Die innere Harmonie — ein Beweis für den göttlichen Ursprung der Bibel
„Gott ist wahrhaftig, jeder Mensch aber ein Lügner, wie geschrieben steht: Du sollst in deinen Worten gerecht befunden werden und Sieger bleiben, wenn du gerichtet wirst.“ — Röm. 3:4, KFB.
1. Warum haben viele Menschen keine besonders hohe Meinung von der christlichen Religion und der Bibel?
IN VIELEN Ländern weiß ein großer Teil der Bevölkerung nur wenig oder überhaupt nichts von der Bibel. Oft sind diese Menschen nicht im christlichen Glauben erzogen worden und haben deshalb noch nie eine Bibel in den Händen gehabt. Sie haben ihre eigene Religion und ihre eigenen heiligen Schriften, die sie als wahr anzunehmen gelernt haben. Ihre Kenntnisse und ihr Urteil über die christliche Religion und deren heiligen Schriften stützen sich daher auf ihre Beobachtungen und das, was sie vom Verhalten sogenannter Christen — der Nationen der Christenheit oder vielleicht einer Christengemeinde in ihrem Land — wissen. Wenn sie nun die große Uneinigkeit in der Christenheit sehen, wenn sie von den vielen Kriegen hören, die sie schon geführt hat, wenn sie ihre Geschäftsmethoden beobachten und ihre Sittenbegriffe in Betracht ziehen, dann können sie keine allzu hohe Meinung von deren Religion und ihrem Buch, der Bibel, haben. Wird die Bibel aber nur auf diese Weise in Mißkredit gebracht? Ist das die schlimmste Schmach, die man über sie gebracht hat?
2. In welcher Hinsicht fühlen sich viele Namenchristen über andere erhaben, und ist ihre Einstellung gerechtfertigt?
2 Viele Kirchenchristen geben einerseits — wenn auch nur ungern — zu, daß die Christenheit durch ihr Vorgehen in ihren verschiedenen Wirkungsbereichen schon oft Anstoß erregt hat. Andererseits schütteln sie über jene, die nichts von der Bibel wissen, bedauernd den Kopf und fühlen sich über diese erhaben. „Wir glauben an Gott“, sagen sie, „die Bibel ist für uns Gottes Wort, und wir respektieren sie auch entsprechend.“ Wir bezweifeln die Aufrichtigkeit dieser Leute keineswegs, dennoch scheint es uns angebracht und der Mühe wert zu sein, ein oder zwei Fragen zu stellen, um zu erfahren, wie sie wirklich über die Bibel denken.
3. (a) Wie betrachten die meisten Kirchenchristen die Bibel, und warum? (h) Welche Schwäche weist ihr Standpunkt jedoch auf?
3 Glauben sie wirklich vorbehaltlos, daß Gott der Verfasser dieses Buches und somit für den ganzen Inhalt der sechsundsechzig Bücher des echten Bibelkanons (1. Mose bis Offenbarung) verantwortlich ist? Wahrscheinlich würden die wenigsten so weit oder auch nur annähernd so weit gehen. Die meisten lassen sich von der allgemeinen Tendenz, einen Unterschied zwischen dem sogenannten Alten Testament und dem sogenannten Neuen Testament zu machen, beeinflussen und stützen ihren Glauben fast vollständig auf das Neue Testament, während sie das Alte kaum oder höchstens wegen seines geschichtlichen und literarischen Wertes beachten. Vielen, die als Kind die Sonntagsschule besuchten, wurden die biblischen Geschichten von Adam und Eva im Garten Eden sowie andere Begebenheiten und Wunder aus jener alten Zeit erzählt. Doch was geschah, als sie erwachsen waren? Sie folgten dem Beispiel der Allgemeinheit: Sie rechneten die Berichte über diese Begebenheiten zu ihren Kindermärchen und vergaßen sie. Können sie dann aber mit Recht sagen, sie glaubten an das sogenannte Neue Testament, wenn wir bedenken, daß dieser Teil der Bibel nicht nur unzählige Anführungen aus den Hebräischen Schriften enthält, die diese als zuverlässig und maßgebend bestätigen, sondern auch die Worte Jesu, des Sohnes Gottes, der von diesen Schriften (damals hatten sie ja nur diesen Teil der Bibel) sagte: „Dein Wort ist Wahrheit“? — Joh. 17:17.
4. Wie denken viele über die Inspiration der Bibel?
4 Damit kommen wir zu einem heiß umstrittenen Punkt: der Inspiration der Bibel. In der Christenheit gilt die Bibel allgemein als ein gutes Buch, ja als das bedeutendste Buch auf religiösem Gebiet, das schon seines hohen Alters wegen sehr geachtet werden sollte. Oft hört man auch, sie sei inspiriert. Doch wie? Nur in dem Sinne, wie man von einem Dichter oder Musiker sagt, er sei inspiriert. Viele sogenannte Christen glauben, man könne einen Bibelschreiber wie Jesaja oder David mit einem begabten Dichter vergleichen, der von einem erhabenen Thema so vollständig erfaßt und durchdrungen ist, daß er, angeregt durch seine schöpferischen Fähigkeiten, zur Schaffung eines gewaltigen, unsterblichen Meisterwerkes inspiriert wird, durch das er gleichsam sich selbst übertrifft.
