Fragen von Lesern
● Darf sich ein Christ einer ärztlichen Behandlung unterziehen, bei der ihm ein Serum injiziert werden soll? (Deutschland).
Die Bibel läßt deutlich erkennen, daß Gott hohe Achtung vor dem Blut hat, indem sie zeigt, daß er es als die Seele oder das Leben betrachtet (3. Mose 17:11, 12, 14). Verständlicherweise lautet daher das Gebot, das Gott unserem gemeinsamen Vorfahren Noah gab: „Nur Fleisch mit seiner Seele — seinem Blut — sollt ihr nicht essen“ (1. Mose 9:4). Weder Noah noch seine Nachkommen — wir alle eingeschlossen — sollten sich ihr Leben dadurch erhalten, daß sie Blut zu Nahrungszwecken verwendeten. Und auf diesen wichtigen Gesichtspunkt wurde sogar erneut hingewiesen und dadurch seine Anwendung für wahre Anbeter in der heutigen Zeit klargemacht, als Christen geboten wurde: „[Enthaltet euch] des Blutes und des Erwürgten“ (Apg. 15:29). Aus diesem Grund können wir die vielen neuzeitlichen Heilverfahren, bei denen Blut verwendet wird, nicht billigen. Und wir haben wiederholt darauf hingewiesen, daß jemand, der sich eine Bluttransfusion geben ließe, eindeutig gegen das biblische Verbot verstoßen würde, Blut zur Erhaltung seines Lebens zu verwenden oder zu essen.
Einige Christen sind gelegentlich dazu aufgefordert worden, sich ein Serum injizieren zu lassen, das aus einer geringen Menge einer Blutfraktion, eines Blutbestandteils, hergestellt wurde. Um diese Angelegenheit erwägen zu können, ist es nützlich, wenn man versteht, was eigentlich ein Serum ist und warum man Seren verwendet. Es ist auch eine Hilfe, den Unterschied zwischen Seren und Vakzinen zu verstehen.
Jeder Mensch kommt normalerweise mit Krankheitserregern wie Viren und Bakterien in Berührung. Zum Beispiel könnte sich jemand irgendwann mit Mumps, Masern oder Tuberkulose angesteckt haben. Um diese Viren oder Bakterien abzuwehren, erzeugt der Körper Stoffe, die man Antikörper nennt und die den Schaden, den diese einfallenden Bazillen angerichtet haben, zu neutralisieren oder zu reduzieren suchen. Jemand, der solche Antikörper für eine bestimmte Krankheit in seinem Blut hat, ist vorübergehend oder dauernd davor geschützt, sich mit dieser Krankheit anzustecken.
Um einen vorbeugenden Schutz zu erzielen, haben Wissenschaftler Vakzine (Toxoide) oder Impfstoffe entwickelt, die den Körper anregen, Antikörper gegen bestimmte Krankheiten zu produzieren. Pocken, Kinderlähmung, Wundstarrkrampf, Cholera, Tollwut, Typhus und Gelbfieber sind einige der Krankheiten, gegen die es Vakzine oder Impfstoffe gibt. Vakzine sollen eine Person gegen solche Krankheiten immun machen und werden nicht aus Blut hergestellt. (Einzelheiten siehe Erwachet! vom 8. November 1965, Seite 18 und 19.) Impfungen, bei denen der Impfstoff nicht aus Blut gewonnen wird, sind oft Pflicht bei Kindern, die in die Schule kommen, oder bei Touristen oder Missionaren, die ins Ausland reisen. Man will dadurch vorsorglich bei einer Person die Produktion von Antikörpern anregen, um zu verhindern, daß sich der Betreffende mit einer bestimmten Krankheit ansteckt, falls er damit in Berührung käme.
