„Die Liebe versagt nie“
„Die Liebe versagt nie.“ — 1. Kor. 13:8.
1. Womit kann die Liebe verglichen werden? Wie kann ihre Schönheit gleichsam erhöht werden?
DIE Liebe gleicht einem kostbaren Juwel, einem Diamanten mit vielen Facetten. Sie ist schön, ganz gleich von welcher Seite man sie betrachtet. Es ist so, wie ein Dichter einmal sagte: „Die Jugend einer Stunde gleicht, die Schönheit einer Blume; die Liebe aber ist ein Kleinod, das die Welt besiegt.“ So wie ein Diamant viele leuchtende Facetten hat, hat die Liebe viele Merkmale, die alle gut und wünschenswert sind, uns zutiefst bewegen und das Herz erquicken. Anfänglich gleicht die Liebe jedoch einem noch ungeschliffenen Edelstein. Die verborgene Fähigkeit, andere anzuziehen, sie glücklich zu machen oder ihr Herz zu erfreuen ist da, aber gleichsam in einem ungeschliffenen Zustand. Wie können wir nun diesen kostbaren „Stein“ schleifen, um seinen Glanz zu erhöhen? Wie können wir als Christen diesen ungeschliffenen „Diamanten“ zu einem funkelnden, leuchtenden Juwel machen? Nun, zuerst müssen wir das Licht des Wortes Gottes darauf scheinen lassen.
2. (a) Trotz welcher Tatsache hat Jehova Liebe bekundet? (b) Wie haben Gott und Christus in Verbindung mit dem Lösegeld Liebe gezeigt?
2 Jehovas Liebe ist überströmend. Seit Jahrtausenden erweist der Schöpfer den Menschen treu und gewissenhaft seine hervorragende Liebe, obwohl sie es wegen ihrer Widerspenstigkeit eigentlich nicht verdienen würden. Jehova läßt „seine Sonne über Böse und Gute aufgehen und über Gerechte und Ungerechte regnen“. Der Höchste „ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen“. Das alles konnte Jesus Christus in seiner Bergpredigt bezeugen. (Matth. 5:45; Luk. 6:35) In Verbindung mit dem Lösegeld bewiesen Jehova und Christus große Liebe. „So sehr hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen einziggezeugten Sohn gab, damit jeder, der Glauben an ihn ausübt, nicht vernichtet werde, sondern ewiges Leben habe.“ (Joh. 3:16) Jesus sagte zu seinen Nachfolgern: „Niemand hat größere Liebe als die, daß einer seine Seele zugunsten seiner Freunde einsetze.“ (Joh. 15:13) Das hat Jesus Christus für alle schafähnlichen Menschen getan, und dadurch hat er seine Worte bestätigt: „Ich bin der vortreffliche Hirte ... ich gebe meine Seele zugunsten der Schafe hin.“ (Joh. 10:11, 15) Jehova und sein Sohn haben uns wirklich ein wunderbares Beispiel der Liebe gegeben!
3. Welche Eigenschaft müssen wir an den Tag legen, wenn wir Jehovas Wohlgefallen erlangen möchten, und wem gegenüber müssen wir sie bekunden?
3 Wer von uns Jehovas Gunst erlangen möchte, muß Liebe erweisen wie Jehova und sein Sohn. (1. Joh. 3:21-23) Wahre Christen halten deshalb die von Christus festgelegten zwei großen Gebote: „‚Du sollst Jehova, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Sinn.‘ Dies ist das größte und erste Gebot. Das zweite, das ihm gleich ist, ist dieses: ‚Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.‘“ (Matth. 22:37-39) Christen können diese Liebe bekunden, denn sie haben den Geist Gottes und bringen daher seine Früchte hervor, zu denen auch die Liebe gehört. — Gal. 5:22.
