Den Weg der Unabhängigkeit verlassen
„‚Kehret um zu mir‘, ist der Ausspruch Jehovas der Heerscharen, ‚und ich werde zu euch umkehren.‘“ — Sach. 1:3.
1. Was für einen Gehorsam wünscht Jehova von seinen vernunftbegabten Geschöpfen?
JEHOVA GOTT hat noch niemand gezwungen, ihm zu dienen. Er wünscht bereitwilligen Gehorsam von seinen vernunftbegabten Geschöpfen, einen Gehorsam, der sich auf Liebe zu ihm und auf Wertschätzung für das, was er für sie getan hat, stützt. (5. Mose 30:11-16; 1. Joh. 4:8-10; 5:2, 3) Moses sagte zu den Israeliten in den Wüstenebenen Moabs: „Ich nehme heute tatsächlich die Himmel und die Erde gegen euch zu Zeugen, daß ich dir Leben und Tod vorgelegt habe, den Segen und den Fluch; und du sollst das Leben wählen, damit du am Leben bleibest, du und deine Nachkommen, indem du Jehova, deinen Gott, liebst, indem du auf seine Stimme hörst und indem du fest zu ihm hältst; denn er ist dein Leben und die Länge deiner Tage, damit du auf dem Erdboden wohnest, den Jehova deinen Vorvätern Abraham, Isaak und Jakob zuschwor, ihnen zu geben.“ — 5. Mose 30:19, 20.
2. Wie reagieren die Engel, wenn sich Menschen bereitwillig Jehova Gott unterwerfen, und warum?
2 Lange bevor der Mensch erschaffen wurde, fanden Millionen von Engeln Freude daran, Jehova Gott zu dienen, und sie finden auch jetzt Freude daran. (Hiob 38:4-7; Dan. 7:10; Hebr. 12:22) Sie empfinden dasselbe, was die vierundzwanzig Ältesten zum Ausdruck brachten, die der Apostel Johannes in einer Vision sah: „Du bist würdig, Jehova, ja du, unser Gott, die Herrlichkeit und die Ehre und die Macht zu empfangen, weil du alle Dinge erschaffen hast, und deines Willens wegen existierten sie und wurden sie erschaffen.“ (Offb. 4:11) Da die treuen Engel anerkennen, daß der Gehorsam gegenüber Gott der einzig richtige Weg ist, der außerdem zu bleibenden Segnungen führt, haben sie Freude daran, zu sehen, daß Menschen den Weg der Unabhängigkeit verlassen und sich dem Schöpfer bereitwillig unterwerfen. Christus Jesus sagte: „Es [gibt] bei den Engeln Gottes Freude über einen einzigen Sünder, der bereut.“ — Luk. 15:10.
3. Wie zeigte Jehova Gott, daß er wünschte, daß das untreue Israel zu ihm umkehrte?
3 Die Freude der Engel stimmt völlig mit dem überein, was Gott selbst diesbezüglich empfindet. Immer wieder forderte Jehova die ungehorsamen Israeliten auf, ihre bösen Wege zu verlassen: „Suchet Jehova, während er sich finden läßt. Ruft ihn an, während er sich als nahe erweist. Der Böse verlasse seinen Weg und der schadenstiftende Mann seine Gedanken; und er kehre um zu Jehova, der sich seiner erbarmen wird, und zu unserem Gott, denn er wird in großem Maße vergeben.“ (Jes. 55:6, 7) „Ich habe kein Gefallen am Tode des Bösen, sondern daran, daß ein Böser von seinem Wege umkehrt und tatsächlich am Leben bleibt. Kehrt um, kehrt um von euren bösen Wegen, denn warum solltet ihr sterben, o Haus Israel?“ (Hes. 33:11) „‚Kehret um zu mir, so will ich zu euch umkehren‘, hat Jehova der Heerscharen gesprochen.“ — Mal. 3:7.
