Kapitel 28
Mit zwei wilden Tieren kämpfen
8. Vision — Offenbarung 13:1-18
Thema: Das siebenköpfige wilde Tier, das zweihörnige wilde Tier und das Bild des wilden Tieres
Zeit der Erfüllung: Von den Tagen Nimrods bis zur großen Drangsal
1, 2. (a) Was sagt Johannes über den Drachen? (b) Wie beschreibt er in symbolischer Sprache eine sichtbare Organisation, die der Drache benutzt?
DER große Drache ist auf die Erde hinabgeworfen worden. Aus unserem Studium der Offenbarung ist deutlich zu ersehen, daß weder ihm — der Schlange — noch seinen Dämonen jemals gestattet wird, in den Himmel zurückzukehren. Wir sind aber noch nicht völlig von ihm, „der Teufel und Satan genannt wird, der die ganze bewohnte Erde irreführt“, befreit. Aus der Fortsetzung des Berichts erfahren wir nähere Einzelheiten über die Mittel, die Satan benutzt, um gegen ‘die Frau und ihren Samen’ zu kämpfen (Offenbarung 12:9, 17). Johannes sagt über die Schlange, den Drachen: „Und er stand still auf dem Sand des Meeres“ (Offenbarung 13:1a). Halten wir nun einen Augenblick inne, um zu untersuchen, welche Mittel der Drache bei seinem Vorgehen benutzt.
2 Die heiligen Himmel sind von der lästigen Anwesenheit Satans und seiner Dämonen befreit. Diese bösen Geister wurden aus dem Himmel hinausgeworfen und sind jetzt gezwungen, sich in der unmittelbaren Nähe der Erde aufzuhalten. Das erklärt zweifellos die ungeheure Ausbreitung des Spiritismus in unserer Zeit. Die listige „Schlange“ unterhält immer noch eine Organisation korrupter Geister. Benutzt sie aber auch eine sichtbare Organisation, um die Menschheit irrezuführen? Johannes berichtet: „Und ich sah aus dem Meer ein wildes Tier mit zehn Hörnern und sieben Köpfen aufsteigen und auf seinen Hörnern zehn Diademe, aber auf seinen Köpfen lästerliche Namen. Das wilde Tier nun, das ich sah, war gleich einem Leoparden, aber seine Füße waren wie die eines Bären, und sein Maul war wie das Maul eines Löwen. Und der Drache gab dem Tier seine Macht und seinen Thron und große Gewalt“ (Offenbarung 13:1b, 2).
3. (a) Welche wilden Tiere sah der Prophet Daniel in Visionen? (b) Was stellten die riesigen Tiere aus Daniel 7 dar?
3 Was ist unter diesem monströsen Tier zu verstehen? Die Bibel gibt die Antwort selbst. Vor dem Sturz Babylons (539 v. u. Z.) sah der jüdische Prophet Daniel Visionen, in denen wilde Tiere vorkamen. In Daniel 7:2-8 finden wir seine Beschreibung von vier Tieren, die aus dem Meer heraufkamen, das erste glich einem Löwen, das zweite einem Bären, das dritte einem Leoparden, „und siehe da, ein viertes Tier, furchteinflößend und schrecklich und ungewöhnlich stark. ... und es hatte zehn Hörner“. Diese Tiere haben auffallend ähnliche Merkmale wie das wilde Tier, das Johannes um das Jahr 96 u. Z. sah, denn dieses Tier wies die Merkmale eines Löwen, eines Bären und eines Leoparden auf und hatte zehn Hörner. Worum handelt es sich bei den riesigen Tieren, die Daniel sah? Er sagt darüber: „Diese riesigen Tiere ... sind vier Könige, die von der Erde aufstehen werden“ (Daniel 7:17). Ja, diese Tiere stellen „Könige“ oder politische Mächte der Erde dar.
4. (a) Was veranschaulichen der Widder und der Ziegenbock aus Daniel 8? (b) Was wurde dadurch gezeigt, daß das große Horn des Ziegenbocks zerbrochen wurde und danach vier Hörner emporkamen?
4 In einer anderen Vision sieht Daniel einen zweihörnigen Widder, der von einem Ziegenbock, der ein großes Horn hat, niedergeschlagen wird. Der Engel Gabriel erklärt Daniel, was das bedeutet: „Der Widder ... steht für die Könige von Medien und Persien. Und der haarige Ziegenbock steht für den König von Griechenland.“ Gabriel sagt dann voraus, daß das große Horn des Ziegenbocks zerbrochen werde und danach vier Hörner emporkämen. Das geschah tatsächlich mehr als 200 Jahre später, als Alexander der Große starb und sein Königreich in vier Königreiche aufgeteilt wurde, über die dann vier seiner Generäle herrschten (Daniel 8:3-8, 20-25).a
5. (a) Welche zusätzlichen Bedeutungen hat das mit Tier wiedergegebene griechische Wort? (b) Was versinnbildlicht das wilde Tier aus Offenbarung 13:1, 2 samt seinen sieben Köpfen?
5 Demnach betrachtet der Autor der inspirierten Heiligen Schrift die politischen Mächte der Erde offensichtlich als Tiere. Als was für Tiere? Ein Kommentator nennt das wilde Tier aus Offenbarung 13:1, 2 ein „Untier“ und fügt hinzu: „Man ist sich allgemein darin einig, daß θηρίον [thēríon, das griechische Wort für „Tier“] zusätzliche Bedeutungen hat, wie grausam, zerstörend, schrecklich, raubgierig usw., Ungeheuer.“b Welch gute Beschreibung des blutbefleckten politischen Systems, durch das Satan über die Menschheit herrscht! Die sieben Köpfe dieses wilden Tieres stehen für sechs bedeutende Weltmächte, die in der biblischen Geschichte bis zur Zeit des Johannes eine wichtige Rolle spielten: Ägypten, Assyrien, Babylon, Medo-Persien, Griechenland und Rom, sowie für eine siebte, die später kommen sollte. (Vergleiche Offenbarung 17:9, 10.)
6. (a) Worin gingen die sieben Köpfe des wilden Tieres führend voran? (b) Wie gebrauchte Jehova Rom, um sein Urteil an dem jüdischen System der Dinge zu vollstrecken, und wie erging es den Christen in Jerusalem?
