Kapitel 10
Eine biblische Prophezeiung, die sich vor unseren Augen erfüllt
Warum ist heute vieles so anders als noch vor hundert Jahren? Zwar sind gewisse Verbesserungen zu verzeichnen; beispielsweise sind heute in vielen Ländern Krankheiten heilbar, die früher unweigerlich den Tod brachten, und der Durchschnittsbürger genießt einen Lebensstandard, den sich seine Vorfahren nicht hätten träumen lassen. Aber unser Jahrhundert hat auch die schlimmsten Kriege und einige der furchtbarsten Greueltaten der Menschheitsgeschichte erlebt. Außerdem ist die Wohlfahrt der Menschheit, ja selbst ihr Fortbestand bedroht — durch die Bevölkerungsexplosion, durch die Umweltverschmutzung und durch die ungeheuren Arsenale von atomaren, biologischen und chemischen Waffen, die weltweit vorhanden sind. Warum unterscheidet sich das 20. Jahrhundert so sehr von früheren Jahrhunderten?
1 (und Einleitung). (a) Inwiefern unterscheidet sich das 20. Jahrhundert von früheren Jahrhunderten? (b) Was hilft uns, zu verstehen, warum unsere Zeit so anders ist?
DIE Antwort auf diese Frage hängt mit einer bemerkenswerten biblischen Prophezeiung zusammen, die sich vor unseren Augen erfüllt. Diese Prophezeiung wurde von Jesus geäußert, und sie liefert zum einen den Beweis für die Inspiration der Bibel, aber sie zeigt zum anderen auch, daß sehr drastische Veränderungen in der Szene dieser Welt unmittelbar bevorstehen. Was ist das für eine Prophezeiung? Und wieso wissen wir, daß sie sich erfüllt?
Die große Prophezeiung Jesu
2, 3. Welche Fragen wurden Jesus von seinen Jüngern gestellt, und wo ist seine Antwort zu finden?
2 Wie die Bibel berichtet, sprachen die Jünger Jesu kurz vor dessen Tod mit ihm über die großartigen Tempelbauten in Jerusalem; sie zeigten sich beeindruckt von deren Größe und deren anscheinender Unvergänglichkeit. Jesus sagte jedoch: „Seht ihr nicht alle diese Dinge? Wahrlich, ich sage euch: Keinesfalls wird hier ein Stein auf dem anderen gelassen, der nicht niedergerissen werden wird“ (Matthäus 24:1, 2).
3 Diese Worte müssen Jesu Jünger überrascht haben. Später kamen sie zu ihm und baten um weiteren Aufschluß: „Sag uns: Wann werden diese Dinge geschehen, und was wird das Zeichen deiner Gegenwart und des Abschlusses des Systems der Dinge sein?“ (Matthäus 24:3). Jesu Antwort ist in den weiteren Versen von Matthäus, Kapitel 24 und 25 zu finden. Seine Darlegungen wurden auch in Markus, Kapitel 13 und Lukas, Kapitel 21 aufgezeichnet. Es handelt sich eindeutig um die wichtigste Prophezeiung, die Jesus während seines Erdenlebens äußerte.
4. Nach welchen zwei verschiedenen Dingen fragten Jesu Jünger?
4 Die Jünger fragten Jesus eigentlich nach mehreren Dingen. Zunächst stellten sie die Frage: „Wann werden diese Dinge geschehen?“ Mit anderen Worten: Wann werden Jerusalem und der Tempel zerstört werden? Außerdem wollten sie wissen, welches Zeichen den Beginn der Gegenwart Jesu als König des himmlischen Königreiches Gottes und das bevorstehende Ende des gegenwärtigen Systems der Dinge anzeigen würde.
5. (a) Welche erste Erfüllung hatte Jesu Prophezeiung, aber wann sollten sich seine Worte vollständig erfüllen? (b) Wie begann Jesus seine Antwort auf die Frage der Jünger?
