Neutrale Christen in einer blutbefleckten Welt
„Wer Menschenblut vergießt, dessen eigenes Blut wird durch Menschen vergossen werden, denn im Bilde Gottes hat er den Menschen gemacht“ (1. MOSE 9:6).
1. Welche weltweiten Entwicklungen seit 1914 geben uns zu denken?
IN DEN Kriegen seit 1914 sind Ströme von Blut geflossen — mehr als 100 Millionen Menschenleben wurden gefordert. Wie sieht die Zukunft aus? Bei der Zerstörung von zwei japanischen Städten im Jahre 1945 kamen über 200 000 Menschen ums Leben, und schließlich entstand eine neue Doktrin der Supermächte, die passenderweise als „MAD“a (Mutually Assured Destruction, wechselseitig gesicherte Zerstörung) bezeichnet wird. Das hat zum Gleichgewicht des Schreckens geführt, gegründet auf Arsenale nuklearer Waffen, die unsere Erde mehrfach vernichten könnten. U-Boote tragen diese teuflischen Waffen in die Weltmeere, und die neue Bedrohung durch einen Weltraumkrieg hat die Gefahr noch vergrößert. Selbst das Gleichgewicht des Schreckens wird jetzt in seinen Grundfesten erschüttert. Gibt es überhaupt einen Ausweg aus diesem Wahnsinn?
2. Was sagte Jesus in bezug auf die heutige Zeit voraus, aber welche Zusicherung gab er Christen?
2 Jawohl. Aber er wird nicht dem Willen der Nationen entsprechen. In bezug auf ihr gegenwärtiges Dilemma prophezeite Jesus folgendes: „Es [wird] Zeichen an Sonne und Mond und Sternen geben und auf der Erde Angst und Bangen unter den Nationen, die wegen des Tosens des Meeres und seiner Brandung weder aus noch ein wissen, während die Menschen ohnmächtig werden vor Furcht und Erwartung der Dinge, die über die bewohnte Erde kommen; denn die Kräfte der Himmel werden erschüttert werden.“ Jesus schloß diese Prophezeiung mit der Zusicherung ab, daß es Christen, die ‘wach bleiben, gelingen wird, all diesen Dingen, die geschehen sollen, zu entgehen’ (Lukas 21:25, 26, 36).
Frieden mit Gott suchen
3. (a) Inwiefern dienen die Nationen den Interessen des ‘Gottes dieser Welt’? (b) Wie wird Jehova die Streitfrage klären?
3 Die Nationen, vor allem die mit Kernwaffen gerüsteten, ringen um die Weltherrschaft, was zur Weltvernichtung führen könnte. Das dient den Interessen des ‘Gottes dieser Welt’. Die Nationen „haben sich zusammengerottet wie e i n Mann gegen Jehova und gegen seinen Gesalbten [Christus]“, der jetzt in den Himmeln inthronisiert worden ist. Wenn Jehova den Befehl gibt, wird Christus die Nationen mit eisernem Zepter zerbrechen. Dann wird sich folgende Verheißung erfüllen: „Der Gott, der Frieden gibt, wird seinerseits den Satan in kurzem unter euren Füßen zermalmen“ (2. Korinther 4:4, Lutherbibel; Psalm 2:2, 6-9; Römer 16:20).
4. Wie können wir Frieden mit Gott suchen? (1. Petrus 3:11).
4 Wir unsererseits sollten Frieden mit diesem Gott suchen. Wie können wir das tun? Zunächst sollten wir den Wunsch haben, uns Gottes Ansicht über die Heiligkeit des menschlichen Lebens und des wertvollen Lebensblutes zu eigen zu machen, das durch unsere Arterien und Venen strömt.
