Kongresse — eine Hilfe für alle, die am göttlichen Sieg teilhaben möchten
DIE Welt steuert geradewegs auf eine ernste Krise zu. Ihre Führer sehen sich auf allen Gebieten vor so viele große Probleme gestellt, daß sie nicht einmal die Zeit haben, geschweige denn die Möglichkeiten und die erforderliche Kenntnis, diese Probleme zu lösen. Jedes einzelne dieser großen Probleme könnte allein schon zu einem weltweiten Unheil führen. Es hieße, sich einer trügerischen Hoffnung hinzugeben, glaubte man, die menschlichen Führer würden einen Sieg über diese Probleme erringen.
Warum hatten dann Jehovas Zeugen ihre internationalen Kongresse, die sie im Sommer des vergangenen Jahres in der nördlichen Hemisphäre durchführten, unter das Motto „Göttlicher Sieg“ gestellt?
Weil sie den göttlichen Sieg, dem eine neue und gerechte Verwaltung der Erde folgen soll, in naher Zukunft erwarten. Aber auch, weil sie in ihrem persönlichen Leben und in ihrer Familie Siege errungen haben, indem sie die großen Probleme, von denen die Menschen heute überall geplagt werden, überwunden haben.
Die Kongresse waren somit nicht einfach eine Reihe religiöser Tagungen, auf denen darüber debattiert wurde, welche Stellung man in gesellschaftlichen Streitfragen einnehmen solle. Die Kongreßbesucher waren gekommen, weil sie wußten, daß sie mehr aus Gottes Wort lernen würden, was ihnen helfen würde, dafür ausgerüstet zu sein, den göttlichen Sieg mitzuerleben und unter der gerechten Regierung Gottes Leben zu erlangen. Die in München erscheinende Süddeutsche Zeitung schrieb:
„Die Botschaft der Zeugen Jehovas ist einfach und klar: Die Bibel ist Gottes Wort, und sie ist prophetisch für diese Welt — deshalb müssen wir von ihr lernen und nach ihr leben.“
Und in den Düsseldorfer Nachrichten war unter der Überschrift „‚Göttlicher Sieg‘ wird verkündet“ zu lesen:
„Im Gegensatz zu evangelischen und katholischen Kirchentagen wird auf diesem Kongreß nicht diskutiert, sondern ausschließlich das verkündet und ausgelegt, was die Zeugen Jehovas in aller Welt für das wahre Wort Gottes ... halten.“
Ein solch zuversichtlicher, positiver Geist herrschte während aller fünf Kongreßtage. Das Programm führte in einunddreißig Vorträgen und vier biblischen Dramen allen Christen die Notwendigkeit vor Augen, ‘die Gegenwart des Tages Jehovas fest im Sinn zu behalten und ihr Leben noch vollständiger den vortrefflichen, hohen sittlichen Grundsätzen der Bibel anzupassen sowie sich in der Liebe zueinander zu vervollkommnen (2. Petr. 3:12). Angesichts des umfangreichen Werkes, das zu verrichten ist, wurden sie auch ermuntert, noch enger als je zuvor in der Erfüllung des großen Auftrages des Jüngermachens, den Christus erteilt hat, zusammenzuarbeiten (Matth. 28:19, 20). Durch Ansprachen über biblische Prophezeiungen, die sich heute erfüllen, wurden sie daran erinnert, daß wir schon seit langem, ja tatsächlich schon nahezu sechzig Jahre, in der Zeit der Gegenwart Christi leben und der „Tag Jehovas“ stündlich näher rückt.
Dieser Geist der Zuversicht und diese Entschlossenheit vorwärtszudrängen kamen auch in den Worten der Wertschätzung zum Ausdruck, die von Kongreßbesuchern geäußert wurden. Einer sagte: „Wir erhalten Herzensbildung, eine Schulung in Gottes Wegen, die wir benötigen, um die ,große Drangsal‘ zu überleben, die bald über diese Welt hereinbricht“ (Matth. 24:21).
DIE WELT BESIEGEN — OHNE WAFFENGEWALT
Im Schlüsselvortrag „Die Welt besiegen — ohne Waffengewalt“ lenkte der Redner die Aufmerksamkeit auf die Worte Jesu Christi, die er gegen Ende seines irdischen Dienstes an seine Apostel richtete: „Ich habe die Welt besiegt“ (Joh. 16:33, Herder). Der Redner sagte, Nachfolger Jesu Christi dürften nicht zu den Waffen greifen oder sich in die politischen und die sozialen Auseinandersetzungen einmischen. Er wies jedoch darauf hin, daß Christen nicht passiv seien. Sie hätten ein kraftvolles Werk zu verrichten und dies bringe sie tatsächlich in Konflikt mit der Welt. Sie müßten die Hindernisse, die die Welt jedem einzelnen in den Weg lege, überwinden und versuchen, sich nach der in der Bibel umrissenen Lebensweise auszurichten.
