MACHT, MACHTTATEN
Macht ist die Fähigkeit, etwas zu tun; das Vermögen, etwas zu bewirken, zu arbeiten; auch Autorität oder Einfluss aufgrund von Begabung oder Stellung. Die hebräischen Wörter kóach und gevuráh werden beide mit „Macht“ oder „Kraft“ wiedergegeben, und ʽos wird mit „Stärke“ übersetzt. Das griechische Wort dýnamis kann je nach dem Zusammenhang mit „Kraft“, „Macht“ oder „Machttaten“ übersetzt werden.
Vom Ende des sechsten Schöpfungs„tages“ an hat Gott „fortan geruht von all seinem Werk, das Gott, um es zu machen, geschaffen hat“ (1Mo 2:2, 3). Er hat von den Schöpfungswerken geruht, auf die sich dieser Text bezieht, doch das bedeutet nicht, dass er seine Macht nicht mehr gebraucht hätte. Über 4000 Jahre nach der Vollendung der irdischen Schöpfung sagte sein Sohn: „Mein Vater hat bis jetzt fortwährend gewirkt, und ich wirke fortwährend“ (Joh 5:17). Jehova ist nicht nur im geistigen Bereich tätig gewesen; die Bibel berichtet immer wieder von den Äußerungen seiner Macht und von seinen mächtigen Taten gegenüber den Menschen. Obwohl er sich manchmal ‘still verhielt und Selbstbeherrschung übte’, ist er mit „Machtfülle“ zur Tat geschritten, wann immer seine bestimmte Zeit zum Handeln gekommen war (Jes 42:13, 14; vgl. Ps 80:2; Jes 63:15).
Die Wörter „Werk“, „Tat“ weisen auf sinnvolles Tätigsein hin. Jehovas Taten sind keine vereinzelten, beziehungslosen oder sporadischen Energieentladungen, sondern aufeinander abgestimmte Handlungen, die einem bestimmten Zweck oder einer bestimmten Absicht dienen. Durch seine Macht sorgt Jehova zwar dafür, dass das Universum und die lebenden Geschöpfe darin fortbestehen (Ps 136:25; 148:2-6; Mat 5:45), aber er ist nicht mit einem unpersönlichen Kraftwerk zu vergleichen; seine Taten beweisen, dass er eine Person ist und bei all seinem Tun eine gewisse Absicht verfolgt. Er ist auch ein Gott, der Geschichte macht, denn er hat in der Vergangenheit zu festgesetzten Zeiten, an bestimmten Orten und in Verbindung mit einzelnen Personen oder ganzen Völkern in die Angelegenheiten der Menschen eingegriffen. Als der ‘lebendige und wahre Gott’ (1Th 1:9; Jos 3:10; Jer 10:10) hat er bewiesen, dass ihm nichts, was im Universum geschieht, entgeht; er hat entsprechend reagiert und Schritte zur Verwirklichung seines Vorsatzes unternommen.
Die verschiedenen Äußerungen seiner Macht sind stets mit seiner Gerechtigkeit im Einklang (Ps 98:1, 2; 111:2, 3, 7; Jes 5:16). Sie bringen seinen Geschöpfen Einsicht und Verständnis und zeigen einerseits, dass es sich „gebührt“, ihn zu fürchten, weil er ein Gott ist, der „ausschließliche Ergebenheit fordert“, sowie „ein verzehrendes Feuer“ gegenüber denen, die Schlechtigkeit treiben – deshalb ist es „etwas Furchtbares, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen“ (Jer 10:6, 7; 2Mo 20:5; Heb 10:26-31; 12:28, 29). Er lässt kein Spiel mit sich treiben (2Mo 8:29).
Andererseits gebraucht er seine Macht auf noch wunderbarere Weise, indem er gerechtigkeitsliebende Menschen, die ihn ernstlich suchen, belohnt. Er stärkt sie, damit sie in der Lage sind, die ihnen zugeteilten Aufgaben zu erfüllen und notwendige Arbeiten zu verrichten (Ps 84:5-7; Jes 40:29-31) und in Bedrängnissen auszuharren (Ps 46:1; Jes 25:4). Er sorgt für ihre Bedürfnisse (Ps 145:14-16). Er beschützt, rettet und befreit sie in Zeiten der Gefahr und feindlicher Angriffe (Ps 20:6, 7). „Seine Augen durchschweifen die ganze Erde, damit er sich stark erweist zugunsten derer, deren Herz ihm gegenüber ungeteilt ist“ (2Ch 16:9). Die, die ihn kennenlernen, stellen fest, dass sein Name „ein starker Turm“ ist, wo sie Zuflucht finden können (Spr 18:10; Ps 91:1-8). Weil sie seine mächtigen Taten kennen, haben sie die Gewissheit, dass er die Gebete seiner Diener, die auf ihn vertrauen, hört und nötigenfalls mit „furchteinflößenden Dingen ... in Gerechtigkeit“ antwortet (Ps 65:2, 5). Er ist im übertragenen Sinn „nahe“ und kann daher schnell reagieren (Ps 145:18, 19; Jud 24, 25).
Macht kommt in der Schöpfung zum Ausdruck. Der Mensch erkennt, dass in der ganzen materiellen Schöpfung Macht oder Kraft wirksam ist, sei es in Verbindung mit den unzähligen gewaltigen Himmelskörpern (vgl. Hi 38:31-33) oder in Verbindung mit den Dingen auf der Erde. Sogar vom Erdboden heißt es, dass er Kraft besitzt (1Mo 4:12), denn er bringt Nahrung hervor, die Kraft gibt (1Sa 28:22). Macht zeigt sich in allen Lebewesen, in Pflanzen, Tieren und im Menschen. Außerdem lernte man in jüngerer Zeit viel über die ungeheure Kraft, die in den winzigen Bestandteilen des Atoms gebunden ist, aus denen sich sämtliche Materie zusammensetzt. Manchmal nennen Wissenschaftler Materie eine geordnete Form der Energie.
Die Macht und die „dynamische Kraft“ Gottes, des Schöpfers des Himmels und der Erde, werden in der Heiligen Schrift an verschiedenen Stellen hervorgehoben (Jes 40:25, 26; Jer 10:12; 32:17). Das hebräische Wort für „Gott“ (ʼEl) hat wahrscheinlich die Wurzelbedeutung „mächtig“ oder „stark“. (Vergleiche die Verwendung des Wortes in 1Mo 31:29 in dem Ausdruck „in der Macht [ʼel] meiner Hand“.)
