Ein Joch, das sanft ist, und eine Last, die leicht ist
„Kommt zu mir alle, die ihr euch abmüht und die ihr beladen seid, und ich will euch erquicken. Nehmt mein Joch auf euch und werdet meine Jünger.“ — Matth. 11:28, 29.
1. In welchem Zustand befindet sich die Welt heute, und was könnte man sich fragen?
ÜBERALL, wohin man heute geht, begegnet man Menschen, die müde sind. Sie kommen nicht nur müde von der Arbeit nach Hause und gehen müde zu Bett, sondern sie stehen des Morgens müde auf und gehen müde zur Arbeit. Man sieht ihnen ihre Abgespanntheit an den dunklen Rändern unter den Augen an, und bei vielen ist der Rücken unter den schweren Lasten, die sie tragen mußten, krumm geworden. Sogar Kinder, Jungen und Mädchen, und Jugendliche klagen über Müdigkeit. Warum sind die Menschen heutzutage so müde? Was können sie tun, um Erquickung zu finden für ihre Seele?
2, 3. (a) Führe einige Gründe für die Müdigkeit der Menschen an. (b) Was sagte die Bibel über die „gesamte Schöpfung“, und warum?
2 Jung und alt leidet unter dem unerträglichen Druck unserer Zeit. Mancherorts ist schon der Weg zur Arbeit sehr anstrengend. Der Vormittagsberufsverkehr in den Städten ist direkt lebensgefährlich. An die Höflichkeit auf der Straße denkt in dieser Stunde kaum noch jemand. Die Züge sind meist überfüllt und Busse und Untergrundbahn vollbesetzt von Menschen mit mürrischen Gesichtern. Der Anblick des auf Produktion eingestellten Chefs, der viel von Leistungsfähigkeit hält, aber wenig Einfühlungsvermögen hat, ist auch nichts Erfreuliches. Hinzu kommt noch die schlechte Atmosphäre am Arbeitsplatz, hervorgerufen durch Konkurrenzgeist und Neid, durch schlüpfrige und gemeine Redensarten oder durch Spannungen, die der Umgang mit Personen mit sich bringt, denen es nichts ausmacht, sich gegenseitig zu belügen, zu betrügen oder zu bestehlen. Fügt man all dem noch die Last der hohen Lebenskosten und der jährlichen Steuererhöhungen hinzu sowie die Spannungen, die durch Furcht entstehen — durch die Furcht, überfallen oder vergewaltigt zu werden oder einem anderen Verbrechen zum Opfer zu fallen, oder die Furcht, arbeitslos zu werden, Hab und Gut zu verlieren oder von einer unheilbaren Krankheit befallen zu werden —, so kann man sich ungefähr ein Bild von dem gewaltigen Druck machen, der heute auf der Menschheit lastet.
3 Das ist aber noch nicht alles. Eine weitere große Belastung entsteht durch unmoralische, gemeine und korrupte Machenschaften der politischen, militärischen und kommerziellen Systeme, durch ihre Kriege, ihre Revolutionen und ihre Ungerechtigkeiten. Denken wir auch an die schweren Bürden, die die Religionen der Welt den Menschen auferlegen, an die Kosten für die Aufrechterhaltung veralteter, nutzloser, traditioneller Einrichtungen, den Unterhalt leerstehender Kathedralen und die Bezahlung ungläubiger Geistlicher. Ja denken wir an die Lasten, die durch die rebellische Jugend, durch Verbrechen, Gewalttaten und durch Tumulte entstehen, und wir beginnen zu verstehen, warum die Menschen niedergebeugt sind. Die Bibel spricht davon, daß „die gesamte Schöpfung zusammen ... seufzt und zusammen in Schmerzen liegt“, weil „die ganze Welt ... in der Macht dessen [liegt], der böse ist“. (Röm. 8:22; 1. Joh. 5:19) Viele Menschen sind des Systems müde, das sie wie ein Riesenkrake umschlungen hält und sie allmählich zermalmt. (Offb. 13:16-18) Was können sie aber dagegen tun? Wie können sie aus diesem System herauskommen und für ihre Seele Erquickung finden?
