Gottes Gericht offenbart, wer wahrhaft reich ist
1. Warum ist die Königreichsbotschaft heute besonders gewichtig?
IN SEINER Prophezeiung über die Zeit des Endes sagte Jesus: „Diese gute Botschaft vom Königreich wird auf der ganzen bewohnten Erde gepredigt werden, allen Nationen zu einem Zeugnis; und dann wird das Ende kommen.“ Es handelt sich dabei also um eine ähnliche Botschaft wie die, die bei seinem ersten Kommen verkündigt wurde, nämlich: „Das Königreich der Himmel hat sich genaht.“ Die heutige Botschaft ist jedoch noch gewichtiger. Sie handelt von dem aufgerichteten Königreich Gottes, denn im Herbst des Jahres 1914 u. Z. wurde Christus Jesus von Jehova auf dem himmlischen Berg Zion, nicht auf der Erde, auf den Thron erhoben. — Matth. 24:14; 4:17; Ps. 2:6; Hebr. 12:22.
2. Was wird uns helfen, das in Lukas 16:19-31 aufgezeichnete Gleichnis auf unsere Tage anzuwenden?
2 Die beim ersten Kommen Christi verkündete Königreichsbotschaft kennzeichnete den Beginn der Besichtigung und des Gerichts. Sie war die erste Linie in dem Muster für das Gericht. Sie bewirkte einen Wechsel, von dem zwei Klassen betroffen wurden und den Jesus in seinem Gleichnis vom Reichen und von Lazarus veranschaulichte. Heute ist es genauso. Die Besichtigung und das Gericht werden nach den gleichen Grundsätzen durchgeführt, aber in einem größeren Umfang. Durch eine Betrachtung des Textzusammenhangs und anderer mit dem Gleichnis in Verbindung stehender Bibeltexte konnten wir feststellen, wer bei der ersten Erfüllung, beim ersten Kommen Christi, die beiden Hauptgestalten waren. Das gleiche Vorgehen wird uns helfen, von der gegenwärtigen Lage ein klares Bild zu erhalten. Es wird uns auch erkennen helfen, in welchem Verhältnis wir zu diesem Muster für das Gericht und zu dessen festgelegtem Zweck stehen.
3. Wie können wir feststellen, wer die neuzeitliche Klasse des „Reichen“ ist?
3 Wir brauchen nicht lange zu suchen, um die neuzeitliche Klasse des „Reichen“ zu finden. Die Geistlichkeit und die religiösen Führer der Christenheit haben eine auffallende Ähnlichkeit mit den jüdischen religiösen Führern der Tage Jesu. Wie damals, so bilden auch die religiösen Führer heute eine Klasse für sich, die als unantastbar gilt, als höher stehend und als gebildeter betrachtet wird und sich durch ihre Kleidung und ihre vielen Titel auszeichnet. Sie sind in dem Sinne reich, daß sie angesehene und einflußreiche Stellen bekleiden, oft in einem vertrauten Verhältnis zu den politischen Machthabern stehen und durch gewisse gekrönte Häupter oder Diktatoren sogar ihre Macht geltend machen. Sie sind auch in religiöser Hinsicht reich, indem sie behaupten, in innenpolitischen Angelegenheiten, in sozialen Fragen und in persönlichen Problemen ausschließlich als Gottes Wortführer zu amten. Sie sind in ihren Gemeinden gewöhnlich die einzigen, die berechtigt sind, zu predigen und Gottesdienste abzuhalten. In gewissen Kirchen behaupten diese Männer sogar, das Recht zu haben, die Beichte abzunehmen und Sünden zu vergeben, ja bestimmte unter ihnen wollen sogar das Recht haben, andere zu Heiligen zu ernennen, das heißt, sie wegen ihrer Tugenden heilig zu sprechen. Die neuzeitliche Klasse des „Reichen“ legt sich wahrhaftig Purpur und Leinwand um und lebt Tag für Tag fröhlich und in Prunk. — Luk. 16:19.
