Die Prophezeiung über ihn, dem alle Völker gehorchen werden
„Versammelt euch, und ich will euch verkünden, was euch begegnen wird am Ende der Tage.“ — 1. Mose 49:1, Fußnote.
1. Welchen Zeitpunkt haben wir erreicht, und welche alte Prophezeiung erfüllt sich heute vor unseren Augen?
WIR leben am „Ende der Tage“, man mag es glauben oder nicht. Wir sind Zeugen der Erfüllung einer alten Prophezeiung, die selbst einer Weltorganisation wie den Vereinten Nationen nicht entgangen ist. Touristen, die den Sitz der Vereinten Nationen am Westufer des East River in New York besuchen, können diese Prophezeiung dort an einer Marmorwand lesen:
Sie werden ihre Schwerter zu Pflugmessern schmieden, und ihre Speere zu Winzermessern; nicht wird Nation wider Nation das Schwert erheben, und sie werden den Krieg nicht mehr lernen.
Da keine Quelle angegeben ist, wissen die wenigsten, daß diese Worte der biblischen Prophezeiung Jesajas entnommen sind. Noch wichtiger aber ist zu beachten, daß der Prophet Jesaja sagte, dies werde am Ende einer Zeitperiode geschehen.
2, 3. (a) Wann soll sich diese Prophezeiung nach Jesajas eigenen Worten erfüllen? (b) In welcher Zeit müssen wir heute leben, da sich Jesajas Prophezeiung jetzt erfüllt?
2 Wir zitieren nachstehend die ganze Prophezeiung aus einer modernen Bibelübersetzung, um zu zeigen, wann sie sich erfüllen soll:
„Es muß geschehen am Ende der Tage, daß der Berg des Hauses Jehovas hoch über den Bergen fest gegründet werden wird, und er wird gewißlich über die Hügel erhoben werden, und zu ihm sollen alle Nationen strömen. Und viele Völker werden gewißlich hingehen und sagen: ‚Kommt, ihr Leute, und laßt uns zum Berge Jehovas hinaufziehen, zum Hause des Gottes Jakobs: und er wird uns über seine Wege belehren, und wir wollen auf seinen Pfaden wandeln.‘ Denn von Zion wird [das] Gesetz ausgehen und das Wort Jehovas von Jerusalem. Und er wird bestimmt Recht sprechen zwischen den Nationen und die Angelegenheiten vieler Völker regeln. Und sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen umschmieden müssen und ihre Speere zu Winzermessern. Nicht wird Nation wider Nation das Schwert erheben, auch werden sie den Krieg nicht mehr lernen.“ — Jes. 2:2-4, NW.
3 Da diese Prophezeiung heute von Menschen erfüllt wird, die aus vielen Nationen kommen und die aufgehört haben, einander zu bekämpfen — und einander auch nie mehr bekämpfen werden, weil sie den Krieg nicht mehr lernen —, müssen wir am „Ende der Tage“, das heißt der Tage dieser von Kriegen heimgesuchten Welt, leben. Folglich muß nun bald eine Welt ohne Krieg kommen. Einen Beweis dafür sehen wir in dem Volk, das man heute allgemein beobachtet.
4. Welches Volk wird heute allgemein beobachtet, und nach welchen prophetischen Worten im Buche Jesaja handeln sie?
4 Welches Volk ist das? Nach der Prophezeiung Jesajas müßte es das Volk sein, das den Gott anbetet, dessen Namen sie dreimal erwähnt. Da der Name dieses Gottes Jehova ist, muß es sich bei diesem Volk um Zeugen Jehovas handeln, und sie erheben die Anbetung Jehovas auch wirklich hoch über die „Berge“ und über die „Hügel“. Von den vier Himmelsrichtungen, aus „allen Nationen“ und aus „vielen Völkern“ strömen sie zusammen, um gemeinsam Jehova, den allein wahren und lebendigen Gott, anzubeten und seine Zeugen zu werden. Sie handeln nach seinen prophetischen Worten gemäß Jesaja 43:12: „Ihr seid meine Zeugen, spricht Jehova, und ich bin Gott.“
5. Was tat dieses Volk laut Jahrbuch der Zeugen Jehovas für 1962 im vergangenen Dienstjahr, um die Menschen einzuladen, Jehova anzubeten?
5 Schlagen wir das Länderverzeichnis des Jahrbuches der Zeugen Jehovas für 1962 auf, so stellen wir fest, daß sie in 188 Ländern, von Aden bis Zypern, Zeugnis geben und organisierte Versammlungen haben. Und wenn wir die Tabelle auf den Seiten 34—41 aufschlagen, wo wir nähere Angaben über die verschiedenen Organisationszweige und die Tätigkeit in den einzelnen Ländern finden, dann erfahren wir, daß im vergangenen Dienstjahr durchschnittlich jeden Monat 884 587 Zeugen Jehovas hinauszogen, um Menschen — ungeachtet ihrer Rasse, Hautfarbe, Nationalität, Religion oder gesellschaftlichen Stellung — in ihren Wohnungen aufzusuchen und ihnen die gute Botschaft von Jehovas Königreich, das seinem inthronisierten König, Jesus Christus, untersteht, zu überbringen. Sie predigten diese Botschaft in über 150 Sprachen und widmeten dieser Tätigkeit im vergangenen Dienstjahr 132 695 540 Stunden. Sie haben sich somit wirklich sehr bemüht, die Menschen einzuladen, Jehova anzubeten.
6. Was für eine Resolution konnten Ende 1958 und Anfang 1959 Millionen lesen, und welchen außergewöhnlichen Entschluß enthielt sie unter anderem?
6 Im Dezember 1958 und in den ersten Wochen des Jahres 1959 konnten Millionen einen vierseitigen Traktat lesen, von dem diese Zeugen 72 348 403 Exemplare in 53 Sprachen verbreiteten. Der Traktat enthielt eine Resolution, die Jehovas Zeugen auf ihrem internationalen Kongreß angenommen hatten, den sie kurz vorher im Yankee-Stadion und in den Polo Grounds in New York abgehalten hatten. Sie war am Freitag, dem 1. August 1958, vor 194 418 Teilnehmern aus 123 Ländern verlesen und von ihnen mit großem Beifall angenommen worden. Besonders auffallend daran war unter anderem die Feststellung, daß sich die Prophezeiung aus Jesaja 2:4 an ihnen erfülle, und ihr Entschluß, diese Worte weiterhin zu erfüllen.
7. Wie haben Jehovas Zeugen diese Prophezeiung bis heute erfüllt, und was beweist dies?
7 Bis heute haben sich diese Zeugen Jehovas an dem politischen und religiösen Gezänk der weltlichen Nationen und an ihren Kriegsvorbereitungen nicht beteiligt. Sie haben das Schwert nicht erhoben, um gegen ihre christlichen Brüder in anderen Ländern zu kämpfen. Sie lernen den Krieg nicht mehr, wiewohl ihre weltweite Organisation jedes Jahr um Zehntausende zunimmt. Das ist das Wirken Jehovas und beweist unverkennbar, daß wir am „Ende der Tage“ leben.
8. Welchem Propheten, der in Jesaja 2:3 genannt wird, wollen wir uns zuwenden, um uns dessen noch mehr zu vergewissern, und welche Fragen über ihn mögen in uns aufsteigen?
8 Um uns dessen noch mehr zu vergewissern, wollen wir noch eine andere Prophezeiung über das „Ende der Tage“ eingehend betrachten. Sie stammt von einem Propheten, der in der erwähnten Prophezeiung Jesajas genannt wird. Wir nennen seinen Namen in diesem Zusammenhang mit Recht, denn in Jesaja 2:3 wird gesagt, daß das Volk, das heute den wahren Gott anzubeten suche, sage: „Laßt uns zum Berge Jehovas hinaufziehen, zum Hause des Gottes Jakobs.“ Wer ist dieser Jakob, dessen Gott Jehova war? Was prophezeite er über das „Ende der Tage“?