5. Welche Beispiele lassen erkennen, daß Jehova willentliches Blutvergießen rächt?
5 Jehova ist der Schöpfer des Menschen und des wunderbaren Blutstromes, der den menschlichen Körper mit Nährstoffen versorgt, damit wir am Leben erhalten werden. Gott hatte es niemals vorgesehen, daß Menschenblut willentlich vergossen werden sollte. Nachdem Kain den ersten Mord begangen hatte, erklärte Jehova, Abels Blut schreie nach Rache. Später wurde Lamech, ein Nachkomme Kains, zum Mörder und brachte auf poetische Weise zum Ausdruck, daß, falls er selbst getötet werden würde, diese Blutschuld gerächt werden sollte. Im Laufe der Zeit entstand eine verdorbene Welt, in der Gewalttätigkeit überhandnahm. Jene erste Menschenwelt wurde von Jehova durch die Sintflut vernichtet. Es überlebte nur die Familie des friedfertigen Noah, dessen Name „Ruhe“ bedeutet (1. Mose 4:8-12, 23, 24; 6:13; 7:1).
6. Wie lautet Gottes Gesetz hinsichtlich des Blutes, und für wen ist es bindend?
6 Jehova informierte Noah über seinen ausdrücklichen Willen hinsichtlich des Blutes. Den Höhepunkt bildete folgende Aussage: „Wer Menschenblut vergießt, dessen eigenes Blut wird durch Menschen vergossen werden, denn im Bilde Gottes hat er den Menschen gemacht“ (1. Mose 9:3-6). Alle heute lebenden Menschen sind Nachkommen Noahs; daher ist dieses göttliche Gesetz, das die Achtung vor dem Leben hervorhebt, für alle bindend, die sich Gottes Anerkennung wünschen. Außerdem lautete das sechste der Zehn Gebote: „Du sollst nicht morden.“ Blutschuld erfordert entsprechende Maßnahmen und Vergeltung (2. Mose 20:13; 21:12; 5. Mose 21:1-9; Hebräer 10:30).
7. (a) Warum war es passend, daß Jehova Israel gebot, in den Krieg zu ziehen? (b) An welcher Kriegführung beteiligen sich Christen heute?
7 Warum hat Jehova der Nation Israel gestattet, ja sogar geboten, Kriege zu führen, obwohl das Blutvergießen so eindeutig verboten war? Wir dürfen nicht vergessen, daß es sich dabei um eine geheiligte Kriegführung handelte, durch die Jehova, der Richter der ganzen Erde, Nationen auslöschen ließ, die Dämonen anbeteten. Die Kanaaniter beispielsweise waren Siedler im Verheißenen Land und hatten einen von Dämonismus geprägten, unmoralischen Lebensstil, durch den Gottes heiliges Volk gefährdet war. Jehova sorgte dafür, daß das Land diese verdorbenen Menschen aus ihrem Gebiet „ausspie“, indem er sich theokratischer Kriege bediente (3. Mose 18:1-30; 5. Mose 7:1-6, 24). Das rechtfertigt die geistige Kriegführung des Christen heute (2. Korinther 10:3-5; Epheser 6:11-18).
8. Was zeigt, daß Gott es nicht billigt, wenn unschuldiges Blut vergossen wird?
8 Wahlloses Blutvergießen billigte Jehova aber nicht. Daher steht über einen König von Juda folgendes geschrieben: „Manasse vergoß auch unschuldiges Blut in sehr großer Menge, bis er Jerusalem von einem Ende bis zum anderen damit angefüllt hatte.“ Obwohl Manasse später bereute und sich vor Jehova demütigte, blieb diese Blutschuld auf ihm und seiner Dynastie. Manasses gottesfürchtiger Enkel, König Josia, unternahm positive Schritte, um das Land zu reinigen und die wahre Anbetung wiederherzustellen. Jene Blutschuld konnte er aber nicht beseitigen. Während der Herrschaft von Josias Sohn Jojakim veranlaßte Jehova, daß Nebukadnezar gegen Juda zog, um an jener Nation das Urteil zu vollstrecken. „Nur auf Befehl Jehovas geschah es wider Juda, um es wegen der Sünden Manasses von seinen Augen zu entfernen, gemäß allem, was er getan hatte, und auch des unschuldigen Blutes wegen, das er vergossen hatte, so daß er Jerusalem mit unschuldigem Blut erfüllte, und Jehova war nicht gewillt, Vergebung zu gewähren“ (2. Könige 21:16; 24:1-4; 2. Chronika 33:10-13).
