Sind Jehovas Zeugen eine Sekte?
JESUS CHRISTUS wurde beschuldigt, ein Trinker, ein Schlemmer, ein Sabbatschänder, ein falscher Zeuge, ein Gotteslästerer und ein Bote des Satans zu sein. Außerdem wurde er als angeblicher Umstürzler angeklagt (Matthäus 9:34; 11:19; 12:24; 26:65; Johannes 8:13; 9:16; 19:12).
Nach Jesu Tod und Auferstehung waren seine Jünger das Ziel schwerwiegender Anklagen. Eine Gruppe jener ersten Christen wurde vor die Vorsteher einer Stadt geschleppt, wobei die Leute lautstark behaupteten, die Betreffenden hätten „die bewohnte Erde aufgewiegelt“ (Apostelgeschichte 17:6). Bei einer anderen Gelegenheit wurden der Apostel Paulus und sein Begleiter Silas in Philippi vor die Vertreter der Obrigkeit gebracht und beschuldigt, in der Stadt große Unruhe verursacht zu haben (Apostelgeschichte 16:20).
Paulus wurde später als „eine Pest“ bezeichnet, als jemand, „der unter allen Juden auf der ganzen bewohnten Erde Aufstände erregt“ und der „den Tempel zu entweihen versucht hat“ (Apostelgeschichte 24:5, 6). Die Vorsteher der Juden in Rom beschrieben die Situation der Nachfolger Jesu korrekt, als sie erklärten: „In der Tat, was diese Sekte betrifft, ist uns bekannt, daß ihr überall widersprochen wird“ (Apostelgeschichte 28:22).
Die neue Gruppe, die Jesus Christus gegründet hatte, wurde von einigen offensichtlich als religiöse Gemeinschaft mit radikalen Ansichten und Praktiken betrachtet, die im Widerspruch zu dem standen, was in jenen Tagen als normales Sozialverhalten akzeptiert wurde. Zweifellos hätten auch viele unserer Zeitgenossen die Christen für eine destruktive Sekte gehalten. Die Ankläger waren mancherorts prominente und geachtete Bürger, und das scheint den Anschuldigungen zusätzliches Gewicht verliehen zu haben. Viele waren von der Richtigkeit der Anklagen gegen Jesus und seine Jünger überzeugt. Doch wie uns wahrscheinlich bekannt ist, war jede dieser Behauptungen falsch. Allein die Tatsache, daß man gewisse Dinge behauptete, machte diese noch nicht wahr.
Wie sieht es heute aus? Wäre es zutreffend, Jehovas Zeugen als eine religiöse Gruppe mit radikalen Ansichten und Praktiken zu bezeichnen, die zu dem im Widerspruch stehen, was als normales Sozialverhalten akzeptiert wird? Sind Jehovas Zeugen eine Sekte?
Was die Beweise zeigen
Ein Behördenvertreter der Stadt St. Petersburg (Rußland) erklärte: „Jehovas Zeugen werden von manchen als eine Art Untergrundsekte angesehen, deren Mitglieder sich in der Dunkelheit treffen und Kinder schlachten und sich gegenseitig umbringen.“ Doch die Bewohner Rußlands haben in letzter Zeit das wahre Wesen der Zeugen besser kennengelernt. Als der zitierte Beamte anläßlich eines internationalen Kongresses mit Jehovas Zeugen zusammenarbeitete, sagte er: „Heute sehe ich ganz normale, lächelnde Menschen, die sogar besser sind als viele Leute, die ich kenne. Es sind friedliche, ruhige Menschen, die einander sehr lieben.“ Er fügte hinzu: „Ich kann überhaupt nicht verstehen, warum man solche Lügen über sie verbreitet.“
Jehovas Zeugen halten weder okkultistische Zusammenkünfte ab, noch ist ihre Anbetung in einen Schleier des Geheimnisses gehüllt. Die Autorin Julia Mitchell Corbett, die keine Zeugin Jehovas ist, schrieb: „Wenn sie — gewöhnlich nicht nur einmal in der Woche — in Königreichssälen zusammenkommen (ihre Zusammenkunftsstätten werden nicht als Kirche bezeichnet), wird die meiste Zeit auf das Bibelstudium und auf Diskussionen verwendet.“ Ihre Zusammenkunftsstätten sind durch ein Schild deutlich als solche gekennzeichnet. Die Zusammenkünfte sind öffentlich, und jedermann ist eingeladen, diesen beizuwohnen. Auch unangemeldete Gäste sind herzlich willkommen.
