Wie früh mit der Belehrung der Kinder beginnen?
1. Welche Auffassung über die Erziehung in den ersten Lebensjahren des Kindes ist durch die Evolutionstheorie gefördert worden?
WAS ist darunter zu verstehen, „früh genug“ mit der Belehrung der Kinder zu beginnen? Viele denken, die Behandlung des Kindes in den ersten Lebensjahren sei nur eine Art Routinesache, daß das Kind mehr oder weniger automatisch durch gewisse „Stadien“ gehe und daß das, was während jener ersten Jahre geschehe, sein späteres Leben nicht so sehr beeinflussen werde. Eine verkehrtere Auffassung könnte es schwerlich geben. Es wird nun erkannt, daß vieles von dieser Idee durch die von Darwin vorgebrachte Evolutionstheorie populär wurde. Als Argument gegen diese Idee zeigt das Buch, betitelt Pre-School Education Today (Heutige Erziehung vor dem schulpflichtigen Alter), wohin dies führt. Auf Seite 30 lesen wir: „Wann immer also Klein Hänschen etwas ,Schlechtes‘ tut, [wird] sein Benehmen damit erklärt, daß dies eben gerade das Stadium sei, das er durchmache. Indem man überdies dem [von einem Evolutionisten vorgebrachten] Gleichnis vom Schwanz der Kaulquappe folgt — worin [er sagt], die Hinterbeine würden sich nicht entwickeln, wenn der Schwanz abgeschnitten werde —, [erklärt man,] man dürfe bei Hänschens unerwünschtem Betragen nicht eingreifen, sonst werde ein erwünschtes künftiges Charaktermerkmal ausbleiben.“ Wollt ihr nun beim Schulen eures Kindes einer solchen evolutionistischen Idee folgen, oder wollt ihr euch von Gottes Wort leiten lassen?
2, 3. (a) Wie sollten wir gemäß der Bibel die ersten Lebensjahre eines Kindes betrachten? (b) Wann sollte man nach Markus 10:15 mit der religiösen Erziehung eines Kindes beginnen?
2 In direktem Gegensatz zu einer solchen Idee zeigt die Bibel, daß die frühen Jahre kostbar, lebenswichtig, kritisch sind und nicht verschwendet werden dürfen. Erinnert euch an das, was Jesus Christus sagte: „Wer irgend das Königreich Gottes nicht aufnimmt wie ein kleines Kind, wird bestimmt nicht in dasselbe eingehen.“ (Mark. 10:15) Das griechische Wort für „kleines Kind“ ist paidion. Es kann für ein zwölfjähriges Kind gebraucht werden, wie in Markus 5:40-42, wo es sich auf ein von Jesus auferwecktes Mädchen bezieht; doch kann es auch auf ein neugeborenes Kind angewandt werden, wie damals, als das Jesuskind von den Hirten besucht wurde. — Luk. 2:17.
3 Wie töricht ist es also in Anbetracht der Erklärung Jesu zu warten, bis ein Kind über seine Jahre der Kindheit hinaus ist, und erst dann ernstlich daran zu denken, ihm lebenswichtigen biblischen Unterricht zu geben! Ja, dann müßten die Eltern sagen: „Nun, da du nicht mehr ein Kleinkind bist, ,kehr um‘, und werde wieder wie ein kleines Kind, damit du über die Wahrheiten von Gottes Königreich belehrt werden und sie annehmen kannst.“ Warum das Kind nicht schon zu der Zeit lehren, da es noch die kostbaren Eigenschaften eines kleinen Kindes hat? Warum die Zeit der goldenen Gelegenheiten vorübergehen lassen, wenn euer Sohn oder eure Tochter tatsächlich noch jung, demütig, biegsam, willig, ja begierig ist zu lernen? Wann also solltet ihr damit beginnen, euer Kind zu einem Leben in Gottes Gunst zu schulen? Von Geburt an — es gilt, keine Zeit zu verlieren!