4. Seit wann trat in der Neuzeit eine „Lazarus“-Klasse hervor, und wieso?
4 Wir brauchen auch nicht lange zu suchen, um festzustellen, wer die im Gleichnis Jesu erwähnte „Bettler“-Klasse ist. Denken wir nur daran, wie beim ersten Kommen Christi diese Klasse demütiger und bescheidener Menschen hervortrat, sobald Johannes der Täufer, der Vorläufer Jesu, zu predigen begann. Auch in unserer Zeit, vor der Aufrichtung des Königreiches, im Jahre 1914, wurde ein solches Vorbereitungswerk durchgeführt, durch das der Weg vor dem Vertreter her bereitet wurde. (Mal. 3:1) Da dieses Werk in einem größeren Umfang durchgeführt wurde, erstreckte es sich über eine längere Zeit, über etwa vierzig Jahre. Es führte sogleich zur Ermittlung derer, die sich ihrer geistigen Bedürfnisse bewußt waren, die dann aber — wie einst die Jünger des Johannes — nicht mehr auf die geistige Nahrung der orthodoxen religiösen Führer angewiesen waren. Bis dahin waren sie — wie Lazarus mit seinen Geschwüren — „an sein [des Reichen] Tor gelegt“ worden, damit sie sich von den vom Tisch des „Reichen“ fallenden Krümeln sättigten. (Luk. 16:20, 21) Wie ihr Gegenstück in der Vergangenheit, so bekundete auch die Geistlichkeit der Christenheit an dem gewöhnlichen Volk wenig Interesse. Sie zog ihre Überlieferungen und Glaubensbekenntnisse den streng nach der Bibel ausgerichteten Lehren vor. Ihr Tisch mochte verschwenderisch gedeckt sein, aber ihre Speisen waren verdorben.
DIE RICHTIGE ANSICHT ÜBER DEN ZEITFAKTOR
5. Sollten wir erwarten, daß sich das, was durch den Tod des Reichen und den Tod des Lazarus dargestellt wurde, plötzlich erfüllt?
5 Dem Gleichnis entsprechend geschah dann etwas, wodurch sich das Bild völlig veränderte. Beide Männer starben. Damit kommen wir zu dem so überaus wichtigen Faktor Zeit, der in der Erfüllung durch die Verkündigung der guten Botschaft vom Königreich gekennzeichnet wird. Ja, der Tod ist ein krasser Wechsel. Täuschen wir uns aber nicht. Die dadurch entstehenden Veränderungen gehen nicht alle auf einmal vor sich und berühren nicht jedermann gleichzeitig. Beim ersten Kommen Christi war es auch nicht so. Bevor Jesus seinen Dienst antrat, wurde sechs Monate lang ein Werk durchgeführt und eine Botschaft verkündet, durch die einige getröstet und andere gequält wurden. Die Botschaft der Wahrheit über Gottes Königreich, die vor dem Jahre 1914 gepredigt wurde, brachte ebenfalls einigen Trost und Hoffnung und sättigte die Seele der Hungernden, die Geistlichkeit dagegen geriet darüber in Zorn und fühlte sich gequält, und sie machte auch kein Hehl daraus. (Näheres siehe Jehovas Zeugen in Gottes Vorhaben.) Das in jenen Jahren durchgeführte Werk und die damals verkündete Botschaft wiesen auf ein größeres und ausgeprägteres Muster hin, das nach dem Jahre 1914 entworfen werden sollte. Wir brauchen am frühen Morgen auch nicht zu warten, bis die Strahlen der aufgehenden Sonne jeden Umriß des Landschaftsbildes scharf hervortreten lassen. Das angenehme Licht der Dämmerung läßt die vor uns liegende Landschaft schon vorher immer besser sichtbar werden.
6. Was dient uns in dieser Hinsicht ferner als Hinweis?
6 Noch etwas sollten wir beachten. Als Jesus sein Gleichnis darlegte, hielten die religiösen Führer ihren hohen Lebensstandard und ihre anmaßenden Behauptungen immer noch aufrecht. Es gab auch noch viele Menschen, die sich in einem Bettlerzustand befanden und erst später in Gottes Gunst gelangten und getröstet wurden. Das änderte jedoch nichts an der Tatsache, daß die Zeit der Besichtigung begonnen hatte, und nichts konnte die Grundsätze, nach denen sie vorgenommen wurde, ändern, und nichts konnte ihren Verlauf aufhalten. Das geht auch aus den Worten Jesu hervor. Da Christus Jesus im Jahre 1914, am Ende der Zeiten der Nationen, auf dem himmlischen Berg Zion auf den Thron erhoben worden ist, kann auch die für unsere Zeit fällige Entwicklung durch nichts mehr aufgehalten oder verzögert werden.