4. Waren die Gelegenheiten, die Ungerechtigkeit aufzugeben, auf das alte Israel beschränkt?
4 Die Gelegenheiten, dem Vollzug göttlicher Rache dadurch zu entgehen, daß man kein Unrecht mehr begeht, waren nicht auf die Nation Israel beschränkt. Durch den Propheten Jeremia erklärte Jehova: „In irgendeinem Augenblick, da ich gegen eine Nation und gegen ein Königreich reden mag, um sie auszurotten und sie niederzureißen und sie zu vernichten, und jene Nation tatsächlich umkehrt von ihrer Schlechtigkeit, gegen die ich redete, so will ich Bedauern empfinden über das Unglück, das ich an ihr zu vollstrecken gedacht hatte.“ (Jer. 18:7, 8) Ebenso erinnerte der Apostel Petrus die Christen: „Jehova ist hinsichtlich seiner Verheißung nicht langsam, wie es einige für Langsamkeit halten, sondern er ist geduldig mit euch, weil er nicht will, daß irgend jemand vernichtet werde, sondern will, daß alle zur Reue gelangen.“ — 2. Petr. 3:9.
DIE EINSTELLUNG DER SELBSTGERECHTEN
5. Welche Haltung haben die Menschen oft gegenüber Personen eingenommen, die das von ihnen begangene Unrecht bereuten?
5 Unvollkommene Menschen haben jedoch oft versäumt, Jehova Gott und die heiligen Engel nachzuahmen und sich über diejenigen zu freuen, die den Weg der Unabhängigkeit verlassen haben und Täter des göttlichen Willens geworden sind. Während der Zeit, da Christus Jesus und sein Vorläufer Johannes der Täufer dienten, herrschte zum Beispiel eine Einstellung der Unbarmherzigkeit unter den selbstgerechten religiösen Führern des Judentums. Als Steuereinnehmer und Personen, die in dem Ruf standen, Sünder zu sein, zum Beispiel Huren, ihre gegen Gott begangenen Übertretungen bereuten und von Johannes dem Täufer untergetaucht wurden, freuten sich jene religiösen Führer nicht, und sie fühlten sich auch nicht veranlaßt, Johannes Glauben zu schenken. (Matth. 21:32; Luk. 3:12; 7:29, 30) Als Christus Jesus später verachteten Steuereinnehmern und Sündern geistig beistand, äußerten die Schriftgelehrten und Pharisäer ihr Mißfallen. — Luk. 5:27-31.
6. Wie tadelte Jesus die verkehrte Einstellung der Schriftgelehrten und Pharisäer?
6 Bei einer Gelegenheit kamen ständig Steuereinnehmer und Sünder herbei, um zu hören, was Jesus zu sagen hatte. „Deshalb murrten sowohl die Pharisäer als auch die Schriftgelehrten fortwährend und sprachen: ‚Dieser Mann heißt Sünder willkommen und ißt mit ihnen.‘“ In der Antwort auf ihre Klage gebrauchte Jesus drei Gleichnisse, die alle davon handelten, daß etwas Verlorenes wiedergefunden wurde und welche Freude dies auslöste. (Luk. 15:1-10) Das letzte dieser Gleichnisse handelt von drei Hauptpersonen, von einem Vater und seinen zwei Söhnen. Der Vater stellt Jehova Gott dar, der ältere Sohn die Schriftgelehrten und Pharisäer und der jüngere Sohn die Sünder und Steuereinnehmer. Da die Sünder, Steuereinnehmer, Pharisäer und Schriftgelehrten Juden waren, waren sie alle Brüder und gehörten einer Nation an, die in einem Bundesverhältnis mit Gott stand. Aber die Juden hatten Gottes Gesetz nicht vollkommen gehalten, und daher mußten sie alle, auch die selbstgerechten Pharisäer und Schriftgelehrten, bereuen und vor Gott in die richtige Stellung gelangen, indem sie Christus Jesus anerkannten. (Vergleiche Apostelgeschichte 2:38 und Römer 3:9-12.) Jesu Gleichnis spiegelte somit tatsächlich bestehende Verhältnisse wider und zeigte, was erforderlich war, um Gottes Vergebung zu erlangen. Mit diesem Gedanken können wir Jesu Worte lesen, wie sie in Lukas, Kapitel 15, Vers 11 bis 32 zu finden sind:
7. Was tat der jüngere Sohn in Jesu Gleichnis, und wie erging es ihm deshalb?
7 „Ein gewisser Mensch hatte zwei Söhne. Und der jüngere von ihnen sagte zu seinem Vater: ‚Vater, gib mir den Anteil des Eigentums, der mir zukommt.‘ Darauf teilte er seine Mittel zum Lebensunterhalt unter sie. Später, nicht viele Tage danach, packte der jüngere Sohn alles zusammen und reiste fort in ein fernes Land und verschwendete dort sein Eigentum, indem er ein ausschweifendes Leben führte. Als er alles verbraucht hatte, entstand eine schwere Hungersnot in jenem ganzen Lande; und er fing an, Not zu leiden. Er ging sogar hin und schloß sich einem der Bürger jenes Landes an, und er sandte ihn auf seine Felder, damit er Schweine hüte. Und er begehrte jeweils, sich mit den Johannisbrotschoten zu sättigen, die die Schweine fraßen, und niemand gab ihm welche.“
8. (a) Welchen Entschluß faßte der jüngere Sohn, als er zur Besinnung kam? (b) Wie empfing ihn sein Vater?
8 „Als er zur Besinnung kam, sagte er: ‚Wie viele Lohnarbeiter meines Vaters haben Brot in Fülle, während ich hier vor Hunger zugrunde gehe! Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater ziehen und zu ihm sagen: „Vater, ich habe gegen den Himmel und gegen dich gesündigt. Ich bin nicht mehr würdig, dein Sohn genannt zu werden. Halte mich wie einen deiner Lohnarbeiter.“‘ Er machte sich also auf und ging zu seinem Vater. Als er noch weit weg war, erblickte ihn sein Vater und wurde von Mitleid bewegt, und er lief und fiel ihm um den Hals und küßte ihn zärtlich. Da sagte der Sohn zu ihm: ‚Vater, ich habe gegen den Himmel und gegen dich gesündigt. Ich bin nicht mehr würdig, dein Sohn genannt zu werden. Halte mich wie einen deiner Lohnarbeiter.‘ Der Vater aber sagte zu seinen Sklaven: ‚Schnell! Bringt ein langes Gewand heraus, das beste, und kleidet ihn damit, und tut einen Ring an seine Hand und Sandalen an seine Füße. Und bringt den gemästeten jungen Stier her, schlachtet ihn, und laßt uns essen und fröhlich sein, denn dieser mein Sohn war tot und kam wieder zum Leben; er war verloren und wurde gefunden.‘ Und sie fingen an, fröhlich zu sein.“
9. Wie reagierte der ältere Sohn auf den Empfang, der seinem jüngeren Bruder bereitet wurde?
9 „Nun war sein älterer Sohn auf dem Felde; und als er kam und sich dem Hause näherte, hörte er Konzertklänge und Tanz. Da rief er einen von den Knechten herbei und erkundigte sich, was diese Dinge bedeuteten. Er sprach zu ihm: ‚Dein Bruder ist gekommen, und weil dein Vater ihn gesund zurückerhalten hat, hat er den gemästeten jungen Stier geschlachtet.‘ Er aber wurde zornig und wollte nicht hineingehen. Da kam sein Vater heraus und begann ihm zuzureden. Als Antwort sagte er zu seinem Vater: ‚Sieh, ich habe so viele Jahre wie ein Sklave für dich gearbeitet, und kein einziges Mal habe ich dein Gebot übertreten, und doch hast du mir kein einziges Mal ein Böcklein gegeben, damit ich mit meinen Freunden hätte fröhlich sein können. Sobald aber dieser dein Sohn, der deine Mittel zum Lebensunterhalt mit Huren verpraßt hat, angekommen ist, hast du den gemästeten jungen Stier für ihn geschlachtet.‘ Darauf sprach er zu ihm: ‚Kind, du bist immer bei mir gewesen, und alles, was mein ist, ist dein; aber wir mußten einfach fröhlich sein und uns freuen, denn dieser dein Bruder war tot und kam zum Leben, und er war verloren und wurde gefunden.‘“