4. Mit welchen Worten erklärt Paulus, was Liebe ist?
4 Die Liebe ist eine Eigenschaft, die sich nicht mit Worten beschreiben läßt. Es ist unmöglich, sie genau zu definieren. Paulus schrieb unter Inspiration über sie: „Die Liebe ist langmütig und gütig. Die Liebe ist nicht eifersüchtig, sie prahlt nicht, bläht sich nicht auf, benimmt sich nicht unanständig, blickt nicht nach ihren eigenen Interessen aus, läßt sich nicht aufreizen. Sie trägt das Böse nicht nach. Sie freut sich nicht über Ungerechtigkeit, sondern freut sich mit der Wahrheit. Sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, erduldet alles. Die Liebe versagt nie.“ (1. Kor. 13:4-8) Das läßt ohne weiteres erkennen, daß die Liebe nicht abstoßen kann, sondern anziehen muß. Sie zieht unwillkürlich an, bringt die Menschen zusammen. Das sieht man am besten bei der Neuen-Welt-Gesellschaft der Zeugen Jehovas, die sich durch ihre weltweite Einheit auszeichnet. Betrachten wir nun aber dieses „Juwel“, die Liebe, einmal eingehend von allen Seiten.
„DIE LIEBE IST LANGMÜTIG UND GÜTIG“
5. (a) Was wird durch die Langmut Jehovas vielen zuteil? Duldet Gott Verfehlungen ewig? (b) Welche Möglichkeiten, langmütig zu sein, haben wir?
5 Paulus sagte: „Die Liebe ist langmütig und gütig.“ Langmütig zu sein bedeutet, die Schwachheiten und Unvollkommenheiten anderer in Kauf zu nehmen. Jehova tut das ebenfalls, und dadurch wird vielen Rettung zuteil. (Röm. 2:4; 2. Petr. 3:9, 15) Das heißt natürlich nicht, daß er Verfehlungen ewig duldet. Paulus sagte zu den dem Götzendienst ergebenen Athenern: „Wohl hat Gott über die Zeiten solcher Unwissenheit hinweggesehen, doch läßt er jetzt den Menschen sagen, daß sie alle überall bereuen sollen. Denn er hat einen Tag festgesetzt, an dem er die bewohnte Erde in Gerechtigkeit richten will durch einen Mann, den er dazu bestimmt hat.“ (Apg. 17:29-31) Wir sollten dem göttlichen Beispiel folgen und mit anderen, die körperlich und geistig nicht so schnell mitkommen, weil sie vielleicht schon älter sind, Geduld haben. Die Liebe ist stets darauf bedacht, mitfühlend und rücksichtsvoll zu sein. Das heißt nicht, daß wir die gleichen Verfehlungen immer wieder übersehen müßten oder die biblischen Grundsätze sogar selbst verletzen dürften. Es gibt jedoch Dinge, die man so oder anders tun kann. Sie sind nicht mit einem biblischen Grundsatz verbunden. Warum also unbedingt auf der eigenen Methode bestehen wollen? Das kann höchstens zu lieblosen Handlungen und zu Auseinandersetzungen und Freudlosigkeit führen. (1. Kor. 9:22) Daß wir Geduld haben und zum Vergeben bereit sein sollten, betonte Jesus, als er zu Petrus sagte, wie oft er vergeben sollte: „Nicht bis siebenmal, sondern: Bis siebenundsiebzigmal.“ (Matth. 18:21, 22) Wir sollten uns daher fragen: „Bin ich wirklich geduldig? Habe ich Mitleid? Kann ich mich in die Lage anderer versetzen? Bin ich zum Vergeben bereit?“ Bist du langmütig und kannst du diese Fragen mit Ja beantworten, so muß diese Facette des Juwels Liebe bei dir besonders prächtig leuchten.
6. (a) Führe Beispiele der „Menschenfreundlichkeit“ an. (b) Wieso kann gesagt werden, daß ein Christ zeit seines Lebens Güte erweisen sollte?
