Jehova reicht Stärke dar in Fülle
„Die auf Jehova harren, gewinnen neue Kraft: sie heben die Schwingen empor wie die Adler; sie laufen und ermatten nicht, sie gehen und ermüden nicht.“ — Jes. 40:31.
1. Welches Drama wird in dem vorliegenden Artikel behandelt, und wo ist es genau aufgezeichnet?
EINES der vielen eindrucksvollen Dramen, die im Worte Jehovas aufgezeichnet sind, ist das Simsondrama. Die spannenden Ereignisse in Simsons tatenreichem Leben haben von jeher die Aufmerksamkeit von jung und alt gefesselt. Simsons Verhältnis mit Delila ist eine der berühmtesten „Liebesgeschichten“ der Vergangenheit geworden und ist — mehr oder weniger genau — wiederholt musikalisch und dichterisch behandelt worden. Den wahrheitsgetreuen Bericht über den stärksten Mann der Menschheitsgeschichte finden wir jedoch in der Bibel, in den Kapiteln 13 bis 16 des Buches Richter. Wenn wir diesen spannenden Bericht lesen, mögen wir uns fragen: „Woher hatte Simson seine ungeheure Kraft? Was können wir heute aus dieser Lebensgeschichte lernen?“
2. Warum wurde dieses Drama aufgezeichnet, und was können wir daraus lernen?
2 Über geschichtliche Ereignisse im alten Israel lesen wir in Römer 15:4: „Denn alles, was vorzeiten geschrieben wurde, ist zu unserer Unterweisung geschrieben worden, damit wir durch unser Ausharren und durch den Trost aus den Schriften Hoffnung haben können.“ Wenn wir unsere Hoffnung auf Gott setzen, werden wir — wie einst Simson — erkennen, daß Jehova die eigentliche Quelle der Kraft ist. „Er gibt dem Müden Kraft, und dem Unvermögenden reicht er Stärke dar in Fülle.“ — Jes. 40:29.
AUSSCHLIESSLICHE ERGEBENHEIT
3. Wieso sind die Bedeutungen des Names Simsons passend?
3 Im allgemeinen wird die Bedeutung des Namens Simson mit „sonnig, sonnengleich, Sonnenmann“, aber auch mit „Verwüster, Zerstörer“ wiedergegeben. Beide Bedeutungen sind sehr passend. Während seiner zwanzigjährigen Tätigkeit als Richter in Israel, wahrscheinlich kurz vor dem Beginn der Herrschaft Sauls (1117 v. u. Z.), bewies Simson, daß er als „sonnengleicher“ Retter in Israel und auch als verwüstender Zerstörer der bedrückenden Philister Jehova ausschließlich ergeben war. (Ri. 13:5; 16:30) Sein Werk kann als irenischa bezeichnet werden, da es den Israeliten erquickende Befreiung brachte, aber auch als polemisch, da dadurch Gottes Urteilssprüche an seinen Feinden vollstreckt wurden.
4. Wie könnte Jesu irdische Tätigkeit bezeichnet werden?
4 Auch die hingebungsvolle Tätigkeit Jesu Christi auf der Erde kann als ein solch irenisches und polemisches Werk bezeichnet werden. Zu den Sanftmütigen sagte Jesus: „Kommt zu mir alle, die ihr euch abmüht und die ihr beladen seid, und ich will euch erquicken.“ Das tat er auch! Den religiösen Bedrückern des Volkes rief er jedoch zu: „Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, Heuchler! denn ihr gleicht getünchten Gräbern, die zwar von außen schön scheinen, innen aber voller Totengebeine und allerlei Unreinigkeit sind. So erscheint auch ihr von außen zwar vor Menschen gerecht, im Innern aber seid ihr voller Heuchelei und Gesetzlosigkeit ... Schlangen, Otternbrut, wie solltet ihr dem Gericht der Gehenna entfliehen?“ — Matth. 11:28; 23:27-33.