DER ZUSTAND DERJENIGEN, DIE IN DIE IRRE GEGANGEN SIND
10. Inwiefern gleichen heute viele dem jüngeren Sohn aus dem Gleichnis Jesu?
10 In der heutigen Zeit haben viele Personen einen Weg eingeschlagen, der sehr dem Weg gleicht, den der jüngere Sohn einschlug, als er sein Vaterhaus verließ.a Einige haben die wahre Anbetung verlassen, um Beschimpfung oder Schikanen auszuweichen, unter denen sie vorübergehend von Freunden, Verwandten oder anderen zu leiden hatten. Andere haben den Weg der Unabhängigkeit von Gott vorgezogen, weil sie gerade das tun wollten, was von ihm verurteilt wird, wozu geschlechtliche Unsittlichkeit, Diebstahl und Trunkenheit gehören. (1. Kor. 6:9, 10) Wieder andere haben ihr Bibelstudium eingestellt, da sie glauben, Jehova zu dienen koste sie zuviel Zeit, in der sie dem Vergnügen nachgehen könnten, oder hindere sie daran, in der Welt voranzukommen. Ungeachtet, welche anderen Gründe es geben mag, zeigen Personen, die sich davon zurückhalten, Gottes Willen zu tun, oder die aufgehört haben, ihn zu tun, daß es für sie etwas Wichtigeres oder Lohnenderes gibt, als ihrem Schöpfer treu zu dienen.
11, 12. In welchem Zustand befinden sich diejenigen, die in die Irre gegangen sind?
11 All solche Personen befinden sich in einem Zustand geistigen Hungers und sind weit von Jehova Gott entfernt, als wären sie in einem fernen Land. Sie gehören der Welt Satans an und sind ihm versklavt, denn „die ganze Welt liegt in der Macht dessen, der böse ist“. (1. Joh. 5:19) Verglichen mit dem Dienst für den Schöpfer, ist ihr Zustand, in dem sie Satan und seiner Welt versklavt sind, nichts Besseres, als es für einen Juden zu der Zeit, da Jesus auf Erden diente, gewesen wäre, Schweine (Tiere, die gemäß den Bedingungen des mosaischen Gesetzes unrein waren) zu hüten. Diejenigen, die es sich erwählt haben, als Ehebrecher, Hurer, Homosexuelle, Diebe und dergleichen ein ausschweifendes Leben zu führen, befinden sich in einem Zustand geistigen Verderbens und geistiger Erniedrigung.
12 Viele, die keine Gemeinschaft mehr mit Gottes Volk pflegen, mögen zwar kein ausschweifendes Leben führen, doch haben sie trotzdem viel verloren. Da sie nicht geistig gesinnt sind, ist ihr Leben oft ein Leben ständiger Hoffnungslosigkeit. Nicht selten führt ihr Wunsch, in der Welt voranzukommen, dazu, daß sie sich unehrliche Geschäftspraktiken zu eigen machen. (Vergleiche Sprüche 28:20.) Oft verbringen sie so viel Zeit und Kraft damit, eine Stellung in der Welt beizubehalten, daß ihre Kinder nicht die nötige Führung und Zucht erhalten. Demzufolge müssen viele schließlich mit Schmerzen erleben, daß ihre Kinder einen Weg der Widerspenstigkeit einschlagen und ihr Leben zugrunde richten. Die Erfahrung derer, die so weit in materielle Angelegenheiten verwickelt werden, daß die wahre Anbetung für sie keinen Platz mehr hat, wird vom Apostel Paulus in folgenden Worten gut zusammengefaßt: „Die aber, die entschlossen sind, reich zu werden, fallen in Versuchung und in eine Schlinge und in viele unsinnige und schädliche Begierden, die die Menschen in Vernichtung und Verderben stürzen. Denn die Geldliebe ist eine Wurzel von schädlichen Dingen aller Arten, und indem einige dieser Liebe nachstrebten, sind sie vom Glauben abgeirrt und haben sich selbst mit vielen Schmerzen überall durchbohrt.“ — 1. Tim. 6:9, 10.
