Christen leben nach der Wahrheit
„Deshalb nun, da ihr die Unwahrheit abgelegt habt, redet Wahrheit, ein jeder von euch mit seinem Nächsten, denn wir sind Glieder, die zueinander gehören.“ — Eph. 4:25, NW.
1. Weshalb sollte es keinerlei Lügen in der Versammlung Gottes geben?
JEHOVA Gott hat jetzt eine Neue-Welt-Gesellschaft in Tätigkeit. Überall auf Erden liest er Leute aus und schult sie zum Leben in der neuen Welt. Er erwartet von ihnen, daß sie sich reinigen und rein halten, um abgesondert zu bleiben vom alten System der Dinge, das unter Satan steht. Unter ihnen gibt es nicht Raum für Bräuche, wie die Welt sie pflegt. Einiges von dem, was zu tun ist, wird in Kolosser 3 erwähnt. Dann ermahnen uns die Verse 9 und 10: „Belüget einander nicht. Streifet ab die alte Persönlichkeit mit ihren Praktiken, und kleidet euch mit der neuen Persönlichkeit, die durch genaue Erkenntnis erneuert wird nach dem Bilde dessen, der sie schuf.“ Die Gegenwart ist eine Zeit, da Christen darauf achten müssen, wie sie leben. Es ist weise, wenn sie Dinge meiden, die zur Lüge und zu einem Wege führen, der der Wahrheit entgegen ist. „Wer ist weise und verständig unter euch? Er zeige aus seinem rechten Wandel seine Werke mit einer Sanftmut, die zur Weisheit gehört. Wenn ihr aber bittere Eifersucht und Streitsucht in euren Herzen habt, so prahlet nicht und lüget nicht wider die Wahrheit.“ (Jak. 3:13, 14, NW) Dies bedeutet in der Tat, daß, wenn jemand in seinem Herzen Eifersucht oder Streitsucht birgt, wenn er in seinem Herzen nicht recht steht, es gar nicht lange dauert, bis er lügt. Ein Unrecht führt zu einem anderen, eine Lüge deckt eine andere. Aber es sollten keinerlei Lügen in der Versammlung Gottes zu finden sein. Zu lügen ist verkehrt; es wird von Jehova mißbilligt.
2. Was geschieht mit jenen in der Versammlung, die zu lügen pflegen?
2 In der Vergangenheit und auch in neuerer Zeit hat es gelegentlich Personen gegeben, die in der Versammlung Gottes zu lügen suchten, und dies hat stets zu Unruhe und Schwierigkeiten geführt, ganz besonders für jene, die die Lügen sagten. Oft liegt der Grund zum Lügen, zum Erzählen von Unwahrheiten oder zum Betrügen in einem Zustande der Menschenfurcht oder des Stolzes einer Person. Apostelgeschichte 5 (NW) sagt uns: „Doch ein gewisser Mann mit Namen Ananias samt Sapphira, seiner Frau, verkaufte ein Besitztum und behielt insgeheim etwas vom Preis, wovon auch seine Frau wußte, und er brachte nur einen Teil und legte es zu den Füßen der Apostel. Petrus aber sprach: ‚Ananias, weshalb hat Satan dich so dreist gemacht, falsch zu handeln gegen den heiligen Geist und von dem Kaufpreis des Feldes insgeheim etwas zu behalten? Solange es bei dir blieb, blieb es nicht dein, und nachdem es verkauft war, blieb es nicht in deiner Gewalt? Wieso nahmst du dir eine solche Tat in deinem Herzen vor? Du hast nicht gegen Menschen falsch gehandelt, sondern gegen Gott.‘ Als Ananias diese Worte hörte, fiel er hin und verschied. Und es kam große Furcht über alle, die davon hörten.“ Seine Frau log mit und wurde vom gleichen Gericht ereilt. Sie übten Heuchelei. Sie wollten vor anderen als etwas erscheinen, was sie in Wirklichkeit nicht waren. Wenn sie die Wahrheit gesagt hätten, wenn sie gesagt hätten, sie gäben einen Teil des erhaltenen Preises, so hätten sie kein Unrecht getan. Aber sie standen in ihren Herzen nicht recht. Jehova erforschte das Innerste ihrer Herzen, um zu sehen, welches ihre Beweggründe seien, aus denen sie dies getan hatten. Er fand, daß sie im Herzen schlecht waren, und dies trug ihnen das Strafurteil Jehovas ein. Der Fall des Ananias und der Sapphira zeigt, daß jemandem die Gemeinschaft entzogen werden kann, wenn er lügt, denn Jehova entzieht solchen die Gemeinschaft für immer. Lüge und Falschheit machen sich nicht bezahlt.
WAHRHEIT UNTER DEN BRÜDERN
3, 4. (a) Was für ein Zeugnis muß von einem Zeugen gegeben werden, wenn von Dienern der Versammlung ein Verhör durchgeführt wird? (b) Welche Dinge, die zum Lügen führen können, sollte ein Christ meiden? (c) Welches sind einige biblische Beispiele des Schadens, der durch falsche Zeugen gestiftet wird?
3 Im Verkehr mit unseren Brüdern müssen wir die Wahrheit reden. Wir müssen die Versammlung rein, lauter und wahrhaft erhalten. Jehova Gott sagt uns in Sprüche 6:19, daß er falsche Zeugen, die Lügen reden, hasse. Wenn stets die Wahrheit gesagt wird, so wird das Rechte getan werden. Vielleicht mag ein angeschuldigter Bruder vor Dienern in einer Versammlung angehört werden, und es wird von ihm eine direkte, offene Erklärung verlangt. Die Frage wird gestellt, ob er recht oder unrecht getan habe. Ein als Zeuge Aufgerufener wird die Wahrheit über seinen Bruder sagen, auch wenn es ihm eine gewisse Verfolgung oder einen Tadel von Weltlichgesinnten eintrüge. Die Furcht vor irgendwelcher Vergeltung darf jemanden nicht bewegen, sein Zeugnis zu färben. Gewisse primitivdenkende, weltlichgesinnte Leute werden zur Lüge beeinflußt durch Furcht vor der Zauberei; aber Jehovas Zeugen haben keine solche Furcht; Gottes ganze Waffenrüstung schützt sie. (Eph. 6:11-20) Auch sollte weder ein Verwandtschaftsverhältnis noch ein Cliquengeist, d. h. eine irrige Auffassung über Loyalität, ein Zeugnis verfälschen, um einen Missetäter zu schützen. Ferner haben gewisse Leute stets den Wunsch, einem als höherstehend Betrachteten zu gefallen, indem sie das sagen, was der Betreffende gerne hört. Indes sollte nie der Wunsch, den Ohren eines Menschen zu schmeicheln, jemanden zum Reden von Unwahrheiten verleiten, ob es nun während einer Verhandlung vor einer Versammlung oder zu anderen Zeiten sei. Jemand, der Jehova gefallen möchte, muß rein sein in seinem Zeugnis. Lüge und Wahrheit kommen nicht miteinander aus dem Munde eines Christen. — Jak. 3:10, 11.