6 Wie steht es aber mit der Güte? Die Liebe ist gütig. Die Menschen tun viele gute Werke, das zeigt sich immer wieder bei Katastrophen. So erwiesen zum Beispiel die Bewohner von Malta dem schiffbrüchigen Paulus und seinen Reisegefährten „eine außergewöhnliche Menschenfreundlichkeit“. (Apg. 28:2) Das taten sie aber nicht, weil Paulus ein Diener Jehovas war. Sie waren lediglich sehr wohltätige Menschen. Heute sind bei Katastrophen oft viele bereit, Gutes zu tun und ihren vom Unglück betroffenen Mitmenschen zu helfen. Im Februar 1953 wurden zum Beispiel die Niederlande von einer schweren Katastrophe heimgesucht, als mehrere Deiche brachen und das Land überflutet wurde. In einem Bericht über diese und ähnliche Katastrophen hieß es unter anderem: „Manchmal ist die Öffentlichkeit zu großzügig. Für die Opfer der holländischen Flutkatastrophe wurden so viele Wolldecken gespendet, daß sie für das ganze holländische Volk ausgereicht hätten.“ Güte und Liebe treiben wahre Christen zur Tat an, wenn ihre geistigen Brüder und Schwestern irgendwo in der Welt von einem Unglück betroffen werden. Sie sind bereit, Kleider und andere notwendige Dinge zu spenden, um ihren Glaubensbrüdern zu helfen. Christen machen es sich aber zur Lebensaufgabe, nicht nur in materieller Hinsicht, sondern vor allem in geistiger Hinsicht Gutes zu tun. Sie wenden Zeit, Geld und Kraft auf, um anderen durch ihren Predigtdienst in Güte und Liebe auf geistigem Gebiet zu helfen. Der Gott hingegebene Christ begnügt sich also nicht damit, gelegentlich ein gutes oder humanitäres Werk zu tun, das heißt vorübergehend „Menschenfreundlichkeit“ zu erweisen, sondern er bekundet zeit seines Lebens Güte. — 1. Tim. 4:16.
7. Führe ein Beispiel an, das zeigt, daß wir gütig sein müssen.
7 Angenommen aber, du befindest dich im Königreichssaal, an dem Ort, wo die Versammlung zusammenkommt. Was siehst du, wenn du um dich schaust? Lauter freundlich lächelnde Gesichter. Nur gelegentlich entdeckst du vielleicht eines, das eine etwas andere Stimmung verrät. Mutig versucht deine Schwester, die in einem geteilten Haus lebt, ihren Kummer zu verbergen. Unannehmlichkeiten mögen sie erwarten, wenn sie nach Hause zurückkehrt. Vielleicht ging ihrem Besuch dieser friedlichen, geistig auferbauenden Zusammenkunft eine unerfreuliche Auseinandersetzung voraus. Vielleicht hat sie vor dem Weggehen sogar Tränen vergossen. Sie läßt sich aber nichts anmerken. Bestimmt würdest du ihr, diesem „Schaf“ Gottes, irgendwie deine Liebe und Anteilnahme beweisen, wenn du ihre Verhältnisse kennen würdest. Du würdest sie erst recht in dein Herz schließen. Du würdest sie auf keinen Fall ignorieren oder unbedacht ein unfreundliches Wort zu ihr sagen. Ja, diese Schwester muß vielleicht sogar die eine oder andere Zusammenkunft versäumen, um den Forderungen ihres Mannes gerecht zu werden, aber sie gibt das Zusammenkommen mit ihren christlichen Brüdern nicht völlig auf. Sollten wir sie deshalb geringachten? Nein, denn wahrscheinlich tut sie ihr Bestes. Jehova sieht es und erkennt es auch an. Denken wir daran, Gott „sieht auf das Herz“. (1. Sam. 16:7) Sie zu kritisieren wäre kein Zeichen von Güte. Wir sollten sie nicht entmutigen, sondern ihr beistehen, sie nicht kritisieren, sondern ihr Güte erweisen. Durch ein ermutigendes Wort erfreuen wir ihr Herz, machen sie glücklich und erwecken in ihr Dankbarkeit dafür, daß sie zu einer solch wunderbaren, liebevollen Organisation gehört. Dadurch, daß wir Güte erweisen, schleifen wir gewissermaßen eine weitere Facette des Juwels Liebe.