Wie verhält es sich aber, wenn jemand vor kurzem der Gefahr ausgesetzt war, sich eine Krankheit wie Diphtherie, Wundstarrkrampf, Virushepatitis oder Tollwut zuzuziehen, oder sich tatsächlich damit angesteckt hat? Bevor sein Körper genügend Zeit hat, um die erforderlichen Antikörper zu produzieren, mag er ernsthaft erkranken. Die Ärzte haben daher eine Möglichkeit ersonnen, sogleich die Antikörper zu verabreichen, die einem helfen, den Angriff einer Krankheit abzuwehren. Man verwendet Seren oder Antitoxine. Diese werden aus dem Blut von Menschen oder Tieren gewonnen, die bereits die Antikörper gegen die betreffende Krankheit entwickelt haben. Gewöhnlich wird das Blut bearbeitet, und der Blutbestandteil (Gammaglobulin), der die Antikörper trägt, wird gefällt oder ausgesondert und zu einem Serum verarbeitet. Wird dieses Serum dem Patienten eingespritzt, so verleiht es ihm vorübergehend eine passive Immunitäta. Die Immunität ist deswegen nur vorübergehend, weil die Antikörper nicht zu einem dauerhaften Bestandteil seines Blutes werden; sobald sie seinen Körper verlassen, ist er gegen die Krankheit nicht mehr immun. Wie daraus zu sehen ist, enthalten Seren (im Unterschied zu Vakzinen) einen Blutbestandteil, wenn auch nur in geringen Mengen.
Wie bereits erwähnt, nehmen wir aus tiefer Achtung gegenüber dem, was die Bibel über das Blut sagt, davon Abstand, die Verwendung von Blut außerhalb des Körpers eines Tieres oder eines Menschen, zu dem es normalerweise gehört, zu billigen. Wir glauben, daß die Verwendung von Blut zu Transfusionszwecken oder der Gebrauch eines Blutbestandteils zu einem ähnlichen Zweck ganz offensichtlich im Widerspruch zu dem biblischen Gebot steht, ‘sich von Blut zu enthalten’ (Apg. 15:20). Wie verhält es sich dann mit der Verwendung eines Serums, das nur eine geringe Menge eines Blutbestandteils enthält und als Unterstützung zur Abwehr von Infektionen verabreicht wird und nicht die lebenerhaltende Funktion ausübt, die Blut normalerweise hat?
Wir glauben, daß hier das Gewissen des einzelnen Christen entscheiden muß. Einige mögen zu dem Schluß kommen, daß sie sich ein Serum geben lassen können, da sie es nicht als eine respektlose Handlung gegenüber der Heiligkeit des Lebens und der Heiligkeit Gottes, des Lebengebers, betrachten und auch nicht als eine Mißachtung des ausdrücklichen Willens Gottes bezüglich des Verbotes, Blut als Nahrung für den Körper zu verwenden. Das Gewissen anderer wiederum mag verlangen, daß sie alle derartigen Seren ablehnen. Jeder muß sich vor Gott, dem Richter, im Hinblick auf den Grund für seine Gewissensentscheidung verantworten (1. Kor. 4:4; 2. Kor. 5:10)b.
Wir glauben, daß diese Erörterung biblischer Grundsätze eine Hilfe sein wird und dazu beiträgt, die ursprüngliche Frage und die damit zusammenhängenden Fragen gebührend zu erwägen. Während wir uns auf Gebieten, auf denen unserer Meinung nach die Entscheidung dem Gewissen des einzelnen überlassen bleiben muß, zurückhalten, eine positive oder negative Entscheidung zu treffen, möchten wir alle ermuntern, danach zu streben, ein reines Gewissen vor Gott zu bewahren und Gottes Wort nie zu mißachten (1. Petr. 3:16; 1. Tim. 1:19).
● Was bedeutet es, wenn in 1. Thessalonicher 4:17 gesagt wird, daß ‘wir, die Lebenden, welche überleben, entrückt werden zur Begegnung mit dem Herrn in der Luft’? (USA).
Hier wird auf die Miterben Jesu Christi Bezug genommen, die während seiner Gegenwart in Königsmacht am Leben sind.