Besondere Äußerungen der Macht Gottes notwendig. Der erste Mensch kannte Jehova Gott als seinen Schöpfer, Vater und Lebengeber. Gott hatte den Menschen mit einem Maß an Macht – mit geistigen und körperlichen Fähigkeiten – ausgestattet und ihm Arbeit zugeteilt (1Mo 1:26-28; 2:15). Der Mensch sollte seine Macht im Einklang mit dem Willen seines Schöpfers gebrauchen und sich von weiteren ihm von Gott verliehenen Eigenschaften wie Weisheit, Gerechtigkeit und Liebe leiten lassen.
Die Rebellion in Eden war ein Angriff auf die Souveränität Gottes. Obwohl es dabei in erster Linie um eine moralische Streitfrage ging, fühlte sich Gott dennoch veranlasst, seine Macht auf besondere Weise anzuwenden. (Siehe JEHOVA [Die wichtigste Streitfrage – eine moralische Streitfrage].) Die Rebellion wurde von einem Geistsohn Gottes angestiftet, der dadurch zu Gottes Widersacher oder zu einem Widerstandleistenden (hebr. ßatán) wurde. Jehova ging auf die Situation ein, indem er die Rebellen richtete. Er zeigte seine Macht, als er das Menschenpaar aus Eden vertrieb und loyalen Geistgeschöpfe am Eingang des Gartens aufstellte (1Mo 3:4, 5, 19, 22-24). Jehovas Wort erwies sich nicht als kraftlos, schwach oder ungewiss, sondern als machtvoll und unaufhaltsam hinsichtlich seiner Erfüllung. (Vgl. Jer 23:29.) Als der souveräne Gott erwies Jehova sich als willens und imstande, mit der ganzen Fülle seiner Autorität für sein Wort einzutreten.
Jehova hat sein Vorsatz befestigt, indem er konsequent auf dessen Verwirklichung hingearbeitet hat (1Mo 3:15; Eph 1:8-11). Zu der von ihm vorgesehenen Zeit wird er alle Rebellion auf der Erde beenden und veranlassen, dass der erste Rebell aus dem geistigen Bereich samt denen, die mit ihm verbunden sind, vernichtet wird, so wie jemand den Kopf einer Schlange zermalmt. (Vgl. Rö 16:20.) Zwar hat Jehova zugelassen, dass sein Widersacher eine Zeit lang existiert und versucht, mit seinem Angriff erfolgreich zu sein, aber Jehova hat seine Stellung als Souverän nicht aufgegeben. Er hat in gerechter Weise Autorität ausgeübt, indem er belohnte oder bestrafte, wann und wie er es für angebracht hielt, und über Menschen gemäß ihren Taten urteilte (2Mo 34:6, 7; Jer 32:17-19). Überdies hat er seine Macht gebraucht, um diejenigen, die er zu seinen irdischen Vertretern bestimmte, als seine Diener auszuweisen. Dadurch, dass er seine Macht offenbarte, drückte er auf die Botschaften, die sie übermittelten, das Siegel der Echtheit.
Das war ein Ausdruck der Güte Gottes. Jehova hat den Menschen Beweise dafür geliefert, dass er und kein anderer der wahre Gott ist; er hat sich als würdig erwiesen, die Ehrfurcht, den Respekt, das Vertrauen, den Lobpreis und die Liebe seiner vernunftbegabten Geschöpfe zu empfangen (Ps 31:24; 86:16, 17; Jes 41:10-13). Die Jahrhunderte über hat Jehova seinen Dienern wiederholt die Gewissheit gegeben, dass seine Macht nicht geschwunden ist und dass seine „Hand“ nicht „zu kurz“ und sein „Ohr“ nicht zu schwer zum Hören geworden ist (4Mo 11:23; Jes 40:28; 50:2; 59:1). Noch wichtiger ist jedoch die Tatsache, dass diese Äußerungen der Macht Jehovas zur Heiligung und Rechtfertigung seines Namens beigetragen haben. Durch die Art und Weise, wie Jehova seine Macht gebraucht, wird er verherrlicht, nicht herabgesetzt, sein guter Ruf wird nicht befleckt; vielmehr macht er sich dadurch „einen herrlichen Namen“ (Hi 36:22, 23; 37:23, 24; Jes 63:12-14).
Vor und während der weltweiten Flut. Vor der Sintflut hatten die Menschen reichlich Beweise der Macht Gottes. Sie wussten, dass der Weg zurück nach Eden unpassierbar war, da mächtige Geistgeschöpfe ihn versperrten. Gott zeigte, dass er von allem wusste, was geschah; er nahm Abels Opfer wohlwollend an und verurteilte dessen Bruder Kain, nachdem dieser Abel ermordet hatte, doch warnte er die Menschen davor, Kain hinzurichten (1Mo 3:24; 4:2-15).
Etwa 1400 Jahre später wurde die Erde mit Bosheit und Gewalttat erfüllt (1Mo 6:1-5, 11, 12). Gott brachte sein Missfallen darüber zum Ausdruck. Nachdem er durch seinen Diener Noah eine Warnung hatte ergehen lassen, wies er durch eine weltweite Flut nachdrücklich darauf hin, dass er bösen Menschen nicht gestatten würde, die Erde zu verderben. Er gebrauchte seine Macht nicht dazu, sie zu zwingen, ihn anzubeten, aber durch Noah, einen „Prediger der Gerechtigkeit“, gab er ihnen Gelegenheit, sich zu ändern. Gleichzeitig bewies er seine Fähigkeit, gerechtigkeitsliebende Menschen aus schlechten Umständen zu befreien (2Pe 2:4, 5, 9). So wie sein Gericht plötzlich über die Bösen kam und ihre Vernichtung nicht ‘schlummerte’ (sondern sie innerhalb von 40 Tagen wegraffte), so würde er auch in Zukunft handeln (2Pe 2:3; 1Mo 7:17-23; Mat 24:37-39).