4 Einen Lügner, dessen falsches Zeugnis für irgendeinen Scheinvorteil oder eine Bestechung gekauft werden kann, liebt Jehova nicht. Bei einem Verhör darf man keine Unwahrheiten sagen, um den Angeklagten in Schwierigkeiten zu bringen. Einen Fälscher haßt Gott. Er mag denken, daß er durch sein Zeugnis die Gunst jemandes erlange oder einen persönlichen Vorteil gewinne, aber bestimmt zieht er sich dadurch Jehovas Mißfallen zu. „Ein treuer Zeuge lügt nicht, aber ein falscher Zeuge spricht Lügen aus.“ (Spr. 14:5) Viel Böses kann einer Person angetan werden, wenn derjenige, welcher über sie Zeugnis ablegt, einen Meineid begeht. Naboth erlitt den Tod wegen solch Meineidiger. (1. Kön. 21:8-13) Falsche Zeugen traten wider Jesus auf und trugen zu seinem Tode bei. Falsche Zeugen legten wider Stephanus Zeugnis ab. Ein Meineid ist ein Unrecht. Er ist eine Form der Lüge. Er ist besonders vom Übel, wenn er sich zum Schaden anderer auswirkt, und dies ist fast immer der Fall. — Matth. 26:60, 61; Apg. 6:10, 11.
5. Wie und wann ist es ratsam, sich gegen einen Meineid zu wehren?
5 Eitles Geschwätz, das gegen jemanden gerichtet ist, mag der Betreffende übersehen wollen, wenn aber jemand Meineid gegen ihn vor einem gesetzmäßigen Gericht begeht, so ist es bestimmt angebracht, daß er sich verteidige und den offenkundigen Beweis anbiete, um vorgebrachte Lügen zu widerlegen. Es sollte nicht zugelassen werden, daß sie im Protokoll gegen ihn bestehenbleiben. Der Apostel Paulus brachte seine Verteidigung vor, als er vor den Herrschern stand. Der Fall Jesu lag anders. Er stand vor einer Pöbelrotte und vor bösen Menschen, die keinen Begriff von Recht hatten. Eine eingehende Beweisführung darzubieten hätte nichts geholfen. Überdies wußte er in seinem Fall, daß seine Zeit gekommen war, da er sein Leben dahingeben sollte. Wenn die Bösen ihre falschen Zeugen wider eine Person auf rücken lassen, mag dies einen Augenblick zum Zorn Anlaß geben. Dennoch sollten wir uns beherrschen und zu keiner Zeit mit Lügen zu vergelten suchen. Wir fahren fort, Gottes Gesetz zu beobachten und seinen gerechten Grundsätzen zu folgen und die Wahrheit zu sagen. Die Verantwortung für das, was die Bösen tun, ruht auf ihnen. — Ps. 119:69, 70.
6, 7. Was sollte getan werden, um die Interessen der Brüder zu schützen und die Einheit in der Versammlung zu bewahren?
6 Es gibt Zeiten, da man die Wahrung der Interessen der Brüder ins Auge zu fassen hat. Wenn jemand Fragen stellt über einen Bruder, vielleicht Fragen von persönlicher Art, und der Fragesteller ist nicht ein verantwortlicher Diener in der Versammlung, der berechtigt wäre, die Sachlage in einer Zeit der Nachforschung zu erfahren, so ist es für einen christlichen Bruder am besten, sich um seine eigenen Geschäfte zu kümmern und seinen Bruder zu schützen, indem er nichts aussagt. Weist Leute zurück, die in die Geschäfte anderer hineinspähen wollen. In anderen Worten: Es ist gut, Geschwätz, Ohrenbläserei, in Umlauf gelangende Gerüchte oder Kritik an den Brüdern zu meiden. Denkt daran: Jehova haßt nicht nur einen Zeugen, der Lügen redet, sondern auch jemand, der Zwietracht sät unter den Brüdern. Ohrenbläserei über irgendwelche Brüder ist zu meiden. Wenn du denkst, jemand habe unrecht getan — nun gut; sofern du etwas darüber sagen möchtest, geh direkt zu ihm hin. Setze keine Flüsteraktion in Gang. Der Rat lautet deutlich, daß man sich um die eigenen Geschäfte kümmern solle, und diese Geschäfte sollten im Einklang sein mit Jehovas Wort; dann wird man weder Schwierigkeiten noch Unruhe haben zufolge einer Einmischung in fremde Dinge. — Spr. 16:28; 18:8; Matth. 24:48-51; 1. Pet. 4:15.
7 Wenn also einer der Brüder, der geistiger Hilfe bedarf, zu dir kommt, um über seine Probleme zu sprechen, seine persönlichen Schwierigkeiten, oder über etwas, was er vor vielen Jahren tat und was verkehrt gewesen sein mag, was aber keinen Entzug der Gemeinschaft erheischen würde, so gib ihm als reifer christlicher Bruder Rat, wie er seine Angelegenheiten in Ordnung bringen kann. Hilf ihm auf jegliche Weise! Doch erinnere dich, daß es für alles eine passende Zeit gibt. Bringe deinen Bruder in Zeiten der Schwierigkeiten nicht in Verlegenheit! Es ist nicht nötig, jedem alles, was du weißt, zu sagen. Hilf deinem Bruder, doch geh nicht hin und erzähle allen von seinen Problemen und Schwierigkeiten, seinen Familiennöten oder anderen Dingen, über die er zu dir in einer Zeit der Not im Vertrauen gesprochen haben mag. Bekunde Liebe zu deinem Bruder! Tue dies um der Einheit der Organisation Gottes willen. — Spr. 11:13.
8-10. (a) Welches Handeln unseren Brüdern gegenüber beweist, daß wir Gott lieben? (b) Wie kann Geschwätz und nutzloses Gerede Brüdern schaden und einen Mangel an christlicher Liebe offenbaren?
8 Wenn jemand den Anspruch erhebt, ein Christ zu sein und Gott zu lieben, muß er auch seinen Bruder lieben. Wenn er seinen Bruder nicht liebt, so lebt er in Wirklichkeit nach einer Lüge. „Wenn jemand erklärt: ‚Ich liebe Gott‘, und haßt doch seinen Bruder, so ist er ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er gesehen hat, der kann Gott nicht lieben, den er nicht gesehen hat. Und dieses Gebot haben wir von ihm, daß, wer Gott liebt, auch seinen Bruder lieben soll.“ — 1. Joh. 4:20, 21, NW.
