Schätzen wir Jehova als unseren Töpfer?
„O Jehova, . . . du bist unser Töpfer; und wir alle sind das Werk deiner Hand“ (JES. 64:8)
1. Warum ist Jehova der größte Töpfer überhaupt?
IM November 2010 wurden in London umgerechnet 50 Millionen Euro für eine chinesische Vase aus dem 18. Jahrhundert geboten. Wie man sieht, kann ein Töpfer aus etwas, was so preisgünstig und reichlich vorhanden ist wie Ton, ein wunderschönes und teures Meisterwerk herstellen. Dennoch kann sich kein Töpfer mit Jehova vergleichen. Gegen Ende des sechsten Schöpfungstages bildete Gott „aus Staub [oder Ton] vom Erdboden“ einen vollkommenen Menschen, der die Fähigkeit hatte, die Eigenschaften seines Schöpfers widerzuspiegeln (1. Mo. 2:7, siehe auch Fußnote). Dieser vollkommene Mensch, Adam, der aus Erde gemacht wurde, konnte zu Recht Gottes Sohn genannt werden (Luk. 3:38).
2, 3. Wie können wir die Einstellung reuevoller Israeliten nachahmen?
2 Als Adam jedoch gegen seinen Schöpfer rebellierte, war er nicht mehr Gottes Sohn. Trotzdem hat sich über Generationen hinweg eine „große Wolke“ von Adams Nachkommen dafür entschieden, Gottes Souveränität zu unterstützen (Heb. 12:1). Sie haben sich ihrem Schöpfer demütig untergeordnet und so gezeigt, dass sie ihn und nicht den Teufel als ihren Vater und Töpfer möchten (Joh. 8:44). Ihre Loyalität gegenüber Gott erinnert an Jesajas Worte, mit denen er die reuevolle Einstellung der Israeliten ausdrückt: „O Jehova, du bist unser Vater. Wir sind der Ton, und du bist unser Töpfer; und wir alle sind das Werk deiner Hand“ (Jes. 64:8).
3 Alle, die Jehova heute mit Geist und Wahrheit anbeten, bemühen sich, genauso demütig zu sein und sich ihm unterzuordnen. Sie betrachten es als Ehre, Jehova mit Vater anreden zu können und sich ihm als ihrem Töpfer unterzuordnen. Betrachtest du dich selbst als weichen Ton in Gottes Hand und bist du bereit, dich zu einem Gefäß formen zu lassen, das in seinen Augen wertvoll ist? Siehst du jeden deiner Glaubensbrüder als ein Werk, das noch in Arbeit ist und von Gott noch weiter geformt wird? Um uns in dieser Hinsicht zu verbessern, sehen wir uns nun drei Fragen an, die Jehovas Arbeit als unser Töpfer betreffen: Wie sucht er diejenigen aus, die er formt? Warum formt er sie? Und wie tut er das?
JEHOVA SUCHT AUS, WEN ER FORMT
4. Wie sucht Jehova diejenigen aus, die er zu sich zieht? Nenne Beispiele.
4 Wenn Jehova Menschen beobachtet, konzentriert er sich nicht auf Äußerlichkeiten. Vielmehr durchforscht er das Herz: den inneren Menschen. (Lies 1. Samuel 16:7b.) Diese Tatsache wurde deutlich, als Gott die Christenversammlung gründete. Er zog viele Menschen, die aus der Sicht anderer wahrscheinlich wertlos schienen, zu sich und seinem Sohn (Joh. 6:44). Einer dieser Menschen war Saulus, ein Pharisäer. Er war „ein Lästerer und ein Verfolger und ein unverschämter Mensch“ (1. Tim. 1:13). Doch „der Prüfer der Herzen“ sah Saulus nicht als unbrauchbaren Ton an (Spr. 17:3). Stattdessen betrachtete Gott ihn als jemand, der zu einem kostbaren Gefäß geformt werden konnte, ja „einem auserwählten Gefäß“, um sowohl den Nationen als auch Königen und den Söhnen Israels Zeugnis zu geben (Apg. 9:15). Andere, die Gott als zukünftige Gefäße „für einen ehrenhaften Gebrauch“ ansah, waren Trinker, unmoralische Menschen und Diebe (Röm. 9:21; 1. Kor. 6:9-11). Sie eigneten sich eine genaue Erkenntnis von Gottes Wort an und stärkten ihren Glauben, wodurch sie sich von Jehova formen ließen.
