Die Ehe ehrbar halten
„Die Ehe sei ehrbar unter allen“ (HEBRÄER 13:4).
1. Welche Frage legte ein Zeitungskolumnist einer Anzahl Personen vor, und was gab ein Ehemann zur Antwort?
„WENN Sie nochmals vor der Wahl stünden, würden Sie dann denselben Partner wählen, mit dem Sie jetzt verheiratet sind?“ Diese Frage legte ein bekannter Zeitungskolumnist 50 000 Personen vor. Über die Hälfte antwortete mit Ja. Wie hättest du geantwortet? Einem Christen, der 33 Jahre verheiratet ist, wurde diese Frage von seiner Frau gestellt. „Mit Sicherheit würde ich denselben Partner heiraten!“ sagte er mit strahlendem Gesicht. „Wenn ich zurückblicke, weiß ich, daß es mitunter nicht leicht war. Wir hatten unsere Probleme. Aber unsere Ehe war wirklich die Mühe wert. Wir besitzen etwas sehr Kostbares.“
2. Was bedeutet das Wort „ehrbar“ aus Hebräer 13:4?
2 Da Gott der Stifter der Ehe ist, kann sie echte Zufriedenheit und Freude bereiten. Doch unter manchen Eheleuten — selbst bei Gott hingegebenen Christen — herrscht ein äußerst gespanntes Verhältnis. Der Apostel Paulus äußerte daher die Ermahnung: „Die Ehe sei ehrbar [„von hohem Wert, kostbar, ... besonders teuer“a] unter allen“ (Hebräer 13:4). Da die Ehe „Drangsal ... [im] Fleische“ mit sich bringt, entsteht die Schwierigkeit, sie ehrbar zu halten (1. Korinther 7:28). Wie aber gelingt dir das? Zunächst mußt du dir über eines der größten Probleme im klaren sein.
Mangelnder Gedankenaustausch
3, 4. (a) Was ist eines der größten Probleme in der Ehe? (b) Was bedeutet es, daß ein Ehepaar „e i n Fleisch“ ist?
3 Ein christliches Ehepaar war nahezu 20 Jahre verheiratet. Plötzlich wurde dieser Ehe durch den Ehebruch des Mannes ein schwerer Schlag versetzt. Wie konnte es soweit kommen? „Als ich über das nachdachte, was in den vergangenen Jahren geschehen war“, sagte die Frau, „erkannte ich, daß wir uns zwar über Familienangelegenheiten unterhalten hatten, sogar über unseren Gottesdienst, aber über persönliche Dinge sprachen wir nie.“ Da sie kein inniges Verhältnis zueinander hatten, wurde ihre Bindung in der Ehe allmählich geschwächt, und das führte zur Untreue des Mannes. Mangelnder Gedankenaustausch ist gemäß Untersuchungen einer der wesentlichen Gründe für Scheidungen oder „Ehen ohne Liebe“.
4 Jehova indes hat gesagt: „Ein Mann [wird] seinen Vater und seine Mutter verlassen, und er soll fest zu seiner Frau halten, und sie sollen e i n Fleisch werden“ (1. Mose 2:24). Die Ehe sollte somit die engste zwischenmenschliche Beziehung sein. Sie vereinigt zwei unterschiedliche Persönlichkeiten — eine wahrhaft schwierige Aufgabe! Damit eine solche Gemeinschaft funktioniert, sollte jeder offen mit dem anderen reden und aus seinen Gefühlen kein Hehl machen.
5. (a) Was steht dem Gedankenaustausch auf persönlicher Ebene im Wege? (b) Wie können andere ihre Achtung vor einer Ehe zeigen?
5 Was steht dem Gedankenaustausch auf persönlicher Ebene im Weg? Mitunter ist es in einem Land Brauch, Zurückhaltung zu üben. Einige sind recht schweigsam und scheuen sich, ihre Gefühle auszudrücken. Andere lassen sich durch unsere auf Entspannung bedachte, materialistische Welt gefangennehmen. Sie sind mehr an Dingen interessiert als an ihrer Ehe. Wenn in einer Ehe zu viele Personen eine Rolle spielen oder eine zu enge Verbindung mit den Eltern besteht, kann die Vertrautheit der Eheleute ebenfalls behindert werden. Bestimmt sollten andere berücksichtigen, daß ein Ehepaar Zeit für sich selbst braucht, und sie sollten sich nicht ungebührliche Freiheiten herausnehmen noch Aufmerksamkeit beanspruchen, die eigentlich dem anderen Ehepartner zusteht (Sprüche 25:17).