9. Wo lebte dieser Prophet?
9 Jakob kam aus dem Teil Südwestasiens, der heute als der Nahe Osten bekannt ist. Er lebte zwanzig Jahre in Syrien, wo ihm zwölf Söhne geboren wurden. Doch als er diese Prophezeiung über unsere Tage äußerte, befand er sich in Ägypten, der heutigen Vereinigten Arabischen Republik. Jakob war der Sohn Isaaks und der Enkel Abrahams. Er wohnte die längste Zeit seines Lebens mit seinem Vater und seinem Großvater zusammen in Gebieten, die heute zu Jordanien und Israel gehören. Nur die letzten sechzehn Jahre lebte er als Ausländer mit seiner ganzen Familie in Ägypten.
10, 11. (a) Weshalb sollten alle Geschlechter der Erde an diesem Jakob interessiert sein? (b) Mit welchen anderen Propheten war er verbunden?
10 Eigentlich müßte die ganze Menschheit an diesem Jakob interessiert sein. Warum? Wegen der Verheißung, die ihm Gott in einem wunderbaren Gesicht gab. Jakob hatte kurz zuvor seinen Vater Isaak in Beerseba, im Süden, zurückgelassen und war nun unterwegs nach Syrien, wo er sich eine Frau suchen wollte. Auf seinem Weg nach Norden übernachtete er draußen auf dem Feld in der Nähe von Bethel (dem heutigen Betin in Jordanien). In jener Nacht sah er im Traum eine Leiter, die von der Erde bis zum Himmel reichte. Über ihr stand Jehova und sprach zu Jakob:
Ich bin Jehova, der Gott Abrahams, deines Vaters, und der Gott Isaaks; das Land, auf welchem du liegst, dir will ich es geben und deinem Samen. Und dein Same soll werden wie der Staub der Erde, und du wirst dich ausbreiten nach Westen und nach Osten und nach Norden und nach Süden hin; und in dir und in deinem Samen sollen gesegnet werden [werden sich segnen, NW] alle Geschlechter der Erde. — 1. Mose 28:13, 14.
11 Nach dieser göttlichen Verheißung können sich die Menschen — ganz gleich, welchem Geschlecht sie angehören — also nur durch einen „Samen“ oder Nachkommen dieses Jakobs segnen. Später änderte Jehova Gott Jakobs Namen auf Israel um. Deshalb erscheinen in der Bibel beide Namen für ihn, bald Jakob, bald Israel. Jakob war ein Prophet Jehovas wie Abraham und Isaak. Aus Psalm 105:14, 15 geht deutlich hervor, daß Jakob ein Prophet war. Zuerst ist die Rede von Abrahams, Isaaks und Jakobs Wanderungen im Verheißenen Land und davon, wie Jehova Gott sie beschützte, und dann wird gesagt: „Er ließ keinem Menschen zu, sie zu bedrücken, und ihretwegen strafte er Könige: ‚Tastet meine Gesalbten nicht an, und meinen Propheten tut nichts Übles!‘“
12. Bei welcher Gelegenheit konnte man in Jakob am besten den Propheten erkennen?
12 Im Grunde wirkte Jakob jedesmal als Prophet, wenn er mit seinen Angehörigen über die Verheißung sprach, die ihm Gott in Bethel gegeben hatte. Doch bei keiner Gelegenheit konnte man den Propheten in ihm besser erkennen als damals, als er zum letztenmal mit seinen Söhnen und Enkeln sprach. Er hatte (1712 v. Chr.) seine zwölf Söhne zu sich ans Sterbebett gerufen, um von ihnen Abschied zu nehmen, und saß nun auf seinem Bett und ließ die Beine herabhängen. Kurz vorher hatte er seine Enkel Manasse und Ephraim, die Söhne Josephs, seines elften Sohnes, gesegnet. Joseph war damals ägyptischer Erstminister, das heißt der oberste Diener Pharaos, des Königs von Ägypten. — 1. Mose 48:1-22.
13. In welchem Stil äußerte Jakob seine Prophezeiung?
13 Die Abschiedsworte an seine zwölf Söhne sprach Jakob in dem poetischen Stil der hebräischen Propheten, denn er war wie Abraham und Isaak ein Hebräer. Diese Poesie kam nicht durch Endreim oder Gleichklang der Endsilben zum Ausdruck, sondern durch den Rhythmus der Verse, die gleichgerichtete Gedanken aussagten. So spricht er zum Beispiel in einem Satzteil von Jakob und im nächsten von Israel und meint in beiden Fällen sich selbst. Die Poesie der hebräischen Propheten unterschied sich somit wesentlich vom sogenannten Blankvers oder reimlosen Vers. Der Unterschied lag besonders darin, daß die parallelen Satzglieder inhaltlich das gleiche aussagten, den Gedanken oder das Thema aber noch erweiterten. Eine nähere Betrachtung der Prophezeiung, die Jakob auf dem Sterbebett äußerte, wird uns dies bestätigen.
STERBEBETT-PROPHEZEIUNG
14. Unter dem Einfluß welcher Kraft sprach Jakob damals, und wie geht dies aus 1. Mose 49:1, 2 hervor?
14 Was sich 1712 v. Chr. am Sterbebett Jakobs in Ägypten abspielte, beschreibt 1. Mose, Kapitel 49. Jakob wurde damals von Gottes Geist inspiriert, und er redete als ein Prophet und Zeuge Jehovas. Das können wir aus 1. Mose 49:1, 2 (Fußnote) erkennen, wo gesagt wird: „Und Jakob rief seine Söhne und sprach:
Versammelt euch, und ich will euch verkünden, was euch begegnen wird am Ende der Tage. Kommet zusammen und höret, ihr Söhne Jakobs, und höret auf Israel, euren Vater!“
15. Welche Merkmale der hebräischen Poesie stellen wir in den einleitenden Worten Jakobs fest?
15 Beachten wir nun, daß 1. der Ausdruck „Kommet zusammen“ das gleiche aussagt wie „Versammelt euch“, 2. der Ausdruck „und höret“ mit dem Ausdruck „und ich will euch verkünden“ parallelläuft, 3. der Ausdruck „und höret auf“ dem Ausdruck „und höret“ und 4. der Ausdruck „Israel, euren Vater“ dem Ausdruck „ihr Söhne Jakobs“ entspricht. Wir werden diesen poetischen Parallelismus der Gedanken und sinnverwandten Ausdrücke in der ganzen Prophezeiung Jakobs beobachten können. Dadurch werden die Gedanken weiter ausgebaut, ihre Bedeutung wird erhöht, und das trägt zum besseren Verständnis bei.
16. In welche Zeit sah Jakob damals als Prophet?
16 Der sterbende Patriarch Jakob sah weit über die Lebenszeit seiner zwölf Söhne, die ihm aufmerksam zuhörten, hinaus. Er sah auch weit über die Zeit hinaus, da die Familien seiner zwölf Söhne zwölf Stämme bilden würden, die als eine vereinte Nation das Verheißene Land, Palästina, bewohnen sollten, als eine Nation, die nach dem Namen ihres Vaters, Jakob oder Israel, genannt werden sollte. Jakob sah einer Zeit entgegen, da eine neue geistige Nation, ein geistiges Israel (oder Jakob) das auserwählte Volk Gottes bilden sollte.
17, 18. (a) Auf welchen Grundlagen ruhte die ganze Nation Israel? (b) Welche Parallele hierzu finden wir beim geistigen Israel?
17 Als Vater der zwölf Söhne diente Jakob als die eigentliche Grundlage der ganzen Nation des natürlichen Volkes Israel oder des Israel nach dem Fleische. Seine zwölf Söhne dienten als zwölf sekundäre Grundlagen oder Säulen, die auf Jakob aufgebaut waren. Auf diesen zwölf Stützen oder Säulen ruhte die ganze Nation Israel als eine Bruderschaft.
