Sei schnell zum Hören, langsam zum Reden
„So wisst denn, meine geliebten Brüder: Jeder Mensch sei schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn.“ Jak. 1:19, NW.
1. Was ist der vornehmste Zweck der menschlichen Zunge, und wie werden viele Zungen heute gebraucht?
DER vornehmste Zweck der menschlichen Zunge ist die Verherrlichung des großen Schöpfers des Menschen, Jehovas, des allmächtigen Gottes. Bei der Lobpreisung Gottes wird heute die Zunge weltweit dazu gebraucht, das aufgerichtete Königreich der Himmel bekanntzumachen. Dies ist eine gute Botschaft, und Jesus sagte, daß sie ‚auf der ganzen bewohnten Erde, allen Nationen zu einem Zeugnis gepredigt werde‘. Wie kostbar ist doch die Zunge, das Organ, das diese frohe Botschaft spricht! „Die Zunge des Gerechten ist auserlesenes Silber.“ Nach Gottes gerechtem Willen sollen wahre Christen stets bereit sein, diese gute Botschaft vom Königreich anderen zu erzählen. „Predige das Wort, halte dringend darauf in günstiger Zeit, in unruhvoller Zeit.“ — Matth. 24:14, NW; Spr. 10:20, Elb; 2. Tim. 4:2, NW.
2, 3. Was meinte der Jünger Jakobus im Grunde genommen, als er den Rat gab, „langsam zum Reden“ zu sein?
2 Es mag jemandem befremdend vorkommen, daß angesichts der Dringlichkeit der Verkündigung der Königreichsbotschaft der Jünger Jakobus folgenden inspirierten Rat niederschrieb: „So wißt denn, meine geliebten Brüder: Jeder Mensch sei schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn.“ Doch nicht in bezug auf die Verkündigung des Königreiches müssen Christen „langsam zum Reden“ sein. Der Jünger Jakobus dachte dabei an etwas anderes. — Jak. 1:19, NW.
3 Der in Jakobus 1:19 von Gott gegebene Rat, „schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn“ zu sein, bedeutet, daß wir uns davor hüten sollten, die reine Anbetung zu verderben und uns selbst Verderben zuzuziehen, besonders durch einen falschen Gebrauch der Zunge. Irgendein Christ, der denkt, er brauche seine Zunge wohl kaum zu zügeln, sollte Gottes Warnung beherzigen, die in folgenden Worten zum Ausdruck kommt: „Wenn jemand die äußerliche Form der Anbetung zu beachten meint, aber nicht seine Zunge zügelt, sondern fortfährt, sein eigenes Herz zu betrügen, dessen Form der Anbetung ist nichtig.“ Wenn der Christ vermeiden soll, daß seine Anbetung in Gottes Augen nichtig ist, muß er nicht nur Gott dadurch preisen, daß er sein wunderbares Königreich bekanntmacht, sondern muß auch dafür sorgen, daß seine Zunge den Menschen zu einem Segen wird. Um die Zunge zügeln zu können, empfiehlt Jakobus, „schnell zum Hören“, aber „langsam zum Reden“ zu sein. — Jak. 1:26, NW.
4. Wie beschreibt Jakobus die Zunge und deren Wirkung, und wie handelt man also weise?
4 Wenn wir uns der gewaltigen Wirkung, die die Zunge haben kann, bewußt sind, so erkennen wir den großen Wert des Rates, den Jakobus gab. Allerdings ist die Zunge ein kleines Glied, aber die Zäume eines Pferdes und das Steuerruder eines Schiffes sind ebenfalls verhältnismäßig kleine Dinge, und doch ist ihre Wirkung gewaltig: „Wenn wir den Pferden Zäume ins Maul legen, damit sie uns gehorchen, lenken wir auch ihren ganzen Körper. Siehe! auch Schiffe, obwohl sie so groß sind und von heftigen Winden getrieben werden, werden durch ein ganz kleines Steuerruder dort hingelenkt, wo der Wille des Steuermanns sie zu haben wünscht. So ist auch die Zunge ein kleines Glied und rühmt sich doch großer Dinge. Siehe, welch kleines Feuer es braucht, um einen so großen Wald in Brand zu setzen! Nun, die Zunge ist ein Feuer. Die Zunge erweist sich als eine Welt der Ungerechtigkeit unter unseren Gliedern, denn sie befleckt den ganzen Leib und setzt das natürliche Lebensrad in Brand und wird von der Gehenna angezündet. Denn jede Art von wildlebenden Tieren wie auch von Vögeln und kriechenden Tieren und Meertieren wird von der menschlichen Natur gezähmt und ist gezähmt worden. Aber die Zunge kann kein Mensch zähmen.“ Da die Art, wie der Christ seine Zunge gebraucht, für ihn Leben oder Tod bedeutet und da heute kein Mensch seine Zunge vollkommen in der Gewalt hat, ist es weise, in der Rede nicht hastig zu sein. — Jak. 3:3-8, NW.
ZUVIEL REDEN
5. Welche ernste Gefahr besteht, wenn jemand zuviel redet, und welches Verhältnis besteht zwischen Hören und Lernen?
5 Der Christ, der schnell bereit ist, Worte zu sprechen, die an sich unrecht sind, kann sich selbst sehr schaden. Jemand mag zuviel reden und deshalb nicht „schnell zum Hören“ sein. Reden und Hören sollten sich die Waage halten. Weil man vor allem mit Bezug auf Gottes Wort der Wahrheit schnell zum Hören bereit sein sollte, einige aber nicht richtig zuhören, schreiten sie nicht zur geistigen Reife voran. Sie verbringen mit Reden mehr Zeit als notwendig. Jehovas Zeugen führen als Prediger manchmal Heimbibelstudien mit Personen durch, die sehr redselig oder geschwätzig sind. Oft kommt es vor, daß diese geringen geistigen Fortschritt machen, weil sie die Zeit mit Reden verbrauchen. Solche Personen sollten erkennen, daß ‚ein Weiser hören und mehr Belehrung in sich aufnehmen‘ soll. Die Art, wie jemand zuhört, hat einen direkten Einfluß auf das, was er lernt. Reden hat seine Zeit, doch sollte es nicht das Zuhören verdrängen, besonders, wenn jemand im Worte Gottes unterwiesen wird. Als Maria, die Schwester Marthas, sich ‚zu den Füßen des Meisters niedersetzte‘, war für sie die Zeit zum Lernen gekommen. Daher ‚lauschte sie unablässig seinen Worten‘. — Spr. 1:5; Luk. 10:39, NW.
6. Weshalb sind einige keine guten Zuhörer? Was ist die Folge?
6 Man beobachtet heute in Gesprächen, daß viele Personen keine guten Zuhörer sind. Sie möchten selbst am meisten reden. Wenn es für sie an der Zeit wäre, zuzuhören, und sie darauf bestehen, zu reden, berauben sie sich selbst einer vielleicht wichtigen Belehrung. Jemand, der zuhören sollte, hat seine Gedanken allzuoft anderswo. Vielleicht überlegt er gerade, was er erwidern könnte, wenn er dazu kommt, das Gespräch an sich zu reißen. Manchmal scheint es hoffnungslos, solche Personen zu unterweisen; denn schon die biblische Regel lautet: „Siehst du einen Mann, der hastig ist in seinen Worten — für einen Toren ist mehr Hoffnung als für ihn.“ „Der Tor macht viele Worte.“ Es ist deshalb nicht verwunderlich, daß viele manchmal unnötigerweise fragen: „Wie war das?“, und dies, gleich nachdem jemand zu ihnen gesprochen hatte. Wenn es ihnen nicht so sehr daran gelegen wäre, selbst zu reden, müßten sie wahrscheinlich den Sprechenden nicht bitten, seine Worte zu wiederholen. Aufmerksamkeit ist eine Eigenschaft, in der wir uns fortwährend verbessern müssen; denn was wir lernen, hängt sehr von unserer Aufmerksamkeit ab. — Spr. 29:20; Pred. 10:14.
AUFMERKSAMKEIT
7. Wann besonders muß man zum Hören schnell bereit sein und warum?
7 Wenn jemand in Gottes Wort unterwiesen wird, wie zum Beispiel anläßlich der Zusammenkunft der Versammlung oder bei größeren Versammlungen des Volkes Jehovas, ist es für ihn nicht an der Zeit, sich zu anderen hinzubegeben, um mit ihnen zu plaudern. Jehovas Wort gibt uns den Rat: „Bewahre deinen Fuß, wenn du zum Hause Gottes gehst; und nahen, um zu hören, ist besser, als wenn die Toren Schlachtopfer geben: denn sie haben keine Erkenntnis, so daß sie Böses tun. — Sei nicht vorschnell mit deinem Munde.“ Bei Kreis- und Bezirksversammlungen usw. sprechen einige manchmal unnötige Worte miteinander, plaudern mit Personen, die sie lange nicht gesehen haben, und zwar gerade zu der Zeit, da vom Podium aus über wichtige Wahrheiten gesprochen wird. Damit bekunden sie Mißachtung vor Gottes Wort und seiner Organisation. Während der Versammlungen und bei den einzelnen Programmpunkten bei Kongressen sollte man „nahen, um zu hören“. Nachher kann man wieder plaudern. — Pred. 5:1, 2.
8. Weshalb ist es so wichtig, aufmerksam zu sein, und was ist in dieser Hinsicht eine Hilfe?
8 „Schnell zum Hören“ bereit zu sein bedeutet, auf das, was wir hören, achtzugeben und Gottes Wahrheiten tief in unser Herz und unseren Sinn eindringen zu lassen. Man kann wohl zuhören und dabei doch nicht wirklich aufmerksam sein. Man darf seine Gedanken nicht wandern lassen. Diese Sache des Aufmerkens auf das, was aus Gottes Wort gelehrt wird, ist so wichtig, daß ein Apostel Christi den Rat gab: „Deshalb ist es für uns notwendig, daß wir den Dingen, von denen wir gehört haben, mehr als die gewöhnliche Aufmerksamkeit schenken, damit wir nie weggetrieben werden.“ Somit muß der Christ wach sein, wenn er biblische Unterweisung empfängt. Jemand, der die Notwendigkeit erkennt, geistig wach zu bleiben, wird vor einer Versammlung nicht ein zu schweres Essen zu sich nehmen, da er weiß, daß es schwer hält, mit einem schläfrigen Sinn gut zuzuhören. Auch durch die richtige Lüftung in den Versammlungssälen und dadurch, daß man im Saal die richtige Temperatur bewahrt, indem man dafür sorgt, daß es nicht zu kalt, aber auch nicht zu warm sei, wenn dies möglich ist, kann sehr viel dazu beigetragen werden, daß alle Anwesenden aufmerksam zuhören. Tut also alles, was vernünftig ist, damit ihr dem göttlichen Wort der Wahrheit ‚mehr als die gewöhnliche Aufmerksamkeit schenkt‘. „Glücklich ist der Mensch, der auf mich hört, indem er … wacht [wach bleibt].“ — Heb. 2:1; Spr. 8:34, NW.
VERSTÄNDIGKEIT UND RÜGE
9. Warum ist es einem eine Hilfe, wenn man schnell bereit ist zu hören, um verständig zu handeln, und weshalb ist dies besonders für Aufseher so wichtig?
9 Schnell zu sein zum Hören wird einem im allgemeinen helfen, vernünftig oder verständig zu handeln. Gottes Wort sagt: „Laßt eure Verständigkeit allen Menschen kundwerden.“ Wie könnte dir das gelingen, wenn du nicht vor allem hören würdest? Oft ist es notwendig, in einer Sache zwei Parteien geduldig zuzuhören, statt vorschnell seine eigenen Worte zu äußern. Wer nicht genügend zuhört, kann gewöhnlich auch keine richtigen Folgerungen ziehen. Die Aufseher in den Christenversammlungen müssen — wie Paulus es sagt — „vernünftig“ sein. (1. Tim. 3:2, 3, NW) Daher ist es nötig, daß Aufseher im Umgang mit ihren christlichen Brüdern ‚zum Hören schnell‘ bereit sind. — Phil. 4:5, NW.
10, 11. (a) Welche Gefahr ist vorhanden, wenn man nicht schnell bereit ist zu hören, und wie also sollten wir unsere Ohren gemäß Gottes Wort schulen? (b) Wie steht es, wenn Aufseher sprechen oder Rat erteilen?
10 Wer nicht schnell zum Hören bereit ist, gerät in die ernste Gefahr, vor sich eine Schranke aufzurichten, die ihn daran hindert, aus Ratschlägen und Zurechtweisungen Nutzen zu ziehen. Von Natur lieben es die Ohren nicht, Rügen zu hören. Der Christ muß aber seine Ohren schulen, damit sie diesbezüglich zum Hören schnell bereit seien. „Erteile dem Weisen eine Rüge, und er wird dich lieben.“ „Höre auf Rat und nimm Zucht an, damit du weise seiest in der Zukunft.“ „Ein Verweis dringt bei einem Verständigen tiefer ein, als hundert Schläge bei einem Toren.“ Um weise und verständig zu sein, trainiere man die Ohren, damit sie schnell bereit seien, auf Rat und Rüge zu hören, und damit man deswegen nicht beleidigt oder ärgerlich werde. „Ein Ohr, das auf die Zucht zum Leben hört, wird inmitten der Weisen weilen.“ — Spr. 9:8, NW; 19:20, Fußnote; 17:10; 15:31.
11 Wenn Aufseher sprechen, um Rügen und Zurechtweisungen zu erteilen, so müssen wir besonders schnell zum Hören bereit sein. Jesu Apostel mußten rasch bereit sein zu hören. Einmal waren Jakobus und Johannes „schnell zum Zorn“ und wollten, daß Feuer vom Himmel herabkomme und die Bewohner eines unfreundlichen Samariterdorfes verzehre. In Lukas 9:55 wird gesagt, daß Jesus ‚sich umwandte und sie zurechtwies‘. Sie fühlten sich dadurch nicht beleidigt. Sie mußten schnell sein zum Hören, um aus Jesu Tadel Nutzen ziehen zu können. „Es ist der Pfad zum Leben, wenn einer Unterweisung beachtet; wer aber Zucht [Zurechtweisung] unbeachtet läßt, geht irre.“ — Spr. 10:17.
„EINE GELINDE ANTWORT“
12. Wie verhalten sich die Königreichsdiener, wenn irregeführte Personen sie schmähen?
12 Jene, die schnell bereit sind, Gottes Wort, seinen Rat und seine Belehrung zu hören, sind solche, die am ehesten dazu neigen, „langsam zum Reden, langsam zum Zorn“ zu sein. Langsam zum Reden zu sein bedeutet, daß man, wenn einem Rat erteilt oder selbst wenn man unfreundlich behandelt wird, nicht schnell bereit ist, aufzufahren und zurückzugeben. Wenn jemand in einer Situation ist, da er leicht zum Zorn gereizt werden könnte, muß er besonders langsam sein zum Reden und sich davor hüten, mit ärgerlichen Worten zurückzuzahlen. Wenn Gottes Evangeliumsdiener die Königreichsbotschaft anderen bringen, mag man ihnen bisweilen Vorwürfe machen, und sie mögen die Zielscheibe scharfer, tadelnder Worte werden. Aber die Königreichsverkündiger werden solche Anwürfe großmütig übersehen. Sie wissen, daß nichts Gutes daraus ersprießt, wenn sie Böses mit Bösem vergelten. Auch wissen sie, daß ‚eine gelinde Zunge Knochen zerbricht‘. Es mag jemand so hart sein wie Knochen, doch kann dieses harte Äußere durch gelinde Worte weich werden. „Huldvolle Worte sind eine Honigwabe, Süßes für die Seele und Gesundheit für das Gebein.“ Wenn jemand zornige Worte mit zornigen Worten vergilt, so erschwert er dem nächsten Königreichsdiener die nächste Vorsprache. Daher antwortet die Zunge des Königreichsdieners auf nette, milde, freundliche Weise. „Eine gelinde Antwort wendet den Grimm ab, aber ein kränkendes Wort erregt den Zorn. Die Zunge der Weisen spricht tüchtiges Wissen aus, aber der Mund der Toren sprudelt Narrheit.“ — Spr. 25:15; 16:24; 15:1, 2.
LANGSAM ZUM KLAGEN UND REKLAMIEREN
13. Was bewahrt uns davor, schnell bereit zu sein, töricht zu reden und zu reklamieren, und welchen Rat gab Paulus bezüglich des Redens?
13 Wenn wir langsam sind zum Reden, werden wir nicht törichte Reklamationen hervorsprudeln oder an allem etwas auszusetzen haben. Wenn wir unseren Sinn mit Königreichswahrheiten erfüllen und uns eifrig bemühen, diese Wahrheiten zu äußern, die gute Botschaft vom Königreich zu verkündigen, einander durch Erfahrungen aus dem Königreichsdienst zu ermuntern und unseren Evangeliumsdienst auszudehnen, werden wir weniger in die Versuchung kommen, zuzulassen, daß eine Flut leerer Reden, törichter Äußerungen und kritisierender Worte aus unserem Munde hervorsprudelt. Solche Reden sind nicht auferbauend. Paulus gab den Rat: „Kein verderbtes Wort komme aus eurem Munde hervor, sondern etwas, das — wo es nötig werden mag — zur Erbauung zu sagen gut ist, damit es den Hörenden förderlich sei.“ — Eph. 4:29, NW.
14. Weshalb ist es unweise, schnell zu reklamieren und zu klagen, und was also sollten wir erkennen?
14 Wer schnell bereit ist, Fehler zu finden, vermittelt nicht etwas, was „den Hörenden förderlich“ ist. Ein Geist, der klagt und reklamiert, ist ein gewaltiges Hindernis, das überwunden werden muß, damit jemand seine Zunge zügeln kann. Allerdings hat keiner die Zunge je vollkommen gezähmt, und deine Brüder machen Fehler, aber auch du machst Fehler. Erwarte nicht, daß sie vollkommen seien, denn Jehova fordert dies auch nicht von dir. Sei dir bewußt, daß mit der Zunge Fehler gemacht werden, doch erkenne diese zugleich als das an, was sie sind, als kleine Dinge, die im Vergleich zu den großen Wahrheiten des Königreiches von wenig Bedeutung sind.
15. Wie könnte jemand handeln, wenn er schnell bereit ist, Worte der Kritik zu sprechen, und warum ist eine solche Handlungsweise verkehrt?
15 Wenn jemand schnell bereit ist, Worte der Bemängelung oder Kritik zu sprechen, könnte es sein, daß er Entscheidungen in Frage zieht, die das Dienstkomitee der Versammlung gefällt hat. Es könnte sein, daß er sogar zu anderen spricht, da er schnell bereit ist, seine Kritik an so viele wie möglich weiterzugeben. Solche Personen haben nicht die richtige Wertschätzung für die theokratische Organisation, die Jehova hier auf Erden hat, ja ein solches Verhalten ist in Wirklichkeit gegen Gott gerichtet. Jehova hat die Diener durch seinen heiligen Geist eingesetzt, und sie tragen die Verantwortung, für die Versammlung zu sorgen und sie rein und geistig gesund zu erhalten. Sofern sich diese Diener der Königreichsinteressen nicht recht annehmen, wird Jehova sie ebenso entfernen, wie sie eingesetzt worden sind, durch seine sichtbare Organisation. Sei also nicht vorschnell, Worte zu äußern, die niederreißend wirken. Wir sollten heute fortfahren, ‚einander jeden Tag zu ermahnen, solange es heute heißt‘. — Heb. 3:13, NW.
‚ÜBER NIEMANDEN NACHTEILIG REDEN‘
16. Welche Gefahr besteht immer, wenn man über Personen spricht, und welchen Rat gibt die Bibel diesbezüglich?
16 Wenn wir langsam sind zum Reden, werden wir uns sorgfältig bemühen, über niemanden nachteilig zu reden. Sobald man über Personen spricht, besteht immer die Gefahr, dem guten Namen jemandes zu schaden. Da niemand vollkommen ist, würde es leicht sein, die Fehler anderer wie auch unsere eigenen auszugraben. Daher gab Paulus den Rat: „Erinnere sie weiterhin … über niemand nachteilig zu sprechen.“ Der gute Name anderer muß respektiert und darf nicht dadurch angegriffen werden, daß jemand absichtlich oder gedankenlos Tatsachen entstellt und so im Sinn der Zuhörer einen falschen Eindruck erweckt. Der Umstand, daß jemandes Worte gedankenlos gesprochen werden, verringert den Schaden nicht, der einem guten Namen angetan worden ist. Selbst wenn man Fehler seiner Mitmenschen nicht entstellt oder vergrößert, sie aber vor anderen aufdeckt, werden sie der offenen Schande ausgesetzt, und es wird den Betreffenden erschwert, andere als Freunde zu haben. „Ein Belialsmann [ein Nichtsnutz, NW] gräbt nach Bösem, und auf seinen Lippen ist es wie brennendes Feuer. Ein verkehrter Mann [ein Intrigant, NW] streut Zwietracht aus, und ein Ohrenbläser entzweit Vertraute.“ Wer seinen Brüdern gegenüber wahre, christliche Liebe empfindet, wird deren Fehler nicht an die große Glocke hängen; denn Liebe „gebärdet sich nicht unanständig“. „Wer Liebe sucht, deckt die Übertretung zu, wer aber eine Sache immer wieder anregt, entzweit Vertraute.“ Erschwere es niemandem, seine Freunde zu behalten! — Titus 3:1, 2, NW; Spr. 16:27, 28; 1. Kor. 13:5; Spr. 17:9.
17, 18. Auf welche Weise wurde von Paulus nachteilig gesprochen. Und welchen Verweis gab er denen, die ihre Zungen auf unrechte Weise gebrauchten?
17 In den Tagen des Apostels Paulus gab es Personen, die sich zwar als Christen ausgaben, aber ihre Zungen nicht nutzbringend gebrauchten. Paulus selbst wurde ein Opfer von Schwätzerzungen, also von Zungen, die schnell bereit waren, Nachteiliges zu sprechen. Diese Reden erregten seinen Unwillen, wie der Text sagt: „Nordwind gebiert Regen, und eine heimliche Zunge verdrießliche Gesichter.“ Daher schrieb er: „Ihr betrachtet die Dinge gemäß ihrem oberflächlichen Wert … Auch wenn wir uns der Autorität etwas zuviel rühmen sollten, die der Herr uns gab, um euch aufzuerbauen und nicht um niederzureißen, so würde ich nicht zuschanden werden, damit es nicht scheint, als wolle ich euch durch meine Briefe erschrecken. Denn — so sagen sie — ‚seine Briefe sind gewichtig und kraftvoll, aber seine persönliche Gegenwart ist schwach und seine Rede verächtlich‘. Möge ein solcher dies in Betracht ziehen, daß, was wir in unserem Wort durch Briefe sind, wenn abwesend, wir auch in der Tat sein werden, wenn anwesend.“ „Doch wenn ich auch im Reden ungewandt bin, so doch bestimmt nicht in der Erkenntnis, sondern wir haben sie in jeder Weise euch in allen Dingen kundgetan.“ „Denn ich fürchte, daß ich euch bei meiner Ankunft nicht so vorfinde, wie ich es wünsche, und daß ich von euch nicht so angesehen werde, wie ihr es wünscht, sondern daß statt dessen irgendwie Streit, Eifersucht, Fälle von Zorn, Zänkereien, Verleumdungen, Ohrenbläsereien, Fälle von Aufgeblasenheit, Unordnungen vorhanden sind.“ „Ich habe es früher schon gesagt und sage es im voraus … denen, die früher gesündigt haben, und allen übrigen, daß, wenn ich je wiederkomme, ich nicht schonen will, weil ihr nach einem Beweis dafür sucht, daß Christus in mir redet.“ — Spr. 25:23; 2. Kor. 10:7-11; 11:6; 12:20; 13:2, 3, NW.
