Verfolgte Christen — ‘ein Schauspiel für die Welt’
„Denn mir scheint, daß Gott uns, die Apostel, zuletzt zur Schau gestellt hat als zum Tode bestimmte Menschen, denn wir sind der Welt ein Schauspiel geworden, sowohl Engeln als auch Menschen“ (1. Kor. 4:9).
1, 2. Wovor fürchten sich viele? Welchen Trost können sie haben?
VIELE schrecken vor dem Gedanken zurück, so leiden zu müssen wie Jesus und seine Apostel. Sie wissen zwar, daß denen, die das Leben von einem erhabenen, geistigen Standpunkt aus betrachten, wunderbare Wohltaten erwachsen. Aber sie glauben nicht, daß sie selbst in der Lage sein werden, den heftigen Angriffen zu widerstehen, die ihrer Meinung nach eines Tages auf ihren Glauben unternommen werden.
2 Ist das deine Befürchtung? Wenn ja, dann bedenke folgendes: War es nicht tröstlich, aus dem letzten Artikel zu lernen, daß du ein Geistesmensch werden kannst? Ja, ein „gewöhnlicher Mensch“ wie du — ein Verkäufer, ein Holzfäller oder eine Hausfrau — kann tatsächlich „Christi Sinn“ haben. Genauso ermutigend wird es für dich sein, zu erfahren, daß du jeder Versuchung, die von irgendeiner Seite dieser fleischlichen Welt auf dich zukommen mag, erfolgreich standhalten kannst.
3. Was sollten Jesu Nachfolger erwarten?
3 Ein Christ sollte erwarten, von der Welt gehaßt zu werden. Jesus erklärte: „Wahrlich, ich sage euch: Niemand hat Haus oder Brüder oder Schwestern oder Mutter oder Vater oder Kinder oder Felder um meinetwillen und um der guten Botschaft willen verlassen, der nicht jetzt, in dieser Zeitperiode, hundertfach empfängt: Häuser und Brüder und Schwestern und Mütter und Kinder und Felder, unter Verfolgungen, und in dem kommenden System der Dinge ewiges Leben“ (Mark. 10:29, 30). Was er sagte, bewahrheitete sich im Fall der Apostel. Und genauso wird es sich auch heute an echten Christen, wahren Geistesmenschen, bewahrheiten. Aber warum, könnte man fragen, sollten die Apostel, Geistesmenschen, „Verfolgungen“ erleiden?
4. Warum wurden die Geistesmenschen unter den Christen des ersten Jahrhunderts verfolgt?
4 In einem Gebet an seinen Vater Jehova gibt Jesus die Antwort: „Die Welt hat sie [seine Fußstapfennachfolger] gehaßt, weil sie kein Teil der Welt sind ... Heilige sie durch die Wahrheit; dein Wort ist Wahrheit. Gleichwie du mich in die Welt gesandt hast, so habe auch ich sie in die Welt gesandt. ... die Welt hat dich in der Tat nicht erkannt; ... diese haben erkannt, daß du mich ausgesandt hast“ (Joh. 17:14, 17, 18, 25).
5. Erkläre, inwiefern die fleischliche Welt diese ersten Christen haßte.
5 Die Apostel — Geistesmenschen, die von Jesus geschult worden waren — waren „kein Teil der Welt“. Deshalb haßte sie die Welt. Der deutliche Unterschied zwischen diesen Geistesmenschen und der fleischlichen Welt wurde in der ganzen Schöpfung bekannt. Nachdem Jesus den irdischen Schauplatz verlassen hatte, waren die Apostel unermüdlich tätig, um ihren Auftrag, „bis zum entferntesten Teil der Erde“ zu predigen und zu lehren, zu erfüllen (Matth. 28:16-20; Apg. 1:6-8). Von Anfang an wurde ihrem Werk heftiger Widerstand entgegengesetzt. Der erste Widerstand kam von ihren eigenen Landsleuten (Apg. 5:40; 12:1-5). Als sich das Werk über Judäa und Samaria hinaus ausbreitete, kam es zu Konflikten mit den Anhängern heidnischer Götter, denn die Heiden fürchteten, ihre Gegenstände der Verehrung könnten „herabgesetzt und zu nichts ... werden“ (Apg. 19:23-41; 14:1-7).