Der Vers, um den sich die Frage dreht, ist am besten zu verstehen, wenn man ihn im Lichte des Themas betrachtet, das der Apostel Paulus in seinem Brief an die Thessalonicher behandelte. Wir lesen: „Ferner, Brüder, wollen wir nicht, daß ihr hinsichtlich derer unwissend seid, die im Tode schlafen, damit ihr nicht betrübt seid wie auch die übrigen, die keine Hoffnung haben. Denn wenn wir den Glauben haben, daß Jesus gestorben und wieder auferstanden ist, so wird Gott auch die im Tode Entschlafenen durch Jesus mit ihm bringen. Denn dies sagen wir euch durch Jehovas Wort, daß wir, die Lebenden, die bis zur Gegenwart des Herrn am Leben bleiben, denen keineswegs zuvorkommen werden, die im Tode entschlafen sind; denn der Herr selbst wird vom Himmel herabkommen mit gebietendem Zuruf, mit der Stimme eines Erzengels und mit der Posaune Gottes, und die in Gemeinschaft mit Christus Verstorbenen werden zuerst auferstehen. Danach werden wir, die Lebenden, welche überleben, mit ihnen zusammen in Wolken entrückt werden zur Begegnung mit dem Herrn in der Luft; und so werden wir allezeit beim Herrn sein. Somit fahrt fort, einander mit diesen Worten zu trösten“ (1. Thess. 4:13-18).
Man kann erkennen, daß es bei dieser Betrachtung um die Auferstehung der Miterben Christi geht. Alle Miterben, die vor Christi Gegenwart in Königsmacht starben, blieben im Todesschlaf. All diese Verstorbenen sollten jedoch, nachdem seine Gegenwart begonnen hätte, zu unsterblichem, geistigem Leben auferweckt und mit ihrem Herrn vereint werden. Welch ein tröstender Gedanke dies doch für die Christen in Thessalonich war angesichts der Drangsale, die sie erduldeten! (1. Thess. 1:6).
Die Bibel liefert aber keinen Anhaltspunkt für die Schlußfolgerung, daß Jesus buchstäblich vom Himmel herabkäme und daß die Auferweckung und Verherrlichung derer, die im Tode schlafen, für Menschenaugen auf der Erde sichtbar wäre. Warum ist dies für Menschenaugen unsichtbar? Weil Jesus Christus als Geistperson im Himmel „in einem unzugänglichen Lichte wohnt“ und ihn als solche Geistperson „keiner der Menschen gesehen hat noch sehen kann“ (1. Tim. 6:16). Seine Stellung läßt sich somit mit derjenigen seines himmlischen Vaters vergleichen (Hebr. 1:2, 3). Es kann daher gesagt werden, daß Jesus Christus in demselben Sinne ‘herabfährt’ oder ‘herabkommt’, wie dies in der Bibel von Jehova Gott gesagt wird. Über ihn lesen wir zum Beispiel: „Er ging daran, die Himmel zu neigen und herabzufahren; und dichtes Dunkel war unter seinen Füßen“ (2. Sam. 22:10). „Jehova geht aus seiner Stätte, und er wird gewißlich herabkommen und auf die Höhen der Erde treten“ (Micha 1:3). Offenbar hat Gott nicht buchstäblich seine Wohnstätte in den unsichtbaren Himmeln verlassen, sondern er hat den Menschen auf der Erde seine Aufmerksamkeit zugewandt, indem er seine Macht ihnen gegenüber kundtat. In ähnlicher Weise würde, wie der Apostel Paulus zeigte, Jesus Christus bei seiner Gegenwart seine Aufmerksamkeit der Erde zuwenden und seine Macht ausüben, um seine Miterben, die im Tode schlafen, aufzuerwecken.