4. Wie weit entwickelt sich bei einem Kind das Gehirn in den ersten zwei Lebensjahren?
4 Ist dies praktisch gedacht? Ist es realistisch? Ganz bestimmt! Zugegeben, ein Neugeborenes kann atmen, Speise verdauen, fühlen, schreien, gähnen und schlafen und sonst nicht viel mehr. Aber bereits in wenigen Tagen oder Wochen bilden sich in seinem Sinn Eindrücke. Seine Intelligenz fängt schon zu arbeiten an. Vielleicht einer der größten Fehler, die Eltern machen mögen, ist der Umstand, daß sie die Intelligenz der Kinder während der frühen Jahre unterschätzen. Bei der Geburt wiegt das Gehirn eines Kindes nur ein Viertel des Gewichts des Gehirns eines Erwachsenen. In der Zeit von nur zwei Jahren wächst das Gehirn aber so rasch, daß es Dreiviertel des Gewichts des Gehirns eines Erwachsenen erreicht.
5. (a) Welche interessanten Feststellungen haben Forscher über die Zunahme der Intelligenz eines Kindes gemacht? (b) Veranschauliche die geistigen Fähigkeiten, die Kinder haben.
5 Auch die Intelligenz des Kindes nimmt zu. Forscher glauben, daß die Intelligenz eines Kindes während seiner ersten vier Jahre so viel zunimmt wie während der nächsten dreizehn. Einige sagen, daß „die Dinge, die das Kind vor seinem fünften Geburtstag lernt, zu den schwierigsten zählen, denen es je begegnet“. Eines dieser Dinge ist die Sprache, deren Erlernung von einer anderen Autorität als „die wahrscheinlich intellektuell schwierigste Leistung, die zu vollbringen von einem Menschengeschöpf je verlangt wird“, bezeichnet wird. Wenn ihr das bezweifelt, so versucht nur einmal, eine neue Sprache zu lernen. In kurzer Zeit werdet ihr erkennen, welche wunderbare intellektuelle Großtat euer Baby vollbringt, wenn es sprechen lernt. Und vergeßt nicht, wenn ihr das Studium einer neuen Sprache beginnt, so kennt ihr bereits eine Sprache und wißt, wie die Sprache funktioniert. Euer Baby kennt das nicht. Denkt auch an Kinder, deren Eltern von verschiedener Nationalität sind oder die in zweisprachigen Gebieten leben. Oft plaudern diese im Alter von nur vier oder fünf Jahren mit Leichtigkeit und manchmal ohne Akzent in nicht nur einer, sondern in zwei Sprachen! Offensichtlich ist hier Intelligenz vorhanden. Kleine Kinder haben eine erstaunliche Fähigkeit zu lernen — aber Lernfähigkeit benötigt Übung, Entwicklung und Leitung. Sie benötigt eure Hilfe; so hängt denn viel von euch ab.
6. (a) Was verdient noch mehr Aufmerksamkeit als die geistige Entwicklung eines Kindes? (b) Was geht damit im Zusammenhang im ersten Lebensjahr vor sich?
6 Als wahre Jünger solltet ihr jedoch nicht nur am Verstand und an der intellektuellen Entwicklung eures Kindes interessiert sein. Weit mehr solltet ihr am Herzen eures Kindes interessiert sein und daran, daß sich sein Herz so entwickelt, daß es den rechten Antrieb gibt. (Spr. 4:23) Bei der Geburt ist das Herz eines Kindes verhältnismäßig groß; doch während des ersten Jahres wird es doppelt so groß, und danach wächst es langsamer. Schon in jenem ersten Jahr beginnen sich Gewohnheiten zu bilden. Während jenes Jahres beginnt ein Kind seine Willigkeit — oder seinen Mangel an Willigkeit —, auf das Verlangen Erwachsener einzugehen, zu zeigen. Gehorsam, das wissen wir, ist vielleicht das grundlegendste aller Erfordernisse, um in Gottes Gunst zu gelangen. Er kann ausschlaggebend sein für Leben oder Tod. Wie wichtig also, von Geburt an damit zu beginnen, euer Kind zu formen! — Pred. 12:13; 7:23.