„DER WELT EIN SCHAUSPIEL“ — IN WELCHEM SINNE?
6, 7. Was meinte der Apostel Paulus, wenn er die Apostel gemäß 1. Korinther 4:9 als ‘ein Schauspiel für die Welt’ bezeichnete?
6 In 1. Korinther 4:9 beschreibt der Apostel Paulus anschaulich die Leiden, die Christen über sich ergehen lassen mußten.
„Denn mir scheint, daß Gott uns, die Apostel, zuletzt zur Schau gestellt hat als zum Tode bestimmte Menschen, denn wir sind der Welt ein Schauspiel geworden, sowohl Engeln als auch Menschen.“
7 Hier sprach Paulus nicht davon, daß die Apostel in den gewöhnlichen Dingen des täglichen Lebens ein Schauspiel seien, und er meinte mit diesen Worten nicht, daß andere, die sehen würden, wie die Apostel ein ehrliches, sinnvolles Leben führten, von der Richtigkeit des christlichen Lebensweges überzeugt würden. Nein, hier sprach er über die Leiden, die die Apostel erlebten, so als ob sie in einem Theater vor einer internationalen Zuschauermenge schmachvoll zur Schau gestellt wären. Das „Schauspiel“, das die Apostel gemäß dem Bericht der Bibel boten, war, wie es im Theologischen Wörterbuch zum Neuen Testament ausgedrückt wird, „nach menschlichen Maßstäben kein stolzes, sondern ein jämmerliches und verachtetes“ Schauspiel.
8, 9. (a) Wie geht aus den Übersetzungen von Tertullian und James Moffatt hervor, daß der Apostel Paulus, als er sagte, die Apostel seien ein „Schauspiel“, von den Leiden sprach, die sie erdulden mußten? (b) War Paulus jemals in einer buchstäblichen Arena?
8 So, wie Tertullian im dritten Jahrhundert 1. Korinther 4:9 übersetzte, wird uns dieses Bild der leidenden Christen noch deutlicher vor Augen geführt, denn er bezeichnete sie als „Männer, die zum Kampf mit wilden Tieren bestimmt sind“ (Über die Ehrbarkeit, Kapitel xiv). Sie waren, wie es die ziemlich freie Bibelübersetzung des Gelehrten James Moffatt ausdrückt, „wie verurteilte Gladiatoren in der Arena“. Man kann sich daher einen Triumphzug zur Zeit des Römischen Reiches vorstellen. Ganz am Ende des Zuges kommt die treue Schar der Apostel und anderer Christen, die wie verachtete Verbrecher in die Arena geführt werden, wo sich die Zuschauer an ihren Leiden und an ihrem Tod ergötzen werden.
9 Natürlich ist es möglich, wenn nicht sogar wahrscheinlich, daß der Apostel Paulus wie andere der ersten Christen tatsächlich wilden Tieren in einer Arena gegenüberstand, jedenfalls nach dem zu urteilen, was er in 1. Korinther 15:32 sagt: „Wenn ich nach Menschenweise in Ephesus mit wilden Tieren gekämpft habe ...“ Es ist wahr, daß es Paulus in dem sinnbildlichen „Theater“ von Ephesus mit „tierischen“ Menschen zu tun hatte (Apg. 19:29-41). Beachte aber, daß er sich in 2. Korinther 1:8-10 auf die „Drangsal“ bezieht, „die uns in dem Bezirk Asien [wo Ephesus lag] widerfahren ist“, wo, wie Paulus sagt, „wir ... in unserem Innern das Gefühl [hatten], daß wir das Todesurteil empfangen hatten. ... Von ... dem Tod hat er [Gott] uns befreit.“ Daraus scheint hervorzugehen, daß Paulus einmal buchstäblichen wilden Tieren in der Arena von Ephesus gegenüberstand.