5. Welcher Unterschied besteht zwischen der Inspiration, die die Bibel selbst stützt, und der allgemeinen Ansicht über die Bibelschreiber und ihr Werk?
5 Das heißt, daß die Bibel in Wirklichkeit für viele einfach eine Sammlung von Büchern ist, die fromme Männer geschrieben haben. Sie betrachten sie nicht als ein einziges, wenn auch aus verschiedenen Büchern bestehendes Werk, das einen einzigen Verfasser hat, Gott, der die Schreiber durch seinen heiligen Geist oder seine unsichtbare wirksame Kraft inspirierte. Aber gerade dieser Gedanke wird von der Bibel gestützt, denn wir lesen: „Alle Schrift ist von Gott eingegeben“, und: „Die Weissagung [eine prophetische Aussage, Kr] wurde niemals durch den Willen des Menschen hervorgebracht, sondern heilige Männer Gottes redeten, getrieben vom Heiligen Geiste.“ (2. Tim. 3:16; 2. Petr. 1:21) Mit dieser Feststellung würden wahrscheinlich nur wenige Namenchristen übereinstimmen. Die meisten sind der Meinung, die Schreiber des Alten Testaments seien Männer gewesen, die tastend nach Gott gesucht hätten, daß wir heute jedoch viel weiter seien. Sie sagen nicht, wir seien weiter als Jesus und die Apostel; wenn man aber ihre Einstellung und ihr Verhalten der Bibel gegenüber betrachtet, so läuft es ungefähr auf dasselbe hinaus. Nein, die Bibel ist für sie kein zeitgemäßer Wegweiser zur Lösung gegenwärtiger Probleme, sondern höchstens ein Sittenlehrbuch und eine Fundgrube vorzüglicher Sprüche.
6. In welcher Hinsicht haben viele eine falsche Einstellung, und woraus geht das treffend hervor?
6 Diese angeblichen Bibelfreunde haben, obwohl sie vielleicht eine Bibel besitzen und sie gern als das Wort Gottes bezeichnen, eine falsche Einstellung und widersprechen sich selbst. Das wird durch das nachstehende Zitat aus einem Artikel, der in einer römisch-katholischen Schrifta unter der Überschrift „Wie Katholiken die Bibel betrachten“ erschien, treffend veranschaulicht: „Katholiken ... hegen die größte Achtung vor der Bibel, ja verehren sie als das inspirierte Wort Gottes und betrachten sie als einen Schatz von einmaligem Wert.“ Könnte man noch ein schöneres Zeugnis des Vertrauens erwarten? Doch halt! Hören wir den nächsten Satz: „Sie [die Katholiken] glauben aber nicht, daß die Bibel je als einzige, hinreichende Richtschnur für den Glauben gedacht war, zum einen, weil sie nicht ausführlich genug über alle Lehren Christi berichtet, und zum anderen, weil ihre Lehrsätze nicht immer eindeutig genug dargelegt sind und deshalb eine maßgebende Deutung erfordern.“ Dann, nachdem das Vertrauen des Lesers zur Bibel bereits untergraben ist, wird ihm gesagt, daß die katholische Kirche von Gott ermächtigt sei, die Lehre Christi in ihrer Gesamtheit für immer zu bewahren. Mit anderen Worten: Nicht die Stimme des Wortes Gottes, sondern die Stimme der katholischen Kirche sollte als maßgebende, letzte Autorität betrachtet werden.
7. Welcher verderbliche Einfluß ist in der Christenheit am Werk, und was bewirkt er?
7 Wir haben dieses Thema schon ziemlich ausführlich behandelt, so daß unseren Lesern bekannt sein dürfte, welche Einstellung jene in Wirklichkeit haben, die die Bibel zwar als Gottes Wort bezeichnen, sie aber durch ihren Unglauben und ihre Vorbehalte mehr in Mißkredit bringen und mehr Schaden stiften als jene, die offen zugeben, keine Christen zu sein, oder die sich zum Atheismus bekennen. Ihr verderblicher Einfluß ist ohne weiteres eine der Hauptursachen für die Gleichgültigkeit, der die Zeugen Jehovas oft begegnen in ihrem Bestreben, für die biblische Botschaft von Gottes Königreich, der einzigen Hoffnung der Menschheit und dem einzigen Mittel zur Lösung der brennenden Probleme unserer Zeit, Interesse zu erwecken. Die Menschen sind deshalb so gleichgültig, weil sie der einzigen Grundlage und Stütze des christlichen Glaubens, dem wahren, gerechten Wort Gottes, der Bibel, nicht wirklich vertrauen.
