Welchen praktischen Nutzen haben deine Kenntnisse?
NICHTS unterscheidet den Menschen mehr vom Tier als sein Gehirn. Diese Überlegenheit des Menschen deckt sich mit der Tatsache, daß er allein in der Gleichheit Gottes, seines Schöpfers, Jehovas, erschaffen wurde. Evolutionisten sind geneigt, diesen Unterschied außer acht zu lassen. Einer der führenden amerikanischen Anthropologen bekannte einmal: „Wir sind so sehr bemüht gewesen, die sichtbaren Erscheinungen der Evolution bei den verschiedenen Arten animalischer Geschöpfe nachzuweisen, daß wir unseren Kopf, die kleine Kugel, die sozusagen den Mitternachtshimmel und auch die leuchtende Welt der Gedanken einschließt, beinahe als ebenso große Selbstverständlichkeit hinnehmen wie das Wachstum eines gelben Kürbisses im Herbst.“ — 1. Mose 1:27.
Das Gehirn des Menschen, das mit einem Schwamm verglichen werden kann, besitzt eine ausgesprochene Neigung, Kenntnisse aufzunehmen, und hat dafür ein unermeßliches Fassungsvermögen. Der Mensch bekundet schon von frühester Jugend an einen Hunger nach Erkenntnis, der in seiner Neugier zum Ausdruck kommt, mit der er alles, was sich in seiner Umgebung befindet, zu ergründen sucht. Er entwickelt allmählich Erinnerungen, eine Ideenwelt, er wird eine Persönlichkeit, durch die er sich von allen anderen Menschen unterscheidet. Diese angeborene Neugier macht die Aneignung von Kenntnissen zu einem Genuß.
Der Schöpfer hatte jedoch nicht vorgesehen, daß der Mensch sich nur deshalb Kenntnisse aneignen soll, weil ihm das an sich Vergnügen bereitet. Ein Geschichtsschreiber bemerkte darüber treffend: „Geistige Genüsse können nur für kurze Zeit befriedigen, wenn sie nicht einem praktischen Zweck dienen … Nie sollten wir den Intellekt ausschließlich zu dem Zweck anregen, daß er nur sich selbst ernährt. Wenn die Pflege des Intellekts nicht auf einen nützlichen Zweck abzielt, besonders auf die Befriedigung der Bedürfnisse anderer oder auf ihren Fortschritt, dann ist er eine Täuschung und ein Fallstrick.“ — Beacon Lights of History, Lord, Band 5, S. 299.
Wenn wir uns Kenntnisse nur um der Freude willen aneigneten, die uns diese Aneignung selbst bereitet, wäre das genauso, wie wenn wir lebten, um zu essen, statt äßen, um zu leben. Das erinnert uns an die alten Epikuräer, die sich beim Essen vollstopften und dann Brechmittel zu sich nahmen, um alles, was sie gegessen hatten, wieder zu erbrechen und sich dann von neuem dem Genuß des Essens hingeben zu können. Wer sich Kenntnisse aneignet, nur weil er daran Freude hat, ist nicht viel besser daran. Wenn er stirbt, nimmt er auch seine Kenntnisse mit ins Grab; sie haben niemandem etwas genützt, niemandem Freude bereitet, noch bleiben sie der Nachwelt erhalten. Alle, die dazu neigen, sich von Kenntnissen gefangennehmen zu lassen, sollten an die Worte des Apostels Paulus denken, der sagte: „Erkenntnis bläht auf.“ Jemand, der seine Kenntnisse nicht in die Tat umsetzt, ‚täuscht sich selbst durch falsche Vernunftschlüsse‘. — 1. Kor. 8:1; Jak. 1:22, NW.
Beiläufig bemerkt, ist es natürlich noch schlimmer, als uns nur Kenntnisse um ihrer selbst willen anzueignen, wenn wir uns solche aneignen, die einen schlechten, verderblichen Einfluß auf uns ausüben. Skandalblätter, pornographische Magazine, sinnlich aufreizende Bestseller, seien es nun „klassische“ oder volkstümliche, und sogenannte wissenschaftliche Werke, wie es die Kinsey-Berichte über das angebliche Geschlechtsleben gewisser Männer und Frauen in den Vereinigten Staaten sind — all das leistet einem verderbten Verlangen nach Wissen Vorschub. Genauso wie ein gutes Buch einem guten Freunde gleicht, ist ein schlechtes Buch wie ‚schlechte Gesellschaft, die nützliche Gewohnheiten verdirbt‘. Weise Christen hüten sich vor solchem. — 1. Kor. 15:33; Jak. 3:15, NW.