6 Es stimmt zwar, daß es in der Geschichte außer den sieben noch andere Weltmächte gegeben hat, aber das wilde Tier, das Johannes sah, hatte ebenfalls nicht nur sieben Köpfe und zehn Hörner, sondern auch einen Körper. Die sieben Köpfe stellen jedoch die sieben bedeutendsten Mächte dar, die in der Unterdrückung des Volkes Gottes der Reihe nach führend vorangingen. Im Jahre 33 u. Z., als Rom im Aufsteigen begriffen war, benutzte Satan diesen Kopf des wilden Tieres, um den Sohn Gottes zu töten. Zu jener Zeit wandte sich Gott von dem treulosen jüdischen System der Dinge ab, und im Jahre 70 u. Z. ließ er zu, daß Rom an der jüdischen Nation sein Urteil vollstreckte. Glücklicherweise war das wahre Israel Gottes, die Versammlung der gesalbten Christen, gewarnt worden, und so waren diejenigen, die sich in Jerusalem und Judäa befanden, über den Jordan geflohen, um sich in Sicherheit zu bringen (Matthäus 24:15, 16; Galater 6:16).
7. (a) Was sollte am Abschluß des Systems der Dinge und zu Beginn des Tages des Herrn geschehen? (b) Was erwies sich als der siebte Kopf des wilden Tieres aus Offenbarung 13:1, 2?
7 Um das Ende des ersten Jahrhunderts u. Z. waren jedoch viele Glieder dieser frühen Versammlung von der Wahrheit abgefallen, und der echte christliche Weizen, „die Söhne des Königreiches“, war von dem Unkraut, den ‘Söhnen dessen, der böse ist’, schon stark überwuchert. Doch zu Beginn des Abschlusses des Systems der Dinge trat wieder eine organisierte Gruppe gesalbter Christen auf den Plan. Am Tag des Herrn sollten die Gerechten „so hell leuchten wie die Sonne“. Die Christenversammlung wurde deshalb zur Tätigkeit organisiert (Matthäus 13:24-30, 36-43). Das Römische Reich existierte zu dieser Zeit nicht mehr. Das große Britische Reich und die einflußreichen Vereinigten Staaten von Amerika beherrschten den Mittelpunkt der Weltbühne. Diese Doppelweltmacht erwies sich als der siebte Kopf des wilden Tieres.
8. Warum sollte man darüber nicht empört sein, daß die anglo-amerikanische Doppelweltmacht mit einem Tier verglichen wird?
8 Ist es nicht empörend, die herrschenden politischen Mächte mit einem wilden Tier zu identifizieren? Das behaupteten einige Gegner im Zweiten Weltkrieg, als die Rechtsstellung sowohl der Organisation der Zeugen Jehovas als auch der einzelnen Zeugen in Gerichten auf der ganzen Welt in Frage gestellt wurde. Überlegen wir aber einmal! Haben die Nationen nicht selbst wilde oder gefährliche Tiere als Hoheitszeichen angenommen? Denken wir zum Beispiel an den britischen Löwen, den amerikanischen Adler oder den chinesischen Drachen. Warum sollte also jemand Einspruch erheben, wenn Gott, der Autor der Heiligen Schrift, ebenfalls Tiere benutzt, um Weltmächte sinnbildlich darzustellen?
9. (a) Warum sollte niemand etwas dagegen einzuwenden haben, daß die Bibel sagt, Satan gebe dem wilden Tier große Gewalt? (b) Wie wird Satan in der Bibel beschrieben, und inwiefern beeinflußt er Regierungen?
9 Warum sollte ferner jemand etwas dagegen einwenden, daß die Bibel sagt, Satan gebe dem wilden Tier große Gewalt? Gott ist der Urheber dieser Erklärung, und vor ihm sind ‘die Nationen wie ein Tropfen von einem Eimer und wie ein Staubbelag’. Diese Nationen täten besser daran, sich zu bemühen, Gottes Gunst zu erlangen, als Anstoß daran zu nehmen, wie sie in seinem prophetischen Wort beschrieben werden (Jesaja 40:15, 17; Psalm 2:10-12). Satan ist keine legendäre Person, die dazu bestimmt ist, die Seelen von Verstorbenen in den Flammen der Hölle zu quälen. Einen solchen Ort gibt es nicht. Satan wird in der Bibel vielmehr als „Engel des Lichts“ beschrieben, als Meister der Täuschung, der einen gewaltigen Einfluß auf das allgemeine politische Geschehen ausübt (2. Korinther 11:3, 14, 15; Epheser 6:11-18).
10. (a) Was bedeutet es, daß auf jedem der zehn Hörner ein Diadem war? (b) Was versinnbildlichen die zehn Hörner und die zehn Diademe?
10 Das wilde Tier hat zehn Hörner auf seinen sieben Köpfen. Vielleicht hatten vier Köpfe je ein Horn und drei Köpfe je zwei Hörner. Außerdem hatte es zehn Diademe auf seinen Hörnern. Im Buch Daniel werden furchterregende Tiere beschrieben, und die Zahl ihrer Hörner ist buchstäblich zu verstehen. Die zwei Hörner eines Widders stellten zum Beispiel ein Weltreich dar, das aus zwei Mächten — Medien und Persien — bestand, während die vier Hörner eines Ziegenbocks die vier gleichzeitig bestehenden Reiche darstellten, die aus dem Griechischen Reich Alexanders des Großen hervorgingen (Daniel 8:3, 8, 20-22). Bei den Hörnern des Tieres, das Johannes sah, scheint die Zahl Zehn jedoch symbolisch zu sein. (Vergleiche Daniel 7:24; Offenbarung 17:12.) Die zehn Hörner stellen die Gesamtheit der souveränen Staaten dar, aus denen die ganze politische Organisation Satans besteht. Diese Hörner sind zwar alle grausam und aggressiv, aber wie durch die sieben Köpfe angedeutet wird, hat jeweils immer nur eine Weltmacht die Führung inne. Auch die zehn Diademe deuten darauf hin, daß alle souveränen Staaten gleichzeitig mit dem dominierenden Staat oder der betreffenden Weltmacht herrschen.