5. Welche Gruppe organisierte Jesus, als er auf der Erde war, und zu welchem Zweck?
5 Der Herr Jesus Christus setzte ein gewaltiges Werk zur Verkündigung des Königreiches in Gang. Er organisierte deshalb die Christenversammlung auf der Erde zu einem aus ergebenen, gesalbten Zeugen bestehenden „treuen und verständigen Sklaven“, der heute noch als der Verwalter dient, den der Herr über seine „Hausknechte“ setzte, „um ihnen ihre [geistige] Speise zur rechten Zeit zu geben“. (Matth. 24:45) Diese „Sklaven“-Organisation treuer, ergebener Christen — besonders der noch lebende Überrest von ihnen — ist durch den Simson der alten Zeit trefflich vorgeschattet worden. Wieso?
6, 7. (a) Welche Anweisung gab Jehova der Mutter Simsons, und was bedeutete das? (b) Was erwartete Jehova auch von den wahren Christen, und in welcher Umgebung wuchsen diese heran?
6 Jehova hatte zu Simsons Mutter schon vor der von ihm bewirkten Schwangerschaft gesagt, daß das Kind, das geboren werde, von Geburt auf „bis zum Tage seines Todes“ ein Nasiräer sein solle. (Ri. 13:2-7) Simson mußte daher Enthaltsamkeit üben, langes Haar tragen und durfte keine Leiche anrühren. (4. Mose 6:1-21) Auch von dieser „Sklaven“-Klasse, den geistigen Söhnen, die Jehovas „Weib“ — seine Universalorganisation — schließlich hervorbrachte, wurde ausschließliche Ergebenheit erwartet.
7 Jesus Christus, der Herr, erklärte, er werde zur Zeit „des Abschlusses des Systems der Dinge“ diesen ergebenen „Sklaven“ über „seine ganze Habe“, seine Königreichsinteressen auf der Erde, setzen. (Matth. 24:47) Er sprach aber auch vom „Unkraut“ — einer trügerischen Organisation abtrünniger Christen —, das der Teufel ausgesät habe und das den Weizen — die wahren Christen — zu ersticken suche. Das Heranwachsen des Unkrauts ist in der Entwicklung der katholischen und protestantischen Religionsorganisationen der Christenheit zu sehen, die die biblischen Lehren Christi durch heidnische Philosophien des alten Babylon, Griechenland und Rom ersetzt haben. Diese Systeme sind auf ähnliche Weise in das Gebiet der reinen Gottesanbetung eingedrungen, wie die Philister in den Tagen Simsons in das Gebiet des Volkes Gottes eingedrungen waren. — Matth. 13:24-30.
8. Was wurde dadurch dargestellt, daß Jehovas Geist auf Simson ruhte?
8 Aber auch „Weizen“-Christen der Klasse des „treuen und verständigen Sklaven“ wuchsen im Laufe der Jahrhunderte heran. Sie glichen dem jungen Simson, von dem es in dem Bericht heißt: „Jehova segnete ihn.“ Über den erwachsenen Simson wird gesagt: „Der Geist Jehovas fing an, ihn zu treiben.“ (Ri. 13:24, 25) In der Neuzeit begann Jehova die „Weizen“-Christen unter ihrem Herrn, Jesus Christus, als den „treuen und verständigen Sklaven“ zu sammeln und zu organisieren, damit in der „Zeit des Endes“ sein Wille auf der Erde geschehe. Nachdem er diese Christen auf ihre Treue zu den biblischen Grundwahrheiten geprüft hatte, legte er seinen Geist auf sie, und sein Geist trieb sie zu einem Zeugniswerk an, das mit einem geistigen, den Unternehmungen Simsons ähnlichen Kriegszug gegen die verderbte, philisterähnliche Organisation der falschen Christen verbunden war.
9. Welche Zeit rückte heran, und was stand der „Simson“-Klasse noch bevor?
9 Die Zeit, da der „Sohn des Menschen“, Jesus Christus, alle Gesetzlosen aus seinem Königreich heraussammeln sollte, um sie zu vernichten, und da die Gerechten „so hell leuchten [würden] wie die Sonne im Königreiche ihres Vaters“, rückte eilends heran. (Matth. 13:36-43) Im Hinblick darauf sollte die „Simson“-Klasse noch ein bestimmtes Werk durchführen.
