GESPRÄCH VON MENSCH ZU MENSCH
Seit wann regiert Gottes Königreich? (Teil 1)
Schalten wir uns einmal in eine typische Unterhaltung ein. Ein Zeuge Jehovas, den wir Oliver M. nennen wollen, besucht Sven S. zu Hause.
STÄNDIG NACHFORSCHEN
Oliver M.: Schön, dass Sie sich heute wieder Zeit nehmen, Herr S. Unsere biblischen Gespräche begeistern mich immer.a Das letzte Mal haben Sie ja gefragt, warum Jehovas Zeugen glauben, dass Gottes Königreich seit 1914 regiert.
Sven S.: Genau. Ich hab das in einem Ihrer Hefte gelesen. Es hat mich neugierig gemacht, weil Sie Ihren Glauben doch auf die Bibel stützen.
Oliver M.: Ja, das tun wir.
Sven S.: Ich hab die Bibel ja schon durchgelesen, aber dass da irgendwo 1914 vorkam, daran kann ich mich nicht erinnern. Sogar online hab ich in einer Bibel nach „1914“ gesucht . . . Aber auch nichts.
Oliver M.: Sie haben schon die ganze Bibel gelesen! Klasse! Sie bedeutet Ihnen wohl viel.
Sven S.: Die Bibel ist wirklich einmalig.
Oliver M.: Das stimmt. Und Sie machen das genau richtig. Sie versuchen in der Bibel eine Antwort zu finden. Schön, dass Sie sich so eine Mühe machen. Die Bibel fordert uns auch auf, ständig nachzuforschen.b
Sven S.: Ja, ich wollte unbedingt mehr über 1914 wissen und hab noch ein bisschen weitergesucht. In dem Buch, das wir zusammen lesen, hab ich dann auch tatsächlich was gefunden. Da wird ein Traum erwähnt, den ein König hatte — es ging um einen riesigen Baum, der umgehauen wurde und später wieder wuchs . . . oder irgendwie so.
Oliver M.: Ach ja, das ist aus der Prophezeiung in Daniel, Kapitel 4. Den Traum hatte der babylonische König Nebukadnezar.
Sven S.: Genau, das ist der König. Ich habe die Prophezeiung mehrmals gelesen. Aber ehrlich gesagt, ich kann immer noch nicht verstehen, was das mit Gottes Königreich oder dem Jahr 1914 zu tun haben soll.
Oliver M.: Na ja, Herr S., selbst der Prophet Daniel, der die inspirierten Worte niederschrieb, verstand nicht die volle Bedeutung.
Sven S.: Wirklich?
Oliver M.: Ja. Sehen Sie mal: Hier in Daniel 12:8 sagt Daniel über sich: „Was nun mich betrifft, ich hörte, aber ich konnte es nicht verstehen.“
Sven S.: Das beruhigt mich aber. Ich bin also nicht der Einzige, der es nicht versteht.
Oliver M.: Daniel konnte diese Prophezeiungen gar nicht verstehen, denn erst viel später sollten Menschen von Gott das richtige Verständnis erlangen. Aber heute, in unserer Zeit, können wir die Prophezeiungen verstehen.
Sven S.: Ja? Und warum kann man das erst heute verstehen?
Oliver M.: Achten Sie doch mal darauf, was im nächsten Bibelvers steht. Daniel 12:9 sagt: „Die Worte werden geheim gehalten und versiegelt bis zur Zeit des Endes.“ Also erst in der Zeit des Endes würde man die Prophezeiungen verstehen. In diesem Zeitabschnitt leben wir heute. Und etwas später in dem Buch werden wir noch die Beweise dafür kennenlernen.c
Sven S.: Können Sie mir denn die Prophezeiung aus Daniel erklären?
Oliver M.: Ich versuchʼs.
NEBUKADNEZARS TRAUM
Oliver M.: Wir können ja erst mal kurz zusammenfassen, was König Nebukadnezar in seinem Traum gesehen hat, und dann über die Bedeutung sprechen.
