Die gute Botschaft gelangt nach Samoa
WENN du den Namen Samoa hörst, denkst du wahrscheinlich an ein Paradies in Polynesien: blauer Himmel mit Federwolken, tiefblaues Meer und Palmen, die sich in einer vom Südpazifik her wehenden Brise anmutig wiegen. Ja, das ist Samoa, die herrliche Inselgruppe im Herzen von Polynesien.
Um Samoa auf der Landkarte zu finden, müßtest du Hawaii suchen und dir dann eine Linie nach Neuseeland vorstellen. Etwas über die Mitte hinaus findest du die Samoainseln. Die ganze Inselkette erstreckt sich über etwa 470 Kilometer. Westsamoa mit seinen ungefähr 160 000 Einwohnern hat eine Fläche von 2 953 Quadratkilometern, während Amerikanisch-Samoa ungefähr 30 000 Einwohner und eine Gesamtfläche von nur 197 Quadratkilometern hat.
IN WESTSAMOA
Westsamoa hält zäher an den alten Bräuchen fest als Amerikanisch-Samoa, das einigermaßen „modernisiert“ ist. Manchmal geraten die modernen Ansichten mit den alten samoanischen Gesetzen und Lebensgewohnheiten in Konflikt, weshalb ein Wechsel nur langsam vor sich geht — aber sicher. Einige sind mit dem Wechsel nicht zufrieden, andere freuen sich darüber.
Die Samoaner über die Bibel zu belehren ist schwierig. Das heißt nicht, daß sie an der Bibel nicht interessiert wären. Sie hören die biblische Botschaft gern. Oft ist es aber ein Problem, die zerstreuten Inseln zu erreichen und so lange bleiben zu können, wie einige Leute es wünschten. Bis vor kurzem war es auch schwierig, für Missionare die Einreisegenehmigung nach Westsamoa zu erhalten.
Anfang der 1950er Jahre war John Croxford aus England für kurze Zeit auf Samoa und machte die Menschen mit der biblischen „guten Botschaft vom Königreich“ bekannt. Als daher Ronald und Olive Sellars, ein Ehepaar aus Australien, im Mai 1953 in Westsamoa eintrafen, fanden sie bereits einige Personen, die sich für ein Studium der Bibel interessierten. Später kamen einige Familien aus Neuseeland und Australien (die einen Arbeitsvertrag mit der Regierung oder mit einer Firma hatten), um den einheimischen Zeugen Jehovas zu helfen, die Bevölkerung mit der „guten Botschaft“ bekannt zu machen. Sie haben alle viel zur Ausbreitung der „guten Botschaft“ beigetragen.
AMERIKANISCH-SAMOA UND DIE „GUTE BOTSCHAFT“
Amerikanisch-Samoa besteht aus sechs kleinen malerischen, gebirgigen Inseln. Die Leute sind wie die Bewohner von Westsamoa sehr leutselig und gastfreundlich und lieben das Leben.
Im Frühjahr 1938 trafen J. F. Rutherford, der damalige Präsident der Wachtturm-Gesellschaft, und seine Begleiter auf der Rückreise von seiner öffentlichen Tätigkeit in Australien im Hafen von Westsamoa ein und brachten eine Anzahl Schriften der Gesellschaft an Land. Im Jahre 1952 besuchte Lydia Pedro, eine junge Frau von den Fidschiinseln, ihre Verwandten in Amerikanisch-Samoa. Sie sprach viel über die „gute Botschaft“, konnte aber nur kurze Zeit bleiben. Im Jahre 1954 kamen dann Ronald und Olive Sellars aus Westsamoa nach Amerikanisch-Samoa. Nachdem sie die Aufenthaltsgenehmigung erhalten hatten, begannen sie sogleich, andere mit der guten Botschaft vom Königreich bekannt zu machen.
Ein Jahr später (1955) trafen zwei Missionarehepaare, Gordon und Patricia Scott und Paul und Frances Evans, aus den Vereinigten Staaten ein. Sie fuhren mit dem Schiff nach Hawaii, dann weiter nach den Fidschiinseln und von dort mit einem Frachtdampfer nach Westsamoa. In Westsamoa bestiegen sie ein Boot mit dem Namen „Sulimoni“. Es war ein kleines, etwa 12 Meter langes Boot, das zwischen den Inseln verkehrte. Viele bezeichnen diese Schiffe als „Hühner- und Schweineboote“. Anfänglich wunderten sich die Missionare hierüber, aber auf der achtstündigen Fahrt nach Amerikanisch-Samoa zusammen mit all den Tieren, die die Leute auf eine solche Reise mitnehmen, erkannten sie, daß diese Bezeichnung sehr zutreffend war.
