Welche Stellung nimmt Israel bei Gott ein?
„Und nun, wenn ihr meiner Stimme genau gehorchen und meinen Bund wirklich halten werdet, dann werdet ihr bestimmt mein besonderes Eigentum aus allen anderen Völkern werden; denn mir gehört die ganze Erde. Und ihr selbst werdet mir ein Königreich von Priestern und eine heilige Nation werden.“ — 2. Mose 19:5, 6, NW.
1. Warum war das Volk, das sich um den Berg Sinai herum versammelte, ein bevorrechtetes Volk?
DIE mehr als zwei Millionen Menschen, die sich am Fuße des Berges Sinai eines Morgens im Jahre 1513 v. Chr. versammelten, waren ein bevorrechtetes Volk. Nicht nur wurde Gottes Gegenwart ihren Blicken auf scheueinflößende Art offenbar, sondern sie hörten auch, wie sie aus allen Völkern der Erde von Gott auserwählt worden waren, um s e i n Volk, sein besonderes Eigentum, zu sein. Sie sollten seinen Namen tragen, seine Anbetung auf Erden hochhalten und sich von seinen Gesetzen beherrschen lassen. Dieses Volk, das Volk Israel, würde so eine heilige Nation werden. Dieses Vorrecht wurde ihnen unter der Bedingung zuteil, daß sie allen Geboten und Anweisungen, die Jehova Gott, der Allmächtige, ihnen gab, gehorchten.
2—4. (a) Unter welcher Bedingung wurden die Israeliten Gottes Volk, und wie reagierten sie auf das Angebot Gottes? (b) Was empfingen sie demzufolge?
2 Die Übereinkunft oder der Bund, der dort, am Berge Sinai, geschlossen wurde, war ein zweiseitiger Bund, da von beiden Parteien etwas verlangt wurde. Was Gott betraf, wollte er diese Menschen zu seinem Volke machen und sie segnen, vorausgesetzt, daß sie ihren Teil der Übereinkunft hielten, das heißt ihm gehorsam wären. Wenn sie ihren Teil zu tun verfehlten, war er nicht verpflichtet, seinen Teil des Bundes zu halten.
3 Als Mose vom Berge Sinai herabkam und das Volk über Jehovas Gebote unterrichtete, drückte es seine Bereitschaft aus, alles zu tun zu wollen, was er von ihnen verlangte. „Da ging Mose hin und rief die älteren Männer des Volkes und legte ihnen alle diese Worte vor, die Jehova ihm geboten hatte. Danach antwortete das ganze Volk einstimmig und sprach: ‚Alles, was Jehova geredet hat, wollen wir tun.‘ Unverzüglich überbrachte Mose die Worte des Volkes Jehova.“ — 2. Mose 19:7, 8, NW.
4 Da sie sich einverstanden erklärten, Jehova zu gehorchen, ging er daran, ihnen ein gerechtes Gesetz zu geben, durch das sie sich leiten lassen sollten. Es war der berühmte Gesetzesbund oder das Mosaische Gesetz.
5, 6. Wie wurde der Gesetzesbund rechtskräftig gemacht?
5 Nachdem das Volk das „Gesetz“ vernommen und sich einverstanden erklärt hatte, alles, was es von ihnen verlangte zu tun, schrieb Mose die Worte nieder und besprengte die schriftliche Urkunde mit dem Blute von Tieren. (2. Mose 24:3-8) Dadurch wurde der Bund gültig gemacht, das heißt in Kraft gesetzt und rechtskräftig. „Denn wo es einen Bund gibt, da muß der Tod des Menschen, mit dem der Bund geschlossen wurde, festgestellt werden. Denn ein Bund wird über toten Opfern rechtskräftig, da er niemals in Kraft ist, solange der menschliche Bundespartner lebt. Somit wurde auch der frühere Bund nicht ohne Blut feierlich eingeführt. Denn als jedes Gebot gemäß dem ‚Gesetz‘ dem ganzen Volke von Mose mitgeteilt worden war, nahm er das Blut der jungen Stiere und der Ziegenböcke zusammen mit Wasser, Scharlachwolle und Ysop und besprengte das Buch selbst und das ganze Volk, indem er sprach: ‚Dies ist das Blut des Bundes, den Gott euch auferlegt hat.‘“ — Heb. 9:16-20. NW.