7. (a) Was sagen Forscher über die Entwicklung der Persönlichkeit? (b) Was zeigt, daß viele Mütter dies nicht erkannt haben?
7 Dies bestätigt ein Artikel, der in der Fachzeitschrift Science Digest vom März 1969 erschienen ist. Gemäß Dr. Marvin Ack zeigen Studien, daß „die Persönlichkeit eines Menschen zur Hauptsache vor Schulanfang festliegt. Man weiß natürlich allgemein, daß Kinder, die noch nicht das schulpflichtige Alter erreicht haben, äußerst eindrucksfähig und formbar sind.“ „Indes“, sagt er, „haben wir entdeckt, daß das, was ihnen in ihrer Kindheit in bezug auf Verhaltensweisen und Erfahrungen begegnet ist, oft dauernde, bisweilen unveränderliche Verhaltensmuster prägt.“ Bedeutet dies, daß nach dem Alter von fünf Jahren solche Muster nicht mehr geändert werden können? „Nein“, sagt ein anderer Forscher, „das Kind bleibt während seiner ersten sieben Jahre ziemlich formbar, doch je länger ihr wartet, um so gründlicher müßt ihr seine Umgebung ändern — und die Wahrscheinlichkeit, daß es sich ändert, wird mit jedem folgenden Jahr geringer.“ Nicht alle Eltern schätzen diese Tatsache richtig ein. In den Vereinigten Staaten allein gibt es etwa vier Millionen nicht schulpflichtige Kinder, deren Mütter außerhalb des Hauses arbeiten. Vielleicht sind gewisse Mütter gezwungen, das zu tun. Viele aber nehmen offenbar an, daß sie sowieso wenig tun könnten, ihre Kinder während dieser frühen Jahre zu lehren. Welch tragischer Irrtum!
8. Inwiefern wird ein Kind durch die Umgebung, in der es aufwächst, zum Guten oder Bösen beeinflußt?
8 Die Umgebung, die euer Kind während dieser frühen Jahre hat, spielt eine sehr große Rolle hinsichtlich seines Geformtwerdens. Es handelt sich hier nicht einfach um das Haus, in dem ihr wohnt, sondern um die Art des Heimes, das ihr aus diesem Haus macht. Ist es sauber, nett, ordentlich? Ist es ein friedliches Heim, frei von Zank, Geschrei, Zorn? Behandelt ihr Eltern einander mit Respekt? Wenn nicht, wie könnt ihr vernünftigerweise erwarten, daß euer Kind anders sei und euch respektiere? Gebt ihr Eltern Fehler zu? Wenn ein Kind Vater oder Mutter nie Demut zum Ausdruck bringen sieht, wie kann es sich Demut zum Maßstab nehmen? Da ist ferner folgende Gefahr: Wenn die Eltern den Gedanken vermitteln, daß sie nie unrecht haben, mag ihr Kind das Gefühl bekommen, es könne ungeschoren irgend etwas tun, was auch sie tun, und es werde stets recht haben. Wenn die Eltern etwas sagen, vielleicht zu einem Nachbarn oder einem Einkassierer, was sie als „kleine“ Lügen betrachten mögen, wird das Kind denken, es könne selbst auch „kleine“ Lügen sagen. Und wenn Eltern in bezug auf die Züchtigung eines Kindes nicht einig sind oder wenn sie stets Warnungen aussprechen, sie aber nie wahr machen, wird das Kind dies schnell beachten, und seine Achtung vor den Vorschriften, die die Eltern aufstellen, wird rasch schwinden. Zweifelt nie daran: So etwas hinterläßt starke, fast unauslöschliche Eindrücke im zarten Sinn eines jungen Menschen. Des Kindes natürliche Unschuld und sein angeborener Sinn für Ehrlichkeit und Unparteilichkeit werden im Laufe des Lebens unausbleiblich Hiebe erhalten. Doch achtet bitte darauf, daß diese Hiebe nicht von euch kommen!