Sven S.: Okay.
Oliver M.: Nebukadnezar sah einen riesigen Baum, der bis zum Himmel reichte. Er hörte den Befehl, den Baum umzuhauen, aber der Wurzelstock sollte in der Erde bleiben. Nach einer gewissen Zeitspanne, nämlich „sieben Zeiten“, sollte der Baum wieder wachsen.d Zunächst bezog sich diese Prophezeiung auf Nebukadnezar. Dieser mächtige König sollte zu Fall gebracht werden, genau wie der riesige Baum. Und dieser Zustand sollte „sieben Zeiten“ andauern. Können Sie sich erinnern, was dann passierte?
Sven S.: Nein. Ich weiß es nicht mehr.
Oliver M.: Die Bibel zeigt, dass Nebukadnezar seinen Verstand offenbar für 7 Jahre verlor. Während dieser Zeit konnte er natürlich nicht als König regieren. Aber am Ende der sieben Zeiten bekam er seinen Verstand zurück und wurde wieder als König eingesetzt.e
Sven S.: Okay, so weit versteh ich das. Aber was hat das alles mit Gottes Königreich und dem Jahr 1914 zu tun?
Oliver M.: Kurz gesagt, hat diese Prophezeiung zwei Erfüllungen. Als Nebukadnezars Herrschaft unterbrochen wurde, hat sich die Prophezeiung das erste Mal erfüllt. Die zweite Erfüllung schloss eine Unterbrechung von Gottes Herrschaft ein und bezieht sich auf sein Königreich.
Sven S.: Eine zweite Erfüllung an Gottes Königreich? Woher nehmen Sie das denn?
Oliver M.: Nun, die Prophezeiung selber gibt schon einen Hinweis darauf. Daniel 4:17 sagt: „Damit die Lebenden erkennen, dass der Höchste der Herrscher ist im Königreich der Menschheit und dass er es gibt, wem er will.“ Ist Ihnen der Ausdruck „Königreich der Menschheit“ aufgefallen?
Sven S.: Ja.
Oliver M.: Und jetzt wird hier gesagt, dass in diesem Königreich der Menschheit der Höchste herrscht. Was denken Sie, wer ist „der Höchste“?
Sven S.: Wahrscheinlich Gott, oder?
Oliver M.: Stimmt. Und das macht schon mal deutlich, dass sich die Prophezeiung nicht nur auf Nebukadnezar beziehen kann, sondern auch die Herrschaft Gottes über die Menschen einschließt. Und der Kontext bestätigt das auch noch.
Sven S.: Was meinen Sie damit?
ZENTRALES THEMA IM BUCH DANIEL
Oliver M.: Das Buch Daniel greift immer wieder ein zentrales Thema auf. Es geht dabei um die Aufrichtung des Königreichs Gottes mit seinem Sohn Jesus als Regenten. Wir können ja mal ein paar Kapitel zurückblättern, zu Daniel 2. Würden Sie mal den Vers 44 lesen?
Sven S.: Ja, gern. Hier steht: „In den Tagen dieser Könige wird der Gott des Himmels ein Königreich aufrichten, das nie zugrunde gerichtet werden wird. Und das Königreich selbst wird an kein anderes Volk übergehen. Es wird alle diese Königreiche zermalmen und ihnen ein Ende bereiten, und selbst wird es für unabsehbare Zeiten bestehen.“
Oliver M.: Danke. Was denken Sie, könnte sich das auf Gottes Königreich beziehen?
Sven S.: Hmm. Ich bin mir nicht sicher.
Oliver M.: Hier wird gesagt, dass das Königreich für immer bestehen wird. Kann das auf menschliche Regierungen zutreffen?
Sven S.: Wohl eher nicht.