6 An die Stelle Moses, des Mittlers dieses Bundes, traten die Tieropfer. Ihr Blut trat also an die Stelle seines eigenen Blutes, um den Gesetzesbund rechtskräftig und wirksam zu machen.
DIE GEBURT EINER NATION
7. Wie machte der Gesetzesbund die Israeliten zu einem einzigartigen Volke?
7 Auf Grund dieser Übereinkunft oder dieses Bundes wurden die Israeliten eine Nation, deren König Jehova Gott war. Seine Gebote bildeten ihre Gesetzessammlung. Dadurch wurden sie ein einzigartiges Volk, das von allen anderen Nationen ganz verschieden war. Keine andere Nation auf Erden stand in einem solch engen Verhältnis zu dem Schöpfer des Menschengeschlechts. „Hier schließe ich einen Bund: Vor deinem ganzen Volke werde ich wunderbare Dinge tun, wie sie auf der ganzen Erde oder unter allen Nationen noch nie gewirkt worden sind, und das ganze Volk, in dessen Mitte du lebst, wird in der Tat das Werk Jehovas sehen; denn etwas Furchteinflößendes werde ich mit dir tun.“ — 2. Mose 34:10.
8, 9. Führe einige der wunderbaren Dinge an, die Gott für sie tat, und wie bewies dies, daß sie sein auserwähltes Volk waren?
8 Während der Jahre, die dieser denkwürdigen Versammlung am Berge Sinai folgten, wirkte Jehova Gott im Interesse dieses Volkes viele Wunder. Nicht nur ihre Schuhe und Kleider nutzten sich während ihrer vierzigjährigen Wüstenwanderung nicht ab, sondern auch ihre Speise wurde ihnen auf übernatürliche Weise in Form von Manna dargereicht. (5. Mose 29:5; Ps. 78:24) Als sie den Heeren feindlicher Nationen gegenüberstanden, stritt Gott für sie und gab ihnen den Sieg. Er führte sie in ein begehrenswertes Land und gab es ihnen als ihr Gebiet. Er blieb durch die Propheten in Verbindung mit ihnen und unterrichtete sie über künftige Geschehnisse. Diese und viele andere wunderbare Dinge wurden für sie getan.
9 Hunderte von Jahren erkannte er die Israeliten als sein erwähltes Volk an. Kein anderes Volk erfreute sich während dieser Zeit dieser besonderen Auszeichnung. Vor den Augen keines anderes Volkes wurden solche Wunder gewirkt, wie die Nation Israel sie sah und hörte. „Hat je ein Volk die Stimme Gottes mitten aus dem Feuer reden gehört, wie du sie gehört hast, und ist am Leben geblieben? — oder hat Gott je versucht zu kommen, um sich eine Nation aus der Mitte einer Nation zu nehmen durch Versuchungen [Prüfungen, Me], durch Zeichen und durch Wunder, und durch Krieg und mit starker Hand und mit ausgestrecktem Arme, und durch große Schrecknisse, nach allem, was Jehova, euer Gott, in Ägypten, vor deinen Augen, für euch getan hat?“ „Nur euch habe ich von allen Geschlechtern der Erde erkannt.“ — 5. Mose 4:33, 34; Amos 3:2.
ISRAELS RÜCKKEHR
10. Was für Schlußfolgerungen ziehen viele Leute in der Christenheit wegen der Gunststellung, die der Nation Israel eingeräumt wurde?