DIE BIBEL GEBRAUCHEN — „VON FRÜHESTER KINDHEIT AN“
9. Warum ist es wichtig, bei der Kindererziehung die Bibel zu gebrauchen, und wie früh sollte man damit beginnen?
9 Obwohl das Beispiel sehr wichtig ist, so genügt es allein nicht. Das Kind muß wissen, warum seine Eltern sich an gewisse Maßstäbe halten und warum sie von ihm verlangen, sich an dieselbe Zucht zu halten. Dies bedeutet, daß sie die Bibel benutzen, und dies sollte wiederum von frühester Kindheit an geschehen. An Timotheus schrieb der Apostel Paulus: „Du aber, bleibe bei den Dingen, die du gelernt hast und zu glauben überzeugt worden bist, da du weißt, von welchen Personen du sie gelernt hast, und da du von frühester Kindheit an die heiligen Schriften gekannt hast, die dich weise zu machen vermögen zur Rettung durch den Glauben in Verbindung mit Christus Jesus.“ — 2. Tim. 3:14, 15.
10. Bezieht sich das griechische Wort, das Paulus in diesem Fall gebrauchte, tatsächlich auf ein Neugeborenes oder einfach auf ein Kind?
10 Bezieht sich das griechische Wort brephos, das Paulus hier gebraucht, tatsächlich auf die früheste Kindheit, auf ein neugeborenes Kind? Jawohl. Dieses Wort wird sogar im allgemeinen für ein noch ungeborenes Kind gebraucht wie in Lukas 1:41, 44, wo es in dem Bericht, in dem Marias Besuch bei Elisabeth erwähnt wird, heißt, daß das ‘Kindlein in Elisabeths Schoß hüpfte’, als Elisabeth Marias Gruß hörte. Aber mit brephos kann auch ein Neugeborenes gemeint sein, ein Kindlein oder ein Säugling, wie im Text von Apostelgeschichte 7:19, 20, wo es in bezug auf das drei Monate alte Kindlein Moses gebraucht wird. Paulus sagt somit nicht, daß Timotheus die heiligen Schriften lediglich von seiner „Jugend“ oder „Kindheit“ an gekannt habe, sondern tatsächlich von frühester Kindheit an. Wie hat dies sein können?
11. Wie konnte Timotheus die heiligen Schriften „von frühester Kindheit an“ kennen?
11 Nun, Paulus sagte offenbar, daß, ungeachtet, wie weit zurück das Gedächtnis des Timotheus reichen mochte, er sich doch nicht an eine Zeit erinnerte, da er keine Unterweisung im inspirierten Wort Gottes von seiner Mutter und seiner Großmutter empfangen hätte. (2. Tim. 1:5) Die frühesten Erinnerungen des Timotheus an seine bewußte früheste Kindheit schlossen Erinnerungen an die heiligen Schriften und ihre Lehren ein. Timotheus konnte zu Jehova ebenso sagen, wie David in Psalm 22:10 sagte: „Vom Leibe meiner Mutter an bist du mein Gott gewesen.“ Wird euer Kind das auch sagen können? Was die Mutter und die Großmutter von Timotheus taten, könnt ihr heute als Eltern tun, und ihr könnt mit Recht, so wie im Fall des Timotheus, vortreffliche Ergebnisse erwarten.
12. (a) Wer ist verpflichtet, zu Hause die Kinder zu unterweisen? (b) Warum ist es wichtig, den Kindern Zeit und persönliche Aufmerksamkeit zu widmen?
