Eine Vorbild-Priesterschaft weist den Weg
„Mein Sohn, mein erstgeborener, ist Israel ... ein Königreich von Priestern und eine heilige Nation.“ — 2. Mose 4:22; 19:6.
1. Wie und unter welchen Umständen wies Jehova in den Tagen Mose auf das Volk Israel hin?
IN DER achten Generation (von Abraham bis Nadab, dem Sohn Aarons) zählte der Same Abrahams bereits Millionen, befand sich aber in der Sklaverei eines strengen Herrn, des ägyptischen Pharaos. Er war bereits zahlreicher als die einheimische Bevölkerung. Argwohn und Furcht veranlaßten daher die Ägypter, die starke Vermehrung durch Bedrückung aufzuhalten. In dieser kritischen Zeit erschien der Engel Jehovas Moses im brennenden Dornbusch und sagte zu ihm: „Gesehen habe ich das Elend meines Volkes, das in Ägypten ist, und sein Geschrei wegen seiner Treiber habe ich gehört; denn ich kenne seine Schmerzen. Und ich bin herabgekommen, um es aus der Hand der Ägypter zu erretten und es aus diesem Lande hinaufzuführen.“ Er wies Moses an, zum Pharao zu sagen: „So spricht Jehova: Mein Sohn, mein erstgeborener, ist Israel; und ich sage zu dir: Laß meinen Sohn ziehen, daß er mir diene! und weigerst du dich, ihn ziehen zu lassen, siehe, so werde ich deinen Sohn, deinen erstgeborenen, töten.“ — 2. Mose 1:8-10; 3:7, 8; 4:22, 23.
2. Bewies Jehova, daß er für die Israeliten ein Gott war? Wie tat er dies?
2 In seiner Torheit weigerte der Pharao sich, dem Befehl, Jehovas Erstgeborenen, sein Volk Israel, ziehen zu lassen, zu gehorchen, und mußte dafür büßen. Mit mächtiger Hand befreite Jehova sein Volk, indem er schwere Plagen oder Schläge über Ägypten brachte, von denen sich dieses Land zweifellos jahrzehntelang nicht erholte. Durch eine Reihe von Katastrophen wurde ein großer Teil des Viehs und der Ernte vernichtet, der Erstgeborene jeder Familie und die Erstgeburt des Viehs wurden von Jehovas Engel getötet, und schließlich wurde die Blüte der Streitmacht Ägyptens samt ihren Pferden und Wagen von den zurückkehrenden Fluten des Roten Meeres verschlungen. Jehova konnte deshalb mit Recht sagen: „Ich habe Israel aus Ägypten heraufgeführt und euch errettet aus der Hand der Ägypter.“ — 1. Sam. 10:18.
3. Welche wunderbare Gelegenheit bot Gott dem Volk Israel?
3 Im dritten Monat nach dieser großen Befreiung lagerte Jehovas Volk, sein Erstgeborener, vor dem Berg Sinai. Durch Moses, seinen Propheten, sagte Jehova zu den Israeliten: „Ihr habt gesehen, was ich an den Ägyptern getan habe, wie ich euch getragen auf Adlers Flügeln und euch zu mir gebracht habe. Und nun, wenn ihr fleißig auf meine Stimme hören und meinen Bund halten werdet, so sollt ihr mein [besonderes, NW] Eigentum sein aus allen Völkern; denn die ganze Erde ist mein; und ihr sollt mir ein Königreich von Priestern und eine heilige Nation sein.“ (2. Mose 19:4-6) Man stelle sich das vor! Eine Nation von Priestern, Jehovas Erstgeborener, sollten sie sein, das heißt die ersten, die zu Jehovas künftiger Nationen-Familie gehören sollten! Dieser „Sohn“ sollte sich besonders dadurch auszeichnen, daß er eine Priesternation sein würde, die zur bestimmten Zeit das Vorrecht erhalten würde, alle anderen nationalen Gruppen vor Jehova zu vertreten. Diese heilige Nation sollte die Segnungen Jehovas in einem besonderen Sinne ererben, damit durch sie alle anderen Völker gesegnet werden könnten, wie Gott es dem treuen Abraham verheißen hatte. — 1. Mose 22:18.