8. Wodurch wird der göttliche Ursprung der Bibel weitgehend bestätigt, und in welcher Hinsicht?
8 Wir wollen darum einmal einige Beweisketten prüfen, durch die die göttliche Inspiration der Bibel weitgehend nachgewiesen und eindeutig gezeigt werden kann, daß Gott allein ihr Verfasser ist. Zu diesen Beweisketten gehören in erster Linie die Hunderte biblischer Prophezeiungen, die sich bereits auf wunderbare Weise erfüllt haben oder sich in diesen „schweren Zeiten“ vor unseren Augen erfüllen. (2. Tim. 3:1) Was uns bei diesem Studium am meisten auffällt, sind die vielen Einzelheiten, die Jehova nicht nur über sein Volk, das mit ihm in Harmonie war, sondern auch über seine Feinde vorhersagte. Denken wir nur zum Beispiel an die Prophezeiungen über das Kommen und Gehen der Weltmächte!b Dazu kommt noch der Umstand, daß Jehova die Erfüllung dieser Prophezeiungen bewirkte, ohne einen Zwang auszuüben, ja nicht einmal die Willensfreiheit seiner Feinde beeinflußte er. Auffallend ist auch die erstaunliche Genauigkeit der verschiedenen prophetischen Zeitangaben.
9. Welche Beweise können wir noch betrachten, und welche Frage wird dadurch entschieden?
9 Die Betrachtung des Wortes Gottes von diesem Gesichtspunkt aus könnte man ein Studium der objektiven Beweise nennen, und Der Wachtturm hat diese Art von Beweisen schon oft erörtert und wird es, so Jehova will, zweifellos auch künftig tun. In diesem Artikel möchten wir jedoch einige subjektive oder im Inhalt der Bibel selbst zu findende Beweise betrachten. Es geht hier um die Frage: Kann man wirklich mit Recht sagen, die Bibel sei weiter nichts als eine Sammlung von Dokumenten, die unter menschlicher Inspiration geschrieben worden seien? Ist diese Theorie haltbar? Ist sie wirklich hieb- und stichfest, oder hält sie einer eingehenden Prüfung nicht stand? Kurz gesagt, stellen wir in der ganzen Bibel eine innere Harmonie und eine Vorstellung von gewissen Dingen fest, die niemals menschlichen Ursprungs sein könnten und die somit die Möglichkeit, daß Menschen — selbst wenn sie noch so fromm gewesen wären — die Verfasser dieser Schriften hätten sein können, von vornherein ausschalten?
10. (a) Welche wichtigen Faktoren sind bei der Bibel zu berücksichtigen? (b) Kann mit Recht gesagt werden, die Bibelschreiber hätten im geheimen Einverständnis miteinander gehandelt?
10 Bevor wir unsere erste Beweisführung antreten, möchten wir auf drei wichtige Faktoren hinweisen, die bei der Bibel zu berücksichtigen sind. 1. die Zeit: Moses, der erste inspirierte Schreiber, begann spätestens 1513 v. Chr. mit dem Schreiben seiner Bücher, und Johannes, der letzte Schreiber, beendete den Bibelkanon um das Jahr 98 n. Chr. Somit wurde die Bibel in ungefähr 1600 Jahren geschrieben. Das sollten wir nicht vergessen. 2. Über fünfunddreißig Männer, ausschließlich Hebräer, dienten als Schreiber der sechsundsechzig Bibelbücher. 3. Ein großer Teil ihrer Schriften, besonders die Prophezeiungen, sind in hochsymbolischer oder bildlicher Sprache abgefaßt, die die Schreiber oft selbst nicht verstanden. Daniel sagte einmal: „Ich hörte es, aber ich verstand es nicht“, und als er sich nach dem Sinn der Worte erkundigte, wurde ihm gesagt: „Die Worte sollen verschlossen und versiegelt sein bis zur Zeit des Endes.“ Was können wir aus diesen drei Faktoren, nämlich, daß die erwähnten Schriften im Verlauf von etwa 1600 Jahren von über fünfunddreißig Männern und teilweise in hochsymbolischer Sprache geschrieben wurden, schließen? Folgendes: daß diese Männer unmöglich die Köpfe zusammenstecken konnten, um alles übereinstimmend zu machen. Statt zu geheimen Einverständnissen hätte es eher zu Mißverständnissen kommen können, besonders da sie, wie wir noch sehen werden, von verschiedenen Gesichtspunkten aus schrieben. — Dan. 12:8, 9. (Siehe auch 1. Petrus 1:10-12.)
WIE DIE ERSTE PROPHEZEIUNG ERHALTEN BLIEB
11. (a) Von welchem Gesichtspunkt aus möchten wir nun die prophetischen Aussprüche der Bibel betrachten? (b) Unter welchen Umständen wurde die erste Prophezeiung geäußert, und wie lautete sie?
11 Die erste Beweisführung, die wir prüfen möchten, betrifft die Erhaltung prophetischer Aussprüche in der Bibel, besonders der ersten Prophezeiung. Wir wollen dabei weniger auf die Erfüllung dieser Prophezeiung achten als darauf, wie die Bibelschreiber ihr Thema und ihre Vorstellung von den mit Gottes Vorhaben verbundenen Dingen beibehielten. Die erste Prophezeiung ist kurz, aber, wie ihr Wortlaut zeigt, von maßgebender Bedeutung. Jehova Gott äußerte sie, als er in Eden sein Urteil verkündete, nachdem Adam und Eva auf Veranlassung der Schlange, die von einem Unsichtbaren als Wortführer gebraucht worden war, willentlich sein Gebot übertreten hatten. Nachdem er das Urteil über die Schlange gesprochen hatte, sagte er: „Ich werde Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe und zwischen deinem Samen und ihrem Samen; e r wird dir den Kopf zermalmen, und du, du wirst ihm die Ferse zermalmen.“ — 1. Mose 3:15.
