Fragen von Lesern
● Hat die Zahl Vierzig eine symbolische Bedeutung, und wenn ja, welche? — A. L., USA.
Schlägt man in einer erschöpfenden Bibelkonkordanz nach, so stellt man fest, daß die Zahl Vierzig in der Bibel in verschiedenen Verbindungen gebraucht wird. Die Gesellschaft hat in ihren Schriften dieser Zahl nie eine bestimmte Bedeutung zugeschrieben, die für jeden Fall zuträfe. In der englischen Wachtturm-Ausgabe vom 1. Mai 1941 (S. 138) wurde zwar in einer Besprechung der vierzigjährigen Friedenszeit, die gemäß Richter 5:31 auf die Befreiung der Israeliten von der kanaanitischen Bedrückung folgte, gezeigt, daß sie ein Vorbild der friedlichen Tausendjahrherrschaft des Herrn Jesus Christus gewesen sei. Diese Bedeutung trifft aber nicht auf jeden Fall zu, in dem die Bibel diese Zahl erwähnt. Manchmal erscheint sie zum Beispiel in Verbindung mit einer Gerichtszeit, einem Urteils- oder Strafvollzug. So fiel zum Beispiel in den Tagen Noahs der Regen vierzig Tage. (1. Mose 7:4) Nach dem Gesetz Moses mußten bestimmte Vergehen mit vierzig Schlägen bestraft werden. (5. Mose 25:3) Die Israeliten mußten zur Strafe für ihre Widerspenstigkeit vierzig Jahre in der Wüste umherwandern. (4. Mose 14:34) Jona warnte die Bewohner Ninives vierzig Tage im voraus vor der Vernichtung ihrer Stadt. (Jona 3:4) Wir sollten aber nicht denken, die Zahl Vierzig habe jedesmal, wenn sie in der Bibel vorkommt, eine symbolische Bedeutung.
● Ist die Verwendung von Tabletten zur Empfängnisverhütung schriftwidrig?
Da die Bibel die Geburtenkontrolle nicht verurteilt, ist die Verwendung von Verhütungsmitteln eine rein persönliche Angelegenheit. Die Gesellschaft erteilt in dieser Beziehung keinen Rat. Das wurde bereits im Wachtturm vom 1. Juli 1951 (S. 207, 208) betont. Es gilt aber zu beachten, daß die Verwendung von Tabletten zur Empfängnisverhütung und Sterilisation nicht dasselbe sind. Eine Unfruchtbarmachung zwecks Geburtenkontrolle wäre — ob nur für eine gewisse Zeit oder für immer — schriftwidrig. (Näheres, siehe Der Wachtturm vom 1. März 1962, S. 158—160.) Eine Frau sollte Tabletten zur Empfängnisverhütung jedoch nur im Einverständnis mit ihrem Mann verwenden.
Es ist eine von Ärzten anerkannte Tatsache, daß die Anwendung von pharmazeutischen Präparaten mit einem gewissen Risiko verbunden ist. In öffentlichen Bibliotheken sind genügend medizinische Schriften erhältlich, die über die Nebenwirkungen solcher Mittel Aufschluß geben, so daß niemand darüber in Unkenntnis zu sein braucht. Es fragt sich also nur, ob jemand dieses Risiko eingehen möchte, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Niemand kann mit Bestimmtheit behaupten, dieses oder jenes Mittel sei absolut zuverlässig, weil jeder Mensch anders reagiert. Aber die Bibel verbietet eine Geburtenkontrolle durch solche Mittel nicht. Die Frage, ob sie angewandt werden sollten oder nicht, muß jedes Ehepaar selbst entscheiden. Weitere Einzelheiten sind in der Erwachet!-Ausgabe vom 8. Juni 1962 (S. 27, 28) zu finden.
● Wie läßt sich der Abendmahlbericht des Lukas, nach dem zwei Becher Wein herumgereicht wurden, mit den Berichten des Matthäus, Markus und Paulus vereinbaren, in denen nur von einem Becher die Rede ist? — R. D., USA.
Bei einem Vergleich verschiedener biblischer Berichte über ein und dasselbe Geschehnis oder Ereignis sollte man stets folgendes im Sinn behalten: Wenn auch der eine oder andere Schreiber nur eine Person oder einen Gegenstand erwähnt, bedeutet das nicht unbedingt, daß es nicht mehr als eine Person oder ein Gegenstand gewesen wäre. So erwähnt zum Beispiel Matthäus zwei Blinde und zwei von Dämonen Besessene, die geheilt wurden, während Markus und Lukas nur je einen anführen. (Matth. 8:28; 20:30; Mark. 5:2; 10:46, 47; Luk. 8:27; 18:35) Ferner ist bei Matthäus und Markus nur von einem Engel am Grab des auferstandenen Jesus die Rede, bei Lukas dagegen von zweien. — Matth. 28:2-4; Mark. 16:5-7; Luk. 24:4, 5.
Ähnlich verhält es sich auch mit der Anzahl der Becher, die Lukas erwähnt. Wir lesen in Lukas 22:17-20 (NW): „Und er nahm einen Becher entgegen, dankte und sprach: ‚Nehmt diesen und reicht ihn unter euch von einem zum anderen; denn ich sage euch: Von nun an werde ich nicht wieder von dem Erzeugnis des Weinstocks trinken, bis das Königreich Gottes gekommen ist.‘ Auch nahm er ein Brot, dankte, brach es und reichte es ihnen und sprach: ‚Dies bedeutet meinen Leib, der zu euren Gunsten gegeben wird. Tut dies immer wieder zur Erinnerung an mich.‘ Ebenso den Becher nach dem Abendmahl, indem er sprach: ‚Dieser Becher bedeutet den neuen Bund kraft meines Blutes, das zu euren Gunsten vergossen werden wird.‘“
Der im 17. Vers erwähnte erste Becher gehörte noch zur Passahfeier, wie das aus Vers 15 hervorgeht. In den Tagen Jesu wurden während der Passahfeier mehrere Becher Wein herumgereicht. Nach der Jewish Encyclopedia (Band 9, Seite 552) und der Cyclopædia von M’Clintock und Strong (Band 7, Seite 739) waren es mindestens vier. Die Mischna sagt deutlich: „Selbst der Ärmste in Israel sollte nicht essen, ohne sich zu Tisch zu setzen, und sie sollten ihnen mindestens vier Becher Wein zu trinken geben.“ (Pesahim 10:1) Was Lukas über den im 17. Vers erwähnten Becher sagt, bezieht sich auf einen der Becher, die während der Passahfeier herumgereicht wurden. Jesus trank selbst daraus und sagte: „Von nun an werde ich nicht wieder von dem Erzeugnis des Weinstocks trinken, bis das Königreich Gottes gekommen ist.“ — Luk. 22:18, NW.
Mit dem Vers 19 beginnt in der Neuen-Welt-Übersetzung ein neuer Abschnitt, und von diesem Vers an ist nicht mehr vom Passah die Rede, sondern von der Einsetzung des Abendmahls des Herrn. Jesus verwandte dabei etwas von dem ungesäuerten Brot und e i n e n der Weinbecher, die bereits auf dem Tisch standen. Matthäus (26:27) und Markus (14:23) sowie Paulus (1. Kor. 11:25) sprechen nur von dem im 20. Vers erwähnten Becher, der beim Abendmahl des Herrn benutzt wurde. Das Abendmahl des Herrn gehörte aber nicht zur Passahfeier selbst. Jesus führte damit etwas Neues ein.