„Den Dingen nachjagen, die dem Frieden dienen“
„So laßt uns denn den Dingen nachjagen, die dem Frieden dienen, und den Dingen, die zur gegenseitigen Erbauung gereichen.“ — Röm. 14:19.
1. (a) Was mußte im zwanzigsten Jahrhundert unbedingt erkannt werden? (b) Doch welche Frage zu stellen, drängt es uns?
DAS Streben nach Frieden ist in unserem Zeitalter etwas geworden, womit man sich vornehmlich beschäftigt. Viele sind der Überzeugung, daß das Menschengeschlecht unbedingt Frieden haben muß, um überleben zu können. Wünschen aber die Nationen und die Menschen insgesamt den Frieden ernstlich genug, um willens zu sein, den hohen Preis zu zahlen, den die Erneuerung ihres Lebens, ihrer Ziele und ihrer Grundsätze kostet? Kaum, wenn man es nach den Anstrengungen beurteilt, die sie machen, um ihn zu erlangen. Man betrachte die Anzeichenbeweise:
2. (a) Wie sucht die Welt Frieden, und mit welchem Ergebnis? (b) Auf welche Weise muß der Friede nach den Worten eines französischen Wissenschaftlers geschaffen werden?
2 Die Welt sucht Frieden, indem sie selbstsüchtige Interessen verfolgt, ferner durch ein Gleichgewicht der Kräfte, durch bilaterale Pakte und internationale Bündnisse. Sie sucht zur Verhütung eines Krieges die menschlichen Hilfsmittel zu manipulieren. Der Begriff, den die Welt von Frieden hat, ist in Wirklichkeit ein Zustand des Bewaffnet- und Gerüstetseins. Sie hofft, daß durch Furcht der Krieg und die Gewaltsamkeit in Schranken gehalten werden können. Ein solcher Friede ist ein oberflächlicher Notbehelf. Dadurch wird in keinem Sinne nach wahrem Frieden gestrebt. Der französische Wissenschaftler Lecomte du Noüy bemerkte: „Es ist nun an der Zeit, daß Völker und einzelne sich entscheiden, was sie wollen. Wenn die Kulturvölker den Frieden wollen, so müssen sie begreifen, daß die Frage von Grund auf angepackt werden muß. Das alte Gerüst, das uns vergangene Geschlechter vermacht haben, kracht in allen Fugen. Es läßt sich nicht notdürftig mit Bindfaden und Leimtopf und mit Verträgen herrichten, unter die ehrwürdige Herren mit ernsten Gesichtern ihre Unterschriften setzen. Zudem ist ein Herrichten nicht genug. Friede wird nur geschaffen, wenn der Mensch sich von innen heraus bessert, und nicht durch äußere Machwerke.“
3. (a) Was hat der Prophet Jesaja über den Ursprung des Friedens zu sagen? (b) Warum können Nationen diesen Frieden nicht beanspruchen, doch wer kann dies, und weshalb?
3 Der Friede aufgrund einer solch umwandelnden Kraft kommt indes nicht durch politische Manipulationen der Menschen, sondern durch die Gerechtigkeit Jehovas Gottes zustande. Man beachte, was Jehovas Prophet Jesaja über diesen Frieden siebenhundert Jahre vor unserer Zeitrechnung schrieb. Fürs erste sagte er, ein wahrer Friede könne für die Erde niemals kommen, „bis auf uns der Geist [Jehovas] aus der Höhe ausgegossen“ werde. Jesaja sagte dann weiter: „Das Werk der wahren Gerechtigkeit soll Friede werden und der Dienst der wahren Gerechtigkeit Ruhe und Sicherheit auf unabsehbare Zeit.“ (Jes. 32:15-17) Welche Nationen der Welt können behaupten, daß bei all ihren neuzeitlichen Friedenskonferenzen ihr erstes Anliegen die Gerechtigkeit Gottes gewesen sei? Ein so hohes Ziel haben sie nie angestrebt. Daher haben sie nie den Frieden erlangt, von dem der Prophet Gottes sprach. Gottes Volk aber, seine Zeugen, haben ein echtes Interesse an der Gerechtigkeit Gottes. Denn Jehova ist der Gott des Friedens; der Friede ist eine Frucht seines Geistes. (2. Kor. 13:11; Gal. 5:22) Zu Recht haben seine Zeugen den Frieden Gottes erlangt, der alles Denken übertrifft und der ihr Herz und ihre Denkkraft durch Christus Jesus behütet. (Phil. 4:7) Diesem Frieden müssen nun alle, die Gerechtigkeit lieben und ewig zu leben wünschen, die gebührende Beachtung schenken.