12. Welche Figuren wurden in dieser Prophezeiung erwähnt, und wie konnte diese Prophezeiung, menschlich gesehen, nur erhalten bleiben?
12 In dieser Prophezeiung werden vier Figuren genannt: 1. die Schlange, 2. ihr Same, 3. das Weib und 4. sein Same. Es wurde nichts gesagt, wie oder wann sich diese Prophezeiung erfüllen sollte und wer schließlich diesen vier Figuren entsprechen würde. Nehmen wir nun an, die Bibel wäre wirklich menschlichen Ursprungs, dann hätte es nur eine Möglichkeit gegeben, diese Prophezeiung zu erhalten: Die nachfolgenden Bibelschreiber hätten sie wiederholen und ergänzen müssen, bis es schließlich klar gewesen wäre, wie sich das Ganze entwickeln würde. Jedermann wird zugeben müssen, daß diese Schlußfolgerung vernünftig ist.
13. (a) Zu welchem Ergebnis kommen wir, wenn wir diese Folgerung näher prüfen? (b) Welche Verbindung stellen wir zwischen dem zwölften Kapitel der Offenbarung und der Prophezeiung in 1. Mose 3:15 fest?
13 Gut, dann wollen wir einmal feststellen, ob diese Schlußfolgerung stichhaltig ist. Finden wir in den übrigen Mosaischen Schriften oder in den Schriften des nächsten oder übernächsten Bibelschreibers eine Prophezeiung, in der diese vier Figuren erwähnt werden? Wir können in den Hebräischen Schriften suchen, wo wir wollen, wir werden keine solche Prophezeiung finden. Wir können auch in den Christlichen Griechischen Schriften suchen und werden keine finden, bis wir zum letzten Buch, der Offenbarung, kommen. Erst in diesem Buch finden wir, im zwölften Kapitel, eine Prophezeiung, die mit der etwa sechzehnhundert Jahre früher aufgezeichneten Prophezeiung offensichtlich in Verbindung steht. In dieser Prophezeiung ist von der Schlange die Rede, die inzwischen allerdings gleichsam gewachsen und zu einem „großen, feuerfarbenen Drachen“ geworden ist, im gleichen Kapitel, nur einige Verse weiter, jedoch als „die Urschlange, er, der Teufel und Satan genannt wird“, bezeichnet wird. Wie wir noch sehen werden, erwähnt diese Prophezeiung auch den Samen der Schlange, schildert das Weib, das in der Edenprophezeiung genannt wurde, sehr anschaulich und beschreibt sogar, wie sie den verheißenen Samen gebiert. Auch das Zermalmen der Schlange beschreibt sie teilweise, indem sie sagt der Drache sei „auf die Erde“ hinabgeworfen worden und seine Engel seien mit ihm hinabgeworfen worden. Der letzte Vers (17) weist schließlich auf die entschlossenen Bemühungen der Schlange oder des Drachen hin, die Ferse des Weibessamens in einem erweiterten Sinne zu zermalmen. — Offb. 12:1-3, 5, 9, 17, NW.
14. Kann gesagt werden, Johannes habe das Geheimnis um diese erste Prophezeiung selbst lüften wollen?
14 Wenden wir uns nun einem weiteren bemerkenswerten Punkt zu. Wenn auch diese Vision der Edenprophezeiung genau entspricht, kann doch nicht gesagt werden, Johannes, der sie schriftlich festhielt, habe von sich aus gezeigt, wie sich das Ganze entwickeln werde und wie es zu verstehen sei. Wie wäre ihm das möglich gewesen angesichts der hochsymbolischen Sprache, in der diese und auch die übrigen in diesem Buch beschriebenen Visionen geschildert werden? In der Einleitung wird gesagt, daß es eine Offenbarung sei, die Gott Jesus Christus gegeben habe, der sie dann „seinem Sklaven Johannes durch Zeichen kundgetan“ habe. (Offb. 1:1, Fußnote) Wäre die Theorie vom menschlichen Ursprung der Bibel richtig, so müßten wir annehmen, Johannes habe bei sich selbst gedacht: „Diese Prophezeiung ist eigentlich noch nie aufgehellt worden. Ich müßte darüber einmal eine Vision haben.“ Natürlich war das nicht der Fall. Man könnte sich kaum etwas Sinnwidrigeres vorstellen.
15. In welcher Hinsicht können wir die Bibel mit einer Detektivgeschichte vergleichen?
15 Die Bibel läßt sich eigentlich gut mit einer Detektivgeschichte vergleichen. Jeder von uns weiß wahrscheinlich, welcher Methode bei dieser Art von Literatur meist gefolgt wird: Zu Beginn wird man vor ein großes Problem gestellt, gewöhnlich ein Verbrechen, von unbekannter Hand begangen. Beim Weiterlesen achtet man dann auf alle möglichen Anhaltspunkte, zuverlässige und irreführende. Schließlich wird das Problem gelöst, man wird, meist durch den Detektiv, gleichsam nochmals zurückgeführt und auf alle Anhaltspunkte aufmerksam gemacht, die der Verfasser zur Lösung des Problems sorgfältig eingebaut, aber geschickt verheimlicht hat. Man staunt über die Genialität des Verfassers, der es fertigbrachte, die ganze Geschichte zu schildern und dennoch die Lösung bis zum Schluß geheimzuhalten.