Sollte ihre Auferstehung für menschliche Augen sichtbar sein? Das kann ganz einfach nicht der Fall sein. Wieso nicht? Weil sie ‘mit Jesus Christus in der Gleichheit seiner Auferstehung vereint’ werden (Röm. 6:5). Sie erfahren eine Auferweckung gleich der seinen. Und im Zusammenhang mit Jesu Auferweckung sagt die Heilige Schrift, daß er „im Geiste lebendig gemacht wurde“ (1. Petr. 3:18). Um von seinen Jüngern gesehen zu werden, mußte sich Jesus materialisieren, das heißt einen Fleischesleib annehmen. Das diente ihnen als Beweis dafür, daß er tatsächlich lebendig gemacht worden war (Apg. 1:3). Seine Auferstehung allerdings war für menschliche Augen unsichtbar. Nicht weil die Wächter an Jesu Grab sahen, wie er auferweckt wurde, sondern wegen des Engels, der den Stein vom Grab wegwälzte, ‘zitterten sie und wurden wie Tote’ (Matth. 28:3, 4).
Die Auferweckung der Miterben Jesu Christi ist ebenfalls unsichtbar. In ihrem Falle deutet die Bibel aber nicht an, daß sie in der Umgebung der Erde bleiben und unmittelbar nach ihrer Auferweckung Mitchristen erscheinen und ihnen kundtun würden, daß sie am Leben seien.
Gestützt auf all das, verstehen wir, daß der Hinweis auf die „Lebenden“, die „entrückt“ werden, nicht bedeuten kann, daß ihr Leib aus Fleisch und Blut aufwärts zu schweben beginnt „zur Begegnung mit dem Herrn“ Jesus Christus, was einige Leute als „Entrückung“ bezeichnen. Jesus wird nicht in der buchstäblichen Luft auf einer buchstäblichen Wolke sein, denn er ‘wohnt in einem unzugänglichen Lichte’, in den höchsten Himmeln, dem unsichtbaren, geistigen Bereich. Trotzdem muß sich das ‘Entrücktwerden’ auf etwas beziehen, was sich in Verbindung mit der Auferstehung ereignet.
Könnte es damit zu tun haben, daß sie aus der verurteilten Menschenwelt „entrückt“ werden? Könnte es sich darauf beziehen, daß sie emporgehoben werden, ‘mitsitzend in den himmlischen Örtern in Gemeinschaft mit Christus Jesus’, da sie mit ihm für das himmlische Erbe bestimmt worden sind? (Eph. 1:3; 2:6). Nein, das behandelte Paulus in seinem Brief an die Thessalonicher nicht.
Der Hinweis auf das ‘Entrücktwerden’ war etwas, womit die Christen in Thessalonich einander trösten konnten, wenn Miterben Jesu starben. Die Tatsache, daß die Miterben jetzt von der verurteilten Welt getrennt sind, ist offensichtlich kein echter Trost, wenn Glieder der Versammlung des Volkes Gottes sterben. Außerdem konnte die Tatsache, daß sie von der Welt getrennt und mit Jesus nur in geistigem Sinne vereint waren, für sie nicht bedeuten, ‘allezeit beim Herrn zu sein’. Wenn Christi Miterben ihren irdischen Lauf einmal vollendet haben, gibt es diesen Zustand, von der Welt getrennt und mit Jesus nur in geistigem Sinne vereint zu sein, nicht mehr, da sie dann bei der Auferstehung persönlich bei ihrem Herrn sein werden, und zwar für immer. Und natürlich wird auch die verurteilte Welt vergehen. Darüber hinaus könnte jemand jetzt auf der Erde eine bestimmte Zeit von der Welt getrennt sein, später jedoch wegen Untreue seine Aussicht auf die Belohnung, nämlich bei dem Herrn Jesus Christus zu sein, verlieren (Offb. 2:10).
