Christenverfolgung in Malawi — eine Erprobung der Herzen
JEHOVAS ZEUGEN auf der ganzen Erde leisteten sofort Hilfe, nachdem sie Anfang Oktober von der Notlage gehört hatten, in die ihre christlichen Brüder in Malawi gebracht worden waren. Viele Spenden wurden an das Hauptbüro der Watch Tower Bible and Tract Society in Brooklyn (New York) und an Zweigbüros überall auf der Erde gesandt. Das Büro in Brooklyn schickte seinerseits genügend Unterstützungsgelder an Zweigbüros in den Nachbarländern Malawis, damit das Nötige eingekauft werden konnte. Auf diese Weise konnte den 19 000 Zeugen in dem Flüchtlingslager Sinda Misale in Sambia schnell Unterstützung zuteil werden.
Da die Lage sehr ernst war, hatten die Versammlungen in der Nähe von Sinda Misale bereits 4 530 Kilogramm Maismehl, 1 132 Kilogramm Zucker, 75 Bettdecken und 65 Wolldecken beschafft, um sie zusammen mit Werkzeug und Geräten in das Lager zu bringen.
Kurz darauf trafen große Mengen Vorräte aus den nächstgelegenen Zweigbüros ein. Freiwillige brachten mit einer kleinen Kolonne von Lastwagen 9 060 Kilogramm Maismehl, 2 344 Kilogramm getrockneten Fisch, 950 Planen, 150 Kisten Kleidung, einige hundert neue Wolldecken, eine große Menge Plastiktücher, 100 Schaufeln, 25 Handsägen, 28 Äxte und verschiedene Spitzhacken, Hämmer und andere Werkzeuge zum Roden des Waldlandes, damit Zelte aufgestellt werden konnten und um Brunnen zu graben usw. Und viele dieser Güter wurden 2 400 Kilometer weit an diesen Ort in Sambia befördert.
Im November und bis zur Auflösung des Lagers im Dezember — als alle Flüchtlinge nach Malawi zurückkehrten — gelang es, noch folgende Vorräte zu liefern:
35 787 Kilogramm Maismehl
987 Kilogramm Trockenmehl
226 Kilogramm getrocknete Bohnen
157 Beutel Salz
30 Tonnen Kleidung
5 400 Riegel Seife
1/2 Tonne Medikamente und Artikel für die Krankenstationen, die im Lager eröffnet worden waren
10 000 Wolldecken
Die Aufseher im Lager erhielten auch Geld, um notwendige Dinge zu kaufen.
Um sicherzustellen, daß jede Familie das für sie Notwendige erhielt, entwickelten die Aufseher ein Verteilungssystem. Die Kinder erhielten eine besondere ärztliche Behandlung, und man reservierte die Milch für sie. Die geistigen Bedürfnisse wurden nicht übersehen. Ein Fahrzeug brachte 21 Kartons Bibeln und Bibelstudienhilfsmittel, da die Verfolger die Flüchtlinge jeglichen Besitzes dieser Art beraubt hatten.
Das Land war gerodet worden, Zelte waren aufgestellt und Brunnen waren gegraben worden. Man behandelte die Kranken, und die Verhältnisse besserten sich allmählich. Dann kam die überraschende Rückkehr der Flüchtlinge nach Malawi. Erneut waren sie gezwungen zu fliehen; die meisten von ihnen suchten in Moçambique Zuflucht, wo sie freundlich aufgenommen wurden. Doch Gruppen von Angehörigen des Jugendbundes der Malawi Congress Party überschritten die Grenze, um selbst dort noch die Flüchtlinge zu belästigen; aber sie wurden von der Polizei in Moçambique gefaßt und bestraft.
TRENNUNGSWERK BERÜHRT ALLE BEWOHNER MALAWIS
Einige haben gefragt: „Weshalb läßt Gott es zu, daß gewissenhafte Christen so etwas zu erdulden haben? Erfüllt das irgendeinen Zweck?“ Jesus wies darauf hin, daß in den „letzten Tagen“, in denen wir heute leben, solche Dinge geschehen würden, als er zu seinen Jüngern sagte: „Wenn der Sohn des Menschen in seiner Herrlichkeit gekommen sein wird ..., dann wird er sich auf seinen Thron der Herrlichkeit setzen. Und alle Nationen werden vor ihm versammelt werden, und er wird die Menschen voneinander trennen, so, wie ein Hirt die Schafe von den Ziegenböcken trennt.“ — Matth. 25:31, 32.