Der Maßstab für Christen
9. Welchen Maßstab legte Jesus für Christen hinsichtlich des Blutvergießens fest?
9 Es wäre zu erwarten, daß Jesus, der Gründer des Christentums, für Christen den Maßstab hinsichtlich des Blutvergießens festlegte. Tat er das? Nun, kurz nachdem Jesus das Gedächtnismahl im Hinblick auf seinen Tod eingeführt hatte, überzeugte er sich davon, daß seine Jünger zwei Schwerter mit sich führten. Zu welchem Zweck? Um einen wesentlichen Grundsatz aufzustellen, den dann alle Christen beachten müßten. Als die Soldaten in den Garten Gethsemane kamen, um Jesus zu verhaften, schwang der ungestüme Petrus ein Schwert und hieb Malchus, einem Sklaven des jüdischen Hohenpriesters, das rechte Ohr ab. War es nicht eine edle Sache, auf diese Weise für den Sohn Gottes zu kämpfen? Jesus war nicht dieser Meinung. Er heilte das Ohr des Sklaven und erinnerte Petrus daran, daß sein himmlischer Vater imstande sei, ihm 12 Legionen Engel zu Hilfe zu senden. Damals äußerte Jesus den fundamentalen Grundsatz: „Alle, die zum Schwert greifen, werden durch das Schwert umkommen“ (Matthäus 26:51-53; Lukas 22:36, 38, 49-51; Johannes 18:10, 11).
10. (a) Welcher wichtige Grundsatz ist in Johannes 17:14, 16 und 18:36 zu finden? (b) Welche Handlungsweise der Christen des ersten Jahrhunderts bedeutete ihre Rettung?
10 Die Christen des ersten Jahrhunderts dürften sich später an Jesu inbrünstiges Gebet zu Jehova erinnert haben, in dem er von seinen Jüngern sagte: „Sie sind kein Teil der Welt, so wie ich kein Teil der Welt bin.“ Sie dürften sich an die klärende Antwort erinnert haben, die Jesus Pontius Pilatus gab: „Mein Königreich ist kein Teil dieser Welt. Wäre mein Königreich ein Teil dieser Welt, so hätten meine Diener gekämpft, damit ich den Juden nicht ausgeliefert würde. Nun aber ist mein Königreich nicht von daher“ (Johannes 17:14, 16; 18:36). In jenen Tagen bekämpften sich die jüdischen Parteien sowohl durch Wortgefechte als auch dadurch, daß sie Blut vergossen. Aber Jesu Jünger ließen sich nicht in diese revolutionären Auseinandersetzungen verwickeln. Sie warteten etwa 30 Jahre in Jerusalem. Dann reagierten sie auf Jesu prophetisches Zeichen, indem sie ‘in die Berge flohen’. Ihre neutrale Haltung und ihre Flucht bedeuteten ihre Rettung (Matthäus 24:15, 16).
11, 12. (a) Welche Entscheidung mußten Kornelius und Sergius Paulus treffen, als sie gläubig wurden? (b) Woher erhielten sie Hilfe, um die richtige Entscheidung treffen zu können? (c) Was läßt das in bezug auf uns heute erkennen?