10 Wegen dieser Vergangenheit, die von Gottes Gunst spricht, meinen viele Leute in der Christenheit, Gott stehe hinter der gegenwärtigen Bewegung der Rückkehr der Juden nach Palästina. Sie glauben, die Errichtung des Staates Israel am 14. Mai 1948 sei von Gott aus erfolgt. Auch glauben sie, daß die Juden in den letzten Tagen, ohne an Christus zu glauben, in ihr Heimatland zurückkehren und dann durch sein Erscheinen bekehrt würden. Eine Stütze für diese Anschauung kann in der Bibel nicht gefunden werden. Jesus selbst sagte, daß den Juden kein Zeichen gegeben werde als das Zeichen Jonas, der sich während dreier Tagesteile in einem grabesgleichen Zustand befand. Die Juden erhielten ihr Zeichen, als Jesus ins Grab kam und darauf am dritten Tage auferstand. Da dies das einzige Zeichen war, das ihnen gegeben werden sollte, und sie sich dadurch nicht bekehren ließen, wie könnte da gesagt werden, daß ihnen ein anderes Zeichen gegeben werde, wodurch das zustande gebracht würde, was dem ersten Zeichen nicht gelang?
11. Finden die Prophezeiungen, die sich auf die Rückkehr der Juden beziehen, eine Erfüllung in ihrer heutigen Rückkehr nach Palästina? Erkläre es.
11 Viele Prophezeiungen sprechen von einer Rückkehr der Juden in ihr Heimatland. Aber diese Prophezeiungen erfüllen sich nicht am heutigen Staate Israel. Sie erfüllten sich mehr als 500 Jahre vor Christus, als ein jüdischer Überrest aus Babylon zurückkehrte, um die verödete Stätte von Jerusalem wieder zu bewohnen. Das geschah im Jahre 537 v. Chr., 70 Jahre später, nachdem Jerusalem durch die mächtigen babylonischen Heere zu einem Trümmerhaufen gemacht worden war.
12, 13. Warum wurde das Verheißene Land verwüstet?
12 Es sollte erwähnt werden, daß ihr Land nicht durch heidnische Eindringlinge verwüstet worden wäre, wenn sie ihren Teil des am Berge Sinai geschlossenen Abkommens gehalten hätten. Sie hatten verfehlt, ihr Versprechen zu halten und alles, was Jehova geredet hatte, zu tun. Immer und immer wieder übertraten sie Gottes Gesetze, von denen sie sich hätten leiten lassen sollen. Obwohl sie aber öfters Strafe erleiden mußten, indem sie ihren Feinden ausgeliefert wurden, verfehlten sie, eine reine und unbefleckte Gottesanbetung aufrechtzuerhalten.
13 Die Katastrophe, die die Babylonier Jerusalem und Juda zufügten und die diese in die siebzigjährige Verödung stürzte, war vor langer Zeit von dem Propheten Jeremia mit folgenden Worten vorausgesagt worden: „Und Jehova hat alle seine Knechte, die Propheten, zu euch gesandt, früh sich aufmachend und sendend; aber ihr hörtet nicht und neigtet eure Ohren nicht, um zu hören. Und er sprach: Kehret doch um, ein jeder von seinem bösen Wege und von der Bosheit eurer Handlungen, so sollt ihr in dem Lande, das Jehova euch und euren Vätern gegeben hat, wohnen von Ewigkeit zu Ewigkeit. Und wandelt nicht anderen Göttern nach, um ihnen zu dienen und euch vor ihnen niederzubeugen; und reizet mich nicht durch das Werk eurer Hände, daß ich euch nicht Übles tue. Aber ihr habt nicht auf mich gehört, spricht Jehova, um mich durch das Werk eurer Hände zu reizen, euch zum Unglück. Siehe, so sende ich hin und hole alle Geschlechter des Nordens, spricht Jehova, und sende zu Nebukadnezar, dem König von Babel, meinem Knechte, und bringe sie über dieses Land und über seine Bewohner und über alle diese Nationen ringsum; und ich will sie vertilgen und sie zum Entsetzen machen und zum Gezisch und zu ewigen Einöden. Und dieses ganze Land wird zur Einöde, zur Wüste werden; und diese Nationen werden dem König von Babel dienen siebenzig Jahre.“ — Jer. 25:4-7, 9, 11.
14. Welcher Unterschied besteht zwischen der Rückkehr aus Babylon und der Rückkehr in der heutigen Zeit?
14 Als diese Zeitspanne der Verödung endete, kehrte ein Überrest der Juden in ihr Heimatland zurück, um es wieder aufzubauen. Da Gott veranlaßt hatte, daß das Land ohne menschliche Bewohner und ohne Haustiere geblieben war, kehrten sie in ein unbewohntes Gebiet zurück. Dies kann aber von der heutigen Rückkehr der Juden nach Palästina nicht gesagt werden. Auch sind ihre Beweggründe zur Rückkehr keine Parallele zu früheren Beweggründen. Der Überrest kehrte aus Babylon nicht im Unglauben zurück, sondern im Glauben. Jene Überrestglieder widmeten sich der Anbetung Jehovas und wollten sie in ihrem verödeten Heimatland wieder einführen. So handeln aber nicht die heutigen Juden, die sich repatriieren lassen. Diese begeben sich nicht nach Palästina, um dort die unbefleckte Anbetung Jehovas neu zu beleben oder um seinen Tempel wieder aufzubauen.
15. Warum kann der Tempel nicht wieder aufgebaut werden, und weshalb können priesterliche Pflichten des Gesetzesbundes nicht erfüllt werden?
15 Selbst wenn sie den Tempel an seiner von Gott bestimmten Stätte wieder aufzubauen wünschten, könnten sie es nicht tun, weil eine mohammedanische Moschee an seiner Stelle steht. Auch fehlt ihnen eine beglaubigte Priesterschaft. Die Zerstörung der Geschlechtsurkunden im Jahre 70 n. Chr. macht es den heutigen Juden unmöglich, die aaronische Priesterschaft wieder einzuführen, um den Priesterpflichten, die das Mosaische Gesetz vorschreibt, nachzukommen.
16, 17. Von wem erwartet die Republik Israel Anerkennung und Hilfe, und wieso widerspricht dies Gottes Anweisungen?
16 Die Republik Israel erhielt ihre Daseinsberechtigung von den Mächten dieser Welt, und sie hat danach getrachtet, von diesen Mächten anerkannt zu werden. Sie ist ein Teil des weltlichen Systems der Dinge geworden. Das steht im Gegensatz zu den Anweisungen, die Gott ihren Vorfahren gegeben hatte. Er hatte ihnen gesagt, daß sie nicht bei Ägypten, das diese Welt symbolisiert, Hilfe suchen sollten. „Wehe denen, welche nach Ägypten hinabziehen um Hilfe, auf Rosse sich stützen, und die ihr Vertrauen auf Wagen setzen, weil ihrer viele, und auf Reiter, weil sie zahlreich sind; und die auf den Heiligen Israels nicht schauen und nach Jehova nicht fragen!“ — Jes. 31:1.
17 Statt sich auf Wagen und Reiter zu verlassen, vertraut der neuzeitliche Staat Israel auf Tanks, Düsenflugzeuge, motorisierte Truppen und dergleichen. Er läßt Gottes Vorhaben, diese Erde durch seine eigene Regierung und durch den von ihm gewählten König zu beherrschen, außer acht. So wie das Volk Israel im ersten Jahrhundert diesen König ablehnte, um dem Cäsar zu gefallen, so lehnt ihn das Volk Israel in diesem 20. Jahrhundert ab. Es ist daher ein Fehler, anzunehmen, die heutige Rückkehr der Juden nach Palästina habe Gottes Unterstützung.
DAS VOLK ISRAEL NACH DEM FLEISCHE VERWORFEN
18, 19. Weshalb verwarf Gott die Nation Israel?