12 Der Vater des Timotheus war kein Christ. Doch werden christliche Väter die Unterweisung ihrer Kinder nicht ausschließlich ihrer Frau überlassen. Wenn sie das tun, werden sie dafür büßen müssen, indem ihre Kinder sie weniger respektieren. Der Rat des Apostels in Epheser 6:4 besagt: „Und ihr, Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern zieht sie weiterhin auf in der Zucht und in der ernsten Ermahnung Jehovas.“ Eine Art, ein Kind zu reizen, besteht darin, ihm die Aufmerksamkeit zu versagen, nach der sich Kinder ganz natürlich sehnen und durch die sie von frühester Kindheit an gedeihen. Stimmt es nicht, daß, wenn man für ein kleines Kind Interesse bekundet, sich bei ihm bald der kleine Mund zu einem vergnügten Lächeln öffnet (wobei vielleicht ein einzelnes Zähnchen sichtbar wird), während es, wenn ihm der Vater oder die Mutter nur ein bißchen Aufmerksamkeit schenkt, fröhlich lacht und jauchzt? Ältere Kinder hungern ebenfalls danach, daß sich ihre Eltern um sie kümmern. Um dies zu erwirken, mögen sie sich sogar ungebührlich betragen. Ja, eine der schönsten Gaben, die ihr Eltern euren Kindern in irgendeinem Alter geben könnt, ist etwas von eurer Zeit, eurer persönlichen Aufmerksamkeit und eurem Interesse an ihnen. Nur ihnen zu befehlen oder sie zurechtzuweisen genügt nicht; solche Zucht allein kann sie reizen. Das Kind wünscht, daß ihr euch zu ihm hinsetzt, und es braucht dies; nehmt euch die Zeit, ihnen das Warum und Wieso der Dinge zu erklären, und sagt nicht einfach nur: „Tu das!“ und „Tu das nicht!“ Sorgt dafür, daß sie diese Hilfe erhalten, denn das zu tun ist Liebe.
13. Was gewinnen Eltern, wenn sie sich die Zeit nehmen, den Kindern anhand der Bibel zu erklären, was recht und was falsch ist?
13 Überlegt euch, was ihr gewinnt, wenn ihr euch die Zeit nehmt, eure Kinder in Gottes Wort zu unterweisen. Ohne dies mögen kleine Kinder das Empfinden haben, Gehorsam bedeute nichts anderes, als daß ihre Eltern sagen: „Schau, wir sind zuerst hiergewesen, und wir sind größer und stärker als ihr; darum gilt das, was wir sagen!“ Wenn sich die Eltern aber die Zeit nehmen, zu erklären, was vom Standpunkt der Bibel aus recht und falsch ist, werden die Kinder verstehen, daß ihnen die Eltern nicht einfach ihre eigenen Ideen vermitteln, sondern das, was ihr Schöpfer sagt, was sein Wille ist. Dies gibt dem elterlichen Rat eine Kraft, der nichts anderes gleichkommt, indem die Worte tief in Sinn und Herz des Kindes eindringen. Mehr als das, es ist für die Kinder auch eine wunderbare Quelle vermehrter Kraft. Es befähigt sie, an rechten Grundsätzen festzuhalten, wenn sich in ihrem jungen Leben rauhe Stellen zu zeigen beginnen. Eure Kinder mögen euch als ihre Eltern sehr lieben und respektieren. Dessenungeachtet müßt ihr gewiß erkennen, daß die Achtung vor Gott und die Liebe zu ihm in Zeiten der Versuchung und der Krise für sie weit mehr bewirken werden. — Ps. 119:109-111; Spr. 6:20-22.
EINE BELEHRUNG, DIE ZU HERZEN GEHT
14. (a) Warum stellen Kinder so viele Fragen, und wozu mag es führen, wenn Kinder das Gefühl haben, ihre Fragen würden als Belästigung empfunden? (b) In welchem Ausmaß sollten gemäß dem Gebot Jehovas die Israeliten ihren Kindern Aufmerksamkeit schenken?