16. Wie kann dieses Bild auf die Bibel übertragen werden, und was stellen wir dabei fest?
16 Genau das stellen wir im Zusammenhang mit der Betrachtung des erwähnten Themas bei der Bibel fest. Wir können aus der ganzen Bibel einige Anhaltspunkte herausgreifen und damit unwiderlegbar beweisen, daß nur der große Schöpfer der Verfasser dieser heiligen Schriften sein konnte. Wir führen diesmal nur einige dieser Beweise an, doch je mehr wir sie im einzelnen betrachten, desto mehr werden wir darüber staunen, wie gut es der Verfasser verstand, jene erste Prophezeiung zu erhalten und sie dennoch der Allgemeinheit vorzuenthalten. Noch mehr staunen wir aber über ihre wunderbare, herrliche Erfüllung und sind dafür von Herzen dankbar.
DIE FIGUREN IDENTIFIZIERT
17. (a) Wer ist der Same des Weibes? (b) Wie wird er auch noch genannt, und was bewirkt die Erkenntnis über diese Dinge?
17 Von den vier in jener ersten Prophezeiung erwähnten Figuren ist der Same des Weibes wohl schon am häufigsten besprochen worden. Das ist nicht besonders erstaunlich, denn die Bibel mißt ihm selbst die größte Bedeutung zu, und wenn wir erfahren, wer dieser verheißene Same in Wirklichkeit ist, wundern wir uns auch nicht mehr: Er ist niemand anders als der verheißene Messias, Jesus Christus. Er ist nicht nur der verheißene Same, der durch jene Edenprophezeiung vorhergesagt wurde, und der verheißene Same Abrahams, durch den sich „alle Nationen der Erde“ segnen werden, sondern auch der vorhergesagte Sohn Davids, der als dessen Nachfolger sogar einen himmlischen Thron ererben sollte. Der Evangelist Lukas führt die Geschlechtslinie Jesu über Juda (dem verheißen worden war, daß das Zepter oder die Königsherrschaft nicht von ihm weichen werde, „bis Schilo kommt“) bis auf Adam zurück. Festzustellen, wie diese Beweiskette erhalten blieb und bis zum ersten Kommen Jesu, ja wie aus Offenbarung, Kapitel 12, hervorgeht, sogar bis zu seinem zweiten Kommen und damit zur größeren Erfüllung der Edenprophezeiung verfolgt werden kann, ist etwas vom Interessantesten, was wir in Gottes Wort erforschen können. Es stärkt aber auch unsere Zuversicht und unseren Glauben an die herrliche Erfüllung dieser Prophezeiung, die vollständige Ausrottung des Bösen im Himmel und auf der Erde und die sichere Aufrichtung der verheißenen Königsherrschaft, eines „neuen Himmels“ und einer „neuen Erde“. Dann werden sich alle Menschen segnen, indem sie Gott vollständig gehorchen lernen, und dann wird selbst der „Tod nicht mehr sein“. — 1. Mose 22:18; 49:10; Luk. 3:23-38; Apg. 2:34-36; Gal. 3:16; Offb. 21:1-4.
18. (a) Wer identifizierte die Schlange und ihren Samen erst, und wann? (b) Welcher wichtige Grundsatz wurde damals dargelegt und angewandt?
18 Die nächsten beiden Figuren, die Schlange und ihr Same, wurden erst viertausend Jahre nach Gottes Urteilsverkündigung in Eden identifiziert. Bis dahin blieb das Geheimnis ungelüftet. Jesus selbst enträtselte es schließlich. Manche mögen denken, es sei doch nicht schwer gewesen zu vermuten, wer damals hinter der Schlange gestanden habe, aber wer hätte gleich richtig vermutet, wer der Same der Schlange war? Jesus enthüllte es nicht durch eine Vermutung, sondern durch die Darlegung eines sehr wichtigen Grundsatzes, an den sich Gott hält. Die Menschen haben sich seit eh und je zu der Familie oder zu dem Volk gezählt, von dem sie abstammten. Sie wissen nichts anderes. Auch die Juden wußten nichts anderes, denn ihre Führer, die Pharisäer, sagten während einer Auseinandersetzung zu Jesus: „Wir sind Abrahams Same und sind nie jemandes Knechte gewesen.“ Jesus erwiderte: „Ich weiß, daß ihr Abrahams Same seid; aber ihr suchet mich zu töten.“ Er fuhr in seiner Beweisführung fort und kam zu dem logischen Schluß, daß die Herzenseinstellung das Wichtigste sei. Er sagte: „I h r seid aus dem Vater, dem Teufel, und die Begierden eures Vaters wollt ihr tun. Jener war ein Menschenmörder von Anfang [in Eden].“ — Joh. 8:33-44.
19. Wie hilft uns die Bibel, gestützt auf diesen Grundsatz, die Spuren des Samens der Schlange zu verfolgen und diesen zu identifizieren?