WOHLTATEN DES FRIEDENS, DEN JEHOVA SEINER ORGANISATION GIBT
4. Welcher Zustand herrscht in Jehovas Organisation, und wie ist dies vorausgesagt worden?
4 Jehova hat seiner Organisation, weil ihr an Gerechtigkeit gelegen ist, Frieden in Fülle gegeben. Dieser Friede offenbart sich durch den Zustand der Ruhe und Friedlichkeit sowie durch die harmonischen Beziehungen, die unter Jehovas Zeugen bestehen. Sie sind weder ungeduldig, noch streiten sie über die Art und Weise, wie Jehova seine Organisation leitet. Diese Atmosphäre des Friedens wurde in Jesaja 60:17 vorausgesagt: „Ich will den Frieden zu deinen Aufsehern einsetzen und die Gerechtigkeit zu deinen Arbeitszuteilern.“ Ohne die Gerechtigkeit Gottes kann es keinen wahren oder dauernden Frieden geben.
5. Auf welche Weise bewahrt Jehovas Organisation Einheit und Frieden?
5 Wenn Jehova einen Lehrpunkt oder eine neue Verhaltensweise, der gefolgt werden soll, klarer erkennen läßt, dann werden ordnungsgemäß Anweisungen an die verschiedenen Zweige der Organisation gesandt, und reibungslos schlägt dann die ganze Organisation einen berichtigten Kurs ein, der noch völliger im Einklang ist mit dem geoffenbarten Willen Jehovas. Die Anpassung erfolgt auf friedliche Weise, ohne daß verschiedene Teile des Ganzen gegeneinander kämpfen. So schreitet die Organisation voran und vollbringt das Werk Jehovas.
6, 7. (a) Was kann man hinsichtlich des Friedens in Jehovas Organisation erkennen? (b) Welche Verpflichtung hat jedes Glied hinsichtlich der Bewahrung des Friedens, wozu Petrus und Johannes ermahnen?
6 Anhand der Bibel und aufgrund persönlicher Erfahrungen kann man erkennen, daß der Friede der Organisation der Zeugen Jehovas nicht nur Theorie, sondern Wirklichkeit ist, und dies als eine Auswirkung des göttlichen Willens, als eine Frucht des heiligen Geistes Gottes. Ihr Friede kommt von Gott und nicht durch unabhängiges Handeln der Menschen. Da dem so ist, könnte jemand fragen: Wie trägt jeder in der Organisation persönlich zu ihrem Frieden bei?
7 Der Friede wird jemandem nicht automatisch, nicht einfach dadurch zuteil, daß er in Jehovas friedliche Organisation hineingekommen ist. Jeder muß seinen Teil dazu beitragen. So erklärt es der Apostel Petrus: „Wer das Leben lieben und gute Tage sehen möchte, der halte seine Zunge vom Bösen zurück und seine Lippen, daß sie nicht Trug reden, er wende sich aber ab vom Bösen und tue Gutes; er suche Frieden und jage ihm nach.“ (1. Petr. 3:10, 11) Aus den inspirierten Worten des Petrus geht deutlich hervor, daß, wenn wir uns des Friedens der Organisation Jehovas erfreuen möchten, jede Person darin ihn zu einer wirksamen Realität machen muß. Er darf nicht nur eine allgemeine Eigenschaft der ganzen Organisation sein. Der Apostel Johannes unterstreicht diesen Punkt auch mit den Worten: „Kindlein, laßt uns lieben, nicht mit Worten noch mit der Zunge, sondern in Tat und Wahrheit.“ (1. Joh. 3:18) Worte allein werden nicht genügen; in Verbindung mit der Wahrheit sind Taten nötig.