Haben die Tausende, die zusammengekommen waren, um diese biblische Belehrung zu empfangen, in ihrem Leben solche Hindernisse tatsächlich überwunden? Sowohl Anwesende, die mit Versammlungen der Zeugen Jehovas verbunden sind, als auch Außenstehende konnten es selbst beobachten. Ein Angehöriger der leitenden Körperschaft der Zeugen Jehovas, der bereits mehrere Kongresse in Asien besucht hatte, erklärte:
„Es war wirklich ermunternd und begeisternd, in das Meer von Zuhörern zu blicken, die in Japan, in Korea, auf Taiwan und in Hongkong das Programm aufmerksam verfolgten, und zu sehen, daß es sich bei diesen Tausenden um Christen handelte; nicht um europäische, sondern asiatische Christen — Menschen, die früher Buddhisten waren und Götzendienst getrieben oder als Schintoisten ihre Ahnen verehrt hatten, Menschen, die keine Vorkenntnisse über den Gott der Bibel besessen hatten. Wie sehr sie sich doch — umgeben von heidnischen Kulthandlungen und Bräuchen — hatten ändern müssen! Mit Hilfe der Wahrheit des Wortes Gottes haben sie den Sieg errungen!“
Und ein Reporter schrieb für die in Rom erscheinende Zeitung Paese Sera über Jehovas Zeugen:
„Wie es ihre Konfession schon selbst sagt, obliegt ihnen eine unmittelbare Verantwortung, ,Zeugnis für Gott‘ abzulegen, ... indem sie ein vorbildliches, arbeitsames, sittenreines Leben führen und sich gegenseitig unterstützen, wie es auch die ersten Christengemeinden getan haben.“
Der Redner des Schlüsselvortrages wies darauf hin, daß der Christ — wo immer er auch lebt und welchen Hindernissen, die ihn davon abhalten sollen, Gott auf annehmbare Weise zu dienen, er auch immer gegenübersteht — den Sieg erringen kann. Während des Programms berichteten Personen aus allen Teilen der Welt Erfahrungen und erzählten, wie sie über den Gebrauch von Drogen den Sieg errungen hatten; viele von ihnen hatten das ganze Spektrum — angefangen vom Tabakgenuß und von der Trunksucht über Marihuana und LSD bis Heroin — durchgemacht. Als sie eine Erkenntnis des Vorhabens Gottes erlangten, waren sie durch die Anwendung biblischer Grundsätze, durch Gebet und durch die Hilfe von Mitchristen in der Lage, den Drogenmißbrauch aufzugeben — also nicht, indem sie mit Hilfe von Methadon oder einem anderen „Ersatzmittel“ allmählich davon loskamen, sondern indem sie diese Gewohnheiten einfach aufgaben und sich davon reinigten. Nun bewahren sie ihre Reinheit, während sie Gott dienen (2. Kor. 7:1). Andere hatten schwere, oftmals gewalttätige Gegnerschaft seitens ihrer Angehörigen zu überwinden.
Zu den vielen Hunderten, die bei diesen Kongressen getauft worden sind, nachdem sie an einem biblischen Studienkurs teilgenommen und so weit Fortschritte gemacht hatten, daß sie sich Gott hingegeben hatten, gehörte auch ein junger Mann, der den Anwesenden in Pittsburgh erklärte:
„Bevor ich in die Wahrheit kam, war ich katholisch. Ungefähr fünf Jahre lang nahm ich Drogen (so ziemlich jede Art), ich stahl, pflegte geschlechtliche Unsittlichkeit und tat fast alles, wovon die Bibel sagt, man solle es nicht tun. Mein Verhältnis zu meiner ,Frau‘ war bei meinem Bemühen, ein Zeuge Jehovas zu werden, ein Hindernis, das ich zu überwinden hatte. Ich war damals noch nicht mit ihr verheiratet, wiewohl wir vier Jahre lang zusammen gegangen waren. Ich wollte sie heiraten, aber sie sagte: ,Jehovas Zeugen sind verrückt. Falls du dich mit ihnen verbinden willst, ist es aus zwischen uns.‘ ,Meinetwegen‘, sagte ich, und damit wußte sie, daß ich keinen Spaß machte; aber dennoch dauerte es ungefähr einen Monat, bis sie mich bat, mit ihr zu studieren. Genauso, wie ich es getan hatte, versuchte sie, zu beweisen, daß die Bibel nicht stimmt. Aber heute ist sie mit mir auf diesem Kongreß anwesend. Wir wurden am 20. Mai 1973 getraut.“
IM NAMEN GOTTES WANDELN
Einer der Propheten Gottes sagte, Gottes Diener würden „im Namen Jehovas, unseres Gottes, wandeln“ (Micha 4:5). Wie geschieht das?