6. (a) Unter welchen Umständen kann ein Ehepartner einer „starken Stadt“ gleichen und „Streitigkeiten“ dem „Riegel“ einer Festung? (b) Durch welche Fragen in dem obigen Kasten läßt sich feststellen, wie es um euren Gedankenaustausch bestellt ist?
6 Der vielleicht häufigste Grund für das Fehlen des Gedankenaustauschs auf persönlicher Ebene wird in Sprüche 18:19 angesprochen: „Ein Bruder, gegen den man sich vergangen hat, ist mehr als eine starke Stadt; und es gibt Streitigkeiten, die wie der Riegel eines Wohnturms sind.“ Eine Frau mag sich zum Beispiel ihrem Mann anvertrauen. Was geschieht nun, wenn er ihre Empfindungen mißachtet oder geringschätzt oder sie sogar bei Gelegenheit gegen sie ausspielt? Es könnte sein, daß seine Frau eine starke Mauer der Reserviertheit errichtet, um weiteren seelischen Schaden abzuwenden, und sozusagen eine befestigte „starke Stadt“ wird. Aus Stolz könnte es sogar gewissermaßen zum Krieg kommen, indem sich jeder weigert zurückzustecken. Solche unnötigen Streitigkeiten können den Gedankenaustausch unterbinden und eine Versöhnung behindern, so als ob das Ehepaar durch die eisernen Riegel einer Festung getrennt wäre. Was kann man aber tun, um den Gedankenaustausch zu verbessern?
Gedankenaustausch pflegen
7. Inwiefern geht aus Philipper 2:4 hervor, was für die Pflege des Gedankenaustauschs auf persönlicher Ebene notwendig ist?
7 Du mußt ständig ein „persönliches Interesse“ an den Bedürfnissen deines Ehepartners bekunden (Philipper 2:4). Das setzt voraus, daß ihr euch die Zeit nehmt, über persönliche Angelegenheiten zu sprechen. Ein christliches Ehepaar zum Beispiel nimmt sich jedesmal, wenn der Mann von der Arbeit nach Hause kommt, die Zeit, sich bei einer Tasse Tee zu unterhalten. Mindestens 15 Minuten besprechen die beiden ihre Gedanken und Erfahrungen, bevor sie sich an die am Abend anfallenden Arbeiten machen. Das haben sie bis jetzt 27 Jahre lang regelmäßig getan.
8. Warum ist aufmerksames Zuhören so wichtig?
8 Aber Reden allein genügt nicht. Als eine christliche Ehefrau gefragt wurde, was ihr an ihrem Mann am besten gefalle, antwortete sie: „Er hört mir zu. Er ist mein bester Freund.“ Es kommt also nicht nur darauf an, daß du hinhörst, sondern daß du aufmerksam zuhörst. Das sagt deinem Ehepartner: „Du bedeutest mir etwas. Ich möchte wissen, was du denkst und fühlst und was du erlebt hast — auch wenn es unerfreulich ist.“ Ein guter Zuhörer zu sein ist eine Kunst, die im Herzen wurzelt. Sie erfordert das, was Petrus „Mitgefühl“ (wörtlich: „Mitleid“) nannte, sowie „zartes Erbarmen“ und ‘Demut’ (1. Petrus 3:8). Habt also Zutrauen zueinander. Sprecht selbst über unbedeutende Angelegenheiten. Kleidet eure Empfindungen in Worte.
9, 10. Wie können Eheleute im Verhalten gegenüber ihrem Partner das Beispiel Isaaks, der Frau Manoachs und Elkanas nachahmen?