11. Was bedeutet es, daß das wilde Tier „auf seinen Köpfen lästerliche Namen“ hat?
11 Das wilde Tier hat „auf seinen Köpfen lästerliche Namen“, was bedeutet, daß es von sich Dinge behauptet, die von großer Respektlosigkeit gegenüber Jehova Gott und Christus Jesus zeugen. Es hat den Namen Gottes und den Namen Christi zum Schein gebraucht, um seine politischen Ziele zu erreichen, ja es hat mit der falschen Religion gemeinsame Sache gemacht und sogar zugelassen, daß sich die Geistlichkeit am politischen Geschehen beteiligt. In England sind zum Beispiel Bischöfe Mitglied des Oberhauses. In Frankreich und Italien haben Kardinäle wichtige politische Rollen gespielt, und erst vor kurzem haben in Lateinamerika Priester politische Ämter übernommen. Gewisse Regierungen lassen auf ihre Banknoten religiöse Schlagwörter wie „AUF GOTT VERTRAUEN WIR“ drucken, und auf ihren Münzen schreiben sie ihren Regenten göttliche Anerkennung zu, zum Beispiel durch Worte wie „von Gottes Gnaden“. All das ist im Grunde genommen lästerlich, weil man dadurch versucht, den Namen Gottes in die schmutzige Nationalpolitik hineinzuziehen.
12. (a) Was wird dadurch versinnbildlicht, daß das wilde Tier aus dem „Meer“ heraufkommt, und wann begann es, sich zu erheben? (b) Was wird dadurch angedeutet, daß der Drache dem sinnbildlichen Tier große Gewalt gibt?
12 Das wilde Tier kommt aus dem „Meer“ herauf, das ein passendes Sinnbild der ungestümen Menschenmassen ist, aus denen die Regierungen hervorgehen (Jesaja 17:12, 13). Dieses wilde Tier begann sich schon in den Tagen Nimrods (ungefähr im 21. Jahrhundert v. u. Z.) aus dem Meer, den ungestümen Menschenmassen, zu erheben, als ein nachsintflutliches System der Dinge, das sich Jehova widersetzte, in Erscheinung trat (1. Mose 10:8-12; 11:1-9). Der letzte der sieben Köpfe ist jedoch erst am Tag des Herrn endgültig auf den Plan getreten. Beachtenswert ist auch, daß der Drache „dem Tier seine Macht und seinen Thron und große Gewalt“ gibt. (Vergleiche Lukas 4:6.) Das Tier ist Satans politische Schöpfung innerhalb der Menschheit, ja Satan ist tatsächlich „der Herrscher dieser Welt“ (Johannes 12:31).
Die Todeswunde
13. (a) Welches große Unglück trifft das wilde Tier zu Beginn des Tages des Herrn? (b) Inwiefern wurde das ganze wilde Tier in Mitleidenschaft gezogen, als dem einen Kopf eine Todeswunde zugefügt wurde?
13 Zu Beginn des Tages des Herrn trifft ein großes Unglück das wilde Tier. Johannes berichtet: „Und ich sah einen von seinen Köpfen wie zum Tode geschlachtet, doch wurde seine Todeswunde geheilt, und die ganze Erde folgte dem wilden Tier mit Bewunderung“ (Offenbarung 13:3). In diesem Vers wird von e i n e m Kopf des wilden Tieres gesagt, er habe eine Todeswunde erhalten, während der Vers 12 so lautet, als sei das ganze Tier in Mitleidenschaft gezogen worden. Warum diese Abweichung? Die Köpfe des Tieres kommen nicht alle gleichzeitig zur Macht, sondern jeder hat der Reihe nach über die Menschheit, besonders über Gottes Volk, geherrscht (Offenbarung 17:10). Zu Beginn des Tages des Herrn herrscht somit nur ein Kopf, der siebte, als Weltmacht. Eine Todeswunde an diesem Kopf bringt das ganze wilde Tier in große Bedrängnis.
14. Wann kam es zu der Todeswunde, und wie beschrieb ein Offizier ihre Auswirkungen auf Satans wildes Tier?
14 Was ist unter dieser Todeswunde zu verstehen? Später wird sie als Schwertstreich bezeichnet, und das Schwert ist ein Sinnbild des Krieges. Dieser Schwertstreich, der zu Beginn des Tages des Herrn erfolgte, muß mit dem Ersten Weltkrieg zusammenhängen, der das politische wilde Tier Satans völlig entkräftete (Offenbarung 6:4, 8; 13:14). Der Schriftsteller Maurice Genevoix, der in diesem Krieg als Offizier diente, sagte darüber: „Jedermann wird zugeben, daß es in der Geschichte der Menschheit kaum ein wichtigeres Datum gibt als den 2. August 1914. Zuerst sah sich Europa und bald danach fast die ganze Menschheit im Mittelpunkt eines schrecklichen Geschehens. Abkommen, Vereinbarungen, Sittengesetze, ja sämtliche Grundlagen wurden erschüttert; von einem Tag auf den anderen wurde alles in Zweifel gezogen. Dieses Geschehen sollte sowohl instinktive Vorahnungen als auch vernünftige Erwartungen übertreffen. Es war so ungeheuerlich, so chaotisch und so fürchterlich, daß es uns immer noch nachgeht“ (Maurice Genevoix, Mitglied der Académie Française, zitiert in dem Buch Promise of Greatness, herausgegeben 1968).
15. Wie erhielt der siebte Kopf des wilden Tieres eine Todeswunde?
15 Für den dominierenden siebten Kopf des wilden Tieres war jener Krieg eine furchtbare Katastrophe. Die Verluste an jungen Männern waren für Großbritannien wie auch für andere europäische Nationen erschütternd hoch. Im Jahre 1916 fielen allein in der Schlacht an der Somme 420 000 Briten, rund 194 000 Franzosen und 440 000 Deutsche — über eine Million Tote! Auch wirtschaftlich war Großbritannien — wie das übrige Europa — ruiniert. Das große Britische Reich erlitt einen Schlag, von dem es sich nie mehr richtig erholt hat. Durch diesen Krieg, an dem 28 führende Nationen beteiligt waren, geriet die ganze Welt ins Wanken, wie wenn sie eine Todeswunde erhalten hätte. Am 4. August 1979, also 65 Jahre nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges, erschien im Londoner Economist folgender Kommentar: „1914 ging der Welt ein Zusammenhalt verloren, den sie seither nicht wiedererlangt hat.“