14 Lernen natürlich kleine Kinder erst einmal zu sprechen, so scheinen sie die reinsten Fragefabriken mit Massenproduktion zu werden. Doch denkt daran: Fragen sind eines der machtvollsten Werkzeuge zum Lernen, die kleine Kinder haben. Wenn die Fragen eines Kindes einfach beiseite geschoben werden, mag es schließlich aufhören, solche zu stellen. Wenn es aber aufhört zu fragen, werden die Eltern Gefahr laufen, daß die Verbindungswege zu versagen beginnen. Nochmals: Was eure Kinder wünschen und benötigen, ist etwas von eurer Zeit. Euer Schöpfer heißt euch, ihnen Zeit, ja viel Zeit zu widmen. Zu den Israeliten sagte Jehova: „Es soll sich zeigen, daß diese Worte, die ich dir heute gebiete, auf deinem Herzen sind; und du sollst sie deinem Sohn einschärfen und davon reden, wenn du in deinem Hause sitzt und wenn du auf dem Wege gehst und wenn du dich niederlegst und wenn du aufstehst.“ Schenkt ihr eurem Kinde diese Aufmerksamkeit? — 5. Mose 6:6, 7.
15. Warum ist es gut, die Kinder während des Studiums zu ermuntern, Fragen zu stellen?
15 Während ihr Gottes Wort mit euren Kindern studiert, möchtet ihr, daß Gottes Wort nicht nur in ihren Kopf, sondern auch ‘in ihr Herz’ eindringe. Indem ihr an dies denkt, ermutigt sie, Fragen zu stellen. Ermutigt sie, sich zu äußern. Veranlaßt sie zum Reden, stellt fest, woran sie denken, was sie hinsichtlich gewisser Dinge empfinden, was in ihrem Herzen ist.
16. Welchem doppelten Zweck dienen die Fragen, die in dem Studienmaterial zu finden sind, das die Wachtturm-Gesellschaft in der Absicht veröffentlicht, daß Eltern es mit ihren Kindern durchnehmen?
16 In dem Studienmaterial, das die Wachtturm-Gesellschaft in der Absicht veröffentlicht, daß Eltern es mit ihren Kindern durchnehmen, sind an passenden Stellen gewöhnlich Fragen zu finden. Diese Fragen sollen zu einem lebhaften Gespräch anregen. Denkt daran, Kinder lieben es, ins Gespräch gezogen zu werden, andernfalls läßt ihr Interesse bald nach. Diese Fragen helfen euch, ihr Interesse wachzuhalten, wenn ihr ihnen Zeit laßt, sich zu äußern. Was aber noch wichtiger ist, durch diese Fragen könnt ihr erfahren, was im Sinn und im Herzen eures Kindes vorgeht.
17. Warum ist es gut, wenn ein Kind selbst liest? Warum sollte es aber auch mit den Eltern zusammen lesen?
17 Mit der Zeit wird euer Kind soweit sein, daß es gewisse Artikel selbst lesen kann. Ermuntert es dazu. Je mehr es sich mit Lesestoff beschäftigt, dem Gottes Wort zugrunde liegt, desto mehr wird die darin enthaltene gute Belehrung seinem Sinn und Herzen eingeprägt. Um aber die Bande der Liebe und Achtung zwischen euch und eurem Kind zu stärken, solltet ihr den Stoff auf jeden Fall auch regelmäßig zusammen lesen.
18. Was sollte in Verbindung mit der Dauer des Studiums berücksichtigt werden?
18 Damit die Belehrung zu Herzen geht, sollte das Studium zu einer Freude und nicht zur Qual werden. Kleinkinder können sich nicht für längere Zeit konzentrieren. Selbst beim Spielen sind sie eines Spiels rasch müde und suchen sich ein anderes, obwohl sie bald wieder zu dem zurückgehen mögen, das sie eben verlassen haben. Kleinkinder lieben von Natur die Abwechslung; nachdem sie sich eine Weile mit etwas beschäftigt haben, wird es ihnen langweilig, und sie wollen etwas anderes tun. Wenn sie an diesem Punkt angelangt sind, kann durch einen Versuch, ihr Interesse zu erzwingen, wenig erreicht werden. Macht euch keine Sorgen, wenn euer Kind nicht schon das erste Mal alle Punkte versteht. Diese Punkte können ein andermal besonders betont werden.