Nach der Flut falsche Götter herausgefordert. Sowohl aus der Heiligen Schrift als auch aus alten außerbiblischen Berichten geht hervor, dass der Mensch nach der Sintflut von der Anbetung des wahren Gottes abwich. Es gibt deutliche Hinweise dafür, dass dabei Nimrod, der „ein gewaltiger Jäger im Widerstand gegen Jehova“ war, eine wichtige Rolle spielte und dass Babel (Babylon) der bedeutendste Ort war, an dem sich die falsche Anbetung entwickelte (1Mo 10:8-12; 11:1-4, 9; siehe BABEL; BABYLON Nr. 1; GÖTTER, GÖTTINNEN). Das Turmbauprojekt zu Babel war ein deutlicher Ausdruck der Macht und der Fähigkeiten des Menschen, die er unabhängig von Gott und für einen von Gott nicht anerkannten Zweck einsetzte. Es sollte den Erbauern, nicht Gott, einen berühmten Namen eintragen. Überdies erkannte Gott, dass dies nur ein Anfang war. Eine Reihe ehrgeiziger Machtprojekte konnte die Folge sein, durch die sich die Menschen immer weiter vom wahren Gott entfernen und ihm und seinem Vorsatz für den Planeten und für die Menschheit entgegenwirken würden. Wieder schritt Gott ein. Er brachte das Projekt zum Scheitern, indem er die menschliche Sprache verwirrte, sodass sich die Völker über die ganze Erde zerstreuten (1Mo 11:5-9).
„Naturgottheiten“ im Gegensatz zu dem wahren Gott. Alte Dokumente aus Babylon und von anderen Orten, wohin die Menschen auf ihrer Wanderung gelangten, lassen erkennen, dass zu jener frühen Zeit die Anbetung von „Naturgottheiten“ (z. B. der babylonische Sonnengott Schamasch und der kanaanitische Fruchtbarkeitsgott Baal) üblich wurde. In der menschlichen Vorstellung waren die „Naturgottheiten“ mit regelmäßig wiederkehrenden oder zyklischen Machtkundgebungen verbunden: mit dem täglichen Aufleuchten der Sonnenstrahlen, den Auswirkungen der Sonnenwenden und Tagundnachtgleichen auf die Jahreszeiten (Entstehung von Sommer und Winter, Frühling und Herbst), den Winden und Stürmen, dem Regen und seinen Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit der Erde zur Zeit der Aussaat und zur Erntezeit sowie ähnlichen Machterscheinungen. Diese Gewalten sind unpersönlich, und so fühlten Menschen sich veranlasst, das Fehlende zu ergänzen, indem sie ihren Göttern in ihrer Fantasie eine Persönlichkeit zuordneten. Die Persönlichkeiten, die sie sich für ihre Götter ausdachten, waren gewöhnlich launisch; sie hatten kein bestimmtes Ziel oder Vorhaben, waren moralisch entartet und waren nicht würdig, dass man sie anbetete und ihnen diente.
Doch der materielle Himmel und die Erde bezeugen unverkennbar die Existenz eines erhabenen Quells der Macht, der alle diese Kräfte ins Dasein gerufen, sie zueinander in Beziehung gesetzt und sie koordiniert hat. Aus der Ordnung der Kräfte spricht unleugbar intelligente Planung. An diesen Quell der Macht ergeht der jubelnde Zuruf: „Du bist würdig, Jehova, ja du, unser Gott, die Herrlichkeit und die Ehre und die Macht zu empfangen, weil du alle Dinge erschaffen hast, und deines Willens wegen existierten sie und wurden sie erschaffen“ (Off 4:11). Jehova ist kein Gott, der vom Lauf der Gestirne oder von Kreisläufen auf der Erde beherrscht wird oder auf sie beschränkt ist. Auch sind die Äußerungen seiner Macht nicht launenhaft, unberechenbar oder inkonsequent. Sie offenbaren jeweils etwas über seine Persönlichkeit, seine Maßstäbe, seinen Vorsatz. So heißt es in dem Theologischen Wörterbuch zum Neuen Testament, herausgegeben von G. Kittel, über die in den Hebräischen Schriften vermittelte Vorstellung von Gott, dass „nicht die Kraft und Macht das Wichtige und Beherrschende ist, sondern der Wille, dem die Kraft zur Durchsetzung dienen muss. Diese Linie lässt sich als die beherrschende überall herausarbeiten“ (Bd. II, 1935, S. 292).
Dadurch, dass die Israeliten „Naturgottheiten“ anbeteten, wurden sie abtrünnig; sie unterdrückten die Wahrheit zugunsten einer Lüge und beteten unvernünftigerweise die Schöpfung an statt denjenigen, der sie hervorgebracht hat. Diesen Gedanken bringt der Apostel in Römer 1:18-25 zum Ausdruck. Obwohl Jehova Gott unsichtbar ist, hat er den Menschen seine Eigenschaften offenbar gemacht, denn diese werden, so sagt Paulus, „seit Erschaffung der Welt deutlich gesehen, da sie durch die gemachten Dinge wahrgenommen werden, ja seine ewigwährende Macht und Göttlichkeit, sodass sie unentschuldbar sind“.
Gott gebraucht die Naturgewalten auf besondere Weise. Von Jehova als wahrem Gott würde man erwarten, dass er Macht über die Naturgewalten hat und diese auf eine Art ausübt, die eng mit seinem Namen verbunden ist (Ps 135:5, 6). Die Himmelskörper ziehen zwar ihre geordneten Bahnen, die erdatmosphärischen Verhältnisse (die Wind, Regen und andere Reaktionen verursachen) gehorchen den Gesetzen, denen sie unterworfen sind, und Heuschreckenschwärme sowie Vögel wandern; doch diese und viele andere normale Abläufe würden nicht genügen, um Gottes Namen vor den Augen von Gegnern und Anbetern falscher Götter zu heiligen.
Jehova Gott konnte jedoch bewirken, dass die Schöpfung und die Naturgewalten für seine Göttlichkeit Zeugnis ablegten, indem er sie über ihre eigentliche Zweckbestimmung hinaus gebrauchte – oft zu einer genau vorherbestimmten Zeit. Selbst Ereignisse, die an sich nichts Außergewöhnliches waren – z. B. eine Dürre, ein Regensturm oder ähnliche Wetterverhältnisse –, waren etwas Besonderes, wenn sie als Erfüllung der Prophezeiungen Jehovas eintraten. (Vgl. 1Kö 17:1; 18:1, 2, 41-45.) Aber in den meisten Fällen waren die Ereignisse an sich außergewöhnlich, entweder wegen ihres Ausmaßes oder ihrer Intensität (2Mo 9:24) oder weil sie auf eine ungewöhnliche, noch nie da gewesene Art und Weise eintraten bzw. zu einer ungewöhnlichen Zeit (2Mo 34:10; 1Sa 12:16-18).