9 Stellen wir uns vor, welch ein enges Verhältnis zwischen Isaak und Rebekka bestand. Als sie Kummer hatte, konnte sie ihrem Mann ihr Herz ausschütten. „Ich bin so weit, daß mich dieses, mein Leben, wegen der Töchter Heths anwidert“, klagte sie einmal. Beschämte Isaak sie deswegen? Nein, er hörte ihr mitfühlend zu und unternahm etwas, um ihre Besorgnisse zu zerstreuen (1. Mose 27:46 bis 28:5). Die Frau Manoachs bemerkte die Sorgen ihres Mannes und äußerte tröstliche Worte (Richter 13:22, 23).
10 Elkana entgingen die Empfindungen seiner Frau nicht. Als er bemerkte, daß sie niedergeschlagen war, bemühte er sich, durch freundliche Fragen herauszufinden, was sie auf dem Herzen hatte, indem er sagte: „Hanna, warum weinst du, und warum ißt du nicht, und warum ist dir weh ums Herz?“ (1. Samuel 1:8). Wie steht es mit dir? Findest du rasch heraus, was dein Ehepartner fühlt? Verleihst du ihm das Gefühl, daß er seine Gedanken frei äußern kann, ohne das Empfinden haben zu müssen, verurteilt zu werden? Manchmal kommt es nicht so sehr darauf an, schnell mit Rat aufzuwarten, als vielmehr darauf, mitfühlend zu sein und ein hörendes Ohr zu haben (Sprüche 20:5; 21:13).
Schwierige Probleme besprechen
11—13. (a) Wann ist der Gedankenaustausch auf persönlicher Ebene besonders schwierig? (b) Warum war Sara tief beunruhigt? (c) Was hätte sie tun können, doch wie verhielt sie sich?
11 Angenommen, dein Ehepartner tut etwas oder läßt etwas zu, was dich schmerzt und was sogar eurer Ehe schaden könnte. Wie kann man sich in einer solchen Lage aussprechen? Ein Vorfall im Leben Abrahams und Saras liefert uns nützliche Hinweise.
12 Sara bemerkte am Tag der Entwöhnung ihres Sohnes Isaak, daß Ismael (Abrahams Sohn von der Magd Hagar) über Isaak „spottlachte“.b Zweifellos verhöhnte der jugendliche Ismael seinen 5jährigen Halbbruder, der von Gott dazu bestimmt war, ihn als Erben Abrahams abzulösen. Sara war wegen dieser drohenden Worte tief beunruhigt. Was geschähe, wenn ihr Mann plötzlich sterben würde? Könnte Hagar vielleicht andere davon überzeugen, daß nicht Isaak, sondern ihr Sohn der Erbe der Verheißung sein sollte? (1. Mose 17:19; 21:8, 9).
13 Sara hätte Abrahams Mißfallen fürchten und ihre Empfindungen unterdrücken können, denn sie wußte, daß er Ismael sehr liebte. Vielleicht machte sie aus anderen Angelegenheiten keine Streitfrage und deckte sie mit Liebe zu. Sie war als eine Frau bekannt, die „Abraham zu gehorchen pflegte, indem sie ihn ‚Herr‘ nannte“ (1. Petrus 3:6). Doch hier handelte es sich um eine kritische Situation. Natürlich hätte sie einfach nicht mehr mit ihm zu reden brauchen in der Hoffnung, daß er herausfinden würde, was sie bewegte. Aber nein, Sara redete! „Treibe diese Sklavin und ihren Sohn hinaus“, sagte sie, „denn der Sohn dieser Sklavin wird nicht Erbe sein mit meinem Sohn, mit Isaak!“ (1. Mose 21:10).
14. Was unternahm Abraham, und warum?
14 Abraham mißfiel diese Forderung sehr, und er ließ zumindest vorübergehend zu, daß seine Zuneigung zu Ismael sein Denkvermögen trübte. Sagte er aber: „Wie kannst du es wagen, so mit mir zu reden! Wer ist das Haupt der Familie?“? Nein. Tatsächlich sagte Gott zu ihm: „Möge dir nicht etwas, was Sara dir fortgesetzt über den Knaben und über deine Sklavin sagt, mißfallen. Höre auf ihre Stimme.“ Am nächsten Morgen kam er Saras Aufforderung nach. Das trug zum Frieden bei, und Gottes Vorsatz wurde ausgeführt, wenn es auch Abraham sehr schmerzte (1. Mose 21:11 bis 14).