5, 6. Wie beeinflusst Vertrauen in Jehova als Töpfer unsere Einstellung zu (a) den Menschen im Gebiet, (b) unseren Brüdern und Schwestern?
5 Wir haben also erfahren, dass Jehova die Fähigkeit hat, ins Herz zu sehen und diejenigen zu sich zu ziehen, die er erwählt. Daran zu glauben, sollte uns davon abhalten, andere Menschen zu richten — seien sie in unserem Gebiet oder in der Versammlung. Nehmen wir zum Beispiel Michael. Er erinnert sich: „Wenn Zeugen Jehovas mich besuchten, drehte ich mich einfach um und behandelte sie wie Luft. Ich war wirklich unhöflich! Bei einer späteren Gelegenheit lernte ich eine Familie kennen, die ich wegen ihres guten Benehmens bewunderte. Ich war jedoch entsetzt, als ich eines Tages erfuhr, dass sie Zeugen Jehovas sind! Ihr Verhalten bewog mich dazu, meine Vorurteile zu überdenken. Bald wurde mir bewusst, dass meine Haltung auf Unwissenheit und auf Gerüchten beruhte, nicht auf Fakten.“ Um die Tatsachen herauszufinden, nahm er das Angebot eines Bibelstudiums an. Schließlich kam er in die Wahrheit und nahm den Vollzeitdienst auf.
6 Jehova als Töpfer anzuerkennen, kann auch unsere Einstellung zu Glaubensbrüdern beeinflussen. Siehst du sie, wie Gott sie sieht — nicht als fertiges Gefäß, sondern als eines, das noch in Arbeit ist? Jehova kann sowohl den inneren Menschen sehen als auch den Menschen, der durch seine geschickten Hände entstehen kann. Deshalb sieht er das Positive in uns und konzentriert sich nicht auf vorübergehende Unvollkommenheiten (Ps. 130:3). Wir ahmen ihn nach, wenn wir seine Diener in einem guten Licht sehen. Ja, wir können mit unserem Töpfer zusammenarbeiten, wenn wir unsere Brüder bei ihren Bemühungen unterstützen, geistige Fortschritte zu machen (1. Thes. 5:14, 15). Als „Gaben in Form von Menschen“ sollten die Ältesten hierbei die Führung übernehmen (Eph. 4:8, 11-13).
WARUM JEHOVA UNS FORMT
7. Warum schätzt du Jehovas Erziehung?
7 Vielleicht haben wir schon jemand sagen hören: „Ich habe es nie so richtig geschätzt, wie mich meine Eltern erzogen haben, bis ich selbst Kinder hatte.“ Wenn wir an Lebenserfahrung gewinnen, sehen wir Erziehung womöglich in einem neuen Licht, nämlich so, wie Jehova sie sieht: als Liebesbeweis. (Lies Hebräer 12:5, 6, 11.) Ja, aus Liebe zu seinen Kindern formt Jehova uns geduldig. Er möchte, dass wir weise und glücklich sind und seine Liebe erwidern (Spr. 23:15). Er freut sich weder über unser Leid noch will er, dass wir als „Kinder des Zorns“ sterben, was als Nachkommen Adams unsere Erblast wäre (Eph. 2:2, 3).
8, 9. Wie schult uns Jehova heute, und wie wird er die Schulung in der Zukunft fortsetzen?
8 Als „Kinder des Zorns“ hatten wir viele Eigenschaften, die Gott missfielen, und wir benahmen uns womöglich sogar wie wilde Tiere. Doch dank Jehovas Töpferhand änderten wir uns und wurden eher wie Lämmer (Jes. 11:6-8; Kol. 3:9, 10). Aus diesem Grund kann das Umfeld, in dem Jehova uns heute formt, als geistiges Paradies betrachtet werden, das gegenwärtig Formen annimmt. Trotz der bösen Welt um uns herum fühlen wir uns sicher und geborgen. Außerdem können alle, die in lieblosen und zerrütteten Familien aufgewachsen sind, im geistigen Paradies endlich echte Liebe erfahren (Joh. 13:35). Und wir haben gelernt, anderen Liebe zu zeigen. Aber vor allem haben wir Jehova kennengelernt und verspüren nun seine väterliche Liebe (Jak. 4:8).