8. Wie können wir in unserem Predigtdienst Güte erweisen?
8 Güte bringen wir auch zum Ausdruck, wenn wir in unserem Predigtdienst unseren Mitmenschen geduldig die biblischen Wahrheiten darlegen, auch wenn es ihnen anfänglich schwerfällt, gewisse Dinge zu verstehen oder ihr Denken und Handeln nach bestimmten biblischen Grundsätzen auszurichten. Zu Hause, im Predigtdienst und in den Zusammenkünften der Versammlung Güte zu erweisen ist unerläßlich. Die Güte ist ein wichtiges Merkmal unserer Liebe. Der Apostel ermahnt uns: „Werdet aber gütig gegeneinander, voll zarten Erbarmens, indem ihr einander bereitwillig vergebt, so wie auch Gott euch durch Christus bereitwillig vergeben hat.“ — Eph. 4:32.
DIE LIEBE IST NICHT EIFERSÜCHTIG, SIE RÜHMT SICH NICHT
9. (a) Wie sollten wir reagieren, wenn jemand in der Versammlung mit einer verantwortlichen Stellung betraut wird? (b) Als was sollten wir den Neid betrachten, da die Liebe „nicht eifersüchtig“ ist?
9 „Die Liebe ist nicht eifersüchtig.“ Haben wir Liebe, so werden wir nicht vor Neid verzehrt. Wir lassen nicht zu, daß unsere Liebe erkaltet, wenn jemand anders mit einer verantwortlichen Stellung in der Christenversammlung betraut wird. Wir werden nicht eifersüchtig, versagen diesem unsere Unterstützung nicht. Im Gegenteil, wir danken Jehova, daß unser geistiger Bruder seine guten Eigenschaften und Fähigkeiten zur Förderung der irdischen Organisation Gottes einsetzen kann. Wir freuen uns über seinen Erfolg. Wir betrachten Neid als Sünde. Wir beherzigen den Rat in Galater 5:26: „Laßt uns nicht selbstgefällig werden, einander nicht zur Rivalität herausfordern und einander nicht beneiden!“
10. Warum sollten wir nicht uns selbst rühmen, sondern uns in Jehova rühmen?
10 Angenommen aber, wir bekleiden eine verantwortliche Stellung. Haben wir deswegen Grund, uns zu rühmen? Die Liebe „prahlt nicht“. Wir haben nichts, was wir nicht empfangen haben. (1. Kor. 13:4; 4:7) Wir mögen Hirten sein und als Aufseher amten. Vergessen wir aber nicht, daß wir trotz eines solchen Amtes Schafe bleiben! In wem sollten wir uns als Schafe rühmen? Nach 1. Korinther 1:31 lautet die Antwort: „Wer sich rühmt, der rühme sich in Jehova.“ Sicherlich ist es angebracht, daß sich die Schafe in dem großen Hirten aller Schafe rühmen! Wer von uns wollte sich nicht in Jehova rühmen? Wir haben vielleicht wie Paulus und Apollos gepflanzt und begossen, „Gott aber hat es fortwährend wachsen lassen, so daß weder der Pflanzende etwas ist noch der Begießende, sondern Gott, der es wachsen läßt“. (1. Kor. 3:6-9) Und wer weiß, was morgen ist? Wir mögen uns heute rühmen und uns auf unsere eigene Kraft stützen. Das ist aber gefährlich. Beachten wir die Warnung des Apostels: „Wer daher denkt, er stehe, der sehe zu, daß er nicht falle.“ (1. Kor. 10:12) Vergessen wir nicht, daß der Apostel auch sagt: „Denn wenn jemand denkt, er sei etwas, wenn er nichts ist, so betrügt er seinen eigenen Sinn.“ (Gal. 6:3; Röm. 11:18) Rühmen wir nicht uns selbst, sondern rühmen wir uns in Jehova, so werden wir stets liebevoll handeln und nicht stolz werden. Wir schleifen dann sogar noch eine weitere Facette des Juwels Liebe. Wie denn?
11. (a) Wie könnten wir eine „fleischliche Geistesverfassung“ bekunden? (b) Wie sollten wir anderen gegenüber eingestellt sein?
11 Der Apostel sagte von der Liebe ferner: „Sie ... bläht sich nicht auf.“ Dieses Merkmal der Liebe dürfen wir nicht übersehen. Jemand mag ehrgeizig sein oder sich zu wichtig nehmen. Er glaubt vielleicht, er müsse die persönlichen Angelegenheiten anderer in Ordnung bringen. Kurz gesagt, er ist überheblich. Würde das aber nicht einen Mangel an Liebe verraten? Doch, und auch eine „fleischliche Geistesverfassung“. (Kol. 2:18) Das heißt natürlich nicht, daß Aufseher und andere Christen die Gelegenheit, jemandem in geistiger Hinsicht zu helfen, nicht wahrnehmen sollten. Es gibt aber Dinge, die rein persönlicher Art sind, und diese sollte man nicht unbedingt ändern wollen. (Gal. 6:5) In diesen Fällen gilt der Rat: „Kleidet euch somit als Gottes Auserwählte, heilige und geliebte, mit der innigen Zuneigung des Erbarmens, mit Güte, Demut, Milde und Langmut.“ (Kol. 3:12) Trägst du diese Kleidung? Prüfe dich! Tue alles in Liebe, indem du „in Demut die anderen höher“ achtest als dich selbst. — Phil. 2:3.
DIE LIEBE BENIMMT SICH NICHT UNANSTÄNDIG UND IST NICHT SELBSTSÜCHTIG
12. Wie können wir beweisen, daß sich die Liebe „nicht unanständig“ benimmt?
12 Während wir an dieser Facette des Juwels Liebe arbeiten, sollten wir daran denken, daß sich die Liebe „nicht unanständig“ benimmt. Mit anderen Worten, wir sollten uns zu Hause, in der Versammlung und im Predigtdienst anständig benehmen. Wir sollten nicht rücksichtslos oder unchristlich handeln und uns auch in sittlicher Hinsicht nichts zuschulden kommen lassen oder aus selbstsüchtigen Beweggründen jemand anders zu einer unsittlichen Handlung verleiten wollen. (1. Kor. 10:8; 2. Petr. 2:9, 10) Wir müssen rechte Gedanken pflegen, damit wir richtig handeln können. Wir müssen uns vor unzüchtigem Gedankengut hüten. Den Ephesern wurde gesagt: „Hurerei und jede Art Unreinheit oder Habgier sollen unter euch nicht einmal erwähnt werden, wie es sich für Heilige geziemt, auch kein schändliches Benehmen noch törichtes Reden, noch unzüchtige Spässe, Dinge, die sich nicht schicken, sondern vielmehr Danksagung.“ (Eph. 5:3, 4; Kol. 3:5-8) Als Christen stehen wir gleichsam auf einer Bühne. Wir sind Menschen und Engeln ein Schauspiel geworden. (1. Kor. 4:9) Welche Rolle würden wir aber in dem gegenwärtigen Drama spielen, wenn wir vergäßen, Liebe zu erweisen und in unserer Gedankenlosigkeit Schmach auf Jehova brächten, den wir über alles lieben sollten? Möge das nie geschehen!
13, 14. (a) Was bedeutet es für einen Aufseher, daß die Liebe „nicht nach ihren eigenen Interessen“ ausblickt? (b) Welches Beispiel sollten Aufseher nicht vergessen? (c) Wie können Christen liebevoll auf die Interessen der anderen bedacht sein?
13 Die Liebe ist auch nicht selbstsüchtig, „blickt nicht nach ihren eigenen Interessen aus“. Das heißt, daß zum Beispiel ein Aufseher bereit sein sollte, sich zu verausgaben. Es setzt voraus, daß er jederzeit zugänglich ist. Er sollte nie so beschäftigt sein, daß er keine Zeit hat, anderen zu helfen. Sollten sich Glieder der Versammlung, die Probleme haben, mit denen sie allein nicht fertig werden, nicht frei fühlen, den reifen Aufseher um Hilfe zu bitten? Sollte er nicht liebevoll und mitfühlend sein? Denken wir doch an Jesus! War er nicht sehr beschäftigt? Dennoch hatte er für die Menschen Zeit. Er predigte ihnen und lehrte sie. Er heilte sie und bekundete Mitleid mit ihnen. Er liebte sie! Sein vollkommenes Beispiel sollten reife, liebende Aufseher nie vergessen. — Matth. 4:23; Mark. 1:21, 22; 2:13; Luk. 7:13; Joh. 13:34; 15:9, 12.