4. Wodurch vereinigte Jehova die Stämme Israels zu einer theokratischen Nation?
4 Mit gespannter Aufmerksamkeit wollen wir daher nun verfolgen, wie Gott mit dieser Nation handelte, die er sich zu seinem Erstgeborenen erwählte. Von einem losen Zusammenschluß verschiedener Sippengemeinschaften sollten die Israeliten nun zu einer Nation unter einer theokratischen Herrschaft, unter einer Gottesherrschaft, werden. Zu diesem Zweck wurde ein besonderes Gottesdienstsystem für die ganze Nation geschaffen. Zu den wesentlichen Bestandteilen des durch die Belehrung gottesfürchtiger Patriarchen bereits bekannten unverfälschten Familiengottesdienstes wurden nun bestimmte neue, noch unbekannte Besonderheiten hinzugefügt, nämlich eine heilige zentrale Anbetungsstätte, eine Priesterschaft und Bestimmungen, an die sich die Nation bei ihrer Anbetung Jehovas, ihres großen Befreiers, halten sollte.
5. Warum ist anzunehmen, daß die Einzelheiten in Verbindung mit dem Bau des Zeltes in der Wüste wichtig waren?
5 Das Muster, nach dem Moses einen tragbaren Tempel oder ein tragbares Heiligtum errichtete, beruhte nicht auf etwas, was dieser Prophet in Ägypten gesehen hatte. Es stammte von Jehova, denn Gottes Engelbote hatte mahnend zu Moses gesagt: „Und sieh zu, daß du sie nach ihrem Muster machest, welches dir auf dem Berge gezeigt worden ist.“ Die Einzelheiten dieses Musters müssen demnach von ausnehmend tiefer Bedeutung für die Zukunft gewesen sein, besonders, wenn wir bedenken, daß dieses Zelt nur etwas Vorübergehendes war, etwas, was den Israeliten nur so lange dienen sollte, bis sie in das Land kämen, das Abraham verheißen worden war. — 2. Mose 25:40.
6. Beschreibe den Bau und die Einrichtung des Zeltes.
6 Die an Pfosten rings um den Vorhof des Zeltes befestigten Umhänge trennten diese heilige Stätte von den ringsum lagernden Israeliten. Das Zelt selbst war in zwei Abteile geteilt, von denen das eine die Form eines Würfels hatte. Es war das innerste Abteil oder das Allerheiligste. Es war durch einen Vorhang aus prächtigbesticktem Material von dem vorderen Raum getrennt. Hinter diesem Vorhang stand weiter nichts als die Lade des Zeugnisses, deren Deckel aus massivem Gold kunstvoll zu einem Thron geformt war, den Cherube mit ausgebreiteten Flügeln überschatteten. In der Lade selbst befanden sich die vom Finger Gottes beschriebenen Tafeln mit den Zehn Worten und später auch noch ein goldenes Gefäß mit etwas Manna vom Himmel sowie der Mandelstab, der Zeugnis davon abgelegt hatte, daß Gott das Haus Aarons für das Priestertum in Israel auserwählt hatte. Im vorderen Abteil standen ein Tisch für das Schaubrot, ein goldener Leuchter und ein Räucheraltar. Vor dem Zelt stand ein großes kupfernes Waschbecken, und zwischen ihm und dem Tor des Vorhofes stand der große Opferaltar. Der Dienst an dieser Anbetungsstätte wurde, ganz gleich, ob die Nation lagerte oder ob sie unterwegs war, ausschließlich von einer besonders ausgewählten und geheiligten Priesterschaft verrichtet. — 2. Mose, Kapitel 25, 26, 27.