Diese Frage wurde in einer Reihe von Ansprachen, Unterhaltungen und lebendigen Veranschaulichungen beantwortet. Gott ist unsichtbar. Doch diese Tatsache hindert uns nicht daran, ihn als Person zu „sehen“ — das heißt seine Eigenschaften, seine Wege und sein Verhalten. Moses „blieb standhaft, als sähe er den Unsichtbaren“. Er sah und hörte, wie Gottes Eigenschaften ausgerufen wurden. Viele Male erlebte er aus nächster Nähe mit, was Gott tat, wie er handelte und urteilte, wodurch seine Liebe zu Gott sehr gestärkt wurde (Hebr. 11:25-27; 2. Mose, Kap. 15; 34:5-7).
Wenn wir auf diese Weise mit Gott als Person vertraut werden und seine vortrefflichen Eigenschaften — seine liebende Güte und seine Barmherzigkeit — sowie seine Stellung als universeller Souverän schätzen, werden wir die Liebe entwickeln, durch die wir ihm ergeben bleiben. Das, was wir über Gottes Wege kennenlernen, werden wir in die Tat umsetzen. Diese praktische Anwendung ist erforderlich. Der Christ wird auch seine christlichen Brüder sowie alle seine Mitmenschen lieben (Joh. 13:35; Gal. 6:10).
Das ist das Geheimnis der Einheit, die unter den Zeugen Jehovas zu beobachten ist. Es erklärt auch, weshalb man von Beamten und Reportern Bemerkungen hörte wie zum Beispiel: „Ich habe unter Menschen noch nie eine solche Einheit und Harmonie gesehen — wirklich etwas Bemerkenswertes“ und: „Von diesen Zeugen Jehovas kann man etwas lernen: wie man miteinander auskommt.“ Über das Programm sagte ein Kongreßdelegierter: „Jeder Vortrag und jedes Drama betonte, daß wir uns jeden Tag fragen sollten, was wir über andere denken und was wir zu ihrem Wohl beitragen können.“
Jeder, der diesem Teil des Programms beiwohnte, konnte sich Fragen stellen wie: Prüfe ich mich ständig? Versuche ich, herauszufinden, wie Gott, mein Schöpfer, über meine Handlungsweise denkt? Ist mir an einem guten Verhältnis zu ihm gelegen? Erkenne ich, daß ein schlechter Wandel dieses Verhältnis zerstören könnte? Wie handle ich gegenüber meinem Nächsten?
‘Mit Gott wandeln’ bedeutet, im Geschäftsleben ehrlich vorzugehen, wahrheitsliebend zu sein, sittliche Reinheit zu bewahren und mit Eifer anderen zu helfen. Beobachtest du diese Merkmale in der Welt? Was würdest du denken, wenn du bei einer Sportveranstaltung, im Theater oder anderswo, wo viele Menschen zusammen sind — ja selbst unterwegs auf der Straße —, Geld oder etwas Wertvolles verlieren würdest? Betrachtest du es als ein für allemal verloren? Ist es dort, wo Menschen zusammen sind, die wirklich über biblische Grundsätze belehrt wurden, anders? Jawohl. Auf allen Kongressen der Zeugen Jehovas gibt es ein „Fundbüro“. Dort werden Tausende von Gegenständen, die verlorengehen, abgegeben. Von den vielen interessanten Episoden, die sich auf den Kongressen „Göttlicher Sieg“ zugetragen haben, seien folgende erwähnt:
Auf dem Kongreß in Los Angeles ließ eine Frau in einem Telefonhäuschen auf dem Kongreßgelände Geld liegen. Man führte sie zum Fundbüro, wo sie ihre 120 Dollar unangetastet zurückerhielt. In einem anderen Fall wurde ein 20-Dollar-Schein abgegeben.
Auf einem anderen Kongreß kam ein ungefähr achtjähriger Junge zum Fundbüro und suchte seine verlorene 1-Dollar-Note. Der Ordner hatte verschiedene 1-Dollar-Noten in der Schachtel, in der er abgeliefertes Geld aufbewahrte, und bot dem Jungen eine Note an. „Das ist nicht meine Dollarnote“, sagte der Junge. „Mein Dollar war wie eine Ziehharmonika gefaltet.“ Der Ordner schaute nochmals in die Schachtel, und tatsächlich war eine solche Note dabei, die der Junge freudestrahlend entgegennahm.
Diese Menschen sind nicht etwa von Natur aus besser als andere. Sie haben lediglich gelernt, daß es besser ist, in Gottes Wegen zu wandeln, und ihr Herz drängt sie dazu, dies zu tun. Und sie sind lebendige Beispiele dafür, daß man es kann, wenn man wirklich den Wunsch hat, Gott zu dienen.