14 Die Liebe veranlaßt uns, mitunter auf unsere Rechte zu verzichten und gegenüber Bräuchen, die an sich nicht schriftwidrig sind, tolerant zu sein. Einige Christen in Korinth waren nicht sicher, ob sie Fleisch essen dürften, das sie auf dem Fleischmarkt gekauft hatten, das aber von Tieren war, die den Götzen geopfert worden waren. Gegen den Genuß solchen Fleisches war nichts einzuwenden, solange es nicht in Verbindung mit einem Opfermahl zu Ehren der durch die Götzen dargestellten Dämonengötter gegessen wurde. Sobald aber das Essen solchen Fleisches jemandem Anlaß zum Straucheln geben würde, sollten sie nach dem Rat des Apostels Paulus darauf verzichten. Er sagte: „Alle Dinge sind erlaubt; aber nicht alle Dinge sind von Vorteil ... Jeder suche fortwährend nicht seinen eigenen Vorteil, sondern den des anderen.“ (1. Kor. 10:23-33) Heute ist es ähnlich. In Gebieten, in denen zum Beispiel der Alkoholgenuß verpönt ist, verzichtet der rücksichtsvolle Christ auf alkoholische Getränke. Nach der Bibel hätte er das Recht, solche Getränke mit Maß zu sich zu nehmen, aber er verzichtet darauf, weil er niemandem Anlaß zum Straucheln geben möchte. Sei daher stets auf das Wohl und die Erbauung anderer bedacht. Schleife auch diese Facette des Juwels Liebe. Sei nicht selbstsüchtig auf deine eigenen Interessen bedacht, sondern behalte stets die Interessen und das Wohl anderer im Auge. Die Liebe ist dir dabei eine große Hilfe, denn die Liebe versagt nie. — Phil. 2:4.
ANDERE FACETTEN DIESES „JUWELS“
15. Was hält der reife Christ von Zorn und Groll?
15 Die Liebe „läßt sich nicht aufreizen“ und „trägt das Böse nicht nach“. Zorn stört nicht nur unser Verhältnis zu unseren Mitmenschen, sondern schadet auch der Gesundheit, denn er beschwert das Herz. Salomo sagte: „Ein gelassenes Herz ist des Leibes Leben.“ (Spr. 14:30) Beherzige daher den Rat: „Stehe ab vom Zorn und laß den Grimm! Erzürne dich nicht! nur zum Übeltun verleitet es.“ (Ps. 37:8) Wut und Zorn gehören zu den Werken des gefallenen Fleisches. (Gal. 5:19, 20) Wer grollt, schadet sich. Es ist auch unchristlich. (Matth. 5:22; 3. Mose 19:17, 18) Zwischen Paulus und Barnabas kam es einmal zu Meinungsverschiedenheiten. Der Bruch wurde aber wieder geheilt, und sie grollten einander nicht. (Apg. 15:36-41) Laß daher nie Haßgefühle aufkommen. Sei auch nicht rachsüchtig. Laß dich nicht zum Zorn reizen und trage Böses nicht nach. Denke daran, auch diese Facetten des Juwels Liebe müssen geschliffen werden. — Röm. 12:17.
16. Worüber freut sich die Liebe nicht? Worüber freut sie sich? Vergleiche Christen mit denen, die einen Hang zum Bösen haben.