7. Wie zeigte Paulus, wer der größere Abraham ist, und wozu forderte er zum Schluß auf?
7 In seiner inspirierten Beschreibung der theokratischen Einrichtung auf dem Berg „Zion ..., dem himmlischen Jerusalem“, spricht Paulus nach der Erwähnung von „Myriaden von Engeln ... und der [Christen-]Versammlung der Erstgeborenen“ von der Hauptgestalt, vom größeren Abraham, von „Gott, dem Richter aller“. (Hebr. 12:22, 23) Ja, Gott richtet die „Lazarus“-Klasse und die Klasse des „Reichen“ sowie alle anderen. Seine „richterliche Entscheidung ist eine große Wassertiefe“, eine „große Kluft“, gerecht und unerbittlich gegenüber allen Klassen. (Ps. 36:6 NW; Luk. 16:26) Bis zur endgültigen Vollstreckung seines Urteils können Einzelpersonen jedoch noch während dieser Zeit der Besichtigung ihren Herzenszustand ändern und die eine Klasse verlassen und zur anderen fliehen. Vergessen wir aber nicht, daß die Zeit begrenzt ist. Deshalb sagt Paulus dann noch: „Seht zu, daß ihr euch nicht von dem losbittet, der redet.“ Wie er weiter ausführt, soll das ganze gegenwärtige System, der symbolische Himmel und die symbolische Erde, erschüttert und vollständig beseitigt werden. Dann schließt er mit der Aufforderung: „Darum, da wir ein Königreich empfangen sollen, das nicht erschüttert werden kann, mögen wir fernerhin unverdiente Güte haben, durch die wir Gott auf annehmbare Weise mit Gottesfurcht und Scheu heiligen Dienst darbringen können.“ — Hebr. 12:25-28.
8. Welches Wort fügte Paulus schließlich noch hinzu, und welcher Unterschied sollte beachtet werden?
8 Schließlich fügt Paulus noch das strenge Wort hinzu: „Denn unser Gott ist auch ein verzehrendes Feuer.“ Beachten wir den Unterschied. Jesus sprach in seinem Gleichnis von einem Zustand, in dem die Menschen, während sie noch auf der Erde sind, wie von Feuer gequält, dadurch aber nicht getötet werden. Paulus dagegen wies auf die endgültige Vollstreckung des Urteils hin, durch die das Leben im „Feuersee“, dem „zweiten Tod“, vollständig verzehrt und vernichtet wird. — Hebr. 12:29; Offb. 20:14.
9. Wieso wirft die in Offenbarung 11:7-12 aufgezeichnete Prophezeiung weiteres Licht auf den Faktor Zeit?
9 Wenn wir die Tatsachen in Betracht ziehen, finden wir weitere Anhaltspunkte, die zeigen, daß wir den Faktor Zeit berücksichtigen müssen. Obwohl im Jahre 1914 die Zeit für die Geburt des Königreiches gekommen war, erfuhr die „Lazarus“-Klasse den vollständigen Wechsel ihres Zustandes erst im Jahre 1919. (Offb. 12:5) Was geschah? Während des Ersten Weltkrieges ließ Jehova Gott zu, daß die Geistlichkeit der Christenheit die ihm ergebenen Diener, die „Lazarus“-Klasse, derart unterdrückte und in die Enge trieb, daß sie schließlich untätig wurden. Als Klasse schienen sie erledigt zu sein, und bildlich gesprochen lagen ihre Leichname „auf der breiten Straße der großen Stadt“, Groß-Babylons. Ihre Feinde ‘freuten sich über sie’. Dann vollzog sich auf Gottes eigenen Beschluß hin plötzlich ein Wechsel. „Von Gott her [kam] Geist des Lebens in sie“, der bewirkte, daß sie wieder tätig wurden, und „sie hörten eine laute Stimme aus dem Himmel zu ihnen sagen: ‚Kommt hier herauf.‘ ... und ihre Feinde sahen sie.“ Genau das erlebten Jehovas Zeugen im Jahre 1919; sie gelangten wieder in Gottes Gunst und nahmen den erhabenen Dienst im Interesse seines Königreiches vor den Augen aller, auch ihrer Feinde, der Klasse des „Reichen“, wieder auf. — Offb. 11:7-12.