11 Manche mögen fragen: „Wie stand es aber mit Kornelius, dem Zenturio, und mit Sergius Paulus, dem vom Heer unterstützten Prokonsul auf Zypern? Waren diese Männer nicht mit dem Militär verbunden?“ Ja, zu dem Zeitpunkt, wo sie die christliche Botschaft annahmen. Die Bibel sagt uns jedoch nicht, was Kornelius und andere nach ihrer Bekehrung taten. Sergius Paulus, der ein intelligenter Mann war und ‘erstaunt war über die Lehre Jehovas’, überprüfte zweifellos bald seine weltliche Stellung im Lichte seines neuerlangten Glaubens und traf eine richtige Entscheidung. Ähnliches wird Kornelius getan haben (Apostelgeschichte 10:1, 2, 44-48; 13:7, 12). Es heißt nirgendwo, daß die Jünger ihnen sagten, welche Schritte sie unternehmen müßten. Sie konnten das aus ihrem eigenen Studium des Wortes Gottes erkennen (Jesaja 2:2-4; Micha 4:3).
12 Ebensowenig sollten Christen heute anderen persönlich sagen, welche Stellung sie in Fragen der christlichen Neutralität einnehmen sollten. Jeder muß seine eigenen gewissensmäßigen Entscheidungen im Einklang mit seinem Verständnis der biblischen Grundsätze treffen (Galater 6:4, 5).
In der Neuzeit
13. Wie erging es den Bibelforschern in ihrem Bemühen, während des Ersten Weltkrieges von Blutschuld frei zu bleiben?
13 Im Jahre 1914 brach der erste totale Krieg auf der Weltbühne aus. Alle Schätze der Nationen, einschließlich ihres Menschenpotentials, wurden dem Krieg gewidmet. Viele der Bibelforscher, wie Jehovas Zeugen damals genannt wurden, machten lobenswerte Anstrengungen, von Blutschuld frei zu bleiben. Sie wurden erbittert verfolgt, genau wie Jesus es vorausgesagt hatte (Johannes 15:17-20).
14, 15. (a) Inwiefern gab Jehova während des Zweiten Weltkrieges Anleitung? (b) Welche eindeutige Stellung bezogen Jehovas Zeugen damals? (c) Inwiefern steht das im Gegensatz zu dem, was weltliche Religionsanhänger taten?
14 Als im Jahre 1939 wieder ein globaler Konflikt ausbrach, gab Jehova seinen Dienern eindeutige Anleitung. Zwei Monate nach der Kriegserklärung kam eine solche Anleitung in Form von biblischem Studienmaterial im Watchtower vom 1. November 1939 (deutsch: 1. Dezember 1939). Der Artikel „Neutralität“ schloß mit dem Satz: „Alle auf der Seite des Herrn werden sich hinsichtlich der kriegführenden Nationen neutral verhalten und ungeteilt und restlos für den höchsten Herrscher der Theokratie und seinen König einstehen.“
15 Was war das Ergebnis? Jehovas Zeugen nahmen einheitlich als weltweite Bruderschaft davon Abstand, das Blut unschuldiger Menschen — ihre Brüder in anderen Ländern eingeschlossen — zu vergießen. Während Katholiken, Protestanten, Buddhisten und andere sich gegenseitig hinschlachteten, gehorchten Jesu treue Jünger seinem neuen Gebot, ‘einander zu lieben, so wie er sie geliebt hat’ (Johannes 13:34).
16. (a) Wodurch erwiesen sich Jehovas Zeugen als ehrliche Bürger? (b) Inwiefern beharrten die Zeugen darauf, Gottes Dinge Gott zurückzuzahlen, und was hatte das für einige zur Folge?
16 Diese Christen fuhren fort, Cäsars Dinge Cäsar zurückzuzahlen. Als ehrliche Bürger gehorchten sie den Landesgesetzen (Matthäus 22:17-21; Römer 13:1-7). Noch wichtiger war jedoch, daß sie Gott die Dinge zurückzahlten, die ihm gehörten, einschließlich ihres ihm hingegebenen Lebens und ihrer christlichen Anbetung. Als daher Cäsar Dinge forderte, die Gott gehörten, handelten sie in Übereinstimmung mit dem Grundsatz aus Apostelgeschichte 4:19 und 5:29. Ob es um Blutvergießen, waffenlose militärische Arbeit, alternative Dienstleistung oder das Grüßen eines Symbols wie einer Landesfahne ging, treue Christen vertraten den Standpunkt, daß es keinen Mittelweg gibt. Wegen dieser Stellungnahme wurden einige von ihnen hingerichtet (Matthäus 24:9; Offenbarung 2:10).
Sie gingen keine Kompromisse ein
17. (a) Wie wurden gemäß einem Buch Jehovas Zeugen von den Nazis behandelt? (b) Welchen Gegensatz bildeten Jehovas Zeugen zu anderen, wenn es um die Begegnung der Herausforderung ging?
17 In dem kürzlich erschienenen Buch Of Gods and Men (Von Göttern und Menschen) wurde erklärt, daß in Hitlers Drittem Reich Jehovas Zeugen die religiöse Gruppe waren, die „den extremsten Widerstand“ erduldete. Jehovas Zeugen gingen keine Kompromisse ein. Angehörige anderer Religionsorganisationen in Deutschland folgten ihren Militärgeistlichen und brachten dem deutschen Staat religiösen Dienst dar und nahmen so „an ihrer rechten Hand oder auf ihrer Stirn“ das „Kennzeichen“ des politischen wilden Tieres an (Offenbarung 13:16). Sie liehen der politischen Maschinerie Deutschlands ihre rechte Hand, das heißt ihre aktive Unterstützung, und machten ihre Stellung deutlich sichtbar, indem sie „Heil Hitler!“ sagten und die Hakenkreuzfahne grüßten.
18. (a) Welcher Bericht zeigt, ob Jehovas Zeugen politisch neutral waren? (b) Wie sollte uns dieser historische Bericht heute als einzelne berühren?
18 Welche Stellung nahmen die wahren Christen in jenem Land ein? In der obenerwähnten Studie heißt es: „Nur die Zeugen Jehovas widerstanden dem Regime. Sie kämpften unverdrossen, und das Ergebnis war, daß die Hälfte von ihnen inhaftiert und ein Viertel hingerichtet wurde. ... Im Gegensatz zu anderen Religionsorganisationen sind sie insofern nicht weltlich, als sie nicht die Anerkennung oder den Lohn der materiellen Welt suchen und sich selbst nicht als deren Angehörige betrachten. Sie sind in politischer Hinsicht ‚neutral‘, da sie bereits einer anderen Welt, nämlich Gottes Welt, angehören. ... Kompromisse werden von ihnen weder angestrebt noch angeboten. ... In der Armee zu dienen, zu wählen oder den Hitlergruß zu leisten hätte bedeutet, die Forderungen dieser Welt über die Forderungen Gottes zu stellen.“ Selbst in den Konzentrationslagern wurde die Friedfertigkeit und Gewaltlosigkeit der Zeugen Jehovas anerkannt. Inwiefern? Insofern, als „man nur einen Zeugen Jehovas mit einem Rasiermesser an einen SS-Führer heranlassen ... [konnte], ohne befürchten zu müssen, der Zeuge würde ihm die Kehle durchschneiden“.
19. Inwiefern sind Jehovas Zeugen mutig Jesu Beispiel gefolgt, und was ist das Ergebnis?
19 Jehovas Zeugen waren im Zweiten Weltkrieg ein hervorragendes Beispiel für christliche Neutralität. Einheitlich, ja weltweit folgten sie mutig Jesu Beispiel, indem sie „kein Teil der Welt“ waren; sie besiegten diese blutbefleckte Welt, wie Jesus es getan hatte (Johannes 17:16; 16:33; 1. Johannes 5:4).
Zuflucht im Falle von Blutschuld
20. (a) Warum ist es dringend erforderlich, die falsche Religion zu verlassen? (b) Wo nur kann man heute wirklich Zuflucht finden?