UMKEHR ZU JEHOVA
13. Was können diejenigen, die sich in derselben Lage wie der verlorene Sohn befinden, tun, damit es ihnen bessergeht?
13 Diejenigen, die sich in der Lage des verlorenen Sohnes befinden, brauchen jedoch nicht in diesem unglücklichen Zustand zu bleiben. Wie der verlorene Sohn können sie Anstrengungen machen, zum Hause ihres Vaters und in seinen Dienst zurückzukehren. Hierzu gehören von Herzen kommende Reue, das Verlassen ihres Weges der Unabhängigkeit und die an Gott gestellte Bitte um Vergebung ihrer Sünde. Dies stimmt mit den Worten des Propheten Jeremia über Personen überein, die nicht Gottes Vergebung, sondern sein ungünstiges Urteil empfangen hatten, weil sie ihre Übertretungen nicht bereut hatten: „Erkunden wir doch unsere Wege und erforschen sie, und kehren wir doch um, ja zu Jehova. Laßt uns unser Herz samt unseren Handflächen zu Gott in den Himmeln erheben: ‚Wir selbst haben uns vergangen, und wir haben uns rebellisch benommen.‘“ — Klag. 3:40-42.
14. Was mögen einige hinsichtlich der Umkehr zu Jehova empfinden?
14 Vielen, die sich nicht mehr am Dienst für Jehova beteiligen, mag der Weg zurück sehr schwer erscheinen. Da sie sich schämen und fürchten, daß sie vielleicht nicht liebevoll aufgenommen werden, mögen sie vor dem Gedanken zurückschrecken, Personen gegenüberzutreten, die den Dienst für Jehova treu fortgesetzt haben. Es ist möglich, daß diejenigen, die in die Irre gegangen sind, lange nicht mehr zu Jehova gebetet haben, und angesichts dessen, was sie getan haben, haben sie vielleicht das Gefühl, sie verdienten es nicht zu leben und könnten nie von Gott Vergebung erlangen. Sind solche Befürchtungen berechtigt? Keineswegs. Jesu Gleichnis und die vielen geschichtlichen Beispiele dafür, daß Jehova die Übertretungen seines Volkes vergeben hat, beweisen, daß sich seine Barmherzigkeit auf alle erstreckt, die mit ungeteiltem Herzen zu ihm umkehren.
15. Wie zeigt der Fall Manasses, daß Jehova in großem Maße vergibt?
15 Ein entsprechender Fall ist der des judäischen Königs Manasse. Der Bibelbericht über seine Sünden lautet: „Er fuhr fort, dem ganzen Heer der Himmel in zwei Vorhöfen des Hauses Jehovas Altäre zu bauen. Und er ließ seinen eigenen Sohn durch das Feuer gehen, und er trieb Magie und schaute nach Omen aus und stellte Geistermedien an und berufsmäßige Vorhersager von Ereignissen. Er tat im großen Maßstab, was böse war in Jehovas Augen, um ihn zu kränken. Und Manasse vergoß auch unschuldiges Blut in sehr großer Menge, bis er Jerusalem von einem Ende bis zum anderen damit angefüllt hatte.“ (2. Kö. 21:5, 6, 16) Als sich Manasse schließlich in Babylon in Gefangenschaft befand, bereute er und betete fortwährend zu Jehova. Trotz des früheren Verhaltens Manasses „hörte [Jehova] sein Flehen um Gunst und brachte ihn nach Jerusalem in sein Königtum zurück“. (2. Chron. 33:11-13) Nur wenige Menschen haben so böse gehandelt wie König Manasse, und doch wurde ihm aufgrund seiner Reue die Barmherzigkeit Jehovas zuteil.