5 In seiner Antwort ging Jesus auf beide Punkte ein. Viele seiner Worte erfüllten sich bereits im ersten Jahrhundert, in der Zeit, die bis zu der furchtbaren Zerstörung Jerusalems im Jahre 70 u. Z. noch verblieb (Matthäus 24:4-22). Doch seine Prophezeiung sollte später, ja in unseren Tagen eine größere Erfüllung haben. Was führte Jesus alles an? Gemäß Vers 7 und 8 sprach er zunächst über folgendes: „Nation wird sich gegen Nation erheben und Königreich gegen Königreich, und es wird Lebensmittelknappheit und Erdbeben an einem Ort nach dem anderen geben. Alle diese Dinge sind ein Anfang der Bedrängniswehen.“
6. An welche parallele Prophezeiung erinnern uns Jesu Worte aus Matthäus 24:7, 8?
6 Jesu Gegenwart als himmlischer König sollte offensichtlich durch großen Aufruhr auf der Erde gekennzeichnet sein. Das wird durch eine parallele Prophezeiung in der Offenbarung bestätigt: die Vision von den vier Apokalyptischen Reitern (Offenbarung 6:1-8). Der erste dieser Reiter stellt Jesus selbst als siegreichen König dar. Die Reiter auf den anderen Pferden veranschaulichen Geschehnisse auf der Erde, die den Beginn der Herrschaft Jesu kennzeichnen: Krieg, Hungersnot und frühzeitiger Tod aus den verschiedensten Gründen. Ist die Erfüllung der beiden Prophezeiungen heute zu sehen?
Krieg
7. Was wurde durch den Ritt des zweiten Apokalyptischen Reiters prophetisch dargestellt?
7 Schauen wir uns die Prophezeiungen einmal etwas genauer an. Als erstes sagte Jesus: „Nation wird sich gegen Nation erheben und Königreich gegen Königreich.“ Damit wurde Krieg vorausgesagt. Der zweite der vier Apokalyptischen Reiter ist ebenfalls ein Sinnbild für Krieg. Wir lesen: „Ein anderes, ein feuerfarbenes Pferd kam hervor; und dem, der darauf saß, wurde gewährt, den Frieden von der Erde wegzunehmen, so daß sie einander hinschlachten würden, und ein großes Schwert wurde ihm gegeben“ (Offenbarung 6:4). Die Menschen führen seit Jahrtausenden Krieg gegeneinander. Wieso sollten diese Worte ausgerechnet für unsere Tage eine besondere Bedeutung haben?
8. Wieso würden Kriege erwartungsgemäß ein hervorstechendes Merkmal des Zeichens sein?
8 Es gilt zu beachten, daß Kriege allein nicht das Zeichen für Jesu Gegenwart sind. Das Zeichen setzt sich aus allen Einzelheiten der Prophezeiung Jesu zusammen, die in einem bestimmten Zeitraum zu sehen sind. Krieg ist allerdings das erste der erwähnten Kennzeichen, weshalb eine außergewöhnliche, aufsehenerregende Erfüllung zu erwarten wäre. Und jeder muß zugeben, daß die Kriege des 20. Jahrhunderts in der Geschichte ohnegleichen sind.
9, 10. Wie begannen sich die Prophezeiungen über Krieg zu erfüllen?
9 Beispielsweise erreichten keine früheren Kriege — so grausam und verheerend viele auch waren — auch nur entfernt das Ausmaß der Zerstörungen, die die beiden Weltkriege unseres Jahrhunderts anrichteten. Der Erste Weltkrieg forderte letztlich ungefähr 14 Millionen Todesopfer; viele Länder haben nicht einmal so viele Einwohner. Es war wirklich „gewährt [worden], den Frieden von der Erde wegzunehmen, so daß sie einander hinschlachten würden“.
10 Gemäß der Prophezeiung wurde dem kriegerischen zweiten Apokalyptischen Reiter „ein großes Schwert ... gegeben“. Worauf deutet das hin? Auf immer todbringendere Kriegswaffen. Ausgerüstet mit Panzern, Flugzeugen, tödlichem Giftgas, Unterseebooten und einer Artillerie, die Sprenggranaten über mehrere Kilometer verschoß, konnte man immer wirkungsvoller andere Menschen töten. Und seit dem Ersten Weltkrieg ist das „große Schwert“ durch Funkverkehr und Radar sowie durch den Einsatz von weiterentwickelten Schußwaffen, bakteriologischen und chemischen Waffen, Flammenwerfern, Napalm, neuartigen Bomben, Interkontinentalraketen, Atomunterseebooten, modernen Flugzeugen und riesigen Schlachtschiffen — um nur einiges zu nennen — noch zerstörerischer geworden.
„Ein Anfang der Bedrängniswehen“
11, 12. In welchem Sinn war der Erste Weltkrieg nur ein „Anfang der Bedrängniswehen“?
11 Die ersten Verse der Prophezeiung Jesu schließen mit den Worten ab: „Diese Dinge sind ein Anfang der Bedrängniswehen.“ Das traf auf den Ersten Weltkrieg ganz bestimmt zu. Sein Ende im Jahre 1918 brachte keinen dauerhaften Frieden. Ihm folgten nach kurzer Zeit zwar begrenzte, aber mit großer Grausamkeit geführte Militäraktionen in Äthiopien, Libyen, Spanien, Rußland, Indien und anderen Staaten. Dann brach der furchtbare Zweite Weltkrieg aus, der etwa 50 Millionen Soldaten und Zivilisten das Leben kostete.
12 Außerdem befindet sich die Menschheit trotz zeitweiliger Friedensabkommen und vorübergehender Kampfpausen immer noch im Kriegszustand. 1987 wurde berichtet, daß seit 1960 81 größere Kriege ausgefochten wurden, in denen 12 555 000 Männer, Frauen und Kinder umkamen. Im Jahre 1987 tobten mehr Kriege gleichzeitig als irgendwann zuvor in der Menschheitsgeschichte.1 Außerdem belaufen sich die jährlichen Militärausgaben inzwischen auf eine Billion Dollar, wodurch die Weltwirtschaft nicht unerheblich belastet wird.2 Jesu Prophezeiung, daß sich ‘Nation gegen Nation und Königreich gegen Königreich erheben wird’, hat sich auf jeden Fall erfüllt. Das rote Pferd, das Krieg symbolisiert, setzt seinen furchtbaren Galopp über die Erde fort. Doch was ist zu dem zweiten Merkmal des Zeichens zu sagen?
Lebensmittelknappheit
13. Welche tragischen Ereignisse sagte Jesus voraus, und inwiefern unterstützt die Vision von dem dritten Apokalyptischen Reiter diese Prophezeiung?
13 Jesus sagte voraus: „Es wird Lebensmittelknappheit ... an einem Ort nach dem anderen geben.“ Man beachte, welche Übereinstimmung in dieser Hinsicht mit dem Ritt des dritten Apokalyptischen Reiters besteht: „Ich sah, und siehe, ein schwarzes Pferd; und der darauf saß, hatte eine Waage in seiner Hand. Und ich hörte eine Stimme, als ob sie inmitten der vier lebenden Geschöpfe sagte: ‚Einen Liter Weizen für einen Denar und drei Liter Gerste für einen Denar, und das Olivenöl und den Wein beschädigt nicht‘ “ (Offenbarung 6:5, 6). Wirklich eine schwere Lebensmittelknappheit!
14. Welche größeren Hungersnöte sind in Erfüllung der Prophezeiung Jesu seit 1914 aufgetreten?
14 Kann sich diese Prophezeiung heute erfüllen, da doch einige Länder einen wirklich hohen Lebensstandard erreicht haben? Eine Betrachtung der globalen Situation gibt eine deutliche Antwort. Die Geschichte zeigt, daß Hungersnöte durch Kriege und Naturkatastrophen verursacht werden. Es überrascht daher nicht, daß unser Jahrhundert, in dem es mehr Katastrophen und Kriege gegeben hat als in früheren, wiederholt von Hungersnöten heimgesucht wurde. Viele Gebiete der Erde haben seit 1914 solche Katastrophen erlebt. In einer Aufstellung werden mehr als 60 größere Hungersnöte angeführt, zu denen es seit jenem Jahr in so weit auseinander liegenden Ländern wie Griechenland, den Niederlanden, der Sowjetunion, Nigeria, dem Tschad, Chile, Peru, Bangladesch, Bengalen, Kambodscha, Äthiopien und Japan gekommen ist.3 Einige dieser Hungersnöte dauerten mehrere Jahre an und brachten Millionen den Tod.
15, 16. Welche andere Form der Lebensmittelknappheit hat heute wahrhaft verheerende Ausmaße?