10. Nenne die Leiden, die nach den Worten des Apostels Paulus über die Nachfolger Christi kamen.
10 In 1. Korinther 4:9 indessen benutzt Paulus eine Veranschaulichung. Er sagt, daß ‘Menschen und Engel’, ein universelles Publikum, Zeugen der Demütigungen, des Widerstandes und der Verfolgung waren, denen er und seine Gefährten ausgesetzt waren, während sie ihren Dienst durchführten. Er beschreibt dann im einzelnen die Leiden, die sie erdulden mußten:
„Wir sind um Christi willen unwissend, aber ihr [gewisse Personen in Korinth] seid durch Christus klug. Wir sind schwach, aber ihr seid stark. Wir sind verachtet, aber ihr seid geehrt. Bis zu diesem Augenblick leiden wir Hunger und Durst, wir gehen in Lumpen und werden geschlagen, heimatlos ziehen wir von Ort zu Ort. Wir arbeiten hart für unseren Unterhalt. Wir segnen, wenn man uns verflucht; wir ertragen es, wenn man uns verfolgt; wenn man uns beschimpft, antworten wir mit freundlichen Worten. Es ist, als müßten wir den Schmutz der ganzen Welt auf uns nehmen. Wir sind der Auswurf der Menschheit — bis zu dieser Stunde!“ (1. Kor. 4:10-13, Die Gute Nachricht. Vergleiche Hebräer 10:32-34.)
11. Wer ließ zu, daß die Apostel auf diese Weise zur Schau gestellt wurden?
11 Trotz der Leiden, die die Apostel ertragen mußten, wußten damals geistiggesinnte Personen, daß Gott die Apostel unterstützte. Ihre konstruktive Arbeit war der Beweis dafür. Solche Personen wußten auch, daß, wie Paulus sagte, „Gott uns, die Apostel, zuletzt zur Schau gestellt hat als zum Tode bestimmte Menschen“ (1. Kor. 4:9). Ja, Gott ließ zu, daß die Apostel vom Standpunkt der Welt aus gering erschienen.
12, 13. (a) Wer kann daher heute erwarten zu leiden? (b) Welche Frage erhebt sich hier?
12 Jehovas Zeugen heute haben Ähnliches zu erleiden, während sie ihr weltweites Predigtwerk durchführen. Das bedeutet nicht, daß Gott sie verworfen hat. Ja im vorangegangenen Artikel wurde deutlich gezeigt, daß man die neuzeitliche Versammlung der Zeugen Jehovas braucht, wenn man ein Geistesmensch werden möchte. Die Wahrheit ist nicht unter denen zu finden, die in der Welt am beliebtesten sind. Der Apostel Paulus gibt uns zu bedenken: „In der Tat werden alle, die in Gemeinschaft mit Christus Jesus in Gottergebenheit leben wollen, auch verfolgt werden“ (2. Tim. 3:12).
13 Doch nun taucht die Frage auf: Erleiden nicht viele Personen, die sich als „Christen“ bezeichnen und die keine Zeugen Jehovas sind, ebenfalls Verfolgung? Zugegeben, viele, die sich als „Christen“ bezeichnen, leiden heute. Sogar Heiden und Atheisten werden verfolgt. Aber warum leiden sie? Echte Geistesmenschen glauben das gleiche und treten für das gleiche ein wie Jesus und seine Apostel, und daher erleiden sie auch aus den gleichen Gründen Widerstand.
IST DIE CHRISTENHEIT EIN NEUZEITLICHES ‘SCHAUSPIEL FÜR DIE WELT’?
