alle anderen nicht liebst? Du würdest zu ihnen dem Sinne nach sagen, ihre Liebe und ihre Gemeinschaft seien dir weniger wert als deine Gefühle. Stimmt das aber tatsächlich? Und übrigens, wo wäre deine Nächstenliebe, wenn du den Dienst Jehovas aufgeben würdest, weil du an dem, was ein anderer getan hat, Anstoß genommen hast? Wo wäre deine Liebe zu denen, die nach Gerechtigkeit hungern und dürsten, die seufzen und jammern wegen all der Greuel, die sie besonders in der Christenheit geschehen sehen? Du kannst deine Liebe zu ihnen nur dadurch beweisen, daß du im christlichen Predigtdienst ausharrst, ganz gleich, was ein anderer getan haben mag.
Würdest du an dem, was andere tun, Anstoß nehmen, so würdest du auch einen Mangel an Liebe zu Jehova Gott verraten. Wieso? Weil Jehova zugelassen hat, daß der Betreffende so handelte. Jehova Gott ist langmütig. Er läßt viele Dinge, die er nicht gutheißt, zur Prüfung seiner Diener zu. Denke nur an die vielen Leiden, die er zur Prüfung Hiobs und seines Sohnes Jesus Christus zuließ. Er hat jedoch verheißen, daß er von uns nicht mehr verlangt, als wir ertragen können. (1. Kor. 10:13) Wenn du an etwas, was er zugelassen hat, Anstoß nimmst und deswegen aufhörst, ihm zu dienen, übst du im Grunde genommen an ihm Kritik und verrätst, daß du ihn nicht liebst. Du schreibst Gott gewissermaßen vor, unter welchen Bedingungen du bereit bist, ihm zu dienen. Ist das vernünftig? Kannst du ihm Vorschriften machen? Kannst du ihm Bedingungen stellen? Ist er auf dich angewiesen, oder bist du auf ihn angewiesen? Was sagt der Psalmist? „Überströmender Friede gehört denen, die dein Gesetz lieben, und für sie gibt es keine Ursache des Strauchelns.“ — Ps. 119:165, NW.
WARUM HAST DU ANSTOSS GENOMMEN?
Wenn du dich an etwas gestoßen hast, dann frage dich einmal: „Warum habe ich Anstoß genommen?“ Oberflächlich betrachtet, ist es vielleicht, weil dein Gerechtigkeitsempfinden verletzt worden ist oder weil dir jemand unrecht getan oder dich enttäuscht hat. Gottes Wort zeigt aber, wie man gegen jemand, der sich eines schweren Vergehens schuldig gemacht hat, oder gegen jemand, der einem anderen unrecht getan hat, vorgehen sollte. Läßt du dich etwa eher vom Gefühl leiten als von der Vernunft? Das Gefühl neigt oft zu Eigennutz. Oder könnte es sein, daß du etwas ichbezogen bist und deswegen alles, was andere sagen oder tun, vielleicht zu ernst nimmst?
Denke daran, daß das menschliche Herz arglistig und verderbt ist. (Jer. 17:9) Suchst du etwa unbewußt eine Entschuldigung, um aufzugeben? Wer also an etwas, was ein anderer gesagt oder getan hat, Anstoß genommen hat, sollte sich einmal fragen: „Warum habe ich eigentlich Anstoß genommen? Ist das Unrecht oder das Leid, das mir zugefügt worden ist, wirklich so groß, oder hat meine Erbitterung etwa eine versteckte Ursache?“ Gott kennt die Antwort.
DENKE AN DIE SEGNUNGEN
Wenn du geneigt bist, Anstoß zu nehmen an dem, was andere sagen oder tun, dann denke an die Antwort, die der Apostel Petrus gab, nämlich, es gebe niemand, zu dem sie gehen könnten, Jesus allein habe Worte ewigen Lebens. Wohin könntest du sonst gehen? Ist es nicht ein unvergleichliches Vorrecht, Jehova Gott zu dienen? Gibt es eine ehrenvollere Tätigkeit, als ein Gesandter oder Bevollmächtigter der himmlischen Regierung zu sein und an Christi Statt die Menschen zu bitten, sich mit Gott zu versöhnen? — 2. Kor. 5:20.