15 Über schwere Hungersnöte wird normalerweise weltweit in den Medien berichtet; wenn sie nach einiger Zeit überwunden sind, kehren die Überlebenden allmählich zu einem relativ normalen Leben zurück. Im Verlauf des 20. Jahrhunderts hat sich jedoch eine andere, noch bedrohlichere Art der Lebensmittelknappheit entwickelt. Sie ist weniger dramatisch und wird daher oft übersehen. Aber sie besteht Jahr für Jahr. Es handelt sich um die schwere Geißel der Mangelernährung, von der etwa ein Fünftel der Erdbevölkerung betroffen ist und an der jährlich zwischen 13 und 18 Millionen Menschen sterben.4
16 Mit anderen Worten: Diese Art der Lebensmittelknappheit fordert in etwa zwei Tagen so viele Opfer, wie in Hiroschima durch die Atombombe umkamen. In zwei Jahren sterben mehr Menschen an den Folgen des Hungers, als Soldaten im Ersten und Zweiten Weltkrieg insgesamt gefallen sind. Hat es also seit 1914 „Lebensmittelknappheit ... an einem Ort nach dem anderen“ gegeben? Ganz bestimmt!
Erdbeben
17. Welches zerstörerische Erdbeben ereignete sich bald nach 1914?
17 Am 13. Januar 1915, nur einige Monate nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs, erschütterte ein Erdbeben die Abruzzen (Italien) und forderte 32 610 Todesopfer. Diese Katastrophe erinnerte daran, daß die Kriege und Lebensmittelknappheiten während der Gegenwart Jesu noch von etwas anderem begleitet sein sollten: „Es wird ... Erdbeben an einem Ort nach dem anderen geben.“ Das Erdbeben in den Abruzzen war aber wie der Krieg und die Hungersnot nur „ein Anfang der Bedrängniswehen“.a
18. Wie hat sich Jesu Prophezeiung über Erdbeben erfüllt?
18 Das 20. Jahrhundert ist ein Jahrhundert der Erdbeben, und durch die modernen Nachrichtenmedien hat die gesamte Menschheit Kenntnis von den Verwüstungen, die sie anrichten. Um nur einige wenige zu nennen: 1920 starben 200 000 Menschen bei einem Erdbeben in China; in Japan gab es 1923 etwa 99 300 Tote bei einem Beben; 1935 tötete ein weiteres Erdbeben 25 000 Menschen im heutigen Pakistan; 1939 kamen in der Türkei 32 700 Personen durch ein Beben zu Tode. Bei einem Erdbeben, das sich 1970 in Peru ereignete, gab es 66 800 Tote. Und 1976 starben in Tangschan (China) etwa 240 000 (oder gemäß anderen Quellen 800 000) Menschen. Unlängst, im Jahre 1988, gab es 25 000 Tote bei einem verheerenden Erdbeben in Armenien.b Ohne Frage „Erdbeben an einem Ort nach dem anderen“!6
‘Tödliche Plagen’
19. Welche weitere Einzelheit des Zeichens, die durch den vierten Apokalyptischen Reiter dargestellt wurde, sagte Jesus voraus?
19 Eine weitere Einzelheit der Prophezeiung Jesu hat mit Krankheiten zu tun. Der Evangelist Lukas berichtet, daß Jesus „an einem Ort nach dem anderen Seuchen“ voraussagte (Lukas 21:11). Auch das stimmt mit der prophetischen Vision von den vier Apokalyptischen Reitern überein. Der Name des vierten Reiters lautet Tod. Er veranschaulicht den vorzeitigen Tod aus den verschiedensten Gründen, verursacht unter anderem durch ‘tödliche Plagen und durch die wilden Tiere der Erde’ (Offenbarung 6:8).
20. Welche außergewöhnliche Epidemie war Teil der Erfüllung der Prophezeiung Jesu über Seuchen?
20 In den Jahren 1918 und 1919 erkrankten über 1 Milliarde Menschen an der spanischen Grippe, und sie forderte mehr als 20 Millionen Menschenleben, also noch mehr Opfer als der große Krieg.7 Und unsere Generation wird trotz vieler bemerkenswerter medizinischer Fortschritte weiterhin von ‘tödlichen Plagen’ oder „Seuchen“ heimgesucht. Wieso? Weil die ärmeren Länder nicht immer am Segen des wissenschaftlichen Fortschritts teilhaben. Arme Menschen leiden und sterben an Krankheiten, die geheilt werden könnten, wenn mehr Geld zur Verfügung stünde.