8. Welche Fragen mögen gestellt werden, um festzustellen, ob wir den Frieden in unserem täglichen Leben bewahren?
8 Jagen wir, was unsere Beziehungen zu anderen Gliedern der Versammlung betrifft, den Dingen nach, die dem Frieden dienen? Wir können das beantworten, indem wir uns fragen, ob unser Benehmen oder der Gebrauch unserer Zunge gespannte Beziehungen zu irgend jemandem verursacht, irgendwelchen Zank und Streit, oder ob wir gegen jemand Groll hegen. Wie ist die Situation in unserer Familie? Gibt es da vielleicht irgendwelche unnatürlichen Spannungen, kleinlichen Zank und Nörgelei? Begegnet man sich barsch? Wahrscheinlich haben wir alle auf diesen Gebieten bisweilen Schwächen. Aber wir sollten entschieden auf Frieden eingestellt sein, und ohne Zweifel können wir uns alle in dieser Richtung verbessern.
9. Auf welche Tatsachen hinsichtlich des Friedens lenken der Apostel Paulus und der Jünger Jakobus unsere Aufmerksamkeit?
9 Weil in Jehovas Organisation Friede herrscht, muß jeder, der sich darin befindet, unermüdlich auf den Frieden hinwirken. Der Apostel Paulus führte dies als einen direkten Befehl an: „So laßt uns denn den Dingen nachjagen, die dem Frieden dienen, und den Dingen, die zur gegenseitigen Erbauung gereichen.“ (Röm. 14:19) Friede ist nicht als etwas Selbstverständliches zu betrachten. Er ist ein Zeichen göttlicher Weisheit, nach der Menschen handeln, die Jehova ergeben sind. Der Jünger Jakobus zeigte dies deutlich mit den Worten: „Die Weisheit von oben ... ist vor allem keusch, dann friedsam ... Überdies wird der Same der Frucht der Gerechtigkeit unter friedevollen Verhältnissen für die gesät, die Frieden stiften.“ (Jak. 3:17, 18) Auch hier gilt dies besonders den einzelnen.
GELEGENHEITEN, MITEINANDER FRIEDEN ZU SCHLIESSEN
10, 11. (a) Wann wird unsere Fähigkeit, friedsam zu bleiben, auf die Probe gestellt? (b) Inwiefern bieten die alltäglichen Beziehungen im Leben Gelegenheiten, auf Frieden hinzuwirken?
10 Wirkliche Friedsamkeit ist weit mehr, als nur dann freundlich zu sein, wenn alles nach unserem eigenen Kopf geht oder wenn die Dinge unseren Empfindungen oder unserer Vorliebe entsprechen. Unter solchen Umständen wird unser Friede nicht auf die Probe gestellt. Was aber tun wir, wenn wir irgendwie unter Druck gesetzt werden? Jagen wir dann dem Frieden nach? Bewahren wir den Frieden und behalten wir die Fassung, wenn wir einer Belastungsprobe ausgesetzt sind?
11 Die alltäglichen Beziehungen zwischen Personen außerhalb und innerhalb der Versammlung bieten viele Gelegenheiten zum Friedenstiften. Der beständige Kontakt mit anderen, die wie wir unvollkommen sind, erzeugt bisweilen Spannungen, die den Frieden stören. Solche Herausforderungen stellen uns auf die Probe, so daß wir beweisen können, daß wir den Frieden wirklich suchen. Zum Beispiel geben heute so viele Dinge den Menschen Anlaß zu Zank und Streit, und gewöhnlich sind es belanglose Kleinigkeiten. Was tust du, um einen Streit zu verhindern, wenn du siehst, daß du möglicherweise selbst darein verwickelt wirst? Wenn wir unser Gefühlsleben beherrschen und in diesen kleinen täglichen Spannungen den Frieden bewahren, so legen wir in Wirklichkeit eine Grundlage für die Bewahrung des Friedens unter größerem Druck. Jesus Christus sagte: „Wer im Geringsten treu ist, ist auch in vielem treu.“ (Luk. 16:10) Wir können bei einer größeren Bedrohung des Friedens nicht richtig handeln, wenn es uns zur Gewohnheit wird, kleiner Dinge wegen zu streiten.