9 Wenn ein Bruder vor vielleicht zwanzig Jahren einen Fehler machte und damals sein Unrecht bekannte und ihm vergeben wurde, so ist es nicht nötig, daß andere diese Dinge beständig wieder hervorziehen. Damit würde dem Bruder keine Liebe erwiesen. Wenn du deinen Bruder wirklich liebst, wirst du nicht über ihn reden und schwatzen. Wenn es auch stimmt, daß wir beim Reden die Wahrheit sagen müssen, brauchen wir doch nicht alles zu sagen, was wir über unseren Bruder wissen. Wenn ihm wirklich vergeben worden ist, dann ist die Sache abgeschlossen, ist fertig, und sollte nicht jede Woche in einem Königreichssaal oder unter den Gliedern einer Versammlung immer wieder zur Besprechung kommen. Worin erweisen jene Barmherzigkeit, die über ihren Bruder beständig Geschichten erzählen und seine Fehler ans Licht zu ziehen suchen? Wie bringt dies Einheit zustande? Wie bewahrt es die Harmonie und den Geist der Freude in einer Versammlung? Wenn jemand reden möchte, gibt es viele Königreichswahrheiten und Erfahrungen im Felde, worüber gesprochen werden kann.
10 Jene, die Zwietracht säen durch Schwatzen, unnützes Reden oder indem sie durch falsche Lehren täuschen, nehmen nicht die Interessen der Organisation Jehovas wahr. In Titus 1:10-12 spricht Paulus von jenen, die unlenksame, unprofitable Schwätzer sind, die den Sinn täuschen, indem er zeigt, wie sie einen ganzen Haushalt durch ihre Lügenlehren durcheinander bringen können. Er erwähnte, daß „Kreter“ stets Lügner seien. In diesem Zusammenhang zeigte er in Vers 9, daß von den Aufsehern in der Versammlung verlangt werde, jene zu tadeln, die der Wahrheit widersprechen. In Gottes Versammlung muß die Wahrheit bewahrt bleiben.
GERECHT UND EHRLICH HANDELN
11. (a) Wie sind Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit miteinander verwandt? (b) Ist es möglich, daß sich unehrliche Personen eine Zeitlang mit der Versammlung Gottes verbinden?
11 Jehova „hat dir kundgetan, o Mensch, was gut ist; und was fordert Jehova von dir, als Recht zu üben und Güte zu lieben und demütig zu wandeln mit deinem Gott?“ (Micha 6:8) Recht oder ehrlich zu handeln und die Wahrheit zu reden gehören zusammen. Dies sind Eigenschaften, die unter Christen vorhanden sein müssen. Christen sind Brüder, die ehrlich miteinander handeln und einander helfen. Doch besteht keine Notwendigkeit, daß ein barmherziger Christ fortgesetzt Unrecht dulde, wenn jemand in die Organisation hereinkommt, der im Herzen keine guten Beweggründe hat. Bisweilen kommen Personen zu den Zusammenkünften oder verbinden sich mit Jehovas Neuer-Welt-Gesellschaft, die in der Tiefe ihrer Herzen nicht ehrlich, nicht Menschen von Wahrheit und Gerechtigkeit sind. Solche werden bisweilen „Schmarotzer“ genannt, Leute, die täuschen und betrügen, die umherziehen und Geld, Waren oder Besitztümer von ihren Brüdern zu borgen suchen und dabei in ihrem Innern gar nicht daran denken, es zurückzuzahlen, und es auch tatsächlich nie tun. Diese Art Leute bekennen sich äußerlich zum Christentum, aber ihre Interessen sind rein selbstischer Art. Judas war ein Dieb, der Sympathie für die Armen vorheuchelte. — Joh. 12:6.
12. (a) Ist es ein guter Brauch, Geld von Brüdern zu borgen? (b) Welche Vorkehrungen traf Jehova zum Schutze der Ehrlichkeit im ehemaligen Israel, und was wurde vom Sünder gefordert, um eine Sache zu schlichten?
12 Es ist nicht immer eine gute Gewohnheit, wenn Brüder Geld von anderen Brüdern borgen. Bisweilen kommt Liebe zum Ausdruck, wenn jemand Geld ausleiht, aber oft führt es zu Schwierigkeiten in Versammlungen. (Luk. 6:35) Wenn Brüder untereinander Geschäfte tätigen und Abmachungen treffen hinsichtlich Geldleistungen und Warenzahlungen, sollten sie ihr Versprechen halten, die Wahrheit sagen und jede Unehrlichkeit meiden. Weil uns das Gedächtnis im Stiche lassen kann und um Streitigkeiten vorzubeugen, ist es ratsam, die getroffenen Vereinbarungen schriftlich festzuhalten. Betrug, Hintergehung und Unehrlichkeit sind Sünden in Gottes Augen. Unter dem Volke des alten Israels traf Jehova Vorkehrung, daß für solche Sünden Sühne geleistet wurde. Es war nötig, daß die Person, die sich verging, die Sache mit ihrem Bruder und vor Jehova ins reine brachte. „Im Falle, wo eine Seele sündigen sollte, indem er sich untreu benommen hat wider Jehova und seine Genossen wegen etwas ihm Anvertrauten oder eines ihm übergebenen Pfandes oder wegen etwas Geraubtem betrogen hat, oder wenn er seinen Genossen übervorteilt hat, oder wenn er etwas Verlorenes gefunden und dieserhalb gelogen und falsch geschworen hat wegen irgend etwas von allem, was der Mensch tun und sich dadurch versündigen kann, so soll es geschehen, daß in dem Falle, wo er sündigt und tatsächlich in Schuld gerät, er das Geraubte zurückgeben muß, das er geraubt hat, oder das Erpreßte, das er durch Übervorteilung genommen hat, oder das ihm Anvertraute, das ihm anvertraut wurde, oder das Verlorene, das er gefunden hat, oder überhaupt irgend etwas, worüber er falsch schwören könnte; und er muß Ersatz dafür leisten im vollen Betrage, und er wird ein Fünftel davon hinzufügen. Dem, welchem es gehört, wird er es geben an dem Tage, da seine Schuld erwiesen ist. Und als sein Schuldopfer wird er Jehova einen fehlerlosen Widder von der Herde gemäß dem geschätzten Werte als Schuldopfer zum Priester bringen. Und der Priester soll Sühne tun für ihn vor Jehova, und so soll ihm vergeben werden wegen irgend etwas von allem, was er tun mag, wodurch er sich verschulden kann.“ — 3. Mose 6:2-7, NW (3. Mose 5:21-26, Elb); 19:11-13.