21, 22. Wie leiden die Menschen sowohl in reichen als auch in armen Ländern unter ‘tödlichen Plagen’?
21 So sind weltweit beispielsweise etwa 150 Millionen Menschen an Malaria erkrankt. Etwa 200 Millionen haben sich mit Bilharziose infiziert. Von der Chagas-Krankheit sind ungefähr 10 Millionen Menschen betroffen. Schätzungsweise 40 Millionen leiden an Onchozerkose („Flußblindheit“). An akuten Durchfallerkrankungen sterben jährlich Millionen von Kindern.8 Tuberkulose und Lepra sind immer noch eine ernste Bedrohung für die Gesundheit. Vor allem die Armen dieser Welt werden „an einem Ort nach dem anderen [von] Seuchen“ heimgesucht.
22 Den Reichen ergeht es jedoch nicht besser. An Grippe erkranken beispielsweise Arme und Reiche. Im Jahre 1957 forderte eine Grippeepidemie allein in den Vereinigten Staaten 70 000 Tote. Schätzungsweise jeder sechste erkrankt in der Bundesrepublik Deutschland an Krebs.9 Sexuell übertragbare Krankheiten treffen ebenfalls Arme und Reiche in gleicher Weise. In einigen Teilen Afrikas leiden bis zu 18,9 Prozent der Bevölkerung an Gonorrhöe, und in den Vereinigten Staaten ist sie die häufigste ansteckende Krankheit.10 Syphilis, Chlamydieninfektionen und Herpes genitalis sind einige weitere der weltweit auftretenden sexuell übertragbaren „Seuchen“.
23. Welche ‘tödliche Plage’ macht in letzter Zeit Schlagzeilen?
23 In den letzten Jahren ist die ‘tödliche Plage’ Aids zur Liste der „Seuchen“ hinzugekommen. Aids ist deshalb eine gefürchtete Krankheit, weil (bei Abfassung dieses Buches) kein Heilmittel in Sicht ist und die Zahl der Opfer ständig steigt. Dr. Jonathan Mann, Direktor des globalen Aidsprogramms der WHO (Weltgesundheitsorganisation), sagte: „Wir rechnen damit, daß heute weltweit schätzungsweise fünf bis zehn Millionen Menschen mit dem menschlichen Immunschwächevirus (HIV) infiziert sind.“11 Gemäß einer Schätzung findet das Aidsvirus jede Minute ein neues Opfer. Eine wahrhaft ‘tödliche Plage’! Doch wie verhält es sich mit der Prophezeiung über den Tod durch wilde Tiere?
„Die wilden Tiere der Erde“
24, 25. (a) Auf welche Art von „wilden Tieren“ bezog sich der Prophet Hesekiel? (b) Was sagte Jesus darüber, daß während seiner Gegenwart „wilde Tiere“ auf der Erde ihr Unwesen treiben würden?
24 Wenn gegenwärtig in der Zeitung von wilden Tieren die Rede ist, dann zumeist deshalb, weil bestimmte Arten gefährdet oder nahezu ausgerottet sind. „Die wilden Tiere der Erde“ sind weit mehr durch den Menschen bedroht als umgekehrt. In einigen Ländern fallen jedoch immer wieder Menschen wilden Tieren, in Indien beispielsweise Tigern, zum Opfer.
25 Die Bibel lenkt unsere Aufmerksamkeit allerdings auch auf eine andere Art von wilden Tieren, die in den letzten Jahren Angst und Schrecken verbreiten. Der Prophet Hesekiel verglich gewalttätige Menschen mit wilden Tieren, als er sagte: „Ihre Fürsten in ihrer Mitte sind wie Wölfe, die Raub zerreißen, indem sie Blut vergießen, indem sie Seelen vernichten, um ungerechten Gewinn zu machen“ (Hesekiel 22:27). Als Jesus ‘zunehmende Gesetzlosigkeit’ prophezeite, sagte er im Grunde, daß während seiner Gegenwart solche „wilden Tiere“ auf der Erde ihr Unwesen treiben würden (Matthäus 24:12). Der Bibelschreiber Paulus fügte hinzu, daß die Menschen während der „letzten Tage“ „geldliebend, ... ohne Selbstbeherrschung, brutal, ohne Liebe zum Guten“ seien (2. Timotheus 3:1-3). Ist das seit 1914 der Fall?