14. Leiden die Kirchen der Christenheit? Warum?
14 Vertritt irgendeine der Kirchen der Christenheit das wahre Christentum? Nun, bestehen sie aus Geistesmenschen, und haben sie deshalb aus dem gleichen Grund Haß und Verfolgung zu erleiden wie die Christen des ersten Jahrhunderts? Viele Kirchen der Christenheit leiden heute Schaden. Sie verlieren Mitglieder und Geld. Ihr Einfluß schwindet. Aber das liegt nicht daran, daß sie um der Gerechtigkeit willen leiden wie die Apostel. (Vergleiche 1. Petrus 2:19-21.) Woher wissen wir das? Bedenke folgendes:
15. Haben die Kirchen die gleiche Einstellung zum Töten wie die Apostel?
15 Die Apostel glaubten, daß es falsch sei zu morden und sogar falsch zu hassen (1. Joh. 4:20, 21; Offb. 21:8). Haben die Kirchen der Christenheit nicht den Massenmord auf den Schlachtfeldern der Welt gutgeheißen, ja sogar unterstützt und dazu aufgefordert? Das Buch Black Jack Pershing von Richard O’Connor hilft uns, diese Frage zu beantworten. Über den Eintritt Amerikas in den Ersten Weltkrieg berichtet es folgendes:
„Niemand forderte den Eintritt Amerikas in den Krieg eindringlicher als die Diener Gottes. Der New Yorker Kirchenbund verkündigte den 11. März als ,Kriegssonntag‘. Von einer Küste zur anderen leugneten militante Prediger, daß Christus ein Pazifist gewesen sei, daß der Krieg etwas Böses und Deutsche zu töten eine Verletzung der Zehn Gebote sei. Der Evangelist Billy Sunday drückte in einer Rede, die er auf dem Times Square vor einer großen Menschenmenge hielt, ihre Gedanken nur lebhafter aus, als er schrie: ,Wenn man die Hölle umdrehen könnte, würdet ihr auf ihrer Rückseite lesen: „Made in Germany“!‘“
Wenn den Kirchen der Christenheit oder ihren Führern in irgendwelchen Ländern Einschränkungen auferlegt werden, dann liegt es gewöhnlich daran, daß sie sich in die Politik eingemischt haben. So lesen wir in der New York Times vom 21. Oktober 1973: „Die chilenischen Militärbehörden ordneten heute die Ausweisung dreier ausländischer Priester an. Die Priester — zwei Spanier und ein Franzose — waren gemäß offiziellen Angaben an ,extremistischen Bestrebungen‘ beteiligt“ (Seite 9).
16, 17. Haben die Kirchen der Christenheit die gleiche Einstellung wie die Apostel (a) auf dem Gebiet der Moral und (b) in bezug auf das Lügen?
16 Die Apostel verabscheuten Ehebruch, Hurerei und Homosexualität, und sie entfernten diejenigen, die so etwas trieben, aus ihrer Mitte. Paulus sagte ganz deutlich: „Entfernt den bösen Menschen aus eurer Mitte“ (1. Kor. 5:11-13; 6:9-11). Aber wann hast du das letzte Mal gehört, daß jemand aus deiner Kirche — oder aus irgendeiner Kirche der Christenheit — wegen solcher Handlungen ausgestoßen wurde?
17 In der apostolischen Versammlung des ersten Jahrhunderts wurden auch keine Lügner geduldet (Apg. 5:1-11). Aber von wie vielen politischen Führern und Geschäftsleuten erwartest du, daß sie nie lügen? Doch sind sie nicht größtenteils Mitglieder einer Kirche — vielleicht deiner eigenen?
18. Warum können wir also sagen, die Christenheit sei kein ‘Schauspiel für die Welt’?
18 Die Antworten auf diese Fragen sind ganz offensichtlich. Die vielen Organisationen, die solche Praktiken dulden, mögen zwar vorgeben, „christlich“ zu sein, aber sie sind kein ‘Schauspiel für die Welt’. Sie sind vielmehr ein Teil der Welt geworden. Die Christenheit hat sich als ein „Freund der Welt“ und damit auch als ein „Feind Gottes“ erwiesen. Gott bezeichnet diejenigen, die so etwas tun, als „Ehebrecherinnen“ (Jak. 4:4).
