Kolosser — vernünftiger Rat in bezug auf Glauben und Lebenswandel
WELCHE Stellung nimmt Jesus Christus in Gottes Einrichtung ein? Müssen wahre Christen, wenn sie Gott näherkommen und Rettung erlangen wollen, besondere Tage beobachten oder Askese üben? Was wird von gottergebenen Ehemännern, Ehefrauen, Kindern und anderen erwartet?
Auf Fragen wie diese benötigten die Christen des ersten Jahrhunderts, die in der Stadt Kolossä (Kleinasien) lebten, eine Antwort. Sie waren sowohl von Nichtjuden, die an heidnischen Philosophien einschließlich Askese festhielten, als auch von Juden umgeben, die sich gewisser Speisen enthielten und besondere Tage beobachteten. Tatsächlich waren bis zu einem gewissen Grad falsche Lehren in die Versammlung eingedrungen.
Während der Apostel Paulus in Rom inhaftiert war, erhielt er — obwohl er wahrscheinlich nie in Kolossä gewesen war — einen Bericht über seine Glaubensbrüder dort (Kolosser 1:7, 8; 2:1). In gewisser Hinsicht befand sich die Versammlung in einem guten Zustand. Aber einige falsche Lehren gefährdeten ihre geistige Gesundheit, und der Apostel war sehr beunruhigt. So schrieb Paulus etwa um das Jahr 60 bis 61 u. Z. unter göttlicher Inspiration einen bewegenden Brief an die Kolosser.a Er enthielt vernünftigen Rat in bezug auf Glauben und Lebenswandel und beantwortete viele wichtige Fragen, die auch für Christen im 20. Jahrhundert aktuell sind.
Die Vorrangstellung des Sohnes
Der Brief des Paulus war an „die Heiligen und treuen Brüder in Gemeinschaft mit Christus“ gerichtet, das heißt an die gesalbten Nachfolger Jesu in Kolossä. Der Apostel dankte Gott im Gebet für ihren Glauben, ihre Hoffnung und ihre Liebe. Außerdem hatten Paulus und Timotheus ‘nicht aufgehört, darum zu bitten, daß sie mit genauer Erkenntnis, mit Weisheit und geistigem Verständnis erfüllt würden’. Zu welchem Zweck? ‘Um Jehova völlig zu gefallen’ (Kolosser 1:1-12).
Ein wesentlicher Teil dieser Erkenntnis betrifft Gottes Sohn. Durch ihn erlangen Christen die Erlösung durch Loskauf, die Vergebung ihrer Sünden. Er ist „der Erstgeborene aller Schöpfung“, der Beginn der Schöpfungswerke Jehovas, derjenige, durch den Millionen von Engelsöhnen, das Universum und die Erde mit ihren pflanzlichen und animalischen Lebensformen ins Dasein gebracht wurden. Der Sohn ist auch „der Erstgeborene von den Toten“, und als solcher erschloß er seinen Miterben die Möglichkeit, mit ihm zu unsterblichem Leben im Himmel auferweckt zu werden. Und Jesus Christus ist unter anderem „das Haupt des Leibes, der Versammlung“; er nimmt unter seinen gesalbten Nachfolgern eine Vorrangstellung ein (Kolosser 1:13-18).
Außerdem hat „Gott ... es für gut befunden, in ihm die ganze Fülle wohnen zu lassen“. Er ist die Verkörperung göttlicher Eigenschaften, wie zum Beispiel der Weisheit. Tatsächlich verfügt er über alles, was Christen zur Unterweisung und Leitung benötigen. Seine Lehren, die mit den übrigen Schriften in Übereinstimmung sind, bedürfen keiner Ergänzung. Durch ihn werden alle Dinge in den Himmeln und auf Erden mit Gott versöhnt, und dank dem Opfer Christi wurde das lange Zeit verborgene „heilige Geheimnis“ — das die Hoffnung der Nichtjuden, mit Christus an der himmlischen Herrlichkeit teilzuhaben, einschließt — kundgemacht. Aber die Versöhnung der Christen hängt davon ab, daß sie standhaft bleiben und nicht abgetrieben werden von der Hoffnung der guten Botschaft. Paulus arbeitete hart als Diener dieser guten Botschaft, deren Mittelpunkt Christus ist, der in Gottes Einrichtung die Vorrangstellung einnimmt (Kolosser 1:19-29).
Falsche Lehren widerlegt
Damit sich die Christen in Kolossä des wunderbaren Vorrechtes, mit Jesus am himmlischen Leben teilzuhaben, erfreuen konnten, mußten sie im Sinn behalten, daß „in ihm ... alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis sorgsam verborgen“ sind. Deshalb sollten sie sich vor jedem hüten, ‘der sie als Beute wegführen wollte durch die Philosophie und leeren Trug gemäß der Überlieferung der Menschen, gemäß den elementaren Dingen der Welt und nicht gemäß Christus’. Sie mußten die schriftwidrigen Ansichten der Griechen und die unbiblischen Lehren der Juden zurückweisen. Es ist wichtig, daß Jehovas Zeugen heute ebenfalls falsche Lehren abweisen und einen festen Stand für die Wahrheit einnehmen (Kolosser 2:1-12).
Als nächstes stärkte Paulus die Kolosser, damit sie gegen die Machenschaften der Judaisten standzuhalten vermochten. Er wies darauf hin, daß Gott das mosaische Gesetz beseitigt hatte, indem er es an Jesu Marterpfahl nagelte. Daher sollten sie nicht zulassen, daß jemand ihren Glauben und ihre Gerechtigkeit wegen Speise und Trank und der Beobachtung von Festtagen beurteilte. Warum nicht? Weil diese Dinge nur ein Schatten der künftigen Dinge waren, „aber die Wirklichkeit gehört dem Christus“ (Kolosser 2:13-17).