16. Wie bewiesen die Vereinigten Staaten im Ersten Weltkrieg, daß sie Teil einer Doppelweltmacht waren?
16 Gleichzeitig gingen die Vereinigten Staaten aus dem Großen Krieg, wie der Weltkrieg damals genannt wurde, eindeutig als Teil der anglo-amerikanischen Weltmacht hervor. In den ersten Kriegsjahren war die öffentliche Meinung gegen eine Einmischung der Vereinigten Staaten in das Kriegsgeschehen. Aber wie der Historiker Esmé Wingfield-Stratford schrieb, „ging es in dieser größten Krise ausschließlich um die Frage, ob Großbritannien und die Vereinigten Staaten ihre Streitigkeiten um ihrer Einheit und ihrer gemeinsamen Interessen willen begraben würden“. Wie es sich zeigte, taten sie das auch. Von 1917 an unterstützten die Vereinigten Staaten die Kriegsanstrengungen der geschwächten Alliierten mit Menschen und Material. Das hatte zur Folge, daß der siebte Kopf, der Großbritannien und die Vereinigten Staaten auf sich vereinigte, auf der Siegerseite war.
17. Was widerfuhr Satans irdischem System nach dem Krieg?
17 Die Nachkriegswelt sah ganz anders aus. Die Todeswunde hatte sich auf Satans irdisches System zwar verheerend ausgewirkt, aber es erholte sich wieder, wurde stärker denn je, und die Menschen bewunderten es wegen seiner Selbstheilungskraft.
18. Wieso kann gesagt werden, die Menschen seien im allgemeinen „dem wilden Tier mit Bewunderung“ gefolgt?
18 Der Historiker Charles L. Mee jr. schreibt: „Gleichzeitig war der Zusammenbruch der alten Ordnung [verursacht durch den Ersten Weltkrieg] eine notwendige Voraussetzung für die Entstehung unabhängiger und neuer Staaten und Gesellschaftsklassen, neuer Freiheit und Unabhängigkeit.“ Führend in der Entwicklung dieser Nachkriegsära war der siebte Kopf des wilden Tieres, das jetzt wieder geheilt war, und die Vereinigten Staaten von Amerika übernahmen dabei die dominierende Rolle. Diese Doppelweltmacht ging im Befürworten sowohl des Völkerbundes als auch der Vereinten Nationen führend voran. Bis zum Jahr 2005 war es den USA durch ihre politische Macht gelungen, den privilegierteren Nationen einen höheren Lebensstandard zu ermöglichen, gewisse Krankheiten erfolgreich zu bekämpfen und Fortschritte auf dem Gebiet der Technik zu erzielen. Es gelang ihnen sogar, zwölf Männer auf den Mond zu bringen. Kein Wunder, daß die Menschheit im allgemeinen „dem wilden Tier mit Bewunderung“ gefolgt ist.
19. (a) Inwiefern ist die Menschheit im Bewundern des wilden Tieres noch weitergegangen? (b) Wer hat unbestreitbar die Gewalt über sämtliche Königreiche der Erde, und wieso wissen wir dies? (c) Wie überträgt Satan seine Gewalt dem wilden Tier, und wie wirkt sich das auf die meisten Menschen aus?
19 Wie Johannes als nächstes zeigt, ist die Menschheit im Bewundern des wilden Tieres noch weitergegangen: „Und sie beteten den Drachen an, weil er dem wilden Tier die Gewalt gab, und sie beteten das wilde Tier an mit den Worten: ‚Wer ist dem wilden Tier gleich, und wer kann mit ihm kämpfen?‘ “ (Offenbarung 13:4). Als Jesus auf der Erde war, behauptete Satan, die Gewalt über alle Königreiche der Erde zu haben. Jesus bestritt dies nicht, ja er selbst bezeichnete Satan sogar als Herrscher der Welt, und er lehnte es ab, sich in die damalige Politik einzumischen. Johannes schrieb später von wahren Christen: „Wir wissen, daß wir von Gott stammen, aber die ganze Welt liegt in der Macht dessen, der böse ist“ (1. Johannes 5:19; Lukas 4:5-8; Johannes 6:15; 14:30). Satan überträgt dem wilden Tier Gewalt, und zwar auf einer nationalistischen Grundlage. Deshalb ist die Menschheit heute nicht durch das Band göttlicher Liebe vereint, sondern durch übertriebenes Stammesbewußtsein und durch Rassen- und Nationalstolz geteilt. Die meisten Menschen beten im Grunde den Teil des wilden Tieres an, der in dem Land, in dem sie zufällig leben, an der Macht ist. Auf diese Weise wird das ganze Tier bewundert und angebetet.
20. (a) In welchem Sinne beten die Menschen das wilde Tier an? (b) Warum beteiligen sich Christen, die Jehova Gott anbeten, nicht an dieser Anbetung des wilden Tieres, und wessen Beispiel ahmen sie nach?
20 In welchem Sinne angebetet? In dem Sinne, daß man die Liebe zur Heimat der Liebe zu Gott voranstellt. Die Mehrheit der Menschen liebt ihr Geburtsland. Als gute Bürger respektieren auch wahre Christen die Regierung und die Hoheitszeichen des Landes, in dem sie wohnen; sie gehorchen den Gesetzen und tragen zum Allgemeinwohl sowie zum Wohl ihrer Mitmenschen bei (Römer 13:1-7; 1. Petrus 2:13-17). Sie können aber ihre Liebe nicht wahllos nur dem einen Land schenken und sie allen anderen vorenthalten. Der Ausspruch „Recht oder Unrecht — mein Vaterland!“ ist keine christliche Lehre. Christen, die Jehova Gott anbeten, können sich daher nicht an der von Hochmut und Patriotismus geprägten Anbetung irgendeines Teils des wilden Tieres beteiligen, da eine solche Anbetung der Anbetung des Drachen, des Quells der Gewalt des Tieres, gleichkäme. Sie können nicht staunend fragen: „Wer ist dem wilden Tier gleich?“ Sie ahmen vielmehr das Beispiel Michaels (dessen Name „Wer ist wie Gott?“ bedeutet) nach, indem sie für Jehovas universelle Souveränität eintreten. Zu der von Gott bestimmten Zeit wird Michael, Christus Jesus, gegen das wilde Tier kämpfen und es ebenso besiegen, wie er Satan besiegte, den er aus dem Himmel warf (Offenbarung 12:7-9; 19:11, 19-21).