19 Da wir nun diesen Anhaltspunkt haben, können wir auf die Hebräischen Schriften zurückgreifen, um festzustellen, wie der Teufel seinen Samen von Anfang an entwickelte, das heißt jene hervorbrachte, die ihm als Werkzeug dienten und in ihrem Herzen auf Mord sannen. Der erste auf der Erde war „Kain, der vom Bösen stammte und seinen Bruder erschlug“. Wir können diese Entwicklung weiter verfolgen bis zu den religiösen Führern der Tage Jesu und bis in unsere Zeit, in der die gleiche Klasse den Nachfolgern Jesu, die gehorsam die „gute Botschaft vom Königreich“ predigen, genauso feindlich gesinnt ist. Wir dürfen auch nicht vergessen, daß Satan, der Teufel, seine Organisation im Himmel unter den Engeln, die sich an seinem Ungehorsam ein Beispiel genommen hatten, aufbaute und daß er unter ihnen seinen Samen entwickelte. Petrus macht uns das klar, wenn er sagt, daß „Gott nicht davon abstand, Engel, die gesündigt hatten, zu strafen“. Von diesen Engeln lesen wir in Offenbarung 12:9, sie seien nach dem Kampf im Himmel mit ihrem Anführer auf die Erde hinabgeworfen worden. — 1. Joh. 3:12, Br; Matth. 24:9, 14, NW; Joh. 16:2; 2. Petr. 2:4, NW.
20. Welche wichtige Lehre ziehen wir aus diesem Grundsatz?
20 Halten wir nun einen Augenblick inne und prägen wir uns folgendes richtig ein: Wir erlangen Gottes Gunst nicht zufolge einer bestimmten Abstammung oder dadurch, daß wir uns einer irdischen Organisation anschließen, die sich vielleicht sogar christlich nennt. Jesus legte die einfache Regel fest: „Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt; wer aber mich liebt, wird von meinem Vater geliebt werden.“ Johannes stimmte damit überein, wenn er schrieb: „Hieran sind offenbar die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels. Jeder, der nicht Gerechtigkeit tut, ist nicht aus Gott, und wer nicht seinen Bruder liebt.“ — Joh. 14:21; 1. Joh. 3:10.
DAS IN DER EDENPROPHEZEIUNG ERWÄHNTE WEIB
21. Wen könnte man im ersten Moment für das in 1. Mose 3:15 erwähnte Weib halten, und wodurch wird das noch bestätigt?
21 Nun wenden wir uns der letzten Figur zu, die in jener ersten Prophezeiung erwähnt wurde: dem Weib, der Mutter des verheißenen Samens. Wer ist sie? Der Franzose sagt, wenn er hinter irgendwelchen Verwicklungen weiblichen Einfluß vermutet: „Cherchez la femme“ (Sucht die Frau!). Menschlich gesprochen, ist die Identifizierung dieser Figur am interessantesten. Man hat dafür keine deutlichen Anhaltspunkte, denn als das Urteil gesprochen wurde, war nur eine Frau auf dem irdischen Schauplatz zugegen: Eva. Es ist daher nicht zu verwundern, daß sie, obwohl alles andere als würdig, wahrscheinlich dachte, sie sei das erwähnte Weib. Das lassen auch ihre Worte bei der Geburt Kains, ihres Erstgeborenen, erkennen. „Ich habe einen Mann erworben mit Jehova“, sagte sie. Wir müssen jedoch in eine andere Richtung schauen, denn dieses Weib sollte ein heiliges Weib sein, würdig, von Jehova als Werkzeug für diesen heiligen Zweck gebraucht zu werden. — 1. Mose 4:1.
22. Wie helfen uns (a) Offenbarung 12:1, (b) Offenbarung 12:5 und (c) Offenbarung 12:17 das Weib zu identifizieren?
22 Wenn wir uns wieder dem zwölften Kapitel der Offenbarung zuwenden, in dem dieses Weib, wenn auch nicht mit Namen genannt, so doch beschrieben wird, dann wird unsere Aufmerksamkeit tatsächlich in eine andere Richtung gelenkt. Schon wenn wir den ersten Vers dieses Kapitels lesen: „Ein Weib, bekleidet mit der Sonne, und der Mond war unter ihren Füßen, und auf ihrem Haupte eine Krone von zwölf Sternen“, erkennen wir, daß es etwas weit Erhabeneres sein muß als ein irdisches, menschliches Weib, wie zum Beispiel Maria, die Mutter des Jesuskindes. Der 5. Vers läßt erkennen, daß die Geburt mit der Inthronisierung des verheißenen Samens zusammenfällt, die — wie Der Wachtturm in seinen Spalten schon oft nachgewiesen hat — 1914 im Himmel stattfand. Der 17. Vers dieses Kapitels zeigt, daß dieses Weib auch die Mutter der „übrigen ihres Samens“ ist, das heißt des Überrests der Glieder der wahren Kirche, die noch auf der Erde sind, nachdem der Teufel und seine Engel aus dem Himmel hinausgeworfen wurden. Paulus bestätigt, daß diese „übrigen“ die Glieder der wahren Kirche sind, wenn er sagt, sie gehörten zum Samen Abrahams: „Wenn ihr aber Christi seid, so seid ihr denn Abrahams Same.“ — Gal. 3:29.