16. Kann sich Gottes Vergebung auf geistgezeugte Christen erstrecken, die schweres Unrecht begehen?
16 Jahrhunderte später verübte ein geistgezeugter Christ in der Versammlung Korinth (Griechenland) geschlechtliche Unsittlichkeit mit der Frau seines Vaters. Durch die Gegenwart dieses Mannes, der der Blutschande schuldig war, wurde das geistige Wohl der ganzen Versammlung gefährdet, und daher ordnete der Apostel Paulus an, ihn auszuschließen. (1. Kor. 5:1, 7-13) Aber dieser Mann war nicht für immer aus der Gemeinschaft der Versammlung ausgeschlossen. Folgende Worte betrafen offensichtlich diesen Mann, nachdem er bereut hatte: „Dieser Verweis von seiten der Mehrheit genügt für einen solchen Menschen, so daß ihr im Gegenteil jetzt verzeihen und ihn trösten solltet, damit ein solcher nicht etwa von seiner übergroßen Traurigkeit verschlungen werde. Darum ermahne ich euch, eure Liebe zu ihm zu bestätigen.“ (2. Kor. 2:6-8) Jener Übeltäter, der bereute, blieb ein geistgezeugter Christ und behielt die Hoffnung auf Leben im Himmel.
17. Warum wäre es verkehrt, wenn irgend jemand eine Einstellung bekunden würde wie der ältere Sohn in Jesu Gleichnis?
17 Der Fall des Königs Manasse und der Fall des ungenannten Christen aus der Versammlung Korinth zeigen, daß jemandem durch ein begangenes Unrecht nicht automatisch die Gelegenheit genommen wird, vor Jehova Gott wieder richtig dazustehen. Jemand, der sich einer schweren Übertretung schuldig gemacht hat, kann immer noch zu Gott beten, und wenn er aufrichtig bereut, werden seine Gebete um Vergebung erhört werden. (Vergleiche Jesaja 1:15-19.) Wenn Jehova so viel vergeben kann, sollte bestimmt niemand, der sein Diener zu sein beansprucht, die Einstellung der Unbarmherzigkeit widerspiegeln, die der ältere Sohn in Jesu Gleichnis bekundete.
VERMEIDE ES, GOTTES BARMHERZIGKEIT ZU MISSBRAUCHEN
18, 19. Warum ist es gefährlich, auf Gottes Barmherzigkeit zu pochen?
18 Dies bedeutet natürlich nicht, daß jemand auf Gottes Barmherzigkeit pochen und einen Weg der Widerspenstigkeit fortsetzen könnte. Als die Israeliten zur Zeit Jeremias so sehr in ihrer Bosheit verharrten, daß für sie keine Reue mehr möglich war, erklärte Jehova: „Wenn Moses und Samuel vor mir stünden, so würde meine Seele sich nicht zu diesem Volke neigen. Sie würden von meinem Angesicht hinweggesandt werden, damit sie fortgingen.“ (Jer. 15:1) Da es keinen Grund gab, jener Nation, die nicht bereute, Barmherzigkeit zu erweisen, ließ Jehova zu, daß die Babylonier Juda und Jerusalem verwüsteten, so daß sein Urteil vollstreckt wurde. (Klag. 1:3-5) Während jenes Unglücks erhörte er keine Gebete um Hilfe. Deshalb wehklagte der Prophet Jeremia: „Du hast mit Zorn den Zugang versperrt, und du jagst uns ständig nach. Du hast getötet; du hast kein Mitleid gezeigt. Du hast mit Gewölk den Zugang zu dir versperrt, damit das Gebet nicht hindurchdringe.“ — Klag. 3:43, 44.