12. Welche Situationen können den Frieden stören?
12 Welche Situationen könnten denn den Frieden in unserer Familie und in der Versammlung stören? Als euer Königreichssaal gebaut wurde, bewirkten vielleicht Meinungsverschiedenheiten wegen einiger Einzelheiten des Baus, daß unfreundliche Worte fielen. Kinder werden manchmal gereizt, wenn ihre Eltern jugendliche Eigenheiten unter Lachen vor anderen offen erwähnen und — wenn auch unabsichtlich — das Empfinden in ihnen wecken, recht albern zu sein. Ehefrauen erlauben sich manchmal ganz offen Scherze über persönliche Schwächen ihres Mannes und bewirken dadurch unabsichtlich, daß sich dieser beschämt fühlt. Wirkliche Spannungen ergeben sich auch, wenn ein Ehemann verfehlt, die Kinder im Zaum zu halten, oder wenn er seiner Frau in Augenblicken, da sie unter Druck steht, nicht zu Hilfe kommt.
13. Welche Fragen zu stellen, tun wir gut?
13 Siehst du dich selbst in irgendeiner dieser Situationen oder in einer sonstigen ähnlichen Lage? Was tust du um des Friedens willen? Denkst du stets, der andere sei schuld, wenn der Friede gestört worden ist? Wartest du darauf, daß der oder die andere den ersten Schritt tut, um die Sachlage zu bessern und den Frieden zu wahren? Wenn wir die kleinen Spannungen des Alltags überwinden, so trägt das zu einem friedlichen Leben und zur angenehmen Arbeit in der Organisation Jehovas bei.
14, 15. (a) Was ermöglicht es einem, erfolgreich dem Frieden nachzujagen? (b) Was ist der Grundsatz, den der Apostel Johannes hinsichtlich unseres Jagens nach Frieden niedergelegt hat, und wie hob Jesus die Wichtigkeit hervor, daß wir mit unserem Bruder in Frieden leben?
14 Man vergesse nicht, daß der Friede göttlicher Weisheit entspringt, was bedeutet, daß man ein Leben nach Gottes Grundsätzen führt, daß man Gerechtigkeit übt. Probleme zu vermeiden, indem man nur versucht, rechtzeitig auf formelle Art, sozusagen auf diplomatische Weise, nett zu sein, ist kein wahrer, wirklich christlicher Friede. Nein, der Friede, den Jehova gibt, spiegelt etwas wider, was viel tiefer begründet ist.
15 Dieser Grundsatz wird für uns in 1. Johannes 4:20, 21 hervorgehoben, wo es heißt: „Wenn jemand erklärt: ,Ich liebe Gott‘ und doch seinen Bruder haßt, ist er ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er gesehen hat, kann Gott nicht lieben, den er nicht gesehen hat. Und wir haben dieses Gebot von ihm, daß der, der Gott liebt, auch seinen Bruder liebe.“ Der Grundsatz, der hier hauptsächlich gilt, ist folgender: Wenn wir mit Gott Frieden haben wollen, muß unter uns Friede herrschen. Jesus zeigte diesen Punkt in seiner Bergpredigt deutlich, als er sagte: „Wenn du nun deine Gabe zum Altar bringst und dich dort erinnerst, daß dein Bruder etwas gegen dich hat, so laß deine Gabe dort vor dem Altar und geh weg; schließe zuerst mit deinem Bruder Frieden, und dann, wenn du zurückgekommen bist, bringe deine Gabe dar.“ (Matth. 5:23, 24) Mit anderen Worten: Ob unsere Anbetung Jehova annehmbar ist oder nicht, hängt direkt davon ab, ob wir mit unserem Bruder in Frieden leben.
16. (a) Warum ist es nicht immer leicht, dem Frieden nachzujagen? (b) Wie erwies sich Jesus als ein Friedensstifter? Führe Beispiele an.