20 Religiöse Organisationen haben die Blätter der Geschichte rot gefärbt durch das Vergießen unschuldigen Blutes in Kreuzzügen, in „heiligen“ Kriegen und in der Inquisition. Sie haben mit blutrünstigen Diktatoren Konkordate geschlossen. Sie haben zugestimmt, wenn solche Diktatoren Zeugen Jehovas in Gefängnisse und Konzentrationslager warfen, wo viele von ihnen starben. Sie haben bereitwillig Führer unterstützt, die die Zeugen durch Erschießen oder Enthaupten hinrichteten. Diese Religionssysteme können Jehovas gerechtem Gericht nicht entfliehen. Es wird sich nicht verzögern. Wer Gerechtigkeit liebt, zögert nicht, die falsche Religion, das blutbefleckte Groß-Babylon, zu verlassen und in Gottes Organisation Zuflucht zu suchen (Offenbarung 18:2, 4, 21, 24).
21. Was wird durch Gottes Vorkehrung der Zufluchtsstädte vorgeschattet?
21 Viele von uns mögen, bevor sie Gottes Wort studierten, Menschenblut vergossen oder blutbefleckten religiösen oder politischen Organisationen angehört haben. In dieser Hinsicht sind sie vergleichbar mit dem unabsichtlichen Totschläger in Israel. Er konnte in eine der sechs besonderen Städte fliehen, wo er Zuflucht finden und schließlich beim Tod des Hohenpriesters Israels freigelassen werden konnte. Heute bedeutet das, sich unter den Segen des aktiven Dienstes Jesu Christi, des Hohenpriesters Gottes, zu stellen und darunter zu bleiben. Dadurch, daß wir in Gemeinschaft mit Gottes gesalbtem Volk dort bleiben, können wir überleben, wenn der neuzeitliche „Bluträcher“, Christus Jesus, an den Blutschuldigen Gottes Urteil vollstreckt. Die „große Volksmenge“, die jetzt in Gottes Organisation flieht, muß an diesem Zufluchtsort bleiben, bis Christus in seiner Eigenschaft als Hoherpriester ‘stirbt’, was die Vollendung seines Erlösungswerkes betrifft (4. Mose 35:6-8, 15, 22-25; 1. Korinther 15:22-26; Offenbarung 7:9, 14).
22. Inwiefern unterscheiden sich die Mitgliedstaaten der UN von Gottes heiliger Nation im Hinblick auf Jesaja 2:4?
22 Am Platz der UN (New York) kann man an einer Wand die folgenden Worte aus Jesaja 2:4 (Elberfelder Bibel, 1891) lesen: „Sie werden ihre Schwerter zu Pflugmessern schmieden, und ihre Speere zu Winzermessern; nicht wird Nation wider Nation das Schwert erheben, und sie werden den Krieg nicht mehr lernen.“ Wer handelt jedoch heute in Einklang mit diesen Worten? Kein einziger Mitgliedstaat der sogenannten Vereinten Nationen. Es ist nur die friedliebende globale „Nation“ von etwas mehr als drei Millionen Zeugen Jehovas, die deutlich beweist, wie in einer blutbefleckten Welt christliche Neutralität bewahrt werden kann.
[Fußnote]
a Das engl. Wort „mad“ bedeutet „wahnsinnig“.
Wiederholungsfragen
◻ Wie können wir Frieden mit Gott suchen?
◻ Wie denkt Jehova über willentliches Blutvergießen?
◻ Was ist unter christlicher Neutralität zu verstehen?
◻ Welche hervorragenden Beispiele der Lauterkeit haben wir?
◻ Wie können wir Zuflucht finden, um gerettet zu werden?