15, 16. (a) Nenne einige Probleme, die zu einer Belastung in der Ehe werden können. (b) Wie können Ehepartner Abraham und Sara nachahmen, und mit welchen Ergebnissen? Nenne ein Beispiel.
15 Heutzutage können viele Probleme zu einer Belastung für deine Ehe werden. Vielleicht hast du den Eindruck, dein Partner schenke einer anderen Person ungebührliche Aufmerksamkeit. Untersuchungen und zahllose Erfahrungen zeigen, daß es in einer Ehe zu beträchtlichen Spannungen kommen kann, wenn einer der Partner einer befreundeten Person, insbesondere einer Person vom anderen Geschlecht, zuviel Aufmerksamkeit schenkt. Oder möglicherweise geht dein Ehepartner einer Arbeit, einem Hobby oder irgendeiner Form der Entspannung nach, die sich nachteilig auf eure Ehe auswirkt. Vielleicht ist er gegenüber deinen Gefühlen abgestumpft. Bringst du wie Sara solche schwierigen Angelegenheiten zur Sprache, um möglichen weiteren Schaden abzuwenden? Und wenn dein Ehepartner ein Thema angeschnitten hat, das dich im Herzen schmerzt, reagierst du dann wie Abraham, und ziehst du wie er Gottes Anweisung ernsthaft in Betracht? Würde eine solche Reaktion nicht den offenen Gedankenaustausch fördern? (Sprüche 27:5).
16 „Liebe deckt eine Menge von Sünden zu“ (1. Petrus 4:8). Mache also nicht aus jeder Meinungsverschiedenheit und jedem menschlichen Fehler eine Streitfrage. Einige haben sich jedoch aus Furcht zurückgehalten, ernste Probleme miteinander zu besprechen; oder wenn diese zur Sprache kamen, hat sie der Ehepartner verniedlicht. Leider entsteht so ein Verhaltensmuster, das für die Ehe oft katastrophale Folgen hat. Eine Christin war eine Zeitlang zutiefst betrübt, weil ihr Mann beim Geschlechtsverkehr ihre Gefühle nicht berücksichtigte. Sie hatte das Empfinden, von ihm lediglich zu seiner Befriedigung „gebraucht“ zu werden, und dachte schon daran, ihn zu verlassen. Sie hatte aber nie mit ihrem Mann darüber gesprochen, weil sie befürchtete, er würde sie nicht verstehen. Auf den Rat eines reifen Christen hin enthüllte sie ihm schließlich, welche Gefühle sich bei ihr aufgestaut hatten. Er hatte nicht bemerkt, wie sich sein Verhalten auf sie auswirkte. Seitdem nimmt er Rücksicht auf ihre Gefühle, und jetzt wird ihr gemeinsames Glück nicht mehr durch dieses Problem getrübt. Halte deine Ehe ehrbar, indem du Gedankenaustausch pflegst.
Das Gesetz liebender Güte auf der Zunge
17. Welches „Gesetz“ sollten Eheleute auf der Zunge haben? Veranschauliche es.
17 Ist aber die Notwendigkeit des Gedankenaustauschs auf persönlicher Ebene ein Freibrief für unbedachtes Reden? „Da ist einer, der gedankenlos redet wie mit Schwertstichen, aber die Zunge der Weisen ist Heilung“ (Sprüche 12:18). Ja, selbst dann, wenn man recht hat und die besten Absichten verfolgt, kann eine gedankenlose Bemerkung den anderen verletzen. Aus gutem Grund wird von einer tüchtigen Ehefrau gesagt, sie habe „das Gesetz liebender Güte ... auf ihrer Zunge“ (Sprüche 31:26). Ihr freundliches Reden ist etwas so Beständiges, daß es ein Gesetz genannt wird. Wie dankbar ist ein Mann für dieses Gesetz auf der Zunge seiner Frau, wenn seine Bemühungen in irgendeiner Sache fehlschlagen! Ein Christ war wegen eines geschäftlichen Verlustes völlig niedergeschlagen. „Du hast es wenigstens versucht“, sagte seine mitfühlende Frau. „Das nächste Mal wird es besser ausgehen.“ Diese Worte richteten ihn wieder auf.