18 Etwas Ähnliches beobachten wir beim geistigen Israel, dem „Israel Gottes“, wie eines seiner inspirierten Glieder es später nannte. (Gal. 6:16) Die damalige Nation Israel bildete eine einzige große Versammlung oder Kirche, die der Anbetung Jehovas, des Gottes Jakobs, dienen sollte. Auch das geistige Israel bildet eine einzige große Versammlung oder Kirche, die der Anbetung Jehovas dienen soll. Der Herr Jesus Christus entspricht dem Patriarchen Jakob, denn er ist die Grundlage dieser Versammlung oder Kirche des geistigen Israel. Er deutete dies selbst an, als er zu einem seiner zwölf Apostel sagte: „Du bist Petrus [Stein], und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen.“ (Matth. 16:18, ZB) Beim Bau dieser Kirche oder Versammlung, deren Grundlage Jesus selbst ist, gebraucht er zwölf Apostel, die den zwölf Söhnen Jakobs entsprechen. Im letzten Buch der Bibel werden sie die „zwölf Apostel des Lammes“ genannt, und die Namen dieser zwölf Apostel des Lammes, Jesu Christi, erschienen auch auf den zwölf Grundlagen des neuen Jerusalem. Auf seinen zwölf Toren dagegen standen die Namen der „zwölf Stämme der Söhne Israels“. — Off. 21:12-14.
19. Aus wem besteht die im Himmel regierende Klasse, und wie wird sie in Offenbarung 7:4-8 beschrieben?
19 Durch das herrliche neue Jerusalem wird die im Himmel regierende Klasse versinnbildet, die aus 144 000 erprobten, treuen Nachfolgern des Lammes, Jesu Christi, besteht. Die Glieder dieser Klasse sind mit Gottes heiligem Geist versiegelt und tragen dieses Siegel, bis ihre Prüfung auf der Erde vollendet ist. In Offenbarung 7:4-8 (NW) werden sie als das aus zwölf Stämmen bestehende geistige Israel dargestellt. Die Namen dieser Stämme entsprechen den Namen der Söhne und Enkel des Patriarchen Jakob und erscheinen in nachstehender Reihenfolge:
Und ich [der Apostel Johannes] hörte die Zahl derer, die versiegelt worden waren: Hundertvierundvierzigtausend Versiegelte, aus jedem Stamm der Söhne Israels.
[1.] Aus dem Stamm Juda zwölftausend Versiegelte,
[2.] aus dem Stamm Ruben zwölftausend,
[3.] aus dem Stamm Gad zwölftausend,
[4.] aus dem Stamm Aser zwölftausend,
[5.] aus dem Stamm Naphtali zwölftausend,
[6.] aus dem Stamm Manasse zwölftausend,
[7.] aus dem Stamm Simeon zwölftausend,
[8.] aus dem Stamm Levi zwölftausend,
[9.] aus dem Stamm Issaschar zwölftausend,
[10.] aus dem Stamm Sebulon zwölftausend,
[11.] aus dem Stamm Joseph zwölftausend,
[12.] aus dem Stamm Benjamin zwölftausend Versiegelte.
20. (a) Was fällt an der Reihenfolge, in der die Stämme angeführt werden, besonders auf? Welche Zahl ist jedoch erhalten geblieben? (b) Was fällt bei all diesen Stämmen auf, und wie wirkt sich dies auf die ganze Organisation aus?
20 Die Stämme erscheinen hier nicht in der Reihenfolge, in der die Söhne des Patriarchen Jakob oder Israel geboren wurden. Auch fehlt der Name seines fünften Sohnes, Dans. An seiner Stelle wird Jakobs Enkel Manasse genannt. Ob diese Ersetzung Dans durch Manasse auf Dans Verhalten zurückzuführen ist, wird später noch erörtert. Offenbarung 7:4-8 zeigt jedenfalls, daß auch das geistige Israel aus zwölf Stämmen besteht und daß deren Namen die Namen von elf Söhnen Jakobs und einem seiner Enkel, einem Sohn Josephs, sind. Wir stellen ferner fest, daß jeder Stamm gleich viele Glieder aufweist. Keiner ist dem anderen zahlenmäßig überlegen, sondern die ganze Organisation des geistigen Israel wird als vollkommen ausgeglichen dargestellt, indem bei jedem Stamm auch wieder die Zahl Zwölf hervortritt.
21. Folgte Jakob in seiner Prophezeiung der Reihenfolge, in der seine Söhne geboren worden waren, und als was konnte er sie alle ansprechen?
21 In seiner Sterbebett-Prophezeiung führte der Patriarch Jakob seine Söhne auch nicht in der Reihenfolge an, in der sie von ihren vier Müttern — seiner ersten Frau, Lea, und ihrer Magd oder Sklavin Silpa und seiner zweiten Frau, Rahel, und ihrer Magd Bilha — geboren worden waren. Da er der Vater von allen war, konnte er sie zu Recht als „Söhne Jakobs“ ansprechen und sich als „Israel, euren Vater“ bezeichnen.
22. Wem galt die Prophezeiung Jakobs in Wirklichkeit? Wer sollte heute jedoch ebenfalls daran interessiert sein?
22 Jakob hatte seine zwölf Söhne versammelt, um ihnen zu sagen, was ihnen, bzw. denen, die sie vorschatteten, „am Ende der Tage“ widerfahren sollte. Mit dem „Ende der Tage“ ist unsere Zeit, das heißt das „Ende der Tage“ gemeint, da sich das geistige Israel auf der Erde befindet, bevor die letzten seiner 144 000 Glieder in das himmlische neue Jerusalem eingehen, um mit Gottes Sohn, dem Lamme, Jesus Christus, vereint zu werden. Was Jakob vor über dreitausendsechshundert Jahren zu seinen zwölf Söhnen sagte, galt eigentlich dem kleinen Überrest des geistigen Israel, der sich heute in der wunderbarsten Periode der Menschheitsgeschichte noch auf der Erde befindet. Da die Glieder dieses Überrests zu dem geistigen „Samen Abrahams“ gehören, durch den sich alle Nationen und Geschlechter der Erde in alle Ewigkeit segnen werden, sollten nun jene aus allen Geschlechtern und Nationen, die sich in diesem Sinne segnen möchten, daran interessiert sein, mit uns die Worte, die Jakob auf dem Totenbett sprach, näher zu betrachten.
RUBEN
23. Wie kam Jakobs Erstgeborener zu seinem Namen, und welche Fragen entstanden nun in bezug auf seine Stellung als Erstgeborener?
23 In poetischen Parallelismen prophezeite Jakob über Ruben, seinen Erstgeborenen, den ihm seine erste, aber weniger geliebte Frau, Lea, eine Syrerin, geschenkt hatte. Lea hatte bei der Geburt dieses Sohnes gesagt: „Sehet, ein Sohn!“ und ihm dann diesen Ausruf, Ruben, als Namen gegeben. Als Erstgeborenem Jakobs standen Ruben naturgemäß die Rechte des Erstgeborenen der Familie zu. Als solcher hatte er Anrecht auf zwei Teile des Besitzes, den Jakob, sein Vater, hinterließ. Daher entstand nun die Frage: Würde Ruben diese Rechte des Erstgeborenen empfangen? Als Familienhaupt hatte der Patriarch Jakob auch als Jehovas Priester der ganzen Familie geamtet, hatte auf dem Familienaltar geopfert, die Familie im Gebet geleitet und sie in der Religion unterwiesen. Als Vater war er außerdem der Gebieter der ganzen Familie und Dienerschaft sowie über Hab und Gut gewesen. An wen sollten diese Vorrechte nun übergehen?
24. Wie sollten sich die zwölf Familien nach dem Tode Jakobs verhalten, und welche Fragen mußten nun seine Worte an Ruben beantworten?
24 Nach dem Tode ihres Vaters sollten sich die Familien der zwölf Söhne nicht trennen und ihre eigenen Wege gehen. Sie sollten geschlossen zusammenbleiben als ein Volk, eine Nation. Doch wer sollte nun der Priester dieses Volkes oder dieser Versammlung werden? Wer sollte künftig als Gebieter amten? Sollten Ruben diese Vorrechte, die dem Erstgeborenen normalerweise zustanden, nun auch unter der Inspiration des Geistes Gottes verliehen werden? Folgen wir daher den Worten Jakobs mindestens ebenso aufmerksam wie seine Söhne damals!
Du, R u b e n, bist mein erstgeborener Sohn, meine Kraft und der Erstling meiner Stärke, bevorzugt an Würde und bevorzugt an Macht! Doch überwallend wie Wasser, sollst du keinen Vorzug genießen! Denn du hast deines Vaters Lager bestiegen: damals hast du es entweiht: mein Bett hat er bestiegen! — 1. Mose 49:3, 4, Me.