Die Worte des Paulus in seinem Brief an die Thessalonicher zeigen somit, daß zwischen der Auferstehung derer, die vor Christi Gegenwart in Königsmacht sterben, und der Auferstehung derer, die während jener Gegenwart ihren irdischen Lauf vollenden und sterben, ein Unterschied besteht. Dieser Unterschied ist aus Offenbarung 14:13 zu erkennen, wo wir lesen: „Glücklich sind die Toten, die von dieser Zeit an [das heißt von Jesu Kommen in königlicher Herrlichkeit an] in Gemeinschaft mit dem Herrn sterben. Ja, spricht der Geist, mögen sie ruhen von ihren mühevollen Arbeiten, denn die Dinge, die sie getan haben, gehen gleich mit ihnen.“ Miterben Christi, die vor seiner Gegenwart starben, mußten im Tode schlafen, was jedoch nicht auf diejenigen zutrifft, die ihren irdischen Lauf während seiner Gegenwart vollenden. Sie werden sogleich zu himmlischem Leben auferweckt. Sie stehen von ihren mühevollen Arbeiten auf der Erde ab und nehmen sogleich den Dienst im Himmel auf. Als unsichtbare Geistpersonen werden sie sozusagen in Wolken (ein Symbol für Unsichtbarkeit) „entrückt“, um für immer bei ihrem unsichtbaren Herrn zu sein. Das stimmt auch mit den Worten, die der Apostel Paulus an die Korinther schrieb, überein: „Wir werden nicht alle im Tode entschlafen [das heißt im Todeszustand bleiben und einer künftigen Auferstehung harren], wir werden aber alle verwandelt werden, in einem Nu, in einem Augenblick“ (1. Kor. 15:51, 52).
Was Paulus in 1. Thessalonicher 4:13-18 schrieb, war somit im wesentlichen folgende ermutigende Botschaft: Gesalbte Christen, die vor der Gegenwart des Herrn sterben, schlafen im Tode. Wenn diese erwartete Gegenwart beginnt, werden sie als unsterbliche Geistgeschöpfe zu himmlischem Leben auferweckt. Gesalbte Christen, die während jener Gegenwart am Leben sind, schlafen jedoch nicht im Tode. Wenn sie sterben, werden sie sogleich verwandelt und in den Himmel aufgenommen, um für immer bei Christus zu sein.
● War es nicht verkehrt, daß Juda Beziehungen mit einer Frau hatte, die er, wie die Bibel zeigt, für eine Hure hielt? (USA).
In Wirklichkeit hatte Juda keine Beziehungen mit einer Hure, sondern nahm unwissentlich die Stelle seines Sohnes Schela ein, indem er eine Schwagerehe vollzog und einen rechtmäßigen Nachkommen zeugte. Man berücksichtige dabei den Zusammenhang:
Nachdem Judas zweiter Sohn Onan, durch die Vollstreckung eines göttlichen Urteils gestorben war, sandte Juda seine Schwiegertochter, Tamar, in das Haus ihres Vaters zurück, wo sie so lange bleiben sollte, bis sein dritter Sohn, Schela, alt genug gewesen wäre, um mit ihr vereint zu werden. Aber selbst als Schela erwachsen war, gab Juda ihn nicht in die Ehe mit Tamar. So verkleidete sich Tamar, nachdem Juda seine Frau durch den Tod verloren hatte, als eine Prostituierte und setzte sich an den Weg, auf dem Juda vorüberziehen mußte. Juda, der seine Schwiegertochter nicht erkannte und sie für eine Prostituierte hielt, hatte Beziehungen mit ihr (1. Mose 38:11-18).