Paulus bekämpfte auch andere Irrlehren und warnte z. B. vor Personen, die Gefallen hatten an einer unaufrichtigen, heuchlerischen Demut und „einer Form der Anbetung der Engel“. Offensichtlich dachten einige in Kolossä, sie würden die vermutliche Anbetungsform der Engel pflegen, oder sie beteten die Engel selbst an. Aber Paulus zeigte, daß dies und Dinge wie „Scheindemut“ und Askese — ‘eine strenge Behandlung des Leibes’ — „von keinem Wert im Kampf gegen die Befriedigung des Fleisches“ waren. Ähnlich ist es heute. Dinge wie Askese und Scheindemut bewirken nicht, daß wir in geistiger Hinsicht wachsen (Kolosser 2:18-23).
Um eine echte geistige Gesinnung zu bewahren und unrechte fleischliche Wünsche zu bekämpfen, müssen Jesu gesalbte Nachfolger ‘ihren Sinn auf die Dinge droben gerichtet halten, nicht auf die Dinge auf der Erde’. Nur wenn sie das tun, können sie hoffen, mit Christus in himmlischer Herrlichkeit offenbar gemacht zu werden. Christen, die eine irdische Hoffnung hegen, müssen ihren Sinn ebenfalls auf geistige Dinge richten (Kolosser 3:1-4; Matthäus 6:19-21).
Vernünftiger Rat in bezug auf den Lebenswandel
Was wird uns wirklich helfen, Jehova näherzukommen und unser Geistiggesinntsein zu stärken? „Ertötet ... die Glieder eures Leibes ... in bezug auf Hurerei, Unreinheit, sexuelle Gelüste, schädliche Begierde und Habsucht“, sagte Paulus. Auch unsere Zunge dürfen wir nicht mißbrauchen, indem wir unzüchtige Reden führen oder lügen, und wir sollten uns vor Zornausbrüchen hüten. Wir müssen, wie der Apostel den Kolossern schrieb, ‘die alte Persönlichkeit abstreifen und uns mit der neuen Persönlichkeit kleiden’. Wir müssen uns mit Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Milde, Langmut und Liebe — die „ein vollkommenes Band der Einheit“ ist — kleiden. Das wird nicht nur zu unserem eigenen Frieden, sondern auch zum Frieden der gesamten Versammlung beitragen (Kolosser 3:5-17).
Ebenso wie die Christen in Kolossä können Jehovas Zeugen von heute aus dem Rat Nutzen ziehen, den Paulus hinsichtlich der Familienverpflichtungen und anderer Verantwortlichkeiten gab. Ehefrauen werden ermahnt, ihren Männern untertan zu sein. Ehemänner sollten ihre Frauen weiterhin lieben und ‘sich nicht gegen sie erbittern lassen’. Kinder sollten ihren Eltern gehorsam sein, und Väter sollten ihre Kinder nicht reizen, „damit sie nicht mutlos werden“ (Kolosser 3:18-21).
Christliche Sklaven sollten gehorsam sein und von ihren gläubigen Herren gerecht und anständig behandelt werden. Philemon und sein Sklave Onesimus lebten in Kolossä, und zweifellos nahmen beide diesen Rat mit großer Wertschätzung entgegen. (Siehe Seite 26.) Dieselben Grundsätze sollten von neuzeitlichen Christen, die in einem Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Verhältnis stehen, angewandt werden. Was immer wir auch tun, wir sollten „mit ganzer Seele als für Jehova und nicht für Menschen“ daran arbeiten (Kolosser 3:18 bis 4:1).
Paulus bat seine Glaubensbrüder dringend, mit Danksagung im Gebet zu beharren. Außerdem sollten sie darum beten, daß Gott Paulus und seinen Gefährten eine Tür für das Wort auftue, „das heilige Geheimnis über den Christus zu reden“. Bestimmt sollten uns diese Worte dazu bewegen, Jehova zu danken und darum zu beten, daß er das Königreichswerk segnen möge. Und möge unsere eigene Rede — nach dem Rat des Paulus — stets gefällig sein, „mit Salz gewürzt“. Was wir sagen, sollte guten Geschmack verraten und unsere Zuhörer ansprechen. Es sollte dazu gereichen, daß diejenigen, die unsere Worte beherzigen, am Leben bleiben (Kolosser 4:2-6).
Persönliche Grüße und Ermahnungen beendeten diesen äußerst nützlichen Brief. Tychikus und Onesimus (die offensichtlich die Überbringer waren) teilten den Kolossern sicherlich Näheres über Paulus mit. Von Epaphras, der bei der Gründung der Versammlung in Kolossä mitgeholfen haben mag, wurde gesagt, ‘daß er allezeit in seinen Gebeten um sie ringe’. Paulus selbst schloß mit einem persönlichen Gruß und betete darum, daß die unverdiente Güte mit ihnen sein möge (Kolosser 4:7-18).
Die Worte des Paulus an die Christen in Kolossä helfen uns, die Vorrangstellung Jesu Christi in Gottes Einrichtung zu verstehen. Dieser Brief zeigt uns, was wir tun und was wir meiden müssen, wenn wir Gott näherkommen und Rettung erlangen möchten. Er weist auf die Anforderungen Gottes für Ehemänner, Ehefrauen, Kinder und andere Personen hin, die sich Gottes Gunst wünschen. In der Tat, der Brief des Paulus an die Kolosser enthält vernünftigen Rat in bezug auf Glauben und Lebenswandel.
[Fußnote]
a Siehe auch Aid to Bible Understanding, Seite 365, 366; „Die ganze Schrift ist von Gott inspiriert und nützlich“, Seite 222—224. Beides sind Veröffentlichungen der Wachtturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft.