5. Kapitel
Die erprobte Lauterkeit des „Knechtes“ wird belohnt
1. (a) Was ist ein Sündenbock? (b) Werden die Leiden für den Betreffenden leichter, wenn er für die ganze Menschheit sterben muß?
ES IST nicht leicht, als Sündenbock zu leiden und gleichzeitig an seiner Lauterkeit gegenüber dem Gott der Gerechtigkeit festzuhalten. Ein Sündenbock ist ein Unschuldiger, auf den die Schuld anderer abgewälzt wird oder der für andere büßen muß. Eine solche Prüfung der Lauterkeit wird für den Betreffenden keineswegs leichter, wenn auf ihn die Schuld der ganzen Menschheit abgewälzt wird und er für sie sogar bis in den Tod leiden muß. Ein Bibelschreiber legte dies folgendermaßen dar: „Denn kaum wird jemand für einen gerechten Menschen sterben; ja, für den guten Menschen zu sterben, wagt es vielleicht jemand noch“ (Römer 5:7).
2. Was wird in der Bibel in Verbindung mit dem jüdischen Sühne- oder Versöhnungstag über einen Sündenbock gesagt?
2 Dennoch wurde schon im sechzehnten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung zum erstenmal enthüllt, daß jemand als Sündenbock für die ganze Menschheit dienen würde. Das Gesetz, das Jehova Gott im Jahre 1513 v. u. Z. der Nation Israel am Berg Sinai durch Moses gegeben hatte, sah vor, daß die Israeliten jedes Jahr am Zehnten des siebenten Mondmonats (Tischri) feierlich einen Sühne- oder Versöhnungstag begehen mußten. In Verbindung mit der Sündensühnung, die durch das Blut eines Stieres und eines Ziegenbockes bewirkt wurde, das man in das Allerheiligste der Stiftshütte brachte und dort vor die goldene Lade des Bundes Gottes sprengte, wurde auch ein Ziegenbock gebraucht, der zu einem Sündenbock gemacht wurde. Wie dieser Bock ausgewählt und was mit ihm getan wurde, wird im 16. Kapitel des 3. Buches Mose wie folgt beschrieben:
Und [Aaron] soll von der Gemeinde der Kinder Israel zwei Ziegenböcke nehmen zum Sündopfer und einen Widder zum Brandopfer. Und Aaron soll den Farren, sein Sündopfer, herzubringen, daß er sich und sein Haus versöhne; und darnach die zwei Böcke nehmen, und vor den HErrn stellen vor der Tür der Hütte des Stifts. Und soll das Los werfen über die zwei Böcke: ein Los dem HErrn und das andere dem Asasel [Sündenbock, Authorized Version]. Und soll den Bock, auf welchen des HErrn Los fällt, opfern zum Sündopfer. Aber den Bock, auf welchen das Los für Asasel fällt, soll er lebendig vor den HErrn stellen, daß er über ihn versöhne, und lasse den Bock für Asasel in die Wüste.
Und wenn er vollbracht hat das Versöhnen des Heiligtums und der Hütte des Stifts und des Altars, so soll er den lebendigen Bock herzubringen. Da soll denn Aaron seine beiden Hände auf sein Haupt legen, und bekennen auf ihn alle Missetat der Kinder Israel und alle ihre Übertretung in allen ihren Sünden; und soll sie dem Bock auf das Haupt legen, und ihn durch einen Mann, der bereit ist, in die Wüste laufen lassen, daß also der Bock alle ihre Missetat auf sich in eine Wildnis trage; und er lasse ihn in die Wüste (3. Mose 16:5-10, 20-22, Luther [1912]).
3, 4. Wieso wissen wir, daß der Sündenbock des Sühnetages eine vorbildliche Bedeutung hatte?
3 Der Ausdruck „das Los für Asasel“ wird in der Septuaginta — einer alten griechischen Übersetzung der Hebräischen Schriften, die von Juden in Alexandria (Ägypten) angefertigt wurde — mit „das Los zum Entkommen“ wiedergegeben; auch wird gesagt: „... um auf ihm Sühnung zu tun und ihn entkommen zu lassen“ (3. Mose 16:8-10). Die alte lateinische Vulgata spricht vom „Bock für Asasel“ als von dem „weggesandten Bock“ (caper emissarius). Dieser Bock, der ein besonderes Merkmal des jährlichen Sühnetages des Volkes Israel war, hatte eine vorbildliche Bedeutung. Er war ein Vorbild künftiger guter Dinge für die Menschheit. In Hebräer 10:1 steht geschrieben: „Das ,Gesetz‘ [hat] einen Schatten der künftigen guten Dinge.“ Und über die Schlachtopfer, die am Sühnetag dargebracht wurden, heißt es in Hebräer 13:11-14:
4 „Die Leiber jener Tiere, deren Blut vom Hohenpriester für die Sünde in das Heilige getragen wird, werden außerhalb des Lagers verbrannt. Deshalb hat auch Jesus, damit er mit seinem eigenen Blut das Volk heilige, außerhalb des Tores gelitten. Laßt uns also zu ihm hinausgehen, außerhalb des Lagers, und die Schmach, die er trug, tragen, denn wir haben hier keine bleibende Stadt.“
5. Inwiefern geht aus Jesaja 53:4, 5 hervor, daß Jehovas „Knecht“ als gegenbildlicher „Bock für Asasel“ oder „Sündenbock“ dienen sollte?
5 Nach dem 53. Kapitel der Prophezeiung Jesajas ist Jehovas „Knecht“ der Sündenträger, der im Vorbild durch den Bock für Asasel oder den Sündenbock dargestellt wurde, der am Sühnetag weggesandt wurde. Der Sühnetag wurde im Tempel Jehovas begangen, bis die Römer im Jahre 70 u. Z. die Stadt Jerusalem zerstörten. Daß der messianische „Knecht“ als gegenbildlicher „Sündenbock“ dienen sollte, zeigt der Prophet Jesaja in seinen weiteren Worten: „Wahrlich, unsere Krankheiten hat er selbst getragen; und was unsere Schmerzen betrifft, er hat sie auf sich geladen. Aber wir selbst hielten ihn für geplagt, von Gott geschlagen und niedergedrückt. Aber er wurde für unsere Übertretung durchstochen; er wurde für unsere Vergehungen zerschlagen. Die Züchtigung, die zu unserem Frieden diente, lag auf ihm, und seiner Wunden wegen ist uns Heilung geworden“ (Jesaja 53:4, 5).
6. Mit welcher Tätigkeit Jesu brachte der Apostel Matthäus die Erfüllung von Jesaja 53:4 in Verbindung?
6 Jesajas Prophezeiung über den „Knecht“ Jehovas wird noch von einem weiteren inspirierten Bibelschreiber — von Matthäus Levi, dem ehemaligen Steuereinnehmer — auf Jesus Christus angewandt. In Matthäus 8:14-17 heißt es über die Wunder, die Jesus wirkte, indem er Kranke heilte: „Als Jesus in das Haus des Petrus kam, sah er dessen Schwiegermutter fieberkrank daniederliegen. Da rührte er ihre Hand an, und das Fieber verließ sie, und sie stand auf und begann ihm zu dienen. Nachdem es aber Abend geworden war, brachte man viele von Dämonen Besessene zu ihm; und er trieb die Geister mit einem Wort aus, und er heilte alle, denen es schlechtging, damit sich erfülle, was durch Jesaja, den Propheten, geredet worden war, indem er sprach: ,Er selbst nahm unsere Krankheiten auf sich und trug unsere Leiden‘ “ (Jesaja 53:4).
7. Wie zeigt die Bibel, daß von Jesu Körper Kraft ausging, wenn er Heilungen vollbrachte?
7 Wie sehr das Wirken solcher Wunderheilungen an der Lebenskraft Jesu zehrte, können wir nicht sagen. Doch in Lukas 6:18, 19 steht geschrieben: „Auch die, die durch unreine Geister beunruhigt wurden, wurden geheilt. Und alles Volk suchte ihn anzurühren, weil Kraft von ihm ausging und sie alle gesund machte.“ Jesus spürte schon bei einer einzigen Heilung, daß Kraft von seinem Körper ausging. Das zeigt der Fall, über den in Lukas 8:42-48 berichtet wird: „Während er hinging, umdrängten ihn die Volksmengen. Und eine Frau, die seit zwölf Jahren mit einem Blutfluß behaftet war und die bei niemand hatte Heilung finden können, näherte sich von hinten und rührte die Fransen seines äußeren Kleides an, und augenblicklich kam ihr Blutfluß zum Stillstand. Da sprach Jesus: ,Wer ist es gewesen, der mich angerührt hat?‘ Als sie es alle verneinten, sagte Petrus: ,Unterweiser, die Volksmengen engen dich ein und umdrängen dich.‘ Jesus aber sprach: ,Es hat mich jemand angerührt, denn ich habe gemerkt, daß Kraft von mir ausging.‘ Als die Frau sah, daß sie nicht unbemerkt geblieben war, kam sie zitternd, fiel vor ihm nieder und enthüllte vor allem Volk, um welcher Ursache willen sie ihn angerührt hatte und wie sie augenblicklich gesund geworden sei. Er aber sprach zu ihr: ,Tochter, dein Glaube hat dich gesund gemacht; geh hin in Frieden.‘ “ (Vergleiche Markus 5:25-34.)
8. Welche Begebenheit zeigt, daß die Heilungen, die Jesus vollbrachte, bewiesen, daß er der Sündenträger war?
8 Die Wunderheilungen, die Jesus als der „Knecht“ Jehovas vollbrachte, waren ein Beweis dafür, daß er der Sündenträger war. Als er von religiösen Kritikern zum Beispiel einmal der Lästerung angeklagt wurde, weil er zu einem Gelähmten gesagt hatte: „Fasse Mut, Kind; deine Sünden sind vergeben“, geschah folgendes: „Und Jesus, der ihre Gedanken erkannte, sprach: ,Warum denkt ihr Böses in eurem Herzen? Was ist zum Beispiel leichter, zu sagen: Deine Sünden sind vergeben, oder zu sagen: Steh auf und geh umher? Damit ihr aber wißt, daß der Sohn des Menschen Gewalt hat, auf der Erde Sünden zu vergeben —‘ darauf sprach er zu dem Gelähmten: ,Steh auf, hebe dein Bett auf, und geh in dein Haus.‘ Und er stand auf und ging fort in sein Haus. Als die Volksmengen dies sahen, wurden sie von Furcht ergriffen, und sie verherrlichten Gott, der Menschen solche Gewalt gab“ (Matthäus 9:2-8).
9. (a) Warum ist die Reinigung von der Sünde für die Menschheit weit wichtiger als die körperliche Heilung? (b) Auf welcher Grundlage wurde eine solche Reinigung nur möglich?
9 Obwohl Jesus die vielen erstaunlichen Wunder wirkte, die bestätigten, daß er der Messias, der Gesalbte (Apostelgeschichte 10:38), war, richtete er sein Augenmerk mehr darauf, die ganze Menschheit von der Grundursache all dieser Krankheiten zu befreien. Die vordringlichste Heilung war die Heilung von der Sünde, deren Lohn der Tod mit all den damit verbundenen körperlichen Gebrechen und Leiden ist (Römer 6:23). Die geistige Heilung war wichtiger als die körperliche Heilung, denn von Jesus oder von einem seiner bevollmächtigten Jünger geheilt zu werden bedeutete für den Geheilten noch nicht, daß er für immer gerettet war. Die Reinigung von der Sünde wurde nur dadurch möglich, daß das Blut Jesu Christi am gegenbildlichen Sühnetag vergossen wurde, indem er eines Opfertodes starb (Hebräer 9:22).
10. (a) Weshalb sah es so aus, als ob Jesus von Gott „geplagt“ worden wäre? (b) Inwiefern sollte die Züchtigung, die er erdulden mußte, „zu unserem Frieden“ dienen?
10 Da Jesus von den Männern, die rechtmäßig im Tempel in Jerusalem dienten, und von anderen angesehenen geistlichen Führern verfolgt wurde, sah es so aus, als ob er von Gott selbst „geplagt“ würde. Es schien, als ob Gott seinen Sohn durch die, die ihm anscheinend wahrhaftig dienten, Striemen zufügte. Doch durch all das, was Jesus geduldig ertrug, nahm ihn sein himmlischer Vater auf vorzügliche Weise in Zucht. Es war eine so strenge Zucht, daß es für Jesus wie eine Strafe oder Züchtigung war (Hebräer 12:2-8). Diese Züchtigung sollte jedoch „zu unserem Frieden“ dienen, das heißt, dadurch, daß Jesus diese Züchtigung erduldete, sollte für uns die Möglichkeit geschaffen werden, in ein friedliches Verhältnis zu Gott zu gelangen.
11. Wie reagierte Jesus auf die vielen Leiden, die er erdulden mußte, und welchen Nutzen ziehen wir daraus?
11 Hätte sich Jesus dieser Züchtigung auf der Erde widersetzt, so wäre für uns alles verloren gewesen. Simon Petrus, einer seiner vertrautesten Apostel, schreibt jedoch: „Christus [hat] für euch gelitten ..., euch ein Beispiel hinterlassend, damit ihr seinen Fußstapfen genau nachfolgt. Er beging keine Sünde, noch wurde Trug in seinem Munde gefunden. Als er beschimpft wurde, gab er nicht schimpfend zurück. Als er litt, begann er nicht zu drohen, sondern übergab sich weiterhin dem, der gerecht richtet. Er selbst trug unsere Sünden in seinem eigenen Leibe an den Stamm hinauf, damit wir mit Sünden nichts mehr zu tun hätten und der Gerechtigkeit leben könnten. Und ,durch seine Striemen wurdet ihr geheilt‘ “ (1. Petrus 2:21-24). Der Apostel Petrus zitiert hier aus Jesaja 53:5. Somit haben wir das Zeugnis eines weiteren Juden, der unter göttlicher Inspiration bestätigt, daß Jesus Christus der in Jesajas Prophezeiung vorhergesagte „Knecht“ ist.
WIE EIN SCHAF, DAS SICH NICHT WIDERSETZT
12. Wie wurde in Jesaja 53:6, 7 vorhergesagt, daß sich Jesus Christus allem, was Jehova zuließe, unterziehen würde?
12 Um das zu erfüllen, was Jesaja weiter über den „Knecht“ sagt, indem er Schafe zum Vergleich heranzieht, mußte Jesus Christus sich Jehovas universeller Souveränität rückhaltlos unterordnen. In Jesaja 53:6, 7 werden wir auf den Unterschied zwischen uns und dem „Knecht“ hingewiesen: „Wie Schafe sind wir alle umhergeirrt; wir haben uns ein jeder auf seinen eigenen Weg gewandt; und Jehova selbst hat unser aller Vergehung i h n treffen lassen. Er wurde hart bedrängt, und er ließ sich niederdrücken; doch pflegte er seinen Mund nicht aufzutun. Er wurde so wie ein Schaf zur Schlachtung geführt; und wie ein Mutterschaf, das vor seinen Scherern verstummt, pflegte auch er seinen Mund nicht aufzutun.“
13. (a) Auf wen wandte der Evangeliumsverkündiger Philippus diesen Schrifttext an? (b) Wieso waren wir in geistiger Hinsicht wie umherirrende Schafe, und was mußte geschehen, damit wir befreit werden konnten?
13 Als ein äthiopischer Eunuch den Evangeliumsverkündiger Philippus fragte, von wem der Prophet Jesaja hier rede, ob von sich selbst oder von einem anderen, wandte Philippus den Schrifttext auf Jesus Christus an (Apostelgeschichte 8:26-35). Auch Petrus hatte zweifellos diesen Schrifttext im Sinn, als er an seine Mitchristen schrieb: „Und ,durch seine Striemen wurdet ihr geheilt‘. Denn ihr seid wie Schafe gewesen, die irregingen, ihr habt jetzt aber zu dem Hirten und Aufseher eurer Seelen zurückgefunden“ (1. Petrus 2:24, 25). Ja, da wir in geistiger Hinsicht wie umherirrende Schafe waren, die — in Vergehung und Sünde verstrickt — unwissentlich irregegangen waren, mußten wir zurückgebracht werden. Das setzte voraus, daß ein makelloses „Schaf“ für uns geschlachtet wurde. In völliger Übereinstimmung mit der Prophezeiung Jesajas wies Johannes der Täufer auf den getauften, gesalbten Jesus mit den Worten hin: „Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt!“ (Johannes 1:29, 36).
14. Wie wird in Offenbarung 5:8-10 gezeigt, wer das „Schaf“ war, das „zur Schlachtung geführt“ wurde?
14 In der Offenbarung, dem letzten Buch der Heiligen Schrift, wird Jesus Christus wiederholt als das „Lamm“ bezeichnet, und zu ihm wird gesagt: „Du bist geschlachtet worden, und mit deinem Blut hast du für Gott Personen aus jedem Stamm und jeder Zunge und jedem Volk und jeder Nation erkauft, und du hast sie zu einem Königtum und zu Priestern für unseren Gott gemacht, und sie werden als Könige über die Erde regieren“ (Offenbarung 5:8-10; 22:1; vergleiche 1. Petrus 1:18, 19).
15. (a) Was zeigt, daß Jesus, als er vor Gericht stand, „stumm“ war wie ein Mutterschaf vor seinen Scherern? (b) Warum verhielt er sich so?
15 Als Jesus Christus, dieses „Lamm“, schließlich vor Gericht stand und es um sein irdisches Leben ging, erwiderte er nichts auf die Falschanklagen derer, die gegen ihn aussagten. Er blieb „stumm“, denn er wollte nichts sagen, was die Durchführung des Willens seines himmlischen Vaters — wie er zum Beispiel in Jesaja 53:5 zum Ausdruck gebracht wird — hätte behindern können. Er wollte lieber den Ruf, den er sich durch seine Tätigkeit unter der Nation Israel in der Öffentlichkeit erworben hatte, für sich selbst sprechen lassen. Wenn seine irdischen Richter dieses zuverlässige und unbestreitbare Zeugnis nicht annehmen wollten, müßten sie sich vor dem höchsten Richter, vor Jehova Gott, verantworten. Sie bewiesen jedoch, daß sie sich nicht von den Tatsachen hätten leiten lassen, selbst wenn Jesus sein absichtliches Schweigen gebrochen hätte. Wie ein Lamm, das geschlachtet wird, wehrte er sich nicht dagegen zu sterben, um die ganze Menschheit von Sünde, Krankheit und vom Tod zu erlösen. Er war fest davon überzeugt, daß Gott, der Allmächtige, die Macht haben würde, ihn von den Toten zu unsterblichem Leben aufzuerwecken (Matthäus 26:65; Lukas 23:8-11; Johannes 19:8-11).
TOD UND BEGRÄBNIS DES „KNECHTES“
16. Warum erlegte Gott den Feinden, die seinen „Knecht“ festnahmen, keine Einschränkungen auf?
16 Jehova Gott, der Allmächtige, erlegte den Feinden keine Einschränkung auf, als die von ihm bestimmte Zeit gekommen war, ihnen seinen „Knecht“ zu überlassen. Er gab ihnen Gelegenheit, bis zum Äußersten zu gehen und dadurch zu zeigen, wie bösartig und niederträchtig sie waren. Jesus sagte zu denen, die in der Passahnacht in den Garten Gethsemane gekommen waren, um ihn festzunehmen: „Seid ihr mit Schwertern und Knüppeln wie gegen einen Räuber ausgezogen? Als ich Tag für Tag bei euch im Tempel war, strecktet ihr eure Hände nicht gegen mich aus. Dies aber ist eure Stunde und die Gewalt der Finsternis“ (Lukas 22:52, 53).
17, 18. Von wem wurde die in Jesaja 53:8 erwähnte „Einschränkung“ auferlegt, und auf welche Weise geschah dies?
17 Von wem wurde denn die Einschränkung, die der Prophet Jesaja in seinen weiteren Worten über den „Knecht“ Jehovas erwähnt, auferlegt, und wer oder was wurde davon betroffen? „Wegen Einschränkung und Gericht wurde er weggenommen; und wer wird sich auch mit den Einzelheiten seiner Generation befassen? Denn er wurde abgetrennt vom Lande der Lebenden. Wegen der Übertretung meines Volkes erlitt er den Schlag. Und er wird seine Grabstätte sogar bei den Bösen haben und bei der reichen Klasse in seinem Tode, obwohl er keine Gewalttat verübt hatte und kein Trug in seinem Munde war“ (Jesaja 53:8, 9).
18 Aus diesen Worten geht deutlich hervor, daß die Einschränkung dem „Knecht“ Jehovas von den Feinden auferlegt wurde. Auch die Gerechtigkeit oder Unparteilichkeit wurde eingeschränkt, indem sie nicht respektiert und ihr nicht entsprochen wurde. (Vergleiche Psalm 40:11; Jesaja 63:15.) Dementsprechend wird dieser Vers (Jesaja 53:8) auch in Apostelgeschichte 8:33 wiedergegeben. Er wird an dieser Stelle aus der griechischen Septuaginta (LXX) zitiert und lautet: „Während seiner Erniedrigung wurde das Gericht von ihm weggenommen. Wer wird die Einzelheiten seiner Generation erzählen? Denn sein Leben wird von der Erde weggenommen.“ Hier wird statt des Ausdrucks „Einschränkung“ das Wort „Erniedrigung“ gebraucht. Jesus wurde von seinen Feinden erniedrigt, indem sie die Gerechtigkeit einschränkten. Sie ließen ihm keine Gerechtigkeit widerfahren, indem sie ihm ein faires Gerichtsverfahren und einen gerechten, unparteiischen Urteilsspruch versagten. Auf diese Weise „wurde das Gericht von ihm weggenommen“.
19. Wie geben andere Bibelübersetzungen den betreffenden Gedanken wieder?
19 Deshalb wurde er, wie in Jesaja 53:8 vorhergesagt, „wegen Einschränkung und Gericht ... weggenommen“. Das Wesentliche, was tatsächlich geschah, wird in der Bibelübersetzung von S. T. Byington folgendermaßen wiedergegeben: „Er wurde aus Recht und Ordnung herausgenommen.“ Natürlich hatte es den Anschein, als ob das Vorgehen gesetzlich gewesen wäre, da die Sache doch vor Gericht gebracht worden war, aber die Art und Weise, wie der Fall des „Knechtes“ Jehovas behandelt wurde, war eine Vergewaltigung der Gerechtigkeit. Nach der Herder-Bibel lautet dieser Text daher: „Durch Gewalt und Gericht ward er ergriffen.“ Ähnlich gibt Kautzsch den Text wieder: „Aus Haft und Gericht [oder nach der Fußnote: „Ohne Schutz und ohne Recht“] ward er hingerafft.“
20. Welche Frage wirft der Prophet Jesaja in diesem Zusammenhang auf?
20 Danach wird in Jesaja 53:8 die Frage gestellt: „Und wer wird sich auch mit den Einzelheiten seiner Generation befassen?“ Nach der griechischen LXX lautet dieser Text: „Wer wird die Einzelheiten seiner Generation erzählen [oder beschreiben]?“ (Apostelgeschichte 8:33).
21, 22. (a) Auf wen bezieht sich hier das Wort „Generation“ nicht? (b) Wie geht dies aus verschiedenen Bibelübersetzungen hervor?
21 Mit dem Wort „Generation“ ist hier nicht die in Apostelgeschichte 2:40 erwähnte „verkehrte Generation“ gemeint, in der Jesus Christus lebte. Der Prophet Jesaja lenkt unsere Aufmerksamkeit nicht von dem leidenden „Knecht“ ab, um uns auf die Zeitgenossen, die seine Leiden verursachten, aufmerksam zu machen, wie das aus dem Wortlaut der Übersetzung der Jewish Publication Society hervorgeht: „Und wer unterredete sich mit seiner Generation?“ Dazu wird in der Fußnote folgendes gesagt: „Niemand. Er mußte sein Martyrium erdulden, ohne daß jemand dagegen eingeschritten wäre oder dagegen protestiert hätte.“ (Siehe das Buch Jesaja, herausgegeben von der Soncino Press [1949], Seite 263.)
22 Nein, der Prophet Jesaja lenkt unsere Aufmerksamkeit weiterhin auf den „Knecht“, obwohl er das mit „Generation“ wiedergegebene hebräische Wort gebraucht. Das geht aus verschiedenen neuzeitlichen Übersetzungen deutlich hervor: „Wer überlegt sein Schicksal?“ (Rießler, Storr). „Wer kümmert sich um seinen Rechtsfall?“ (Herder). „Wer kümmerte sich um sein Geschick?“ (Hamp, Stenzel). „Sein Geschick — wen kümmert es?“ (Zürcher Bibel). „Und wer beachtete, wie er fiel?“ (Moffatt). Und eine Übersetzung, der die Wiedergabe der alten aramäischen Peschitta zugrunde liegt, lautet: „Und wer kann seine Qual beschreiben?“ (Lamsa) Auf diese Weise wird unsere Aufmerksamkeit nicht vom „Knecht“ abgelenkt.
23. In welchem Sinne ist also die in Jesaja 53:8 aufgeworfene Frage zu verstehen?
23 Jehovas „Knecht“ sollte keine auf natürliche Weise hervorgebrachten Kinder haben. Folglich bezieht sich das Wort „Generation“ nicht auf irgendwelche Nachkommen des „Knechtes“, des Messias. Das mit „Generation“ wiedergegebene Wort kann auch „Erstgeburtsrecht“, „Abstammung“ oder „Herkunft“ bedeuten. In diesem Sinne ist also die von Jesaja aufgeworfene Frage: „Wer wird sich auch mit den Einzelheiten seiner Generation befassen?“ oder „Wer wird die Einzelheiten seiner Generation erzählen?“ zu verstehen (Jesaja 53:8; Apostelgeschichte 8:33). Hätte diese Frage nicht bei den Verhören, denen Jesus, der Messias, unterzogen wurde, aufgeworfen werden können? Zogen die Mitglieder des höchsten jüdischen Gerichtshofes, des Sanhedrins in Jerusalem, in Betracht, wer der Mann war, der von ihnen verhört wurde? Waren sie aufrichtig daran interessiert, die Tatsachen über die Herkunft dieses Mannes zu erfahren, ja zu hören, daß er alle erforderlichen Einzelheiten erfüllte, die bewiesen, daß er wirklich der verheißene Messias war? Nachdem der Hohepriester als Vorsitzender des Sanhedrins Jesus unter Eid gestellt und ihn aufgefordert hatte, ehrlich zuzugeben, wer er sei, klagte ihn das ganze Gericht der Lästerung an und fand, daß er nach dem mosaischen Gesetz des Todes schuldig sei (Matthäus 26:59-68).
24. (a) Wie zeigte auch Pontius Pilatus, als Jesus vor ihm stand, daß er die „Einzelheiten seiner Generation“ nicht gebührend berücksichtigte? (b) Was geschah deshalb schließlich, wie es in Jesaja 58:8 vorhergesagt wurde?
24 Als der römische Statthalter Pontius Pilatus erfuhr, daß viele Jesus für den Messias, den Christus, hielten, interessierte ihn der Fall, und er unternahm Schritte, um etwas über dessen Herkunft zu erfahren. Trotz seiner Zweifel gab er dann aber dem Druck des fanatischen Pöbels — der mit lautem Geschrei verlangte, daß Jesus, der Messias, an einem Pfahl hingerichtet werde — nach und verurteilte ihn zum Tode an einem Hinrichtungspfahl (Matthäus 27:24-26; Lukas 23:6-25; Johannes 18:33 bis 19:16). Durch dieses Vorgehen wurden die „Einzelheiten seiner Generation“ nicht ehrlich geprüft und gebührend berücksichtigt, und diejenigen, die den Fall des Messias behandelten, befaßten sich nicht richtig damit. Da die Antwort auf die Frage Jesajas demnach lautete: „Niemand von der damaligen Obrigkeit“, ist es nicht verwunderlich, daß es in Jesaja 53:8 weiter heißt: „Denn er wurde abgetrennt vom Lande der Lebenden. Wegen der Übertretung meines Volkes erlitt er den Schlag.“
25. Wann wurde Jesus Christus „abgetrennt vom Lande der Lebenden“, wodurch er den „Schlag“ erlitt, den andere verdient gehabt hätten?
25 Das bedeutete, daß das irdische Leben des Messias verkürzt werden sollte. Und so war es auch, denn Jesus Christus wurde im Alter von dreiunddreißigeinhalb Jahren hingerichtet. Er erlitt den Schlag, den andere wegen ihrer Übertretung verdient gehabt hätten. Das geschah jedoch nicht vor der Zeit, die Gott als die Zeit bestimmt hatte, zu der sein messianischer „Knecht“ aus der Mitte der auf der Erde Lebenden „abgeschnitten“ werden sollte. Gemäß der Prophezeiung aus Daniel 9:24-27 sagte Jehova über die siebzigste und letzte Woche der siebzig Jahrwochen, die mit dem Messias in Verbindung standen: „Und nach den zweiundsechzig Wochen [die den vorangehenden sieben Wochen folgten] wird der Messias abgeschnitten werden mit nichts für sich selbst.... Und er soll den Bund für die vielen eine Woche lang [vom Herbst 29 u. Z. bis zum Herbst 36 u. Z.] in Kraft halten; und zur Hälfte der Woche [im Frühling 33 u. Z.] wird er Schlachtopfer und Opfergabe aufhören lassen [kraft seines eigenen vollkommenen menschlichen Opfers].“
26. Von wessen „Übertretung“ ist in Jesaja 53:8 die Rede?
26 Im 8. Vers des 53. Kapitels bezieht sich der Prophet Jesaja mit den Worten „mein Volk“ wiederum auf sein eigenes Volk, das damals auch Gottes auserwähltes Volk war. Jesaja gibt die Übertretung seiner Nation zu und weist auf die Unschuld des messianischen „Knechtes“, Jesu Christi, hin. Dieser Messias war bereit, als Unschuldiger für die jüdische Nation, das heißt für die, die Jesaja „mein Volk“ nennt, zu leiden. Diese Nation hatte sich besonders der Übertretung gegenüber Jehova, ihrem Gott, schuldig gemacht Sie war im Jahre 1513 v. u. Z. am Berg Sinai in Arabien durch ihren Mittler Moses in den Gesetzesbund aufgenommen worden. Da sie diesen Bund nicht vollkommen hielt, wurde sie verflucht, und alle Flüche, vor denen Moses sie gemäß 5. Mose 28:15-68 gewarnt hatte, kamen über sie. Dadurch stand sie unter einem Fluch, von dem die übrigen Menschen, die Nichtjuden, nicht betroffen wurden, da sie nicht unter dem mosaischen Bund, dem Gesetzesbund, standen.
DER MESSIAS WIRD ZU EINEM FLUCH FÜR EINE NATION GEMACHT
27, 28. (a) Wie konnte der Fluch, der wegen der Übertretung des Gesetzesbundes auf der jüdischen Nation lastete, aufgehoben werden? (b) Wie betrachtete Gott gemäß seinem Gesetz einen an einen Stamm Gehängten?
27 Wie sollte der auf der jüdischen Nation lastende Fluch aufgehoben werden? Durch den Tod eines Juden an einem Hinrichtungspfahl oder einem Stamm. In 5. Mose 21:22, 23 steht geschrieben:
28 „Und falls sich an einem Mann eine Sünde findet, die das Todesurteil verdient, und er ist zu Tode gebracht worden, und du hast ihn an einen Stamm gehängt, sollte sein Leichnam nicht die ganze Nacht am Stamm bleiben, sondern du solltest ihn auf alle Fälle an jenem Tag begraben, denn etwas von Gott Verfluchtes ist der Gehängte; und du sollst deinen Boden nicht verunreinigen, den Jehova, dein Gott, dir als Erbe gibt.“
29. Wie sorgte Jesus nach den Worten des Apostels Paulus also dafür, daß der Fluch, der wegen der Übertretung des Gesetzes auf der jüdischen Nation lastete, aufgehoben wurde?
29 Jesus mußte daher nicht nur als ein Loskaufsopfer sterben, sondern er mußte auch an einem Hinrichtungspfahl sterben. „Denn“, so sagt der Apostel Paulus, „alle die, die sich auf Gesetzeswerke verlassen, sind unter einem Fluch; denn es steht geschrieben: ,Verflucht ist jeder, der nicht bei allen Dingen bleibt, die in der Buchrolle des „Gesetzes“ geschrieben sind, um sie zu tun.‘ Daß übrigens durch Gesetz niemand bei Gott gerechtgesprochen wird, ist offenkundig, denn ,der Gerechte wird zufolge des Glaubens leben‘. Das ,Gesetz‘ nun hält sich nicht an den Glauben, sondern ,wer sie tut, wird durch sie leben‘. Christus hat uns vom Fluche des ,Gesetzes‘ losgekauft, indem er an unserer Statt ein Fluch geworden ist, denn es steht geschrieben: ,Verflucht ist jeder, der an einen Stamm gehängt ist.‘ So sollte der Segen Abrahams durch Jesus Christus für die Nationen kommen, damit wir den verheißenen Geist durch unseren Glauben empfangen könnten“ (Galater 3:10-14; 5. Mose 27:26; 3. Mose 18:5).
30. Was wurde in Jesaja 53:9 über die Grabstätte des Messias vorhergesagt?
30 Jesus, der Messias, wurde für die jüdische Nation zu einem Fluch, als er am Passahtag des Jahres 33 u. Z. am Hinrichtungspfahl auf Golgotha außerhalb der Stadt Jerusalem starb. Der tote Jesus konnte nicht bestimmen, wo seine Grabstätte sein sollte. Sein Leib hätte wie der eines verfluchten Verbrechers, der keine Auferstehung verdiente, abgenommen und in die Gehenna, das Tal Hinnom, geworfen werden können. Dieses Tal lag südlich und südwestlich von Jerusalem und diente als Müllabladeplatz der heiligen Stadt, auf dem ständig ein Feuer brannte, dem man auch Schwefel zusetzte. Doch die Prophezeiung aus Jesaja 53:9 mußte sich an Jesus erfüllen: „Und er wird seine Grabstätte sogar bei den Bösen haben und bei der reichen Klasse in seinem Tode, obwohl er keine Gewalttat verübt hatte und kein Trug in seinem Munde war.“
31. Wie kam es, daß Jesus „bei den Bösen“ und „bei der reichen Klasse“ begraben wurde?
31 Da Jesus zwischen zwei bekannten Verbrechern starb, die neben ihm an Pfählen hingen, kann gesagt werden, daß seine Grabstätte „bei den Bösen“ war, obwohl er nicht direkt neben ihnen begraben wurde. Nach dem durch Moses übermittelten Gesetz Gottes mußte Jesus vor Sonnenuntergang vom Pfahl abgenommen werden. Da es bald soweit war, baten die Juden Pilatus, die Leiber der drei Männer von seinen Soldaten noch vor dem Ende des Passahtages abnehmen zu lassen (Johannes 19:31-37). Joseph von Arimathia, ein reicher Mann und ein heimlicher Jünger Jesu Christi, ahnte so etwas und ließ sich deshalb vom Statthalter Pilatus die Erlaubnis geben, den Leib Jesu abzunehmen und zu begraben. So wurde Jesus in eine neue Gruft gelegt, in die noch nie eine Leiche gelegt worden war. Dieser reiche Joseph war sich nicht bewußt, daß er durch diese Tat zur Erfüllung von Jesaja 53:9 beitrug, wo es heißt, Jehovas „Knecht“ werde bei seinem Tode seine Grabstätte „bei der reichen Klasse“ haben (Johannes 19:38-42; Matthäus 27:57-60; Markus 15:42-46; Lukas 23:50-53).
32. Wie bewiesen die feindlichen Juden sogar noch nach dem Tod Jesu, daß sie ihn für einen schlimmen Betrüger hielten?
32 Die Schande, die Jesus, dem Messias, dadurch angetan worden war, daß er bei Bösen sterben mußte, wurde durch sein Begräbnis „bei der reichen Klasse“ nicht von ihm weggenommen. Die feindlichen Juden fanden heraus, wo Jesus begraben worden war, und sie verlangten von dem Statthalter Pilatus, daß der Stein vor der Gruft versiegelt und eine Wache aufgestellt werde, da sie Jesus für einen schlimmen Betrüger hielten. Sie befürchteten, die Jünger Jesu könnten sonst seinen Leib stehlen und dann sagen, er sei auferstanden, und dadurch ‘sei dieser letzte Betrug schlimmer als der erste’. Als am dritten Tag die Wache berichtete, daß ein herrlicher Engel vom Himmel das Siegel des Statthalters aufgebrochen und den Stein vor der Gruft weggewälzt habe, bestachen die Oberpriester und die Ältesten die Soldaten und befahlen ihnen, den Leuten zu sagen, Jesu Jünger hätten diesen „letzten Betrug“ begangen und seien noch schlimmere Betrüger als Jesus selbst (Matthäus 27:62-66; 28:11-15).
33, 34. (a) Warum ließ Jehova diese Erniedrigung seines „Knechtes“ zu? (b) Wie geht aus der Prophezeiung in Jesaja 53:10 hervor, daß der Messias seine Lauterkeit nicht vergeblich bewahren würde?
33 So tief wurde Jesus, der Messias, von seinen Feinden erniedrigt, obwohl er, wie es in Jesaja 53:9 vorhergesagt wurde, „keine Gewalttat verübt hatte und kein Trug in seinem Munde war“. Warum ließ Gott, der Allmächtige, dies zu? Weil die Streitfrage, die Satan, der Teufel, aufgeworfen hatte und in die auch der „Knecht“ Jehovas verwickelt war, für immer geklärt werden mußte. Jehovas „Knecht“ mußte hier auf der Erde geprüft werden und mußte beweisen, daß er trotz der Leiden und der Erniedrigung, die Satan, der Teufel, über ihn bringen durfte, unerschütterlich an seiner Loyalität gegenüber der Souveränität Jehova festhielt. Der „Knecht“ Jehovas sollte seine Lauterkeit in dieser unvergleichlichen Prüfung nicht vergeblich oder ohne gebührend belohnt zu werden, auf gottgefällige Weise bewahrt haben. Deshalb heißt es in Jesaja 53:10:
34 „Aber Jehova selbst gefiel es, ihn zu zerschlagen; er hat ihn krank gemacht. Wenn du seine Seele als ein Schuldopfer stellen wirst, wird er seine Nachkommen sehen, er wird seine Tage verlängern, und in seiner Hand wird das gelingen, woran Jehova Gefallen hat.“
DIE BELOHNUNG FÜR DIE ERPROBTE LAUTERKEIT
35. (a) In welchem Sinne „zerschlug“ Jehova seinen „Knecht“ und ‘machte ihn krank’? (b) Woran hatte Jehova in Wirklichkeit „Gefallen“?
35 Jehova Gott „zerschlug“ seinen messianischen „Knecht“ nicht selbst. Er machte ihn allem Anschein nach nicht selbst „krank“, auch nicht bildlich gesprochen. Über viertausend Jahre zuvor hatte Jehova im Garten Eden zu der Schlange im Beisein des Unsichtbaren, der sich der Schlange bedient hatte, gesagt: „Ich werde Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe und zwischen deinem Samen und ihrem Samen. Er wird dir den Kopf zertreten, und du wirst ihm die Ferse zertreten“ (1. Mose 3:15). Um diese Prophezeiung zu erfüllen, mußte Jehova der großen Schlange, Satan, dem Teufel, gestatten, dem messianischen „Knecht“ die Ferse zu zertreten, ja sogar seinen Tod herbeizuführen. Es gefiel ihm, die große Schlange dies tun zu lassen. Jehova machte seinen „Knecht“ in dem Sinne bis zum Tode „krank“, daß er dies alles nach seinem Vorsatz zuließ. Das, woran er Gefallen hatte, war das, was durch das Zerschlagen und durch die tödliche Krankheit bewiesen wurde: die Lauterkeit Jesu.
36. Warum muß es Jehova sein, der, wie die Bibel sagt, die Seele seines „Knechtes“ „als ein Schuldopfer stellen“ wird?
36 Gemäß dem, was in Jesaja, Kapitel 53 über Jehovas „Knecht“ gesagt wird, bringt dieser ein „Schuldopfer“ für andere dar. Nach der Übersetzung von Eugen Henne lautet der betreffende Text: „Wenn er sich selbst als Schuldopfer darbringt [wenn du seine Seele zum Schuldopfer machst (Randbemerkung der Parallel-Bibel)], wird er Nachkommen sehn, lange leben, und der Wille des Herrn wird gelingen durch ihn“ (Jesaja 53:10b). Nach den Worten: „Wenn du seine Seele als ein Schuldopfer stellen wirst“, wie der Text nach dem Hebräischen lautet, muß mit der angesprochenen Person Jehova Gott gemeint sein, denn ihm brachten die Israeliten damals die vorbildlichen Schuldopfer dar, und ihm brachte auch Jesus Christus das gegenbildliche Schuldopfer für die ganze Menschheit dar (Hebräer 9:24 bis 10:14). Jehova bestimmt den Wert eines Opfers, ob es den Anforderungen entspricht, die erfüllt werden müssen, um Sünder von ihrer Schuld und deren Folgen zu befreien.
37. Wie brachte Jesus Gott ein annehmbares Schuldopfer dar, wodurch sich das erfüllte, was am jüdischen Sühnetag vorgeschattet worden war?
37 Damit Jehova das annehmbare Schuldopfer im Himmel dargebracht werden konnte, auferweckte er seinen „Knecht“ am dritten Tag von den Toten. Da der messianische „Knecht“ seine menschliche Seele als ein Schuldopfer niedergelegt hatte, wurde er nicht als eine menschliche Seele mit einem Körper aus Fleisch und Blut ins Leben zurückgebracht. Er wurde von Gott, dem Allmächtigen, als eine Geistperson auferweckt, besaß aber immer noch den Wert seines vollkommenen menschlichen Opfers. Als er daher schließlich in den Himmel auffuhr und in der Gegenwart seines himmlischen Vaters erschien, kam er nicht mit leeren Händen. Er hatte das in Händen, was dem Blut der Tieropfer entsprach, die am jüdischen Sühnetag dargebracht wurden: den Wert seines geopferten menschlichen Lebens als ein Schuldopfer. Das war das Opfer, das er am großen gegenbildlichen Sühnetag darbrachte, und Jehova nahm es zugunsten der ganzen Menschheit an.
NACHKOMMEN
38. Wodurch wird Jesus, der Messias, den Worten aus Jesaja 53:10 entsprechend „Nachkommen sehen“?
38 Wie aus Jesaja, Kapitel 53 hervorgeht, sollte der messianische „Knecht“ bei seinem Tod keine Nachkommen hinterlassen. So war es auch, denn Jesus Christus starb kinderlos, unverheiratet. Im Gegensatz zum ersten Adam, der gesündigt und das Leben für seine Nachkommen verwirkt hatte, steht über Jesus, den Messias, geschrieben: „Der letzte Adam wurde ein lebengebender Geist“ (1. Korinther 15:45). Durch sein Schuldopfer könnte er alle Nachkommen Adams und Evas von Sünde und Tod loskaufen und es ihnen ermöglichen, von der göttlichen Verurteilung frei zu werden und Leben, ja vollkommenes Leben zu erlangen. Wird der „lebengebende Geist“, Jesus, der Messias, diese wunderbare Tat vollbringen? Ja, und das ist auch die Bedeutung der Worte aus Jesaja 53:10: „Wenn du seine Seele als ein Schuldopfer stellen wirst, wird er seine Nachkommen sehen, er wird seine Tage verlängern, und in seiner Hand wird das gelingen, woran Jehova Gefallen hat.“ Demnach sind dem „Knecht“ „Nachkommen“ verheißen worden.
39. Welche weiteren Bibeltexte lassen erkennen, daß der messianische König Nachkommen haben würde?
39 Auch in folgendem prophetischen Psalm werden dem messianischen König Nachkommen verheißen: „An Stelle deiner Vorväter werden deine Söhne sein, die du zu Fürsten einsetzen wirst auf der ganzen Erde“ (Psalm 45:16). Die damit in Verbindung stehende Verheißung aus Jesaja 53:10: „Er wird seine Tage verlängern“ würde also bedeuten, daß der auferstandene „Knecht“ Jehovas eine lange Zeit der Vater von Nachkommen sein würde. Wie lange? Für immer, denn in Jesaja 9:6 lesen wir über den messianischen Nachkommen des Königs David die prophetischen Worte: „Ein Kind ist uns geboren worden, ein Sohn ist uns gegeben worden; und die fürstliche Herrschaft wird auf seiner Schulter sein. Und sein Name wird genannt werden: Wunderbarer Ratgeber, Starker Gott, Ewigvater, Fürst des Friedens.“ Demnach würde dieser messianische König Kinder haben, die aber nicht seine Amtsnachfolger würden, denn er würde ein Ewigvater sein, ein Vater, der seinen Kindern ewiges Leben gibt.
40. Warum wird in der Hand des messianischen „Knechtes“ „das gelingen, woran Jehova Gefallen hat“?
40 Diesem auferweckten „Knecht“ Jehovas sollte es nicht nur gelingen, den losgekauften, adoptierten Nachkommen Adams wieder ewiges Leben zu geben, sondern er sollte auch in allen anderen Dingen, die Jehova seiner Hand anvertrauen würde, Gelingen haben. Der messianische „Knecht“ wird sorgfältig darauf bedacht sein, gewissenhaft das zu tun, „woran Jehova Gefallen hat“. Er wird von Gott zweifellos gesegnet werden, und deshalb wird alles, was er unternimmt, zur Ehre Jehovas und zum Nutzen aller übrigen Beteiligten gelingen.
BEFRIEDIGT NACH DEM „UNGEMACH SEINER SEELE“
41. Wie würde Jehovas „Knecht“ gemäß der Vorhersage in Jesaja 53:11 nach all dem Ungemach, das er als menschliche Seele durchmachte, eingestellt sein?
41 Der messianische „Knecht“ konnte voll Freude der vor ihm liegenden Zeit entgegenblicken. Nach all dem Ungemach, das er als menschliche Seele durchmachte, sollte er mit Befriedigung die Auswirkungen sehen. Er sollte keinen Grund haben, mit Groll an die Leiden zu denken, die er auf der Erde erdulden mußte. Nach Jesaja 53:11 wurde ihm folgendes in Aussicht gestellt: „Wegen des Ungemachs seiner Seele wird er sehen, wird er sich sättigen [Befriedigung gewinnen, Hirsch]. Durch seine Erkenntnis wird der Gerechte, mein Knecht, viele in einen gerechten Stand bringen, und ihre Vergehungen wird er selbst tragen.“
42. Was würde diesen „Knecht“ besonders befriedigen?
42 Das Befriedigendste, was dieser „Knecht“ von lauterer Gesinnung sehen würde, wäre die Rechtfertigung der universellen Souveränität Jehovas, seines himmlischen Vaters. Dadurch, daß er an seiner Lauterkeit gegenüber dem Souverän des ganzen Universums festhielt, als er hier auf der Erde der schwersten Prüfung unterworfen wurde, gab er seinem himmlischen Vater die Möglichkeit, Satan, dem Teufel, der Jehova Gott gehöhnt hatte, eine unmißverständliche Antwort zu geben. Nie mehr sollte dieser Widersacher seinen frechen Mund aufreißen können, um den höchsten „Knecht“ der universellen Organisation Jehovas anzugreifen (Sprüche 27:11).
43. Durch welche „Erkenntnis“ sollte der Messias viele von denen, die von Adam die Sünde ererbt haben, in einen „gerechten Stand“ bringen, und wie?
43 In Verbindung mit der Rechtfertigung des Souveränen Herrn Jehova sollten auch viele der Erdbewohner, die von dem Sünder Adam Ungerechtigkeit und Verurteilung ererbt haben, in einen „gerechten Stand“ gebracht werden (Römer 5:12). Bei der „Erkenntnis“, durch die der Messias dies bewirken würde, handelt es sich offensichtlich um eine hinzugewonnene Erkenntnis. Es ist die Erkenntnis, die er dadurch hinzugewonnen hat, daß er als Mensch auf die Erde kam und in Verbindung mit der kranken und sündigen Menschheit als Unschuldiger litt. Er wurde „ein Mann, bestimmt für Schmerzen und für das Vertrautsein mit Krankheit“ (Jesaja 53:3). Diese „Erkenntnis“ bedeutete für ihn eine Prüfung seiner Lauterkeit, verbunden mit Leiden bis zum bitteren Tod. Was er in seinem vormenschlichen Leben im Himmel nicht gekannt hatte — nämlich Leiden zufolge der Treue gegenüber dem Souveränen Herrn Jehova —, lernte er hier auf der Erde unter der Herrschaft Satans, des Teufels, des „Gottes dieses Systems der Dinge“ und des „Herrschers dieser Welt“, kennen (2. Korinther 4:4; Johannes 12:31). Dadurch, daß er am eigenen Leibe erfuhr, was es bedeutete, bis zum Tod zu leiden, konnte er das Sühnopfer darbringen, durch das viele gerecht gemacht werden sollten.
44. Wer gelangt in diesen „gerechten Stand“, und wann?
44 Zu dieser Gerechtigkeit oder in diesen „gerechten Stand“ vor Gott gelangen zuerst die 144 000 Miterben Jesu Christi, und zwar in dem Sinne, daß ihnen diese Gerechtigkeit zugerechnet wird. Der Apostel Paulus schrieb gemäß 2. Korinther 5:21 an solche Personen: „Den, der Sünde nicht kannte, hat er für uns zur Sünde gemacht, damit wir in Gemeinschaft mit ihm Gottes Gerechtigkeit würden.“ Und in Römer 5:19 lesen wir: „Denn so, wie durch den Ungehorsam des e i n e n Menschen viele zu Sündern gemacht wurden, so werden auch durch den Gehorsam des e i n e n viele zu Gerechten gemacht werden.“ Zur festgesetzten Zeit werden die Kinder des Ewigvaters, Jesu Christi, in den „gerechten Stand“ gelangen. Jesus Christus wird während der tausend Jahre, in denen er über die Erde regiert, seine irdischen „Nachkommen“ in einen vollkommen gerechten Stand erheben, damit sie sich gegenüber Jehovas universeller Souveränität in vollkommenem Sinne als loyal und treu erweisen können und deshalb die Gabe des ewigen Lebens empfangen (Offenbarung 20:4-6, 11-15).
45. Warum haben wir allen Grund, Jehova dafür dankbar zu sein, daß er diesen „Knecht“, der seine Lauterkeit bewahrte, gesandt hat?
45 An den vielen, die auf diese Weise ‘in einen gerechten Stand gebracht werden’, erfüllt sich die Prophezeiung aus Jesaja 53:11: „Und ihre Vergehungen wird er selbst tragen.“ Mit anderen Worten, er selbst, der messianische „Knecht“ Jehovas, wird die Strafe für ihre Vergehungen tragen und dadurch das auf ihnen lastende Todesurteil aufheben. Wie dies geschah, beschreibt der Apostel Petrus, indem er über den „Knecht“ Jehovas sagt: „Er selbst trug unsere Sünden in seinem eigenen Leibe an den Stamm hinauf, damit wir mit Sünden nichts mehr zu tun hätten und der Gerechtigkeit leben könnten. Und ,durch seine Striemen wurdet ihr geheilt‘. Denn ihr seid wie Schafe gewesen, die irregingen, ihr habt jetzt aber zu dem Hirten und Aufseher eurer Seelen zurückgefunden“ (1. Petrus 2:24, 25). Wie dankbar sollten wir doch für das sein, was dieser messianische „Knecht“ für uns getan hat! Wie dankbar sollten wir Jehova sein, der diesen „Knecht“, der seine Lauterkeit bewahrte, gesandt hat! (Römer 3:24-26).
‘EIN ANTEIL UNTER DEN VIELEN’ FÜR DEN „KNECHT“
46, 47. Erkläre die prophetische Verheißung: „Ich [werde] ihm einen Anteil geben unter den vielen.“
46 Vor dem Kommen des messianischen „Knechtes“ Jehovas gab es „viele“ treue Knechte Jehovas, die dem Souveränen Herrn Jehova die Treue hielten und die von ihm schon in diesem Leben mit einem gebührenden „Anteil“ belohnt wurden. Denken wir zum Beispiel an Noah, Abraham, Isaak, Jakob (Israel), Joseph und Hiob. Für diese vielen, die sich durch ihre gottgefällige Lauterkeit auszeichneten, ist auch in Jehovas künftigem neuen System der Dinge unter dem Königreich des messianischen „Knechtes“, das über die ganze Erde regieren wird, ein „Anteil“ aufbewahrt. Diese treuen Anbeter Jehovas gehören zu den „vielen“, deren Sündenlast sein „Knecht“ trug. Aus dem gleichen Grund, aus dem Jehova auf diese Weise Wertschätzung für die Lauterkeit der „vielen“ Treuen aus früheren Zeiten bekundete, wird er auch seinem messianischen „Knecht“ unter diesen „vielen“ Treuen der alten Zeit einen Anteil geben. Deshalb heißt es in Jesaja 53:12:
47 „Aus diesem Grunde werde ich ihm einen Anteil geben unter den vielen, und mit den Mächtigen wird er die Beute verteilen [teilen, Elberfelder Bibel] dafür, daß er seine Seele in den Tod selbst ausschüttete, und den Übertretern wurde er zugezählt; und er selbst trug die Sünde vieler, und er ging daran, für die Übertreter vermittelnd einzutreten“ (NW; Kautzsch; Hamp, Stenzel).
48. Wer sind die „Mächtigen“, mit denen Jehovas „Knecht“ die Beute teilt, und wo führte dieser den Kampf, durch den ihm die Beute zufiel?
48 Der „Knecht“ bekommt von Jehova nicht nur ‘einen Anteil unter den vielen’, sondern er gewinnt auch Kriegsbeute durch einen Sieg über seine Feinde und über die Feinde des Gottes, dessen oberster Knecht er ist. Daß er die Beute mit „Mächtigen“ teilt, zeigt, daß er selbst auch „mächtig“ ist. Wer sind nun diese „Mächtigen“, mit denen er die Beute teilt? Es sind die, die sich an seinem Kampf beteiligt haben (Jesaja 60:22). Diese „Mächtigen“ sind allem Anschein nach nicht die Engel, mit denen der messianische „Knecht“ in dem bevorstehenden Krieg von Har-Magedon gegen die Feinde Jehovas kämpfen wird (Offenbarung 16:14, 16; 19:11-14). Es handelt sich dabei vielmehr um die, die den gleichen Kampf führen, den er selbst führte, als er auf der Erde war. Jesaja 53:12 bringt dieses Teilen der Beute mit dem Werk in Verbindung, das der „Knecht“ auf der Erde verrichtete, bis er von der Erde, „vom Lande der Lebenden“, abgeschnitten wurde (Jesaja 53:8).
49. Was sagt die Bibel über Siege, die Jesus und seine Nachfolger auf der Erde errungen haben?
49 Kurz bevor Jesus in der Passahnacht des Jahres 33 u. Z. festgenommen, vor Gericht gestellt und zum Tod verurteilt wurde, sagte er zu seinen treuen Aposteln: „In der Welt habt ihr Drangsal, doch faßt Mut! Ich habe die Welt besiegt“ (Johannes 16:33). Die Worte des Apostels Paulus, die wir in 2. Korinther 2:14 lesen, beziehen sich ebenfalls offensichtlich auf einen Siegeszug: „Gott aber sei Dank, der uns allezeit in Gemeinschaft mit dem Christus im Triumphzug einherführt und durch uns den Geruch der Erkenntnis über ihn an jedem Ort wahrnehmbar macht!“ Und über das, was Gott durch Jesus Christus bewirkte, schreibt der Apostel Paulus: „Er hat sie [die wider uns lautende handschriftliche Urkunde] aus dem Wege geräumt, indem sie an den Marterpfahl genagelt wurde. Die Regierungen und die Gewalten entblößend, stellte er sie als besiegt in der Öffentlichkeit zur Schau und führte sie durch den Marterpfahl im Triumphzuge einher“ (Kolosser 2:14, 15).
50, 51. Was ist die „Beute“, die Jesus mit seiner Versammlung teilt, wenn es sich bei diesem Kampf doch um einen geistigen Kampf handelt?
50 Wenn in Jesaja 53:12 also offensichtlich auf den geistigen Kampf Bezug genommen wird, den der messianische „Knecht“ führen mußte, was ist dann die „Beute“, die er mit den 144 000 „Mächtigen“ seiner Versammlung teilt? Nach der Bibel müßte es sich dabei um die „Gaben in Form von Menschen“ handeln, die er seiner Versammlung von Pfingsten des Jahres 33 u. Z. an verliehen hat. Der Apostel Paulus, der sich auf den als Streitgesang bezeichneten 68. Psalm bezieht und den 18. Vers zitiert, schreibt über Jesus Christus:
51 „Deshalb sagt er: ,Als er auffuhr in die Höhe, führte er Gefangene hinweg; er gab Gaben in Form von Menschen.‘ Was bedeutet nun der Ausdruck ,als er auffuhr‘ anderes, als daß er auch zu den niederen Regionen, das heißt zur Erde, hinabfuhr? Der, welcher hinabfuhr, ist auch der, welcher hoch über alle Himmel hinauffuhr, damit er allen Dingen Fülle gebe. Und er gab einige als Apostel, einige als Propheten, einige als Evangeliumsverkündiger, einige als Hirten und Lehrer, im Hinblick auf das Zurechtbringen der Heiligen für das Dienstwerk, für die Auferbauung des Leibes des Christus“ (Epheser 4:8-12).
52, 53. (a) Wie erweisen sich Christi Miterben als „Mächtige“? (b) Was für eine „Beute“, auf die in Jesaja 53:12 Bezug genommen wird, entreißen sie dem Feind, und warum?
52 Diese „Gaben in Form von Menschen“ gehörten zu den Gefangenen, die er dadurch hinwegführte, daß er seine menschliche Seele als ein Lösegeld für die verurteilte Menschheit hingab (Matthäus 20:28; 1. Timotheus 2:5, 6). Diese „Gaben in Form von Menschen“ verleiht der auferstandene und in den Himmel aufgefahrene Jesus Christus seiner Versammlung der 144 000 Miterben, um sie zu stärken, so daß sie siegreich gegen die gegenwärtige Welt und deren Gott kämpfen und dadurch mit ihm an der Rechtfertigung der universellen Souveränität Jehovas teilhaben können. Er sagt gemäß Offenbarung 3:21 zu ihnen: „Wer siegt, dem will ich gewähren, sich mit mir auf meinen Thron zu setzen, so, wie ich gesiegt und mich mit meinem Vater auf seinen Thron gesetzt habe.“ Durch ihren Sieg über die böse Welt und deren Gott erweisen sie sich als „Mächtige“, und der messianische „Knecht“ Jehovas teilt mit ihnen auch die mit dem Königreich verbundenen Vorrechte. Was sie dem besiegten Feind entrissen haben, ist die Grundlage, auf der dieser Jehova gehöhnt hat, indem er behauptete, Jehovas Anbeter würden seine universelle Souveränität nicht selbstlos unterstützen (Sprüche 27:11).
53 Diese Beteiligung an der Rechtfertigung des Souveränen Herrn Jehova im Verein mit Jesus Christus, dem „Knecht“, ist eine kostbare „Beute“, von der die 144 000 Sieger einen Teil erhalten. Das bedeutet natürlich nicht, daß sie nicht auch an der herrlichen Siegesbeute teilhaben werden, die der „Knecht“ Jehovas im „Krieg des großen Tages Gottes, des Allmächtigen“, in Har-Magedon, machen wird (Offenbarung 19:11-21; 2:26, 27). Doch darum geht es in Jesaja 53:12, wo deutlich auf ein Versöhnungs- oder Mittlerwerk des messianischen „Knechtes“ Jehovas Bezug genommen wird, nicht.
54. Wofür wird nach der von Jesaja aufgezeichneten Erklärung der „Knecht“ auf diese Weise belohnt?
54 Wofür wird der „Knecht“ auf diese hervorragende Weise belohnt? Die Antwort, die dieser Vers gibt, lautet: „Dafür, daß er seine Seele in den Tod selbst ausschüttete, und den Übertretern wurde er zugezählt; und er selbst trug die Sünde vieler, und er ging daran, für die Übertreter vermittelnd einzutreten.“
55. Zu welchem Zweck schüttete Jesus seine Seele in den Tod aus?
55 Im Garten Gethsemane sagte Jesus zu seinen treuen Aposteln vor seiner Festnahme: „Meine Seele ist tief betrübt, ja bis zum Tode“ (Matthäus 26:38). Trotzdem entblößte er seine menschliche Seele bis zum Tode und erfüllte so den Zweck, zu dem er eine menschliche Seele geworden war: „Der Sohn des Menschen [ist] nicht gekommen ..., um bedient zu werden, sondern um zu dienen und seine Seele als ein Lösegeld im Austausch gegen viele zu geben.“ Er gab seine menschliche Seele im Austausch gegen viele, indem er als Mensch starb (Matthäus 20:28). Er entäußerte sich selbst, indem er seine Seele in den Tod ausschüttete. Das ermöglichte es Jehova Gott, „seine [Jesu Christi] Seele als ein Schuldopfer [zu] stellen“, damit alle, die dieses Loskaufsopfer annehmen würden, in einen „gerechten Stand“ gebracht würden (Jesaja 53:10, 11).
56, 57. (a) War sich Jesus dessen bewußt, daß er das erfüllte, was in Jesaja, Kapitel 53 über Jehovas „Knecht“ vorhergesagt wurde? (b) Von wem wurde er ‘den Übertretern zugezählt’, und warum erduldete er diese Erniedrigung?
56 Jesus Christus betrachtete sich selbst als der in Jesaja, Kapitel 53 vorhergesagte „Knecht“. Er gab zu, daß er dieser „Knecht“ war, als er in der Passahnacht, in der er verraten und festgenommen wurde, zu seinen treuen Aposteln sagte: „Jetzt aber nehme der, der einen Geldbeutel hat, ihn an sich, ebenso auch eine Speisetasche; und wer kein Schwert hat, verkaufe sein äußeres Kleid und kaufe eins. Denn ich sage euch, daß das, was geschrieben steht, an mir vollendet werden muß, nämlich: ,Und er wurde unter die Gesetzlosen gerechnet.’ Denn das, was mich betrifft, hat eine Vollendung“ (Lukas 22:36, 37). Deshalb kam die Volksmenge, die später in jener Nacht in den Garten kam, um ihn festzunehmen, mit Knüppeln und Schwertern, als gelte es, einen Gesetzlosen, einen Übertreter, einen Räuber, zu verhaften (Markus 14:48, 49). Diese Volksmenge ging heimlich, unter dem Schutz der Dunkelheit, vor. Doch später, in den Tagesstunden, wurde Jesus öffentlich als einer, der den Übertretern zugezählt wurde, bloßgestellt, indem er als ein Gesetzesübertreter an einen Pfahl geschlagen wurde. Um die Tatsache, daß er zu den Übertretern gerechnet wurde, noch zu unterstreichen, ‘brachten sie mit ihm zwei Räuber an den Pfahl, einen zu seiner Rechten und einen zu seiner Linken’ (Markus 15:27). Doch Jesus ertrug diese Erniedrigung, damit das Wort Jehovas als wahrhaftig und unfehlbar bestätigt werde und damit er wegen der Übertretung seines Volkes den „Schlag“ der Bestrafung erleide (Jesaja 53:8).
57 Dadurch, daß Jehova Gott seinen messianischen „Knecht“ belohnte und ihn hoch erhöhte, bewies er, daß er ihn nicht zu den Übertretern zählte. Er hatte lediglich vorausgesagt, daß die Welt den messianischen „Knecht“ so einstufen würde. Jesus Christus ertrug diese Erniedrigung, die für einen treuen Diener Gottes bestimmt schwer zu ertragen war, da sein Gott dadurch anscheinend geschmäht und derjenige, der Gott gehöhnt hatte, anscheinend geehrt wurde. Doch Jesus trank diesen Kelch der öffentlichen Erniedrigung, um verurteilten, sterbenden Menschen Barmherzigkeit zu erweisen. Auf diesen Gedanken werden wir durch folgende Worte aus Jesaja 53:12 hingewiesen: „Und er selbst trug die Sünde vieler, und er ging daran, für die Übertreter vermittelnd einzutreten.“ (Vergleiche Hebräer 2:14-18; 4:15.)
58. (a) Wessen Barmherzigkeit wurde dadurch menschlichen Übertretern erwiesen, und wie groß war seine Barmherzigkeit? (b) Warum wählte er seinen einziggezeugten Sohn, damit er die Aufgabe seines „Knechtes“ erfülle?
58 Er trat für die vielen Übertreter vermittelnd ein und trug ihre Sünden, damit Jehovas Barmherzigkeit der ganzen Menschheit erwiesen werden könne. Dadurch, daß Jehova seinen messianischen „Knecht“ sandte und ihn diese Leiden und diese Erniedrigung bis zum Tode erdulden ließ, bekundete er uns Übertretern gegenüber seine grenzenlose Barmherzigkeit. Der Gedanke der Barmherzigkeit gegenüber der verurteilten Menschheit stammt einzig und allein von Jehova Gott. Seine Barmherzigkeit war so groß, daß er nicht einmal seinen geliebtesten himmlischen Sohn verschonte (Römer 8:31, 32). Er wollte nicht, daß sein Vorsatz, Barmherzigkeit zu erweisen, vereitelt werde, nur weil er von einem Vermittler abhängig wäre, auf den er sich nicht absolut verlassen könnte. Er setzte auf seinen einziggezeugten Sohn das größte Vertrauen, weil er wußte, daß dieser ihn unter keinen Umständen im Stich lassen würde. Deshalb wählte er diesen Sohn, damit er die Aufgabe dessen erfülle, den er „mein Knecht“ nannte (Jesaja 52:13; 53:11). Dadurch, daß Gott seinen Sohn der strengen Zucht unterzog, die für diesen „Knecht“ vorgeschrieben war, bewies er, daß er ihn ganz besonders liebte (Hebräer 12:3-6).
59. Wer bekundete nach der Bibel diese wunderbare „Liebe zum Menschen“?
59 Jehova Gott sei Dank dafür, daß er einen solch zuverlässigen „Knecht“ erweckte, durch den die Größe seiner Liebe und Barmherzigkeit hervorgehoben wurde! Diese Tat war wirklich ein Beweis seiner Menschenliebe, wie geschrieben steht: „Als ... die Güte und die Liebe zum Menschen auf seiten unseres Retters, Gottes, kund wurde, rettete er uns, nicht zufolge von Werken, die wir in Gerechtigkeit vollbracht hätten, sondern gemäß seiner Barmherzigkeit durch das Bad, das uns zum Leben brachte, und durch unsere Erneuerung durch heiligen Geist. Diesen Geist goß er durch Jesus Christus, unseren Retter, reichlich über uns aus“ (Titus 3:4-6).
60. (a) Warum erhielt Jesus Christus im Vergleich zu Hiob, der für sein Festhalten an seiner Lauterkeit reich belohnt wurde, einen weit größeren Lohn? (b) Welche Gewähr bietet uns die Tatsache, daß Jesus in der schweren Prüfung auf der Erde treu blieb, für die Zukunft?
60 Wir freuen uns, daß die erprobte Lauterkeit Jesu Christi, des treuen „Knechtes“, durch eine höhere Stellung und durch größere Verantwortung in Jehovas universeller Organisation so reich belohnt wurde. Der geduldige Hiob, der einst für sein unerschütterliches Festhalten an seiner Lauterkeit zur Belohnung von allem, was er vor seiner schweren Prüfung gehabt hatte, das Doppelte erhielt, war hierfür ein treffendes Vorbild (Hiob 42:10). Mit der Prüfung Jesu Christi auf der Erde und mit der Bewahrung seiner Lauterkeit war indes weit mehr verbunden; darum war auch die Belohnung entsprechend größer. Da er in der schweren Prüfung seiner Lauterkeit auf der Erde treu blieb, wird er bestimmt auch seine größeren Aufgaben sowohl in der gegenwärtigen kritischen Zeit als auch in der Zukunft treu erfüllen (Lukas 16:10).