10. Was beweist, daß sich der Zustand der beiden Klassen seit dem Jahre 1919 geändert hat?
10 Seither sind die vorhergesagten veränderten Verhältnisse immer deutlicher zu erkennen gewesen. Jehovas treue Diener, die früher geweint hatten und hungrig gewesen waren, konnten nun, da sie mit Königreichswahrheiten gesättigt und mit dem Königreichsdienst bereichert wurden, „jubeln zufolge ihres guten Herzenszustandes“. Für die angeblichen Diener Gottes dagegen, „die sich vor Menschen selbst gerechtsprechen“ und die möchten, daß „alle Menschen wohl von ... [ihnen] reden“, bedeutete es ein Wehe. Sie fühlten sich veranlaßt, „vor Herzeleid [zu] „schreien“, weil sie sahen, daß die „Lazarus“-Klasse nun große Wohlfahrt genoß und wahrhaft reich gemacht, ja gesegnet wurde „mit jeder geistigen Segnung in den himmlischen Örtern in Gemeinschaft mit Christus“, dem regierenden König, und mit Jehova, dem größeren Abraham. Die neuzeitliche Klasse des „Reichen“ dagegen hat nicht den geringsten Beweis dafür erhalten, daß sie in Gottes Gunst stände; sie ist in dieser Hinsicht wie tot und begraben. Sie lehnt die Königreichsbotschaft, die die „Lazarus“-Klasse verkündet, ab. Statt dessen befürwortet sie von Menschen geschaffene politische Ersatzmittel wie den Völkerbund und die Vereinten Nationen. Beachten wir nun die Bitten, die die Klasse des „Reichen“ vorbringt, wodurch sie dem entspricht, was Jesus in seinem Gleichnis sagte. — Jes. 65:14, NW; Luk. 6:26; 16:15; Eph. 1:3.
DIE BITTEN DER NEUZEITLICHEN KLASSE DES „REICHEN“
11. Was entspricht in der Neuzeit der in Lukas 16:24 aufgezeichneten Bitte des Reichen?
11 Im großen ganzen bringen die neuzeitlichen religiösen Führer ähnliche Argumente vor wie damals die Schriftgelehrten und die Pharisäer, und in beiden Fällen sprechen Taten lauter als Worte. Man setzt alles daran, um das Werk, das die „Lazarus“-Klasse eifrig durchführt, zu behindern und die Botschaft, die sie verkündet, in den Augen der Menschen verächtlich zu machen, ja man bemüht sich sogar, das Werk wenn möglich zu verbieten. Man sagt dem Sinne nach: „Ach würde doch Lazarus gesandt, um uns in diesem lodernden Feuer mit einem Tropfen Wasser die Zunge zu kühlen!“ Wie gern möchte man doch ein wohltuendes, schmeichelndes Wort von Jehovas Zeugen hören und sie veranlassen, ihre Stellung in Gottes Gunst aufzugeben! Wenn man sie doch nur irgendwie von Abrahams Busen wegbringen könnte! — Luk. 16:24.
12. Was war das Ergebnis der Bitte der Klasse des „Reichen“, wie das aus Abrahams Antwort hervorging?
12 Wir erinnern uns noch, daß Abraham die Bitte des Reichen lediglich durch einen Hinweis auf die Tatsachen beantwortete, indem er zeigte, daß diese nicht zu ändern wären. So ist es auch heute. Die Bemühungen, Jehovas Zeugen zu veranlassen, ihre Botschaft abzuschwächen oder ihre Einstellung zu ändern, sind ebenso vergeblich, wie sie es bei der Christenversammlung des ersten Jahrhunderts waren. Jehova gebietet der „Lazarus“-Klasse heute das gleiche wie einst seinem Diener Jeremia: „Zu allen, wohin ich dich senden werde, sollst du gehen, und alles, was ich dir gebieten werde, sollst du reden ... Sie werden gegen dich streiten, aber dich nicht überwältigen; denn ich bin mit dir, spricht Jehova, um dich zu erretten.“ — Jer. 1:7, 19.
13. Wie wies Jesus auf eine umfassendere Anwendung hin, als er die große Kluft erwähnte?
13 Du wirst dich auch noch erinnern, daß Abraham im Gleichnis die Aufmerksamkeit dann auf die „große Kluft“ lenkte. Hast du aber auch bemerkt, daß er seine Worte nicht nur an den Reichen und an Lazarus richtete, als er sagte, keiner von ihnen könne wegen der Kluft von der einen Seite zur anderen hinübergehen? Er sprach von vielen Leuten auf beiden Seiten, indem er sagte: „Zwischen uns und euch [ist] eine große Kluft festgelegt, so daß die, welche von hier zu euch hinübergehen wollen, es nicht können, noch können Leute von dort zu uns herüberkommen.“ — Luk. 16:26.
14. Welche Klassen, außer denen, die durch den Reichen und durch Lazarus dargestellt wurden, treten in der neuzeitlichen Erfüllung noch hervor?
14 Dadurch ließ Jesus die Möglichkeit einer noch umfassenderen Anwendung seines Gleichnisses offen, die besonders auf die neuzeitliche Erfüllung paßt. Wir wissen, daß der Reiche fünf Brüder hatte, die an den gleichen Ort der Qual kommen sollten. Die einzigen, die nach den Worten Jesu auf Lazarus’ Seite standen, waren die Leute, denen es nicht zuviel war, einen bedürftigen Bettler an das Tor des Reichen zu legen, und die Hunde, die mitleidsvoll seine Geschwüre beleckten. Hier haben wir den Schlüssel. Diese taten etwas für den bedürftigen Lazarus. Der Reiche tat nichts. In einem anderen Gleichnis sprach Jesus von denen, die seinen geistigen Brüdern (der „Lazarus“-Klasse), ja selbst dem Geringsten von ihnen, Gutes tun, wenn sie sie in Not sehen. Sie, die sich freuen, den Brüdern Christi einen Dienst zu erweisen, mögen in den Augen der Klasse des „Reichen“ nichts, nur Hunde, sein; in den Augen Jesu aber sind sie, wie er selbst sagte, Schafe (das heißt seine „anderen Schafe“, die seiner „kleinen Herde“ von Miterben hinzugefügt werden). (Joh. 10:16; Luk. 12:32) Diejenigen, die sich weigern oder die versäumen, Hilfe zu leisten, verglich Jesus mit Böcken, die dem endgültigen Urteil verfallen, dem verzehrenden ‘ewigen Feuer, das für den Teufel und seine Engel bereitet ist’. An die mit Schafen Verglichenen ergeht die Einladung: „Ererbt das Königreich, das seit Grundlegung der Welt für euch bereitet ist.“ Gemäß der Vision, die Johannes empfing, dienen sie in enger Verbindung mit der „Tempel“- oder „Lazarus“-Klasse Gott schon heute „Tag und Nacht ... in seinem Tempel“. Sie befinden sich daher in einer irdischen Stellung, in der sie Gottes Gunst genießen. Auch sie werden wahrhaft reich gemacht, denn „das Lamm ... [wird] sie zu Wasserquellen des Lebens leiten“. — Matth. 25:31-46; Offb. 7:15-17.
EINE WEITERE BITTE ABGELEHNT
15. Was entspricht heute der Bitte, Lazarus in das Haus des Vaters des Reichen zu senden?
15 Schmach und Schande zu erleiden ist schon schlimm genug. Noch schlimmer aber ist es, zu wissen, daß gute Bekannte oder sogar die eigenen Angehörigen ebenfalls von der öffentlichen Bloßstellung betroffen werden. Die Geistlichkeit und die religiösen Führer der Christenheit befinden sich heute in einer ähnlichen Lage wie die jüdische Geistlichkeit in den Tagen Jesu. Sie möchten die „Lazarus“-Klasse ebenfalls so weit bringen, daß sie ihre Stellung, in der sie dem größeren Abraham ausschließliche Ergebenheit darbringt, aufgibt. Könnte man ihnen nicht einen bestimmten Auftrag geben und sie wegsenden oder — um mit den Worten des Gleichnisses zu sprechen — sie beauftragen, in das Haus der fünf Brüder des Reichen zu gehen und so lange dort zu bleiben, bis sie ein „gründliches Zeugnis“ gegeben haben? (Luk. 16:27, 28) Mit anderen Worten, sie könnten doch freundliche Beziehungen mit den Unterstützern der Christenheit aufnehmen und ihnen Zeugnis geben, aber ein Zeugnis, das ihnen keine Qualen bereiten würde. Wir können sicher sein, daß sie willkommen geheißen, freundlich aufgenommen und zu einem Teil der Familie des Vaters des Reichen, des Vaters der Christenheit, des „Gottes dieses Systems der Dinge“, Satans, des Teufels, gemacht würden!
16. Wie erfüllt sich Abrahams Antwort jetzt in einem größeren Umfang?
16 Wäre das möglich? Wir erinnern uns an Abrahams Antwort: „Sie haben Moses und die Propheten; mögen sie auf diese hören.“ (Luk. 16:29) Diesen Hebräischen Schriften sind seither die Christlichen Griechischen Schriften hinzugefügt worden. Die „Lazarus“-Klasse und ihre Gefährten, das heißt alle Zeugen Jehovas, gebrauchen heute die ganze Bibel, um unter anderem auf die Ursache für Gottes Gericht an Babylon der Großen hinzuweisen, auf ihre Blutschuld, ihre Freundschaft mit der Welt, ihre Irrlehren, ihren schamlosen Luxus und ihre bevorstehende Vernichtung. — Offb. 17:5, 6; 18:2, 3, 21.
17. (a) Wie berührt das „gründliche Zeugnis“ die Klasse des „Reichen“? (b) Welches Zeichen fordert diese Klasse, und warum?