Die Geburt eines Kindes war etwas Normales. Aber die Geburt eines Kindes, dessen Mutter ihr ganzes Leben lang unfruchtbar gewesen war und das gebärfähige Alter überschritten hatte (wie Sara), war etwas Außergewöhnliches (1Mo 18:10, 11; 21:1, 2), ein Beweis für Gottes Eingreifen. Der Tod war ebenfalls gewöhnlich. Wenn er aber zu einer vorhergesagten Zeit oder auf eine im Voraus angekündigte Weise durch eine sonst unbekannte Ursache eintrat, war er etwas Außergewöhnliches und deutete auf ein göttliches Eingreifen hin (1Sa 2:34; 2Kö 7:1, 2, 20; Jer 28:16, 17). All das bewies, dass Jehova der wahre Gott ist und dass „Naturgottheiten“ „wertlose Götter“ sind (Ps 96:5).
Jehova erweist sich als der Gott Abrahams. Abraham und seine begünstigten Nachkommen Isaak und Jakob lernten Gott als den Allmächtigen kennen (2Mo 6:3). Als ihr „Schild“ beschützte er sie und ihre Familien vor den Mächtigen der Erde (1Mo 12:14-20; 14:13-20; 15:1; 20:1-18; 26:26-29; Ps 105:7-15). Dass Isaak betagten Eltern geboren wurde, veranschaulichte, dass nichts ‘für Jehova zu außergewöhnlich’ ist (1Mo 18:14; 21:1-3). Gott segnete seine Diener; er half ihnen in Zeiten der Hungersnot (1Mo 12:10; 13:1, 2; 26:1-6, 12, 16; 31:4-13). Als „der Richter der ganzen Erde“ vollzog Jehova die Strafe an den berüchtigten Städten Sodom und Gomorra, bewahrte aber mit Rücksicht auf seinen Freund Abraham den treuen Lot und dessen Töchter am Leben (1Mo 18:25; 19:27-29; Jak 2:23). Mit gutem Grund zeigten diese Menschen einen starken Glauben – nicht nur daran, dass Gott existiert, sondern auch daran, dass er der mächtige ‘Belohner derer ist, die ihn ernstlich suchen’ (Heb 11:6). Als Abraham aufgefordert wurde, seinen geliebten Sohn zu opfern, hatte sein Vertrauen auf Gottes Fähigkeit, Isaak sogar von den Toten aufzuerwecken, eine feste Grundlage (Heb 11:17-19; 1Mo 17:7, 8).
Erweist sich als der Gott Israels. Jehova verhieß der Nation Israel in Ägypten: „Ich werde mich wirklich als euer Gott erweisen; und ihr werdet bestimmt erkennen, dass ich Jehova, euer Gott, bin“ (2Mo 6:6, 7). Pharao vertraute darauf, dass die Macht der ägyptischen Götter und Göttinnen dem Tun Jehovas entgegenwirken würde. Gott ließ Pharao absichtlich eine Zeit lang gewähren, als sich dieser trotzig verhielt. Das gab Jehova Gelegenheit, ‘seine Macht zu zeigen’, und führte dazu, dass man ‘seinen Namen auf der ganzen Erde verkündete’ (2Mo 9:13-16; 7:3-5). Es veranlasste Gott, seine „Zeichen“ und „Wunder“ zu mehren (Ps 105:27), nämlich zehn Plagen herbeizuführen, die deutlich machten, dass er als der Schöpfer Gewalt hatte über das Wasser, das Sonnenlicht, die Insekten, die Tiere und den menschlichen Körper (2Mo 7 bis 12).
Insofern unterschied sich Jehova eindeutig von den „Naturgottheiten“. Die Plagen, zu denen Finsternis, Sturm, Hagel, Heuschreckenschwärme und ähnliche Naturereignisse zählten, wurden vorhergesagt und kamen genau in der angekündigten Weise. Sie ereigneten sich nicht rein zufällig. Da vor manchen Plagen im Voraus gewarnt wurde, konnten sich diejenigen, die die Warnung beachteten, in Sicherheit bringen (2Mo 9:18-21; 12:1-13). Gott entschied auch darüber, wo eine Plage eintreten sollte; während einiger Plagen verschonte er ein bestimmtes Gebiet und zeigte dadurch, wer seine Diener waren (2Mo 8:22, 23; 9:3-7, 26). Er ließ die Plagen nach seinem Willen beginnen und aufhören (2Mo 8:8-11; 9:29). Obwohl die Magie treibenden Priester Pharaos die beiden ersten Plagen anscheinend wiederholten (und sie vielleicht sogar ihren ägyptischen Gottheiten zuschrieben), ließen ihre Geheimkünste sie bald im Stich, und sie mussten anerkennen, dass „der Finger Gottes“ die dritte Plage bewirkte (2Mo 7:22; 8:6, 7, 16-19). Sie konnten die Plagen nicht verhindern und waren selbst davon betroffen (2Mo 9:11).
Jehova ‘erwies sich als der Gott der Israeliten’, der ‘ihnen nahe’ war, denn er forderte sie „mit ausgestrecktem Arm und mit großen Gerichten“ zurück (2Mo 6:6, 7; 5Mo 4:7). Nach der Vernichtung der Streitkräfte Pharaos im Roten Meer begann Israel „Jehova zu fürchten und an Jehova und an Moses, seinen Knecht, zu glauben“ (2Mo 14:31).