Gegen die Heiligen Krieg führen
21. Wie beschreibt Johannes Satans heimtückische Pläne, das wilde Tier für seine Zwecke zu gebrauchen?
21 Satan hat heimtückische Pläne ersonnen, um das wilde Tier für seine Zwecke zu gebrauchen. Johannes erklärt dies in folgenden Worten: „Und ein Maul wurde ihm [dem siebenköpfigen Tier] gegeben, das große Dinge und Lästerungen redete, und Gewalt wurde ihm gegeben, zweiundvierzig Monate zu handeln. Und es tat sein Maul auf zu Lästerungen gegen Gott, um seinen Namen und seine Wohnstätte zu lästern, ja die, die im Himmel weilen. Und es wurde ihm gewährt, mit den Heiligen Krieg zu führen und sie zu besiegen, und es wurde ihm Gewalt gegeben über jeden Stamm und jedes Volk und jede Zunge und jede Nation. Und alle, die auf der Erde wohnen, werden es anbeten; der Name von keinem von ihnen steht von Grundlegung der Welt an in des Lammes Buchrolle des Lebens geschrieben, das geschlachtet worden ist“ (Offenbarung 13:5-8).
22. (a) Auf welchen Zeitabschnitt beziehen sich die 42 Monate? (b) Wie wurden die gesalbten Christen während der 42 Monate „besiegt“?
22 Die hier erwähnten 42 Monate scheinen mit den dreieinhalb Jahren identisch zu sein, in denen die Heiligen von einem Horn befehdet werden, das bei einem der in Daniels Prophezeiung angeführten Tiere aufstieg (Daniel 7:23-25; siehe ferner Offenbarung 11:1-4). Während sich die kriegführenden Nationen vom Ende des Jahres 1914 bis 1918 gegenseitig buchstäblich wie wilde Tiere zerfleischten, wurden die Bürger dieser Nationen unter Druck gesetzt, das wilde Tier anzubeten, sich der Religion des Nationalismus hinzugeben, ja sogar bereit zu sein, für ihr Land zu sterben. Dieser Druck brachte für manche Gesalbte, die sich verpflichtet fühlten, in erster Linie Jehova Gott und seinem Sohn, Jesus Christus, zu gehorchen, viele schmerzliche Erfahrungen mit sich (Apostelgeschichte 5:29). Ihre Prüfungen erreichten im Juni 1918 einen Höhepunkt, als sie „besiegt“ wurden. In den Vereinigten Staaten kamen führende Beamte und andere Vertreter der Watch Tower Society unschuldig ins Gefängnis, und die organisierte Predigttätigkeit ihrer christlichen Brüder wurde sehr behindert. Das wilde Tier, das Gewalt hatte „über jeden Stamm und jedes Volk und jede Zunge und jede Nation“, ging in der ganzen Welt rücksichtslos gegen Gottes Werk vor.
23. (a) Was ist unter „des Lammes Buchrolle des Lebens“ zu verstehen, und was geht seit 1918 der Vollendung entgegen? (b) Warum war jeder anscheinende Sieg der sichtbaren Organisation Satans über die „Heiligen“ bedeutungslos?
23 Es sah so aus, als hätten Satan und seine Organisation gesiegt. Doch dieser Sieg konnte ihnen nicht lange von Nutzen sein, da der Name von keinem Angehörigen der sichtbaren Organisation Satans „in des Lammes Buchrolle des Lebens“ geschrieben stand. Bildlich gesprochen enthält diese Buchrolle die Namen derer, die mit Jesus in seinem himmlischen Königreich regieren werden. Die ersten Namen wurden zu Pfingsten des Jahres 33 u. Z. in die Buchrolle geschrieben, und in den seither vergangenen Jahren kamen immer mehr Namen hinzu. Seit 1918 geht das Versiegeln der übriggebliebenen der 144 000 Königreichserben der Vollendung entgegen. Bald werden ihre Namen alle unauslöschlich in des Lammes Buchrolle des Lebens eingeschrieben sein. Der Name von keinem der Gegner, die das wilde Tier anbeten, wird in diese Buchrolle geschrieben. Daher ist jeder Sieg, den sie anscheinend über die „Heiligen“ erringen, bedeutungslos und nur vorübergehend.
24. Wozu fordert Johannes die Verständigen auf, und was bedeutet das Gehörte für Gottes Volk?
24 Johannes fordert nun die Verständigen auf, sorgfältig zuzuhören: „Wenn jemand ein Ohr hat, so höre er.“ Dann sagt er weiter: „Wenn jemand für Gefangenschaft bestimmt ist, so geht er hin in Gefangenschaft. Wenn jemand mit dem Schwert töten wird, soll er mit dem Schwert getötet werden. Hier kommt es auf das Ausharren und den Glauben der Heiligen an“ (Offenbarung 13:9, 10). Mehrere Jahre vor 607 v. u. Z. schrieb Jeremia ähnliche Worte nieder, um zu zeigen, daß die Vollstreckung des Urteils, das Jehova über die treulose Stadt Jerusalem gefällt hatte, nicht mehr abzuwenden war (Jeremia 15:2; siehe ferner Jeremia 43:11; Sacharja 11:9). In der Stunde seiner großen Prüfung gab Jesus deutlich zu verstehen, daß seine Nachfolger keine Kompromisse schließen dürfen, indem er sagte: „Alle, die zum Schwert greifen, werden durch das Schwert umkommen“ (Matthäus 26:52). Auch heute, am Tag des Herrn, muß Gottes Volk an den biblischen Grundsätzen festhalten. Reuelose Personen, die das wilde Tier anbeten, werden schließlich nicht entrinnen. Für uns alle wird es unbedingt erforderlich sein, auszuharren und einen unerschütterlichen Glauben zu beweisen, um die bevorstehenden Verfolgungen und Prüfungen zu überleben (Hebräer 10:36-39; 11:6).
Das zweihörnige wilde Tier
25. (a) Wie beschreibt Johannes ein anderes sinnbildliches wildes Tier, das auf der Weltbühne erscheint? (b) Was bedeuten die zwei Hörner dieses Tieres, und was ist damit gemeint, daß es aus der Erde kommt?