25, 26. (a) Durch welchen Ausdruck betonte Jakob, daß Ruben sein Erstgeborener war, und wessen hätte er sich als würdig erweisen sollen? (b) Was bedeutet der Ausdruck „bevorzugt an Würde“? Was der Ausdruck „bevorzugt an Macht“?
25 Vor seiner Hochzeit mit Lea, seiner ersten Frau, hatte Jakob keinen Geschlechtsverkehr gehabt. Seine Zeugungskraft war damals (1774 v. Chr.) noch ungeschwächt, obwohl er bereits in seinem vierundachtzigsten Lebensjahr stand. Sein letztes Kind, ein Sohn, wurde über dreizehn Jahre später geboren. Somit konnte er nun Ruben, seinen Erstgeborenen, mit Recht „meine Kraft und der Erstling meiner Stärke [Zeugungskraft, NW]“ nennen. Ruben hätte der beste Sohn der Familie sein sollen, der würdig gewesen wäre, doppelt soviel vom Erbe zu erhalten wie seine Brüder. (5. Mose 21:17) Er hätte in allem über seinen Brüdern stehen sollen.
26 Ruben hätte naturgemäß „bevorzugt“ werden müssen „an Würde“ und „an Macht“. Der Ausdruck „bevorzugt an Würde“ scheint auf die Priesterschaft der Nation hinzuweisen, die eigentlich aus den männlichen Angehörigen des Stammes Ruben hätte hervorgehen müssen. Der Ausdruck „bevorzugt an Macht“ mag auf die Regierung oder das Königtum hindeuten, das dieses Volk später vielleicht einmal erhalten würde. Ruben hätte mit der Würde eines Priesters Jehovas und mit der Regierungs- oder Königsmacht bekleidet werden sollen. Was sagte Jakob hierüber voraus? Erfüllte sich seine Prophezeiung?
27. Woran erinnerte sich Jakob, was Ruben von seinen Vorrechten ausschloß?
27 Jakob erinnerte sich an etwas, was Ruben von allen drei Vorrechten ausschloß: dem Erstgeburtsrecht, dem Priestertum und der Regierungsgewalt. Ruben hatte seinen Vater entehrt. Er hatte mit Bilha, der Nebenfrau seines Vaters und der Magd Rahels, der geliebten Frau Jakobs, Blutschande getrieben. Rahel war kurz vorher bei der Geburt Benjamins gestorben. Ob Ruben, der Erstgeborene, die Magd Bilha schändete, um zu verhindern, daß sie Jakobs Liebe, die vorher Rahel gehört hatte, gewinnen und dadurch größere Gunst genießen könnte als Lea, seine Mutter, oder ob er es aus Wollust tat, geht aus der Bibel nicht hervor. Sie sagt lediglich: „Und es geschah, als Israel in jenem Lande wohnte, da ging Ruben hin und lag bei Bilha, dem Kebsweibe seines Vaters. Und Israel hörte es.“ Die griechische Septuaginta-Übersetzung der Heiligen Schrift (Thomson) fügt noch hinzu: „Und es war übel in seinen Augen.“ — 1. Mose 35:22.
28. (a) Wann wurde Ruben von seiner Sünde „gefunden“, und wie wirkte sich das für ihn aus? (b) Wie hatte er gehandelt? Wie hätte er jedoch handeln sollen?
28 Nach diesem schwerwiegenden Vergehen gegen seinen Vater Jakob und die Mutter seiner Halbbrüder Dan und Naphtali war Ruben, der Erstgeborene, nicht enterbt und verstoßen worden. Nun aber, etwa fünfzig Jahre später, „fand“ ihn schließlich seine Sünde. (4. Mose 32:6, 23) Unter göttlicher Inspiration sagte ihm sein Vater, welche Folgen seine gemeine Tat für ihn haben werde. „Du [sollst] keinen Vorzug genießen“, sagte Jakob zu ihm. Ruben wurde also seines Vorzuges „an Würde“ und seines Vorzuges „an Macht“ sowie des Erstgeburtsrechts, das ihm zwei Teile des Erbes seines Vaters zugebilligt hätte, beraubt. Warum? Weil er „überwallend wie Wasser“ gewesen war oder „ungestüm wie die Flut“ (Zu) gehandelt hatte. Er war so unberechenbar oder stürmisch und ungestüm gewesen wie die Wasser, die einen Damm durchbrechen, wie ein tosender Bergbach. Wer ungestüm handelt, ohne an die Folgen zu denken, ist nicht würdig, Vorzüge zu genießen. Ruben hätte sich beherrschen sollen. Er hätte als Sohn die Würde seines Vaters achten und auch an die Ehre der beiden Söhne Bilhas, der Nebenfrau seines Vaters, denken sollen.
29, 30. (a) Welcher ähnliche Fall ereignete sich später in der Versammlung in Korinth (Griechenland)? (b) Wer bekam die Folgen der unsittlichen Handlung Rubens zu verspüren, und wie?
29 Ruben hatte das Ehebett seines Vaters entweiht. Ein ähnlicher Fall ereignete sich viel später in der Christenversammlung in Korinth (Griechenland). Der Apostel Paulus mußte dort einem angeblichen Christen, der mit seines Vaters Frau Geschlechtsverkehr gehabt hatte, die Gemeinschaft entziehen. (1. Kor. 5:1-13) Es war Jakob zuwider, mit Ruben weiter über sein schamloses Verhalten zu sprechen, weshalb er sein prophetisches Urteil über seinen Erstgeborenen mit den Worten abschloß: „Mein Bett hat er bestiegen!“ Rubens unsittliche Handlung wirkte sich zum Nachteil seiner Söhne, ja zum Nachteil seines ganzen Stammes aus. Wie, das sagt uns 1. Chronika 5:1, 2 (Fußnote):
30 „Und die Söhne Rubens, des Erstgeborenen Israels, — denn er war der Erstgeborene; weil er aber das Lager seines Vaters entweiht hatte, wurde sein Erstgeburtsrecht den Söhnen Josephs, des Sohnes Israels, gegeben; aber [und, Al] er wird nicht nach der Erstgeburt im Geschlechtsverzeichnis verzeichnet. Denn Juda hatte die Oberhand unter seinen Brüdern, und der Fürst [Führer, NW] kommt aus ihm; aber das Erstgeburtsrecht wurde dem Joseph zuteil.“
31, 32. (a) Wieso hatten Rubens Nachkommen in Israel keinen Vorzug? (b) Wie handelten sie in den Tagen des Richters Barak, und was geschah mit ihnen, als Assyrien das nördliche Königreich Israel in die Gefangenschaft führte?
31 Ruben büßte die Vorrechte eines Führers der Nation Israel ein, weil er seine naturgemäße Stellung eines Erstgeborenen verunehrt hatte. Keiner seiner Nachkommen wurde ein Richter, Prophet oder Führer in Israel. Als sich die zwölf Stämme im 15. Jahrhundert v. Chr. im Verheißenen Land niederließen, wurde Ruben ein Gebiet östlich des Toten Meeres und des Jordan zuteil. Als die Israeliten später „an den Wassern Megiddos“ kämpften, um das Land von der bedrückenden Herrschaft des Kanaaniterkönigs Jabin und seines Feldherrn Sisera zu befreien, kamen die Rubeniter dem Richter Barak und der Prophetin Debora nicht zu Hilfe. Barak und Debora erwähnten dieses Versäumnis in ihrem Siegeslied: „In den Gauen Rubens gab’s lange Ueberlegungen. Gilead [und Ruben] blieb ruhig jenseits des Jordan.“ — Richt. 5:15, 17, ZB.
32 Als Jahrhunderte später das nördliche Königreich Israel besiegt wurde und seine Bewohner nach Assyrien in die Gefangenschaft geführt wurden, waren die Rubeniter bei den ersten, die weggeführt wurden. (1. Chron. 5:26) Der Stamm Ruben genoß tatsächlich keinen Vorzug vor den anderen Stämmen Israels.