„WIDER DIE PHILISTER“
10. (a) Warum interessierte sich Simson für die Frau in Timna? (b) Wie erfüllte sich das in der Neuzeit?
10 Simson vollbrachte seine ersten Heldentaten in Timna, in Verbindung mit einer „Frau von den Töchtern der Philister“. Als er seine Eltern bat, sie heiraten zu dürfen, widersetzten sie sich mit Recht. Was? Er eine Kanaaniterin heiraten — eine Frau, die unter Gottes Vernichtungsurteil stand? Simson war aber im Grunde genommen nicht daran gelegen zu heiraten, sondern es war „von Jehova aus ..., daß er nach einem Anlaß wider die Philister suchte“. (Ri. 14:1-4, NW; 5. Mose 7:3, 4) So scheint es auch „von Jehova aus“ gewesen zu sein, daß sich „Weizen“-Christen in den Jahren 1879—1919 frei innerhalb der vom Heidentum beeinflußten Kirchensysteme der Christenheit bewegten, um aufrichtige Menschen, die in diesen Systemen gefangengehalten wurden, zu finden und zu befreien. Sie handelten ähnlich wie Elia, der unter die damaligen Baalsanbeter ging, um eine Gelegenheit zu erhalten, den Namen Jehovas zu rechtfertigen. (1. Kö. 18:17-40) In der englischen Ausgabe des Wacht-Turms vom Jahre 1894 (Seite 140, 141) wurde dies sogar empfohlen. Wie Simsons Eltern schließlich mit ihrem Sohn nach Timna hinabzogen, so haben auch Jehova und seine heiligen Engel den neuzeitlichen „treuen und verständigen Sklaven“ bei dieser Zeugnistätigkeit allem Anschein nach gesegnet.
11. Was stellte der „junge Löwe“ dar, und wieso?
11 Was geschah dann? Als Simson „an die Weinberge von Timna“ kam, „da brüllte ein junger Löwe ihm entgegen“. (Ri. 14:5) In der symbolischen Sprache der Bibel stellt der Löwe Gerechtigkeit und Mut dar. (Hes. 1:10; Offb. 4:6, 7; 5:5) Der hier erwähnte „junge Löwe“ dürfte den Protestantismus darstellen, der im Anfang kühn gegen die vom Katholizismus im Namen des Christentums geübten Mißbräuche auftrat. Ein Beispiel hierfür waren die fünfundneunzig Thesen, die Luther im Jahre 1517 u. Z. an die Tür der Schloßkirche zu Wittenberg schlug und die in der Encyclopædia Britannicab als „fünfundneunzig Schmiedehammerschläge gegen den offenkundigsten kirchlichen Mißbrauch des Zeitalters“, den Ablaßhandel, bezeichnet werden. Der Protestantismus räumte aber mit den babylonischen Irrlehren, die das abtrünnige Christentum durch den Katholizismus übernommen hatte, nicht auf, sondern behielt viele dieser Lehren bei. Es gefiel ihm, sich in den Weinbergen im Gebiet der „Philister“ aufzuhalten.
12, 13. Was entspricht in der Neuzeit Simsons Kampf mit dem Löwen? Führe ein Beispiel an.
12 Der vom Geiste Gottes getriebene „treue und verständige Sklave“ ist seit dem Erscheinen der ersten Wacht-Turm-Ausgabe (in Englisch), im Jahre 1879, offen für die biblische Wahrheit eingetreten. Das war für die protestantische Geistlichkeit zuviel. Sie nahm daher all ihren Mut zusammen, kam aus ihrem Irrlehren-„Versteck“ heraus und erhob ein Gebrüll gegen Jehovas Zeugen wie ein gieriger Löwe, ja sie befürwortete sogar die Verbrennung der bibelerklärenden Schriften der Zeugen. Wie erging es jedoch diesem protestantischen „Löwen“? „Jehovas Geist [wurde] über ihn [Simson] wirksam, so daß er ihn entzweiriß, so wie jemand ein Böckchen entzweireißt, und gar nichts war in seiner Hand.“ (Ri. 14:6, NW) Vor dem Ersten Weltkrieg erlebte der „Sklave“ einen ebenso entscheidenden Sieg über den Protestantismus. Gottes Geist verhalf ihm zu diesem Sieg.