26—28. Welche Berichte aus der ganzen Welt zeigen, daß kriminelle „wilde Tiere“ die Erde durchstreifen?
26 Ganz bestimmt! Fast jeder, der irgendwo auf der Erde in einer Großstadt lebt, kann das bestätigen. Sollte jemand daran zweifeln, braucht er sich nur einmal die folgenden Zeitungszitate anzuschauen. Kolumbien: „Im letzten Jahr registrierte die Polizei ... etwa 10 000 Morde und 25 000 bewaffnete Raubüberfälle.“ Victoria (Australien): „Starker Anstieg der Schwerverbrechen“. Vereinigte Staaten: „Morde in New York vor neuer Rekordmarke“. „Detroit überrundete im letzten Jahr Gary (Indiana) als Großstadt mit der höchsten Mordrate der Nation — 58 auf je 100 000 Einwohner.“
27 Simbabwe: „Kindermorde nehmen krisenhafte Ausmaße an.“ Brasilien: „Es werden so viele Verbrechen begangen, und so viele Leute tragen Waffen, daß Nachrichten über Gewalttätigkeiten keine große Aufregung mehr verursachen.“ Neuseeland: „Sexualverbrechen und Schwerkriminalität weiterhin Hauptsorge der Polizei“. „Die Gewalttätigkeit der Neuseeländer untereinander kann nur als barbarisch bezeichnet werden.“ Spanien: „Spanien kämpft gegen zunehmende Verbrechen.“ Italien: „Sizilianische Mafia meldet sich nach Rückschlag mit einer Mordserie zurück.“
28 Das ist nur eine kleine Sammlung von Zeitungsberichten, die kurz vor der Abfassung dieses Buches erschienen sind. Ohne Zweifel durchstreifen „wilde Tiere“ die Erde und lassen die Menschen um ihre Sicherheit fürchten.
Das Predigen der guten Botschaft
29, 30. Welche religiöse Situation herrscht in Erfüllung der Prophezeiung Jesu in der Christenheit?
29 Wie würde es in der schwierigen Zeit der Gegenwart Jesu um die Religion bestellt sein? Jesus sagte einerseits eine vermehrte religiöse Tätigkeit voraus: „Viele falsche Propheten werden aufstehen und viele irreführen“ (Matthäus 24:11). Andererseits zeigte er aber auch, daß das Interesse an Gott in der Christenheit im allgemeinen einen Tiefstand erreichen würde: „Die Liebe der meisten [wird] erkalten“ (Matthäus 24:12).
30 Das ist eine genaue Beschreibung dessen, was heute in der Christenheit geschieht. Überall geht es mit den großen Kirchen bergab, weil es ihnen an Unterstützung fehlt. In den einst streng protestantischen Ländern Nordeuropas und in England ist die Religion so gut wie tot. Die katholische Kirche leidet unter Priestermangel, und ihre Unterstützung schwindet. Religiöse Randgruppen erleben dagegen einen plötzlichen Aufschwung. Sekten östlicher Religionen breiten sich aus, und habgierige Fernsehprediger pressen den Menschen Millionen von Dollar ab.
31. Was sagte Jesus voraus, woran man heute wahre Christen erkennen kann?
31 Wie steht es jedoch mit dem wahren Christentum, jener Religion, die von Jesus eingeführt und von seinen Aposteln gepredigt wurde? Sie sollte während Jesu Gegenwart noch existieren. Aber woran könnte man sie erkennen? Für das wahre Christentum gibt es eine ganze Reihe von Erkennungsmerkmalen, und eines wird auch in der großen Prophezeiung Jesu erwähnt. Wahre Christen wären mit einem weltumspannenden Predigtwerk beschäftigt. Er sagte voraus: „Und diese gute Botschaft vom Königreich wird auf der ganzen bewohnten Erde gepredigt werden, allen Nationen zu einem Zeugnis; und dann wird das Ende kommen“ (Matthäus 24:14).
