Fragen von Lesern
● Im Wachtturm vom 1. November 1963, Seite 667, wird gesagt, der in Hebräer 11:26 erwähnte „Christus“ oder Gesalbte sei Moses. Wie kann man das begründen, da Moses doch nicht mit Öl gesalbt wurde wie die Hohenpriester und Könige des damaligen Volkes Israel? — G. G., USA.
Hebräer 11:26 (NW) lautet: „... weil er [Moses] die Schmach des Christus [Gesalbten] für größeren Reichtum achtete als die Schätze Ägyptens; denn er hielt seinen Blick auf die Belohnung gerichtet.“ Es ist wahr, daß Moses nicht mit buchstäblichen Öl gesalbt wurde wie der Hohepriester und die Könige Israels. (2. Mose 30:22-30; 3. Mose 8:12; 1. Sam. 10:1; 16:13) Die Salbung ist jedoch gleichbedeutend mit der Einsetzung in ein Amt. Folglich kann gesagt werden, daß jemand, der von Gott auserwählt oder in ein Amt eingesetzt wurde, gesalbt worden sei, selbst wenn er nicht mit buchstäblichem Salböl gesalbt wurde.
Übrigens wurden auch Jesus und seine Nachfolger nicht mit buchstäblichem Öl gesalbt; dennoch werden sie in der Bibel als Gesalbte bezeichnet: „Jesus, der von Nazareth war, wie Gott ihn mit heiligem Geist und Kraft salbte ...“ „Er aber, der dafür bürgt, daß ihr und wir Christus angehören, und der uns gesalbt hat, ist Gott.“ Sie wurden mit Gottes heiligem Geist gesalbt. — Apg. 10:38; 2. Kor. 1:21, NW.
Beachten wir in diesem Zusammenhang auch folgende Worte, die Jehova über die Patriarchen Abraham, Isaak und Jakob niederschreiben ließ: „Er ließ keinem Menschen zu, sie zu bedrücken, und ihretwegen strafte er Könige: ‚Tastet meine Gesalbten nicht an, und meinen Propheten tut nichts Übles!‘“ Obwohl Abraham, Isaak und Jakob nicht mit buchstäblichem Salböl gesalbt wurden, werden sie hier als Jehovas Gesalbte bezeichnet. Sie waren seine Auserwählten oder Beauftragten, und Jehovas Geist ruhte auf ihnen. — Ps. 105:14, 15.
Jehova forderte zum Beispiel auch Elia auf, Elisa, Jehu und Hasael zu salben. „Geh“, sagte er zu ihm, „kehre zurück deines Weges, nach der Wüste von Damaskus; und wenn du angekommen bist, so salbe Hasael zum König über Syrien. Und Jehu, den Sohn Nimsis, sollst du zum König über Israel salben; und Elisa, den Sohn Saphats, von Abel-Mehola, sollst du zum Propheten salben an deiner Statt.“ (1. Kö. 19:15, 16) Die Bibel berichtet dann weiter, daß einer der Söhne der Propheten, die mit Elisa verbunden waren, Jehu mit buchstäblichem Öl zum König über Israel, das Zehn-Stämme-Reich, salbte; wir lesen aber nichts davon, daß Elia oder sonst jemand Elisa und Hasael salbte. Die Mitteilung von ihrer Ernennung oder Einsetzung war für sie in Wirklichkeit die Salbung. — 2. Kö. 2:9-14; 8:13; 9:1-10.
So war es auch bei Moses. Er kann von dem Zeitpunkt an, da er seinen Auftrag am brennenden Dornbusch erhalten hatte, als Jehovas Gesalbter oder Christus bezeichnet werden. Diese Salbung oder Ernennung hielt er für größeren Reichtum als die Schätze Ägyptens. Es war keine Salbung mit buchstäblichem Öl notwendig, damit er Jehovas Gesalbter sein konnte. — 2. Mose 3:10 bis 4:17.
● Würde ein Christ, der einem Tierarzt gestattete, einem Haustier Blut zu übertragen, schriftwidrig handeln? Dürfte ein Christ Tierfutter verwenden, von dem man annimmt, daß es Blut enthält? Ist es gestattet, Düngemittel zu verwenden, die Blut enthalten?
Der Psalmist erklärte: „Wie liebe ich dein Gesetz! es ist mein Sinnen den ganzen Tag.“ (Ps. 119:97) Eine solche Liebe zu Gottes Gesetz und das Interesse, es zu halten, würde einen ergebenen Diener Gottes bestimmt davon zurückhalten, es irgendwie zu verletzen. Gottes Gesetz über das Blut wird klar dargelegt. Blut soll nicht zu Nahrungszwecken verwendet werden, sondern, sobald es einem Körper entzogen worden ist, auf die Erde gegossen werden. (1. Mose 9:3, 4; 3. Mose 3:17; 5. Mose 12:16, 23, 24; Apg. 15:20, 28, 29) Christen möchten bestimmt durch nichts Jehovas Gesetz über das Blut verletzen. Ihre Liebe zu Gott und zu den gerechten Gesetzen und Grundsätzen seines Wortes verlangt von ihnen, daß sie, wenn es um die Verwendung von Blut geht, konsequent sind.