Oliver M.: Und es gibt noch eine weitere Prophezeiung in Daniel, die auf Gottes Königreich hinweist. Wir finden sie in Kapitel 7:13, 14. Von einem zukünftigen Regenten wird gesagt: „Ihm wurde Herrschaft und Würde und Königtum gegeben, damit die Völker, Völkerschaften und Sprachen alle ihm dienen sollten. Seine Herrschaft ist eine auf unabsehbare Zeit dauernde Herrschaft, die nicht vergehen wird, und sein Königreich eines, das nicht zugrunde gerichtet werden wird.“ Kommt Ihnen in der Prophezeiung irgendwas bekannt vor?
Sven S.: Es wird von einem Königreich gesprochen.
Oliver M.: Ganz genau. Aber es geht nicht um irgendein Königreich. Dieses Königreich wird Macht über „Völker, Völkerschaften und Sprachen“ haben. Das bedeutet also, dass es über die ganze Erde regieren wird.
Sven S.: Hmm, ist mir beim Lesen gar nicht aufgefallen. Aber stimmt, das steht hier.
Oliver M.: Die Prophezeiung sagt weiter: „Seine Herrschaft ist eine auf unabsehbare Zeit dauernde Herrschaft, die nicht vergehen wird, und sein Königreich eines, das nicht zugrunde gerichtet werden wird.“ Das klingt doch fast so wie die Prophezeiung aus Daniel 2:44, oder?
Sven S.: Irgendwie schon.
Oliver M.: Wollen wir noch mal kurz zusammenfassen. Aus der Prophezeiung in Daniel 4 haben wir gelernt, dass Gott der Herrscher über das Königreich der Menschheit ist. Deswegen kann sich die Prophezeiung nicht nur auf Nebukadnezar beziehen, sondern muss noch mehr einschließen. Und überall im Buch Daniel findet man Prophezeiungen, die von der Aufrichtung des Königreiches Gottes sprechen, mit Jesus an der Spitze. Wenn man das alles berücksichtigt, könnte man da nicht die Prophezeiung aus Daniel, Kapitel 4 mit dem Königreich Gottes in Verbindung bringen?
Sven S.: Ja, das macht Sinn. Aber die Verbindung zu 1914 ist mir immer noch unklar.
„SIEBEN ZEITEN“ SOLLEN VERGEHEN
Oliver M.: Okay. Gehen wir doch noch mal zurück zu Nebukadnezar. In der ersten Erfüllung der Prophezeiung wurde er ja durch einen Baum dargestellt, der umgehauen wurde. Er verlor seinen Verstand und seine Herrschaft wurde für sieben Zeiten unterbrochen. Die sieben Zeiten endeten, als Nebukadnezar seinen Verstand zurückerhielt und seine Herrschaft fortsetzen konnte. Und in der zweiten Erfüllung sollte die Herrschaft von Gott für eine gewisse Zeit unterbrochen werden, aber nicht, weil Gott irgendeinen Fehler gemacht hätte.
Sven S.: Gott macht doch sowieso nie Fehler, oder?
Oliver M.: Das stimmt. Doch man muss sich jetzt in die biblische Zeit versetzen. Israelitische Könige, die in Jerusalem regierten, saßen sozusagen auf dem „Thron Jehovas“.f Sie regierten über das Volk und vertraten Gott als seine königlichen Bevollmächtigten. Im Lauf der Zeit hörten die meisten Könige aber nicht mehr auf Gott und viele ihrer Untertanen schlossen sich dem schlechten Beispiel an. Deshalb ließ Gott zu, dass die Babylonier 607 v. u. Z. die Israeliten besiegten. Ab diesem Zeitpunkt wurde Jehova von keinem König mehr in Jerusalem vertreten. Die Regierung Gottes war damit quasi unterbrochen. Ist das so weit einigermaßen klar?
Sven S.: Ich glaub schon.
Oliver M.: Man kann also sagen, dass 607 v. u. Z. die Regierung Gottes unterbrochen wurde. Damit begannen die sieben Zeiten. Am Ende der sieben Zeiten würde Gott einen neuen Regenten einsetzen, der ihn vertreten würde. Aber diesmal jemand im Himmel. Dann würden sich auch die anderen Prophezeiungen aus Daniel erfüllen. Die Frage ist: Wann endeten diese sieben Zeiten? Wenn wir das nämlich beantworten können, wissen wir auch, wann das Königreich Gottes angefangen hat zu regieren.