DEN REICHTUM DES NEUEN KÖNIGS DER ERDE VERMEHREN
Das Programm legte großen Nachdruck auf die Tatsache, daß Christus nun unsichtbar gegenwärtig ist und seine Macht als regierender König im Jahre 1914 u. Z. angetreten hat. Damit hätte also eine Zeit begonnen, in der Christen erwarten könnten, daß eine Abrechnung erfolgt und sie einen Lohn erhalten. Welche Bedeutung diese Abrechnung haben würde, wurde auf dem Kongreß in einer Betrachtung des Gleichnisses Jesu von den „Minen“ unter dem Thema „Den Reichtum des neuen Königs der Erde vermehren“ besprochen (Luk. 19:11-27).
In dem Gleichnis vertraute ein Mann, der sich auf eine Reise begab, um Königsmacht zu empfangen, und dann zurückkehrte, seinen Sklaven Geschäftsanteile an. Bei seiner Rückkehr belohnte er diejenigen reichlich, die sich des ihnen übergebenen Reichtums in der rechten Weise angenommen hatten, strafte jedoch einen trägen Sklaven. Dann vernichtete er diejenigen, die es in haßerfüllter Weise ablehnten, seine Herrschaft über sie anzuerkennen. In Erfüllung dieses Gleichnisses ging Jesus Christus im Jahre 33 u. Z. in das „ferne Land“, in den Himmel, und ließ seine Jünger mit bestimmten geistigen Anteilen zurück, die sie durch das Predigen der guten Botschaft mehren sollten.
Während der Redner sein Thema entwickelte, erkannte jeder Zuhörer seine eigene Verantwortung, sich am Jüngermachen zu beteiligen und nicht träge zu sein. Ein jeder erkannte die Gefahr, in der sich diejenigen in der Welt befinden, die den neuen König der Erde jetzt nicht anerkennen. Sie müssen mit der guten Botschaft erreicht werden. Und da alle, die durch das Predigtwerk als Jünger eingesammelt werden, auch zum kostbaren Besitztum Christi zählen, muß jeder Jünger seinen Mitchristen gegenüber Liebe bekunden.
In welchem Ausmaß das Königreich gepredigt worden ist, war Gegenstand einer weiteren Ansprache, die unter dem Thema stand: „Den Samen der guten Botschaft in einer vom Krieg heimgesuchten Welt säen“. Der Apostel Paulus wurde zitiert, der ungefähr im Jahre 61 u. Z. an Christen über die „Verkündigung der Wahrheit von dieser guten Botschaft“ schrieb, die „in der ganzen Welt Frucht trägt und zunimmt“ (Kol. 1:5, 6). Der Redner erklärte dann, Christen hätten heute die gute Botschaft zu überbringen, daß jenes lang erwartete Königreich Gottes in den Himmeln jetzt aufgerichtet sei. Er sagte:
„Lange Zeit glaubte man, Gottes Königreich werde dadurch kommen, daß alle Menschen zu Mitgliedern der Kirchen der Christenheit bekehrt würden. ... sind die zwei Weltkriege, die innerhalb von zweiunddreißig Jahren in unserem Jahrhundert geführt worden sind, der Beweis dafür, daß Gottes ,Königreich der Gerechtigkeit, des Friedens und der Freude im heiligen Geiste‘ im Herzen der Hunderte von Millionen Mitglieder der Kirchen der Christenheit errichtet worden ist? ... Alle diese Dinge beweisen, daß das Königreich Gottes ... nicht in ihr Herz gekommen ist. Man kann nicht erwarten, daß Gottes Königreich auf diese Weise kommt.“
Wie der Redner weiter erklärte, werde das Königreich trotz alledem kommen und als eine wirklich funktionierende Regierung über diese Erde herrschen. Diese gute Botschaft werde wie Same in 208 Ländern und Inselgebieten gesät und sie trage Frucht. Jeder, der die gute Botschaft höre und sie in ein gutes Herz aufnehme, schließe sich der Verkündigung an.
Ja sogar in Ländern, in denen es lange Zeit nur eine Religion gab — wie zum Beispiel in Italien und Frankreich —, brachten die Zeitungen ihr Erstaunen darüber zum Ausdruck, wie die Menschen auf das Predigen des Königreiches reagieren. In Italien gibt es 30 000 Zeugen Jehovas, die aktive Prediger sind, aber ihren Kongreß im Flaminio-Stadion in Rom besuchte die erstaunliche Menge von 57 000 Personen. Ähnlich war es in Frankreich, wo es im ganzen Land weniger als 50 000 Zeugen Jehovas gibt, während bei dem Kongreß, der im Colombes-Stadion in Paris stattfand, über 60 000 Personen anwesend waren.