18 Als die Nation Israel verfehlte, sich die letzte Gelegenheit zunutze zu machen, die Gott ihr einräumte, damit sie hätte versuchen können, seine Billigung zu finden und ein Königreich von Priestern zu werden, verwarf er sie. Die Israeliten konnten nicht mehr den Anspruch erheben, bei Gott als dessen erwähltes Volk in Gunst zu stehen. Sie hatten verfehlt, das nationale, am Berge Sinai geschlossene Abkommen zu halten. Sie hatten verfehlt, die Anbetung Gottes unbefleckt zu bewahren, und hatten sich statt dessen durch menschliche Überlieferungen und Philosophien verderben lassen. Sie hatten verfehlt, den Einen anzunehmen, den Gott zu senden verheißen hatte, hatten ihn vielmehr um des Cäsars willen verworfen und hatten seinen gewaltsamen Tod veranlaßt. Aus diesen Gründen wurden sie davon abgeschnitten, Gottes heilige Nation zu sein. Ihr buchstäbliches Haus der Anbetung wurde von Gott aufgegeben, so wie Jesus es sagte:
19 „Jerusalem, Jerusalem, die da tötet die Propheten und steinigt, die zu ihr gesandt wurden — wie oft wollte ich deine Kinder sammeln, wie eine Henne ihre Küchlein unter ihre Flügel sammelt! Aber ihr wolltet nicht. Siehe! euer Haus wird euch überlassen.“ — Matth. 23:37, 38, NW.
20. Welchen sichtbaren Beweis gibt es dafür, daß Gott Israel aufgegeben hat?
20 Der Beweis, daß Gott dieses Haus aufgegeben hatte, trat bei der Zerstörung Jerusalems im Jahre 70 hervor, als der Tempel zum letztenmal zerstört wurde. Die Anbetung Jehovas konnte nicht mehr an der Stätte durchgeführt werden, die er erwählt hatte, noch nach der Art und Weise, die im Gesetzesbund näher angegeben worden war. Im Jahre 136 n. Chr. weihte der römische Kaiser Hadrian dem Jupiter Capitolinus an der Tempelstätte einen Tempel, und danach, im Jahre 691, erbaute dort Abd-al-Malik eine mohammedanische Moschee. Diese Moschee, der Felsendom, steht immer noch dort.
DAS GEISTIGE ISRAEL
21, 22. (a) Warum hat Gott seine Gunst einer neuen Nation zugewandt, und woraus besteht die Nation? (b) Weshalb können die Juden sich nicht auf ihre fleischlichen Bande mit Abraham beziehen, um zu beweisen, daß sie Abrahams Same sind?
21 Gott hat seine Gunst einer neuen Nation zugewandt, die nicht aus fleischlichen Israeliten, sondern aus geistigen Israeliten besteht. Diese bekunden den Glauben Abrahams, den das fleischliche Israel zu bekunden verfehlt hatte. Sie sind die wirklichen „Kinder Abrahams“ und haben einen höheren Anspruch auf die Verheißungen, die an Abraham ergingen, als Menschen haben, welche sich auf fleischliche Verwandtschaftsbande berufen können, die sie mit diesem Patriarchen verknüpfen. „Es ist aber nicht so, daß das Wort Gottes hinfällig geworden wäre. Denn nicht alle, die von Israel abstammen, sind wirklich ‚Israel‘. Auch sind sie nicht alle Kinder, weil sie Abrahams Same sind, sondern: ‚Was „dein Same“ genannt wird, wird durch Isaak kommen.‘ Das heißt: nicht die Kinder nach dem Fleische sind wirklich die Kinder Gottes, sondern die Kinder der Verheißung werden als der Same gerechnet.“ (Röm. 9:6-8, NW) Dies bedeutet, daß die natürlichen Juden nicht ihre fleischlichen Bande, die sie mit Abraham verbinden, als Beweis dafür anführen können, daß sie Abrahams Same sind. Denkt daran, daß auch Ismael ein Sohn Abrahams nach dem Fleische war und doch verworfen wurde! Somit sind mehr als fleischliche Bande und ist mehr als fleischliche Beschneidung notwendig. Glauben und eine Beschneidung des Herzens müssen vorhanden sein.