DIE FREUNDLICHE EINLADUNG
4. Welche Lösung schlug Jesus denen vor, die sich ‘abmühten und beladen waren’?
4 Als Jesus Christus, der Sohn Gottes, vor neunzehnhundert Jahren auf der Erde war, gab es Menschen, die genauso bedrückt wurden, wie viele heute bedrückt werden. Jesus hatte die mißliche Lage dieser Menschen erkannt und schlug ihnen eine Lösung vor. Die Lösung bestand in der Einladung, zu ihm zu kommen, um Erquickung zu finden für ihre Seele. Jesus sagte: „Kommt zu mir alle, die ihr euch abmüht und die ihr beladen seid, und ich will euch erquicken. Nehmt mein Joch auf euch und werdet meine Jünger, denn ich bin mildgesinnt und von Herzen demütig, und ihr werdet Erquickung finden für eure Seelen. Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht.“ (Matth. 11:28-30) In diesen schönen Worten liegt die Lösung. Doch an wen ergeht diese freundliche Einladung? Was bedeuten diese Worte für uns, die wir im zwanzigsten Jahrhundert leben?
5. (a) An wen richtete Jesus damals seine Einladung? (b) War das mosaische Gesetz an sich eine Bürde?
5 Die Einladung ergeht an alle, die sich abmühen und beladen sind. In den Tagen Jesu war sie vor allem an die gerichtet, die verpflichtet waren, das mosaische Gesetz zu halten. Gemäß Apostelgeschichte 15:10 sagte der christliche Apostel Petrus zu den älteren Männern in Jerusalem: „Warum also stellt ihr nun Gott auf die Probe, indem ihr den Jüngern ein Joch auf den Nacken legt, das weder unsere Vorväter noch wir zu tragen vermochten?“ Petrus bezeichnete das mosaische Gesetz als ein Joch, durch das ihnen eine untragbare Bürde auferlegt worden sei. Damit wollte er nicht sagen, das Gesetz an sich sei eine Bürde, denn das war es nicht. Das Gesetz war „heilig und gerecht und gut“. (Röm. 7:12) Der unvollkommene Mensch empfand es aber als eine Bürde, weil er dem vollkommenen Maßstab es Gesetzes nicht entsprechen konnte. Christus machte alle, die diesem Joch unterworfen waren, davon frei. — Gal. 3:13.
6—8. An wen richtete Jesus seine Einladung noch?
6 Die freundliche Einladung: „Kommt zu mir alle, die ihr euch abmüht und die ihr beladen seid“ erging aber auch an alle, auf denen damals die Bürden eines Systems nutzloser Traditionen lasteten. Jesus sagte über die Schriftgelehrten und Pharisäer, die Verfechter dieser Traditionen: „Sie binden schwere Lasten zusammen und legen sie auf die Schultern der Menschen, sie selbst aber wollen sie nicht mit ihrem Finger fortbewegen.“ (Matth. 23:4; Mark. 7:2-5) Da die Pharisäer so streng auf unbedeutende Einzelheiten achteten, übersahen sie die gewichtigeren Dinge: das Recht, die Barmherzigkeit und die Treue. Jesus machte die Menschen von der versklavenden Tradition, deren Beachtung eine vergebliche Form der Anbetung war, frei. — Matth. 15:1-9.
7 Die Einladung erging ferner an alle, die die Herrschaft des Cäsars und dessen Steuern als eine drückende Last empfanden, sowie an alle, die „zerschunden waren und umhergestoßen wurden wie Schafe, die keinen Hirten haben“. (Matth. 9:36; 22:17-21) Auch sie sollten erquickt werden, wenn sie die Einladung Jesu annehmen würden.
8 Jesus richtete sich auch an alle, die ein schuldbeladenes Gewissen hatten. Fortgesetztes Sündigen führt zu tiefster Erniedrigung und schlimmster Verderbtheit und stürzt einen Menschen in größtes Elend. (Matth. 6:23) Solche Menschen konnten von ihren Bürden frei werden, wenn sie die Einladung Jesu: „Kommt zu mir“ annahmen.
