Wann wird wirklich Frieden herrschen?
„KRIEG ist eine geschichtliche Konstante, und weder Zivilisierung noch Demokratie haben vermocht, ihn aus der Welt zu schaffen“, schrieben Will und Ariel Durant in ihrem Buch Die Lehren der Geschichte. „Friede ist ein Zustand unsicheren Gleichgewichts, der nur durch eindeutige Überlegenheit des einen Lagers oder durch machtmäßiges Gleichgewicht beider Lager aufrechterhalten werden kann.“
Ja, trotz angestrengter Bemühungen ist der Menschheit bisher dauerhafter Frieden verwehrt geblieben. Warum? Weil der Krieg viel tiefer liegende Ursachen hat als die politischen, territorialen oder sozialen Streitigkeiten, die wir an der Oberfläche sehen. Will und Ariel Durant bemerkten: „Die Ursachen des Krieges sind die gleichen wie die Ursachen des Wettbewerbs unter Individuen: Gewinnsucht, Kampflust, Eitelkeit; das Streben nach Nahrung, Land, Rohstoffen, Brennstoffen, Macht.“
In der Bibel wird die eigentliche Ursache für Streit und Krieg zwischen einzelnen und in größerem Maßstab unverblümt genannt. Wir lesen: „Woher kommen Kriege und woher Streitigkeiten unter euch? Kommen sie nicht von dieser Quelle, nämlich von euren Begierden nach sinnlichem Vergnügen, die in euren Gliedern im Streit liegen? Ihr begehrt, und doch habt ihr nicht. Ihr fahrt fort zu morden und seid weiterhin habsüchtig, und ihr könnt doch nicht erlangen. Ihr fahrt fort, zu streiten und Krieg zu führen“ (Jakobus 4:1, 2).
Das Ganze läuft daher auf folgendes hinaus: Damit wirklich Frieden herrscht, müssen nicht nur die Symptome ausgerottet werden — Kriege, Aufruhr, Umstürze und Revolutionen —, sondern auch die eigentlichen Ursachen — Mißtrauen, Habgier, Haß, Feindschaft —, und zwar auf seiten aller Menschen. Diese müssen durch Handlungen ersetzt werden, die mit selbstlosen Eigenschaften wie Liebe, Freundlichkeit, Vertrauen und Großzügigkeit im Einklang sind. Wer könnte das erreichen? Müßte man sich dabei auf unvollkommene, sterbliche Erdbewohner verlassen, dann lautete die Antwort: Niemand. Aber es gibt jemanden, für den das nicht zu schwer ist. Es ist derjenige, der die Antwort auf die Frage kennt: Wann wird wirklich Frieden herrschen?
Derjenige, der Frieden herbeiführen kann
Vor etwa 2 800 Jahren wurde der Prophet Jesaja inspiriert, folgendes zu erklären: „Ein Kind ist uns geboren worden, ein Sohn ist uns gegeben worden; und die fürstliche Herrschaft wird auf seiner Schulter sein. Und sein Name wird genannt werden: Wunderbarer Ratgeber, Starker Gott, Ewigvater, Fürst des Friedens. Für die Fülle der fürstlichen Herrschaft und den Frieden wird es kein Ende geben“ (Jesaja 9:6, 7).
Die Identität desjenigen, der Frieden ohne Ende bringen wird, wurde später offenbart, und es handelt sich um keinen Geringeren als Jesus Christus, den „Sohn des Höchsten“ (Lukas 1:30-33; Matthäus 1:18-23). Doch warum wird gerade ihm das gelingen, was alle anderen Fürsten und Herrscher nicht geschafft haben? Zunächst einmal ist zu beachten, daß das verheißene „Kind“ nicht immer ein hilfloser Säugling bleiben sollte, wie es von einigen dargestellt wird. Der Betreffende sollte vielmehr als „Fürst des Friedens“ zum ewigen Segen der Menschheit „fürstliche Herrschaft“ ausüben.