16 Dem Frieden nachzujagen ist allerdings nicht immer leicht, in der Tat, es kann bisweilen eine sehr heikle Aufgabe sein. Oft geht es um die Frage, wer den ersten Schritt tun sollte und wie. Jesus sagte: „Wenn du nun deine Gabe zum Altar bringst und dich dort erinnerst, daß dein Bruder etwas gegen dich hat“, dann solltest du den ersten versöhnenden Schritt tun. Paulus spricht noch weiter über diesen Punkt, indem er sagt: „Wir aber, die Starken, sind verpflichtet, die Schwachheiten derer zu tragen, die nicht stark sind, und nicht uns selbst zu gefallen. Ein jeder von uns gefalle seinem Nächsten in dem, was zu seiner Erbauung gut ist. Denn auch [der] Christus hat sich nicht selbst gefallen.“ (Röm. 15:1-3) Daher sollte der geistig Starke die Initiative ergreifen. Wer tat den ersten Schritt, um jenen Friedensbruch zu heilen, als Petrus sich als schwach erwies und Christus verleugnete? Christus war es, und wie liebreich tat er es überdies! (Joh. 21:15-17) Als Thomas zweifelte, war es Christus, der sich nicht selbst, sondern Thomas gefiel, indem er ihm erschien, seinen Glauben wiederherstellte und ihn so in ein friedliches Verhältnis zu Christus zurückbrachte. (Joh. 20:24-29) Welch vortreffliches Beispiel hat Christus uns allen gegeben! Das war tätige Liebe. — Luk. 22:24-27.
17. Wie beharrlich sollte man sein, gestörte Beziehungen zu bessern und Frieden zu schließen?
17 Wie beharrlich sollte man versuchen, ein friedliches Verhältnis zu einem Bruder herzustellen? Paulus antwortet: „Wenn möglich, haltet, soweit es von euch abhängt, mit allen Menschen Frieden.“ (Röm. 12:18) Er sagt ferner: „Laßt uns nicht nachlassen, das zu tun, was vortrefflich ist, denn zu seiner Zeit werden wir ernten, wenn wir nicht ermatten.“ (Gal. 6:9, 10) Wenn aber ein Bruder unsere Liebe und unsere bewußten Anstrengungen, Frieden zu schließen, zurückweist, dann muß er die Verantwortung dafür tragen.
FRIEDE MIT JEHOVA TREIBT UNS ZUM FRIEDEN MIT ANDEREN AN
18. Was ist die Grundlage, auf der friedliche Beziehungen zu anderen hergestellt werden können?
18 Unser Wunsch, mit Jehova in Frieden zu leben, sollte uns antreiben, den Frieden unter uns zu stärken. Was werden unsere Bemühungen zustande bringen, wenn wir kein friedliches Verhältnis zu Jehova haben, das die Grundlage bilden würde, auf der wir tätig sein könnten? Nichts. Wenn wir also finden, daß es uns schwerfällt, mit anderen auszukommen, daß wir uns stets über diesen oder jenen beschweren, daß unser Leben ständig beeinträchtigt wird durch kleinere Zusammenstöße und Schranken, die unsere Zurückhaltung errichtet hat, dann müssen wir die Lösung unserer Probleme in unserem Verhältnis zu Jehova suchen. Das Ärgernis, der Balken, mag in unserem eigenen Auge sein und der Strohhalm in demjenigen unseres Bruders. — Matth. 7:1-5.
19. Was sollten wir alle im Sinn behalten, und wie unterstreicht der Apostel diesen Punkt?
19 Jeder von uns ist eine individuelle Persönlichkeit, die mit dem Makel der Unvollkommenheit behaftet ist. Doch trotz unserer Verschiedenheit und unserer Eigenheiten haben wir Jehova und seine Gerechtigkeit liebengelernt, und das ist das Wichtige. Paulus schrieb: „Fahrt fort, einander zu ertragen und einander bereitwillig zu vergeben, wenn jemand Ursache zu einer Klage gegen einen anderen hat. So, wie Jehova euch bereitwillig vergeben hat, so tut auch ihr. Und der Friede des Christus herrsche in eurem Herzen, denn dazu seid ihr in der Tat in e i n e m Leibe berufen worden.“ (Kol. 3:13, 15) Paulus erkannte hier an, daß es Ursachen zu Klagen geben würde. Doch verschieden von den Menschen im allgemeinen, sind wir mit Gott versöhnt worden. Er hat uns großmütig vergeben. Wir haben durch ihn ein gutes Gewissen erhalten und haben mit unserer Hingabe und Taufe einen friedlichen neuen Lauf begonnen. Wenn der gerechte Gott zum Vergeben und Vergessen so bereit sein kann, warum sollten wir gegenseitig dazu nicht noch mehr bereit sein?
20. Was ist der Schlüssel zu friedlichen Beziehungen mit unseren Brüdern?
20 Der Schlüssel hierzu ist der Friede mit Jehova, dessen wir uns durch Christus erfreuen und der uns hilft, unsere Neigungen und Empfindungen zu beherrschen, so daß auch wir vergeben und vergessen können. Dann brauchen wir in unserem Herzen nicht etwas in quälender Erinnerung zu behalten, was Kälte gegenüber einem Bruder erzeugt, von dem wir denken, es sei bei ihm etwas nicht in Ordnung. Wenn wir uns unseren Frieden mit Gott unversehrt bewahren, dann werden wir uns nicht reizen lassen. Wir werden weder Gleiches mit Gleichem vergelten noch stumm in unserem Sinn eine Schranke zwischen uns und unserem Bruder errichten.
IN DEMUT VERMEIDEN, DIE BEWEGGRÜNDE ANDERER ZU RICHTEN
21. Warum ist Demut so wichtig, wenn man Dingen nachjagt, die dem Frieden dienen?
21 Gewöhnlich entstehen Reibungen durch kleine Dinge und entwickeln sich dann übermäßig. Zur Veranschaulichung: Hast du je gedacht, daß deine Ansicht, wie man etwas handhaben sollte, besser sei als die deines Gefährten, und hast du zugelassen, daß du in deinem Bestreben, etwas zu beweisen, in Hitze gerietest? Warum warst du so stark an dem interessiert, was du vorzogst, so daß der Friede gefährdet zu werden begann? Die Bibel sagt, daß wir nicht höher von uns denken sollten als sich zu denken gebührt, ‘sondern so zu denken, daß man gesunden Sinnes sei’. (Röm. 12:3) Wenn wir Jehovas Werk vollbringen möchten, dann sollten wir daran denken, daß es gewöhnlich mehrere annehmbare Möglichkeiten gibt, wie eine gewisse Aufgabe erledigt werden kann. Eine theokratische Aufgabe zu erfüllen hängt mehr von dem friedsamen Geist derjenigen ab, die daran arbeiten, als von dem Grad der Nützlichkeit der Anordnungen.
22. Wie könnten wir die Beweggründe anderer falsch beurteilen, und warum ist dies gefährlich?
22 Wir mögen geneigt sein, die Richtigkeit der Beweggründe der Menschen in Frage zu ziehen, nur weil sie nicht so reagieren, wie wir dachten. Zum Beispiel mag uns jemand im Königreichssaal nicht gegrüßt haben, wiewohl er es nach unserer Ansicht hätte tun sollen. Wir haben ihn zwar begrüßt, aber er erwiderte den Gruß nicht. Beginnen wir nun, über die Sache nachzugrübeln und uns etwas verletzt zu fühlen, und ziehen wir uns mit diesem Gefühl zurück, indem wir uns vorstellen, er habe etwas gegen uns oder liebe uns nicht? Lassen wir zu, daß sich eine Schranke der Reserve und Kälte zwischen uns schiebt? Wenn du deine eigenen Beweggründe nicht überwachst, so kannst du geneigt sein, stumm und fast unbewußt ein Urteil zu fällen und Zweifel an der christlichen Gesinnung deines Bruders aufkommen zu lassen. Dadurch würdest du urteilen, daß seine Beweggründe fragwürdig sind. Wohl sind die Handlungen deines Bruders unvollkommen; möchtest du aber, daß man deine Beweggründe nach deinen mangelhaften Handlungen beurteilt? Somit ist klar, daß du Vorsicht walten lassen solltest. Versuche die Handlung deines Bruders eher zu entschuldigen, als Fehler bei ihm zu suchen. Auf diese Weise vermeidest du es, in dir selbst einen kritisierenden Geist zu pflegen. — Matth. 7:1, 2.