22 Mose zeigte diese Tatsache klar, als er sprach: „So beschneidet denn die Vorhaut eures Herzens und verhärtet euren Nacken nicht mehr!“ (5. Mose 10:16) Der Apostel Paulus bemerkte zu diesem Punkte folgendes: „Denn nicht der ist ein Jude, der es äußerlich ist, noch besteht die Beschneidung in dem, was äußerlich am Fleische vollzogen ist, sondern der ist ein Jude, der es innerlich ist, und seine Beschneidung ist die des Herzens, durch Geist und nicht durch Gesetzesvorschriften.“ — Röm. 2:28, 29, NW.
23. Weshalb sind die Glieder der neuen Nation im wahren Sinne des Wortes Juden?
23 Die neue Nation, die Jehovas Namen trägt, kann diese Art einer Beschneidung aufweisen. Ihre Glieder sind Juden im wahren Sinne des Wortes, weil sie Gott durch ihren Glauben und ihren Gehorsam lobpreisen. Sie stehen im direkten Gegensatz zum fleischlichen Israel, das von der Zeit an, da es das Gebirge Sinai verließ, einem Laufe des Ungehorsams und der Widerspenstigkeit folgte.
24. Wie wurde dem fleischlichen Israel nach dem Jahre 29 besondere Gunst erwiesen und wie lange?
24 Gott begann im Jahre 29 n. Chr. Menschen für diese neue Nation auszuwählen. Heute lebt nur noch ein Überrest dieser Nation auf Erden. Sieben Jahre lang, nachdem Christus mit dem christlichen Dienste begonnen hatte, erging die Einladung, Glieder dieser Nation geistiger Israeliten zu werden, ausschließlich an Juden nach dem Fleische. Aus Achtung vor seinem Namen, der mit den natürlichen Juden und den Verheißungen verbunden war, die er ihren Vorfahren gemacht hatte, bot Gott ihnen zuerst die Gelegenheit, geistige Söhne Abrahams zu werden. — 5. Mose 7:6-8.
25. Wie wurde der Glaube des fleischlichen Israel auf die Probe gestellt?
25 Weil ihnen die Einladung durch Christus zuging, wurde ihr Glaube auf die Probe gestellt. Wenn sie an die Verheißungen geglaubt hätten, die Gott ihnen durch Mose und die Propheten gegeben hatte, so hätten sie Christus seines Amtes wegen angenommen. Sie hätten ihn als den großen Propheten erkannt, von dem Gott gesagt hatte, er werde kommen, als er an Mose die folgende Verheißung ergehen ließ: „Einen Propheten gleich dir werde ich ihnen aus der Mitte ihrer Brüder erwecken, und ich werde in der Tat meine Worte in seinem Mund legen, und er wird gewißlich alles zu ihnen reden, was ich ihm gebieten werde.“ (5. Mose 18:18, NW) Christus sagte ihnen offen: „In der Tat, wenn ihr Mose glaubtet, würdet ihr mir glauben, denn er schrieb über mich.“ (Joh. 5:46, NW) Aber die jüdische Nation verfehlte, den notwendigen Glauben zu betätigen.
26. Was führt zur Rechtfertigung, und wie verfehlte das fleischliche Volk Israel, das zu erkennen?
26 In ihrer Selbstgerechtigkeit dachten sie, sie könnten sich Gottes Gunst und Segen durch Gesetzeswerke verdienen. Ihre Selbstgerechtigkeit verblendete sie gegenüber der Tatsache, daß Abraham wegen seines Glaubens Gottes Anerkennung erhalten hatte. Der Glaube, nicht Gesetzeswerke, ist das, was jemanden in Gottes Augen rechtfertigt. „Daß ferner bei Gott niemand durch Gesetz gerechtgesprochen wird, ist offenbar, denn ‚der Gerechte wird auf Grund des Glaubens leben‘. Warum denn das ‚Gesetz‘? Es wurde hinzugefügt, um Übertretungen offenbar zu machen, bis der Same käme, dem die Verheißung gemacht worden war.“ (Gal. 3:11, 19, NW) Als sich aber der verheißene Same der Nation anbot, nahm sie ihn nicht an, und dies trotz der Wunder, die er vor ihren Augen wirkte, und trotz der Worte der Weisheit, die er sprach.