19 Jemand, der sich gegenüber Jehova Gott als untreu erweist, befindet sich in einer sehr ernsten Lage, in einer Lage, in der er den Tod verdient. Wenn er weiterhin nicht bereut, kann er der Vollstreckung des ungünstigen Gerichtes Gottes nicht entgehen. Hebräischen Christen wurde erklärt: „Wenn wir willentlich Sünde verüben, nachdem wir die genaue Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, so bleibt kein Schlachtopfer für Sünden mehr übrig, wohl aber ein gewisses furchtvolles Erwarten des Gerichts und eine feurige Eifersucht, die die Gegner verzehren wird. Jemand, der das Gesetz Mose mißachtet hat, stirbt ohne Erbarmen auf das Zeugnis von zwei oder drei Personen hin. Einer wieviel strengeren Strafe, denkt ihr, wird der wert geachtet werden, der den Sohn Gottes mit Füßen getreten und der das Blut des Bundes, durch das er geheiligt worden ist, als von gewöhnlichem Wert geachtet und der den Geist der unverdienten Güte durch Verachtung gröblich verletzt hat? Denn wir kennen den, der gesagt hat: ‚Mein ist die Rache; ich will vergelten‘ und wiederum: ‚Jehova wird sein Volk richten.‘ Es ist etwas Furchtbares, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen.“ — Hebr. 10:26-31.
20. Weshalb gibt es keinen Grund dafür, daß sich jemand auf einem Weg der Sünde verhärtet?
20 Aber es gibt keinen Grund, weshalb es so weit kommen sollte, daß irgend jemand so sehr auf einem schlechten Weg beharrt, daß für ihn keine Reue mehr möglich ist. So, wie Jehova Gott niemand gezwungen hat, ihm zu dienen, hat er auch nie jemand gezwungen, auf der Seite seines Widersachers, Satans, des Teufels, zu bleiben. Statt dessen hat Jehova die Möglichkeit geschaffen, daß sich Einzelpersonen aufgrund des Loskaufsopfers Jesu an ihn um Vergebung wenden können. Personen, die sich weigern, aus dieser Vorkehrung Nutzen zu ziehen, und die weiter gemäß ihren eigenen Maßstäben statt gemäß den Maßstäben des Schöpfers handeln, begehen absichtlich Unrecht. Durch ihre Handlungsweise lehnen sie es ab, daß die Wohltaten des Opfers Jesu zu ihren Gunsten angewandt werden. Ihre Übertretungen richten sich daher gegen sie, denn es gibt kein anderes Opfer mit einem sündensühnenden Wert. Sie müssen also ihre Übertretungen büßen, indem sie vollständig vernichtet werden, wodurch Gottes Rache vollzogen wird.
21. Welche Segnungen werden denen zuteil, die bereuen und zu Jehova umkehren?
21 Währenddessen fordert Jehova alle, die ihn verlassen haben, durch sein Wort freundlich auf, zu ihm als zu ihrem Gott umzukehren. Wenn jemand dieser Einladung folgt, so führt das zu bleibenden Segnungen: Freiheit von der Sklaverei der Welt und ihres Gottes, Satans, des Teufels, das Ende eines Zustandes geistigen Hungers, Zufriedenheit Glück, angenehme Gemeinschaft mit loyalen Dienern Jehovas und ein sinnvolles Leben im Dienste für einen liebevollen und barmherzigen himmlischen Vater. Auf Erden werden Jehovas Diener allen, die reuevoll zu Jehova umkehren, ihre Liebe bestätigen, und in den Himmeln werden sich die Engel freuen. Wenn du zu denen gehörst, die in die Irre gegangen sind, so zögere nicht, der Einladung Jehovas zu folgen, die ursprünglich an die Israeliten gerichtet war: „Kehret um zu mir, so will ich zu euch umkehren.“ — Mal. 3:7.
[Fußnote]
a Dies trifft dem Grundsatz nach zu. Hinsichtlich der prophetischen Bedeutung des Gleichnisses Jesu siehe den Wachtturm vom 1. Oktober 1965, S. 595 bis 601 und vom 1. November 1965, S. 649 bis 663.