EINE STELLVERTRETENDE PRIESTERSCHAFT
7. In welcher Hinsicht wurde der Stamm Levi von Jehova besonders gesegnet und geehrt?
7 Jehova wies seinen Mittler Moses an, eine Priesterschaft zu gründen, die die ganze Nation vertreten sollte. Aaron und seine männlichen Nachkommen wurden als ein besonderes Priestergeschlecht auserwählt, durch das die Nachfolge der Hohenpriester gesichert wurde. Unter der patriarchalischen Einrichtung waren bis dahin die Erstgeborenen dazu bestimmt gewesen, als Priester zu amten, und zwar jeder für seine Familiengruppe. Doch nun bestimmte Jehova, daß der ganze Stamm Levi alle Erstgeborenen Israels ersetzen und unter der Leitung der Familie Aarons die Versammlung oder den Stamm der Erstgeborenen bilden sollte. (4. Mose 3:41) Ihr Vorvater Levi hatte zusammen mit Simeon einen vermessenen Racheakt verübt, für den sie büßen sollten. Doch als Moses Freiwillige suchte, die bereit wären, gegen ihre widerspenstigen, götzendienerischen Mitisraeliten als Scharfrichter zu amten, stellten sich die Leviten sogleich zur Verfügung. Nun wurden sie von Jehova auf wunderbare Weise gesegnet. Sie erhielten als Stamm das Vorrecht, unter der Leitung Aarons in der Gottesanbetung ebenso führend voranzugehen, wie es die treuen erstgeborenen Söhne oder Erben unter der patriarchalischen Einrichtung getan hatten. — 1. Mose 49:5-7; 2. Mose 32:25-29; 4. Mose 3:5-51.
8. Was zeigte, daß Aarons Amt in Gottes Vorkehrung für das Volk Israel sehr wichtig war?
8 Aaron wurde von Jehova zum Hohenpriester erwählt und hatte als solcher vor allem dafür zu sorgen, daß das Volk, das sich der Bezeichnung „heilige Nation“ als würdig erweisen sollte, die richtige Gottesanbetung ausübte. Diese Verantwortung wurde durch bestimmte Merkmale der Kleidung des Hohenpriesters besonders betont. „Und Aaron soll die Namen der Söhne Israels an dem Brustschilde des Gerichts auf seinem Herzen tragen, wenn er ins Heiligtum hineingeht, zum Gedächtnis vor Jehova beständig. Und lege in das Brustschild des Gerichts die Urim und die Thummim, daß sie auf dem Herzen Aarons seien, wenn er vor Jehova hineingeht; und Aaron soll das Gericht der Kinder Israel auf seinem Herzen tragen vor Jehova beständig. Und es [das Blech von reinem Gold, das vorn am Kopfbund befestigt war] soll auf der Stirn Aarons sein, und Aaron soll die Ungerechtigkeit der heiligen Dinge tragen, welche die Kinder Israel heiligen werden, bei allen Gaben ihrer heiligen Dinge; und es soll beständig an seiner Stirn sein, zum Wohlgefallen für sie vor Jehova.“ (2. Mose 28:29, 30, 38) Das alles läßt erkennen, welch großer Nachdruck darauf gelegt wurde, daß die Israeliten Jehova in Reinheit anbeteten, damit nicht sein Zorn gegen sie entbrannte und er das Todesurteil an ihnen vollstreckte, das sie wegen ihres sündhaften Zustandes verdient hätten.
EINSETZUNG DER VORBILD-PRIESTERSCHAFT
9. Wie ging Moses bei der Einsetzung der Vorbild-Priesterschaft vor?
9 In 2. Mose, Kapitel 29, finden wir die Anweisungen für die Einsetzung der aaronischen Priesterschaft, und in 3. Mose, Kapitel 8, lesen wir, wie diese Richtlinien Jehovas befolgt wurden. Ganz Israel war aufgerufen worden, die Zeremonie am Eingang des Vorhofes zu verfolgen. Moses wusch zuerst Aaron und seine vier Söhne und bekleidete dann Aaron mit den verschiedenen zur Priesterkleidung gehörenden Kleidungsstücken. Dann nahm er etwas Salböl und sprengte es auf das Zelt und dessen Einrichtungsgegenstände und Geräte. Schließlich goß er etwas von dem Salböl auf das Haupt Aarons. Dann bekleidete er Aarons Söhne mit der für sie bestimmten Priesterkleidung. Dann wurden ein junger Farre oder Stier und zwei Widder geopfert, denen Aaron und seine Söhne vor der Schlachtung die Hände auf den Kopf gelegt hatten. Dadurch hatten sie bezeugt, daß die Tiere eigentlich an ihrer Statt geopfert wurden. Was mit den Tieren geschah, deutete an, daß Aaron und seine Söhne nun in Gottes Augen von Sünden rein und von dem auf ihnen lastenden Urteil befreit waren. Sie bildeten jetzt eine heilige, reine Priesterschaft, die würdig war, für Jehova Priesterdienste zu leisten.