33. Wo erhielt der Stamm Ruben in Hesekiels Prophezeiung von der Landverteilung unter Gottes Königreich seinen Anteil?
33 In Hesekiels Vision von der Aufteilung des Landes, die die Landverteilung unter Gottes Königreich der neuen Welt darstellte, empfing Ruben seinen Anteil nicht neben dem heiligen „geweihten Bezirk“ des Landes, in dem Jehovas Tempel, die Stadt Jehova-Schammah und das Gebiet des Fürsten lagen. Judas Gebiet lag an der nördlichen Grenze des heiligen „geweihten Bezirks“ und Rubens Gebiet an der nördlichen Grenze Judas. — Hes. 48:6-22, Henne.
34. Was sollte uns daher an der Vision von der Versiegelung der 144 000 nicht verwundern? Woran werden die Glieder dieser Klasse dadurch jedoch erinnert?
34 Wir brauchen uns daher nicht zu verwundern, daß in der Vision des Apostels Johannes von der Versieglung der zwölf Stämme des geistigen Israel der Stamm Ruben nicht an erster, sondern erst an zweiter Stelle oder nach dem Stamm Juda erwähnt wird. (Off. 7:5; siehe Seite 492.) Dadurch werden die 144 000 geistigen Israeliten daran erinnert, daß Ruben die kostbaren Vorrechte einbüßte, weil er nicht das rechte Beispiel gegeben hatte, das ein treuer Aufseher des auserwählten Volkes Jehovas Gottes geben sollte.
35. Wie wirkt es sich aus, wenn geistige Israeliten so ungestüm handeln wie einst Ruben, und wie beweist dies der Fall jenes unsittlichen Christen in Korinth?
35 Gott hingegebene, getaufte Glieder des geistigen Israel, die ungestüm handeln, unberechenbar sind und unüberlegt Ehebruch oder Hurerei begehen, büßen ihre Vorrechte ein. Selbst wenn sie ihre unsittliche Tat aufrichtig bereuen, ist ihr Ruf für immer befleckt. Sie haben der Herde Gottes ein schlechtes Beispiel gegeben. Sie mögen wie jener Korinther, der das Ehebett seines Vaters entweihte, aus der Versammlung ausgeschlossen und später wegen ihrer gottgefälligen Traurigkeit und der dadurch bewirkten Reue wieder aufgenommen werden. Aber jener Korinther kam wegen seines Ausschlusses für die Stellung eines Dieners und Vorbildes in der Christenversammlung nicht mehr in Frage. (2. Kor. 7:9, 10; 2:6-11) Er war nicht untadelig und hätte kein Vorbild für die Herde Gottes sein können, wie es ein Aufseher sein sollte. (1. Tim. 3:1-4; Titus 1:5-9) Er konnte ebensowenig eine führende Stellung unter seinen Brüdern im geistigen Israel einnehmen wie einst der Stamm Ruben unter seinen Brüdern.
36. (a) Welche Stellung nimmt die Klasse der 144 000 ein? (b) Was dürfen die 144 000 nicht mißbrauchen, obwohl es im geistigen Israel auch einen Stamm Ruben gibt, und warum nicht?
36 Gestützt auf das demütigende Urteil, das der sterbende Vater über Ruben fällte, kann der kleine Überrest der 144 000 geistigen Israeliten, die sich noch auf der Erde befinden, aus diesem Fall eine wichtige Lehre ziehen. Die Klasse der 144 000 bildet die „Versammlung der Erstgeborenen, die in den Himmeln angeschrieben sind“, und sie sollten sich auch stets als solche benehmen. (Heb. 12:23) Einige mögen ihre besonderen Vorrechte in der Christenversammlung hier auf Erden jedoch unwiderruflich einbüßen, weil sie ebenso ungestüm, ohne an die Folgen zu denken, handeln wie Ruben. Nur Gottes Barmherzigkeit und ihrer Bereitschaft, sich geistig heilen zu lassen, ist es zuzuschreiben, daß solche Christen nicht für immer enterbt und aus dem geistigen Israel ausgestoßen werden. Wegen Gottes liebender Güte gibt es auch im geistigen Israel einen Stamm Ruben, und dafür sind wir ihm dankbar. Hüten wir uns aber davor, etwas zu tun, wodurch wir seine Barmherzigkeit mißbrauchen würden. Ruben mußte die Folgen tragen. Uns ginge es genauso!
SIMEON UND LEVI
37, 38. (a) Was für Brüder waren Simeon und Levi, und was bedeuten ihre Namen? (b) Worin haben sie sich nach Jakobs letzten Worten brüderlich unterstützt?
37 Nun wandte sich der Patriarch Jakob von seinem Erstgeborenen ab und richtete das Wort an seinen zweiten und dritten Sohn, Simeon und Levi, die ihm beide von seiner ersten Frau, Lea, geschenkt worden waren. Im Stile der hebräischen Poesie sprach der sterbende Jakob die prophetischen Worte:
Simeon und Levi, ein Brüderpaar, Werkzeuge der Gewalt sind ihre Schwerter. In ihren geheimen Rat trete mein Herz nicht ein, an ihrem Aufgebot nehme nicht teil mein Gemüt; denn in ihrem Zorn haben sie Männer getötet und in ihrem Mutwillen Stiere gelähmt. Fluch über ihren Zorn, der so heftig, und ihren Grimm, der so wütend ist! Ich will sie zerteilen in Jakob und sie zerstreuen in Israel! — 1. Mose 49:5-7, AB.
38 Diese beiden vollbürtigen Brüder unterstützten einander, aber bei schlechten Werken. Der Name Simeon bedeutet „Erhörung“ und der Name Levi „Anschließung, Anhänglichkeit“.
39, 40. (a) Bei welcher besonderen Gelegenheit machten Simeon und Levi ihre Schwerter zu Werkzeugen der Gewalt? (b) Welche Antwort gaben sie ihrem Vater, als er sie zur Rechenschaft zog?
39 Simeon und Levi machten ihre Schwerter besonders zu „Werkzeugen der Gewalt“, als sie es unternahmen, eigenmächtig die Ehre ihrer vollbürtigen Schwester Dina zu rächen. Das geschah, bevor ihr ältester Bruder, Ruben, Bilha, die Nebenfrau ihres Vaters, schändete. Als der Patriarch Jakob in der Nähe der Stadt Sichem im Verheißenen Land lagerte, wurde Dina durch den Sohn des hewitischen Fürsten jener Stadt ihrer Jungfräulichkeit beraubt. Dinas Brüder waren entschlossen, sich zu rächen. Sie verlangten von dem Übeltäter, daß er sich wie ein Israelit beschneiden lasse, bevor er Dina heiraten dürfe, und beschnitten dann auch alle übrigen Männer von Sichem. Am dritten Tag danach, als sich die beschnittenen Männer vor Schmerzen kaum rühren konnten, überfielen Simeon und Levi die Stadt.
40 „Da nahmen die zwei Söhne Jakobs, Simeon und Levi, die Brüder Dinas, ein jeder sein Schwert und kamen kühn wider die Stadt und ermordeten alles Männliche; auch Hemor und seinen Sohn Sichem ermordeten sie mit der Schärfe des Schwertes und nahmen Dina aus dem Hause Sichems und gingen davon.“ Dann kamen die anderen Söhne Jakobs, plünderten die Stadt und führten die Frauen und Kinder weg, „weil sie ihre Schwester entehrt hatten“. Als Jakob sein Mißfallen über ihr Vorgehen äußerte und Simeon und Levi tadelte, antworteten sie: „Sollte man unsere Schwester wie eine Hure behandeln?“ — 1. Mose 33:18 bis 34:31.