19. Was steht der Christenheit noch bevor?
19 Die Schwierigkeiten, in denen sich die Christenheit gegenwärtig befindet, sind daher nicht darauf zurückzuführen, daß sie den Fußstapfen Jesu und seiner Apostel folgen würde. Sie erntet lediglich, was sie gesät hat; sie hat es verdient. Das, was die Kirchen gegenwärtig erleiden mögen, ist nur ein Vorgeschmack dessen, was über das ganze Weltreich der falschen Religion kommen muß, das in der Offenbarung als eine reichgeschmückte Prostituierte, die auf einem wilden Tier sitzt, beschrieben wird. Die falsche Religion versucht wie jene Hure, die tierischen Nationen zu beherrschen. Aber das in der Offenbarung erwähnte „Tier“ wendet sich gegen sie und vernichtet sie. Die Zeit des Endes für die gesamte falsche Religion steht unmittelbar bevor. Diejenigen, die heute ein Teil von ihr sind, sind keine Geistesmenschen, die um der Gerechtigkeit willen leiden. Sie haben berechtigte Ursache, besorgt zu sein, ja sich zu fürchten (Offb. 16:12-21; 17:15-18; Kap. 18; vergleiche Hesekiel, Kapitel 24; Matthäus 13:42).
JEHOVAS ZEUGEN DURCH IHRE VERFOLGUNG EIN NEUZEITLICHES ‘SCHAUSPIEL FÜR DIE WELT’
20—22. Wie leiden Jehovas Zeugen?
20 Auf der anderen Seite haben Jehovas Zeugen in der Neuzeit sehr viel gelitten. Im nationalsozialistischen Deutschland richtete sich erbitterter Haß gegen sie. In einem Informationsbrief, der für die „Kommission für Ökumenische Angelegenheiten“ der Erzdiözese Hartford (Connecticut) veröffentlicht wurde, wurde diese Tatsache anerkannt, denn es hieß darin: „Die deutschen Juden ... waren nicht die einzigen Opfer in Hitlers Konzentrationslagern. Alle im Vaterland bekannten Zeugen [Jehovas] wurden ebenfalls eingesperrt. Die Freiheit wurde ihnen nur unter der Bedingung angeboten, daß sie sich beugten und widerriefen. ... Sie ließen sich weder durch die Aussicht, erhängt oder erschossen zu werden, noch durch grausame körperliche oder seelische Martern beirren. Die Wut der SS-Häscher war deshalb so teuflisch, weil sich die Zeugen nicht unterdrücken ließen.“
21 Wie werden Jehovas Zeugen in neuerer Zeit von einigen Regierungen behandelt? In dem Buch Aspects of Religion in the Soviet Union 1917-1967 (Religion in der Sowjetunion 1917—1967) lesen wir: „Jehovas Zeugen sind überall verboten.“ Auch in anderen Ländern sind die Zeugen ein Schauspiel geworden, das besondere Beachtung findet. Wußtest du zum Beispiel, daß es in der Türkei als ein „Verbrechen“ gilt, wenn Jehovas Zeugen Gott anbeten? Es werden dort völlig falsche Beschuldigungen gegen sie erhoben. Einzelne Zeugen in der Türkei müssen mit hohen Geldstrafen rechnen, die einen großen Teil des Jahreseinkommens einer Person ausmachen.
22 In Malawi, auf dem afrikanischen Kontinent, sind Jehovas Zeugen mehrere Jahre lang Gegenstand erbitterten Hasses gewesen. Männer sind geschlagen, ja einige sogar ermordet worden. Sie haben ihren Arbeitsplatz verloren und mußten zusehen, wie ihre Frauen vergewaltigt wurden. Wie Vieh wurden Tausende von ihnen nicht nur aus ihren Häusern, sondern auch aus dem Land vertrieben.
23, 24. (a) Leiden die Zeugen, weil sie sich in die Politik der Nationen eingemischt oder sich eines unsittlichen Benehmens schuldig gemacht hätten? (b) Warum leiden sie denn?
23 Doch warum haben sie so schwer gelitten? Etwa, weil sie versucht hätten, die politischen Angelegenheiten der verschiedenen Länder, in denen sie wohnen, in die Hand zu nehmen? Nein! Haben sie die hohen Grundsätze aufgegeben, für die Jesus und seine Apostel eintraten? Beachte, was ein Außenstehender, ein unvoreingenommener Beobachter, über das Verhalten der Zeugen Jehovas zu sagen hat. Bryan Wilson von der Universität Oxford erwähnt in Verbindung mit ihren Leiden in Afrika folgendes:
„Das Verbot ... mag teurer zu stehen kommen, als es im ersten Augenblick scheint. Die Zeugen ... sind erstaunlich erfolgreich darin gewesen, ihre Anhänger zu veranlassen, nach hohen sittlichen Maßstäben zu leben und Selbstzucht zu üben. Sie lehren sie, hart zu arbeiten, pünktlich und mäßig zu sein und den Wert der Selbstachtung zu erkennen. Ihre Glieder pflegen für ostafrikanische Verhältnisse ein außergewöhnlich harmonisches Familienleben. Sie sind erfolgreich darin, ihren Anhängern sittliche Grundsätze und ihre Lehren beizubringen. ... Was die afrikanischen Politiker in ihren Reden immer wieder erwähnen, ist das Problem der Stammesdiskriminierung. Paradoxerweise gelingt es gerade den Zeugen Jehovas vielleicht viel besser als jeder anderen Bewegung, unter ihren Mitgliedern die Stammesdiskriminierung auszumerzen“ (New Society, 12. Juli 1973, Seite 75).
Offensichtlich sind Jehovas Zeugen keine Gefahr für Recht und Ordnung. Sie sind wahre Christen. Ihnen gelingt es, die Verhältnisse in ihren Reihen herbeizuführen, die jede aufgeklärte Nation für ihre Bürger wünscht.
24 Jehovas Zeugen vertreten tatsächlich die wahre Christenversammlung. Das kann man daran erkennen, daß sie sorgsam bemüht sind, die Heilige Schrift im täglichen Leben anzuwenden. Ihre neuzeitliche Versammlung ist genauso organisiert wie die Christenversammlung im ersten Jahrhundert, die unter der Aufsicht der Apostel und Propheten stand (Eph. 2:20-22). Jehovas Zeugen lehren die gleichen Wahrheiten. Sie sind dadurch, daß sie wegen der gleichen Dinge zu leiden haben wie Jesus und seine Apostel, ein neuzeitliches ‘Schauspiel für die Welt’ geworden. Und sie wissen, daß sie als Organisation bis zum Ende dieses bösen Systems der Dinge mit Widerwärtigkeiten rechnen müssen (2. Thess. 1:6-10).
WIRST DU DIE NEUZEITLICHE ARENA BETRETEN?
25. Vor welcher Frage steht jeder einzelne?
25 Für jeden einzelnen erhebt sich nun die Frage: „Bin ich persönlich bereit, den gleichen Widerstand auf mich zu nehmen und eine Rolle in dem neuzeitlichen ,Schauspiel‘ zu spielen, das die neuzeitlichen Geistesmenschen ,der Welt‘ bieten?“ Wenn du das möchtest, kannst du dir den Rat des Apostels Paulus an Timotheus zu Herzen nehmen: „Schäme dich des Zeugnisses über unseren Herrn nicht noch meiner, eines Gefangenen um seinetwillen, sondern nimm teil am Erleiden von Ungemach für die gute Botschaft gemäß der Kraft Gottes“ (2. Tim. 1:8).
26. Wie kann jemand als ein echter Geistesmensch Ungemach ertragen?
26 „Doch wie kann jemand solches Ungemach ertragen?“ magst du dich nun fragen. Es gibt nur eine Möglichkeit, wie man als Christ standhaft bleiben kann, während man ‘Ungemach erleidet’: Man muß geistig gesinnt, ein Geistesmensch sein und alles vom Standpunkt Gottes aus betrachten. Jemand, der das tut, wird wissen, daß er um der Wahrheit willen leidet (Matth. 5:11). Aber wenn er sein Leben von fleischlichem Denken beeinflussen läßt und alles von einem weltlichen Standpunkt aus betrachtet, dann mag er zwar jetzt behaupten, den Weg der Wahrheit zu kennen, aber unter Druck wird er möglicherweise nach einem Ausweg suchen und Kompromisse schließen. Das könnte zu seiner ewigen Vernichtung führen. Deshalb ist jetzt, während es im größte Teil der Welt noch verhältnismäßig ruhig ist, die beste Zeit, sich angestrengt zu bemühen, „Christi Sinn“ zu entwickeln und davon sein ganzes Leben beeinflussen zu lassen. Arbeite daran, ein Mensch zu werden, den Gott zu jeder Zeit gutheißen würde.