27. (a) Verfehlten alle, die zum fleischlichen Volke Israel gehörten, Glauben an den Tag zu legen? (b) Inwiefern ist der neue Bund vom alten verschieden, und was geschah mit dem Gesetzesbund, als der neue Bund eingeführt wurde?
27 Ein Überrest aus dieser Nation bekundete jedoch Glauben. Diese Überrestglieder waren die ersten, die geistliche Israeliten wurden und die in einen neuen Bund oder eine neue Übereinkunft mit Jehova Gott aufgenommen wurden. Das war ein Bund, der den am Berge Sinai gemachten ersetzte, der damals den Israeliten als Wegleitung gegeben wurde, bis der verheißene Same käme. Jeremia hatte diesen Bund vorausgesagt und davon als von einem anderen Bund gesprochen. Statt daß er auf Steintafeln eingegraben würde, sollte er auf Herzen geschrieben werden. — Jer. 31:31-33.
28. Was widerfuhr dem jüdischen Überrest?
28 Der Überrest der jüdischen Nation, der Glauben übte, wurde in diesen neuen Bund aufgenommen. Was diesen Überrestgliedern widerfuhr, war die Beschneidung des Herzens. Ihr Herzenswunsch war, Gott in allem, was er von ihnen verlangte, zu gehorchen. Sie hatten einen inneren Drang, zu tun, was recht war in seinen Augen. Auf Grund der genauen Erkenntnis, die sie aus Gottes geschriebenem Worte erlangt hatten, und mit dem Wunsche, Gottes Willen zu tun, brauchten sie nicht ein Gesetz, das aus vielen negativen Geboten bestand und ihnen gewisse Dinge zu tun verbot. Als daher der neue Bund zu Pfingsten des Jahres 33 eingeführt worden war, war der alte, am Berge Sinai gegebene Gesetzesbund für sie nicht mehr verbindlich. Er war abgeschafft worden. Christus hatte ihm ein Ende bereitet, weil er seinen Zweck erfüllt hatte.
29. Wie wurde der neue Bund rechtskräftig gemacht, und weshalb ist er dem Gesetzesbund überlegen?
29 Ebenso wie bei dem alten Bund wurde auch bei dem neuen Bund ein Opfer notwendig, um ihn gültig zu machen. Er wurde aber mit etwas Besserem gültig gemacht als mit dem Blut von Tieren. Er wurde mit dem vollkommenen Lebensblut Christi rechtskräftig gemacht. Dadurch wurde der neue Bund dem alten überlegen. Er war ihm auch darin überlegen, daß er eine bessere Priesterschaft hatte, einen vollkommenen Mittler und bessere Verheißungen. „Nun aber hat Jesus einen vortrefflicheren öffentlichen Dienst erlangt, so daß er auch der Mittler eines entsprechend besseren Bundes ist, der auf Grund besserer Verheißungen gesetzlich errichtet worden ist.“ — Heb. 8:6, NW.
30, 31. Aus wem besteht der wahre Same Abrahams, und warum konnten sie mit dem Sand am Ufer des Meeres verglichen werden?
30 Die Personen nun, die in diesen Bund aufgenommen werden, bilden das wahre Israel Gottes, den wahren Samen Abrahams. Die dem Abraham gegebene Verheißung, die in 1. Mose 22:17, 18 (NW) aufgezeichnet ist, bezieht sich auf diese und nicht auf die fleischlichen Nachkommen Abrahams, die als Nation nicht auf Gott gehört und nicht den Glauben und den Gehorsam dieses Patriarchen an den Tag gelegt haben. Die Verheißung sagt voraus, daß sie mit dem Hauptsamen Abrahams, mit Christus Jesus, als eine königliche Familie verbunden sein würden.