DAS SANFTE JOCH UND ERQUICKUNG
9. Wie bewirkte Jesus, daß Menschen seine Einladung annahmen und dadurch Erquickung finden konnten für ihre Seele?
9 Wie bewirkte Christus, daß Menschen seine Einladung annahmen und dadurch Erquickung finden konnten für ihre Seele? Er zeigte ihnen, daß die Erquickung nicht dadurch kommt, daß man die Bürden des Lebens abzuschütteln oder sich der Arbeit zu entziehen sucht, wie das heute viele Hippies tun möchten, sondern dadurch, daß man sich in das Joch Christi spannen läßt und sein Jünger wird. Er sagte: „Nehmt mein Joch auf euch und werdet meine Jünger, ... und ihr werdet Erquickung finden für eure Seelen.“ (Matth. 11:29) Nach der Fußnote der englischen Ausgabe der Neuen-Welt-Übersetzung des Jahres 1950 lautet dieser Text: „Stellt euch mit mir unter mein Joch.“ Die Menschen werden demnach eingeladen, ihr weltliches Joch abzulegen oder sich von ihren weltlichen Bindungen zu lösen und das Joch Christi auf sich zu nehmen, um Erquickung zu finden für ihre Seele. Das neue Joch bedeutet soviel wie, die Verantwortung auf sich zu nehmen, die jemand zu einem Jünger Jesu Christi macht.
10. (a) Warum können wir sagen, Jesu Joch sei sanft, und in welcher Hinsicht unterscheidet es sich von einem Ochsenjoch? (b) Mit welcher Einladung in den Psalmen hat Jesu Einladung Ähnlichkeit? (c) Inwiefern findet man unter dem Joch Jesu Erquickung?
10 Da die Israeliten Ackerbau trieben, waren sie mit dem Joch vertraut. Sie wußten daher, wovon Jesus sprach. Wir dürfen ferner nicht vergessen, daß Jesus als Zimmermann sicherlich auch Joche für Ochsen und Tragjoche für Menschen anfertigte. Tragjoche wurden oft nach Maß angefertigt, damit sie genau auf den Nacken und auf die Schultern der Leute paßten, die sie zum Wassertragen oder zum Tragen anderer Lasten benutzten. Ein Ochse trägt sein Joch unfreiwillig. Das Joch, das Jesus anbot, war dagegen ein Joch, das freiwillig aufgenommen wurde. Er lud die Menschen ein, sein Joch auf sich zu nehmen und seine Jünger zu werden. Für die Juden bedeutete dies, bereitwillig unter dem ihnen durch das mosaische Gesetz auferlegten Joch hervorzukommen, um Jünger Jesu Christi zu werden und sich aufgrund ihres Glaubens mit Christus unter sein Joch zu stellen, um Gott mit ganzem Herzen, ganzer Seele, ganzem Sinn und ganzer Kraft zu dienen. (Matth. 22:36-40; Röm. 1:17) Eine ähnliche Einladung finden wir in Psalm 55:22: „Wirf auf Jehova, was dir auferlegt ist, und e r wird dich erhalten; er wird nimmermehr zulassen, daß der Gerechte wanke!“ So sicher, wie wir uns auf Jehovas Hilfe verlassen können, können wir uns auch auf die Worte Jesu Christi verlassen, den Jehova gesandt hat, damit er auf der Erde sein Werk verrichte. Jesus zeigte, daß wahre Erquickung dadurch kommt, daß man Glauben an ihn, Jehovas Mittel zur Rettung, ausübt. Denn es gibt „in keinem anderen Rettung, denn es gibt keinen anderen Namen unter dem Himmel, der unter den Menschen gegeben worden ist, durch den wir gerettet werden sollen“. (Apg. 4:12) Diese Erkenntnis nährt unsere Hoffnung. Sie erquickt uns durch den Gedanken an das ewige Leben in einem gerechten neuen System der Dinge. — 2. Petr. 3:13; 1. Joh. 1:9; 2:17.