Könntest du dich an einem lohnenderen Werk beteiligen? Durch dieses Werk wird Jehova Gott geehrt und sein Name gerechtfertigt. Du bietest Menschen dadurch die Gelegenheit, ewiges Leben in dem neuen System der Dinge zu erlangen, das Gott nach Harmagedon herbeiführen wird, und da es sich dabei um ein selbstloses Werk handelt, wird es dich sehr glücklich machen, denn „beglückender ist Geben als Empfangen“. — Apg. 20:35.
Da uns Gottes Wort die Zusicherung gibt, daß Gott unseren treuen Dienst nicht vergißt und daß unsere Arbeit nicht vergeblich sein wird, steht dir auch eine Belohnung in Aussicht. Was für eine? Das Vorrecht, entweder mit Christus tausend Jahre zu herrschen oder nach Harmagedon auf der „neuen Erde“ zu leben, auf der Gott jede Träne von den Augen der Menschen abwischen wird und auf der es weder den Tod noch Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz mehr geben wird. Warum dich also durch das, was jemand anders getan hat, all dieser Segnungen berauben lassen? — 1. Kor. 15:58; Hebr. 6:10; 2. Petr. 3:13; Offb. 21:4.
Betrachten wir die Tatsachen. Die treuen christlichen Zeugen Jehovas genießen einen wohlverdienten Ruf oder sind für ihre Ehrlichkeit, ihren Frieden, ihre Einheit und ihre Freude besonders bekannt. Sie lieben Jehova mit ihrem ganzen Herzen, ihrem ganzen Sinn, ihrer ganzen Seele und ihrer ganzen Kraft und ihre Nächsten wie sich selbst. (Mark. 12:29-31) Angenommen, du würdest dich von ihnen trennen, könntest du erwarten, eine andere Gruppe von Menschen zu finden, die sich mehr bemüht, nach den biblischen Grundsätzen zu leben, als sie? Wie bereits erwähnt, dulden sie unter sich keine Gesetzesübertreter, sondern sie entfernen sie aus ihrer Mitte. — 1. Kor. 5:13; 6:9-11.
KEINE URSACHE ZUM STRAUCHELN GEBEN
Wenn aber die Bibel es nicht rechtfertigt, daß jemand an dem, was ein anderer tut, Anstoß nimmt, so heißt das nicht, daß ein Christ in dieser Hinsicht gleichgültig sein dürfte oder sich nichts daraus zu machen brauchte, wenn er Anstoß erregt oder anderen Anlaß zum Straucheln gibt. Das ist keineswegs der Fall! Jemandem Ursache zum Straucheln zu geben ist ein sehr schweres Vergehen. Jesus Christus ließ darüber keinen Zweifel, denn er sagte einmal: „Wer aber einen dieser Kleinen, die an mich glauben, straucheln macht, für den ist es nützlicher, daß ihm ein Mühlstein ... um den Hals gehängt und er ins weite, offene Meer versenkt werde.“ — Matth. 18:6.
Auch der Apostel Paulus hatte erkannt, von welcher Bedeutung es ist, einem Mitchristen Ursache zum Straucheln zu geben, und er warnte deshalb wiederholt davor. Er zeigte, daß wir etwas, selbst wenn wir es tun dürften, nicht tun sollten, wenn es einen anderen zum Straucheln bringen könnte: „Es ist gut, nicht Fleisch zu essen noch Wein zu trinken, noch irgend sonst etwas zu tun, woran dein Bruder Anstoß nimmt.“ Paulus predigte dies auch nicht nur, sondern er handelte danach: „Wenn daher Speise meinen Bruder zum Straucheln bringt, will ich überhaupt nie wieder Fleisch essen, damit ich meinen Bruder nicht zum Straucheln bringe.“ — Röm. 14:21; 1. Kor. 8:13.