18 Weil Glieder der Versammlung von Korinth schnell zum Reden waren, was sie nicht tun sollten, bedurften sie der Zurechtweisung. Paulus war mutig genug, diesen gerechten Tadel auszusprechen. Obwohl es ihre Gefühle eine Weile verletzen mochte, tat es ihnen doch gut, und zu seiner Zeit schätzten sie diese Zurechtweisung. „Wer einen Menschen zurechtweist, wird hernach mehr Gunst finden, als wer mit der Zunge schmeichelt.“ — Spr. 28:23, Fußnote.
19. Was sollte jemand in Betracht ziehen, wenn er sehr viel reden will?
19 Jene, die ihre Zungen zu vielem Reden gebrauchen wollen, sollten sich daran erinnern, daß sie die Frucht ihrer Zunge essen müssen. „Von der Frucht des Mundes eines Mannes wird sein Inneres gesättigt, vom Ertrage seiner Lippen wird er gesättigt. Tod und Leben sind in der Gewalt der Zunge, und wer sie liebt, wird ihre Frucht essen.“ Sind die Früchte Königreichsfrüchte, nämlich die Verkündigung der guten Botschaft, so dient das dem Betreffenden zu ewigem Leben in Gottes neuer Welt. Doch wenn jemand schnell bereit ist, verderbte, nachteilige, törichte Worte zu reden, dann wird es so herauskommen, wie Jesus es den Pharisäern warnend anzeigte: „Ich sage euch, daß von jedem unnützen Wort, das die Menschen reden, sie Rechenschaft geben werden am Tage des Gerichts; denn durch deine Worte wirst du gerechtfertigt werden, und durch deine Worte wirst du verurteilt werden.“ Wie wahr doch folgendes ist: „Wer das Leben lieben und gute Tage sehen will, der halte seine Zunge zurück von dem, was schädigt, und seine Lippen von trügerischen Reden.“ — Spr. 18:20, 21; Matth. 12:36, 37; 1. Pet. 3:10, NW.
„ERTRAGT EINANDER“
20. Welche Neigung hat die Welt heute, und warum dürfen sich Christen nicht wie diese benehmen?
20 In der Versammlung wie im Familienkreise gibt es eine Menge kleiner Dinge, bei denen es nicht so sehr darauf ankommt, ob man sie auf diese oder jene Art tut. Wer schnell bereit ist, bei solch unwichtigen Dingen Kritik zu üben, offenbart einen Mangel an Gleichgewicht. Auch legt er Mangel an Liebe an den Tag, denn „Liebe ist nicht auf ihre eigenen Interessen bedacht“. Heute herrscht in der Welt die Tendenz, immer schnell auf der eigenen Meinung beharren zu wollen, indem man rasch Fehler zu finden sucht und kritisierende, nörgelnde Scheltworte spricht. Es gibt Leute, die in kleinen Dingen tyrannische Wortklauber sind. Kein Wunder, daß ein englisches Witzwort sagt: „Meine Frau ist zu schön, um sie mit Worten zu beschreiben, aber nicht zu schön zum Streiten!“ Solches Schimpfen darf es unter Christen nicht geben. Gehorcht dem Willen Gottes, wie er in Philipper 2:14 zum Ausdruck kommt: „Tut alles ohne Murren und zweifelnde Überlegungen.“ Handelt in Wahrheit nach der Ermahnung des Apostels: „Ertragt einander weiterhin und vergebt einander bereitwillig, wenn jemand einen Grund zur Klage gegenüber einem anderen hat.“ Wer diesem Rate folgt, wird dazu beitragen, daß im Familienkreis und in der Versammlung liebliche Einheit herrscht. „Siehe, wie gut und wie lieblich es ist, wenn Brüder einträchtig beisammen wohnen!“ — 1. Kor. 13:5; Kol. 3:13; Ps. 133:1, NW.