25 Doch jetzt erscheint ein anderes wildes Tier auf der Weltbühne. Johannes berichtet: „Und ich sah ein anderes wildes Tier aus der Erde aufsteigen, und es hatte zwei Hörner gleich einem Lamm, doch begann es zu reden wie ein Drache. Und es übt die ganze Gewalt des ersten wilden Tieres vor dessen Augen aus. Und es veranlaßt, daß die Erde und die, die darauf wohnen, das erste wilde Tier anbeten, das von seinem Todesstreich geheilt worden war. Und es tut große Zeichen, so daß es vor den Augen der Menschen sogar Feuer vom Himmel zur Erde herabkommen läßt“ (Offenbarung 13:11-13). Dieses wilde Tier hat zwei Hörner, was auf eine Partnerschaft zwischen zwei politischen Mächten hindeutet. Es wird von ihm gesagt, es komme aus der Erde, nicht aus dem Meer. Es stammt somit aus Satans bereits bestehendem irdischem System der Dinge. Es muß eine schon existierende Weltmacht sein, die am Tag des Herrn eine wichtige Rolle übernimmt.
26. (a) Was ist unter dem zweihörnigen wilden Tier zu verstehen, und mit welchem Teil des ursprünglichen wilden Tieres wird es identifiziert? (b) In welchem Sinne sind die Hörner des zweihörnigen Tieres „gleich einem Lamm“, und wieso redet es „wie ein Drache“? (c) Was beten nationalistisch denkende Personen in Wirklichkeit an, und womit wird der Nationalismus verglichen? (Siehe Fußnote.)
26 Was kann damit gemeint sein? Die anglo-amerikanische Weltmacht — dieselbe, die durch den siebten Kopf des ersten wilden Tieres dargestellt wird, allerdings in einer besonderen Rolle. Dadurch, daß dieses Tier in der Vision als wildes Tier allein erscheint, erkennen wir sein unabhängiges Handeln auf der Weltbühne um so deutlicher. Dieses sinnbildliche zweihörnige wilde Tier besteht aus zwei gleichzeitig existierenden unabhängigen, aber zusammenarbeitenden politischen Mächten. Seine zwei Hörner „gleich einem Lamm“ erwecken den Anschein, als ob es sanft und harmlos sei und eine fortschrittliche Regierung habe, der sich die ganze Welt zuwenden sollte. Es redet aber „wie ein Drache“, insofern als es überall Druck, Drohungen und sogar Gewalt anwendet, wo sein Regierungsmodell nicht akzeptiert wird. Es ermuntert nicht zur Unterwerfung unter Gottes Königreich, die Herrschaft des Lammes Gottes, sondern fordert zur Unterstützung der Interessen Satans, des großen Drachen, auf. Es fördert nationalistische Streitigkeiten und Haßgefühle, was in Wirklichkeit der Anbetung des ersten wilden Tieres gleichkommt.c
27. (a) Welche Einstellung des zweihörnigen wilden Tieres wird dadurch angedeutet, daß es Feuer vom Himmel herabkommen läßt? (b) Als was betrachten viele Menschen das neuzeitliche Gegenstück des zweihörnigen wilden Tieres?
27 Das zweihörnige wilde Tier tut große Zeichen, ja es läßt sogar Feuer vom Himmel herabkommen. (Vergleiche Matthäus 7:21-23.) Dieses zuletzt erwähnte Zeichen erinnert uns an Elia, den Propheten Gottes, der sich auf einen Wettstreit mit den Propheten des Baal einließ. Als er mit Erfolg im Namen Jehovas Feuer vom Himmel herabrief, stand außer allem Zweifel fest, daß er im Gegensatz zu den Baalspropheten ein wahrer Prophet war (1. Könige 18:21-40). Das zweihörnige wilde Tier glaubt wie jene Baalspropheten die nötigen Merkmale eines Propheten zu haben (Offenbarung 13:14, 15; 19:20). Es behauptet, in zwei Weltkriegen die Mächte des Bösen besiegt zu haben, und war siegreich gegen den sogenannten gottlosen Kommunismus. Viele sehen in dem neuzeitlichen Gegenstück des zweihörnigen wilden Tieres tatsächlich einen Hüter der Freiheit und eine Quelle materiellen Wohlstands.
Das Bild des wilden Tieres
28. Wie zeigt Johannes, daß das zweihörnige wilde Tier nicht so harmlos ist, wie es seine Hörner, die denen eines Lammes gleichen, andeuten könnten?
28 Ist dieses zweihörnige wilde Tier so harmlos, wie es seine Hörner, die denen eines Lammes gleichen, andeuten könnten? Johannes sagt weiter: „Und es führt die irre, die auf der Erde wohnen, durch die Zeichen, die ihm vor dem wilden Tier zu tun gewährt wurde, während es die, die auf der Erde wohnen, beredet, dem wilden Tier, das den Schwertstreich empfangen hatte und dennoch wieder lebte, ein Bild zu machen. Und es wurde ihm gewährt, dem Bild des wilden Tieres Odem zu geben, damit das Bild des wilden Tieres sowohl rede als auch veranlasse, daß alle, die das Bild des wilden Tieres nicht auf irgendeine Weise anbeteten, getötet würden“ (Offenbarung 13:14, 15).
29. (a) Welchem Zweck sollte das Bild des wilden Tieres dienen, und wann wurde dieses Bild angefertigt? (b) Warum ist das Bild des wilden Tieres keine leblose Statue?
29 Was ist unter diesem „Bild des wilden Tieres“ zu verstehen, und welchem Zweck dient es? Es soll die Anbetung des siebenköpfigen wilden Tieres, von dem es ein Bild ist, fördern, um so das wilde Tier am Dasein zu erhalten. Dieses Bild wird angefertigt, nachdem das siebenköpfige wilde Tier von seinem Schwertstreich wiederhergestellt ist, also nach dem Ende des Ersten Weltkrieges. Es ist keine leblose Statue wie das Bild, das Nebukadnezar in der Ebene Dura aufrichtete (Daniel 3:1). Das zweihörnige wilde Tier haucht diesem Bild Lebensodem ein, so daß es lebt und seine Rolle in der Weltgeschichte spielen kann.
30, 31. (a) Was wird durch die geschichtliche Entwicklung als dieses Bild gekennzeichnet? (b) Ist irgend jemand getötet worden, weil er sich weigerte, dieses Bild anzubeten? Erkläre es.