10. (a) Wie wurden die verschiedenen Teile des Stiers des Sündopfers verwendet? (b) Was geschah mit dem ersten Widder? (c) Wie verfuhr man mit dem Einsetzungswidder?
10 Der junge Stier wurde geschlachtet und sein Blut oben an den Opferaltar gestrichen sowie ringsum an den Fuß des Altars gegossen, um diesen heiligen „Tisch“, auf dem künftig die Feueropfer für Jehova verbrannt werden sollten, besonders zu heiligen. Das Eingeweidefett des Stiers wurde dann samt den Nieren und dem Leberlappen auf dem Altar geräuchert, während die übrigen Teile seines Fleisches samt seiner Haut und seinem Mist außerhalb des Lagers verbrannt wurden. Dann wurde der erste Widder geschlachtet. Sein Blut wurde ebenfalls auf den Altar gesprengt, und danach wurde das ganze Tier auf dem Altar geräuchert. Mit dem zweiten Widder wurde anders verfahren. Moses nahm etwas von dessen Blut und strich es an das rechte Ohrläppchen, die rechte große Zehe und den rechten Daumen Aarons und seiner vier Söhne. Darauf wurden die fetten Teile und der rechte Schenkel auf die Hände dieser fünf Männer gelegt, die sie dann vor Jehova hin und her webten. Darauf nahm Moses diese Teile und räucherte sie als Einsetzungsopfer auf dem Altar. Das vorzügliche Bruststück webte er selbst vor Jehova hin und her und aß es dann als seinen Anteil an diesem besonderen Opfer.
11. Welche weiteren Anweisungen in Verbindung mit der Einsetzungszeremonie befolgte Moses dann?
11 Dann nahm Moses von dem Salböl und vermischte es mit etwas Blut, das auf dem Brandopferaltar war, und sprengte es auf Aaron und dessen Söhne sowie auf ihre Kleider. Dann gebot er ihnen, die übriggebliebenen Teile des Einsetzungswidders zu kochen und als etwas Heiliges am Eingang des Zeltes der Zusammenkunft zu essen. Dort mußten sie insgesamt sieben Tage lang Tag und Nacht bleiben und der Wachpflicht gegenüber Jehova nachkommen. An jedem der sechs folgenden Tage mußte ein weiterer Stier als Sündopfer dargebracht werden. Es sollte also sieben Tage dauern, bis ihre Hände gefüllt wären, das heißt, bis diese Vorbild-Priesterschaft mit Vollmacht ausgestattet und Jehova annehmbar wäre, um für die Nation Israel vor ihm zu erscheinen.