27. Vor welcher Neigung sollte sich ein Geistesmensch hüten? Welche Einstellung sollte er statt dessen haben?
27 Es ist nicht vernünftig, hinsichtlich zukünftiger Prüfungen schlimme, krankhafte Befürchtungen zu hegen. Auch ist es nicht vernünftig, darüber nachzugrübeln, welche perversen Dinge der Feind eines Tages Gottes Volk antun könnte. Vielmehr wird ein Christ Tag für Tag Gott seine Loyalität beweisen. Der Widerstand, den die Apostel erduldeten, bestand nicht nur in regelrechter gewaltsamer Verfolgung. Denke daran, daß Paulus in 1. Korinther 4:10-13 (gemäß der Guten Nachricht) sagte: „Wir sind schwach, ... verachtet, ... leiden ... Hunger und Durst, ... gehen in Lumpen und werden geschlagen, [sind] heimatlos ... [Wir werden] verflucht ... verfolgt ... beschimpft.“
28. In welcher Hinsicht mögen wahre Christen heute leiden ohne regelrechte gewaltsame Verfolgung vom Feind zu erleben?
28 Wahre Christen müssen heute eine ähnliche Behandlung ertragen. Sie kommt nicht immer von „Feinden“, sondern manchmal auch von Menschen, die wir lieben, Gliedern unserer eigenen Familie (1. Petr. 2:18 bis 3:6), oder von Personen, mit denen wir aufgewachsen sind. Ein Christ mag gelegentlich wegen seiner hohen Grundsätze an seinem Arbeitsplatz diskriminiert werden. Oder er mag sich verpflichtet fühlen, eine gutbezahlte hohe Stellung aufzugeben, weil sie nicht mit seinem biblisch geschulten Gewissen vereinbar ist; dafür mag er großem Druck ausgesetzt und verspottet werden. Oder ein jugendlicher Christ mag von seinen Klassenkameraden ausgelacht werden, weil er wie ein christlicher Mann für das eintritt, wovon er weiß, daß es richtig ist. Wenn Christen heute mit einer solchen Behandlung fertig werden — und das tun sie jeden Tag —, warum sollten sie dann hinsichtlich der Zukunft übermäßig besorgt sein? Ein Geistesmensch weiß, daß er genau wie die Apostel alles ertragen kann, was Gott zuläßt. Wie die Apostel und Jesus selbst setzt sich der Geistesmensch daher zum Ziel, guten Mutes und freudig zu sein (Joh. 16:33; Röm. 12:12; Kol. 1:24; 1. Petr. 1:6, 7; 3:14; 4:12-16).
29. Welche Aussicht hat ein echter Geistesmensch?
29 Ein Geistesmensch zu sein bedeutet offensichtlich mehr, als sich nur einen äußeren Anschein der Frömmigkeit zu geben. Die geistige Gesinnung muß sich in allem, was man tut, widerspiegeln. Vertiefe also weiterhin deine Ergebenheit Jehova gegenüber. Wenn du das tust, wirst du in der Lage sein, alle Probleme und jede Art der Verfolgung auf dich zu nehmen, die dir noch bevorstehen mögen. Wenn du unter Verfolgung ausharrst, wirst du bis zum Ende dieses gesamten Systems der Dinge eine Rolle in diesem ‘Schauspiel für die Welt’ spielen. Ja, als Geistesmensch wirst du Gogs konzentrierten Angriff auf diejenigen, die „auf dem Mittelpunkt der Erde wohnen“, überleben und in ein wunderbares neues System der Dinge hinüberleben (1. Kor. 4:9; Hes. 38:12; Offb. 21:1-4).
[Bild auf Seite 399]
Weil wahre Christen verfolgt werden, sind sie ‘ein Schauspiel für die Welt’.