„Jehovas Zeugen haben sich den Ruf erworben, ehrlich, höflich und fleißig zu sein“, führte Julia Mitchell Corbett in ihrem Buch Religion in America weiter aus. Viele, die keine Zeugen sind, werden ohne weiteres zugeben, daß Jehovas Zeugen nichts Außergewöhnliches oder Absonderliches an sich haben. Ihr Lebenswandel steht nicht im Widerspruch zu dem, was als normales Sozialverhalten akzeptiert wird. In der New Encyclopædia Britannica wird treffend gesagt, daß die Zeugen „auf einem strengen Sittenkodex für das persönliche Verhalten bestehen“.
Ein voreingenommener Bericht über Jehovas Zeugen in dem Fernsehmagazin 60 Minutes veranlaßte den Direktor für Nachrichten und spezielle Projekte eines US-Fernsehsenders, den Zeugen folgendes zu schreiben: „Würden mehr Menschen gemäß Ihrer Religion leben, sähe es in diesem Land ganz anders aus. Ich bin ein Journalist, der weiß, daß Ihre Organisation auf Liebe und auf einen starken Glauben an den Schöpfer gegründet ist. Ich möchte Sie wissen lassen, daß nicht alle Journalisten voreingenommen sind.“
Eine gut bekannte Religion
Ist die Behauptung zutreffend, Jehovas Zeugen seien eine kleine Randgruppe? Im Vergleich zu manchen anderen Religionen gibt es zahlenmäßig relativ wenige Zeugen Jehovas. Doch man erinnere sich an das, was Jesus sagte: „Eng ist das Tor und eingeengt der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind es, die ihn finden“ (Matthäus 7:13, 14).
Jehovas Zeugen sind alles andere als eine kleine sektiererische Randgruppe. Im Frühjahr 1993 wohnten über 11 Millionen Menschen der von den Zeugen abgehaltenen Feier zum Gedenken an den Tod Christi bei. Wichtiger als ihre Zahl ist allerdings ihr moralisch einwandfreier Ruf und ihr vorbildliches Benehmen, etwas, was ihnen weltweit Lob eingetragen hat. Das ist zweifellos in jenen Ländern ein ausschlaggebender Faktor gewesen, in denen ihnen die offizielle Anerkennung als bekannte, redliche Religion gewährt wurde.
Von besonderem Interesse ist ein Urteil, das unlängst der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte fällte. Er erklärte, daß den Zeugen Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit zu gewähren ist und daß sie das Recht haben, über ihre Glaubensansichten zu sprechen und andere darüber zu belehren. Das wäre wohl kaum der Fall gewesen, wenn Jehovas Zeugen dafür bekannt wären, daß sie sich der Täuschung und gegen die Moral verstoßender Praktiken bedienen, um Mitglieder anzuwerben, oder wenn bei ihnen Manipulationsmethoden angewandt würden, um den Sinn ihrer Anhänger zu beherrschen.
Zahlreiche Menschen in der ganzen Welt sind mit Jehovas Zeugen gut vertraut. Wir fragen die Millionen Nichtzeugen, mit denen Jehovas Zeugen die Bibel studieren oder irgendwann einmal studiert haben: Gab es irgendwelche Bemühungen, Sie einer Gehirnwäsche zu unterziehen? Haben die Zeugen durch das Anwenden irgendwelcher Praktiken versucht, Ihren Sinn zu beherrschen? Ihre ehrliche Antwort wird zweifellos lauten: „Nein.“ Wären solche Methoden angewandt worden, gäbe es bestimmt zahllose Opfer, die jedem Argument zugunsten von Jehovas Zeugen widersprechen würden.
„Völliges Aufgehen in der Menschlichkeit“
Sektenmitglieder kapseln sich oft von Angehörigen, Freunden und sogar von der Gesellschaft im allgemeinen ab. Ist das bei Jehovas Zeugen der Fall? „Ich gehöre nicht den Zeugen Jehovas an“, schrieb ein Journalist aus der Tschechischen Republik. Dennoch fügte er hinzu: „Sie [Jehovas Zeugen] haben eine enorme moralische Stärke. ... Natürlich erkennen sie die staatliche Autorität an, aber sie glauben, daß nur Gottes Königreich alle Probleme der Menschen lösen kann. Man sollte sich allerdings nicht täuschen lassen: Sie sind keine Fanatiker. Sie sind Leute, die sich durch ihr völliges Aufgehen in der Menschlichkeit auszeichnen.“
Und sie leben weder in Kommunen, noch kapseln sie sich von Verwandten und anderen ab. Jehovas Zeugen sind sich der biblischen Verpflichtung bewußt, ihre Angehörigen zu lieben und sich um sie zu kümmern. Sie leben und arbeiten mit Menschen aller Rassen und Religionen zusammen. Bei Katastrophen reagieren sie unverzüglich, indem sie für Hilfslieferungen und andere humanitäre Unterstützung sorgen.