Als Juda erfuhr, daß Tamar, die sich für die Schwagerehe mit seinem dritten Sohn, Schela, bereithalten sollte, schwanger war, sprach er das Todesurteil über sie aus, da er annahm, sie habe sich für Geld hingegeben. Als es sich herausstellte, daß Juda selbst sie unwissentlich geschwängert hatte, rief er aus: „Sie ist gerechter als ich, [wieso?] denn ich habe sie ja meinem Sohn Schela nicht gegeben.“ Juda war zu jener Zeit nicht verheiratet; er war ein Witwer, und so hatte er nicht gegen seine Ehefrau gesündigt. Und die verkleidete Tamar hielt er irrtümlicherweise für eine unverheiratete Prostituierte, für eine Frau, die nicht in einem heiligen Eheverhältnis stand. Als man die Frau, die er für eine Prostituierte gehalten hatte, nicht ausfindig machen konnte, erkannte er, daß er in Schande geraten könnte, wenn er behauptete, mit einer Tempelprostituierten Beziehungen gehabt zu haben, wenn man doch nirgendwo von einer solchen Prostituierten wußte (1. Mose 38:20-26).
Was Tamar betrifft, so hatte sie nicht ehebrecherisch gehandelt. Ihre Zwillingssöhne wurden nicht als Söhne der Sünde, Hurensöhne, betrachtet. Denn als Boas von Bethlehem mit der Moabiterin Ruth die Schwagerehe einging, sagten die Ältesten von Bethlehem zu Boas: „Möge dein Haus wie das Haus des Perez werden, den Tamar dem Juda gebar, von der Nachkommenschaft, die Jehova dir von dieser jungen Frau geben wird“ (Ruth 4:11, 12). Und daher wird Perez auch unter den achtbaren Vorfahren Jesu Christi angeführt (Matth. 1:1-3; Luk. 3:23-33). Wie Ruth war auch Tamar, die Mutter des Perez, in sexueller Hinsicht nicht hinter einem jungen Mann her (Ruth 3:10).
Juda seinerseits war der Meinung, er habe Beziehungen mit einer Prostituierten gehabt. In dieser Hinsicht hatte er nicht richtig gehandelt, denn Gottes ursprünglicher Vorsatz bestand darin, daß ein Mann Beziehungen mit seiner Frau habe, und nicht darin, daß die Erde durch Prostituierte gefüllt werde. Dennoch hatte Juda nicht in dem Sinne gesündigt, daß er ein ausdrückliches Gebot des Gesetzes Gottes übertreten hatte, denn das mosaische Gesetz wurde erst viel später gegeben (1. Mose 2:24; vergleiche 3. Mose 19:29).
Der Bericht über Juda und Tamar wurde nicht zum Vergnügen in die Bibel aufgenommen. Vielmehr bildet er einen wesentlichen Teil der geschichtlichen Aufzeichnungen, aus denen hervorgeht, wie die menschliche Abstammungslinie aufrechterhalten wurde, die zu dem verheißenen Christus oder Messias, Jesus, führte.
● In Hebräer 8:10 heißt es: „‚Denn dies ist der Bund, den ich mit dem Hause Israel nach jenen Tagen schließen werde‘, spricht Jehova. ,Ich will meine Gesetze in ihren Sinn legen, und in ihre Herzen werde ich sie schreiben.‘“ Worin unterscheidet sich die in diesem Text erwähnte Handlungsweise Gottes mit denen, die in den neuen Bund aufgenommen worden sind, von seiner Handlungsweise mit denen, die unter dem alten Gesetzesbund standen? (USA).
Eine Betrachtung der Merkmale beider Bündnisse und der Umstände, in denen sich diejenigen befanden, die in das Bundesverhältnis mit Gott aufgenommen wurden, wirft Licht auf den Unterschied.