Da Gottes Gesetz über das Blut in den vergangenen Jahrhunderten nicht geändert worden ist, halten sich Christen heute noch daran. Sie tun es nicht etwa aus Furcht vor einer Vergeltungsmaßnahme, etwa weil eine Verletzung dieses Gesetzes Gottes zur Folge haben könnte, daß die Christenversammlung, zu der sie gehören, Schritte gegen sie unternehmen würde. Sie lieben, was recht ist, und da sie auch das Gesetz Gottes lieben, suchen sie es nicht irgendwie zu umgehen und sich dann zu rechtfertigen.
Wie ist somit die Frage „Würde ein Christ, der einem Tierarzt gestattete, einem Haustier Blut zu übertragen, schriftwidrig handeln?“ zu beantworten? Eine solche Handlungsweise wäre bestimmt schriftwidrig. Blutübertragungen sind auch bei Tieren nicht statthaft. Die Bibel verbietet den Blutgenuß ausdrücklich. Daher sollte ein Christ weder einem Menschen, für den er verantwortlich ist, noch einem Haustier oder einem anderen Tier, das ihm gehört, zur Erhaltung des Lebens Blut geben lassen.
Christliche Eltern können sich auch nicht damit ausreden, das Haustier gehöre einem Kind, das noch nicht getauft sei; das Kind könne dem Tierarzt deshalb gestatten, die Bluttransfusion vorzunehmen. Die getauften Eltern tragen die Verantwortung, denn sie haben die Gewalt über das Kind und über das Haustier und sollten in einem solchen Fall das letzte Wort sprechen. Das ist in Gottes Augen ihre Pflicht. — Pred. 12:13, 14; Jak. 4:17.
Dürfte ein Christ Tierfutter verwenden, von dem man annimmt, daß es Blut enthält? Gestützt auf die bereits erwähnten Grundsätze lautet die Antwort: Nein. Sieht daher ein Christ auf dem Etikett einer Dose Hunde- oder anderem Tierfutter, daß der Inhalt Blutbestandteile enthält, könnte er einem Tier, das ihm gehört, dieses Futter nicht mit gutem Gewissen zu fressen geben. Er dürfte sich nicht damit entschuldigen, das sei doch ungefähr das gleiche, wie wenn ein Tier das andere töte und dann dessen Blut zu sich nehme. In diesem Fall würde der Christ das Tier selbst mit Blut füttern.
Ist auf der Verpackung jedoch nichts vermerkt, was darauf schließen läßt, daß das Tierfutter Blut enthält, kann der Christ annehmen, daß er es verwenden darf. Läßt ihm aber sein Gewissen keine Ruhe, so sollte er sich erkundigen und dann entsprechend handeln. Als Christ möchte er bestimmt ein gutes Gewissen vor Gott haben. — 1. Petr. 3:21.
Wie steht es nun aber mit Düngemitteln, die Blut enthalten? Wer Gottes Gesetz über das Blut respektiert, verwendet sie nicht. Nach dem Mosaischen Gesetz mußten die Israeliten das Blut allerdings ausfließen lassen und es dann mit Erde bedecken. (3. Mose 17:13, 14) Mit dieser Beseitigung des Blutes sollte aber nicht ein nützlicher Zweck verfolgt werden. Es sollte nicht auf die Erde gegossen werden, um als Düngemittel zu dienen. Ein christlicher Landwirt würde darum nie sein Feld mit Blut spritzen, um es zu düngen, und er kauft auch keine Düngemittel, die Blut enthalten. Blut auf diese Weise zu verwenden hieße aus etwas Gewinn schlagen, worüber Gott selbst verfügen möchte. Es wäre eine Mißachtung des Wortes Gottes.
Die Bibel sagt den Dienern Gottes, was mit dem Blut zu tun ist. Sie wissen daher, daß Jehova sie für jeden Mißbrauch des Blutes, über das sie verfügen können, zur Rechenschaft ziehen würde. Ja, ihre Liebe zu Gott veranlaßt sie, die Gesetze und Grundsätze seines Wortes zu beachten. Deshalb fühlen sie sich verpflichtet, Jehovas Gesetz über das Blut auch in Fällen zu halten, die manchen als unbedeutend erscheinen mögen. Sie sehen darin keine Einschränkung, denn sie denken stets an die Worte, die wir in 1. Johannes 5:3 (NW) lesen: „Denn darin besteht die Liebe zu Gott, daß wir seine Gebote halten; und seine Gebote sind nicht schwer.“
● Läßt sich der scheinbare Widerspruch zwischen Jeremia 52:12 und 2. Könige 25:8 erklären? In Jeremia 52:12 ist vom Zehnten des Monats die Rede, während in 2. Könige 25:8 vom Siebenten des Monats gesprochen wird. — G. G., USA.