9 In der neuen Welt werden wir die Segnungen des geistigen Paradieses voll und ganz erleben dürfen. Dieses wird dann sein perfektes Gegenstück haben — ein buchstäbliches Paradies unter der Herrschaft des Königreiches Gottes. In jener Zeit der weltweiten Wiederherstellung wird Jehova die Bewohner der Erde weiterhin formen und in einem Ausmaß schulen, das heute kaum vorstellbar ist (Jes. 11:9). Zudem wird Gott unseren Körper und Geist vollkommen werden lassen, sodass wir seine Lehren in uns aufnehmen und seinem Willen uneingeschränkt nachkommen können. Seien wir daher entschlossen, uns Jehova weiter unterzuordnen, und zeigen wir ihm so, dass wir seine Korrekturen als Ausdruck seiner Liebe sehen (Spr. 3:11, 12).
WIE JEHOVA UNS FORMT
10. Wie spiegelte Jesus die Geduld und das Geschick des großen Töpfers wider?
10 Ähnlich wie ein äußerst geschickter Töpfer kennt Jehova die Art und Qualität des Tons und formt ihn entsprechend. (Lies Psalm 103:10-14.) Er befasst sich mit uns als Einzelnen und berücksichtigt unsere Schwächen und Grenzen sowie den Grad unserer geistigen Reife. Wie er zu seinen unvollkommenen Dienern eingestellt ist, wurde durch Jesus deutlich. Denken wir nur daran, wie dieser mit den Fehlern seiner Apostel umging, besonders mit ihrem Hang, darüber zu diskutieren, wer der Größte sei. Wenn wir erlebt hätten, wie heftig sich die Apostel stritten, hätten wir sie dann für sanftmütig und formbar gehalten? Jesus hatte jedoch kein negatives Bild von ihnen. Er wusste, dass sie durch freundlichen und geduldigen Rat sowie durch sein demütiges Vorbild geformt werden konnten (Mar. 9:33-37; 10:37, 41-45; Luk. 22:24-27). Nachdem Jesus auferweckt und der heilige Geist ausgegossen worden war, konzentrierten sich die Apostel nicht mehr auf Stellung und Ansehen, sondern auf ihren Auftrag (Apg. 5:42).
11. Wie erwies sich David als weicher Ton, und wie können wir ihn nachahmen?
11 Heute formt Jehova seine Diener hauptsächlich durch sein Wort, seinen heiligen Geist und die Christenversammlung. Gottes Wort kann uns formen, wenn wir es aufmerksam lesen, über das Gelesene nachdenken und Jehova darum bitten, es anwenden zu können. David schrieb: „Wenn ich deiner gedacht habe auf meinem Lager, sinne ich über dich nach während der Nachtwachen“ (Ps. 63:6). Er schrieb auch: „Ich werde Jehova segnen, der mir Rat gegeben hat. In der Tat, während der Nächte haben mich meine Nieren [oder innersten Gedanken] zurechtgewiesen“ (Ps. 16:7). David ließ Gottes Rat — selbst wenn er ernst war — bis ins tiefste Innere vordringen, um seine innersten Gedanken und Empfindungen formen zu lassen (2. Sam. 12:1-13). Was für ein ausgezeichnetes Beispiel uns David doch in Demut und Unterordnung gab! Denkst auch du über Gottes Wort nach und lässt es dein Innerstes berühren? Könntest du dich darin noch verbessern? (Ps. 1:2, 3).
12, 13. Wie formt uns Jehova durch den heiligen Geist und die Christenversammlung?
12 Der heilige Geist kann uns auf unterschiedliche Weise formen. Zum Beispiel kann er bei uns zu einer christusähnlichen Persönlichkeit beitragen, die sich durch die Frucht des Geistes auszeichnet (Gal. 5:22, 23). Zu dieser Frucht gehört die Liebe. Weil wir Gott lieben, möchten wir ihm gehorchen und von ihm geformt werden. Seine Gebote sind für uns keine Last. Der heilige Geist kann uns auch die nötige Widerstandskraft geben, damit die Welt und ihr schlechter Geist uns nicht verformen können (Eph. 2:2). Der Apostel Paulus war als junger Mann von der stolzen Einstellung der jüdischen Religionsführer stark beeinflusst worden. Doch später konnte er schreiben: „Für alles bin ich stark durch den, der mir Kraft verleiht“ (Phil. 4:13). Bitten wir daher wie Paulus immer wieder um heiligen Geist. Jehova wird die aufrichtigen Bitten sanftmütiger Menschen nicht ignorieren (Ps. 10:17).