Der Gesetzesbund wird geschlossen. Bevor Jehova den Gesetzesbund mit Israel schloss, hatte er Wunder vollbracht; er hatte die Millionen, die sich nun in der Wüste Sinai befanden, mit Wasser und Nahrung versorgt und ihnen den Sieg über ihre Angreifer gegeben (2Mo 15:22-25; 16:11-15; 17:5-16). An dem zuvor bestimmten Ort, dem Berg Sinai, bekundete Jehova in Ehrfurcht gebietender Weise seine Macht über die von ihm erschaffenen irdischen Kräfte (2Mo 19:16-19; vgl. Heb 12:18-21). Die Nation hatte allen Grund, den göttlichen Urheber des Bundes anzuerkennen und dessen Bestimmungen mit tiefem Respekt anzunehmen (5Mo 4:32-36, 39). Da Jehova Moses auf bemerkenswerte Weise gebrauchte, konnte das Volk fest davon überzeugt sein, dass der Pentateuch – der erste, von Moses geschriebene Teil der Heiligen Schrift – von Gott inspiriert war. (Vgl. 5Mo 34:10-12; Jos 1:7, 8.) Ferner gab Jehova eine sichtbare Bestätigung, als die Autorität der aaronitischen Priesterschaft infrage gestellt wurde (4Mo, Kap. 16, 17).
Eroberung Kanaans. Der Sieg über sieben Nationen Kanaans, die „volkreicher und mächtiger“ waren als Israel (5Mo 7:1, 2), war ein weiteres Zeugnis der Göttlichkeit Jehovas (Jos 23:3, 8-11). Sein Ruhm ebnete den Israeliten den Weg (2Mo 9:16; Jer 32:20, 21), und ‘Schrecken und Furcht’ vor ihnen als seinem Volk schwächte ihre Gegner (5Mo 11:25; 2Mo 15:14-17). Die, die Israel bekämpften, handelten umso verwerflicher, als sie Beweise dafür hatten, dass sie es hier mit dem Volk des wahren Gottes zu tun hatten; wer gegen Israel kämpfte, kämpfte gegen Gott. Einige Kanaaniter erkannten (wie bereits andere zuvor) in Weisheit an, dass Jehova ihren Götzen überlegen war, und suchten seine Gunst (Jos 2:1, 9-13).
Sonne und Mond stehen still. Die Gibeoniter waren Kanaaniter, die an Jehova glaubten. Als sie unter Belagerung kamen, handelte Jehova zu ihren Gunsten. Er ermöglichte es den Israeliten, ihren Ansturm gegen die Belagerungsstreitkräfte zu verlängern, indem er bewirkte, dass die Sonne und der Mond ihre Stellung aus der Sicht der Kämpfenden beibehielten, sodass sich der Sonnenuntergang um annähernd einen Tag verzögerte (Jos 10:1-14). Das könnte bedeuten, dass die Erde aufhörte, sich zu drehen; es könnte aber auch durch den Einsatz anderer Mittel zustande gekommen sein, etwa durch eine entsprechende Brechung des Sonnen- und des Mondlichts. Ungeachtet dessen, wie Jehova dabei vorging, bewahrheitete sich auch in diesem Fall die Feststellung: „Alles, was Jehova Lust hatte zu tun, hat er getan in den Himmeln und auf der Erde, in den Meeren und allen Wassertiefen“ (Ps 135:6). Der Apostel Paulus schrieb später: „Jedes Haus [wird] von jemandem errichtet, doch der, der alle Dinge errichtet hat, ist Gott“ (Heb 3:4). Jehova tut mit seinem „Gebäude“ das, was ihm gefällt; wie ein Mensch, der ein Haus baut, nutzt er es so, wie er es für angebracht hält. (Vgl. 2Kö 20:8-11.)
In den nächsten vier Jahrhunderten, während der Zeit der Richter, stand Jehova den Israeliten weiterhin bei, wenn sie ihm gegenüber loyal waren. Doch er entzog ihnen seinen Beistand, wenn sie sich anderen Göttern zuwandten (Ri 6:11-22, 36-40; 4:14-16; 5:31; 14:3, 4, 6, 19; 15:14; 16:15-21, 23-30).
Unter der israelitischen Monarchie. Während der 510 Jahre der israelitischen Monarchie hielten Jehovas mächtiger „Arm“ und seine schützende „Hand“ oftmals starke Angreifer in Schach und verwirrten und zerstreuten deren Streitkräfte, sodass sie zurück in ihre Heimatgebiete flohen. Diese Nationen beteten nicht nur „Naturgottheiten“ an, sondern auch Kriegsgötter (und -göttinnen). In einigen Fällen galt das Oberhaupt des Landes selbst als ein Gott. Da sie darauf bestanden, gegen Jehovas Volk zu kämpfen, zeigte sich Jehova erneut als ein „Kriegsmann“, ein ‘König der Herrlichkeit, mächtig in der Schlacht’ (2Mo 15:3; Ps 24:7-10; Jes 59:17-19). Tatsächlich schritt er auf jeder Art von Gelände gegen sie ein, überlistete durch seine Kriegsstrategie ihre prahlerischen Feldherren und bezwang Krieger vieler Nationen samt ihrer speziellen Kampfausrüstung (2Sa 5:22-25; 10:18; 1Kö 20:23-30; 2Ch 14:9-12). Er konnte bewirken, dass ihre geheimen Schlachtpläne seinem Volk so genau bekannt wurden, als hätte man in ihren Palästen elektronische Abhörgeräte installiert (2Kö 6:8-12). Manchmal stärkte er sein Volk für den Kampf, und manchmal errang er den Sieg, ohne dass es auch nur einen einzigen Schlag zu führen brauchte (2Kö 7:6, 7; 2Ch 20:15, 17, 22, 24, 29). Durch all das brachte Jehova Schande über die Kriegsgötter der Nationen und stellte sie als wertlos, als leeren Trug bloß (Jes 41:21-24; Jer 10:10-15; 43:10-13).
In Verbindung mit dem Exil und der Wiederherstellung. Obwohl Jehova zuließ, dass die Nation ins Exil ging, als das Nordkönigreich von Assyrien erobert und das Königreich Juda von Babylon verwüstet wurde, erhielt er die davidische Abstammungslinie aufrecht und erfüllte so seinen mit David geschlossenen Bund für ein ewiges Königreich (Ps 89:3, 4, 35-37). Während der Zeit des Exils erhielt er außerdem den Glauben seines Volkes lebendig, indem er Daniel und andere auf erstaunliche Weise gebrauchte und Wundertaten vollbrachte, die sogar Weltherrscher veranlassten, seine Macht demütig anzuerkennen (Da 3:19-29; 4:34-37; 6:16-23). Als das mächtige Babylon fiel, machte Jehova erneut seine einzigartige Göttlichkeit offenbar, stellte die heidnischen Götter als Unwirklichkeit bloß und brachte Schmach über sie. Davon war sein Volk Zeuge (Jes 41:21-29; 43:10-15; 46:1, 2, 5-7). Zugunsten seines Volkes lenkte Jehova die Könige von Persien so, dass sie die gefangenen Israeliten freiließen, damit sie in ihre Heimat zurückkehren und dort den Tempel und später die Stadt Jerusalem wieder aufbauen konnten (Esr 1:1-4; 7:6, 27, 28; Ne 1:11; 2:1-8). Esra scheute sich zu Recht, den persischen König um militärischen Schutz für seine Reisegesellschaft zu bitten, obwohl der Gesamtwert der Güter, die sie mit sich führten, offensichtlich mehr als 43 000 000 Dollar betrug. Jehova erhörte ihr Gebet und behütete sie auf ihrer Reise nach Jerusalem (Esr 8:21-27).