Wenn wir sogar etwas, was wir ohne weiteres tun dürften, nicht tun sollten, wenn es andere zum Straucheln bringen könnte, wieviel weniger sollten wir dann ein Unrecht tun und dadurch Ursache zum Straucheln geben! Mit diesem Gedanken im Sinn betete Paulus für seine Brüder in Philippi: „Daß eure Liebe noch mehr und mehr überströme mit genauer Erkenntnis und allem Unterscheidungsvermögen, damit ihr euch der wichtigeren Dinge vergewissern mögt, um bis zum Tage Christi lauter zu sein und nicht andere zum Straucheln zu bringen.“ Durch diese ermahnenden Worte bat er sie eigentlich, ihn nachzuahmen, denn an seine Brüder in Korinth schrieb er: „In keiner Weise geben wir irgendeine Ursache zum Straucheln, damit unser Dienst nicht bemängelt werde.“ — Phil. 1:9, 10; 2. Kor. 6:3.
Das Werk, das Jehova Gott zur Zeit durchführen läßt, ist Gemeinschaftsarbeit. Wie beim menschlichen Körper die Glieder, so trägt auch in diesem Werk jeder einzelne zum Wohl der anderen bei, und jeder einzelne ist auf die anderen angewiesen. Könnte eine Hand oder ein Zeh getrennt vom Körper leben? Könnte eines dieser Glieder, vom Körper getrennt, eine nützliche Funktion erfüllen? So wie jedes Glied des menschlichen Körpers zum Wohl der übrigen Glieder beiträgt, so sollte es auch unter Christen sein. (1. Kor. 12:12-26) Jeder Christ sollte deshalb darauf achten, daß er seinem christlichen Bruder keinen Anlaß zum Straucheln gibt. Wenn man mit Christen zu tun hat, die einer anderen Rasse oder Nation angehören, sollte man ihre empfindlichen Seiten berücksichtigen und sie nicht irgendwie beleidigen. Bist du ein reifer Diener Gottes? Dann achte darauf, daß du den Jugendlichen und den Neuen, die von dir wahrscheinlich viel erwarten, keinen Anlaß zum Straucheln gibst.
Andererseits sollte jeder daran denken, daß niemand vollkommen ist. Wenn daher jemand einen biblischen Grundsatz übertreten oder gegen dich persönlich gesündigt hat, ist das kein stichhaltiger Grund, Anstoß zu nehmen. An anderen Anstoß zu nehmen ist, wie wir gesehen haben, unvernünftig, unrecht und lieblos. Handelt es sich um eine schwere Verfehlung? Dann sollte die Versammlung Schritte unternehmen. Hat jemand dir persönlich unrecht getan? Dann gehe gemäß dem Gebot Jesu in Matthäus 18:15-17 vor. Handelt es sich um etwas anderes? Dann vergiß es, indem du die Liebe übst, die eine Menge von Sünden zudeckt. — 1. Petr. 4:8.
Wenn du an dem, was andere getan haben, Anstoß nimmst und deswegen aufhörst, Jehova Gott zu dienen, dann ziehst du dir sein Mißfallen zu. Du machst andere und dich selbst unglücklich. Der einzige, den du glücklich machst, ist Satan, der Teufel, denn er freut sich, unter Gottes Volk Zwietracht zu säen und Unfrieden zu stiften. Das möchtest du bestimmt nicht! — Spr. 6:16-19.
Ja, laß nicht zu, daß dich jemand deiner Freude beraubt. Halte an deiner Hoffnung auf ewiges Leben fest. Denke an die vielen Segnungen, die dir zuteil werden, wenn du dich an dem Werk beteiligst, durch das allen, die hören, diese gute Botschaft von Gottes Königreich gepredigt wird. Sieh das Gute in denen, die mit dir Gott dienen, und du wirst es mit ihnen erleben, daß Geben beglückender ist als Empfangen!