18. Wie hielt sich eine Ehefrau noch enger an dieses „Gesetz“?
18 Freundliche Worte sind besonders bei einer Meinungsverschiedenheit am Platz. Die sarkastischen Äußerungen einer streitsüchtigen Frau können einen Mann forttreiben und bewirken, daß er es vorzieht, in einer wasserlosen Wildnis zu wohnen (Sprüche 19:13; 21:19). Eine Christin, in deren Ehe es immer wieder zu Streit kam, beschloß, sich genauer an das „Gesetz liebender Güte“ zu halten. Auf welche Weise? „Wenn mich etwas aufregt, platze ich damit nicht heraus wie früher“, erklärte sie. „Ich bemühe mich, die beste Zeit abzuwarten, nämlich wenn wir unter uns sind. Ich achte sogar auf meinen Gesichtsausdruck und setze meinen Mann in den Augen der Kinder nicht herab. Das hat gewiß sehr geholfen.“ Natürlich sollten beide, der Mann und die Frau, berücksichtigen, wie sich ihre Worte auf die Selbstachtung des anderen auswirken (Sprüche 25:11; Galater 5:15).
19, 20. (a) Was bedeutet es, „Einsicht“ zu haben? (b) Wie wurde durch Einsicht der Zorn eines Ehemannes „verlangsamt“, und was war die Folge? (c) Welche aufschlußreichen Fragen sollte man sich stellen?
19 Was aber tut not, wenn die Gefühle aufgepeitscht sind? Einsicht. „Das Herz des Weisen läßt seinen Mund Einsicht bekunden, und seinen Lippen fügt es Überredungskraft hinzu“ (Sprüche 16:23). Einsicht bekunden bedeutet, hinter das Augenfällige zu blicken. In Nehemia 8:8 wird das entsprechende hebräische Wort mit „Sinn“ wiedergegeben. Auf welche Weise beendet Einsicht einen Streit? Als ein Mann nach Hause kam, war seine Frau voller Wut und warf mit Besteck um sich. „Du kümmerst dich überhaupt nicht um mich!“ rief sie mit tränenerstickter Stimme. „Du kommst nach Hause und bist die ganze Zeit im Garten, während ich deine Hilfe brauchte!“ Aber was ihr in Wirklichkeit zu schaffen machte, war ihre körperliche und seelische Erschöpfung. Sie hatte erst kurz zuvor ein Kind zur Welt gebracht und erwartete schon wieder ein Baby. Sie kam sich zu Hause wie eine Gefangene vor. Ihr Mann zeigte Einsicht. Er übersah ihren unchristlichen Gefühlsausbruch und erkannte die eigentliche Ursache. Was sagte er? „Es tut mir leid, Liebling. Ich hätte im Haus bleiben und dir helfen sollen.“ Sie hatte sich bald beruhigt. Später sagte sie: „Meine Achtung vor ihm stieg gewaltig.“
20 Wie wahr die Worte aus Sprüche 19:11 sind: „Eines Menschen Einsicht verlangsamt sicherlich seinen Zorn, und es ist für ihn etwas Schönes, Übertretung zu übergehen.“! Zeigst du solche Einsicht? Erkennst du, was hinter gewissen Worten steckt? Kannst du über ein Unrecht, das dir angetan wurde, hinweggehen? Einsicht kann auch einer Bitte, die du an einen anderen richtest, Überredungskraft verleihen. Ja, ein Ehepartner, der verständig ist und Einsicht besitzt, ist eine Gabe von Jehova und trägt zu einer glücklichen Ehe bei (Sprüche 19:14).