EIN BESONDERES WERK
Wenngleich viele Menschen auf Jehovas Zeugen hören, bedarf es vermehrter Anstrengungen, um ihnen die gute Botschaft zu übermitteln. Eines der Dramen handelte von den Vorgängen zur Zeit der Zerstörung Jerusalems durch die Römer im Jahre 70 u. Z. Es schilderte auf lebhafte Weise die große Gefahr, in der sich diejenigen Christen befanden, die Jesu Anweisungen nicht befolgten, die in Matthäus 24:15-18 und Lukas 21:20-24 zu lesen sind, nämlich nicht aus der Stadt flohen, als sie das Heer des Gallus sahen, das die Stadt im Jahre 66 u. Z. umlagerte. Wie damals, so hat Gott auch heute eine begrenzte Zeit festgesetzt, in der sich die Menschen von diesem System der Dinge lösen sollten. In Übereinstimmung damit leben und arbeiten Christen so, als ob dieses gegenwärtige System bereits morgen enden würde.
Viele Menschen in der Welt sehnen sich heute nach Erleichterung. Wenn es ihnen auch nicht bewußt ist, so hungern sie doch tatsächlich danach, die tröstende, hoffnungspendende Botschaft der Bibel zu hören und sie zu verstehen. Kann irgend etwas getan werden, um diese Menschen schneller zu finden? Um auf das Bemühen Wert zu legen, möglichst alle Menschen in der zur Verfügung stehenden Zeit zu erreichen, wurde allen Kongreßteilnehmern ein besonderes Werk angekündigt, worüber sie begeistert waren.
Zu Beginn dieses besonderen Werkes sollte vom 21. bis 30. September die erstaunliche Zahl von 130 Millionen Exemplaren eines vierseitigen Traktats unter einem großen Teil der Weltbevölkerung in der jeweiligen Landessprache verbreitet werden. Es sollten Anstrengungen gemacht werden, in jeder Wohnung ein Traktat zurückzulassen. Das ist der Auftakt eines Werkes, das in späteren Monaten in gleichmäßigen Abständen und in größerem Umfang wiederholt wird. Jedesmal wird eine neue Botschaft bekanntgemacht werden. Man hofft, bis September 1974 eine halbe Milliarde Traktate in den Wohnungen der Menschen abgegeben zu haben. In der Tat ein bedeutendes Werk!
Falls du zu den begünstigten Menschen gehörst, die ein Verständnis des Vorhabens Gottes besitzen, das darin besteht, für eine gerechte Regierung zu sorgen, so hast du dich im September sehr wahrscheinlich an der Verbreitung dieser eindringlichen Botschaft beteiligt. Hattest du auch einen Anteil an dem größeren Feldzug im Monat Dezember?
EIN HOHES MASS AN GOTTERGEBENHEIT WICHTIG
Am ersten Tag der Kongresse wurde der Ältestenschaft, den Aufsehern in der Versammlung, Aufmerksamkeit geschenkt. Diesen Männern obliegt die Verantwortung, für die „Herde“ zu sorgen, schriftgemäßen Rat zu erteilen, den Gliedern der Versammlung Probleme in ihrem Leben überwinden zu helfen und die Tätigkeit der Versammlung im Predigen und Jüngermachen zu organisieren und zu leiten. Die Besprechung zeigte, daß Gott die Tätigkeit der Zeugen Jehovas gesegnet hat, weil nur Männer als „Hirten“ eingesetzt werden, die die biblischen Anforderungen erfüllen, die in 1. Timotheus 3:1-7 und Titus 1:5-9 aufgeführt sind. Diese Männer können jedem in der Versammlung helfen, ein hohes Maß an Gottergebenheit zu bewahren.
Wie wichtig Gottergebenheit für jeden einzelnen von uns ist, zeigte ein vortrefflicher Programmpunkt, der alle Zuhörer anging und die Frage aufwarf: „Wie feinfühlig ist dein Gewissen?“ In kurzen Szenen wurden aus dem Leben gegriffene Probleme behandelt, über die man in der Bibel keine spezielle Erklärung schwarz auf weiß findet. Das Gewissen des Christen muß geschult werden, biblische Grundsätze anzuwenden, damit er entscheiden kann, was er in Fällen, die in der „grauen“ Zone liegen, tun sollte; so zum Beispiel, wenn er vor der Frage steht: Was zu tun, bin ich verpflichtet, wenn ich als Angestellter in einem Laden arbeite und gebeten werde, für einen unchristlichen Feiertag zu dekorieren, oder wenn ich gebeten werde, Tabakwaren zu verkaufen? Oder: Was entscheidet, ob ich mir eine Sportveranstaltung ansehen oder in welchem Ausmaß ich Sport treiben sollte? Jeder Anwesende erforschte sein Gewissen und erwog, welchen Rat er jemandem geben könnte, der ihm eine solche Frage vorlegen würde.