16 Der Apostel sagte über die Liebe ferner: „Sie freut sich nicht über Ungerechtigkeit, sondern freut sich mit der Wahrheit.“ (1. Kor. 13:6) Der Christ findet kein Gefallen an Ungerechtigkeit, selbst dann nicht, wenn seine Gegner davon betroffen werden. (Spr. 29:27) Jene aber, die einen Hang zum Bösen haben, wie Satan, die Dämonen und die Gesetzlosen, freuen sich über Ungerechtigkeiten. Sie stehen auf dem Standpunkt: „Der Zweck heiligt die Mittel.“ Das ist einer der Gründe, warum die Erde und ihre Bewohner in unserer Generation schon von zwei furchtbaren Weltkriegen heimgesucht wurden. Städte wurden in Schutt und Asche gelegt, Häuser wurden dem Erdboden gleichgemacht, ein gewisses Maß an Glück wich Kummer und Schmerz und Millionen Menschen kamen um. Diese und viele andere Leiden haben jene verursacht, die sich über Ungerechtigkeit freuen und das, was recht ist, hassen. Christen dagegen freuen sich über Jehova und über den Triumph der Wahrheit, nicht über Ungerechtigkeiten. Sie gehen einer herrlichen Zukunft entgegen. Sie säen Liebe, nicht Haß, und ernten weiterhin Gottes Liebe. Sie sind heute schon glücklich und werden in der von Gott verheißenen neuen Ordnung der Dinge ewig glücklich sein. — 2. Petr. 3:11-13; Gal. 6:7-10.
17. Zeige, in welcher Beziehung die Liebe zum Beispiel alles erträgt.
17 Die wahre Liebe „erträgt alles“. Entstehen Schwierigkeiten, so sind Christen bereit zu vergeben. Sie behalten die Worte Christi im Sinn: „Überdies, wenn dein Bruder eine Sünde begeht, so gehe hin und lege seinen Fehler zwischen dir und ihm allein offen dar. Wenn er auf dich hört, so hast du deinen Bruder gewonnen.“ (Matth. 18:15-17) Dieser erste Schritt zur Beseitigung von Schwierigkeiten ist ein Akt der Liebe, denn der Beleidiger wird persönlich angesprochen, und dadurch verhindert man, daß ein Geschwätz entsteht. Wenn nötig, werden weitere Schritte unternommen, aber auf diese Weise, das heißt durch Liebe, können viele Probleme sehr leicht gelöst werden. Sie werden als das betrachtet, was sie sind: als geringfügige persönliche Beleidigungen, die schnell vergeben und vergessen werden können. Wahre Christen lassen nie zu, daß ihre Liebe versagt. Sie sind entschlossen, „friedsam zu leben“ und ihre Probleme gütlich zu lösen. — 2. Kor. 13:11.
18. (a) Wie betrachten wir die Wahrheit, wenn wir Liebe haben? (b) Wie sollten Christen zu der geistigen Speise eingestellt sein, die der „treue und verständige Sklave“ austeilt?
18 Die Liebe läßt auch nicht zu, daß wir die Wahrheit ablehnen. „Die Wahrheit klingt ... seltsamer als ein Märchen“, sagte einmal jemand. Was aber der Wahrheit entspricht, nimmt die Liebe an, denn die Liebe „glaubt alles“. Sie ist dennoch nicht leichtgläubig. Ist etwas nicht recht oder nicht wahr, so gestattet uns die Liebe nicht, es anzunehmen. Für die in Gottes Wort aufgezeichneten Wahrheiten dagegen macht sie uns dankbar. Sie drängt uns, die geistige Speise, die der „treue und verständige Sklave“ austeilt, anzunehmen. (Matth. 24:45-47) Wir nehmen sie auch nicht skeptisch auf. Hätten wir darüber Zweifel, so glichen wir dem ruhelosen, stürmischen Meer. Hast du schon einmal die tosenden Meereswogen beobachtet, vielleicht wenn sie von wechselnden Winden gepeitscht wurden? Ihre Bewegungen sind unberechenbar. Wenn wir skeptisch sind, gleichen wir solchen Wogen. Jakobus schrieb daher zu unserem Nutzen: „Wenn es also einem von euch an Weisheit fehlt, so bitte er Gott unablässig ... und sie wird ihm gegeben werden. Er bitte aber unablässig im Glauben, ohne irgendeinen Zweifel zu hegen, denn wer zweifelt, ist gleich einer Meereswoge, die vom Winde gejagt und umhergetrieben wird. In der Tat, jener Mensch wähne nicht, daß er von Jehova etwas empfangen werde.“ — Jak. 1:5-8.