12. Beschreibe die Aussonderung der Leviten als Gehilfen der aaronischen Priesterschaft.
12 Da nun eine bevollmächtigte Priesterschaft zur Verfügung stand, war zu erwarten, daß die Angehörigen dieser zahlreichen Nation mit ihren persönlichen und mit ihren Stammesopfern zu dieser Priesterschaft kämen. Das machte die Einsetzung einer Menge bevollmächtigter Priestergehilfen notwendig. Moses wurde angewiesen, durch eine besondere Zeremonie, die in 4. Mose, Kapitel 8, beschrieben wird, diesem Bedürfnis zu entsprechen. Er ließ bei dieser Gelegenheit die tauglichen Männer aus dem Stamme Levi herzutreten, und dann legte das Volk — wahrscheinlich vertreten durch seine Vorsteher oder Fürsten — diesen levitischen Männern die Hände auf. Die Leviten wurden darauf veranlaßt, sich vor Jehova als Webopfer der Söhne Israels hin und her zu bewegen. Dann wurden zwei junge Stiere herzugebracht, die, nachdem ihnen die Leviten die Hände aufgelegt hatten, geschlachtet wurden, der eine als Sündopfer und der andere als Brandopfer. Was die Darstellung und Jehovas Annahme der Leviten bedeutete, geht aus den Worten hervor, die Gottes Engel zu Moses sprach: „Und ich werde die Leviten anstelle aller Erstgeborenen unter den Söhnen Israels nehmen. Und ich werde die Leviten als Gegebene aus den Reihen der Söhne Israels dem Aaron und seinen Söhnen geben, damit sie den Dienst der Söhne Israels im Zelt der Zusammenkunft verrichten und für die Söhne Israels Sühne leisten, daß keine Plage unter den Söhnen Israels entstehe, weil sich die Söhne Israels der heiligen Stätte nahen.“ — 4. Mose 8:18, 19, NW.
BESTIMMUNGEN FÜR DIE VORBILD-PRIESTERSCHAFT
13. Welche Bestimmungen mußte die aaronische Priesterschaft einhalten?
13 Die Priester und Leviten mußten sich selbst rein erhalten, mußten die Darbringung der Opfer des Volkes überwachen, alle Dienste im Heiligtum verrichten und darauf achten, daß das Volk die Gesetze Gottes genau befolgte. Amtierende Priester durften keine Gebrechen oder Makel an sich haben. Sie durften auch keine Ausländerin und keine Israelitin, die den Bedingungen nicht entsprach, heiraten. Sie durften ferner keine berauschenden Getränke zu sich nehmen, während sie im Zelt Dienst taten. Sie mußten die heiligen Trompeten blasen und hatten dadurch die Führung des Volkes inne, wenn es sich lagerte oder wenn es aufbrach, wenn es in den Kampf zog oder wenn es ein besonderes Fest Jehovas feierte. Den Leviten sollte kein Landerbteil gegeben werden, wenn das Volk nach Kanaan käme. Statt dessen sollten ihnen achtundvierzig günstig gelegene, über das ganze Land verstreute und verschiedenen Stämmen zugeteilte Städte als Wohnorte gegeben werden. Dadurch erfüllte sich Jehovas früherer Beschluß, daß die Leviten in ganz Israel verstreut würden. Gleichzeitig sorgte Jehova dadurch aber auch dafür, daß es in den Gebieten aller Stämme Männer gab, die die reine Gottesanbetung überwachen konnten. — 4. Mose 10:1-10; 3. Mose, Kapitel 21; 4. Mose 35:6; 1. Mose 49:5, 7.
14. (a) Welche Opfer mußten unter anderem zum Zelt der Zusammenkunft gebracht werden? (b) Wodurch unterschieden sich die Versöhnungstagsopfer von den übrigen Opfern?
14 Durch Moses wurden Anweisungen für die verschiedenen Opfer gegeben, die zum Zelt der Zusammenkunft gebracht werden konnten und von denen einige Friedens- oder Gemeinschaftsopfer waren, andere persönliche oder Familienopfer; es gab Sündopfer für irgendwelche Sünden, ferner Schuldopfer für Sünden, die der Opfernde selbst begangen hatte, dann die freiwilligen Dankopfer und die Opfer, die aufgrund eines vor Jehova abgelegten Gelübdes dargebracht wurden. (Siehe 3. Mose, Kapitel 1 bis 7) Des weiteren wurden jedes Jahr am Zehnten des siebenten Monats die Versöhnungstagsopfer dargebracht. An diesem Tag wurde jeweils eine besondere Reinigung und Heiligung der ganzen Zelteinrichtung vorgenommen, durch die die Nation gewissermaßen wiederzubereitet wurde, damit Gott ein weiteres Jahr in ihrer Mitte weilen und sie seine Gunst genießen konnte. (3. Mose, Kapitel 16) Dieser Tag war auch der einzige Tag im Jahr, an dem der Hohepriester mit dem Blut des Versöhnungsopfers in das Allerheiligste hineinging. Bevor er dies tat, mußte er sich vergewissern, ob kein Unterpriester im vorderen Abteil des Zeltes war, und das Allerheiligste mußte von einer Wolke brennenden Räucherwerks erfüllt sein.