13. Ist Jehovas Grundsatz der Ehrlichkeit heute anders?
13 Wenn wir Christen heute auch nicht unter derselben priesterlichen Einrichtung leben wie das alte Israel, stehen wir dessenungeachtet unter der Verpflichtung, ehrlich und aufrichtig zu sein und alle Schulden und Pfandverpflichtungen richtig in Ordnung zu bringen. Wir übervorteilen die Brüder nicht, sondern sollten die Dinge mit den Brüdern richtigstellen und für irgendein begangenes Unrecht Jehovas Vergebung erbitten. Brüder werden in allen Geschäften gerecht handeln miteinander und Lügen, Unehrlichkeit und Betrug aus ihrer Mitte fernhalten.
14. Wie geht ein Christ richtigerweise vor, wenn er wünscht, daß ihm etwas zurückgegeben werde, was man von ihm geborgt hat?
14 Gelegentlich erreichen die Gesellschaft von einzelnen Brüdern oder von Versammlungen Berichte, die zeigen, daß sich unehrliche, unsittliche Personen in die Versammlung eingeschlichen haben. (Judas 4) Es ist klar, wie man mit unsittlichen Personen zu verfahren hat; wie aber steht es mit Leuten, die umhergehen und ihren Brüdern auflauern oder die nur Brüder zu sein scheinen, um Geld entgegenzunehmen? Von solchen sagt der Psalmist: „Der Gesetzlose borgt und erstattet nicht wieder.“ (37:21) Was kann in bezug auf sie getan werden? Wenn ein Bruder in seiner Liebe und Freundlichkeit gestattet, daß ein anderer, der ein Bruder zu sein scheint, eine Zeitlang etwas von seinem Geld oder sonstigen Besitztum benutzt, und wenn dann der Borgende, nachdem die vereinbarte Zeit verstrichen ist, die Rückerstattung verweigert, so kann der Bruder, der das Darlehen gewährte, zu dem hingehen, der das Geld oder die Gegenstände erhielt, und ihn bitten, ihm alles zurückzuerstatten. Es ist richtig, daß du zu deinem Bruder hingehst, wenn du etwas wider ihn hast, und daß du mit ihm sprichst. (Matth. 18:15-17) Wenn er die Sache nicht richtig in Ordnung bringt, kann der Bruder, den es angeht, mit dem Versammlungsdiener reden und Vorkehrungen treffen, daß ein Verhör vor dem Komitee unter Anwesenheit des Beschuldigten stattfindet. Bei einer solchen Gelegenheit wird der Betreffende finden, daß es zu seinem Vorteil ist, eine unterzeichnete schriftliche Vereinbarung zu haben, und so wird man nicht das Wort einer Person gegen dasjenige einer anderen abwägen müssen. Wenn eine Schuld festgestellt ist, kann das Komitee eine begrenzte, aber vernünftige Zeit für den Schuldner festsetzen, binnen der er seine Schulden zu zahlen oder das getane Unrecht gutzumachen hat.
15. (a) Was kann von einer Versammlung getan werden, wenn ein Bruder sich weigert oder wenn er verfehlt, etwas Geborgtes richtig zurückzuerstatten? (b) Ist es je richtig, vor ein weltliches Gericht zu gehen, um eine Schuld tilgen zu lassen? (e) Was sollte jemand in Betracht ziehen, ehe er vor Gericht geht?
15 Falls der Übertreter sich aber weigert, eine Sache so in Ordnung zu bringen, wie es sich gehört, ist es dann angebracht, daß der Bruder, der das Darlehen machte, den Schuldner-Bruder vor Gericht zieht und ihm den Prozeß macht? Die Schrift gibt uns den Rat, daß wir solche Dinge vor die reifen Brüder in der Versammlung bringen und einen Bruder nicht vor die Gerichte ziehen sollen. (1. Kor. 6:1-10) Indes kann einem solchen die Gemeinschaft der Versammlung entzogen werden, wenn er ein Erpresser ist. Er sollte von da an gemieden werden. Der Gemeinschaftsentzug durch die Versammlung ist die größte Strafe, die durch Menschenhand über eine solche Person kommen kann; denn wenn reife Brüder gemäß dem Rat der Schrift handeln, handeln sie in Wirklichkeit für Jehova, und das Urteil stützt sich auf sein Wort. Ob eine geprellte Person jemanden, dem die Gemeinschaft entzogen worden ist, vor Gericht ziehen will, muß sie entscheiden. Jener, dem die Gemeinschaft entzogen wurde, ist kein Bruder mehr, und die Machtbefugnisse der Versammlung sind in diesem Falle erschöpft, so daß noch der einzige Weg über die gesetzmäßigen Gerichte des Landes geht. Doch ist es gut, die Kosten, die sich an Zeit und Geld ergeben, in Betracht zu ziehen. Prozesse sind kostspielig, und bisweilen kommt es so heraus, daß alles den Rechtsanwälten für ihre Gebühren zufließt. Auch ist es nötig, daran zu denken, ob durch eine solche öffentliche Maßnahme nicht Schmach auf das Werk kommt. Deshalb sollte ein Bruder seinen Bruder nicht vor Gericht ziehen; es kommt Schmach auf die Organisation. Paulus argumentiert, daß es besser sei, sich übervorteilen zu lassen, als Schmach auf die Versammlung zu bringen. Bei einer Person, der die Gemeinschaft entzogen worden ist, liegt aber die Sache anders, obwohl die Leute im allgemeinen nicht erkennen mögen, daß jemandem, dem der Prozeß gemacht wird, die Gemeinschaft entzogen ist. Wenn rechtliche Maßnahmen ergriffen werden, sollte Rückerstattung und nicht Vergeltung das Ziel sein. Wenn also jemand bereit ist, zur Einbringung seines Guthabens so weit zu gehen, sollte er die Vereinbarung von Anfang an schriftlich besitzen. Wenn aber der Bruder, dem Unrecht getan wurde, die Sache fallen lassen will, so kann sie den Händen Jehovas überlassen werden. Er erforscht die Herzen aller Menschen, kennt ihre Beweggründe und belohnt jene mit Leben, die das Rechte tun. — Röm. 12:17-19; 1. Kor. 5:11-13; Heb. 10:26-31.