In der Zeitspanne zwischen der Vollendung der Hebräischen Schriften der Bibel und der Geburt des Sohnes Gottes auf der Erde muss Gottes Macht auf die Erhaltung der Nation Israel, ihrer Hauptstadt Jerusalem, der Nachbarstadt Bethlehem, des Tempels mit seiner Priesterschaft und anderer Bestandteile des jüdischen Systems hingewirkt haben. Denn all das musste vorhanden sein, damit sich die Prophezeiungen an Jesus Christus und seiner Tätigkeit erfüllen konnten. Die Geschichte berichtet von Versuchen, das jüdische System durch fortschreitende Hellenisierung, d. h. durch Bekehrung zur griechischen Religion, vollständig zu ersetzen. Aber letzten Endes scheiterten diese Bemühungen. (Siehe GRIECHEN, GRIECHENLAND [Die Auswirkung der Hellenisierung auf die Juden].)
„Christus, die Kraft Gottes“. Nach der durch ein Wunder bewirkten Geburt Jesu offenbarte sich Gottes Macht oder Kraft wie nie zuvor an und durch Jesus. Er wurde wie der Psalmist „für viele wie ein Wunder“ (Ps 71:7). So wie einst Jesaja und seine Kinder, so wurden Jesus und seine Jünger „wie Zeichen und wie Wunder in Israel vonseiten Jehovas der Heerscharen“, indem sie auf die Zukunft hinwiesen und Gottes Vorsatz enthüllten (Jes 8:18; Heb 2:13; vgl. Luk 2:10-14). Das jahrtausendelange Wirken der Macht Gottes hatte in Jesus seinen Höhepunkt oder trug Frucht. Mit Recht konnte daher von Jesus gesagt werden, er sei „die Kraft Gottes und die Weisheit Gottes“ (1Ko 1:24).
Jesus erwies sich als der lang erwartete Messias, als der Gesalbte Jehovas, über den vorausgesagt worden war, dass er den ‘Geist der Macht’ offenbaren werde (Jes 11:1-5). Es war zu erwarten, dass er durch ein machtvolles Zeugnis als solcher bestätigt würde (Mi 5:2-5; vgl. Joh 7:31). Schon mit der Geburt seines Sohnes durch eine jüdische Jungfrau begann Gott, für seinen Sohn Zeugnis abzulegen (Luk 1:35-37). Diese Geburt war nicht einfach eine aufsehenerregende Zurschaustellung der göttlichen Macht, sondern diente einem ganz bestimmten Zweck. Durch sie wurde ein vollkommener Mensch, ein ‘zweiter Adam’, hervorgebracht, der den Namen seines Vaters heiligen und die Schmach auslöschen konnte, die der erste Menschensohn auf diesen Namen gebracht hatte, und der dadurch Satans Behauptung Lügen strafen konnte. Außerdem sollte der vollkommene Jesus für eine rechtmäßige Grundlage sorgen, auf der gehorsame Menschen aus der Gewalt von Sünde und Tod, die als Könige über sie herrschten, erlöst würden (1Ko 15:45-47; Heb 2:14, 15; Rö 5:18-21; siehe LÖSEGELD). Ferner sollte dieser vollkommene Nachkomme Davids der Erbe eines ewigen Königreiches sein (Luk 1:31-33).
Als Jesus mit Gottes Geist gesalbt wurde, wurde Gottes Kraft oder Macht wirksam (Apg 10:38). Moses war „machtvoll in seinen Worten und Taten“ gewesen, aber als ‘der Prophet, der größer war als Moses’, konnte Jesus ein eindrucksvolleres Zeugnis vorweisen (5Mo 34:10-12; Apg 7:22; Luk 24:19; Joh 6:14). Deshalb lehrte er auch „wie einer, der Gewalt hat“ (Mat 7:28, 29). Wie Gott den Israeliten eine Grundlage gegeben hatte, an Moses, Josua und andere zu glauben, so schuf er nun eine sichere Grundlage für den Glauben an seinen Sohn (Mat 11:2-6; Joh 6:29). Jesus nahm keine Ehre für sich in Anspruch, sondern wies stets auf Gott als den Urheber seiner Machttaten hin (Joh 5:19, 26; 7:28, 29; 9:3, 4; 14:10). Aufrichtige Personen erkannten „die erhabene Macht Gottes“ an, die durch ihn offenbar wurde (Luk 9:43; 19:37; Joh 3:2; 9:28-33; vgl. Luk 1:68; 7:16).
Worauf deuteten Jesu Wunder hin?
Was Jesus tat, war ein Beweis für Gottes Interesse an der Menschheit. Es zeigte, was Gott schließlich für alle Gerechtigkeitsliebenden tun wird. Jesu Machttaten berührten zu einem großen Teil die Probleme der Menschheit, zu denen vor allem die Sünde mit all ihren schädlichen Folgen gehört. Krankheit und Tod sind Begleiterscheinungen der Sünde, und Jesu Fähigkeit, alle Arten von Krankheiten zu heilen (Mat 8:14, 15; Luk 6:19; 17:11-14; 8:43-48) und sogar Tote aufzuerwecken (Mat 9:23-25; Luk 7:14, 15; Joh 11:39-44), war der Beweis dafür, dass er der von Gott Bestimmte war, der die Menschheit von der Sünde und ihrer Strafe befreien sollte. (Vgl. Mar 2:5-12.) Als das „wahre Brot vom Himmel“, „das Brot des Lebens“, übertraf Jesus das Manna, das die Israeliten in der Wildnis gegessen hatten, bei Weitem (Joh 6:31-35, 48-51). Er brachte kein buchstäbliches Wasser aus einem Felsen hervor, sondern beschaffte „lebendiges Wasser“, „Wasser des Lebens“ (Joh 7:37, 38; Off 22:17; vgl. Joh 4:13, 14).