13 Ein eindrucksvolles Beispiel hierfür waren die Debatten, die C. T. Russell, der damalige Präsident der Watch Tower Society, im Jahre 1903 mit Dr. E. L. Eaton, einem Geistlichen aus Pittsburgh, führte. Das Ergebnis war, daß sich nicht nur viele Mitglieder der Gemeinde Dr. Eatons von diesem abwandten und Zeugen Jehovas wurden, sondern daß auch eine Anzahl Geistliche die Einstellung, die der Wacht-Turm in grundlegenden Fragen einnahm, als richtig anerkannte. Nach der letzten Debatte, in der Bruder Russell deutlich gezeigt hatte, daß eine „ewige Qual“ schriftwidrig ist, sagte einer dieser Geistlichen zu ihm: „Es freut mich, daß Sie den Wasserstrahl auf die Hölle richten und das Feuer auslöschen!“
14. Wie wurde Simson erfrischt, und wie erfüllte sich dies in der heutigen Zeit?
14 Der geistige Kampf zur Verteidigung der göttlichen Wahrheit und Gerechtigkeit hat der neuzeitlichen Simsonklasse stets Freude gemacht. Gottes Willen zu tun, besonders ihr Anteil an der Rechtfertigung des Namens Jehovas gegenüber seinen Feinden, ist für sie Speise. (Joh. 4:34) Als Simson auf dem Rückweg an der Lagerstätte des Löwen vorbeikam, „bog [er] ab, um das Aas des Löwen zu besehen, und siehe, ein Bienenschwarm war in dem Körper des Löwen und Honig. Da nahm er ihn heraus in seine Hände und ging und aß im Gehen.“ (Ri. 14:8, 9) Für die Simsonklasse ist der Gedanke, daß Jehova sie in dem theokratischen Kriegszug gebraucht und daß sie mit der Hilfe seines Wortes der Wahrheit den protestantischen „Löwen“ bloßstellen und erschlagen kann, bis heute wie eine süße Stärkung gewesen. — Eph. 6:17; Ps. 77:11, 12.
15, 16. (a) Was geschah in Verbindung mit Simsons Rätsel? (b) Was schattete dies vor?
15 Gerade diese „Süßigkeit“ wurde zum Mittelpunkt der ersten Kraftprobe Simsons in Verbindung mit den Philistern. Anlaß dazu gab folgendes Rätsel, das Simson den Philistern aufgab: „Aus dem Fresser kam Fraß, und aus dem Starken kam Süßigkeit.“ Da sie das Rätsel in der vorgeschriebenen Zeit nicht lösen konnten, beredeten sie heimlich seine Verlobte, Simson die Lösung zu entlocken. Sie antworteten ihm daher schließlich richtig: „Was ist süßer als Honig? und was ist stärker als der Löwe?“ Simson beglich die Schuld, die er in Verbindung mit dem Rätsel übernommen hatte, auf eine Art, die die Philister verdienten: Er erschlug dreißig von ihnen und gab ihre Kleider denen, „welche das Rätsel kundgetan hatten“. — Ri. 14:10-20.