Unterschiede und Unvollkommenheiten in Kauf nehmen
21. Inwiefern kannst du deine Ehe „kostbar“ halten, indem du Unterschiede in Kauf nimmst?
21 Trotz größter Anstrengungen gibt es bei keinem Ehepaar völlige Übereinstimmung. Es werden immer gewisse Unterschiede vorhanden sein. Ein reisender christlicher Aufseher, der über 25 Jahre verheiratet ist, bemerkte: „Einige Ehepaare sagen: ‚Wir sind so verschieden.‘ Dann sehen sie nur noch die Unterschiede, und bald können sie es nicht mehr ausstehen, ein gemeinsames Leben zu führen. Gewiß haben meine Frau und ich in einigen Dingen einen unterschiedlichen Geschmack, doch wir haben auch vieles gemeinsam. Wenn ich das Gemeinsame in den Mittelpunkt rücke, gewinnt unsere Ehe mit jedem Tag an Wert.“ Bist du willens, dich in der Ehe anzupassen und Unterschiede in Kauf zu nehmen?
22. (a) Wie können Ehepaare Zufriedenheit erlangen? (b) Was ist der stärkste Ansporn, die Ehe ehrbar zu halten?
22 Den vollkommenen Ehepartner gibt es nicht. Man erlangt Zufriedenheit, indem man Unterschiede und geringfügige Schwächen in Kauf nimmt (Kolosser 3:13). Tatsächlich ist unser Verhältnis zu Gott und der Wunsch, daß er unser Freund bleibt, der stärkste Ansporn, unsere Ehe ehrbar zu halten. Wirklich zu loben sind jene Christen, die sich aus Achtung vor ihrem Verhältnis zu Jehova bemühen, ihre Ehe zu einem Erfolg zu machen.
23. Wodurch kann die Ehe kostbar sein?
23 Eine Ehe, in der man sich gegenseitig nicht beachtet, verliert an Glanz. Man kann sie jedoch sozusagen wieder aufpolieren, indem man sich aufrichtig bemüht, 1. den Gedankenaustausch auf persönlicher Ebene zu pflegen, 2. das Gesetz liebender Güte auf der Zunge zu haben und 3. Unterschiede und Unvollkommenheiten in Kauf zu nehmen. Durch dieses Bemühen und mit dem Segen Gottes wird deine Ehe nicht nur für dich kostbar sein, sondern auch für ihren großen Stifter.
[Fußnoten]
a A Greek-English Lexicon of the New Testament von J. H. Thayer. Dasselbe Wort wird gebraucht, um das „kostbare Blut“ Christi zu bezeichnen (1. Petrus 1:19).
b Aus der Bibel geht hervor, daß dieses ‘Spottlachen’ mehr als ein jugendlicher Scherz war. Es war ‘Verfolgung’ (Galater 4:29, 30).
Erinnerst du dich noch daran?
□ Warum ist der Gedankenaustausch auf persönlicher Ebene so wichtig?
□ Inwiefern kann man den Gedankenaustausch verbessern, indem man das Beispiel Abrahams und Saras nachahmt?
□ Wie zeigt man, daß man „das Gesetz liebender Güte“ auf seiner Zunge hat?
□ Wie trägt Einsicht dazu bei, die Ehe ehrbar zu halten?
[Kasten auf Seite 13]
Wie ist es um euren Gedankenaustausch bestellt?
1. Wieviel Zeit verbringt ihr damit, euch einfach zu unterhalten?
2. Drehen sich eure Gespräche um rein alltägliche Dinge (Fragen in Verbindung mit dem Haushalt, den Kindern, materiellen Gütern usw.), oder sprecht ihr auch über eure Gedanken und Empfindungen?
3. Gibt es gewisse Probleme oder Empfindungen, über die du mit deinem Ehepartner nicht frei sprechen kannst?
4. Wie lange ist es her, daß du deinem Ehepartner einfach aus Liebe etwas geschenkt hast?
5. Wie oft haltet ihr euch die Hände oder berührt einander, außer beim Geschlechtsverkehr?
[Bild auf Seite 15]
Eine Ehefrau, die „das Gesetz liebender Güte“ auf ihrer Zunge hat, wird sehr geschätzt, besonders wenn Belastungen auftreten.