Seine Machttaten wiesen aber noch auf weitere Segnungen hin, die durch seine königliche Regierung kommen sollten. Elisa hatte mit nur 20 Broten und etwas Korn 100 Männer gespeist, Jesus dagegen speiste Tausende mit viel weniger (2Kö 4:42-44; Mat 14:19-21; 15:32-38). Moses und Elisa hatten bitteres oder vergiftetes Wasser süß gemacht, Jesus aber verwandelte gewöhnliches Wasser in vortrefflichen Wein, um zur fröhlichen Stimmung eines Hochzeitsfestes beizutragen (2Mo 15:22-25; 2Kö 2:21, 22; Joh 2:1-11). Unter seiner Regierung wird daher bestimmt niemand hungern müssen; es wird ‘für alle Völker ein herrliches Festmahl’ geben (Jes 25:6). Seine Fähigkeit, die Arbeit der Menschen überaus fruchtbar zu machen – eine Fähigkeit, die sich beim Fischfang seiner Jünger zeigte –, bürgt dafür, dass sich unter dem Segen seines Königreiches niemand kümmerlich durchschlagen und nur mit einem Existenzminimum auskommen muss (Luk 5:4-9; vgl. Joh 21:3-7).
Noch wichtiger ist, dass Jesus Menschen nicht nur buchstäblich heilte. Er heilte auch Menschen, die in geistiger Hinsicht blind, stumm oder krank waren, er versorgte seine Jünger mit einer Fülle von geistiger Nahrung und versprach ihnen, das auch zukünftig zu tun. Außerdem sicherte er ihnen zu, dass sie in ihrem Dienst Erfolg haben würden. (Vgl. Luk 5:10, 11; Joh 6:35, 36.) Wenn er bei gewissen Gelegenheiten die körperlichen Bedürfnisse der Menschen durch ein Wunder befriedigte, so tat er es vor allem, um ihren Glauben zu stärken. Die Wunder waren nie der Endzweck. (Vgl. Joh 6:25-27.) Das Königreich und Gottes Gerechtigkeit sollten zuerst gesucht werden, nicht Speise und Trank (Mat 6:31-33). Jesus ging in dieser Hinsicht mit gutem Beispiel voran, als er sich weigerte, für sich Steine in Brot zu verwandeln (Mat 4:1-3).
Befreiung in geistiger Hinsicht. Die Nation Israel hatte große Krieger gekannt, aber die durch Gottes Sohn wirkende göttliche Macht war auf größere Feinde, nicht lediglich auf menschliche Soldaten gerichtet. Jesus war der Befreier (Luk 1:69-74), der den Weg zur Freiheit von den Hauptverursachern der Bedrückung erschloss: von Satan und seinen Dämonen (Heb 2:14, 15). Er befreite nicht nur viele, die von Dämonen besessen waren (Luk 4:33-36), sondern durch seine machtvollen Worte der Wahrheit öffnete er die Tore zur Freiheit weit für alle, die die bedrückenden Lasten der falschen Religion abwerfen und nicht mehr von ihr versklavt sein wollten (Mat 23:4; Luk 4:18; Joh 8:31, 32). Durch seine Treue und die Bewahrung seiner Lauterkeit besiegte er nicht nur eine Stadt oder ein Reich, sondern „die Welt“ (Joh 14:30; 16:33).
Die eingeschränkte Bedeutung der Wundertaten. Jesus legte zwar in erster Linie Nachdruck auf die Wahrheiten, die er verkündete, wies aber auch auf die relative Bedeutung seiner Machttaten hin, indem er stets die Aufmerksamkeit auf sie lenkte als Bestätigung seines Auftrags und seiner Botschaft. Sie waren besonders deshalb wichtig, weil durch sie gewisse Prophezeiungen erfüllt wurden (Joh 5:36-39, 46, 47; 10:24-27, 31-38; 14:11; 20:27-29). Darum waren alle, die diese Werke sahen, in besonderem Maß verantwortlich (Mat 11:20-24; Joh 15:24). Jesus war, wie Petrus später (zu Pfingsten) zu den Volksmengen sagte, ein „Mann, den Gott euch, wie ihr selbst wisst, durch Machttaten und Wunder und Zeichen, die Gott durch ihn in eurer Mitte getan hat, öffentlich zeigte“ (Apg 2:22). Diese Beweise der göttlichen Macht zeigten, dass Gottes Königreich sie „eingeholt“ hatte (Mat 12:28, 31, 32).
Dadurch, dass Gott seinen Sohn auf so beachtenswerte Weise gebrauchte, wurden „die Überlegungen vieler Herzen enthüllt“ (Luk 2:34, 35). Die Menschen sahen die Kundgebungen des „Armes Jehovas“, aber viele, ja die meisten schrieben dem, was sie sahen, eine andere Bedeutung zu oder ließen sich durch eigennützige Interessen davon abhalten, in Übereinstimmung mit dem „Zeichen“ zu handeln (Joh 12:37-43; 11:45-48). Manche wollten aus Gottes Macht lediglich persönlichen Nutzen ziehen; sie hungerten nicht aufrichtig nach Wahrheit und Gerechtigkeit. Ihr Herz wurde nicht von Mitleid und Güte bewegt, die das Motiv für viele der Machttaten Jesu waren (vgl. Luk 1:78; Mat 9:35, 36; 15:32-37; 20:34; Mar 1:40, 41; Luk 7:11-15 mit Luk 14:1-6; Mar 3:1-6) und die die Barmherzigkeit seines Vaters widerspiegelten (Mar 5:18, 19).