11. Worin besteht die Erquickung, und wieso wissen wir, daß die Christen des ersten Jahrhunderts diese Erquickung fanden?
11 Diese Erquickung ist vor allem ein inneres Erlebnis, hervorgerufen durch die Freude, die der Erkenntnis entspringt, daß man als Jünger Christi aufgrund des Glaubens, nicht aufgrund von Werken in Verbindung mit dem mosaischen Gesetz, ein Kind der Familie Gottes ist. Sie ergibt sich daraus, daß man Jehova aufgrund seines Glaubens wie damals Jesus vollkommenen liebenden Gehorsam leistet und dadurch Gottes Wohlgefallen erlangt. Der Müde findet jedesmal Erquickung, wenn er sich Christus zuwendet und sich ihm naht, und darüber kann er sich freuen. Diese Erquickung bedeutet Herzensfrieden, eine tiefe innere Ruhe, eine Zufriedenheit im Leben, die alles Denken übersteigt. Christen des ersten Jahrhunderts empfanden diese Erquickung, und sie schrieben davon in der Heiligen Schrift. — Joh. 14:27; Phil. 4:7.
DAS SANFTE JOCH HEUTE
12. Was ist mit dem Joch Christi heute gemeint?
12 Was ist aber mit dem Joch Christi heute gemeint? Nicht ein Freibrief für Müßiggang oder für ein Leben, in dem man von jeder Arbeit entbunden und von jeder ehrenhaften Verpflichtung befreit ist. Nein, es ist ein Lebensweg, der zu einer ewigen Belohnung führt, ein Leben, das Opfer und ein gutes Beispiel fordert. (Matth. 16:24-26; 19:16-29) Es ist also kein zügelloses oder verantwortungsloses Leben, kein Leben, das „uneingeschränkte Freiheit“ gewährt, das man aber sehr bald als lästig empfindet und dessen man bald überdrüssig ist, weil es keine Verantwortung mit sich bringt und einem keine Möglichkeit bietet, etwas zu vollbringen oder zu erreichen. Mit dem Joch Christi ist heute somit dasselbe gemeint wie in den Tagen Jesu; es bedeutet, sich als Jünger Jesu Christi Gott vollständig hinzugeben. Es ist ein Lebensweg, den man als wahrer Diener Jehovas im Glauben gehen muß und der zum ewigen Leben führt. — Hebr. 10:7-10; Ps. 40:6-8.
13. Wie kann ein Christ heute Erquickung finden für seine Seele, und was müssen diejenigen tun, die diese Erquickung noch nicht gefunden haben?
13 Der Christ nimmt dieses Joch freiwillig auf sich, weil es erquickt. Es verleiht einem die von Gott kommende Freiheit, denn Jesus sagte: „Wenn ihr in meinem Worte bleibt, seid ihr wirklich meine Jünger, und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.“ „Darum, wenn euch der Sohn frei macht, werdet ihr wirklich frei sein.“ (Joh. 8:31, 32, 36) Wer frei werden und Erquickung finden möchte, muß also ein Jünger Jesu Christi werden. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht. (Röm. 7:4; Gal. 5:1) Personen, die Christen zu sein behaupten, die aber weder frei gemacht worden sind noch Erquickung gefunden haben, sollten ihr Verhältnis zu Gott prüfen, denn Gott hält sein Wort. — 1. Kö. 8:56.
14. Inwiefern ist Christi Joch sanft?
14 Als Jesus die Müden einlud, seine Jünger zu werden, sagte er zu ihnen, ‘sein Joch sei sanft und seine Last leicht’. In welchem Sinne ist sein Joch sanft? Wie damals, so gibt es auch heute Joche, die gepolstert sind, damit sie nicht scheuern. Ein solches Joch könnte als ein „sanftes Joch“ bezeichnet werden, denn es verrät Rücksicht und Liebe. Das christliche Joch ist sanft, weil es das Joch der Hingabe an Gott ist, das man freiwillig auf sich nimmt, und weil es gewissermaßen mit der Liebe Gottes und Christi gepolstert ist. Es ist auch ein sanftes Joch, weil ein jeder — der Reiche und der Arme, der Gebildete und der Ungebildete, der Befähigte und der Unbefähigte, der Alte und der Junge, der Starke und der Schwache — sich Gott hingeben kann. „Gott [ist] nicht parteiisch“, sagte der Apostel Petrus, „sondern ... ihm [ist] in jeder Nation der Mensch, der ihn fürchtet und Gerechtigkeit wirkt, annehmbar.“ — Apg. 10:34, 35.