17 Die Führer der Christenheit und ihre Unterstützer sind von dem in großem Umfang gegebenen „gründlichen Zeugnis“ nicht begeistert. Als der Reiche antwortete: „Nicht doch, Vater Abraham“, lehnte er in Wirklichkeit Moses und die Propheten ab. Wie genau das doch auf die heutige Zeit zutrifft! Jehovas Zeugen selbst sind in Kreisen der religiösen Führer nicht unbeliebt oder gefürchtet. Man fürchtet ihre Botschaft aus der Bibel, die wie ein Schwert wirkt, das „machtvoll [ist] durch Gott, um starke Verschanzungen umzustoßen“ . (2. Kor. 10:4; Eph. 6:17) Alles, nur das nicht! Welche Möglichkeit gibt es also noch? Ein Zeichen! Ein Zeichen, das so überwältigend ist, daß weder vernünftige Überlegungen noch Glauben nötig sind. „Wenn einer von den Toten zu ihnen geht, werden sie bereuen“, bat der Reiche. (Luk. 16:30) Die Klasse des „Reichen“ gibt zu, daß ihre Unterstützer Reue bekunden sollten, aber sie möchten dieses Ziel sozusagen durch ein abgekürztes Verfahren erreichen. Sie möchten eine Methode anwenden, durch die es sich erübrigen würde, fortgesetzt „die sieben Schalen des Grimmes Gottes nach der Erde hin“ auszugießen oder ständig auf Moses und die Propheten sowie auf die übrigen heiligen Schriften hinzuweisen und zu sagen: „Es steht geschrieben.“ — Offb. 16:1; Matth. 4:4, 7, 10.
18. Wieso paßt Abrahams letztes Wort auch gut auf die heutige Situation?
18 Das Muster für das Gericht wird jedoch weder abgeändert noch umgangen. „Wenn sie nicht auf Moses und die Propheten hören, werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht.“ (Luk. 16:31) Das war Abrahams letztes Wort. Es erfüllte sich an der jüdischen Geistlichkeit und ihren Unterstützern. Desgleichen erfüllt es sich auch heute. Wie damals, so können auch heute die religiösen Führer und ihre Unterstützer nicht sagen, sie hätten nie Gelegenheit gehabt, etwas von den heiligen Schriften und ihrer Botschaft zu hören. Sie werden nicht zum Hören gezwungen oder dazu überredet. Sie können ihr Herz verhärten und ihre Augen verschließen. Sie können die Zeugen, die den Schutz des größeren Abraham genießen, bekämpfen und verfolgen, aber sie können sie nicht mundtot machen. In den Tagen der Apostel „setzte eine große Verfolgung gegen die Versammlung ein, die sich in Jerusalem befand; ... die [aber] zerstreut worden waren, gingen durch das Land und verkündeten die gute Botschaft des Wortes“. (Apg. 8:1, 4) Heute mögen die Zeugen verboten werden, aber sie predigen weiter.
19. Warum haben die religiösen Führer und ihre Unterstützer heute eine größere Verantwortung?
19 Die Verantwortung der religiösen Führer und ihrer Unterstützer ist heute sogar noch größer, weil „einer von den Toten“ auferweckt worden ist. Petrus sagte: „Diesen [Christus Jesus] hat Gott am dritten Tag auferweckt ... Auch befahl er uns, dem Volke zu predigen und ein gründliches Zeugnis davon abzulegen, daß dieser der von Gott verordnete Richter der Lebenden und der Toten ist.“ (Apg. 10:40, 42) Ja, schon damals wurde ein gründliches Zeugnis gegeben; doch heute wird ein noch gründlicheres gegeben, da der Auferstandene der König und Richter in Gottes Königreich geworden ist. Darüber hinaus ist, wie bereits erwähnt, im Jahre 1919 die „Lazarus“-Klasse, sinnbildlich gesprochen, von den Toten auferweckt worden, wie Jona einst aus dem Bauche des großen Fisches befreit wurde. All das macht auf das Haus des Reichen und auf seine Brüder jedoch keinen Eindruck.