31 Da es nicht Gottes Wille war, schon in der Zeit Abrahams bekanntzugeben, aus wieviel Personen das geistige Israel bestehen sollte, ließ Gott sie als von unbestimmter Zahl erscheinen. Ihre Zahl wurde nicht enthüllt. Er sprach: „Ich werde deinen Samen gewiß mehren wie die Sterne der Himmel und wie die Sandkörner, die am Ufer des Meeres sind.“ Gleichwie die Sterne und Sandkörner unzählbar sind, so war das geistige Israel unzählbar, weil Gott dessen Zahl noch nicht enthüllt hatte.
32. Wo wird in der Bibel die Zahl des geistigen Volkes Israel angegeben?
32 Dieses Geheimnis wurde erst enthüllt, nachdem der neue Bund eingeführt worden war. Die Zahl ist für uns in Offenbarung 14:1 (NW) aufgezeichnet worden. In bezug auf die geistlichen Israeliten wird dort gezeigt, daß sie mit dem Hauptsamen, mit Christus Jesus, auf dem himmlischen Berg Zion stehen. „Und ich sah, und siehe! das Lamm stand auf dem Berge Zion und mit ihm hundertvierundvierzigtausend, die seinen Namen und den Namen seines Vaters an ihren Stirnen geschrieben trugen.“ Somit wird das geistige Israel von nicht mehr als 144 000 Gliedern gebildet, die unter dem Hohenpriester, Christus Jesus, stehen. Nur diese werden in den neuen Bund aufgenommen und bilden eine neue Nation, die Jehovas Namen trägt.
33. Bedeutet die Verwerfung des Hauses der Anbetung der jüdischen Nation, daß einzelne Juden nicht in Gottes Gunst gelangen könnten? Weshalb nicht?
33 Gottes Gunst ruht nun auf dieser neuen Nation und nicht auf dem natürlichen Volke Israel. Daß aber das Haus der Anbetung der jüdischen Nation verworfen wurde, bedeutet nicht, daß einzelne Juden nicht in Gottes Gunst gelangen könnten. Daß er jene Nation verwarf, bedeutete nicht die Verwerfung jedes einzelnen ihrer Glieder, denn ein Überrest der Nation bekundete Glauben und wurde in den neuen Bund aufgenommen. (Röm. 9:27) So wie dieser Überrest dadurch in Gottes Gunst gelangte, daß er Glauben an ihn und seinen Sohn ausübte, so können heute einzelne Juden Gottes Gunst auf dieselbe Weise erlangen. Sie müssen einsehen, daß Gott den veralteten Gesetzesbund durch einen neuen, besseren Bund ersetzt hat. Sie müssen sein besseres Opfer, nämlich das menschliche Leben Christi, anerkennen und müssen erfassen, daß die von Adam her ererbte Sünde für immer durch Christi Blut weggewaschen werden kann. Sie müssen anerkennen, daß Christus der von Gott eingesetzte König und daß das geistige Israel das wahre Israel Gottes ist. Mit anderen Worten: einzelne Juden können Gottes Gunst auf dieselbe Weise erlangen wie Nichtjuden.
34. Welche Folgerung müssen wir in bezug auf das fleischliche Volk Israel ziehen?
34 Angesichts dieser Betrachtung ist offenbar, daß das fleischliche Israel bei Gott nicht in Gunst steht. Statt seine heilige Nation zu sein, ist es verworfen worden. Gott hat es aufgegeben wegen seiner Halsstarrigkeit, seines Ungehorsams und seiner ablehnenden Haltung gegenüber den Taten seiner liebenden Güte. Die Nation Israel, die bei ihm in Gunst steht, ist sein geistiges Volk Israel. Weil die Menschen, die dazu auserwählt worden sind, das geistige Israel zu bilden, den Glauben und den Gehorsam eines Abraham bekundet haben, sind sie die wahren Söhne Abrahams. Nicht das fleischliche Israel wird daher gerettet, sondern das ganze geistige Israel. Die Glieder dieses Volkes empfangen den Segen, Gottes besonderes Eigentum, ein Königtum von Priestern und eine heilige Nation zu sein.