15. (a) Wie können wir Christi Joch auf uns nehmen, und warum bereitet es uns Freude? (b) Warum führen weltliche Joche im Gegensatz zum Joch Christi nicht zu Befriedigung?
15 Es ist Christi Joch. „Nehmt mein Joch auf euch“, sagte Christus. Er fordert uns also auf, ihn uns zum Vorbild zu nehmen. Das bereitet uns Freude, denn Christus beschreibt sich selbst als „mildgesinnt und von Herzen demütig“. (Matth. 11:29; 1. Petr. 2:21) Diese Eigenschaften stehen in krassem Gegensatz zu der Härte und Strenge weltlicher Vorgesetzter. Da Jesus mild gesinnt und von Herzen demütig ist, arbeiten wir gern mit ihm zusammen. Sein Joch ist mit echter Liebe gepolstert. Es scheuert oder reibt nicht wie ein weltliches Joch. Weltliche Joche sind hart, sie drücken und sind unnachgiebig. Man reibt sich daran wund und ermüdet darunter, und zwar nicht nur, weil sie hart sind, sondern auch, weil man spürt, daß die Arbeit, durch die lediglich die selbstsüchtigen Wünsche sündhafter Menschen befriedigt werden, keinen bleibenden Nutzen einbringt, zu keinen erstrebenswerten Zielen führt und nicht wirklich befriedigt. Sind wir aber als Jünger Christi in sein Joch gespannt, so verspüren wir die Freude und die Zufriedenheit, die der Dienst Jehovas mit sich bringt, und das befriedigt uns. Das Bewußtsein, Gott zu dienen, erquickt die Seele. — Spr. 10:22.
DIE LEICHTE LAST
16. Was ist mit der „leichten Last“ gemeint, die Christus erwähnte?
16 Jesus gibt beladenen Seelen von heute die Zusicherung: „Meine Last ist leicht.“ (Matth. 11:30) Worin besteht diese leichte Last? Sie besteht darin, daß man Gottes Forderungen, von denen er das Leben abhängig macht, erfüllt. Der Apostel Johannes schrieb: „Darin besteht die Liebe zu Gott, daß wir seine Gebote halten; und seine Gebote sind nicht schwer.“ (1. Joh. 5:3) „Was fordert Jehova von dir zurück, als Recht zu üben und Güte zu lieben und bescheiden zu wandeln mit deinem Gott?“ (Micha 6:8, NW) Fordert Gott zuviel von uns, wenn er verlangt, daß wir gerecht, liebevoll, gütig und bescheiden mit ihm wandeln sollten? Freuen wir uns nicht, wenn andere diese Eigenschaften aufweisen? Christen ist geboten worden, die gute Botschaft von Gottes Königreich „auf der ganzen bewohnten Erde ..., allen Nationen zu einem Zeugnis“, zu predigen, „Jünger aus Menschen aller Nationen“ zu machen und sie zu lehren, nach den Grundsätzen der Bibel zu leben. (Matth. 24:14; 28:19, 20) Ist das eine zu schwere Last? Wir wollen sehen.