TAUFE
Eine Besonderheit der Kongresse der Zeugen Jehovas ist die Massentaufe. Bei den Kongressen, die in Nordamerika Europa und Asien stattfanden, wurden 39 313 Personen getauft. Bei Jehovas Zeugen ist es üblich, den Täufling vollständig im Wasser unterzutauchen, wodurch dieser symbolisiert, daß er sich aufgrund des Sühnopfers Jesu Christi Gott hingegeben hat. Bei allen Kongressen nahmen die Personen, die für die Taufe in Frage kamen, vor dem Untertauchen die für sie reservierten Plätze im Zuhörerraum ein. Sie wurden daran erinnert, daß sie durch diesen bedeutenden Schritt der Taufe dem Eigentumsrecht auf sich selbst entsagen, Jehova als ihren rechtmäßigen Eigentümer anerkennen und sich vorbehaltlos auf jedem Gebiet ihres Lebens seinem Willen unterwerfen (Matth. 16:24; Röm. 12:1, 2) Dann erklärte der Redner das erste biblische Erfordernis: die Reue, ein tiefes Bedauern darüber, daß man früher nicht in Übereinstimmung mit Gottes Willen, wie er in seinem Wort zum Ausdruck kommt, gelebt hat (Ps. 97:10; Apg. 17:30). Als nächstes muß die Bekehrung — eine Umkehr von dem alten Lauf — erfolgen (Apg. 3:19). Durch die Hingabe — eine Selbstverleugnung und persönliche Übernahme der Verpflichtung, Jehova zu dienen — schafft jemand die entsprechende Voraussetzung, zur Taufe zugelassen zu werden.
DRAMEN
Das Kongreßmotto wurde während der fünf Tage durch vier biblische Dramen veranschaulicht und hervorgehoben.
Das erste Drama veranlaßte die Anwesenden, sich zu prüfen, ob sie Barmherzigkeit üben und Demut bekunden; jedem wurde gezeigt, wie wichtig es ist, sehr sorgfältig auf seine Handlungsweise zu achten und sein Herz zu behüten. Durch den Bericht über die Sünde, die David mit Bathseba beging, wurde vor Augen geführt, wie schnell man sündigen kann. Doch wurde dadurch auch Gottes große Barmherzigkeit hervorgehoben und allen Anwesenden tief eingeprägt, daß wir Versuchungen, etwas Böses zu tun, nur dann besiegen können, wenn wir uns mit vollem Vertrauen der Führung Jehovas unterstellen (2. Sam. Kap., 11, 12).
Das Drama „‘Schreit laut! Denn Jehova hat euch die Stadt gegeben!’“ versetzte die Anwesenden zurück in das Jericho der Tage Josuas und Rahabs (Jos., Kap. 2, 6). Ein Zuschauer sagte über den Eindruck, den der Inhalt des Dramas auf die Anwesenden gemacht hatte: „Es lief uns eiskalt den Rücken hinunter, als gezeigt wurde, wie eine der Verwandten Rahabs gerade dann aus dem Hause Rahabs hinauslief, als die Mauern Jerichos einstürzten — hinaus in die Welt, um mit ihr zu sterben, statt an dem Ort der Sicherheit zu bleiben.“ Dieses Drama zeigte anschaulich, wie Gott diese Welt zugunsten seines Volkes besiegt und seine Diener auf wunderbare Weise bewahrt.
Das Drama „‚Der Eifer um dein Haus wird mich verzehren‘“ vermittelte einen kleinen Eindruck von dem Predigtdienst Jesu Christi und hob hervor, wie wichtig eine wirksame Predigttätigkeit heute ist. Wir können entweder über die Verkündigung des Königreiches spotten, wie es die Pharisäer und Sadduzäer taten, oder wir können trotz Spott und Widerstand auf der Seite des messianischen Königreiches Stellung beziehen und damit sicherstellen, daß wir am göttlichen Sieg teilhaben.
Im Drama „Wer wird entgehen und vor dem Sohn des Menschen stehen?“ wurde gezeigt, welch jämmerliche Verhältnisse in Jerusalem während der Jahre 66 bis 70 u. Z. herrschten. Das Drama handelte von der Familie eines gleichgültigen Christen, der infolge seiner geistigen Teilnahmslosigkeit seinen Sohn verlor. Ein Beobachter bemerkte dazu: „Mehr als an irgend jemand anders sind wir mit Recht an unserer eigenen Familie interessiert und daran, sie zusammenzuhalten. Viele Eltern mögen denken, es genüge schon, wenn ihre Kinder die Zusammenkünfte besuchten oder mit in den Predigtdienst gingen. Wenn sie sich aber nicht eifrig und ganzherzig an allem beteiligen, was die Versammlung unternimmt, könnten wir sie verlieren.“
ERKLÄRUNG UND RESOLUTION
Unmittelbar nach dem Vortrag „Den Reichtum des neuen Königs der Erde vermehren“ las der Redner eine Erklärung und eine Resolution vor, die von der versammelten Menge begeistert angenommen wurde. Die Erklärung lenkte die Aufmerksamkeit auf vorhergesagte Ereignisse, die sich zwischen dem Ende der „Zeiten der Nationen“ (im Jahre 1914) und dem vollständigen Ende des gegenwärtigen Systems der Dinge (innerhalb der Generation von 1914) abspielen.