JAGE DEM FRIEDEN NACH, INDEM DU JEHOVAS ANSICHT ÜBER DAS LEBEN VERTRITTST
23. Weshalb ist es wichtig, den Rat aus Hebräer 13:17 zu beachten, wenn man dem Frieden nachjagt?
23 Wenn wir dem Frieden nachjagen, müssen wir den Rat aus Hebräer 13:17 beachten und den Ältesten in der Versammlung gehorchen und ihnen untertan sein. Wir mögen einen Ältesten viele Jahre lang kennen und alle seine Unvollkommenheiten und kleinen Absonderlichkeiten bemerkt haben. Aber trotz all seiner Fehler hat Jehova es für passend gefunden, ihn in sein Amt einzusetzen. Werden wir jetzt über das Urteil Jehovas disputieren? Werden wir die Organisation durch einen Geist der Kritik unterminieren? Wieviel besser ist es doch, mit Schwung mitzuarbeiten und sich zu freuen, daß Jehova diese Vorkehrung getroffen hat!
24. Weshalb ist es dringend, jetzt das zu tun, wozu wir in 2. Korinther 13:11 ermahnt werden?
24 In der neuen Ordnung wird nicht zugelassen werden, daß Streitigkeiten den Frieden stören; warum also sollten wir jetzt solche zulassen? Wie heißt es doch in 2. Korinther 13:11? „Brüder, fahrt fort, euch [jetzt] zu freuen, [jetzt] wieder zurechtgebracht zu werden, [jetzt] getröstet zu werden, [jetzt] übereinstimmend zu denken, [jetzt] friedsam zu leben; und der Gott der Liebe und des Friedens wird mit euch sein.“ Indem wir diesen guten Rat jetzt befolgen, wird unsere Anbetung vor Gott rein und annehmbar sein.
25. Welcher Gesichtspunkt Jehovas wird uns helfen, mit unseren Brüdern Frieden zu halten?
25 Um uns zu helfen, Jehovas Ansicht über das Leben zu vertreten, wird in Epheser 4:32 gesagt: „Werdet ... freundlich gegeneinander, voll zarten Erbarmens, indem ihr einander bereitwillig vergebt, so, wie auch Gott euch durch Christus bereitwillig vergeben hat.“ Wie kannst du Groll gegen einen Bruder hegen, dem Jehova Liebe erwiesen hat? Denke in einer gespannten Lage daran, daß jedes Ding zwei Seiten hat, und einige deiner Unvollkommenheiten tragen zur Spannung mit bei. Zum Streiten gehören zwei. Dein Bruder möchte ebensogern wie du Leben erlangen. Du brauchst seine Unterstützung genauso wie er die deine.
26. Welche Punkte sollten wir im Sinn behalten und anwenden, um mit unserem Gott und miteinander in Frieden zu sein?
26 Denke an die großen Dinge, wenn Spannungen wegen kleiner Dinge auftauchen. Frage dich: „Warum dienen wir Jehova? Wohin führt unsere Handlungsweise? Welchen Zweck hat unser Leben?“ Behalte diese überaus wichtigen Dinge stets im Auge. Wisse, daß Jehova sein Volk liebt; alle Glieder dieses Volkes sind ihm kostbar. Erleichtere deinem Bruder den Lauf, so, wie du möchtest, daß er ihn dir erleichtere. Um den Preis des ewigen Lebens zu erlangen, mußt du in Frieden sein mit dem Quell des Lebens, mit Jehova. Aber dieser Friede ist dir nur gewiß, wenn du in Frieden bist mit deinem Bruder. So jage in allen Dingen dem Frieden nach, denn das gereicht Jehova zum Ruhm und dir zum ewigen Glück.
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Schürst du das Feuer, wenn du siehst, daß du möglicherweise in einen Streit verwickelt werden könntest, oder beherrschst du deine Gefühle?