17. Warum können wir sagen, diese Last sei leicht?
17 Denken wir daran, daß diese Last für uns bedeutet, mit den Menschen über Gottes Königreich zu sprechen und sie zu lehren, Jünger Jesu Christi zu werden. Ist das zuviel verlangt? Fast jeder Mensch hat die Fähigkeit, in irgendeiner Sprache zu reden, und die meisten Menschen reden gern von den Dingen, die ihnen besonders am Herzen liegen. Solche Gespräche regen an und begeistern. Sollten wir also — sofern uns die Liebe Gottes am Herzen liegt — nicht das Bedürfnis haben, über unseren Gott zu sprechen? Sollten wir — sofern wir erkannt haben, was sein Sohn Jesus Christus für uns getan hat, indem er uns ein vollkommenes Vorbild hinterlassen und uns losgekauft hat — nicht über ihn sprechen wollen? Sollten wir — sofern wir völlig verstanden haben, was das Königreich Gottes für alle gehorsamen Menschen tun wird, indem es die Erde in ein Paradies umwandelt, die Menschen zur Vollkommenheit emporhebt und es ihnen ermöglicht, ewig zu leben — nicht den Wunsch haben, andere die gute Botschaft von Gottes Königreich hören zu lassen? Doch bestimmt! Dinge, die uns am Herzen liegen, belasten uns nicht, sondern erquicken unsere Seele! Das trifft besonders auf Dinge zu, die mit Gott, mit Christus und mit seinem Königreich in Verbindung stehen. In der Tat: „Mit dem Herzen übt man Glauben zur Gerechtigkeit, mit dem Munde aber legt man eine öffentliche Erklärung zur Rettung ab.“ — Röm. 10:10.
DIE ARBEIT, DIE ERFRISCHT
18. (a) Was können die tun, die denken, die Last des christlichen Predigtdienstes sei schwer? (b) Was werden sie dann sehen?
18 Einige mögen damit aber nicht einverstanden sein. Sie mögen einwenden, die Last eines Jüngers sei nicht leicht und keineswegs erquickend. Wie kann man solchen Personen das Gegenteil beweisen? Ein Christ kann solche Skeptiker oder Zweifler einladen, einmal mit ihm in den Predigtdienst zu kommen. Sie können dann selbst sehen, daß er dadurch tatsächlich erquickt wird. Sie können sehen, wie der Diener Gottes belebt wird, wenn er hörende Ohren findet und über das Königreich Gottes sprechen kann. Sein Herz hüpft förmlich vor Freude. Er ist überglücklich, wenn er ein offenes Ohr findet. Er freut sich, wenn er jemandem, der Interesse zeigt, auch nur eine einzige Publikation abgeben kann, die über Gottes Königreich Aufschluß gibt. Er wird wahrhaftig neu belebt. Er gewinnt neue Kraft. Er geht mit frischer Energie treppauf, treppab. So ergeht es sowohl alten als auch jungen Dienern Gottes. Warum gewinnen sie neue Kraft? Weil man erquickt wird, wenn man mit anderen über Gottes Wort des Lebens spricht.
19. Ist der Besuch eines Versammlungsbibelstudiums eine schwere Last? Begründe deine Antwort.
19 Christen werden ermuntert, jede Woche einem Versammlungsbibelstudium beizuwohnen. Ist dies eine zu schwere Last? Sie mögen von ihrem Tagewerk müde sein, wenn sie zu dieser Zusammenkunft kommen, aber nachdem sie gemeinsam eine Stunde Gottes Wort studiert haben, ist ihre Müdigkeit gewöhnlich verflogen. Sie fühlen sich erquickt und geben dies auch offen zu. Sie sind begeistert, wenn sie neue Wahrheiten kennenlernen. Sie werden körperlich wieder frisch. Warum? Weil eine Betrachtung des Wortes Gottes in einer solchen Umgebung die Seele erquickt.
20. Was beobachten wir bei denen, die regelmäßig den Zusammenkünften der Versammlung im Königreichssaal beiwohnen und die die Kreis-, Bezirks- und internationalen Kongresse besuchen?