Jesus sagte auch, daß die „Schafe“ daran zu erkennen seien, daß sie seinen „Brüdern“ Freundlichkeit erwiesen. Er sagte, diese seine geistgezeugten, gesalbten Brüder würden ins Gefängnis kommen, krank sein, Durst leiden, hungern und der Kleidung ermangeln, was auch auf Jehovas Zeugen in Malawi zutrifft. Er sagte, die „Schafe“ würden Hilfe leisten. Was sie auf diese Weise tun, betrachtet Christus so, als ob sie es für ihn getan hätten.
In den vergangenen paar Jahren haben viele eine „schafähnliche“ Einstellung bekundet und die Verkündiger des Königreiches als Vertreter Christi anerkannt. Sie haben sie mit ihrer Zeit, mit ihren Mitteln und ihren Fähigkeiten unterstützt. Nun stehen sie an der Seite der „Brüder“ Christi und verkünden anderen die biblische Wahrheit, und diese „schafähnlichen“ Personen haben die Hoffnung, unter Gottes Königreich auf einer paradiesischen Erde zu leben. — Matth. 25:34-36.
Ein hervorstechender Beweis dafür, daß aufgrund der Verfolgung tatsächlich ein Trennungswerk vor sich geht, ist die Anzahl Menschen, die auf der Seite der malawischen Zeugen Stellung bezogen haben und mit ihnen geflohen sind. In den neuen Lagern in Moçambique haben sie ihr Bibelstudium fortsetzen können, und nun sind dort mehr als 200 Personen getauft worden.
Auch viele Bürger Moçambiques leisteten den Flüchtenden Hilfe und boten ihnen Schutz. In den Lagern, die in Moçambique errichtet wurden, freuen sich die Zeugen nun sehr darüber, daß sie frei sind und sich in großen Gruppen zu Bibelstudien-Zusammenkünften versammeln und Königreichslieder singen können — etwas, wozu sie vom Jahre 1967 an nicht mehr in der Lage gewesen sind. Sie leisten schwere Arbeit, indem sie das Land roden und bebauen. Die Watch Tower Society unternimmt alles, was möglich ist, um diese Flüchtlinge mit dem zu versorgen, was sie benötigen. Und die Zeugen in den Lagern bringen ihre von Herzen kommende Wertschätzung für die Liebe zum Ausdruck, die ihre christlichen Brüder auf der ganzen Erde durch ihr bereitwilliges Geben beweisen. Für sie ist dies ein Beweis dafür, daß Gott für sein Volk sorgt.
Andererseits nehmen diejenigen, die sich an der Verfolgung dieser Christen beteiligen, eine sehr gefährliche Stellung Gott gegenüber ein. Trotzdem werden sie von den Zeugen nicht als die „Ziegenböcke“ betrachtet, die Jesus in seinem Gleichnis erwähnte. Ein solches Urteil zu fällen steht Gott zu. Einige Verfolger mögen aufrichtig sein. Wenn das der Fall ist, mögen sie ebenso zur Besinnung kommen wie Saulus, der die Christen heftig verfolgte, obwohl er aufrichtig war, und später wurde er der Apostel Paulus. (1. Tim. 1:12-16) Solche Personen sollten aber nicht der Meinung sein, sie könnten — weil Gott nicht sogleich etwas gegen sie unternimmt — ihr Treiben ungestraft fortsetzen. Mit einer solchen Einstellung verfehlen sie den Zweck seiner Geduld, durch die er ihnen die Gelegenheit gibt, sich zu ändern. — 2. Petr. 3:9.
Auch Personen, die beobachten, was vor sich geht, und die denjenigen nicht zu Hilfe kommen, die wegen ihres Gehorsams gegenüber Christus verfolgt werden, müssen sich fragen: „Würde ich harmlose Christen verfolgen, oder würde ich untätig zusehen, wie Christen geschlagen werden, wie man ihnen die Arme bricht, ihre Häuser niederbrennt und würde ich schweigen? Würde ich zulassen, daß Furcht oder Selbstsucht mich davon zurückhielte, diesen Menschen Hilfe zu leisten? Wie würde ich dann vor Gott dastehen?“ Die Bürger Malawis wie auch die Bürger Moçambiques und Sambias sind somit gezwungen, ihre Herzen zu erforschen.
Die malawischen Zeugen Jehovas hegen, selbst während sie verfolgt werden, keinen Groll gegen ihre Verfolger. Sie sehen, daß Gott diese Verfolgung zugelassen hat, um ein Trennungswerk durchzuführen. Sie beten darum, daß ihre Verfolger erkennen mögen, in welcher Stellung sie sich wirklich vor Gott, dem Allmächtigen, befinden, und daß sie ihre Handlungsweise ändern und auf diese Weise als „Schafe“ „zur Rechten“ Christi gestellt werden, mit der Aussicht, als Belohnung ewiges Leben auf einer paradiesischen Erde zu erhalten. — Matth. 5:44.