23. Wieso sind uns Pauli Veranschaulichung und Vergleich in Galater 4:21-31 eine Hilfe, und zu welcher Schlußfolgerung kommen wir dadurch?
23 Haben diese wahren Christen auch eine Mutter? Jawohl, und das ist ein wichtiger Anhaltspunkt. Kurz nach den oben angeführten Worten erklärt Paulus in demselben Brief ein „symbolisches Drama“, an dem zwei Frauen, zwei Bündnisse und zwei Städte beteiligt sind. Der Leser könnte nun vielleicht denken: „Die Sache wird ja immer komplizierter!“ Wenn wir aber den Vergleich, den Paulus zieht, einmal verstanden haben, sind wir auf dem besten Weg, das Rätsel zu lösen. Zuerst erwähnt er die Magd Hagar, die Mutter Ismaels, des Sohnes Abrahams. Hagar entspricht dem Gesetzesbund, der am Berg Sinai mit dem natürlichen Israel geschlossen wurde und der seine Kinder seiner einschränkenden Bestimmungen wegen „zur Knechtschaft“ gebar. Der Berg Sinai entspricht der Stadt Jerusalem, die sich nach den Worten Pauli damals „mit ihren Kindern [den Juden] in Knechtschaft“ befand, im Gegensatz zu dem anderen Weib, der „Freien“, Sara, der Mutter Isaaks. Sara entspricht dem Abrahamischen Bund, der die wahre Kirche, das geistige Israel, hervorbringt, dessen Haupt Jesus Christus ist. Die Kirche oder der „Leib Christi“ wurde von Pfingsten an hervorgebracht und bildet einen Teil des „Samens Abrahams“, durch den sich alle Nationen der Erde einst segnen werden. Paulus, der zu diesem Samen gehörte, schrieb an andere Glieder des Abrahamischen Samens: „Das Jerusalem droben ist frei [wie Sara], welches unsere Mutter ist.“ — Gal. 3:16-18, 26-29; 4:21-31; 1. Mose 22:18.
24. Was bedeutet es, wenn eine Prophezeiung ein Weib mit einer Stadt in Verbindung bringt?
24 Haben wir beachtet, daß Paulus diese beiden Frauen mit zwei Städten in Verbindung bringt? Das ist sehr wichtig, denn wenn eine Prophezeiung eine Frau mit einer Stadt in Verbindung bringt, deutet das an, daß diese Frau etwas viel Größeres als ein irdisches oder himmlisches Geschöpf versinnbildlicht. Es weist auf eine Organisation hin, da eine Stadt ein treffendes Sinnbild einer Volksgemeinschaft unter einer gut organisierten Einrichtung ist, besonders eine Hauptstadt wie die Stadt Jerusalem oder Zion, die der Sitz der Landesregierung und der Mittelpunkt der wahren Anbetung war, und wo sich der Thron und der Tempel befanden. Das läßt uns erkennen, daß mit dem „Jerusalem droben“, dem „Berg Zion“ und der „Stadt des lebendigen Gottes“, dem „himmlischen Jerusalem“, in Wirklichkeit die theokratische Universalorganisation Jehovas gemeint ist, und diese Organisation wurde in der Edenprophezeiung durch das „Weib“ versinnbildlicht. — Hebr. 12:22.
25. Wie können wir das gleiche auch in bezug auf Satans Organisation beobachten?
25 Zur Bestätigung des Gesagten sei noch erwähnt, daß die Bibel auch zur Veranschaulichung der Organisation Satans eine Frau mit einer Stadt in Verbindung bringt. Wir lesen nämlich von einem Weibe, das als die „große Hure“ beschrieben und „Babylon, die große“, genannt wird und über das dem Apostel Johannes in der Vision ausdrücklich gesagt wurde: „Das Weib, das du sahst, ist die große Stadt [Babylon].“ (Offb. 17:1, 18) In 1. Mose 3:15 wird jedoch nichts von einem Weib der Schlange gesagt.
26, 27. (a) Welche weiteren hilfreichen Hinweise finden wir in der Prophezeiung Jesajas? (b) Welchen wichtigen Aufschluß finden wir darin, und welches Bild wird dadurch vervollständigt?