20 Gottes Wort spornt die Christen an, den Zusammenkünften der Versammlung regelmäßig beizuwohnen. (Hebr. 10:24, 25) Sie versammeln sich mehrere Male in der Woche. Ist dies eine sehr schwere Last? Menschen, deren Körper vom Tragen der Lasten dieser Welt zerschlagen und zerschunden ist, kommen gewissenhaft Woche für Woche in den Königreichssaal. Warum? Um im Kreise ihrer Brüder für ihre Seele Erquickung zu finden! Es ist für Mütter und Väter nicht leicht, ihre Kinder regelmäßig zu den Zusammenkünften der Versammlung mitzubringen, aber sie tun es. Es ist für sie nicht leicht, zu Kreis-, Bezirks- und zu internationalen Kongressen zu fahren, weil dies oft mit großen Auslagen verbunden ist, und doch tun sie es. Warum? Weil sie auf diesen Kongressen Erquickung finden für ihre Seele! „Siehe, wie gut und wie lieblich ist es, wenn Brüder einträchtig beieinander wohnen! ... denn dort hat Jehova den Segen verordnet, Leben bis in Ewigkeit.“ (Ps. 133:1, 3) Auf solchen Kongressen erleben sie den Segen Jehovas, der reich macht.
MÜDE, ABER ZUFRIEDEN
21. (a) Bedeutet dies, daß Christen nicht müde werden? Begründe deine Antwort. (b) Was beweist, daß Christen auch heute von Gott erquickt werden?
21 Das bedeutet nicht, daß Christen nicht müde werden. Jesus sagte zu seinen Aposteln: „Ruht ein wenig aus.“ (Mark. 6:31) Der Geist ist willig, aber der Körper versagt oft. (Matth. 26:41) Doch unter solchen Umständen hinterläßt die Müdigkeit ein wonniges Gefühl der Zufriedenheit, weil man Jehovas Willen getan hat. Man gibt nicht freiwillig auf. (Gal. 6:9, 10) Frage die Vollzeitdiener — besonders solche, die schon sehr lange im Dienste stehen und die sehr viele Schwierigkeiten überwinden mußten —, ob dies nicht zutrifft. Man findet heute keine glücklichere und zufriedenere Schar Menschen auf der Erde als die Pioniere, die Missionare und die Bethelmitarbeiter — die Vollzeitdiener Gottes! Ihr Glück ist ein Beweis dafür, daß sie von Gott erquickt werden.
22. (a) Wie haben sich verschiedene Vollzeitprediger über den christlichen Predigtdienst geäußert? (b) Wofür ist dies eine Empfehlung?
22 Ein Versammlungsaufseher in Brooklyn (New York) sprach mit den Pionierverkündigern seiner Versammlung, um festzustellen, wie sie über den Vollzeitpredigtdienst denken. Ihre Antworten lauteten etwa folgendermaßen: „Wenn ich so einen ganzen Tag im Dienst verbracht habe, bin ich stets froh und glücklich, daß ich in der Lage bin, die Menschen auf Gottes Wort aufmerksam zu machen.“ „Es ist ein wunderbares Erlebnis, und ich habe es noch nie bedauert, daß ich den Pionierdienst aufgenommen habe.“ „Ich könnte mir keine befriedigendere Beschäftigung vorstellen als den Pionierdienst. Ich möchte, es würden alle so empfinden wie ich.“ Von überallher hört man dasselbe. Wer im Pionierdienst steht, wird sowohl reich belohnt als auch erquickt. Hast du schon daran gedacht, Pionier zu werden?
WEISE ENTSCHEIDUNGEN TREFFEN UND GEGEN ENTMUTIGUNG ANKÄMPFEN
23. (a) Was sollten die tun, die darauf bestehen, daß der christliche Predigtdienst schwer sei? (b) Was werden sie feststellen?
23 Wir dürfen aber nicht übersehen, daß einige trotzdem behaupten, der christliche Predigtdienst sei eine schwere, ja eine sehr schwere Last. Warum denken sie so? Solltest auch du so denken, dann fragen wir dich: „Warum denkst du so? Ist der christliche Predigtdienst wirklich so schwer, oder sind es vielleicht die Aufgaben, die du am Arbeitsplatz erfüllen mußt? Könnte deine Einstellung zum Predigtdienst die Ursache sein, oder nehmen dich deine weltlichen Verpflichtungen und Bindungen so sehr in Anspruch, daß du zu müde bist, um dich am Predigtdienst richtig zu erfreuen?“ Geh dem Problem auf den Grund. Sei dabei ehrlich, und bemühe dich dann, es zu lösen. Du wirst unweigerlich feststellen, daß das Problem nicht darin besteht, daß der christliche Predigtdienst eine zu schwere Last wäre, sondern darin, daß mit deiner Lebensweise etwas nicht in Ordnung ist. Schließlich sagte Christus, seine Last sei leicht.