Jesu Herrschaft umfaßt allerdings noch mehr. Als „Wunderbarer Ratgeber“ hat er ein außergewöhnliches Verständnis der menschlichen Natur sowie überragende Fähigkeiten, und er wird daher den eigentlichen Kern der Schwierigkeiten angehen können, um so die heiklen Probleme zu lösen, vor denen weltliche Herrscher heute stehen und resignieren (Matthäus 7:28, 29; Markus 12:13-17; Lukas 11:14-20). Als „Starker Gott“ wird der auferweckte gottähnliche Jesus Christus, der jetzt im Himmel als messianischer König inthronisiert ist, für den Frieden wirken, indem er in großem Maße das wiederholt, was er bereits während seines Aufenthalts auf der Erde getan hat — Menschen mit unheilbaren Krankheiten heilen, große Volksmengen mit Speise und Trank versorgen und sogar das Wetter beherrschen (Matthäus 14:14-21; Markus 4:36-39; Lukas 17:11-14; Johannes 2:1-11). Als „Ewigvater“ hat Jesus die Macht, Verstorbene zum Leben zurückzubringen und ihnen ewiges Leben zu geben. Und er selbst wird für immer leben und dadurch sicherstellen, daß seine Herrschaft und der Frieden kein Ende haben (Matthäus 20:28; Johannes 11:25, 26; Römer 6:9).
So ausgerüstet, ist Jesus Christus eindeutig in der Lage, die tiefverwurzelten Ursachen für Krieg und Streit auszumerzen. Er wird nicht lediglich einen Friedensvertrag oder einen Plan für eine sogenannte friedliche Koexistenz zwischen den Nationen aushandeln, der dann durch den nächsten Krieg zunichte gemacht wird. Statt dessen wird er jede politische, territoriale, soziale und wirtschaftliche Ungleichheit beseitigen, indem er die Menschheit unter e i n e r Herrschaft — der Herrschaft des messianischen Königreiches — vereint. Dadurch, daß er alle Völker in der Anbetung des allein wahren Gottes leitet, wird er das beseitigen, was oft die eigentliche Ursache für Krieg ist — die falsche Religion. Es besteht kein Zweifel, daß Jesus Christus, der Fürst des Friedens, all das erreichen wird. Die Frage ist allerdings: Wann?
Ereignisse, die zu dauerhaftem Frieden führen
Jesus mußte nach seiner Auferstehung und Himmelfahrt im Jahre 33 u. Z. die bestimmte Zeit abwarten, bevor er in Aktion treten konnte. Dies war in Übereinstimmung mit der Aufforderung Jehovas: „‚Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde als Schemel für deine Füße hinlege.‘ Den Stab deiner Macht wird Jehova aus Zion senden, indem er spricht: ‚Schreite zur Unterwerfung inmitten deiner Feinde‘“ (Psalm 110:1, 2; Lukas 22:69; Epheser 1:20; Hebräer 10:12, 13). Wann geschieht dies? Seit über 70 Jahren verkündigen Jehovas Zeugen auf der ganzen Erde die gute Botschaft, daß Jesus Christus im Jahre 1914 in Gottes himmlischem Königreich zu herrschen begonnen hat.a
Man könnte jetzt sagen: „Seit 1914 hat es keinen Frieden gegeben. Ganz im Gegenteil, seitdem haben sich die Zustände nur noch verschlimmert.“ Das ist absolut richtig. Dadurch wird aber in Wirklichkeit bewiesen, daß die Ereignisse den Voraussagen gemäß eintreten. Die Bibel sagt, daß zu der Zeit, als ‘das Königreich der Welt das Königreich unseres Herrn und seines Christus geworden ist, die Nationen zornig wurden’ (Offenbarung 11:15, 18). Statt sich der Herrschaft Jehovas und seines Fürsten des Friedens zu unterwerfen, stürzten sich die Nationen in einen wahnwitzigen Kampf um die Weltherrschaft und ließen ihren Zorn besonders an Christen aus, die Zeugnis für Gottes aufgerichtetes Königreich ablegten.
Die Offenbarung zeigt auch, daß sich Jesus Christus, sobald er Königreichsmacht erlangt hatte, daranmachte, Satan und seine Dämonen aus dem Himmel zu entfernen: „Jetzt ist die Rettung und die Macht und das Königreich unseres Gottes und die Gewalt seines Christus herbeigekommen, denn der Ankläger unserer Brüder ist hinabgeschleudert worden, der sie Tag und Nacht vor unserem Gott verklagt!“ Die Folge? Der Bericht fährt fort: „Darum seid fröhlich, ihr Himmel und ihr, die ihr darin weilt! Wehe der Erde und dem Meer, weil der Teufel zu euch hinabgekommen ist und große Wut hat, da er weiß, daß er nur eine kurze Frist hat“ (Offenbarung 12:10, 12).