26 Wir finden in den Christlichen Griechischen Schriften zwar viele Hinweise und Anhaltspunkte, aber sie wurzeln alle in den Hebräischen Schriften. Das finden wir auch bei Paulus bestätigt, der nach seinen Ausführungen über das eben erwähnte „symbolische Drama“ als Beweis einen Text aus der Prophezeiung Jesajas anführt, die etwa 800 Jahre früher niedergeschrieben worden war. Er sagt: „Denn es steht geschrieben: ‚Sei fröhlich, du Unfruchtbare, die du nicht gebierst ... denn die Kinder der Einsamen sind zahlreicher als derjenigen, die den Mann hat‘.“ (Gal. 4:27) Diese Worte stammen aus Jesaja 54:1. Wenn wir sie im Zusammenhang betrachten, stellen wir fest, daß Jesaja zunächst von der Befreiung Zions und seiner Rückkehr in die Gunst Jehovas spricht und dann diese Stadt mit einer Unfruchtbaren vergleicht, die nun aber aufgefordert wird, sich zu freuen, da ihr viele Söhne verheißen seien. Wer ist denn ihr Mann, der Vater dieser vielen Söhne? Das ist sehr wichtig. Der inspirierte Prophet sagt: „Denn der dich gemacht hat, ist dein Mann — Jehova der Heerscharen ist sein Name ... Denn wie ein ... Weib ruft dich Jehova.“ Dann stellt der Prophet nochmals diese Verbindung her; er vergleicht diese „Elende“ mit einer Stadt, die „mit Saphiren“ gegründet und deren „ganzes Gebiet von Edelsteinen“ gemacht sei und bringt dann seine wunderbare Verheißung zum Höhepunkt mit den Worten: „Und alle deine Kinder [Söhne, NW] werden von Jehova gelehrt, und der Friede deiner Kinder wird groß sein.“ — Jes. 52:1, 2; 54:1-6, 11-13.
27 Somit haben wir nun im Geiste ein schönes abgerundetes Bild dessen vor Augen, was durch die in Eden angekündigte Prophezeiung gezeigt werden sollte. Wir haben nicht nur die vier Figuren kennengelernt, sondern auch erfahren, daß der Heilige, Jehova, der Mann des Weibes oder der Mutter des verheißenen Samens ist.
28. Kann nun noch jemand behaupten, die Bibel sei lediglich eine Sammlung von Dokumenten, die von Menschen verfaßt worden seien, und was können wir den Bibelkritikern der Christenheit erwidern?
28 Wer wollte behaupten, Jesaja habe dadurch, daß er in seiner Prophezeiung den Namen des „Mannes“ des Weibes (oder der Stadt) nannte, bewußt einen Anhaltspunkt geben wollen, der ein bedeutendes Glied in der Beweiskette zur Ermittlung einer der wichtigsten Figuren der Edenprophezeiung darstellen sollte? Wir könnten sogar fragen: Wie viele von denen, die glauben, die Bibel sei lediglich eine Sammlung von Dokumenten, die unter menschlicher Inspiration entstanden sei, erkennen überhaupt die Bedeutung der Dinge, die wir eben erörtert haben? Gibt es unter den hervorragenden Gelehrten und Bibelkommentatoren der Christenheit einen einzigen, der dieses Rätsel lösen und das prophetische Weib, die Mutter des verheißenen Samens, identifizieren könnte? Wenn nicht, dann brauchen wir auch nicht beunruhigt zu sein, wenn man in führenden Kreisen der Christenheit die Glaubwürdigkeit und den göttlichen Ursprung der Bibel in Frage zieht oder gar bestreitet. Wir können furchtlos sagen: „Gott ist wahrhaftig“ und die feste Zuversicht haben, daß er in seinen „Worten gerecht befunden“ und „Sieger bleiben“ wird, wenn man ihn „richtet“. — Röm. 3:4, KFB.
29. (a) Wem haben wir es zu verdanken, daß wir die Bibel verstehen? (b) Wer wird von Jehova gebraucht, um die geistigen Wahrheiten auszuteilen, und wie geschieht es?
29 Es ist nicht unser eigenes Verdienst, daß wir diese Dinge verstehen. Wir verdanken es Jehova durch Christus Jesus. Der Apostel Paulus hebt diesen Gedanken hervor, wenn er seinen christlichen Brüdern schreibt: „Da sind nicht viele Weise nach dem Fleisch ... nein, was der Welt als töricht gilt, das hat Gott erwählt, um die Weisen zu beschämen ... Ihm [Gott] habt ihr es also zu verdanken, daß ihr in Christus Jesus seid, der uns von Gott her zur Weisheit gemacht worden ist.“ Nach der Verheißung, die Jehova durch seinen Engel dem Propheten Daniel gab, sollten „keine der Gottlosen ... es verstehen, die Verständigen aber ... [sollten] es verstehen“. Jesus, der im Auftrag seines Vater handelte, stimmte damit überein, denn in seiner Prophezeiung über die „Zeit des Endes“ verhieß er zu zeigen, wer der „treue und verständige Sklave“ (damit meinte er die Gesamtheit des Überrests seiner treuen Nachfolger der himmlischen Klasse) sei, den er auch „über all seinen Besitz“ einsetzen werde. Mit anderen Worten: Diese treue Sklavenklasse, die die ganze Bibel vorbehaltlos als das inspirierte Wort Gottes annimmt und deren Glieder vom Geiste Gottes erfüllt sind und von ihm geleitet werden, wird von Gott durch Christus Jesus dazu gebraucht, die geistigen Wahrheiten, die „Speise zur rechten Zeit“, auszuteilen. — 1. Kor. 1:26-31, Me; Dan. 12:9, 10; Matth. 24:45-47, NW.
[Fußnoten]
a What the Catholic Church Is and What She Teaches (Was die katholische Kirche ist und was sie lehrt) von E. R. Hull, S. J.
b Beweise hierfür finden sich in dem Buch „Dein Wille geschehe auf Erden“, das die Wachtturm-Gesellschaft 1960 (in Englisch 1958) veröffentlichte.