13 Jehova formt uns als Einzelne auch durch die Christenversammlung und ihre Aufseher. Wenn die Ältesten beispielsweise bei uns Anzeichen für eine geistige Schwäche bemerken, versuchen sie uns zu helfen — aber nicht auf Grundlage menschlicher Weisheit (Gal. 6:1). Vielmehr bitten sie Gott demütig um Einsicht und Weisheit. Mit unserer Situation im Sinn handeln sie dann im Einklang mit ihren Gebeten und forschen in der Bibel und den Veröffentlichungen nach. So können sie die Hilfe bieten, die auf unsere Bedürfnisse zugeschnitten ist. Wenn sie dir also freundlich und liebevoll Rat geben möchten, zum Beispiel zu deinem Kleidungsstil, nimmst du ihn dann als Ausdruck von Gottes Liebe an? Wenn ja, dann bist du wie weicher Ton in Jehovas Hand, bereit dich zu deinem Nutzen formen zu lassen.
14. Wie respektiert Jehova unseren freien Willen, obwohl er die Macht über uns als Ton hat?
14 Zu verstehen, wie Gott uns formt, kann sich gut auf das Verhältnis zu unseren Glaubensbrüdern auswirken. Das gilt auch für unsere Einstellung zu den Menschen im Gebiet einschließlich derer, mit denen wir die Bibel studieren. In biblischen Zeiten nahm ein Töpfer nicht einfach einen Klumpen Ton und formte ihn sofort. Als Erstes bereitete er den Ton vor und beseitigte Steine sowie andere Fremdkörper. In geistiger Hinsicht handelt Gott bei bereitwilligen Menschen ähnlich. Er bereitet sie darauf vor, von ihm geformt zu werden. Er zwingt sie nicht sich zu ändern, sondern lässt sie seine gerechten Maßstäbe erkennen — damit sie ihr Leben von sich aus in Ordnung bringen oder Änderungen vornehmen können.
15, 16. Wie lassen Bibelschüler erkennen, dass sie von Jehova geformt werden möchten? Nenne ein Beispiel.
15 Sehen wir uns das Beispiel von Tessie an, einer Schwester in Australien. Die Schwester, die früher mit ihr studierte, erzählte: „Tessie verstand die biblische Wahrheit relativ mühelos. Allerdings machte sie in geistiger Hinsicht keine besonderen Fortschritte — sie besuchte nicht einmal die Zusammenkünfte. Nachdem ich unter Gebet darüber nachgedacht hatte, beschloss ich das Studium einzustellen. Doch dann passierte etwas Erstaunliches. Bei dem Bibelstudium, das ich für unser letztes hielt, schüttete mir Tessie ihr Herz aus. Sie sagte, sie würde sich wie eine Heuchlerin vorkommen, weil sie das Glücksspiel liebte. Aber jetzt wollte sie damit aufhören.“
16 Kurz darauf begann Tessie Zusammenkünfte zu besuchen und verhielt sich wie eine Christin — sogar dann, wenn sie von ihren Bekannten verspottet wurde. Die Schwester fügte hinzu: „Nach einiger Zeit ließ sich Tessie taufen und diente später als Pionier, und das obwohl sie noch kleine Kinder hatte.“ Ja, wenn Bibelschüler ihr Leben in Ordnung bringen, um Gott zu gefallen, wird er sich ihnen nahen und sie zu wirklich wertvollen Gefäßen formen.
17. (a) Was berührt dich daran, dass Jehova dein Töpfer ist? (b) Worum geht es im nächsten Artikel?
17 Bis heute wird manches noch mit der Hand getöpfert. Dabei bearbeitet der Töpfer den Ton sehr individuell. Auch unser Töpfer geht auf uns als Einzelne ein und behandelt uns mit Geduld, wenn er uns durch seinen Rat formt und dann beobachtet, wie wir darauf reagieren. (Lies Psalm 32:8.) Spürst du Jehovas Interesse an dir? Erkennst du, wie seine fürsorglichen Hände dich formen? Wenn ja, welche weiteren Eigenschaften helfen dir, in Jehovas Händen wie weicher und formbarer Ton zu bleiben? Was solltest du meiden, damit du formbar bleibst und nicht verhärtest? Und wie können Eltern mit Jehova zusammenarbeiten, wenn es darum geht, ihre Kinder zu formen? Darum geht es im nächsten Artikel.