16 In den Jahren 1879—1919 gelang es den Religionsanhängern der Christenheit nicht, das Geheimnis der Kraft der kleinen Gruppe von ergebenen Zeugen Jehovas zu lüften. Sie konnten nicht verstehen, daß Gottes „Sklave“ es als „süß“ empfand, den Willen Gottes zu tun, noch konnten sie verstehen, daß Gott durch seinen Geist Stärke darreicht in Fülle. Die Anhänger der falschen Religion wurden weiterhin in geistigem Sinne erschlagen und bloßgestellt. Geistliche, die in ihrem Widerstand gegen die Simsonklasse verharrten, erhielten gleichsam weitere „Philister“-Kleider, die sie als eingefleischte Anhänger der falschen Religion kennzeichneten. „Simsons“ gerechter Zorn „entbrannte“ und erreichte im Jahre 1917 mit der Veröffentlichung des polemischen Buches Das vollendete Geheimnis einen Höhepunkt.
17. Was veranschaulichen Simsons weitere Heldentaten?
17 Welche weiteren Heldentaten vollbrachte Simson aber noch? Eine seiner übermenschlichen Taten bestand darin, daß er dreihundert Schakale fing, die er mit Fackeln zwischen ihren Schwänzen losließ, damit sie das stehende Getreide, die Garbenhaufen, die Weinberge und die Olivengärten der Philister anzündeten. In ähnlicher Weise wurde durch die Tätigkeit des „Sklaven“ Jehovas in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg der sogenannte „geistige“ Nahrungsvorrat der Religionsgemeinschaften der Christenheit sozusagen in Brand gesetzt. Er wurde durch Millionen feuriger Traktate, Broschüren und Bücher „angezündet“ und verbrannt, das heißt als wertlos hingestellt. Die Christenheit wurde von einer Hungersnot, von einem „Hunger ... die Worte Jehovas zu hören“, heimgesucht. (Amos 8:11) In der Kraft Jehovas stellte die Simsonklasse die Anhänger der falschen Religion bloß; sie „schlug“ diese und „häufte Schenkel auf Hüften, mit einer großen Schlachtung“. Ein geistiger Angriffskrieg hatte für sie begonnen. — Ri. 15:1-8, NW.
18, 19. Was wurde dadurch vorgeschattet, daß (a) Simson Schutz suchte in der Kluft des Felsens Etam, (b) daß er die Philister mit einem Kinnbacken erschlug und (c) daß er in En-Hakkore erfrischt wurde?
18 Von seinen Feinden bedrängt, suchte Simson Schutz in der Kluft des Felsens Etam. Die Simsonklasse der heutigen Zeit fand Schutz und Trost bei Jehova, ‘dem Fels der Rettung’. (Ps. 89:26; 144:1, 2) In Etam kamen feige Mitisraeliten, Judäer, zu Simson und wollten ihn binden, um ihn dem Feind auszuliefern. Als sie jedoch dachten, sie hätten ihn gebunden, wurde „Jehovas Geist ... über ihm wirksam“; er zerriß die Stricke, mit denen er gebunden worden war, nahm „einen feuchten Kinnbacken eines männlichen Esels“ und erschlug damit tausend Philister. Ein Wunder Jehovas machte diesen schwachen Kinnbacken so stark, daß er bei der Zertrümmerung von tausend harten Philisterschädeln nicht in Stücke ging! In der heutigen Zeit unterstützt und stärkt Jehova seine Zeugen — die ihre „Kinnbacken“ demütig gebrauchen, um die Vertreter der falschen Religion bloßzustellen und die Sanftmütigen zu trösten — auf ähnliche Weise. — Jes. 61:1, 2; 50:4.
19 Da Simson nun eine Erfrischung benötigte, rief er Jehova an, und Gott ließ eine Quelle hervorsprudeln. Man nannte den Ort deshalb „En-Hakkore [Quelle des Rufenden], die in Lechi ist, bis auf diesen Tag“. Auf ähnliche Weise versorgt heute Jehova seine Zeugen, die sich „ihrer geistigen Bedürfnisse bewußt sind“, durch den Wachtturm und andere Hilfsmittel zum Bibelstudium sowie durch die Zusammenkünfte der Versammlung unaufhörlich mit einer Fülle von Speise. Dadurch werden sie immer wieder angespornt, den theokratischen Kriegszug fortzusetzen. Wir tun gut, fortwährend in vollen Zügen aus dieser Quelle zu trinken. — Ri. 15:9-19, NW; Matth. 5:3, 6; Jes. 41:17, 18.