19. (a) Welche Rolle spielt die Begeisterung der Eltern beim Familienstudium? (b) Warum sollte man ein Kind loben, wenn es Fortschritte macht?
19 Ein höchst wichtiges Erfordernis erfolgreicher Studien mit Kindern ist die Begeisterung der Eltern. Vielleicht seid ihr nicht von sehr munterer oder lebhafter Art. Aber ihr könnt mindestens zeigen, daß ihr von Herzen froh seid und Freude daran habt, mit eurem Kind zu studieren. Seid gleich dem Vater, der gemäß Sprüche 23:15, 16 sagt: „Mein Sohn, wenn dein Herz weise geworden ist, wird sich mein Herz, ja das meine, freuen. Und meine Nieren werden frohlocken, wenn deine Lippen Geradheit reden.“ Zeigt, daß ihr diese Freude habt. Lobt und ermuntert euer Kind jedenfalls, wenn es gut lernt und die Wahrheiten des Wortes Gottes anwendet. Das tut dem Herzen des Kindes wohl und trägt dazu bei, daß es für die Belehrung aus Gottes Wort empfänglich bleibt.
20. (a) Was kann euch Eltern helfen, die Liebe eures Kindes zu Jehova zu fördern? (b) Warum ist dies sehr wichtig?
20 Ihr möchtet Liebe zu Gott in das Herz des Kindes pflanzen. So vergewissert euch denn, daß es Gott und seinen Sohn nicht nur von einer negativen Seite aus betrachtet, stets in Verbindung mit „Tu das nicht“ oder „Du sollst das nicht tun“. Helft eurem Kinde, Gottes Güte, seine Freundlichkeit und Freigebigkeit zu schätzen. Dann werdet ihr in Wahrheit Liebe zu Gott in das Herz eures Kindes pflanzen. Wie der Apostel Johannes schreibt: ‘Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat.’ (1. Joh. 4:19) Es ist so wichtig, daß euer Kind es lernt, Gott aus Liebe dienen zu wollen, und nicht nur erkennt, daß es ihm dienen muß. Wenn Liebe nicht die Grundlage ist, wird der Dienst des Kindes nie zu einem dauernden und sich lohnenden Dienst werden. Indem ihr Nachdruck auf das legt, worauf der Nachdruck gehört — auf Gottes Güte und Barmherzigkeit —, wird euer Kind lernen, auf Gott zu vertrauen, und wird mit jener vollkommenen Liebe, die ‘die Furcht austreibt’, zuversichtlich zu ihm beten. — 1. Joh. 4:17, 18.
21. Was müssen Kinder außerdem über den Umgang mit anderen Menschen lernen, wenn sie wahre Jünger Jesu werden sollen?
21 Verbunden mit der Liebe zu Gott ist auch die Liebe zum Nächsten. Kleine Kinder sind von einer reizvollen, köstlichen Unschuld, die sie uns liebenswert macht. Dauert dies aber für immer an? Dieser Zustand entflieht, und das Leben des Kindes geht weiter. Was wird nun jene kindliche Unschuld ersetzen? Ihr könnt eurem Kind helfen, nicht nur reinlich und ordentlich zu sein, sondern auch respektvoll gegen alle, rücksichtsvoll, freundlich und hilfreich. Dies sind Eigenschaften, derentwegen wir Kinder weit mehr lieben als nur wegen ihrer Kindlichkeit. Die Bibel mit den Worten des Großen Lehrers hilft euch, euren Kindern zu zeigen, wie wichtig diese Eigenschaften sind. (Luk. 6:31; 1. Joh. 4:20, 21) Mit dieser Weisheit und mit wahrer Liebe zu euren Kindern könnt ihr ihnen beistehen, wahre Jünger des Sohnes Gottes zu werden.