15. Welche Satzungen gab Jehova dem Volk, und wer war hauptsächlich dafür verantwortlich, daß sie eingehalten wurden?
15 Es wurden der Nation noch andere Vorschriften über die reine Gottesanbetung gegeben, für deren Befolgung die Priester unter der Leitung ihres Hohenpriesters sorgen mußten. Fett und Blut durften bei Todesstrafe nicht genossen werden. Das Fett mußte Jehova zum lieblichen Geruch auf dem Altar geräuchert werden. Blut, das nicht auf dem Altar geopfert wurde, mußte auf die Erde gegossen werden. Jede Art von Unzucht mußte vermieden oder entweder sogleich durch ein entsprechendes Opfer gesühnt oder mit dem Tod bestraft werden. Jeder Fall von Verleumdung, Erpressung oder Spiritismus mußte untersucht und der Schuldige mußte entsprechend bestraft werden. Besondere Bestimmungen waren zu beachten, wenn sich jemand durch die unabsichtliche Berührung einer Leiche, eines unreinen Gegenstandes oder einer unreinen Person verunreinigt hatte. Auf diese Weise führte Jehova den Israeliten nachdrücklich vor Augen, daß das Lager unbedingt rein erhalten werden mußte, damit er in ihrer Mitte wohnen konnte, ohne ihnen Schaden zuzufügen. — 3. Mose 3:17; 4. Mose, Kapitel 19.
16. (a) Wie sehr wurde Gottes Vorkehrung in Verbindung mit dem Zelt der Zusammenkunft geschätzt? (b) Was zeigt, daß die Priesterschaft versagte?
16 Jehova sorgte also dafür, daß sie eine zentrale Anbetungsstätte erhielten, und setzte eine Priesterschaft ein, der er ganz genaue Anweisungen für ihren Dienst und die Darbringung der Opfer gab. Wie groß würde aber die Wertschätzung des Volkes für diese liebevolle Vorkehrung sein? Würde sie die Israeliten ihrem reinen und heiligen Gott tatsächlich näherbringen? Die aaronische Priesterschaft blieb jahrhundertelang bestehen. Durch ihre Hände gingen die Opfer einer Generation von Israeliten nach der anderen. Nach einer gewissen Zeit amteten ihre Angehörigen in dem prachtvollen Tempel, den Salomo in der Stadt Jerusalem erbaut hatte. Das Volk wandte sich jedoch immer wieder dem Götzendienst und unsittlichen heidnischen Bräuchen zu. Selbst diese Vorbild-Priesterschaft erwies sich als untreu! Ja, sogar kurz nach der erwähnten ersten Einsetzung wurden Aarons Söhne Nadab und Abihu von Jehova durch Feuer getötet, weil sie es gewagt hatten, an seiner heiligen Anbetungsstätte unerlaubte Kulthandlungen zu verrichten. Später gaben auch die Söhne Elis ein schlechtes Beispiel, denn sie waren habsüchtig und nutzten ihr heiliges Priesteramt aus, um ihre eigennützigen, weltlichen Ziele zu erreichen. Der Prophet Micha, der noch später lebte, konnte von Israels Priestern mit Recht sagen, sie würden „um Lohn“, nicht aus Liebe zu Jehova und zu ihren Mitgläubigen, „lehren“. — 3. Mose 10:1, 2; 1. Sam. 2:12-17; Micha 3:11.
17. Gab es auch Priester, die durch ihre Treue ein gutes Beispiel gaben?
17 Es gab aber auch einige treue Angehörige dieser Priesterschaft, die sich im Gegensatz zu den treulosen einen guten Ruf erworben haben. Pinehas, der Enkel Aarons, bewies einen lobenswerten Eifer für die reine Gottesanbetung, als er einen israelitischen Fürsten oder Vorsteher und eine heidnische Prinzessin, die sich dem unerlaubten Geschlechtsverkehr hingegeben hatten, sofort tötete. Zur Belohnung schloß Jehova mit ihm einen „Bund des Friedens“, der ihm „auf unabsehbare Zeit als der Bund eines Priestertums“ dienen sollte. Ein weiteres vortreffliches Beispiel war Jojada, der den jungen Prinzen Joas von Juda vor dem Mordfeldzug Athaljas, seiner heidnischen Großmutter, rettete. — 4. Mose 25:1-13, NW; 2. Chron. 22:11; 23:1-3.