VON GAZA NACH HEBRON
20. Welche Heldentat vollbrachte Simson in Gaza, und in wessen Kraft vollbrachte er sie?
20 Eines Tages ging Simson nach Gaza, einer Philisterstadt, und übernachtete dort im Hause einer Prostituierten. Hatte er dabei irgendwelche unmoralische Absichten? Nein, denn er suchte wiederum „nach einem Anlaß wider die Philister“. Diese umringten ihn nun und lauerten ihm im Stadttor auf. Gaza war wegen seiner mächtigen Stadtmauern berühmt, die später den Mut manches Eroberers, sogar den Alexanders des Großen, auf die Probe stellte. Ihre Torpfosten müssen gewaltig gewesen sein, doch Wunder über Wunder! „Um Mitternacht ... stand er [Simson] auf und ergriff die Flügel des Stadttores und die beiden Pfosten und riß sie samt dem Riegel heraus und legte sie auf seine Schultern; und er trug sie auf den Gipfel des Berges, der gegen Hebron hin liegt.“ (Ri. 16:1-3) Bis zu diesem außerhalb des feindlichen Gebietes gelegenen Berggipfel in Juda, dem Lande der Lobpreisung Jehovas, waren es etwa 65 Kilometer! Simson konnte diese Heldentat nur in der Kraft Jehovas vollbringen!
21. Wie hoffte die Geistlichkeit, Gottes „Sklaven“ zu ertappen? Womit rechnete sie jedoch nicht?
21 Diese Demütigung der stolzen Philister hat eine Parallele in unserer Zeit. Die Zeitschrift Zions Wacht-Turmc, das Organ des „treuen und verständigen Sklaven“, hat seit ihrem Erscheinen im Jahre 1879 immer wieder darauf hingewiesen, daß das Jahr 1914 der Zeitpunkt für das Ende „der Zeiten der Nationen“ und für die Aufrichtung des Königreiches Gottes unter Christus sei. (Luk. 21:24, Elberfelder Bibel) „Warten wir das Jahr 1914 ab“, sagten die durch die Philister dargestellten Religionsanhänger, „und wenn die Vorhersagen dieser ‚Bibelforscher‘ nicht eintreffen, dann haben wir sie ertappt!“ Sie rechneten jedoch nicht damit, daß Jehova entschlossen war, die Prophezeiungen, die er vor langer Zeit in seinem Wort hatte niederschreiben lassen, zu erfüllen. — Jes. 46:9-11.
22. Was geschah im Jahre 1914, und was schrieb eine New Yorker Zeitung darüber?
22 Genau zur rechten Zeit, im Herbst des Jahres 1914, begann „das Königreich unseres Gottes“, das seinem Christus übertragen worden war, im Himmel zu herrschen. Das zeigte sich darin, daß ‘die Nationen zornig wurden’, was der Ausbruch des ersten Weltkrieges bestätigte, und die Menschheit von Leiden und Nöten heimgesucht wurde, die den „Abschluß des Systems der Dinge“ kennzeichneten. (Offb. 11:18) Es kam genauso, wie es Jehovas ergebener „Sklave“, von Gottes Geist getrieben, warnend vorhergesagt hatte. Eine führende New Yorker Zeitung, The World, gab dies in einem langen Leitartikel, der in ihrer Ausgabe vom 30. August 1914 erschien, zu. Es hieß in diesem Artikel unter anderem:
Der Ausbruch des schrecklichen Krieges in Europa hat eine außergewöhnliche Prophezeiung erfüllt. Während der vergangenen fünfundzwanzig Jahre haben die „Internationalen Bibelforscher“ [Zeugen Jehovas] ... der Welt verkündet, daß der Tag der Rache, der in der Bibel prophezeit ist, im Jahre 1914 anbrechen werde. „Blickt nach dem Jahre 1914 aus!“ ist der Ruf von Hunderten reisender Evangelisten gewesen, die als Vertreter dieses befremdenden Glaubens landauf, landab zogen und die Lehre verkündigten, daß das „Königreich Gottes herbeigekommen“ sei ... Und im Jahre 1914 bricht der Krieg aus, der Krieg, den alle befürchteten und von dem alle gedacht haben, er könne nicht Tatsache werden.