41. Was wollten sie mit dem siebzehnjährigen Joseph tun, und wann erfuhr es ihr Vater?
41 Nach etlichen Jahren wollten Simeon und Levi ihren siebzehnjährigen Halbbruder Joseph töten. Sie waren auf ihn eifersüchtig, weil er der Lieblingssohn des Vaters war. Ruben, ihr älterer Bruder, wollte nicht, daß er getötet werde. Auch Juda, ihr nächstjüngerer Bruder, war dagegen, und die noch jüngeren vier Söhne der beiden Nebenfrauen Jakobs waren Joseph gut gesinnt oder duldeten ihn mindestens. Issaschar und Sebulon, die noch jünger waren, hatten überhaupt nichts zu sagen. Als Joseph seine Brüder nun in der Nähe der Stadt Dothan besuchte, um sich nach ihrem Wohlergehen zu erkundigen, ersannen sie, offenbar auf Simeons und Levis Betreiben, „gegen ihn den Anschlag, ihn zu töten“. Auf Judas Anregung sahen sie davon ab, ihn umzubringen, und Ruben kam zu spät zu ihnen zurück, um zu verhindern, daß er als Sklave verkauft und nach Ägypten gebracht wurde. (1. Mose 37:2-36) Erst als sie Joseph nach einer gewissen Zeit in Ägypten als Erstminister dieses Landes lebend wiedergefunden hatten, erfuhr Jakob, auf welche Weise sein Sohn damals so plötzlich verschwunden war. Sehr wahrscheinlich dachte Jakob an diesen Vorfall, als er von Simeons und Levis „Werkzeugen der Gewalt“ sprach.
42. In welche Stellung hätten Simeon und Levi kommen können, wenn sie nicht von Werkzeugen der Gewalt Gebrauch gemacht hätten?
42 Joseph war zwar der Erstgeborene Rahels, der Lieblingsfrau seines Vaters, wurde aber viele Jahre nach Simeon und Levi als Jakobs elfter Sohn geboren. Hätten sich Simeon und Levi nicht ohne die Zustimmung ihres Vaters an den Bewohnern von Sichem so grausam gerächt, so wären sie vielleicht mit der Stellung eines Führers betraut worden, nachdem Ruben dafür nicht mehr in Frage kam — zuerst wahrscheinlich Simeon und dann Levi. Aber das Urteil, das Jakob auf seinem Totenbett über sie aussprach, ließ eindeutig erkennen, daß sie sich beide dieses Vorrecht verscherzt hatten.
43. Wie zeigte Jakob am letzten Tag seines Lebens, daß er für ihr Verbrechen nicht verantwortlich war und auch jede Gemeinschaftsverantwortung dafür ablehnte?
43 Somit zeigte Jakob noch am letzten Tag seines Lebens, daß er mit den an den Bewohnern der Stadt Sichem verübten Gewalttaten nichts zu tun gehabt hatte. Die Schändung seiner Tochter Dina hatte dieses Vorgehen nicht gerechtfertigt. Jakob, der nun in Ägypten bald sterben sollte, ließ nicht zu, daß sein Herz Simeon und Levi in einem solchen Verbrechen unterstützte. Sein Gemüt sträubte sich dagegen, sich mit Personen zu vereinigen, die so gewalttätig waren. Bevor er nun seinen Lauf vollendete, lehnte er jede Gemeinschaftsverantwortung für ihr Blutvergießen ab. Simeon und Levi hatten sich vom Zorn übermannen und zu einer unbesonnenen Tat hinreißen lassen, als sie, ohne ihren Vater zu fragen, diesen Racheakt verübten. Sie hatten ihn dadurch in ganz Kanaan stinkend gemacht.
44. Was verfluchte Jakob, und was sollte nach seinen Worten mit Simeon und Levi geschehen?
44 Dennoch verfluchte Jakob nun, etwa fünfzig Jahre danach, Simeon und Levi in seinen letzten Worten nicht, aber er verfluchte ihren Zorn, weil er „heftig“, und ihren Grimm, weil er „wütend“ gewesen war. Er konnte einen solchen Zorn nicht gutheißen, selbst wenn ihn seine Söhne im Interesse seiner Tochter hatten entbrennen lassen. Er vergab ihnen, aber er ließ sie die Folgen ihrer Handlungsweise tragen. Er konnte keinen von ihnen mit der Stellung eines Führers oder Regenten betrauen. Er erklärte sie und ihre Stämme nicht für Ausgestoßene in Israel, sprengte aber ihre Einheit und damit auch ihre Zusammenarbeit bei Werken des Zornes und Grimmes. Unter Inspiration sagte Jakob ihnen voraus, was für ein Gebiet ihnen in dem Lande zugeteilt würde, das Gott ihm und seinen Nachkommen verheißen hatte und in das diese 239 Jahre später einziehen sollten. Jakob sagte vorher, daß Simeon und Levi in dem Land nicht Nachbarn sein sollten.
45. Was für einen Anteil erhielten Simeon und Levi nach Jakobs Bestimmung in Israel?
45 Als Erbe des Verheißenen Landes sagte Jakob von Simeon und Levi prophetisch: „Ich werde sie zerteilen in Jakob.“ Jakob billigte Simeon und Levi also einen Anteil „in Jakob“ zu, aber es sollte nicht ein in sich geschlossenes Gebiet sein, sondern Jakob „zerteilte“ die beiden Brüder im Land. Simeon und Levi wurden im Verheißenen Land nicht nur voneinander getrennt, sondern außerdem noch in sich selbst aufgeteilt. Als der Prophet Moses die Stämme Israels kurz vor der Überquerung des Jordan und dem Einzug in das Verheißene Land segnete, erwähnte er den Namen Simeon nicht einmal. (5. Mose 33:16-23) Der Stamm Simeon wurde in kleine Gebietsteile aufgeteilt, die in dem großen Gebiet, das dem Stamm Juda gehörte, zerstreut lagen. Keine dieser Enklaven, die von dem Gebiet Judas umgeben waren, grenzte an die Stadt Jerusalem, die später Landeshauptstadt wurde. Als die Stämme den levitischen Priestern von ihrem Gebiet gewisse Städte abtraten, die als Zufluchtsstädte dienen sollten, in die unabsichtliche Totschläger fliehen konnten, trat der Stamm Simeon keine von seinen Städten ab. Von den achtundvierzig Städten, die die Leviten und Priester für sich erhielten, traten die Stämme Juda, Simeon und Benjamin nur dreizehn ab. Somit müssen sich nur in wenigen Städten des Stammes Simeon Leviten niedergelassen haben. — Jos. 20:7-9; 19:1-9; 21:3, 4.
46. Mit welchem Vorrecht wurden die Leviten später durch eine Anweisung, die Gott Moses gegeben hatte, geehrt, und wieso konnten sie dadurch wieder zusammenkommen, um ein gemeinsames Werk zu tun?
46 Nicht durch Jakobs Prophezeiung, sondern durch eine Anweisung, die Jehova später dem levitischen Propheten Moses gab, wurde dem Stamm Levi die Ehre und das Vorrecht zuteil, in Jehovas Tempel der Anbetung Priesterdienst zu leisten. Die Leviten empfingen daher kein Erbteil in dem Verheißenen Land, Jehova Gott war eigentlich ihr Erbteil. Der Gebietsanteil in dem Verheißenen Land, der ihnen gehört hätte, wurde dem Stamm eines der Söhne Josephs gegeben, und so hatte die ganze Nation Israel trotzdem zwölf Stammesgebiete. Diese zwölf Stämme traten insgesamt achtundvierzig Städte ab, in denen die Leviten wohnen konnten, wenn sie nicht im Tempel Jehovas dienten. Dadurch wurde der Stamm Levi noch mehr zerstreut als Simeon: über das ganze Land Israel. Nur im Tempel Jehovas kamen alle Leviten wieder zusammen, und zwar, um an den von Jehova bestimmten, regelmäßig stattfindenden Festen und am Versöhnungstag in seinem Dienst gute Werke zu tun. Wie wunderbar bewahrheiteten sich somit die Worte Jakobs an Simeon und Levi: „Ich will sie … zerstreuen in Israel“!
47, 48. (a) Wie bewahrheiteten sich die Worte Jakobs an Simeon und Levi selbst in Hesekiels Prophezeiung von der Landverteilung? (b) Was zeigt diese wiederholte Trennung der beiden Brüder besonders?
47 Sie wurden auch durch Hesekiels prophetische Vision von der Aufteilung des Landes unter dem kommenden Königreich Gottes bestätigt. Die Leviten erhielten ihren Anteil in dem heiligen „geweihten Bezirk“, in dem das Heiligtum Jehovas lag. Der Stamm Simeon hatte seinen Anteil im Süden des „geweihten Bezirks“, an das Gebiet des Stammes Benjamin grenzend, das an der Südseite des „geweihten Bezirks“ lag. (Hes. 48:8-14, 22, 24, Henne) Somit stieß das Gebiet Simeons nicht an das Gebiet der Regierung des Landes. Und in Hesekiels Vision von dem Sitz der Regierung, der Stadt Jehova-Schammah („Jehova daselbst“), waren die Tore Simeons und Levis nicht nebeneinander, sondern das Tor Simeons war das siebente und war gegen Süden, wogegen das Tor Levis das dritte war gegen Norden. — Hes. 48:31, 33; siehe Seite 492.