30 Die geschichtliche Entwicklung läßt erkennen, daß dieses Bild die von Großbritannien und den Vereinigten Staaten beantragte, befürwortete und unterstützte Organisation ist, die anfänglich als Völkerbund bekannt war. In Offenbarung, Kapitel 17 erscheint es unter einem anderen Symbol: als ein lebendiges, atmendes scharlachfarbenes wildes Tier, das selbständig existiert. Diese internationale Vereinigung „redet“ in dem Sinne, daß sie kühn behauptet, allein in der Lage zu sein, für die Menschheit Frieden und Sicherheit herbeizuführen. In Wirklichkeit ist sie aber für ihre Mitgliednationen zu einem Forum geworden, vor dem man sich in Tiraden ergeht und sich beschimpft. Völkern und Nationen, die sich ihrer Gewalt nicht beugen, droht sie mit Boykott oder anderen Maßnahmen, durch die ihnen sozusagen die Lebensader durchgeschnitten wird. Der Völkerbund hat Staaten, die nicht an seinen Ideologien festgehalten haben, sogar ausgeschlossen. Zu Beginn der großen Drangsal werden militaristische „Hörner“ dieses Bildes des wilden Tieres eine Verwüstung herbeiführen (Offenbarung 7:14; 17:8, 16).
31 Seit dem Zweiten Weltkrieg hat das Bild des wilden Tieres in Form der Organisation der Vereinten Nationen bereits buchstäblich getötet. Im Jahre 1950 beteiligte sich zum Beispiel eine UN-Truppe an dem Krieg zwischen Nord- und Südkorea. Die UN-Streitkräfte und die Südkoreaner töteten gemeinsam schätzungsweise 1 420 000 Nordkoreaner und Chinesen. In den Jahren 1960 bis 1964 waren UN-Truppen im Kongo (jetzt Zaire) im Einsatz. Weltführer — unter anderem auch die Päpste Paul VI. und Johannes Paul II. — haben wiederholt beteuert, dieses Bild sei des Menschen letzte und sicherste Hoffnung auf Frieden, und wenn die Menschheit ihm nicht diene, werde sie sich selbst zerstören. So veranlassen sie, daß alle, die sich weigern, dem Bild zuzustimmen und es anzubeten, in übertragenem Sinn getötet werden (5. Mose 5:8, 9).
Das Kennzeichen des wilden Tieres
32. Mit welchen Worten beschreibt Johannes, wie Satan die politischen Bestandteile seiner sichtbaren Organisation geschickt gebraucht, um die Übriggebliebenen des Samens der Frau Gottes Leiden auszusetzen?
32 Als nächstes sieht Johannes, wie Satan die politischen Bestandteile seiner sichtbaren Organisation geschickt gebraucht, um die Übriggebliebenen des Samens der Frau Gottes einem Höchstmaß an Leiden auszusetzen (1. Mose 3:15). Er nimmt die Beschreibung des „wilden Tieres“ mit den Worten wieder auf: „Und es übt auf alle Menschen einen Zwang aus, auf die Kleinen und die Großen und die Reichen und die Armen und die Freien und die Sklaven, daß man diesen an ihrer rechten Hand oder auf ihrer Stirn ein Kennzeichen anbringe und daß niemand kaufen oder verkaufen könne, ausgenommen jemand, der das Kennzeichen hat, den Namen des wilden Tieres oder die Zahl seines Namens. Hier kommt es auf Weisheit an: Wer Verstand hat, berechne die Zahl des wilden Tieres, denn sie ist eines Menschen Zahl; und seine Zahl ist sechshundertsechsundsechzig“ (Offenbarung 13:16-18).
33. (a) Welchen Namen hat das wilde Tier? (b) Womit ist die Zahl Sechs verbunden? Erkläre es.
33 Das wilde Tier hat einen Namen, und dieser Name ist eine Zahl: 666. Die Zahl Sechs ist mit Jehovas Feinden verbunden. Ein Philister von den Rephaim war „von außergewöhnlicher Größe“ und hatte „je sechs Finger und Zehen“ (1. Chronika 20:6). König Nebukadnezar richtete ein goldenes Bild auf, das 6 Ellen breit und 60 Ellen hoch war, um seine politischen Beamten in der Anbetung zu vereinen. Als sich Gottes Diener weigerten, das Bild aus Gold anzubeten, ließ der König sie in einen Feuerofen werfen (Daniel 3:1-23). Die Zahl Sechs bleibt mit einem Zahlenwert unter der Zahl Sieben, die von Gottes Standpunkt aus für Vollständigkeit steht. Die dreifache Sechs stellt daher offenkundige Unvollkommenheit dar.
34. (a) Was wird dadurch angezeigt, daß die Zahl des wilden Tieres „eines Menschen Zahl“ ist? (b) Warum ist die Zahl 666 ein passender Name für Satans politisches Weltsystem?
34 Ein Name bezeichnet eine Person. Inwiefern kennzeichnet diese Zahl das Tier? Johannes sagt, sie sei „eines Menschen Zahl“, nicht die einer Geistperson; der Name ist somit eine Bestätigung dafür, daß das wilde Tier irdisch ist, ein Symbol der Menschenherrschaft. Die Zahl 666 (die Zahl Sechs bis zur dritten Steigerungsstufe) ist ein passender Name für das gewaltige politische Weltsystem, denn ebenso wie die Zahl Sechs nicht an die Sieben heranreicht, entspricht auch das Weltsystem bei weitem nicht dem göttlichen Maßstab für Vollkommenheit. Unter der Namenszahl 666 hat das politische wilde Tier die höchste Gewalt inne, während Politik, Religion und Hochfinanz es als Bedrücker der Menschheit und als Verfolger des Volkes Gottes funktionstüchtig erhalten.
