Ist es gleich, welcher Religion man angehört?
„Unserer Zeit widerfährt ein tragisches Schicksal. Wir brauchen zwar eine Religion, aber finden nirgendwo einen Gott, der dazu paßt“ (Lucian Blaga, rumänischer Dichter und Philosoph).
„Die Religion und die Geistlichkeit gehören zu den größten Feinden des Fortschritts und der Freiheit, und sie werden es wahrscheinlich noch lange bleiben“ (Christo Botew, bulgarischer Dichter).
DIE nebenstehenden Zitate spielen auf ein Dilemma an, in dem sich viele aufrichtige Menschen befinden. Tief im Innern spüren sie das Bedürfnis nach einer Religion, doch den geheimnisvollen Gott, den die Geistlichkeit lehrt, können sie weder verstehen noch lieben. Außerdem ist ihnen bewußt, daß die Geistlichen und die von diesen vertretenen Religionen vieles getan haben, was dem Fortschritt und der Freiheit des Menschen entgegenstand. Ja, aufrichtige Menschen, die sich zunehmend der Notwendigkeit der Religion bewußt werden, geben sich gewiß nicht mit irgendeiner Religion zufrieden.
Ein bedeutsamer Unterschied
Die Religion spielt eine wichtige Rolle in der Natur und in der Geschichte des Menschen. Die New Encyclopædia Britannica bezeichnet die Religion „als ein Faktum in der Erfahrung, Kultur und Geschichte des Menschen“ und fügt hinzu: „Beweise für religiöse Gesinnung und Ergebenheit finden sich in jedem Bereich des menschlichen Lebens.“ Die Geschichte zeigt jedoch, daß sich keine der großen Weltreligionen als ein Segen für die Menschheit erwiesen hat.
Der indische Staatsmann Jawaharlal Nehru sagte einmal: „Das Schauspiel, das man als Religion beziehungsweise als organisierte Religion bezeichnet, hat in Indien und anderswo Angst und Schrecken verbreitet.“ Wer wollte ihm allen Ernstes widersprechen, wenn man an die vielen Kriege und Verbrechen im Namen der Religion denkt?
Der französische Philosoph Voltaire machte bereits im 18. Jahrhundert eine interessante Unterscheidung. Er schrieb: „Die Religion, sagt ihr, sei für eine Unmenge Missetaten verantwortlich; sagt lieber, es sei der Aberglaube, der auf unserer trüben Erde herrscht: Er ist der schlimmste Feind der reinen Verehrung, die wir dem höchsten Wesen schuldig sind.“ Voltaire kämpfte gegen die religiöse Intoleranz seiner Tage, bewahrte sich jedoch seinen Glauben an Gott als dem Schöpfer des Universums. Er erkannte, daß man zwischen wahrer und falscher Religion unterscheiden muß.
Die Notwendigkeit, eine Wahl zu treffen
Nicht jeder ist derselben Ansicht wie Voltaire. Einige behaupten, an allen Religionen sei etwas Gutes; daher empfinden sie kein echtes Bedürfnis, nach der wahren Religion zu suchen. Die Betreffenden sollten folgende Warnung des Propheten Jesaja beachten: „Wehe denen, die sagen, daß Gutes böse sei und Böses gut sei, denen, die Finsternis als Licht hinstellen und Licht als Finsternis, denen, die Bitteres als Süßes hinstellen und Süßes als Bitteres!“ (Jesaja 5:20). Das, was die falsche Religion hervorgebracht hat, ist für die Menschheit nicht zum Guten. Es hat geistige Finsternis bewirkt, und bei aufrichtigen Menschen hinterläßt es einen bitteren Nachgeschmack.
Man steht daher nicht vor der Wahl, entweder Atheist zu sein oder irgendeiner Religion anzugehören. So einfach ist es nicht. Wenn jemand erkannt hat, daß er Gott benötigt, muß er sich auch bemühen, die wahre Religion zu finden. Der Gelehrte Émile Poulat formulierte in dem Werk Le Grand Atlas des Religions (Der große Religionsatlas) sehr treffend: „Das, was ... [die Religionen] lehren und fordern, weicht so sehr voneinander ab, daß man unmöglich alles glauben kann.“ In Übereinstimmung damit heißt es in der französischen Encyclopædia Universalis: „Falls das 21. Jahrhundert zur Religion zurückkehren sollte, ... wird der Mensch entscheiden müssen, ob die heiligen Dinge, die ihm angeboten werden, richtig oder falsch sind.“
Wie man die richtige Religion finden kann
Wovon kann man sich auf der Suche nach der richtigen Religion leiten lassen? Die Encyclopædia Universalis hebt zu Recht die Wichtigkeit der Wahrheit hervor. Eine Religion, die Lügen lehrt, kann unmöglich wahr sein. Der größte Prophet, der sich jemals auf der Erde befand, sagte: „Gott ist ein GEIST, und die ihn anbeten, müssen ihn mit Geist und Wahrheit anbeten“ (Johannes 4:24).