16. Wie können Brüder ihren Schuldnern Barmherzigkeit erweisen?
16 In vielen Fällen muß die Barmherzigkeit ins Mittel treten. Jemand mag einen kleineren Betrag geborgt und vollständig übersehen haben, daß er noch etwas zurückzuzahlen hat, doch fehlt ihm jede Absicht zum Betrug. Es sollte ihm erlaubt werden, das Fällige zurückzugeben, und wenn er im Herzen recht steht, wird er den Wunsch haben, seine Schuld bei einem Bruder zu tilgen. Ferner mögen gewisse Brüder nicht in Not sein und mögen den Wunsch haben, jemandem eine Schuld zu erlassen. (Matth. 6:12; 18:23-35; Luk. 7:41-43) Niemand darf erwarten, daß ihm seine Schuld erlassen werde; dies muß nicht der Fall sein, kann es aber sein, und zwar durch die von Herzen kommende Liebe eines Bruders. Des Schuldners Gewissen und sein gutes Herz sollten ihn zu dem Wunsche drängen, seine Schulden zu tilgen, und mindestens sollte er dies zu tun versuchen. In gewissen kleineren Dingen kann ein Versammlungskomitee anläßlich einer Verhandlung beschließen, die Empfehlung zu machen, daß eine Schuld einer kranken, mittellosen Person erlassen werde, doch kann es dies lediglich empfehlen, und jener, der das Darlehen machte, muß die endgültige Entscheidung treffen. Dies zeigt, wie wichtig es ist, weise, reife Brüder als Diener im Versammlungskomitee zu haben.
17. (a) Wofür muß ein Diener sorgen, wenn er eine Versammlung vor einer unehrlichen Person warnt? (b) Kann ein Übertreter wieder in die Versammlung aufgenommen werden?
17 Wenn in Versammlungen Mitteilungen gemacht werden hinsichtlich einer Person, die ihre Schulden nicht zahlen will oder die umhergeht und Geld oder andere Dinge von einzelnen in der Versammlung entgegennimmt, sollte der Versammlungsdiener diese Anzeige machen, sollte sich aber sorgfältig hüten, etwas auf verleumderische Weise zu sagen; er sollte lediglich die Tatsachen so mitteilen, wie sie sind, oder sagen, daß einer Person die Gemeinschaft wegen Unehrlichkeit oder Betrug entzogen worden sei. Dann werden die Glieder in der Versammlung aufmerksam auf das, was vor sich geht, und sind in der Lage, ihre eigenen Interessen und auch die ihrer Brüder zu schützen. „Seine Bosheit wird sich in der Versammlung enthüllen [offenbar werden, Me].“ (Spr. 26:26, 18, 19) Wird jemandem die Gemeinschaft entzogen und er erstattet später das Schuldige zurück, so mag er wiederaufgenommen werden, weil er durch eine richtige Handlungsweise einen rechten Herzenszustand geoffenbart hat. Die Wiederaufnahme geschieht nach dem Ermessen des Komitees. Dies ist einer der guten Gründe dafür, daß ein Bruder zur Tilgung einer Schuld nicht vor Gericht gezogen werden sollte.
18. Was zeigt, daß Jesus in seinem Gleichnis laut Lukas 16:1-8 Unehrlichkeit nicht billigt?
18 Unehrlichkeit wird von Jesus in dem Gleichnis von Lukas 16:1-8 nicht gebilligt oder gutgeheißen. Jesus heißt Ungerechtigkeit nie gut. Einige haben gedacht, daß der erwähnte „Herr“ oder „Meister“ jenen bedeute, der das Gleichnis sprach, nämlich Jesus Christus, doch ist dem nicht so. Er lobte den unehrlichen Verwalter nicht. Es ist eine bloße Bezugnahme auf den Meister des ungerechten Verwalters, der nicht anders konnte, als den Scharfsinn des untreuen Verwalters zu bewundern. Jesus zeigte, wie Weltleute Gebrauch machen von ihren Mitteln, um sich ihre Zukunft zu sichern. Die „Söhne des Lichts“ müssen ebenfalls für die Zukunft sorgen und ihr Besitztum und ihre Fähigkeiten so gebrauchen, daß sie Jehova gefallen und den dauernden Reichtum des ewigen Lebens erlangen. In bezug auf Einzelheiten siehe den Wachtturm vom 15. Mai 1948.
SCHUTZ VOR FEINDEN
19. Was kann ein Christ, wenn er vor Feinden steht, zu seinem Schutze tun?
19 Wenn böse Menschen einem Christen oder einem seiner Brüder oder der Organisation Gottes zu schaden suchen, und sie kommen und wollen in private Angelegenheiten hineinspähen, ist es da nötig, daß ein Christ solch Bösen Antwort gebe? Was kann zur Selbsterhaltung oder zum Schutze von Christen getan werden, besonders in Zeiten der Schwierigkeiten oder Verfolgung? Wenn du weißt, daß ein böser Mensch einem Bruder zu schaden sucht, und er fragt dich, wo man den Bruder finden könnte, ist es nicht nötig, Antwort zu geben. Jesus hat oft Fragen mit Gegenfragen abgewehrt, wodurch seine Gegner in ein schlechtes Licht gerückt wurden. Dies zeigt auch, wie man sich bei bösen Menschen zu Recht ausweichend verhalten kann. (Matth. 15:1-6; 21:23-27; 22:15-21) Es gibt Fälle, wie es solche z. B. unter dem deutschen Naziregime gab, wo es als ein Verbrechen galt, ein Zeuge Jehovas zu sein. Wenn jemand kam und eine Person aufforderte, zu bekennen, ob er ein Zeuge Jehovas sei oder nicht, und er erwiderte, daß er es sei, so konnte er unverzüglich verhaftet und ins Gefängnis gesteckt werden. In einem solchen Fall mußte der einzelne für sich entscheiden, was er tun wollte. Er hätte folgern können, daß es richtig sei, nur zu sagen: „Ich bin ein Christ“, oder überhaupt nichts zu sagen. Dies wäre keine Verleugnung Christi, wie sie in Matthäus 10:33 erwähnt wird. Gegenwärtig ist es in der Dominikanischen Republik wider das Gesetz, ein Zeuge Jehovas zu sein. Dieses strenge Gesetz wurde vom Diktator erlassen, um die Fortsetzung des Predigtwerkes dort zu verhindern. Somit würde es unweise erscheinen, wenn jemand umherginge und jedem sagte, er sei ein Zeuge Jehovas, doch kann er sein Werk, dem Volke die gute Botschaft aus der Bibel zu erzählen, fortsetzen und seine eigenen Interessen wie auch jene der Organisation Jehovas schützen, indem er nicht auf jedermanns Fragen eingeht. — Ps. 29:1.
20. Wann kann in den Vereinigten Staaten eine Person sich weigern, gegen sich selbst auszusagen?
20 Die Verfassung der Vereinigten Staaten bestimmt, daß eine Person nicht wider sich selbst Aussagen machen muß. Die Verfassung behandelt die Frage der Zeugnispflicht gegen sich selbst im Strafverfahren. Auch gibt sie einem Zeugen das Recht, in irgendeinem gerichtlichen, legislativen oder Verwaltungs-Verfahren die Auskunft zu verweigern, und zwar auf Grund der Tatsache, daß sie ihn belasten könnte. Eine Person hat jedoch nicht das Recht, die Antwort zu verweigern mit der Begründung, daß sie eine andere Person belasten könnte; unter gewissen Umständen jedoch kann man die Antwort verweigern, wobei man die Anklage auf Aussageverweigerung gewärtigen muß. (Siehe die Erklärung in Abschnitt 22.) Die Befreiung von der Aussagepflicht ist auf den Betreffenden beschränkt und dient nur der Person, die darauf Anspruch erhebt. Es werden auch etwa Gesetze erlassen, wodurch gewisse Personen ihre Anstellung verlieren können, wenn sie es ablehnen, Fragen zu beantworten. Aber selbst in solchen Fällen, die das Anstellungsverhältnis betreffen, kann jemand nicht gezwungen werden, sich selbst zu belasten. Doch ist seine Aussageverweigerung — ob sie ihn belaste oder nicht — hinreichender, rechtlicher Entlassungsgrund. Es liegt nun an jedem selbst, die Entscheidung zu treffen, ob er die Fragen beantworten oder die Strafe in Kauf nehmen will, die er für sein Stillschweigen zu gewärtigen hat.
21. (a) Wann kann in englischsprachigen Ländern eine Person die Beantwortung belastender Fragen ablehnen? (b) Wann muß sie antworten? (c) Welche ungerechte Maßnahme wurde gegen Jesus ergriffen?
21 Es entstehen aber keine nachteiligen Folgen, wenn jemand selbstbelastenden Aufschluß einem anderen vorenthält, der zu dessen Kenntnis gar nicht berechtigt ist. Ein Beispiel dafür findet sich in englischsprachigen Ländern, wo jemand, der verhaftet worden ist, es rechtlich ablehnen kann, wenn er dies will, einem Polizeibeamten Aufschlüsse zu geben, der Fragen stellen mag, deren Beantwortung für den Verhafteten belastend sein kann. Es braucht ihm keine Antwort gegeben zu werden, da dies nicht in den Aufgabenkreis des Polizeibeamten fällt. Dies ist eine Sache des Gerichts. Wenn aber jemand vor Gericht erscheint, in den Zeugenstand tritt und schwört, die Wahrheit zu sagen, dürfen Dinge, die diesen Fall betreffen und die zuvor vertraulich behandelt wurden und möglicherweise belastend sind, dem Gericht nicht mehr vorenthalten werden, ohne Gefahr zu laufen, wegen Mißachtung des Gerichts angeklagt zu werden, da der Richter die Autorität besitzt, eine Antwort zu verlangen. Jemand, der wegen eines Verbrechens angeklagt ist, kann sich bei seiner Einvernahme als Angeklagter bei Aussagen über sich selbst und bei Fragen über das ihm zur Last gelegte Verbrechen nicht auf die Befreiung von der Aussagepflicht berufen. Auch ein Zeuge muß alles aussagen, was er über das zur Untersuchung stehende besondere Verbrechen weiß, doch weder der Angeklagte noch der Zeuge dürfen gezwungen werden, gegen sich selbst zu zeugen in bezug auf einen anderen Fall, der in englischsprachigen Ländern als ein Verbrechen gelten mag. Alle Fragen über die Tatsachen des zur Verhandlung stehenden Falles müssen beantwortet werden. Wenn ein Angeklagter der Belastung seiner selbst in bezug auf den besonderen fraglichen Fall entgehen möchte, sollte er sich nicht in den Zeugenstand begeben, sofern ihm das Gesetz des Landes dieses Recht einräumt; und in gewissen Ländern kann er es ablehnen, in den Zeugenstand zu gehen. Während der Angeklagte die Aussage verweigern kann, darf jemand, der unter Straffolge als Zeuge vorgeladen ist, sich nicht weigern, in den Zeugenstand zu gehen. Wenn sich jemand aber in bezug auf den fraglichen Fall oder das fragliche Verbrechen in den Zeugenstand begibt, gibt er dadurch sein Recht auf Befreiung von der Aussagepflicht, durch die er seine eigene Person in dem besonderen Fall oder in dem besonderen Verbrechen belastet, auf. Er kann seine Befreiung in bezug auf andere Verbrechen oder Fälle geltend machen. Eine solche Befreiung steht auch allen Zeugen zu, die z. B. vor die amerikanischen Untersuchungsausschüsse zitiert werden. Es handelt sich da nicht um ein besonderes Verbrechen oder um einen Gerichtsfall. Vor solchen Ausschüssen können alle Personen die Befreiung von der Zeugnispflicht beanspruchen. Die Befreiung von der selbstbelastenden Aussagepflicht ist gewöhnlich auf gewisse Länder beschränkt. Im Falle Jesu überschritt laut Matthäus 26:63-65 das Gericht seine juristische Kompetenz, als der Hohepriester Jesus unter Eid stellte, auszusagen, ob er der Christus, der Sohn Gottes, sei. Jesus erwiderte: „Das war an euch, zu sagen. Doch ich sage euch: Von nun an werdet ihr den Sohn des Menschen sitzen sehen zur Rechten der Macht und kommen auf den Wolken des Himmels.“ (NW) Jesus wurde ungerechterweise gezwungen, eine Antwort zu geben, und die Summe seiner Antwort zeigt, daß sie vom Hohenpriester als Bejahung aufgefaßt wurde.
22. Welcher Handlungsweise konnten Christen unter totalitärer Herrschaft, wenn unter Eid gestellt, folgen?
22 Selbst vor Gericht mit Eidespflicht gab es Umstände in totalitären Ländern, z. B. unter der Hitlerherrschaft, wo den Brüdern zwei Arten des Handelns offenstanden. Die eine war, alles zu sagen, was jemand wußte, und Brüder zu belasten und sie der Verfolgung und Bestrafung auszusetzen und auch Strafe über sich selbst zu bringen. Die andere Handlungsweise bestand darin, sich zu weigern, auf Fragen zu antworten, während man vor dem Richter stand, und dann für Aussageverweigerung verantwortlich gemacht zu werden. Heute ist es in ähnlichen Umständen Sache des einzelnen, zu wählen, ob er antworten will oder nicht. Aussageverweigerung bedeutet Strafe. Er kann sich entscheiden, zu schweigen und ins Gefängnis zu gehen, oder zu reden und seine Strafe zu erhöhen oder seine Brüder in Gefahr zu bringen. Er hat nicht die Wahl, zu lügen oder nicht, aber er hat die Wahl, zu antworten oder zu schweigen, wobei er aber daran denke, daß er die Strafe bezahlen muß, die der Cäsar auferlegt, und dies mag jahrelange Gefangenschaft sein. Ein Christ unter Eid wird nicht lügen, und daher hatten Christen in Nazideutschland die Konsequenzen zu tragen, die sich daraus ergaben, daß sie in einem Lande wohnten, in dem es keine Gerechtigkeit gab, wo es ein Verbrechen war, Christ zu sein. Jehova gab ihnen Kraft und Weisheit, dies zu ertragen. Indes soll dies nicht heißen, daß eine Person vor einem ungerechten Gericht stets schweigen sollte. Es gibt Zeiten, da zur Ehre des Namens Jehovas Gutes bewirkt werden kann, indem man unerschrocken Zeugnis gibt. Jesus Christus wies darauf hin, daß seine Nachfolger vor die Herrscher gestellt werden, um ein Zeugnis zu geben, und daß sie reden werden. (Matth. 10:17-20) Apostelgeschichte 22 und 26 zeigt, wie Paulus ein kühnes, taktvolles Zeugnis vor den Behörden gab. Somit ist es dem angeklagten Christen überlassen, zu urteilen, ob es unter den bestehenden Verhältnissen ratsam sei, frei heraus zu reden oder nicht, aber wenn jemand sich entschließt, zu reden, muß er die Wahrheit reden.
23. Hat Jesus unter Eid eine Lüge gesagt?
23 Einige haben behauptet, daß Verhältnisse wie jene in Nazideutschland das Lügen unter Eid rechtfertigen würden, aber die Bibel sagt das nicht. Unter Eid gestellt, gab Jesus Antwort, und er sprach die Wahrheit, wenn er auch wenig sagte. Es gibt keine Andeutung in der Bibel, daß Jesus je gelogen hätte. Seine Worte in Johannes 7:8: „Gehet ihr hinauf zu diesem Feste; ich gehe nicht hinauf zu diesem Feste“, und dann sein späteres Hinaufgehen zum Feste sind von Personen angeführt worden, die das Aussprechen einer Unwahrheit zu rechtfertigen suchten; doch eine Betrachtung der Neuen-Welt-Übersetzung zeigt, daß Jesus in der Tat keine Unwahrheit sagte. Er sprach: „Ich gehe noch nicht hinauf zu diesem Feste.“
24. Was lernen wir aus der bitteren Erfahrung des Petrus?
24 Es gibt eine Aufzeichnung in Matthäus 26:69-75 darüber, wie Petrus Jesus mit einem Eide verleugnete. Wenn jemand einen Eid ablegt, muß er die Wahrheit sagen. Was Petrus tat, war bestimmt nicht recht. Er wußte es, denn nachher weinte er bitterlich. Sein Gewissen plagte ihn. Jesus hatte ihm kein solches Beispiel gegeben. Petrus hatte unrecht getan, aber in diesem Fall erwies ihm Jehova offenbar unverdiente Güte und vergab ihm; denn später wurde er dazu gebraucht, das Werk der ersten Christen weiterzuführen und den Brüdern zu dienen. Der gute Lauf Jesu Christi und die bitteren Erfahrungen des Petrus dienen Christen der Neuzeit als Beispiel.
25. Welche Dinge bringen gewisse Leute vor, und worauf können wir uns freuen?
25 Verschiedenen biblischen Personen ist der Vorwurf gemacht worden, sie hätten gelogen, wie z. B. Jakob, Rahab, den Gibeonitern, David und anderen; doch gibt es keine Aufzeichnung in der Bibel, daß Gott ihnen deswegen seine Gunst entzogen hätte. Wie diese Fälle anscheinender Lüge zu verstehen sind, wird später in einem anderen Artikel behandelt werden, den wir im Wachtturm, zu veröffentlichen hoffen.
GELÜBDE UND RECHTTUN
26, 27. Wie ist es möglich, daß eine Person nach einer Lüge lebt?
26 Jene, die sich mit Jehovas Neuer-Welt-Gesellschaft verbinden und sich dem Dienste Jehovas hingeben, machen ein Gelübde, das nicht gebrochen werden darf, ohne daß die gebührende Strafe folgt. Die solche Gelübde machen, müssen alle Bedingungen ihres Hingabeaktes halten, und dies bedeutet vollen Gehorsam gegenüber Jehova, dem allmächtigen Gott. (5. Mose 23:21-23) Oder wenn jemand zu einer Erkenntnis der Wahrheit kommt und erkennt, was recht ist, hat er auch die Pflicht, vor Jehova das Rechte zu tun. Ob also jemand den Schritt der Hingabe an Gott tut oder lediglich bekennt, eine gottesfürchtige, christliche Person zu sein, wird doch von dem Betreffenden verlangt, daß er das tue, was recht ist, und daß er der Wahrheit gehorche. „Wenn wir die Erklärung machen: ‚Wir sind Teilhaber mit ihm‘, und dennoch in der Finsternis weiter wandeln, so lügen wir und handeln nicht gemäß der Wahrheit. Wenn wir aber im Lichte wandeln, gleichwie er selbst im Lichte ist, sind wir Teilhaber miteinander, und das Blut Jesu, seines Sohnes, reinigt uns von aller Sünde.“ (1. Joh. 1:6, 7, NW) Dies bedeutet, daß wir nach einer Lüge leben, wenn wir behaupten, etwas zu sein, was wir nicht sind, und dies wäre genau dasselbe, was Ananias und Sapphira taten. Auch die gesetzlose Geistlichkeit der Zeit Jesu handelte so. Alle, die untreu werden, machen sich selbst zu Lügnern. Wer einer unrechten Handlungsweise folgt, verleugnet in der Tat Christus Jesus. „Wer ist der Lügner, wenn nicht der, welcher leugnet, daß Jesus der Christus ist?“ — 1. Joh. 2:22, NW.
27 Jehova hat uns in seinem Worte der Wahrheit viele Anweisungen gegeben, damit wir uns für das Leben in seiner neuen Welt ausrüsten können, und es wird von uns erwartet, daß wir seine Gebote beobachten. Jehova hat eine barmherzige Vorkehrung durch Christus getroffen, um die Unzulänglichkeit und die Sünde, die durch die erste große Lüge auf uns gekommen sind, zu beseitigen. Wenn wir ihm richtig dienen, werden wir den Geboten gehorchen, die Jehova durch seinen Sohn gegeben hat. Die da behaupten, Gottes Diener, also Christen, zu sein, trotzdem aber die Gebote nicht befolgen, sind in der Tat Lügner, da sie nach einer Lüge leben. „Und dadurch erlangen wir die Kenntnis, daß wir ihn erkannt haben, nämlich wenn wir weiterhin seine Gebote beobachten. Wer da sagt: ‚Ich habe ihn erkannt‘, und beobachtet doch seine Gebote nicht, ist ein Lügner, und die Wahrheit ist nicht in dieser Person.“ — 1. Joh. 2:3, 4, NW.