48 Diese wiederholte Trennung Simeons und Levis zeigt unverkennbar, daß Gott Brüder und auch andere Personen mißbilligt, die sich zusammenschließen, um unter dem Einfluß des Zorns grausame, grimmige Werke durchzuführen.
49. Wie bewies der Priester Pinehas, daß er sich dessen bewußt war, und welches Vorrechts erwies er sich daher als würdig?
49 Der Priester Pinehas aus dem Stamm Levi bewies durch sein Vorgehen in den Ebenen Moabs, jenseits des Jordan, dem Verheißenen Lande gegenüber, daß er sich dessen bewußt war. Als sich die Israeliten mit den Töchtern Moabs einließen, um mit ihnen unsittliche Beziehungen zu pflegen und Götzendienst zu treiben, unterstand sich Simri, ein Fürst aus dem Stamm Simeon, eine heidnische Götzenanbeterin, die midianitische Fürstentochter Kosbi, in das Lager Israels zu bringen und sie in sein Zelt zu führen, um mit ihr dem Geschlechtsgenuß zu frönen. Hieß Pinehas dies gut, nur weil Simri aus dem Stamm Simeon war? Unterstützte er ihn, wie Levi einst Simeon bei einer verfluchten Tat unterstützt hatte? Nein! Pinehas stürzte sich mit einer Lanze in das Zelt des Simeoniters Simri und tötete ihn und seine heidnische Freundin. Dieser Eifer um die Anbetung Gottes trug ihm Gottes Segen ein. Pinehas erwies sich als Levit des Priesteramtes würdig. — 4. Mose 25:1-15.
50, 51. (a) Was bedeutet es nicht, daß es im geistigen Israel auch einen Stamm Levi gibt, und weshalb nicht? (b) Woran erinnert uns Jakobs Prophezeiung über Simeon und Levi, und wie mögen sich Glieder des geistigen Israel in dieser Hinsicht versündigt haben?
50 In der Aufstellung der zwölf Stämme des geistigen Israel kommt Simeon an siebenter und Levi an achter Stelle. (Siehe Seite 492.) Obwohl einer der Stämme als Stamm Levi bezeichnet wird, heißt das nicht, daß die 12 000 Glieder dieses Stammes als Priesterschaft für das ganze geistige Israel amten würden. Nein, alle, die zu den 144 000 gehören, sind Priester. Von ihnen allen wird gesagt: „Sie werden Priester Gottes und des Christus sein und mit ihm herrschen tausend Jahre.“ (Off. 20:6) Der Name Levi und auch der Name Simeon sollten uns noch an etwas anderes als das Priestertum erinnern.
51 Was Jakob in seiner Sterbebett-Prophezeiung in Verbindung mit Simeon und Levi sagte, erinnert uns daran, daß der Gebrauch von „Werkzeugen der Gewalt“, zum Beispiel des Schwertes, um einen heftigen Zorn oder wütenden Grimm zu kühlen, verflucht ist. Die Glieder der Stämme Simeon und Levi des geistigen Israel mögen einst solche Waffen im Zorn und Grimm gebraucht haben, um in den Kriegen dieser Welt ihre Mitmenschen umzubringen, sich zu rächen oder die Ehre ihrer Familie zu retten. Doch seitdem sie Glieder des geistigen Israel geworden sind, beteiligen sie sich nicht mehr an solchen verfluchten Bräuchen, da sie wissen, daß „Feindseligkeiten, Zank, Eifersucht, Zornausbrüche, Streitigkeiten, Spaltungen“ zu den „Werken des Fleisches“ gehören, nicht zu der „Frucht des Geistes“ Gottes. — Gal. 5:19-22, NW.
52, 53. (a) Wie verhält sich der Überrest des geistigen Israels, der sich noch auf der Erde befindet, zur Anwendung von „Werkzeugen der Gewalt“? (b) Welchen Stämmen und ihren Angehörigen kann daher ohne weiteres eine Stellung nebeneinander zugewiesen werden, und warum?
52 Gestützt auf Beweise, können wir sagen, daß sich die Christen, die vor neunzehnhundert Jahren lebten, als die zwölf apostolischen Grundlagen des neuen Jerusalem noch auf der Erde waren, an die prophetischen Worte aus Jesaja 9:4 hielten, die die Vereinten Nationen heute zu Unrecht auf sich anwenden. Auch heute verwerfen die Glieder der zum geistigen Israel gehörenden Stämme Simeon und Levi, ja alle, die zu dem kleinen Überrest der zwölf Stämme des geistigen Israel gehören, die Anwendung von Schwertern und „Werkzeugen der Gewalt“ und halten sich an die Worte aus Jesaja 2:4 (NW): „Und sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen umschmieden müssen und ihre Speere zu Winzermessern. Nicht wird Nation wider Nation das Schwert erheben, auch werden sie den Krieg nicht mehr lernen.“ Die Glieder der Stämme Simeon und Levi des geistigen Israel haben ihre Persönlichkeit geändert. Es kann ihnen daher ruhig eine Stellung nebeneinander zugewiesen werden, denn es ist zu erwarten, daß sie friedlich zusammen arbeiten, da sie nun die Worte aus Römer 12:17-19 (NW) befolgen:
53 „Vergeltet niemand Böses mit Bösem … Rächt euch nicht selbst, Geliebte, sondern gebt Raum dem Zorn; denn es steht geschrieben: ‚Mein ist die Rache, ich will vergelten, spricht Jehova.‘“
JUDA
54. Wieso konnte Juda von Jakob einen Tadel erwarten? Wieso brachte sein Erlebnis jedoch keine Schmach auf ihn?
54 Als vierter Sohn Leas, der ersten Frau Jakobs, war Juda nun an der Reihe, von seinem Vater angesprochen zu werden. Auch er konnte einen Tadel erwarten, denn er hatte einmal unwissentlich ein Erlebnis mit seiner Schwiegertochter Tamar gehabt. Juda hatte geglaubt, es mit einer Hure oder Tempeldirne zu tun zu haben, und wurde dabei durch eine List gezwungen, seine Pflicht, die er versäumt hatte, zu erfüllen: der Witwe Tamar die Schwagerpflicht zu leisten. Er war in diesem Fall an die Stelle seines Sohnes Schela, des Bruders Ghers, des verstorbenen Mannes Tamars, getreten. Somit waren die Zwillingssöhne, die Tamar Juda gebar, keine unehelichen Kinder, und die Bibel erwähnt sie auch nicht mißbilligend. Einer von ihnen wurde sogar ein Vorfahr Jesu Christi. Als Boas, ein Vorfahr Christi, Ruth zur Frau nahm, sagten die Leute zu Boas: „Von dem Samen, den Jehova dir von diesem jungen Weibe [Ruth] geben wird, werde dein Haus wie das Haus des Perez, welchen Tamar dem Juda geboren hat!“ — Ruth 4:12; 1. Mose 38:6-30.
55. Woran erinnerte sich Jakob ohne Zweifel, als er zu Juda sprach, und welche Frage klärte er für Israel durch seine Worte an Juda?