Nachdem Jehova Gott das Volk Israel in einen Bund aufgenommen hatte, wurde jeder Israelit durch Geburt in dieses Bundesverhältnis aufgenommen. Er hatte keine persönliche Entscheidung zu treffen, um ein Diener Jehovas zu werden. Es war somit nicht erforderlich, eine von Herzen kommende Wertschätzung zu bekunden, um ein Glied des Bundesvolkes Gottes zu werden. Dennoch gab es im Verlauf der Geschichte viele Einzelpersonen im Volk Israel, die nicht nur Gottes Gesetz kannten, sondern in ihrem Herzen auch Wertschätzung dafür entwickelten. Über den Gerechten lesen wir in Psalm 37:31: „Das Gesetz seines Gottes ist in seinem Herzen.“
Darüber hinaus gab es bestimmte Teile des Gesetzes, zu denen die Opfer- und Reinigungsvorschriften zählten, die von den Israeliten nicht völlig verstanden wurden. Denn diese Teile waren eine bildhafte Darstellung viel größerer Dinge. Aus Kolosser 2:17 erfahren wir: „Diese Dinge sind ein Schatten der künftigen Dinge, aber die Wirklichkeit gehört dem Christus.“ Die Israeliten führten die zeremoniellen Teile des Gesetzes vor allem deswegen aus, weil es ihnen geboten worden war und weil Ungehorsam streng bestraft wurde. Da sie kein umfassendes Verständnis dieser Dinge hatten, war die in ihrem Herzen wurzelnde Wertschätzung notwendigerweise begrenzt. Es ist also zu erkennen, daß Gottes Gesetz nicht in den Sinn und auf das Herz eines jeden Israeliten eingeschrieben war.
Aber alle, die in den neuen Bund aufgenommen werden, müssen sich Jehova hingeben oder sich Jehova verpflichten, ihm als Jünger des Herrn Jesus Christus zu dienen. Dies erfordert, Jesus Christus als den auferweckten Herrn öffentlich anzuerkennen und an Gott als denjenigen zu glauben, der Jesus von den Toten auferweckt hat (Röm. 10:8-10).
Ohne die Bedingungen zu kennen, die Gott an solche stellt, die errettet werden, und ohne eine von Herzen kommende Wertschätzung dafür zu bekunden, kann jemand mit seinem Herzen einfach keinen Glauben ausüben und keine öffentliche Erklärung oder kein öffentliches Bekenntnis ablegen, so daß er ein Jünger Jesu werden und sich taufen lassen könnte. Alle, die als geistgezeugte Christen in den neuen Bund aufgenommen worden sind, sind vor allem über die Bedingungen unterrichtet worden, die Gott an solche stellt, die gerettet werden. Dann, nachdem Jehova Gott ihr Herz geöffnet hatte, so daß sie Gottes „Wort“ oder Botschaft mit Wertschätzung aufnahmen, wurden sie dazu bewogen, sich Gott hinzugeben oder sich ihm zu verpflichten, als Jünger des Herrn Jesus Christus in Übereinstimmung mit Gottes Gesetzen zu leben. Nachdem sie diese Hingabe durch die Wassertaufe symbolisiert hatten, wurden sie in den neuen Bund aufgenommen. Da Jehova Gott es ihnen ermöglichte, sowohl sein Gesetz zu kennen und zu verstehen als auch echte, von Herzen kommende Wertschätzung dafür zu haben, hat er tatsächlich seine „Gesetze in ihren Sinn“ gelegt und sie nicht auf Steintafeln, sondern „in ihre Herzen“ geschrieben.
[Fußnoten]
a Ähnliche Seren werden verwendet, wenn jemand von einer Giftschlange oder einer giftigen Spinne (wie der Schwarzen Witwe) gebissen wurde. Auch in Fällen, in denen aufgrund des Rhesusfaktors eine Unverträglichkeit zwischen dem Blut der Mutter und dem Blut des neugeborenen Kindes besteht, mögen Ärzte die Mutter auffordern, sich ein besonderes Serum einspritzen zu lassen. Falls die Mutter noch nicht gegen die Blutgruppe des Kindes sensibilisiert worden ist, mag das Serum (das aus dem Blut einer Frau gewonnen wird, die bereits die Antikörper entwickelt hat) angewandt werden, so daß ihr Organismus keine Antikörper produziert, die sich nachteilig auf ein späteres Kind auswirken könnten.
b Siehe den Wachtturm vom 15. Januar 1965, S. 42.