Dieser Prophet war Jesus Christus, der auch erklärte: „Hütet euch vor den falschen Propheten, die bei euch auftreten, als Schafe verkleidet, unter der Hülle aber beutegierige Wölfe sind! An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen können. ... Jeder gute Baum trägt gute Früchte, doch jeder morsche Baum trägt schlechte Früchte“ (Matthäus 7:15-17, Wilckens). Viele aufrichtige Menschen sehen die schlechten Früchte der „großen“ Religionen der Welt sowie der Sekten und Kulte, die aufgekommen sind, und betrachten sie alle als ‘morsche Bäume’, als einfach nicht gut genug. Doch wie kann man die wahre Religion finden?
Es wäre zweifellos unmöglich, sich mit all den Tausenden von christlichen und nichtchristlichen Religionen zu befassen, bevor man eine Wahl trifft. Wenn wir allerdings, wie Jesus sagte, die Wahrheit und die Früchte als Prüfstein nehmen, können wir die wahre Religion herausfinden.
Die Wahrheit und die Früchte
Jesus sprach von Wahrheit. Somit muß man sich unter anderem fragen: Welche Glaubensgemeinschaft verwirft die aus der antiken Mythologie und der griechischen Philosophie stammenden religiösen Lügen, die in die meisten Religionen eingedrungen sind? Eine solche Lüge ist beispielsweise die Lehre, die Seele des Menschen sei von Natur aus unsterblich.a Auf dieser Lehre baut wiederum die Gott entehrende Lehre vom Höllenfeuer auf.
Jesus erwähnte auch Früchte. Ist irgendeine der vielen Religionen dafür bekannt, daß sie eine echte internationale Bruderschaft hervorgebracht hat, in der durch Liebe und gegenseitiges Verständnis Rassismus, Sprachschranken und Nationalismus überwunden worden sind? Gibt es eine Religionsgemeinschaft, deren Mitglieder auf der ganzen Erde lieber Verfolgung erdulden, als sich durch Politiker oder geistliche Führer dazu aufstacheln zu lassen, ihre Brüder und Schwestern zu hassen und sie im Namen des Nationalismus oder der Religion zu töten? Würde eine Religion, die Irrlehren verwirft und entsprechende Früchte hervorbringt, dadurch nicht deutlich beweisen, daß sie die wahre Religion ist?
Die wahre Religion wird heute praktiziert
Gibt es eine solche Religion? Ja! Man muß jedoch einräumen, daß es sich dabei nicht um eine der großen Glaubensgemeinschaften der Welt handelt. Sollte uns das überraschen? Keinesfalls. Jesus sagte in seiner berühmten Bergpredigt: „Geht ein durch das enge Tor; denn breit und geräumig ist der Weg, der in die Vernichtung führt, und viele sind es, die auf ihm hineingehen; doch eng ist das Tor und eingeengt der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind es, die ihn finden“ (Matthäus 7:13, 14).
Und welche Religion ist nun die wahre? In aller Demut und Aufrichtigkeit kann von Jehovas Zeugen gesagt werden, daß sie eine internationale Gemeinschaft bilden, die auf dem ‘eingeengten Weg’ geht. Zugegeben, die großen Kirchen bezeichnen sie verächtlich als Sekte. Dasselbe sagten allerdings schon die abtrünnigen geistlichen Führer des ersten Jahrhunderts u. Z. von den ersten Christen (Apostelgeschichte 24:1-14).
Wieso sind Jehovas Zeugen so zuversichtlich, die wahre Religion zu haben? Nun, sie bilden eine weltweite Bruderschaft, und das trotz der Tatsache, daß sie in über 200 Ländern und Inselgebieten leben, und unter ihnen gibt es keine Spaltungen aufgrund von Nationalität, Rasse, Sprache oder gesellschaftlicher Stellung. Des weiteren lehnen sie Lehren ab — so alt diese auch sein mögen —, die eindeutig dem widersprechen, was die Bibel sagt. Doch wie konnten sie diesen beneidenswerten Zustand erreichen? Und was bedeutet es, die wahre Religion auszuüben? Diese und weitere Fragen über die Religion werden in den beiden nächsten Artikeln behandelt.
[Fußnote]
a Einen gut dokumentierten Nachweis des mythischen Ursprungs dieser Glaubenslehre enthält das Buch Die Suche der Menschheit nach Gott, herausgegeben von der Wachtturm-Gesellschaft, Seite 52—57.
[Bild auf Seite 7]
Die Kreuzzüge gehörten zu den schlechten Früchten der falschen Religion
[Bildnachweis]
Bibliothèque Nationale (Paris)
[Bild auf Seite 8]
Die wahre Religion bringt gute Früchte hervor