32. Nur welche Gruppe hat Jesu Prophezeiung aus Matthäus 24:14 erfüllt?
32 Dieses Predigen erfolgt gegenwärtig weltweit. Heute führt die religiöse Gruppe, die sich Jehovas Zeugen nennt, das umfangreichste Predigtwerk in der Geschichte des Christentums durch (Jesaja 43:10, 12). Im Jahre 1919, als sich die politisch gesinnten großen Kirchen der Christenheit für den zum Scheitern verurteilten Völkerbund einsetzten, wurden Jehovas Zeugen auf diesen globalen Predigtfeldzug vorbereitet.
33, 34. In welchem Umfang wird die gute Botschaft vom Königreich auf der ganzen Erde gepredigt?
33 Damals gab es nur etwa 10 000 Zeugen, aber sie waren sich bewußt, welches Werk getan werden mußte. Mutig nahmen sie das Predigtwerk in Angriff. Sie erkannten, daß eine Trennung in Geistliche und Laien sowohl dem biblischen Gebot als auch dem apostolischen Vorbild widersprach. Daher lernten sie alle ohne Ausnahme, mit ihren Mitmenschen über Gottes Königreich zu sprechen. Sie bildeten eine Organisation von Predigern.
34 Im Laufe der Zeit erduldeten diese Prediger heftigen Widerstand. In Europa wurden sie von verschiedenen totalitären Regimen angegriffen. In den Vereinigten Staaten und in Kanada mußten sie Rechtskämpfe führen und waren Pöbelaktionen ausgesetzt. In anderen Ländern mußten sie mit fanatischen religiösen Vorurteilen und grausamer Verfolgung durch tyrannische Diktatoren fertig werden. Gegenwärtig müssen sie sich mit dem Geist des Skeptizismus und des Hedonismus auseinandersetzen, den viele Menschen entwickelt haben. Sie haben jedoch bis heute ausgeharrt, und ihre Zahl ist inzwischen auf über dreieinhalb Millionen in 212 Ländern und Inselgebieten gestiegen. Nie zuvor ist die gute Botschaft in einem solchen Umfang gepredigt worden — eine eindeutige Erfüllung dieses Teils des Zeichens!
Was hat das alles zu bedeuten?
35. (a) Inwiefern ist die Erfüllung von Prophezeiungen in der Gegenwart ein Beweis für die göttliche Inspiration der Bibel? (b) Was bedeutet die Erfüllung des Zeichens, das Jesus für unsere Tage gab?
35 Wir sind zweifellos Zeugen der Erfüllung des großen Zeichens, das Jesus gab. Diese Tatsache ist ein weiterer Beweis dafür, daß die Bibel tatsächlich das inspirierte Wort Gottes ist. Kein Mensch hätte so lange im voraus die Ereignisse beschreiben können, die sich in unserem 20. Jahrhundert zugetragen haben. Außerdem zeigt die Erfüllung des Zeichens, daß wir in der Zeit der Gegenwart Jesu und des Abschlusses des Systems der Dinge leben (Matthäus 24:3). Was bedeutet das? Was ist mit Jesu Gegenwart verbunden? Und was ist mit dem System der Dinge gemeint, das vor seinem Abschluß steht? Um diese Fragen beantworten zu können, müssen wir uns einem weiteren klaren Beweis für die Inspiration der Bibel zuwenden: ihrer bemerkenswerten inneren Harmonie. Dieses Merkmal werden wir als nächstes betrachten und außerdem erörtern, wieso in Verbindung mit dem Hauptthema der Bibel gerade jetzt ein ehrfurchtgebietender Höhepunkt bevorsteht.
[Fußnoten]
a Zwischen 1914 und 1918 ereigneten sich wenigstens fünf Erdbeben, die auf der Richter-Skala die Stärke 8 und mehr erreichten, also stärker waren als das Beben in den Abruzzen. Diese erschütterten jedoch abgelegene Gebiete der Erde und erregten daher nicht soviel Aufmerksamkeit wie das Beben in Italien.5
b In Verbindung mit einigen dieser Katastrophen werden unterschiedliche Zahlen genannt, was die Opfer betrifft. Alle richteten jedoch große Zerstörungen an.