35. Was bedeutet es, mit dem Namen des wilden Tieres auf der Stirn oder an der rechten Hand gekennzeichnet zu sein?
35 Was bedeutet es, auf der Stirn oder an der rechten Hand mit dem Namen des wilden Tieres gekennzeichnet zu sein? Als Jehova den Israeliten das Gesetz gab, sagte er zu ihnen: „Ihr sollt diese meine Worte auf euer Herz und eure Seele legen und sie als ein Zeichen auf eure Hand binden, und sie sollen als ein Stirnband zwischen euren Augen dienen“ (5. Mose 11:18). Das bedeutete, daß die Israeliten das Gesetz ständig vor Augen haben sollten, damit es alle ihre Taten und Gedanken beeinflußte. Von den 144 000 Gesalbten wird gesagt, sie hätten den Namen Jesu und den Namen seines Vaters an ihrer Stirn geschrieben. Das kennzeichnet sie als Personen, die Jehova Gott und Jesus Christus gehören (Offenbarung 14:1). Satan gebraucht als Nachahmung das dämonische Kennzeichen des wilden Tieres. Wer sich mit alltäglichen Dingen beschäftigt wie mit Kaufen oder Verkaufen, wird unter Druck gesetzt, alles so zu tun, wie das wilde Tier es tut, beispielsweise gewisse Feiertage einzuhalten. Es wird von jedermann erwartet, daß er das wilde Tier anbetet, sich von ihm beherrschen läßt und so dessen Kennzeichen empfängt.
36. Was für Schwierigkeiten haben diejenigen, die sich weigern, das Kennzeichen des wilden Tieres anzunehmen?
36 Diejenigen, die sich weigern, das Kennzeichen des wilden Tieres anzunehmen, haben immer wieder Schwierigkeiten gehabt. In den 30er Jahren zum Beispiel mußten sie viele Rechtsfälle durchkämpfen, wurden von Pöbelhaufen angegriffen und anderswie verfolgt. In totalitären Staaten brachte man sie in Konzentrationslager, und viele starben dort. Seit dem Zweiten Weltkrieg haben unzählige junge Männer lange Gefängnisstrafen verbüßt und sind zum Teil sogar gefoltert und getötet worden, weil sie sich weigerten, ihre christliche neutrale Haltung aufzugeben. In anderen Ländern ist es Christen heute buchstäblich unmöglich, zu kaufen oder zu verkaufen; einigen ist der Besitz von Grund und Boden verwehrt; andere werden vergewaltigt, ermordet oder aus ihrer Heimat vertrieben. Warum? Weil sie es mit gutem Gewissen ablehnen, eine Parteikarte zu kaufen (Johannes 17:16).d
37, 38. (a) Warum ist das Leben für Personen, die sich weigern, das Kennzeichen des wilden Tieres anzunehmen, schwierig geworden? (b) Wer bewahrt die Lauterkeit, und wozu sind sie entschlossen?
37 In manchen Gegenden ist die Religion so eng mit dem öffentlichen Leben verknüpft, daß jemand, der für die biblische Wahrheit eintritt, von seinen Angehörigen und von früheren Freunden verstoßen wird. Unter solchen Umständen auszuharren erfordert einen starken Glauben (Matthäus 10:36-38; 17:22). In einer Welt, in der die Mehrheit den materiellen Reichtum zu ihrem Gott gemacht hat und Unehrlichkeit an der Tagesordnung ist, müssen wahre Christen oft rückhaltlos auf die Unterstützung Jehovas vertrauen, um ein rechtschaffenes Leben führen zu können (Psalm 11:7; Hebräer 13:18). Das Leben in einer von Unmoral überfluteten Welt erfordert von jemandem, der sittlich rein bleiben möchte, eine absolut entschiedene Haltung. Kranke Christen werden von Ärzten und Krankenschwestern oft unter Druck gesetzt, Gottes Gesetz über die Heiligkeit des Blutes zu verletzen; sie müssen sich sogar gegen Gerichtsentscheide wehren, die mit ihrem Glauben im Widerspruch stehen (Apostelgeschichte 15:28, 29; 1. Petrus 4:3, 4). Bei der ständig zunehmenden Arbeitslosigkeit wird es für einen wahren Christen auch immer schwieriger, eine Arbeit zu finden, die von ihm nicht verlangt, daß er seine Lauterkeit gegenüber Gott aufgibt (Micha 4:3, 5).
38 Ja, es ist für alle, die das Kennzeichen des wilden Tieres nicht haben, schwierig geworden, in dieser Welt zu leben. Daß die Übriggebliebenen des Samens der Frau und die über sechs Millionen Angehörigen der großen Volksmenge ihre Lauterkeit trotz aller Bemühungen, sie zur Übertretung der Gesetze Gottes zu veranlassen, bewahren, ist ein hervorragender Beweis der Macht und des Segens Jehovas (Offenbarung 7:9). Mögen wir alle weiterhin auf der ganzen Erde gemeinsam Jehova und seine gerechten Wege verherrlichen und uns weigern, das Kennzeichen des wilden Tieres anzunehmen (Psalm 34:1-3).
[Fußnoten]
a Weitere Einzelheiten sind auf Seite 165—179 des Buches Die Prophezeiung Daniels — Achte darauf!, herausgegeben von Jehovas Zeugen, zu finden.
b The Interpretation of St. John’s Revelation, R. C. H. Lenski, Seite 390, 391.
c Kommentatoren haben festgestellt, daß der Nationalismus in Wirklichkeit eine Religion ist. Nationalistisch denkende Personen beten daher den Teil des wilden Tieres an, durch den das Land vertreten wird, in dem sie leben. Über den Nationalismus in den Vereinigten Staaten lesen wir: „Der Nationalismus, als Religion betrachtet, hat mit anderen großen Religionssystemen der Vergangenheit vieles gemeinsam ... Der moderne religiöse Nationalist fühlt sich bewußt abhängig von seinem eigenen nationalen Gotte. Er fühlt, daß er seiner mächtigen Hilfe bedarf. Er erkennt in ihm die Quelle seiner eigenen Vollkommenheit und seines Glückes. Ihm unterwirft er sich in strengreligiösem Sinne ... Die Nation wird als ewig begriffen, und der Tod ihrer treuen Söhne erhöht nur ihren unsterblichen Ruf und Ruhm“ (Carlton I. Hayes, Nationalismus, übersetzt von J. F. Friedlaender, S. 95, 96).
d Siehe zum Beispiel die Wachtturm-Ausgaben vom 1. Dezember 1971, S. 712; 15. September 1974, S. 565; 1. September 1975, S. 533; 1. Mai 1979, S. 23; 15. September 1979, S. 20; 15. August 1980, S. 10.
[Bild auf Seite 195]
Es wurde ihm gewährt, dem Bild des wilden Tieres Odem zu geben