Noch bedeutsamer ist allerdings, daß sie sich an einem unvergleichlichen Bildungsprogramm beteiligen. Wie viele Religionsgemeinschaften könnten auf organisierte Weise systematisch jeden Bewohner am Ort persönlich aufsuchen? Jehovas Zeugen tun das in über 200 Ländern und in mehr als 200 Sprachen! Es ist ganz offensichtlich, daß sie in der Menschlichkeit völlig aufgehen.
Strenges Festhalten an der Bibel
Zugegeben, die Lehren von Jehovas Zeugen unterscheiden sich von denen der Kirchen. Jehovas Zeugen glauben, daß Jehova der allmächtige Gott ist und Jesus sein Sohn, daß sie jedoch nicht Teil einer Dreieinigkeit sind. Ihr Glaube ist in der Überzeugung verankert, daß allein Gottes Königreich der leidenden Menschheit Erleichterung bringen kann. Sie warnen die Menschen vor der bevorstehenden Vernichtung des gegenwärtigen verderbten Systems der Dinge. Außerdem verkündigen sie, daß Gott ein irdisches Paradies für gehorsame Menschen verheißen hat. Dem Kreuz zollen sie keine Verehrung, auch feiern sie nicht Weihnachten. Sie glauben, daß die Seele sterblich ist und daß es keine Feuerhölle gibt. Bluthaltige Nahrungsmittel lehnen sie genauso ab wie Bluttransfusionen. Sie mischen sich nicht in die Politik ein und beteiligen sich nicht am Krieg. Haben Sie sich jemals gefragt, warum Jehovas Zeugen solche abweichenden Lehren vertreten?
In der Daily Hampshire Gazette, einer Zeitung aus Massachusetts, wurde erklärt, daß „die strenge Bibelauslegung [der Zeugen Jehovas] viele Aktivitäten verbietet, die andere für angebracht halten ..., wobei alles auf das Bemühen zurückzuführen ist, sich an das Vorbild der Christen des ersten Jahrhunderts und an das Wort der Bibel zu halten“. In der Encyclopedia of Religion heißt es bestätigend: „Alles, was sie glauben, stützt sich auf die Bibel. Sie liefern zu fast jeder Glaubensaussage einen ‚Beweistext‘ (das heißt ein Bibelzitat als Stütze), und für sie ist die Autorität der Bibel, die über alle Tradition erhaben ist, selbstverständlich.“ In dem Buch Religion in America wird gesagt: „Die Gruppe hat das Bibelstudium stets in den Mittelpunkt gerückt, und ihre Lehren werden durch ein wohldurchdachtes System von Bibelverweisen gestützt.“
Wer ist ihr Führer?
Weil sich Jehovas Zeugen so eng an die biblischen Lehren halten, gibt es bei ihnen keine Verehrung oder Vergötterung menschlicher Führer, wie sie für heutige Sekten charakteristisch ist. Sie verwerfen die Unterscheidung in Geistliche und Laien. In der Encyclopedia of Religion wird treffend erklärt: „Eine Geistlichenklasse und besondere Titel sind unzulässig.“
Jehovas Zeugen folgen Jesus Christus als ihrem Führer und als Haupt der Christenversammlung. Jesus hat selbst gesagt: „Laßt euch nicht Rabbi nennen, denn e i n e r ist euer Lehrer, während ihr alle Brüder seid. Des weiteren nennt niemand auf der Erde euren Vater, denn e i n e r ist euer Vater, der himmlische. Auch laßt euch nicht ‚Führer‘ nennen, denn e i n e r ist euer Führer, der Christus“ (Matthäus 23:8-12).
Auf Jehovas Zeugen trifft eindeutig genausowenig das Bild zu, das man sich von einer Sekte macht, wie man von Jesus sagen konnte, er sei ein Schlemmer und ein Trunkenbold. Zugegeben, nicht jeder, der durch die unrichtigen Berichte über Jesus und seine Jünger beeinflußt worden war, ließ sich dazu verleiten, ihn zu verleumden. Einige waren vielleicht einfach nur falsch informiert. Wenn Sie Fragen über Jehovas Zeugen und ihre Glaubensansichten haben, warum sie dann nicht besser kennenlernen? Die Tür der Königreichssäle steht allen Wahrheitssuchern weit offen.
Auch Sie können aus der sorgfältigen Suche der Zeugen nach genauer biblischer Erkenntnis Nutzen ziehen und erfahren, wie Gott in Übereinstimmung mit folgenden Worten Jesu angebetet werden sollte: „Die Stunde [kommt], und sie ist jetzt, in der die wahren Anbeter den Vater mit Geist und Wahrheit anbeten werden; denn in der Tat, der Vater sucht solche als seine Anbeter“ (Johannes 4:23).