Ein Schlußsignal
So wird uns verständlich, warum die Nationen trotz all ihrer Bemühungen keinen Frieden zustande bringen konnten. Die große Wut des Teufels, die sich in der Wut der Nationen widerspiegelt, hat die Welt aufgewühlt und in Aufruhr versetzt wie nie zuvor in der Menschheitsgeschichte. Wann wird all das ein Ende haben? Die Bibel gibt einen wichtigen Hinweis: „Wann immer sie sagen: ‚Frieden und Sicherheit!‘, dann wird plötzliche Vernichtung sie überfallen“ (1. Thessalonicher 5:3).
Erkennen wir die Bedeutung dieser Warnung? Weltereignisse wie die, die im vorigen Artikel dargelegt wurden, zeigen, daß Politiker und auch viele andere über Frieden reden und ihn herbeiwünschen wie nie zuvor. Einige meinen, mit dem Ende des kalten Krieges gehöre die Bedrohung durch einen atomaren Holocaust der Vergangenheit an. Ja, die Nationen sprechen viel über Frieden und Sicherheit. Doch entwickelt sich die Weltlage tatsächlich in diese Richtung? Vergessen wir nicht: Jesus sagte mit Bezug auf diejenigen, die in den letzten Tagen, welche 1914 begonnen haben, leben würden: „Wahrlich, ich sage euch, daß diese Generation auf keinen Fall vergehen wird, bis alle diese Dinge geschehen“ (Matthäus 24:34). Der Frieden wird tatsächlich in dieser Generation kommen, aber nicht durch die Bemühungen der Nationen. Der fest gegründete, rechte und gerechte Frieden, den Jehova Gott verheißen hat, kann nur durch die nahende Herrschaft seines Fürsten des Friedens, Jesus Christus, kommen (Jesaja 9:7).
Wenn du dich nach dem Tag sehnst, an dem wirklich Frieden herrscht, und du ihn mit deinen Angehörigen erleben möchtest, dann blicke zu dem Fürsten des Friedens auf und behalte seine nachdrücklichen Worte im Sinn: „Bleibt also wach, und fleht allezeit, damit es euch gelingt, all diesen Dingen, die geschehen sollen, zu entgehen und vor dem Menschensohn zu stehen“ (Lukas 21:36).
[Fußnote]
a Wegen weiterer Einzelheiten bezüglich der biblischen Chronologie und der Erfüllung biblischer Prophezeiungen siehe die Kapitel 12 bis 14 in dem Buch „Dein Königreich komme“, herausgegeben von der Wachtturm-Gesellschaft.
[Kasten auf Seite 6]
DEFINITION DES FRIEDENS
Heute meinen die meisten Menschen, Frieden sei die Abwesenheit von Krieg oder Streit. Das ist jedoch eine sehr einseitige Definition dieses Wortes. In biblischer Zeit wurde das Wort „Frieden“ (hebräisch: schalṓm) oder der Ausdruck „Friede sei mit dir!“ als üblicher Gruß gebraucht (Richter 19:20; Daniel 10:19; Johannes 20:19, 21, 26). Schalom bezieht sich eindeutig nicht nur auf die Abwesenheit von Krieg. Beachtenswert ist, was das Buch The Concept of Peace dazu sagt: „Was den Gebrauch des Wortes Schalom für Frieden betrifft, hatten diejenigen, die es ursprünglich verwendeten, dabei den Zustand der Welt oder der menschlichen Gesellschaft im Auge, in der Vollständigkeit, Einheit, Ganzheit, Fülle herrscht. ... Wo Frieden ist, haben sowohl die Gesamtheit als auch die einzelnen ihre höchste und beste Daseinsstufe erreicht.“ Wenn Gott Frieden herbeiführt, werden die Menschen zum einen „den Krieg nicht mehr lernen“, und zum anderen wird „jeder unter seinem Weinstock und unter seinem Feigenbaum“ sitzen (Micha 4:3, 4).
[Bild auf Seite 7]
Die Abwesenheit von Frieden ist seit dem Ersten Weltkrieg schmerzlich zu spüren