Sven S.: Lassen Sie mich raten — die sieben Zeiten endeten 1914?
Oliver M.: Ja, das stimmt.
Sven S.: Aber, wie komm ich jetzt zu dem Datum?
Oliver M.: Nun, als Jesus auf der Erde lebte, waren die sieben Zeiten noch nicht zu Ende. Das hat er selbst erklärt.g Sie begannen, schon Hunderte von Jahren bevor Jesus auf die Erde kam. Und sie dauerten noch an, als er bereits in den Himmel zurückgekehrt war. Es ging hier also um eine lange Zeitspanne. Wir hatten auch gesagt, die Bedeutung der Prophezeiung Daniels könnte man erst in der „Zeit des Endes“ verstehen.h Interessanterweise prüften im späten 19. Jahrhundert aufrichtige Erforscher der Bibel diese und andere Prophezeiungen sehr gründlich und kamen zu dem Schluss, die sieben Zeiten müssten im Jahr 1914 enden. Und bedeutende Weltereignisse lassen den Schluss zu, dass nur 1914 das Jahr sein konnte, in dem Gottes Königreich im Himmel zu regieren begann. Das war der Beginn der letzten Tage oder der Zeit des Endes. Aber . . . Ich merke schon, das ist viel Neues auf einmal, oder?
Sven S.: Ja, das stimmt. Auf alle Fälle muss ich das noch mal durchgehen.
Oliver M.: Keine Sorge. Ich habe auch eine ganze Weile gebraucht, bis ich alle Prophezeiungen über das Königreich verstanden habe. Aber vielleicht haben Sie heute zumindest wieder erkannt, dass sich unser Glaube wirklich auf die Bibel stützt.
Sven S.: Auf jeden Fall. Wie gesagt, das beeindruckt mich auch am meisten.
Oliver M.: Und ich merke, das liegt Ihnen sehr am Herzen. Aber man kann nicht alles auf einmal verstehen und wahrscheinlich sind immer noch viele Fragen offen. Wir wissen jetzt: Die sieben Zeiten beziehen sich auf Gottes Königreich und begannen 607 v. u. Z. Aber warum kann man sagen, dass die sieben Zeiten 1914 geendet haben?i
Sven S.: Ja, das ist mir nach wie vor nicht klar.
Oliver M.: Auch hier hilft uns die Bibel, die genaue Länge der sieben Zeiten zu definieren. Wäre das ein Thema fürs nächste Mal?j
Sven S.: Ja, sehr gern.
Gibt es etwas, was Sie schon lange einmal über die Bibel wissen wollten? Würde es Sie interessieren, was Jehovas Zeugen glauben oder wie sie organisiert sind? Sprechen Sie einen Zeugen Jehovas doch einfach darauf an. Er wird Ihnen gern Auskunft geben.
a Bei ihren kostenlosen Bibelkursen sprechen Jehovas Zeugen systematisch über biblische Themen.
c Siehe Kapitel 9 des Buches Was lehrt die Bibel wirklich?, herausgegeben von Jehovas Zeugen.
g In seiner Prophezeiung über die letzten Tage sagte Jesus: „Jerusalem [stellt Gottes Herrschaft dar] wird von den Nationen zertreten werden, bis die bestimmten Zeiten der Nationen erfüllt sind“ (Lukas 21:24). Als Jesus auf der Erde lebte, war die Herrschaft Gottes noch immer unterbrochen, und das sollte auch so bleiben bis zu den letzten Tagen.
i Siehe Anhang „1914 — ein bedeutsames Jahr in der biblischen Prophetie“ im Buch Was lehrt die Bibel wirklich?.
j Der nächste Artikel dieser Serie geht mit weiteren Bibelversen näher auf die Länge der sieben Zeiten ein.