VERMEIDET ÜBEREILTE WORTE, WENN IHR IN ZORN GERATET
21. Weshalb soll man „langsam zum Reden“ sein, besonders, wenn man zum Zorn gereizt wird, und welches Beispiel zeigt die Torheit dessen, der im Zorn vorschnell spricht?
21 Besonders wenn zum Zorn gereizt, muß der Christ „langsam zum Reden“ sein, sonst könnten törichte, voreilige Worte gesprochen werden, die er nachher bedauern müßte; denn besonders, wenn jemand zum Zorn gereizt wird, trifft folgende Äußerung zu: „Bei der Menge der Worte fehlt Übertretung nicht; wer aber seine Lippen zurückhält, ist einsichtsvoll.“ Wie leicht es ist, mit der Zunge zu sündigen, wenn man erzürnt ist, zeigt uns das Beispiel Moses. Die murrenden Israeliten „erzürnten ihn an dem Wasser von Meriba, und es erging Mose übel ihretwegen; denn sie reizten seinen Geist, so daß er unbedacht redete mit seinen Lippen“. Als die Israeliten Wasser benötigten, gebot Jehova Mose, seinen Stab zu nehmen und Wasser aus einem Felsen hervorzubringen. Mose tat es, aber wegen seines Zornes über die klagenden Israeliten war er schnell zum Reden bereit: „Höret doch, ihr Widerspenstigen [Rebellen, NW]! werden wir euch Wasser aus diesem Felsen hervorbringen?“ Später sprach Jehova zu Mose: „Weil ihr mir nicht geglaubt habt, mich vor den Augen der Kinder Israel zu heiligen, deswegen sollt ihr diese Versammlung nicht in das Land bringen, das ich ihnen gegeben habe.“ Das war ein großer Preis, der für übereilte Worte gezahlt werden mußte. — Spr. 10:19; Ps. 106:32, 33; 4. Mose 20:10, 12.
22. Weshalb kann nicht gesagt werden, daß Moses rasche Worte aus einem rebellischen oder stolzen Herzen gekommen seien, und welche Lektion lernen wir also?
22 Nicht daß Mose etwa in seinem Herzen rebellisch gewesen wäre. Vielmehr redete er in einem Augenblick des Zorns voreilig. Was herauskam, diente nicht zum Ruhme Gottes. Moses Worte hinterließen den Eindruck, daß er und Aaron die Fürsorger des Volkes seien, während es doch Jehova war, der all die Jahre, in denen sie in der Wüste gewesen waren, für sie gesorgt hatte. Auch war Mose nicht etwa stolz und arrogant. „Der Mann Mose war bei weitem der sanftmütigste aller Menschen, die auf der Fläche des Erdbodens lebten.“ Dennoch sündigte er mit seiner Zunge. Selbst für den demütigsten Diener Gottes besteht die Notwendigkeit, seinen Mund zu behüten. „Wer seinen Mund bewahrt, behütet seine Seele; wer seine Lippen aufreißt, dem wird’s zum Untergang.“ — 4. Mose 12:3, NW; Spr. 13:3.
23. Inwiefern wird der Rat des Jakobus uns eine Hilfe sein?
23 Nimm also den Rat des Jakobus zu Herzen: „Sei schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn.“ Das hilft dir, Früchte hervorzubringen, die bei Gott annehmbar sind. Das hilft dir, deine Zunge zum Ruhme des Schöpfers zu gebrauchen. Das hilft dir, dem göttlichen Willen zu gehorchen, der in Römer 14:19 wie folgt zum Ausdruck kommt: „Laßt uns denn nach den Dingen streben, die dem Frieden dienen, und nach jenen, die zur gegenseitigen Erbauung gereichen.“ — NW.