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22. Wie versuchen einige die nicht die beste Erziehung genossen haben, ihre Handlungsweise zu entschuldigen?
22 Obwohl nun viel darüber gesagt worden ist, daß man den Kindern helfen soll, von dem Großen Lehrer zu lernen, ist doch dieses Lernen nicht auf die Tage unserer Kindheit beschränkt, oder vielleicht? Einige von euch ledigen jungen Männern und Frauen und einige von euch Verheirateten, ihr mögt das Empfinden haben, eure Eltern hätten euch nicht alle Hilfe geleistet, die ihr in den Tagen eurer Kindheit benötigt hättet. Ihr mögt jetzt den Wert gewisser Dinge erkennen, die sie euch hätten lehren können, es aber unterließen, vielleicht weil sie damals nicht Jünger des Großen Lehrers waren oder einfach weil sie die Notwendigkeit, mit euch zu studieren und euch regelmäßig beizustehen, nicht völlig verstanden hatten. Werdet ihr das jetzt als eine Entschuldigung für ein Benehmen benutzen, das nicht den biblischen Maßstäben entspricht? Wenn eure Aufmerksamkeit auf gewisse üble Gewohnheiten gelenkt wird, werdet ihr da sagen: „Gebt nicht mir die Schuld, gebt sie meinen Eltern! Sie haben mich so erzogen. Ich kann nichts dafür.“? Sind das vernünftige Argumente?
23. Welche Beispiele aus unserer Zeit zeigen, daß jedermann sein Leben nach den Lehren Jesu ausrichten kann, wenn er wirklich will?
23 Wenn wir im Wachtturm und im Jahrbuch Berichte lesen, lernen wir Männer und Frauen kennen, die zuweilen die schlimmste Vergangenheit hatten — und doch änderten sie sich. Gottes Wort zeigt, daß Personen von allen Arten, Personen, die Schlechtes getrieben haben, sich ändern können und sich geändert haben und wahre Jünger des Sohnes Gottes geworden sind. Ihr werdet keinen Nutzen davon haben, wenn ihr in eurem Leben ständig eure Eltern wegen ihrer Versäumnisse anklagt. Ihr habt jetzt eine günstige Gelegenheit, vom Großen Lehrer zu lernen, und er kann euch helfen, eure Persönlichkeit umzugestalten, damit sie der seinen entspreche, und euren Sinn umzuwandeln, indem ihr von falschen Wegen abweicht und ein reines Herz und einen neuen Geist entwickelt. (Ps. 51:10) Die einzige Frage ist: Wollt ihr das wirklich?
24. Wodurch hilft Gott allen, die ewiges Leben erlangen möchten, die nötigen Änderungen vorzunehmen?
24 Die Weisheit, die ihr durch Gottes Sohn empfangen könnt, reicht aus, alle eure Probleme zu lösen, und Gottes Geist ist mächtig genug, euch zu helfen, eine ungünstige Vergangenheit, eingefleischte Gewohnheiten, eine verkehrte Denkweise und falsche Bräuche zu überwinden. Denkt daran: ‘Wer Weisheit findet, wird bestimmt Leben finden, wer aber Weisheit verfehlt, wird seiner Seele Gewalt antun.’ Zeigt, daß ihr das Leben, nicht den Tod liebt, indem ihr diese Weisheit von ganzem Herzen sucht. Bemüht euch weiterhin jeden Tag vom Großen Lehrer zu lernen.
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Im ersten Lebensjahr des Kindes wächst sein Herz um das Doppelte; sein Gehirn wiegt in zwei Jahren Dreiviertel des Gewichts des Gehirns eines Erwachsenen. Die Erziehung hat daher einen großen Einfluß auf das spätere Leben. Eltern, nutzt ihr diese Jahre für die Erziehung eures Kindes gut aus?
[Bild auf Seite 307]
Gottes Wort zeigt deutlich, daß es gut ist, Kinder schon „von frühester Kindheit an“ über den Schöpfer und seine Werke zu belehren.