23. Wie wurde die Simsonklasse gerechtfertigt, und wie wird Jehova deswegen seither gepriesen?
23 In der Kraft Jehovas riß also der „treue und verständige Sklave“ das einer Falle gleichende Tor der Feinde samt den Pfosten und allem Drum und Dran aus der Mauer heraus und trug es hoch hinauf in das Land der Lobpreisung Jehovas. Die Simsonklasse, die für das prophetische Wort Jehovas eingetreten war, stand in der Tat gerechtfertigt da, und Jehova wird je länger desto mehr gepriesen, da sich die Beweise dafür, daß sein Königreich unter Christus im Jahre 1914 tatsächlich aufgerichtet wurde und hier ist, um zu bleiben, immer mehr häufen! — Offb. 12:10, 12.
SIMSON UND DELILA
24. Was stellte Simsons langes Haar dar?
24 Denken wir daran, daß Simson ein Nasiräer war. Die ihm von Gott verliehene Stärke hing von seiner unerschütterlichen Ergebenheit gegenüber Jehova ab, und dafür war sein langes Haar ein Sinnbild. Seine Stärke lag in dem, was sein ungeschorenes Haar darstellte. Auch die Stärke des heutigen „Sklaven“ Jehovas liegt in dessen unerschütterlicher Ergebenheit gegenüber Jehova. ‘Langes Haar gereicht einem Mann zur Unehre’, und so wird auch die Simsonklasse wegen der Bewahrung ihrer Lauterkeit gegenüber Gott fortgesetzt geschmäht, aber sie muß diese Schmähungen der Welt furchtlos und ohne auf Kompromisse einzugehen ertragen. — 1. Kor. 11:14.
25, 26. (a) Wer war Delila, und wen schattete sie vor? (b) Wie versuchte diese Klasse „Simson“ zu beeinflussen? Was bewirkte sie jedoch?
25 „Und es geschah hernach, da liebte er ein Weib im Tale Sorek, ihr Name war Delila.“ (Ri. 16:4) Wer war Delila? Ihr Name bedeutet „schmachtend“, und wahrscheinlich war sie eine Israelitin. Die neuzeitliche Geschichte der Zeugen Jehovas läßt eine vom Geist gezeugte Klasse erkennen, die Delila gleicht. Die zu dieser Klasse Gehörenden waren verärgert, weil sie im Jahre 1914 nicht sogleich in das himmlische Königreich aufgenommen worden waren, und ihr Eifer ließ deshalb nach. In den Jahren 1917/18 versuchten sie die Leitung der Watch Tower Society an sich zu reißen und einen Kompromiß mit den neuzeitlichen Philistern zu erzwingen, der zu einer Abschwächung der Botschaft geführt hätte. Die ergebene Simsonklasse bewies, daß sie diese Gefährten, deren ‘Lampen am Erlöschen waren’, wirklich liebte, obwohl diese ihr gegenüber keine wahre Liebe bekundeten. (Matth. 25:8) Sie versuchte ihnen zu helfen. Die Delilaklasse nutzte dies aus und trat mehrmals an die Simsonklasse heran in dem Bemühen, sie zu Kompromissen zu veranlassen, durch die sie gebunden worden wäre und dann den Religionsanhängern der Christenheit hätte ausgeliefert werden können.