Etwas, was sehr viel dazu beigetragen hat, das Interesse am Bibelstudium zu fördern, war der Film „Die Neue-Welt-Gesellschaft in Tätigkeit“. In diesem Film wurde gezeigt, wie die Predigttätigkeit der Zeugen Jehovas heutzutage in vielen Ländern der Erde durchgeführt wird. Die einheimischen Zeugen liehen von der Regierung einen tragbaren Generator und beschafften sich eine in mehrere Teile zerlegbare Leinwand von 2,5 × 2,5 Metern. Sie luden dies samt dem Projektor und anderen notwendigen Dingen auf Ron Sellars alten Jeep und fuhren los. Sie wollten den Film an möglichst vielen Orten auf den Inseln vorführen.
Bei 15 Vorführungen an verschiedenen Orten waren insgesamt 3 227 Personen anwesend. Als die Missionare danach in jener Gegend von Haus zu Haus gingen, fragten die Leute sie, ob sie von der gleichen Religionsgemeinschaft kämen, die den Film vorgeführt habe. Nach der Bejahung der Frage hörten sie den Missionaren jeweils sehr aufmerksam zu.
DER KAMPF MIT DER SPRACHE
Wenn man eine Sprache lernt, können einem viele lustige, manchmal aber auch peinliche Fehler passieren. Ein Missionar machte mit der neuen Sprache einen Versuch, indem er einen älteren Eingeborenen auf samoanisch fragte: „Wie geht es Ihrer Frau?“ Der Eingeborene antwortete in Englisch: „Ich habe doch keinen Bart.“ Dann erklärte er, daß die Wörter „Frau“ und „Bart“ in der samoanischen Sprache zwar gleich geschrieben, aber verschieden ausgesprochen werden. Nur eine kleine Veränderung der Tonhöhe kann einen in eine peinliche Situation bringen.
Eine Missionarin besuchte einmal mit einer samoanischen Freundin eine Familie in dem Dorf Afono. Die Hausfrau fragte — wie es dort Sitte ist —, ob sie gern etwas essen möchten. Die Missionarin antwortete, wie sie es von zu Hause gewöhnt war: „Danke schön!“, aber in Samoanisch. Die Frau ging weg, brachte jedoch nichts zu essen. Als die Missionarin merkte, daß etwas nicht stimmen konnte, fragte sie ihre samoanische Partnerin, was sie verkehrt gesagt habe. Die Partnerin erklärte ihr, daß man auf eine Einladung zum Essen nicht danke schön sagen dürfe, sonst heiße das, daß man nichts wünsche. Es versteht sich von selbst, daß die Missionarin diesen Fehler nie mehr machte.
BAUTÄTIGKEIT UND WACHSTUM
Im Jahre 1967 beschloß eine Versammlung von 28 Zeugen auf der zu Amerikanisch-Samoa gehörenden Insel Tutuila, einen Versammlungssaal zu bauen. Ein Glied der Versammlung hatte einen Pachtvertrag für ein Grundstück auf 30 Jahre abgeschlossen. Es tauchte jedoch ein großes Problem auf. Das Grundstück lag nämlich unter dem Meeresspiegel. Doch dieses Hindernis wurde überwunden, indem alle — Männer, Frauen und sogar Kinder — Hand anlegten, um das Land aufzuschütten. Da die Versammlung aber nur über e i n e n Kleintransporter verfügte, ging es mit der schweren Arbeit langsam voran. Nach drei Monaten war die Arbeit jedoch beendet, und man konnte mit dem Bau beginnen. In diesem schönen neuen Saal mit 130 Sitzplätzen haben nun auch die vielen Interessierten, die zu den Zusammenkünften kommen, bequem Platz.
An den Saal wurde auch ein Missionarheim angebaut. Erst vor kurzem wurde auf der Insel Savaii in Westsamoa ein weiteres Missionarheim errichtet. Die Träger der „guten Botschaft“ sind also dort, um zu bleiben. Insgesamt gibt es jetzt auf ganz Samoa drei Missionarheime und vier Versammlungsstätten, bekannt als Königreichssäle.
Die Missionare und die samoanischen Zeugen sind durch echte Liebe innig miteinander verbunden, und die Samoaner im allgemeinen sind aufrichtig und haben Interesse an Gottes Wort. Es gibt noch viel Arbeit, wenn allen, die die „gute Botschaft“ kennenlernen möchten, geholfen werden soll. So, wie der Apostel Paulus einst aufgefordert wurde, nach Mazedonien zu kommen, ergeht auch heute der Ruf: ‘Komm herüber nach Samoa und hilf uns!’ (Apg. 16:9).