LERNEN, WIE MAN WAHRHAFT REICH WIRD
20. In welcher Hinsicht entsprechen die Worte des Jakobus über die Reichen dem Gleichnis Jesu?
20 Der Bibelschreiber Jakobus faßte das Thema unserer Abhandlung sehr passend zusammen. Er schrieb unter Inspiration: „Kommt nun, ihr Reichen, weint, heult über euer Elend [eure Qualen], das über euch kommt. Euer Reichtum ist verfault, und eure äußeren Kleider [aus Leinwand und Purpur] sind von Motten zerfressen worden ... Etwas wie Feuer ist das, was ihr [nicht in einer künftigen ewigen Qual nach dem Tode, sondern] in den letzten Tagen aufgehäuft habt.“ Dann weist er unmittelbar auf das Muster für das Gericht hin mit den Worten: „Seht, der Richter steht vor den Türen. Brüder, nehmt euch beim Erleiden von Ungemach und beim Geduldüben die Propheten als Beispiel [zum Vorbild, Lu], die im Namen Jehovas geredet haben ... Ihr habt vom Ausharren Hiobs gehört und habt gesehen, welchen Ausgang Jehova gab, daß Jehova voll inniger Zuneigung und barmherzig ist.“ — Jak. 5:1-3, 9-11.
21. Welche Ähnlichkeit besteht zwischen dem Hiobdrama und dem Gleichnis von Lazarus?
21 Der letzte Teil dieses Textes gibt die lichte Seite des Musters wieder. Hiob war wie Lazarus eine Zeitlang all seiner Habe beraubt und mußte sich mit einer Scherbe die eiternden Beulen schaben, wie die Hunde die Geschwüre des Lazarus beleckten. (Hiob 2:8) Auch Hiob war auf die Barmherzigkeit seiner angeblichen Wohltäter, seiner drei religiösen Freunde, angewiesen, die ihm gerade so viel Linderung verschafften und ihm so viel halfen, wie die Abfälle vom Tisch des Reichen Lazarus halfen. Dann kam Jehovas Besichtigung und Gericht. Dadurch erhielt jeder seinen Platz, und dadurch wurde auch offenbar, wer wahrhaft reich war. Hiob erhielt von Gott den unverkennbaren Beweis, daß er in seiner Gunst stand, denn er erlangte seine Gesundheit wieder und bekam von allem, was er früher hatte, das Doppelte. Auch eine Familie mit zehn prächtigen Kindern hatte er wieder, die mit den „anderen Schafen“ oder der „großen Volksmenge“ verglichen werden könnten, die mit der „Lazarus“-Klasse vereinigt wird, damit sie „e i n e Herde werden unter e i n e m Hirten“. — Hiob 42:10-17; Offb. 7:9; Joh. 10:16.
22. Was müssen wir tun, um wahrhaft reich zu werden, und was müssen wir vermeiden?
22 Wir können lernen, wie man wahrhaft reich wird, aber es mag bedeuten, daß wir unser Lebensmuster ändern müssen. Wir können „Jehova [suchen], während er sich finden läßt“. Wir können die verkehrte Handlungsweise des „Gesetzlosen“ und des „Mannes des Frevels“ vermeiden. Der Reiche im Gleichnis Jesu lernte nichts. Er war bis zum Ende hochmütig und nur auf sich bedacht. Lazarus war in seinen Augen lediglich ein Bettler, der seinen Wünschen hätte nachkommen sollen. Abraham wies seine Bitten jedoch damit ab, daß er nur eines befürwortete: „Moses und die Propheten“, die heilige Schrift. Gottes Muster ist hierin klar zu erkennen, und es zeigt dir, wie du der Aufforderung nachkommen kannst: „Kehre um zu Jehova ..., denn er ist reich an Vergebung.“ — Jes. 55:6, 7.
23. Wieso hilft uns Jesu Botschaft an die Laodiceer in dieser Hinsicht?
23 Auch durch seine Botschaft an die „Versammlung in Laodicea“ zeigte Jesus, wie man durch Gegenüberstellungen den wahren Reichtum erkennen kann. Obwohl seine Worte in erster Linie an die „Lazarus“-Klasse gerichtet sind, gelten diese Grundsätze dem ganzen Volk Gottes. Diese Versammlung war lau geworden, weil sie den Unterschied zwischen dem wahren und dem angeblichen Reichtum nicht erkannt hatte und stolz sagte: „Ich bin reich und habe Reichtum erworben und benötige gar nichts.“ Ihre Glieder waren überheblich und selbstgerecht. Gemessen an wahren, geistigen Werten waren sie jedoch, wie Jesus sagte, „elend und bemitleidenswert und arm und blind und nackt“ und standen in Gefahr, verworfen, aus seinem Munde ausgespien zu werden. Beachten wir, was Jesus ihnen zur Abhilfe empfiehlt: „Ich [rate] dir, von mir durch Feuer geläutertes Gold zu kaufen, damit du [wahrhaft] reich werdest, und weiße äußere Kleider, damit du bekleidet werdest und die Schande deiner Nacktheit nicht kundwerde, und Augensalbe, um deine Augen einzureiben, damit du sehest.“ — Offb. 3:14-18.