2. Könige 25:8 lautet: „Im fünften Monat, am Siebenten des Monats, das war das neunzehnte Jahr des Königs Nebukadnezar, des Königs von Babel, kam Nebusaradan, der Oberste der Leibwache, der Knecht des Königs von Babel, nach Jerusalem.“ Jeremia 52:12 spricht in diesem Zusammenhang vom „Zehnten des Monats“. Einige erklären sich den Unterschied von drei Tagen dadurch, daß Nebusaradan am Siebenten des Monats von Ribla aufgebrochen und am Zehnten in Jerusalem eingetroffen sei. Vermutlich trat dieser hohe babylonische Beamte, der nach Beendigung der Belagerung den Befehl über die babylonischen Streitkräfte übernahm, jedoch am Siebenten des Monats auf den Plan, um mit der Zerstörung der Stadt zu beginnen. Er war beauftragt, die Befestigungen niederzureißen, die Stadt zu plündern, sie zu schleifen und ihre Bewohner gefangenzunehmen. Am Zehnten des Monats waren die Operationen offenbar beendet.
Es gilt zu beachten, daß in 2. Könige 25:8 gesagt wird, Nebusaradan sei am Siebenten des Monats „nach Jerusalem“ gekommen. Es heißt nicht, er sei „in Jerusalem“ eingezogen. In Jeremia 52:12 heißt es jedoch (nach Menge), dieser babylonische Befehlshaber sei am zehnten Tage des fünften Monats „in Jerusalem“ eingezogen oder, nach Henne und anderen, „eingerückt“.
Der babylonische Befehlshaber schlug nach seiner Ankunft sein Hauptquartier bestimmt außerhalb der Stadtmauern auf oder bezog das bereits vorhandene. Von dort aus leitete er vermutlich die Operationen, zum Beispiel das Niederreißen der Stadtmauern. (2. Kö. 25:10; Jer. 52:14) Die babylonischen Truppen plünderten die Stadt und Jehovas Tempel und freuten sich ihres Lebens. (Jer. 52:17-23; 2. Kö. 25:13-17; Dan. 5:2, 3) Da die Plünderung der Stadt und das Niederreißen der Mauern mehrere Tage beanspruchte, kamen die chaldäischen Truppen vermutlich nicht vor dem Zehnten des Monats dazu, die Stadt niederzubrennen. An diesem Tag zog oder rückte Nebusaradan „in Jerusalem“ ein, um die Operationen zu beenden. Als die Unternehmungen zu seiner Zufriedenheit abgeschlossen waren, gab er den Befehl zum Niederbrennen der Stadt und ihres heiligen Tempels. Nach Josephus (Geschichte des jüdischen Krieges, 6. Buch, 4. Kapitel, 5, 8) wurde der Tempel des Herodes am Zehnten des fünften Monats (70 n. Chr.) niedergebrannt, und er fügt seinem Bericht noch hinzu, eigenartigerweise sei der erste Tempel von den Babyloniern damals am gleichen Tag niedergebrannt worden. Ohne Zweifel war am Ende des zehnten Tages die Stadt zum größten Teil niedergebrannt, und Nebusaradan hatte damit seine Aufgabe, die Stadt zu schleifen, erfüllt.
● Verlor die Schlange wegen des Fluches, den Gott nach 1. Mose 3:14 über sie aussprach, ihre Beine oder Füße?
Wir lesen in 1. Mose 3:14: „Und Jehova Gott sprach zu der Schlange: Weil du dieses getan hast, sollst du verflucht sein vor allem Vieh und vor allem Getier des Feldes! Auf deinem Bauche sollst du kriechen und Staub fressen alle Tage deines Lebens.“ Das ist die einzige Stelle in der Bibel, die andeutet, daß die Schlange einst nicht auf dem Bauche kroch.
Diese Worte waren natürlich in erster Linie an das unsichtbare Geistgeschöpf gerichtet, das die buchstäbliche Schlange als seinen Wortführer gebrauchte. Sie sagen die Erniedrigung dieses Geistgeschöpfes voraus. Damit aber die symbolische Bedeutung des Fluches erkennbar wurde, den Gott über das böse Geistgeschöpf aussprach, das zum Satan geworden war, mußte er sich an der buchstäblichen Schlange, die zum Sinnbild Satans geworden war, erfüllen. Es ist daher vernünftig anzunehmen, daß die Schlange, bevor sie von Gott verflucht worden war, Beine hatte, das heißt nicht auf dem Boden kriechen mußte. Wenn Gott die Macht hatte, die Schlange zu erschaffen, dann hatte er bestimmt auch die Macht, ihren Körper so zu verändern, daß sie von da an keine Beine mehr hatte und sich auf dem Bauche fortbewegen konnte.