DAS GEWISSEN
28. Was ist ein christliches Gewissen, und wie ist es ein Führer zum Rechttun?
28 Jehova hat den Menschen mit einem Gewissen ausgestattet. Dieses Gewissen kann gut oder schlecht sein. Der Apostel Paulus schrieb an Timotheus über Leute, die in späteren Zeiten ihr Gewissen wie mit einem Brenneisen gebrandmarkt hätten. Diese sind es, die sich von Gottes Lehren wegwenden. Sie sind es, deren Gewissen durch Unrechttun nicht verletzt wird. Aber der Christ sollte ein gutes Gewissen haben. Er sollte Zuversicht haben zufolge der Tatsache, daß er das Rechte tut, daß er sich in allem an die Wahrheit hält. Es ist nötig, ein gutes Gewissen vor Jehova zu haben, damit wir unseren Glauben zu einem Erfolge machen, „indem du Glauben und ein gutes Gewissen behältst, das einige von sich gestoßen und so, was ihren Glauben betrifft, Schiffbruch erlitten haben“. (1. Tim. 1:19, NW) Wenn wir zu einer Erkenntnis der Wahrheit kommen, lassen wir das böse Gewissen hinter uns, und durch die von Jehova getroffene Vorkehrung reinigen wir uns. „Laßt uns hinzutreten mit aufrichtigem Herzen, in der vollen Gewißheit des Glaubens, da unsere Herzen besprengt wurden und frei sind vom bösen Gewissen, und unser Leib gewaschen mit reinem Wasser.“ (Heb. 10:22, NW) Das christliche Gewissen, das durch Gottes Wort unterwiesen wird, ist ein guter Führer zum Rechttun und macht die Aufstellung einer talmudähnlichen Vorschriftensammlung unnötig. Der Christ muß persönlich die Ratschläge aus Jehovas Wort betrachten, um zu sehen, was recht ist, und festzustellen, was er tun muß, wenn er vor der Wahl steht, ob er Antwort geben soll oder nicht.
29. Warum ist ein gutes Gewissen ein Segen?
29 Um recht zu tun und die Wahrheit zu sagen, müssen wir durch die Hände von Verfolgern und jenen in der Welt, die Gegner des Guten sind, öfters leiden. Indem wir recht tun, haben wir teil am Zeugnis über Gott, den Allmächtigen, und an der Rechtfertigung seines Namens. Es ist angenehm, ein gutes Gewissen zu haben, dagegen ist es für eine Person eine Qual, Lügen zu sagen und auf dem verkehrten Weg zu gehen und ein schlechtes Gewissen zu haben. Wenn jemand die Wahrheit sagt, braucht er sich nicht fortwährend darüber Sorgen zu machen, daß seine Geschichten zusammenpassen. Jene, die zu lügen pflegen, müssen immer irgendwie ihre Spuren zudecken. Warum in eurem ganzen Leben in Angst und Bangen sein bei dem beständigen Versuch, Lügen zuzudecken? Warum nicht allezeit die Wahrheit sagen und euch des Lebens mit reinem Gewissen erfreuen? Hat jemand dafür zu leiden, daß er die Wahrheit sagt, so ist es nicht so schwer, durchzuhalten, wenn er in seinem Gewissen vor Jehova zuversichtlich ist. Es ist ein Vorrecht, um des Rechttuns willen zu leiden und ein gutes Gewissen zu bewahren. — 1. Pet. 2:19, 20.
30. Welchen Nutzen haben wir selbst und unsere Kinder, wenn wir reine Herzen haben und uns eng an Jehovas Organisation halten?
30 Bei allen Dingen, die wir in unserem Leben tun, sollten wir in der Hauptsache den Wunsch hegen, Jehova zu gefallen. Wir wollen das tun, was bei Gott annehmbar ist. Daher halten wir uns eng an die Organisation, die Jehova aufgebaut hat, und tun, was sein Wort uns tun heißt. Wir müssen die üblen Einflüsse dieser alten Welt meiden und dürfen nicht die Moral von ihrer Umgebung lernen. Wir sind verpflichtet, uns aufs äußerste zu bemühen, das zu tun, was Jehova von uns getan haben möchte. Erfüllen wir unsere Herzen mit Wahrheit, so werden wir Wahrheit reden! (Matth. 12:34; Phil. 4:8) Es ist uns klar, daß Jehova die innersten Gedanken, bis hinab in die Tiefen unserer Herzen, erforscht und unsere Motive untersucht, um zu erkennen, ob wir recht oder verkehrt sind. Wenn wir die Wahrheit sagen, können wir Jehovas Gunst erwarten. Und auch unsere Kinder werden seine Gunst erlangen, denn sie werden in ihren Eltern das rechte Beispiel sehen und werden auch vor Jehova wahrhaftig sein. Natürlich ist es unerläßlich, daß Kinder früh im Leben geschult werden, die Wahrheit zu reden.
31. Weshalb sind unter denen, die die Neue-Welt-Gesellschaft ausmachen, Wahrhaftigkeit und Aufrichtigkeit nötig?
31 Wohl stimmt es, daß wir Fehler machen, aber wir zählen auf die Barmherzigkeit Gottes Jehovas und die Liebe unserer Brüder, während wir nach bestem Vermögen das Werk tun, das Jehova Gott in diesen späten Zeiten seiner Neuen-Welt-Gesellschaft anvertraut hat. Es gibt nur e i n e Gruppe Menschen heute, die die Lauterkeit bewahrt und die Grundsätze der Wahrheit und Gerechtigkeit aus Gottes Wort hochhält: jene, welche die Neue-Welt-Gesellschaft bildet. Es ist vor Gott recht und wohlgefällig, daß seine Diener lauter, aufrecht und rein sind, daß sie die Wahrheit reden, gerecht und aufrichtig mit ihren Brüdern handeln und den Frieden und die Einheit der Organisation bewahren. Laßt uns nichts Unrechtes unter denen dulden, die sich mit Jehovas theokratischer Organisation verbinden! Laßt uns gerecht handeln miteinander und lernen, wie wir jetzt für die neue Welt leben sollen, damit wir auch darin leben können, wenn sie in voller Tätigkeit ist. — Eph. 4:15, 16.