55 Der sterbende Jakob hatte somit keinen Grund, diese Angelegenheit aufzurollen, um gegen Juda vorzugehen. Er erinnerte sich ohne Zweifel daran, daß Juda einst gegen die Tötung Josephs Einspruch erhoben und sich später auch auf edle Weise für das Leben und die Freiheit Benjamins, des Bruders Josephs, eingesetzt hatte, indem er sogar bereit gewesen wäre, an Benjamins Stelle als Sklave in Ägypten zu bleiben. (1. Mose 37:26; 43:8-10; 44:18-34) In dem poetischen Stil der hebräischen Propheten begann Jakob nun und klärte die Frage um die künftige Herrschaft in Israel mit den Worten:
Dich, Juda, dich werden deine Brüder preisen; deine Hand wird sein auf dem Nacken deiner Feinde, vor dir werden sich niederbeugen die Söhne deines Vaters. Juda ist ein junger Löwe; vom Raube, mein Sohn, bist du emporgestiegen. Er duckt sich, er legt sich nieder wie ein Löwe und wie eine Löwin; wer will ihn aufreizen? Nicht weichen wird das Zepter von Juda, noch der Herrscherstab zwischen seinen Füßen hinweg, bis Schilo kommt, und ihm werden die Völker gehorchen. Er bindet an den Weinstock sein Eselsfüllen und an die Edelrebe das Junge seiner Eselin; er wäscht im Weine sein Kleid und im Blute der Trauben sein Gewand; die Augen sind trübe von Wein, und weiß die Zähne von Milch. — 1. Mose 49:8-12.
56. Was bedeutet der Name Juda, und wie wandte Jakob seine Bedeutung auf Juda an, wobei er gleichzeitig einen Unterschied zwischen seinen Brüdern und seinen Feinden zeigte?
56 Lea lobte oder pries Jehova bei der Geburt ihres vierten Sohnes und nannte ihn deshalb Juda, das heißt „Gepriesen, [Gegenstand des] Preises“. (1. Mose 29:35) Jakob ließ diesen Namen gelten und wandte auf seinem Sterbebett seine Bedeutung auf Juda selbst an. Seine elf Brüder sollten ihn preisen wegen seiner Eigenschaften und wegen der Dienste, die er der Nation leisten würde. Seine Feinde dagegen würden ihn nicht preisen, zum mindesten nicht freiwillig, denn seine Hand sollte auf ihrem Nacken sein. Im Kriege würde er den Sieg davontragen und seine Feinde in die Flucht jagen oder unterwerfen.
57, 58. (a) In welchem Sinne sollten sich Judas Brüder vor ihm niederbeugen, und warum? (b) Wie erwies sich Juda als der führende Stamm in Israel?
57 Wie sollten ihn seine Brüder preisen? Nicht nur mit Worten, sondern auch durch ihr Verhalten zu ihm. Seine elf Brüder waren alle Söhne seines Vaters, aber nur fünf außer ihm waren Söhne Leas, seiner Mutter. Nicht vor Ruben, dem Erstgeborenen, sondern vor ihm, Juda, sollten sich seine Brüder niederbeugen. Das bedeutete, daß seine Brüder ihn als den Höheren, ihren Herrscher, anerkennen würden. Damals beugten sich er und seine Brüder vor Joseph nieder, dem Erstminister des Pharao von Ägypten, wo sie zu jener Zeit wohnten. Doch wenn es um interne Angelegenheiten der zwölf Stämme Israels ginge, sollten sich seine Brüder — auch Joseph — vor ihm niederbeugen. Selbstverständlich galten diese Worte dem ganzen Stamm Juda und sagten voraus, daß der Herrscher, vor dem sich die Nation niederbeugen würde, aus seinen Reihen käme.
58 In 1. Chronika 5:2 wird dies schön dargelegt: „Denn Juda hatte die Oberhand unter seinen Brüdern, und der Fürst [Führer, NW] kommt aus ihm; aber das Erstgeburtsrecht wurde dem Joseph zuteil.“ Als daher Jehova Gott die zwölf Stämme Israels aus Ägypten befreit hatte, wo sie nach dem Tode Josephs zu Sklaven gemacht worden waren, zog ihnen auf ihrer Wanderung durch die Wüste und in das Verheißene Land der Stamm Juda voran. (4. Mose 2:3; 10:12-14) Von den zwölf Kundschaftern, die in das Verheißene Land vorausgeschickt worden waren, um es zu besichtigen und dann Bericht zu erstatten, war Kaleb aus dem Stamme Juda einer von den beiden treuen Kundschaftern, die am Leben blieben und in das Verheißene Land zurückkehrten. Kaleb war auch an der Eroberung des Gebietes beteiligt, das dem Stamm Juda zugeteilt wurde. (4. Mose 13:6, 30; 14:6-10, 38; Jos. 15:13-20; 14:6-14) Als das eroberte Land durch das Los verteilt wurde, erhielt Juda die erste Zuteilung. (Jos. 15:1) Bei der Eroberung des Landes sollte auf Anordnung Jehovas der Stamm Juda die Führung übernehmen. (Richt. 1:1-8) Zu der Zeit war Salma, der Ururgroßvater Davids, der Fürst des Stammes Juda. (1. Chron. 2:10, 11; Ruth 4:20-22; Matth. 1:5, 6) Judas Gebiet im Verheißenen Land erstreckte sich von der Westküste des Toten Meeres westwärts bis zum Mittelmeer.
59. Wann war der Stamm Juda noch wie ein junger Löwe?
59 Der Stamm Juda war somit wie ein Löwe unter den Tieren des Waldes. (Micha 5:7) Der Patriarch Jakob konnte mit Recht sagen: „Juda ist ein junger Löwe.“ Aus dem Stamm Juda ging das beständige Königs- oder Herrschergeschlecht der Nation Israel hervor. David wurde das Haupt dieses Königsgeschlechts, denn Jehova Gott schloß mit ihm einen Bund, nach dem sein Königtum und sein Haus ewig bestehen sollten. Als König Saul aus dem Stamm Benjamin über ganz Israel regierte und David, der den Riesen Goliath getötet hatte, ein Führer in König Sauls Heer wurde, war der Stamm Juda noch wie ein junger Löwe. Doch wegen Sauls bewußtem Ungehorsam entriß Gott seinem Geschlecht das Königtum über Israel, und im Jahre 1070 v. Chr., nach dem Tod des Königs Isboseth, des Sohnes Sauls, salbten die zwölf Stämme Israels David aus dem Stamm Juda zum König.
60, 61. (a) Wie lebte David dem Namen seines Stammes gemäß, und welche Verbindung bestand zwischen ihm und Jesus? (b) Wo wird die Betrachtung über Jakobs Prophezeiung fortgesetzt?
60 Somit erfüllte sich Jakobs Prophezeiung, daß die Brüder Judas ihn preisen und sich vor ihm niederbeugen würden, im großen Maßstab. (2. Sam. 4:5 bis 5:5) David, den der Stamm Juda als nationalen Führer hervorgebracht hatte, verhielt sich im großen ganzen so, daß er es verdiente, gepriesen zu werden. Er wurde ein prophetisches Vorbild des kommenden Königs, dem nach der Prophezeiung Jakobs alle Völker gehorchen werden. Ja er wurde der berühmte Vorfahr dieses vorhergesagten Herrschers, Jesu Christi, und von ihm ererbte Jesus Christus das Recht auf die Herrschaft über Israel. — Luk. 1:26-33.
61 Die Betrachtung der Prophezeiung Jakobs über den, dem alle Völker gehorchen werden, wird in dem Artikel „Die Mitherrscher des ‚Löwen aus dem Stamme Juda‘“ der in der nächsten Ausgabe erscheint, fortgesetzt.
(Siehe „Der Wachtturm“ vom 1. September 1962.)
[Übersicht auf Seite 492]
(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)
Die zwölf Söhne Jakobs
Erste Frau, Lea Jakob Nebenfrau, Silpa
Ruben Simeon Levi Juda Issachar Sebulon (Dinah) Gad Aser
(1) (2) (3) (4) (9) (10) (Tochter) (7) (8)
Zweite Frau, Rahel Jakob Nebenfrau, Bilha
Joseph Benjamin Dan Naphtali
(11) (12) (5) (6)
(Manasse) (Ephraim)
[Karte auf Seite 495]
(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)
HESEKIELS VISION von dem heiligen geweihten Bezirk und den zwölf Stämmen (Hes. 48:1-28, He)
DAN (1)
ASER (2)
NAPHTALI (3)
MANASSE (4)
EPHRAIM (5)
RUBEN (6)
JUDA (7)
DER FÜRST
Heiliger geweihter Bezirk
DER FÜRST
BENJAMIN (8)
SIMEON (9)
ISSACHAR (10)
SEBULON (11)
GAD (12)
DAS GROSSE MEER
Jordan
Salzmeer
Bach Ägyptens
N
O
W
S