24. Was können wir unter anderem tun, um uns die Lasten des Lebens zu erleichtern, damit uns der Predigtdienst mehr Freude macht?
24 Wir können manches tun, um uns die Lasten des Lebens zu erleichtern, damit wir am Predigtdienst mehr Freude haben können. Martha hatte offensichtlich Freude daran, ihre Gäste gut zu bewirten. Vielleicht tust du es auch gern. Jesus hieß dies nicht gut, weil es viel Zeit und Kraft kostet. (Luk. 10:38-42) Einige sind mit vielen Gütern beladen und wissen nicht, was sie damit anfangen sollen Jesus gab solchen den Rat, zu verkaufen, was sie als Ballast empfinden. (Matth. 19:21) Andere frönen den Werken des Fleisches und verstricken sich schließlich in Sünde. (Ps. 38:3-5) Dadurch entstehen unerträgliche seelische Belastungen. Laß davon ab! Bereue, und bringe dein Leben mit Gottes Willen in Einklang, sonst verdirbst du dir nicht nur das jetzige Leben, sondern verlierst auch die Aussicht auf ewiges Leben.
25. (a) Wie können wir gegen Entmutigung kämpfen? (b) Wo werden wir Erquickung finden für unsere Seele?
25 Bemühe dich, dein Problem so schnell wie möglich zu lösen. Laß nicht zu, daß die Bürden, die du zu tragen hast, deinen Eifer dämpfen oder dich so sehr entmutigen, daß du aufhörst, Jehova zu dienen. Denke daran, daß wir in Zeiten leben, die für einen jeden von uns schwer sind. (Offb. 12:12) Denke auch daran, daß du am glücklichsten bist, wenn du in dieser Stunde der Entscheidung in das Joch Christi gespannt bist. Wenn wir trotz unserer vielen Probleme das Joch Christi auf uns nehmen und seine Jünger werden, so werden wir Erquickung finden für unsere Seele. Wir werden Erquickung finden durch die Gemeinschaft mit Jehova und Christus, die uns das Gebet ermöglicht, durch die Gemeinschaft mit unseren sittlich reinen Brüdern und Schwestern in der Christenversammlung und durch die Beteiligung am Predigen des Königreiches. Außerhalb der Familie der Jünger Christi findet man keine Ruhe und keine Erquickung.
26. (a) Was sollten wir jetzt tun, wenn wir Erquickung finden möchten für unsere Seele? (b) Was können wir dann erwarten?
26 Folge daher der Aufforderung des Königs Jesus Christus, der uns zuruft: „Kommt zu mir alle, die ihr euch abmüht und die ihr beladen seid, und ich will euch erquicken. Nehmt mein Joch auf euch und werdet meine Jünger, denn ich bin mildgesinnt und von Herzen demütig, und ihr werdet Erquickung finden für eure Seelen. Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht.“ Glaube es! Nimm die Einladung an. Nimm das Joch auf dich, indem du ein echter Jünger Christi wirst. Trage die leichte Last des christlichen Predigtdienstes mit Wertschätzung, damit dir das Leben selbst jetzt Freude macht, in einer Zeit, in der wir einem besonders großen Druck ausgesetzt sind, da wir dem Ende des gegenwärtigen sterbenden Systems der Dinge entgegengehen. Denn ‘diese müde alte Welt vergeht und ebenso ihre Begierde, wer aber den Willen Gottes tut, wird jetzt Erquickung finden, ja er wird sogar immerdar bleiben und sich in alle Ewigkeit eines erquickenden Lebens erfreuen können’ (1. Joh. 2:17) Wenn du die Einladung Christi, ‘zu ihm zu kommen’, annimmst, dann magst du zu diesen Glücklichen gehören! — Matth. 11:28-30.