18. Warum eignete sich die Vorbild-Nation nicht als Jehovas „besonderes Eigentum“?
18 Wenn wir die spätere Geschichte Israels verfolgen, erkennen wir, daß die aaronische Priesterschaft als Ganzes Herz und Sinn des Volkes nicht veredelte und es Gott nicht näherbrachte. Sie konnte nicht verhindern, daß im Jahre 607 v. u. Z. und dann nochmals im Jahre 70 u. Z. Tempel und Stadt, Priesterschaft und Volk von Verwüstung und Unglück heimgesucht wurden. Da die Israeliten nicht fleißig auf die Stimme Jehovas, ihres Retters, hörten und seinen Bund nicht hielten, eigneten sie sich nicht als sein „besonderes Eigentum“ aus allen Völkern der Erde. Jehovas Richterspruch, den er durch seinen Propheten bekanntgab, lautete daher: „Weil d u die Erkenntnis [über meinen Willen] verworfen hast, so verwerfe ich dich, daß du mir nicht mehr Priesterdienst ausübest.“ — Hos. 4:6.
19, 20. (a) Inwiefern ist es uns eine Hilfe, zu wissen, was damals in Israel vor sich ging? (b) In welcher Hinsicht sah sich Israel dem gleichen Hindernis gegenüber wie alle anderen Nationen? (c) Welche Schwächen mußten überwunden werden?
19 Diese ganze Einrichtung in Verbindung mit der heiligen Stätte, ihrer Priesterschaft und den für diese geltenden Bestimmungen wies aber auf eine größere Vorkehrung hin, durch die die Menschen von der Last der Sünde befreit werden und ihrem von jeder Befleckung der Sünde reinen Vater im Himmel näherkommen sollten. Als die natürliche Nation Israel als Ganzes den Forderungen, die an Jehovas Nation von Erstgeborenen und Priestern gestellt worden waren, nicht entsprach, war auch abzusehen, daß er zu seiner Zeit offenbaren würde, wie eine solche „heilige Nation“ zu seiner Ehre und zum Segen aller Familien der Erde gebildet würde. Es gilt auch zu beachten, daß die für jenen nationalen Gottesdienst gültigen Bestimmungen mehr mit der äußeren Reinigung als mit einer inneren Reinigung zu tun hatten, durch die das Volk ein gutes Gewissen vor Gott erlangt hätte. Alle Völker, auch die Israeliten, wurden daher weiterhin von einem schlechten Gewissen geplagt, von dem Bewußtsein, in Gottes Augen unrein und nackt dazustehen und niemand zu haben, der würdig und geeignet wäre, für sie ein hinreichendes Opfer darzubringen. Da die aaronischen Priester mit ihren Dienstleistungen nur ein „Schatten der künftigen guten Dinge, nicht aber das eigentliche Wesentliche der Dinge“ waren, konnten sie „niemals mit den gleichen Schlachtopfern, die sie fortgesetzt Jahr für Jahr [darbrachten] ..., die Hinzutretenden vollkommen machen“. — Hebr. 10:1.
20 Wie und auf welcher Grundlage konnten die Menschen hoffen, dem Gott des Himmels, dem Quell des Lebens, jemals näherzukommen und in ein Verhältnis zu ihm zu gelangen, das nicht durch ein schlechtes Gewissen getrübt ist? Wie sollten die mit der menschlichen Unvollkommenheit unvermeidlich verbundenen Schwächen, die der Mittler Moses, der Hohepriester Aaron und seine Unterpriester sowie das ganze Volk aufwiesen, jemals überwunden werden können? Jehova gibt uns die beglückende Antwort selbst. Sie wird in der nächsten Wachtturm-Ausgabe behandelt werden.