Verantwortungsvoller Umgang mit Macht. Jesus gebrauchte seine Macht stets zu einem bestimmten Zweck und nie, um seine Fähigkeiten zur Schau zu stellen. Die Verfluchung des unfruchtbaren Feigenbaums hatte offensichtlich eine sinnbildliche Bedeutung (Mar 11:12-14; vgl. Mat 7:19, 20; 21:42, 43; Luk 13:6-9). Jesus lehnte Satans Vorschläge ab, etwas zu tun, was nichts als Effekthascherei gewesen wäre. Als er über das Wasser schritt, tat er es, weil er an einen bestimmten Ort gehen wollte und ihm zu der späten Stunde kein Transportmittel mehr zur Verfügung stand. Das war etwas ganz anderes, als wenn er von der Tempelzinne gesprungen wäre wie jemand, der Selbstmord begehen wollte (Mat 4:5-7; Mar 6:45-50). Die von falschen Beweggründen hervorgerufene Neugier des Herodes wurde nicht befriedigt, da sich Jesus weigerte, ein Zeichen vor ihm zu tun (Luk 23:8). Einige Zeit vorher hatte sich Jesus geweigert, auf die Bitte der Pharisäer und Sadduzäer ein „Zeichen vom Himmel“ zu verursachen, weil sie ein solches Zeichen offensichtlich nicht suchten, um ihren Glauben an die Erfüllung des Wortes Gottes zu stärken, sondern um nicht daran glauben zu müssen. Ihr Beweggrund war schlecht (Mat 16:1-4; vgl. 15:1-6; 22:23, 29).
Auch in Nazareth vollbrachte Jesus wegen des Unglaubens der Bewohner nicht viele Machttaten, und zwar nicht etwa, weil seine Kraftquelle unzureichend gewesen wäre, sondern weil die Umstände es nicht rechtfertigten oder es nicht zuließen. Gottes Kraft sollte nicht an unempfängliche Skeptiker verschwendet werden (Mar 6:1-6; vgl. Mat 10:14; Luk 16:29-31). Jesus machte seine Wundertaten nicht vom Glauben eines Menschen abhängig. Das zeigte sich darin, dass er das abgetrennte Ohr des Sklaven des Hohen Priesters heilte, der zu der Volksmenge gehörte, die gekommen war, um ihn festzunehmen (Luk 22:50, 51).
Die Auferstehung Jesu Christi von den Toten zu Leben als Geistgeschöpf war der bis dahin größte Beweis der Macht Gottes. Ohne sie wäre der christliche Glaube „nutzlos“, und die Nachfolger Christi wären „die bemitleidenswertesten aller Menschen“ (1Ko 15:12-19). Diese Auferstehung wird von den Jüngern Jesu völlig übereinstimmend geschildert und ist der bedeutendste Faktor zur Stärkung des Glaubens. Als Jesus auf der Erde war, hinderten ihn Entfernungen nicht an der Ausübung seiner Macht (Mat 8:5-13; Joh 4:46-53), und von seiner himmlischen Stellung aus salbte er dann zu Pfingsten seine Nachfolger mit Gottes Geist, wodurch sie befähigt wurden, in seiner Abwesenheit Machttaten zu vollbringen. Auf diese Weise beglaubigte er ihr Zeugnis von seiner Auferstehung (Apg 4:33; Heb 2:3, 4) und bestätigte außerdem, dass sie Gottes anerkanntes Volk waren, seine Versammlung (Apg 2:1-4, 14-36, 43; 3:11-18).
Jehovas Hand wurde dadurch, dass sein Sohn als Mensch starb, nicht verkürzt. Das bestätigen die vielen Wunder und Zeichen, die die Apostel und andere wirkten (Apg 4:29, 30; 6:8; 14:3; 19:11, 12). Sie vollbrachten ähnliche Machttaten wie ihr Meister, denn sie heilten Lahme (Apg 3:1-9; 14:8-10) und Kranke (Apg 5:12-16; 28:7-9), weckten Tote auf (Apg 9:36-41; 20:9-11) und trieben Dämonen aus (Apg 8:6, 7; 16:16-18). Das taten sie, ohne auf ihren eigenen Vorteil oder ihre Ehre aus zu sein (Apg 3:12; 8:9-24; 13:15-17). Durch sie äußerte Gott seine Urteile über Übeltäter, wie er es früher durch die Propheten getan hatte, und bewirkte so, dass ihm und seinen Vertretern der gebührende Respekt entgegengebracht wurde (Apg 5:1-11; 13:8-12). Neue Fähigkeiten wurden ihnen verliehen, z. B. die Fähigkeit, in fremden Sprachen zu sprechen und sie zu übersetzen. Das diente ebenfalls „einem nützlichen Zweck“, denn sie sollten das Predigtwerk bald auf Gebiete außerhalb Israels ausdehnen und Jehovas wunderbare Werke unter den Nationen verkünden (1Ko 12:4-11; Ps 96:3, 7).
Jehova Gott bewirkte durch seine Macht noch andere Dinge. Er öffnete ihnen „Türen“ zu Gelegenheiten des Predigens in gewissen Gebieten, beschützte sie vor Personen, die das Predigen zum Stillstand bringen wollten, und lenkte ihre Tätigkeit. All das geschah auf eine Weise, dass es im Allgemeinen nicht von der Öffentlichkeit beobachtet werden konnte (Apg 5:17-20; 8:26-29, 39, 40; 9:1-8; 10:19-22, 44-48; 12:6-11; 13:2; 16:6-10, 25-33; 18:9, 10; 1Ko 16:8, 9).
Es wurde vorhergesagt, dass die Wundergaben, die den Aposteln durch den Geist verliehen und von ihnen auf andere übertragen wurden, nur während des ‘Anfangsstadiums’ der Christenversammlung wirksam sein und dann aufhören sollten (1Ko 13:8-11; siehe GABEN GOTTES [Gaben des Geistes]). Gemäß der Cyclopædia von M’Clintock und Strong (Bd. VI, S. 320) ist „die Feststellung unangefochten, dass man während der ersten hundert Jahre nach dem Tod der Apostel wenig oder gar nichts davon hört, dass die Christen damals Wunder gewirkt hätten“. Allerdings machten Jesus und seine Apostel warnend auf die trügerischen Machttaten aufmerksam, die Abtrünnige sowie das sinnbildliche wilde Tier – Feinde Gottes – später wirken würden (Mat 7:21-23; 24:23-25; 2Th 2:9, 10; Off 13:11-13; siehe TIERE [SINNBILDER]).
Die Äußerungen der Macht Gottes erreichen mit der Aufrichtung seines Königreiches in den Händen Christi Jesu und mit den sich daraus ergebenden Gerichtshandlungen einen Höhepunkt.
Siehe HAND MIT MACHT FÜLLEN.