26 Diese ehemaligen „Geliebten“ wollten, daß der ergebene „Simson“ seine polemischen Äußerungen gegen die falsche Religion abschwäche. Sie wollten, daß die gottesfürchtigen „Bibelforscher“ öffentlich für die patriotische Einstellung zum Ersten Weltkrieg eintreten, die von den Religionsanhängern der Christenheit auf beiden Seiten der Kämpfenden leidenschaftlich verfochten wurde. „Simson“ fiel den Schmeicheleien „Delilas“ jedoch nicht sogleich zum Opfer. In der Wacht-Turm-Ausgabe vom 15. April 1917 (englisch) erschien folgende unmißverständliche Erklärung: „Für einen Christen gibt es keinen Mittelweg. Es gibt für ihn nur einen einzigen Weg, auf dem er dem Herrn ... treu bleiben kann, nämlich durch Verweigerung der Teilnahme am Kriege.“
27. Wie wurde die Lauterkeit der Simsonklasse gefährdet, und in welche Falle geriet sie schließlich?
27 Die Bemühungen des „Sklaven“ Gottes, diese aufrührerischen „Geliebten“ zufriedenzustellen, mögen damit verglichen werden, daß Simson Delila gestattete, seine Haarflechten — das kostbare Symbol seiner Ergebenheit — mit einem Kettfaden zu verweben. Die Lauterkeit war in Gefahr! So, wie Simson auf den Knien der verführerischen Delila einschlief, wurde schließlich auch die Simsonklasse wegen ihrer persönlichen Einstellung gegenüber den „schmachtenden“ Abtrünnigen schwach und begann Kompromisse zu schließen. Daß die Gott hingegebenen Zeugen im Jahre 1918 in eine Falle gingen, geht aus einem Artikel hervor, der in der englischen Ausgabe des Wacht-Turms vom 1. Juni jenes Jahres erschien und in dem der vom amerikanischen Präsidenten auf den 30. Mai 1918 angesetzte „Tag des Gebets und Flehens“ befürwortet wurde. Es hieß in diesem Artikel unter anderem: „Möge Gott Lob und Dank dargebracht werden für den verheißenen glorreichen Ausgang des Krieges ... und für die Schaffung einer sicheren Welt im Interesse der Allgemeinheit.“
28, 29. (a) Was hatte der Kompromiß des „Sklaven“ zur Folge? (b) Welche Fragen erheben sich daher?
28 Die Kompromisse mit der Welt führten zum Verlust des Geistes Jehovas. Sinnbildlich gesprochen, wurde der Simsonklasse das Haar geschoren, und ihre „Kraft wich beständig“ von ihr. Es gelang den durch die Philister dargestellten Religionsanhängern, des „Sklaven“ Gottes habhaft zu werden. Sie stachen ihm die Augen aus, das heißt, sie blendeten ihn in bezug auf die Erkenntnis des Willens Gottes, und ließen ihn im Gebiet der Philister „im Gefangenenhaus mahlen“. Für kurze Zeit verstummte das mutige Zeugnis, das der „Sklave“ für Gottes Königreich abgelegt hatte. Von religiöser Seite wurde auch veranlaßt, daß der zweite Präsident der Watch Tower Society und sieben andere verantwortliche Brüder aufgrund von falschen Anschuldigungen zu je achtzig Jahren Gefängnis verurteilt wurden. Der Feind veranlaßte die Schließung des Hauptbüros der Gesellschaft in Brooklyn (New York). Doch selbst in diesen düsteren Tagen der Gefangenschaft „Simsons“ erschien der Wacht-Turm (in Englisch) weiter in Pittsburgh (Pennsylvanien) und verbreitete wenigstens einen kleinen Funken Trost und Hoffnung. — Ri. 16:5-21, NW.
29 Ließ Jehova seinen „Sklaven“ in diesem Zustand der Gefangenschaft im Stich? Erwachte die Simsonklasse zu der Erkenntnis, weshalb sie sich in dieser schlimmen Lage befand? Stärkte Jehova seinen Diener wiederum zur theokratischen Tätigkeit? Der nächste Artikel beantwortet diese Fragen.
[Fußnoten]
a Als Irenik wird bei den kirchlichen Unionsbestrebungen eine Methode bezeichnet, die im Unterschied zur Polemik das Verbindende betont.
b Band 17, unter „Luther“.
c Jetzt Der Wachtturm.