In der Resolution, der diese Erklärung vorausging, wurde die Welt darauf hingewiesen, daß Jehovas Zeugen „aufgrund des geschriebenen Wortes Gottes alle weiterhin, ohne Unterlaß, warnen“ und fortfahren werden, „Gottes messianisches Königreich als einziges Heilmittel für die bedrängte Menschheit zu verkündigen“. Der letzte Absatz der Resolution lautete:
„Da wir jetzt deutlicher denn je erkennen, daß die Tausendjahrherrschaft des Königreiches Gottes sich genaht hat und die Zeit, da die bedrängte Menschheit die gute Botschaft der Rettung hören und danach handeln kann, immer kürzer wird, möchten wir loyale Liebe gegenüber Gott und Liebe gegenüber unseren Mitmenschen bekunden. Gleichzeitig wollen wir Gott mehr gehorchen als den Menschen und nicht nachlassen, seinem durch Christus gegebenen Gebot, ,diese gute Botschaft vom Königreich auf der ganzen bewohnten Erde allen Nationen zu einem Zeugnis zu predigen‘, nachzukommen, ehe das Ende dieses dem Untergang geweihten Systems der Dinge kommt (Matth. 24:14; Mark. 13:10). Dabei verlassen wir uns auf Gott, daß er uns darin beistehe, unseren Entschluß auszuführen. Mögen wir am Ende von ihm als treu erfunden und als würdig erachtet werden, an den Freuden und Segnungen, die der göttliche Sieg mit sich bringen wird, teilzuhaben!“
NEUE PUBLIKATIONEN
Die Kongreßbesucher waren sehr erfreut über die verschiedenen neuen Publikationen, die ihnen als vortreffliche Lehrbücher dienen werden. Das Buch Wahrer Friede und Sicherheit — woher zu erwarten? spricht den Leser persönlich an und führt ihm überzeugende Argumente vor Augen. Dieses neue Buch, dessen erste Auflage in zehn Sprachen erschienen ist, behandelt vor allem Fragen, die das tägliche Leben betreffen. Es wird Personen, die erst seit kurzem Gottes Wort studieren, helfen, ihr Leben Gottes sittlichen Forderungen und seinen Maßstäben für das Leben in einer gerechten neuen Ordnung anzupassen.
Im englischen Sprachgebiet benutzen Jehovas Zeugen nun schon etwa dreizehn Jahre die Neue-Welt-Übersetzung der Heiligen Schrift, eine neuzeitliche Bibelübersetzung, die den Urtext genau wiedergibt. Die Freigabe einer umfassenden Konkordanz zur Neuen-Welt-Übersetzung der Heiligen Schrift in englischer Sprache löste auf dem Kongreß „Göttlicher Sieg“ große Begeisterung aus. Dieses 1 280 Seiten starke Werk, das über 333 000 Anführungen enthält, wird das Auffinden von Bibeltexten sehr erleichtern.
Am meisten begrüßt wurde aber wahrscheinlich das 416 Seiten starke Buch Gottes tausendjähriges Königreich hat sich genaht. Dieses Buch, das bis jetzt in Englisch und Deutsch erschienen ist, wird von den Versammlungen der Zeugen Jehovas zur Zeit gründlich durchgenommen.
Ein treffender Gedanke, der Christen erkennen hilft, was sie tun müssen, um am göttlichen Sieg teilzuhaben, wird auf Seite 127 angeführt. Vorher ist die Rede von der Belohnung treuer Personen, die in der vorchristlichen Zeit lebten, und dann wird gesagt: „Wegen ihrer lauteren Gesinnung, die sie vor ihrem Tod entwickelt haben und mit der sie auch auferweckt werden, werden sie gegenüber den ,Ungerechten‘ [die ebenfalls während der Tausendjahrherrschaft Christi auf der Erde auferstehen werden] im Erlangen tatsächlicher Vollkommenheit als Mensch und völliger Sündlosigkeit im Vorteil sein. Sie werden gegenüber den ,Ungerechten‘ in dieser Hinsicht einen Vorsprung haben.“ Demnach werden diejenigen, die jetzt ihre Persönlichkeit umwandeln, gegenüber denen, die bis zu ihrem Tod ihren sündigen Neigungen frönen, im Vorteil sein. Die letzteren werden in dem Wettlauf um ewiges Leben größere Hindernisse überwinden müssen, wenn sie auferstehen, da sie dann ihre durch die Sünde verhärtete Persönlichkeit umwandeln müssen.
