Wo ist heute noch Wertschätzung zu finden?
DER 12jährige Junge trocknete etwas widerwillig das Geschirr ab. Plötzlich rutschte ihm eine große Platte aus den Händen und zerbrach auf dem Küchenboden. Das Schweigen danach schien endlos zu sein. Dann sagte seine Mutter: „Weißt du, Robert, dies ist das erstemal, seit du für mich abtrocknest, daß dir etwas runtergefallen ist. Ich finde, das ist eine tolle Leistung.“
Das Gesicht des Jungen hellte sich auf, und er lachte seine Mutter dankbar an. Durch ihre wenigen anerkennenden Worte zur rechten Zeit hatte sie dafür gesorgt, daß zwischen ihr und ihrem Sohn an diesem Tag keine schlechte Stimmung aufkam. Ja, der weise Salomo hatte recht, wenn er sagte: „Wie goldene Äpfel in Silberziselierungen ist ein Wort, geredet zur rechten Zeit dafür“ (Sprüche 25:1, 11).
„Sie werden undankbar sein“
Es wird uns warm ums Herz, wenn uns jemand lobt oder wenn sich jemand bei uns bedankt. Doch wo ist heute noch Wertschätzung zu finden? In der gegenwärtigen materialistischgesinnten Welt kommt es nur noch selten vor, daß man seine Wertschätzung ausdrückt. Immer mehr setzt sich anstelle der Dankbarkeit eine Einstellung durch, die verrät, daß man zuerst an sich selbst denkt. Bei vielen fehlt der Ausdruck „Vielen Dank!“ völlig im Wortschatz. Ja, die Worte des Apostels Paulus erfüllen sich vor unseren Augen: „Wenn das Ende dieser Welt vor der Tür steht, wird es schwere Zeiten geben. Dann werden die Menschen selbstsüchtig ... sein ...; sie werden undankbar sein“ (2. Timotheus 3:1-5, Die Gute Nachricht).
Aber oft wird ein Ausdruck der Wertschätzung oder der Anerkennung durch Schmeichelei ersetzt. Wer seine Anerkennung zum Ausdruck bringt, tut dies von Herzen, ohne dabei an einen persönlichen Nutzen zu denken. Schmeicheleien hingegen sind gewöhnlich nicht aufrichtig gemeint und sind übertrieben; sie werden mit dem Hintergedanken ausgesprochen, vorwärtszukommen oder sich dadurch gewisse persönliche Vorteile zu verschaffen (Judas 16). Wer möchte sich schon unaufrichtige Schmeicheleien anhören? Doch echte Anerkennung wird von den meisten geschätzt.
Der Schriftsteller Mark Twain sagte einmal: „Ich kann zwei Monate von einem guten Kompliment zehren.“ Die meisten freuen sich, wenn sie aufrichtig gelobt werden. Ja, ein Lob oder echte Anerkennung kann uns anspornen, weiterhin unser Bestes zu tun und andere ebenfalls zu loben oder ihnen zu danken, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet.
Viele Aussagen in der Bibel lassen erkennen, daß von Herzen kommende Dankbarkeit eine gottgefällige Tugend ist. Zahlreiche Psalmen enthalten zum Beispiel Ausdrücke, die Wertschätzung und Dankbarkeit verraten. Der Psalmist David betete beispielsweise darum, daß er im Hause Jehovas wohnen möge alle Tage seines Lebens, um „mit Wertschätzung“ den Tempel Gottes zu betrachten (Psalm 27:4). Ein anderer Psalmist, Asaph, sagte: „Wir sagen dir Dank, o Gott, wir sagen dir Dank“ (Psalm 75:1). Es ist also angebracht, darüber nachzudenken, wie wir uns als dankbar erweisen können.
Wie können wir jedoch gegenüber anderen Wertschätzung und Dankbarkeit zum Ausdruck bringen? Und wie gegenüber dem Schöpfer aller Dinge?