[Kasten auf Seite 21]
Geschichte des Glaubens, des Mutes und der Lauterkeit
In dem Buch New Religious Movements: A Perspective for Understanding Society (Neue religiöse Bewegungen: eine Perspektive zum Verstehen der Gesellschaft) sind folgende Ausführungen über die Lauterkeit der Zeugen Jehovas während der Nazi-Verfolgung zu lesen:
„Die Zeugen Jehovas waren aufgrund ihrer Verweigerung der Zusammenarbeit eine Herausforderung an das totalitäre Konzept der neuen Gesellschaft, und durch diese Herausforderung wie auch durch ihr hartnäckiges Überdauern wurden die Architekten der neuen Ordnung nachweislich beunruhigt. Je mehr die Zeugen verfolgt wurden, um so mehr stellten sie eine wirkliche ideologische Herausforderung dar. Die altbewährten Methoden der Verfolgung, Folterung, Inhaftierung und Verspottung konnten keinen einzigen Zeugen zur Nazi-Ideologie bekehren und waren für die Angreifer ein Schuß nach hinten. Angesichts dieser unvorhersehbaren Reaktionen gerieten die Nazis in Panik.“
„Zwischen diesen beiden rivalisierenden Forderern der Loyalität herrschte ein erbitterter Kampf, und das um so mehr, als die physisch stärkeren Nazis in vieler Hinsicht nicht so sicher waren, nicht so tief verwurzelt in ihrer eigenen Überzeugung und nicht so sehr überzeugt vom Fortbestand ihres 1 000jährigen Reiches. Die Zeugen hatten keinen Zweifel an ihren eigenen Wurzeln, denn ihr Glaube war schon seit der Zeit Abels offenkundig. Während die Nazis Widerstand unterdrücken und ihre Unterstützer überzeugen mußten, indem sie häufig auf das Sprachgut und die Vorstellungswelt des sektiererischen Christentums zurückgriffen, waren sich die Zeugen sicher, daß ihre Mitglieder sogar bis in den Tod totale, unnachgiebige Loyalität bekunden würden.“
Es wird wirklich ein glücklicher Tag sein, wenn dieser Sieg der christlichen Loyalität vollendet sein wird! (Römer 8:35-39). Dann wird es unter der Königreichsherrschaft des „Fürsten des Friedens“, des verherrlichten Jesus Christus, „für die Fülle der fürstlichen Herrschaft und den Frieden ... kein Ende geben“ (Jesaja 9:6, 7).
[Kasten auf Seite 22]
Jugendliche Bewahrer der Lauterkeit
Es folgt ein Zitat aus dem kürzlich veröffentlichten Tagebuch eines Beobachters in einem europäischen Land. Auffallend ist, wie mutig jugendliche Zeugen dafür einstanden, „kein Teil der Welt“ zu sein (Johannes 17:14).
„12. März 1945: Prozesse nach dem Kriegsrecht. Zwei junge Jehovisten sind angeklagt. Die Anklage: Verweigerung des Militärdienstes (gemäß dem Geiste ihrer Religion). Der jüngere, der noch nicht zwanzig Jahre alt ist, wurde zu einer Gefängnisstrafe von 15 Jahren verurteilt. Den älteren verurteilte man jedoch zum Tode, und man brachte ihn sofort in seine Heimatstadt, um ihn dort zur Abschreckung öffentlich hinzurichten. Er ist das 14. Opfer dort. Er ruhe in Frieden. Dieser Fall hat mich tief berührt. Man kann doch gegen die Jehovisten nicht so vorgehen. Diesen Jungen machten sie nicht zu einem abschreckenden Beispiel, sondern zu einem Märtyrer. Er war ein gesunder Junge. Es tut mir leid um ihn.
Am Nachmittag erfuhren wir Einzelheiten über die Hinrichtung dieses jungen Mannes, die vor einer ziemlich großen Zahl Menschen auf dem Marktplatz stattfand. Vor der Hinrichtung erschoß sich einer der Soldaten in der Postenkette — aus Scham. Er tat es, weil der Oberst wollte, daß er dem Henker helfe. Aber er war nicht dazu bereit. Statt dessen machte er seinem eigenen Leben ein Ende. Der junge Mann selbst starb gefaßt. Er sagte kein Wort.“
Wie glücklich werden solche jungen Menschen in der Auferstehung sein, weil sie es sich erwählten, den Stachel des Todes zu verspüren, statt einen Platz in Jehovas neuem System der Dinge zu verwirken! (Vergleiche Hosea 13:14.)