Es gibt in Wirklichkeit nur zwei stichhaltige Gründe, weshalb man sich Kenntnisse aneignen sollte. Der israelitische Schriftgelehrte Esra sagt uns, welche es sind. Es heißt von ihm: „Denn Esra hatte sein Herz darauf gerichtet, das Gesetz Jehovas zu erforschen und zu tun, und in Israel Satzung und Recht zu lehren.“ Ja wir sollten uns sämtliche Kenntnisse, die wir uns aneignen, für den Zweck aneignen, sie im Leben praktisch anzuwenden und (oder) sie zur Unterweisung anderer Menschen zu gebrauchen. — Esra 7:10.
Es gibt viele verschiedene Kenntnisse, die wir uns zielbewußt aneignen können, um sie zu unserem eigenen Nutzen und auch zum Nutzen anderer zu gebrauchen. Dazu gehören Kenntnisse in der Physik, Medizin, Elektronik und Kunst. Durch die praktische Anwendung solcher Kenntnisse kann sich der Mensch die Dinge seiner Umgebung zunutze machen und sich ihrer erfreuen.
Infolge der Unvollkommenheit und Sünde kann der Mensch jedoch die Früchte solcher Kenntnisse nur einige wenige Jahre genießen. Solche Kenntnisse haben ihm auch weder den Frieden mit sich selbst noch mit seinen Mitmenschen gebracht, was in den zunehmenden nationalen und internationalen Spannungen und dem Überhandnehmen der Kriminalität und Sittenlosigkeit zum Ausdruck kommt. Den beschränkten Wert dieser Kenntnisse hervorhebend, stellte Jesus einmal die Frage: „Was wird es einem Menschen nützen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber sein Leben einbüßt? Oder was wird ein Mensch zum Tausch für sein Leben geben?“ Der praktische Wert allen menschlichen Wissens ist in der Tat beschränkt. — Matth. 16:26, NW, Fußnote.
Was ist denn außerdem nötig? Der Mensch muß sich, was sein Wissen und seine Bestrebungen betrifft, nach seinem Schöpfer und dessen Vorhaben mit dem Menschen richten. Das ist Erkenntnis von höchster Wichtigkeit. Sie hat den größten praktischen Wert und kann nur in der Bibel, in Gottes Wort, gefunden werden. Als der Sohn Gottes auf der Erde war, gab er uns diesbezüglich ein gutes Beispiel. Wie Esra konzentrierte er sich auf die wichtigsten Kenntnisse, nämlich auf eine Erkenntnis Jehovas, und er wandte sie praktisch an, indem er danach lebte und andere darüber belehrte. — Matth. 4:17; Joh. 17:4, 6.
Die Erfüllung biblischer Prophezeiung deutet darauf hin, daß wir in der Zeit leben, die mit den Tagen Noahs verglichen wird. (Matth. 24:37-39) Aus diesem Grunde ist die dringendste und praktischste Erkenntnis, die wir uns heute aneignen können, jene, die uns zeigt, wie wir das Ende dieser alten Welt oder dieses bösen Systems der Dinge überleben können. Über diese Art Erkenntnis lesen wir: „Weisheit bietet Schutz, [gleichwie] Geld ein Schutz ist; aber der Vorzug der Erkenntnis besteht darin, daß Weisheit ihre Besitzer am Leben erhält.“ Weisheit bedeutet natürlich die Eigenschaft, rechte Erkenntnis in Einklang mit Gottes Willen anzuwenden, und das bedeutet, mit den Worten des Propheten ausgedrückt, Jehova, Gerechtigkeit und Demut zu suchen. — Pred. 7:12; Zeph. 2:3.
Da der Mensch im Bilde Gottes erschaffen wurde, macht es ihm Freude, Erkenntnis in sich aufzunehmen. Sich eine Erkenntnis nur um ihrer selbst willen anzueignen ist nutzlos, und der Erwerb entarteten oder verderbten Wissens ist reine Torheit. Obwohl Kenntnisse von vielen Arten vielen praktischen Zwecken dienen, ist es doch für uns von höchst praktischem Wert, daß wir uns zielbewußt eine Erkenntnis über Jehova Gott und seinen Willen aneignen. Jesus sagte hierüber: „Dies bedeutet ewiges Leben, daß sie fortwährend Erkenntnis in sich aufnehmen über dich, den allein wahren Gott, und über Jesus Christus, den du ausgesandt hast.“ — Joh. 17:3, NW.