24. Was muß man tun, um der Aufforderung Jesu, von ihm zu kaufen, nachzukommen?
24 O ja! Jesus lädt dich ein, von ihm zu kaufen und seinen Preis zu zahlen. Er ist nicht unerschwinglich. Jesus lädt dich ein, dir ihn zum Vorbild zu nehmen und dich Jehova völlig hinzugeben. Wenn du dich seiner Schulung und Zucht unterziehst, wird die ‘geprüfte Echtheit deines Glaubens, der viel wertvoller ist als Gold, das durch Feuer erprobt worden ist’, zum Vorschein kommen. Suche „Gerechtigkeit“, indem du dich nicht in „Purpur und Leinwand“ kleidest, sondern in Gewänder die „in dem Blut des Lammes weiß gemacht“ worden sind, und indem du auf das Verdienst seines Opfers vertraust. Suche „Demut“, indem du dich belehren läßt, ständig die Augensalbe einreibst und dich bemühst, die Augen für die in Gottes Wort aufgespeicherten Wahrheiten stets offenzuhalten. — 1. Petr. 1:7; Offb. 7:14; Zeph. 2:3.
25 Welche ermunternden Worte sprach Jesus dann?
25 Denen, die diesen Weg einschlagen, gab Jesus die einladende Verheißung: „Siehe, ich stehe an der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hört und die Tür öffnet, will ich in sein Haus kommen und das Abendessen mit ihm einnehmen und er mit mir.“ (Offb. 3:20) Wenn du möchtest, kannst du dieser persönlichen Aufforderung folgen, kannst wahrhaft reich werden und erleben, was es bedeutet, seine Gunst zu genießen und ein Teil der ‘e i n e n Herde unter dem e i n e n Hirten’ zu sein.
26. Was sollte man jetzt unbedingt tun, und welche Eigenschaft setzt das voraus?
26 Solltest du erkennen, daß du noch von Babylon der Großen gefangengehalten wirst, dann folge der Aufforderung unverzüglich, und schließe dich dem Volke Jehovas an, indem du dich Jehova hingibst. Die Babylonier werden nicht aufgefordert zu fliehen, sondern Jehova sagt: „Geht aus ihr hinaus, mein Volk.“ (Offb. 18:4) Das erfordert Glauben, einen lebendigen Glauben, der durch eine Handlungsweise gestützt werden sollte, die der Wahrheit des Wortes Gottes entspricht. Es gibt keine Entschuldigung für Unwissenheit. Die mit einer Kluft verglichene Scheidelinie ist deutlich gezogen. Jesus sagte: „Dies nun ist die Grundlage für das Gericht, daß das Licht in die Welt gekommen ist.“ Er bewies durch sein Leben und seine Lehre, daß er das „wahre Licht, das ... Licht gibt“, verkörperte. Die meisten Menschen weigern sich, zum Licht zu kommen, und ziehen es vor, schlechte Dinge zu treiben, die zur Finsternis gehören. Sie weigern sich, Glauben auszuüben, und Jesus sagte: „Wer nicht Glauben ausübt, ist schon gerichtet.“ Sie bleiben lieber als Verurteilte in Babylon der Großen. Es ist ihr eigener Entschluß. — Joh. 1:9; 3:18-20.
27. Welchen Weg muß man einschlagen und welche Stellung beziehen, um jetzt und in der Zukunft erfrischende Gegensätze zu erleben?
27 Wäre es dagegen nicht besser, du würdest zum „Licht“ kommen und erfahren, wie man ihm gehorsam ist, damit deine „Werke als solche kundgemacht werden, die in Harmonie mit Gott gewirkt worden sind“? (Joh. 3:21) Statt also den bitteren Gegensatz zwischen Leben und Vernichtung zu erfahren, wenn diese große Stadt vernichtet wird oder Harmagedon hereinbricht, kannst du jetzt in die liebende Gunst und unter den Schutz Jehovas, des Gottes Abrahams, gelangen. Von dieser erhöhten Stellung aus kannst du schon jetzt die beglückenden Gegensätze kennenlernen, die das Leben so unermeßlich interessant und wertvoll machen. Du erhältst auch die wunderbare Aussicht auf ewiges Leben in Gottes neuem System der Dinge, das uns weitere herrliche Gegensätze bringen wird, denn sein Schöpfer sagt: „Siehe, ich mache alle Dinge neu.“ — Offb. 21:5.