Einige Feinde der Zeugen Jehovas sagen, diese würden lehren, es gebe eine „zweite Chance“, da sie (wie es die Bibel übrigens auch tut) davon sprächen, daß die „Ungerechten durch eine Auferstehung die Gelegenheit erhielten, ewiges Leben zu erlangen (Apg. 24:15). Auf Seite 128 und 129 wird in dem Buch deutlich gezeigt, daß die Menschen — da sie als zum Tode verurteilte Sünder geboren werden — nie eine „Chance“ gehabt haben (Röm. 8:20, 21). Der Tausendjahr-Gerichtstag bietet tatsächlich den meisten Menschen die erste Gelegenheit, ewiges Leben auf der Erde zu erlangen.
Diese und viele weitere Gedanken sowie aufschlußreiche Abhandlungen über gewisse Gleichnisse Jesu werden alle Erforscher der Bibel, die dieses Buch lesen, erfreuen.
WEITERE AUSSICHTEN
Der Redner, der auf diesem fünftägigen Kongreß die Schlußansprache hielt, gab einen Rückblick über das Werk, das im April 1973 in der ganzen Welt durchgeführt wurde. Er berichtete, daß sich 1 701 091 Zeugen am Predigen der guten Botschaft beteiligt hätten. Es bestehen auch gute Aussichten für eine weitere Ausdehnung, denn in jenem Monat wurden bei interessierten Personen 1 266 970 Bibelstudien durchgeführt. Bei der Feier zum Gedächtnis an den Tod Christi, die im vergangenen Jahr am 17. April stattfand, waren 3 883 235 Personen anwesend.
Laut den Berichten waren bei den 41 Kongressen „Göttlicher Sieg“ (in 38 Städten), von denen in diesem Artikel die Rede ist, insgesamt 1 402 238 Personen anwesend, und 39 313 wurden getauft. Das ist eine Bestätigung dafür, daß Jehova wirklich mit seinem Volk ist. Es gibt jedem, der den Samen der guten Botschaft sät, den Mut, weiterhin tatkräftig voranzudrängen in der Gewißheit, daß seine „mühevolle Arbeit in Verbindung mit dem Herrn nicht vergeblich ist“ (1. Kor. 15:58). Es gibt ihm die feste Zuversicht, daß Jehova fähig und bereit ist, seinen Dienern die Kraft zu verleihen, die sie benötigen, um irgendwelche Hindernisse zu überwinden. Ja es gibt ihm die Gewähr, daß er an dem endgültigen Sieg, den Jehova über diese Welt erringen wird, teilhaben und danach in seiner ewig bestehenden neuen Ordnung leben wird.
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Das Astrodome in Houston sowie Hallen und Stadien in 37 weiteren Städten waren anläßlich der Kongresse der Zeugen Jehovas im vergangenen Sommer bis auf den letzten Platz besetzt.
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31 263 Personen wurden auf dem „Expo ’70 Festival Plaza“ in Osaka (Japan) über den göttlichen Sieg belehrt.
Weitere 29 577 Personen wohnten dem internationalen Kongreß in Seoul (Korea) bei.
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Bei den meisten Kongressen waren auch Glieder der leitenden Körperschaft am Programm beteiligt; hier spricht N. H. Knorr durch einen Dolmetscher in München.
In Frankreich versammelten sich über 60 000 Personen im Colombes-Stadion, um die Botschaft der Bibel zu hören.
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Die 30 000 Zeugen Jehovas in Italien freuten sich, daß bei ihrem Kongreß in Rom mehr als 57 000 Personen anwesend waren.
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Ein besonderes Werk wurde angekündigt: die weltweite Verbreitung eines Traktates, das eine bedeutende Botschaft über Gottes Königreich enthält.
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Über 39 000 Personen ließen sich taufen und symbolisierten dadurch, daß sie sich Gott hingegeben hatten, um seinen Willen zu tun.
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Ein eindrucksvolles Drama führte den Kongreßbesuchern vor Augen, wie im ersten Jahrhundert in Jerusalem Eltern, die zögerten, den Willen Gottes zu tun, ihren Sohn verloren.
Wie Gott auf wunderbare Weise seine Diener bewahrt, wurde durch ein Drama gezeigt, dem der Bericht über Rahab und die zwei Späher, die noch Jericho kamen, zugrunde lag.
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Ein Höhepunkt des Kongresses war die Freigabe des Buches „Gottes tausendjähriges Königreich hat sich genaht“.