19. Was alles hofft die Liebe?
19 Ein Christ muß auch auf alles, was Gottes Wort verheißt, hoffen. Die Thessalonicher ermahnte der Apostel mit den Worten: „Was aber uns betrifft, die wir dem Tag angehören, laßt uns besonnen bleiben, angetan mit dem Brustpanzer des Glaubens und der Liebe und mit dem Helm der Hoffnung auf Rettung.“ (1. Thess. 5:8) Ein Soldat, der ohne die richtige Ausrüstung oder ohne die nötigen Schutzwaffen in den Kampf zieht, kann kaum erwarten, mit dem Leben davonzukommen. Würde aber unsere Liebe versagen, was für geistige Soldaten wären wir dann? Wir wären dann nicht angetan mit dem „Brustpanzer des Glaubens und der Liebe“ und auch nicht mit dem so nötigen „Helm der Hoffnung auf Rettung“. Passenderweise wird daher von der Liebe gesagt: „Sie ... hofft alles“, das heißt alles, was im Worte Gottes, der Bibel, geschrieben steht, und alles, was sich wirklich darauf stützt. — Joh. 17:17.
20. Was alles hilft uns die Liebe erdulden?
20 Die Liebe „erduldet alles“. Das ist eine weitere Facette des Juwels Liebe. Die Liebe zu Gott hilft Verfolgungen erdulden. Selbst als die Apostel ausgepeitscht und um des Namens Christi willen geschmäht worden waren, fuhren sie fort, „jeden Tag ... im Tempel und von Haus zu Haus ununterbrochen ... zu lehren und die gute Botschaft über Jesus, den Christus, zu verkünden“. (Apg. 5:40-42) Durch die Kraft, die uns Gott verleiht, können wir die durch Verfolgungen verursachten Leiden erdulden. (Phil. 4:13) Was aber, wenn wir durch Gottes Wort oder seine Organisation getadelt werden? Dann sollten wir uns an folgenden weisen Rat erinnern: „Mein Sohn, verwirf nicht die Unterweisung Jehovas, und laß dich seine Zucht nicht verdrießen. Denn wen Jehova liebt, den züchtigt er, und zwar wie ein Vater den Sohn, an dem er Wohlgefallen hat.“ (Spr. 3:11, 12) Laß nicht zu, daß deine Liebe versagt. Laß dich zurechtweisen. Laß nicht zu, daß du wegen eines Tadels von Gottes Organisation weggetrieben wirst oder deine Liebe zu ihr oder zu Jehova erkaltet. — Ps. 141:5.
21. (a) Nur mit wessen Hilfe können Christen Liebe bekunden? (b) Warum sollten wir die Liebe wie ein Juwel sorgsam hüten?
21 Zugegeben, es ist nicht immer leicht, Liebe zu erweisen. Wir müssen deshalb daran arbeiten und uns dabei auf die Hilfe des Geistes Jehovas verlassen, dann wird es uns gelingen, denn die Liebe ist eine Frucht des Geistes Gottes. (Gal. 5:22, 23) Sei entschlossen, diese anziehende Liebe zu erweisen, und vergiß nicht: „Der Freund liebt zu aller Zeit, und als Bruder für die Drangsal wird er geboren.“ (Spr. 17:17) Paulus beschließt seine unter Inspiration geschriebene Würdigung der Liebe mit den Worten: „Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; die größte aber von diesen ist die Liebe.“ (1. Kor. 13:13) Die Liebe ist jene wunderbare Eigenschaft, von der die ganze Christenversammlung durchdrungen ist. Sie wird Harmagedon mit den wahren Christen, die sie bekunden, überleben. (Offb. 16:14, 16) Halte darum dieses kostbare „Juwel“ fest. Verliere es nicht. Laß nicht zu, daß es dir geraubt wird. Hüte es sorgsam! Es wird dir, deinen christlichen Brüdern und allen, mit denen du zu tun hast, zum Segen sein. Beweise heute schon Liebe, und du wirst für immer lieben können. Vergiß nicht: „Die Liebe versagt nie“! — 1. Kor. 13:8.