Alkoholmißbrauch gefährdet Jugendliche
WUSSTEST du, daß zwanzig Prozent der Fünfzehn- bis Siebzehnjährigen in der Bundesrepublik „fast täglich“ zu harten alkoholischen Getränken greifen? Von den Dreizehnjährigen trinken 24 Prozent regelmäßig Bier und Wein, von den Vierzehnjährigen 42 und von den Sechzehnjährigen 53 Prozent. Eine Umfrage unter hunderttausend Hamburger Schülern ergab, daß jeder dritte Schüler und jede fünfte Schülerin aufwärts von Klasse acht bekannte, mindestens einmal in zwei Monaten volltrunken gewesen zu sein. Dreitausend Schüler gaben zu, mehr als fünfmal binnen zwei Monaten betrunken gewesen zu sein, wie Der Spiegel (19. Dezember 1974) in einer Titelgeschichte berichtete.
Der Experte Werner Holzgreve meinte, daß „unsere Gesellschaft ganz offensichtlich für süchtiges Verhalten immer anfälliger und immer früher anfällig wird“. Don Phelps, Vorsitzender des amerikanischen „Instituts für Alkoholmißbrauch und Alkoholismus“, berichtete, daß bei einer Umfrage 50 Prozent der 18- bis 21jährigen zugaben, unter Alkoholeinfluß mit dem Auto gefahren zu sein. Und er erklärte: „Immer mehr wenden sich gleichzeitig Drogen und dem Alkohol zu. ... Dann führen sie sich eine Überdosis von beiden Arten Drogen zu statt nur von einer.“
Alkohol wird als die „Droge Nr. 1“ in der Bundesrepublik und in den USA bezeichnet. Er gefährdet auch Jugendliche anderer Länder. Frankreich hat schon lange ernsthafte Probleme wegen des Alkoholismus unter Kindern.
Wenn sich Jugendliche ans Steuer setzen, nachdem sie Alkohol getrunken haben, steigen die Gefahren erheblich. Zum Beispiel stellte ein Soziologe fest, daß sich in London (Ontario, Kanada) Autounfälle unter 18- und 19jährigen männlichen Jugendlichen, die Alkohol getrunken hatten, mehr als verdreifacht hatten, nachdem im Jahre 1971 das gesetzliche Alter für die Trinkerlaubnis auf achtzehn Jahre gesenkt worden war.
In England steigen viele Teenager von Narkotika auf Alkohol um. Warum? Weil sie nicht die extrem hohen Preise bezahlen können, die Drogenhändler verlangen. Marcus Grant, Direktor des Londoner Erziehungszentrums für Alkoholiker, sagt: „Sobald sie 18 sind und die gesetzliche Erlaubnis haben, ein britisches Bierlokal zu betreten, befinden sich viele auf dem Weg, regelrechte Alkoholiker zu werden.“
Denke aber nicht, daß Alkoholmißbrauch unter jungen Menschen nur Teenager gefährdet. Weit davon entfernt! Schwere Fälle von Alkoholismus hat man schon unter Kindern von neun bis zwölf Jahren festgestellt. Nimm das Beispiel eines neunzehnjährigen Mädchens. Als es anfing zu trinken, war es elf. „Ich trank auf dem Schulweg und nahm ihn [den Branntwein] in einer Babyflasche mit, so daß ich den ganzen Tag daran nippen konnte“, gibt sie zu. In der Bundesrepublik sind mindestens 100 000 Jugendliche und Kinder dem Alkohol verfallen.
Schüler nehmen Alkohol sogar in die Schule mit. Einige Jugendliche schwänzen Unterrichtsstunden, um alkoholische Getränke zu trinken, die sie gestohlen haben oder die ältere Personen für sie gekauft haben. Andere Schüler trinken während der Pausen, bei Sportveranstaltungen oder nach anstrengenden Klassenarbeiten. Über Klassenfeiern berichtete der Pädagoge Rolf Harten: „Es häuften sich im Laufe dieses Jahres die Berichte von Lehrern, deren Klassenfeiern aufgrund von Alkohol-Exzessen scheiterten.“ Ein anderer Pädagoge sagte: „So etwas wie dieses Jahr habe ich noch nicht erlebt. Sie trinken, als gäbe es kein Morgen.“
Die Folgen
Einige Jugendliche mögen denken, es sei doch nicht schlimm, daß sie Alkohol trinken. Auch vielen Eltern scheint es nichts auszumachen. Don Samuels, ein Mitarbeiter der Drogenaufklärung, erklärte: „Wenn wir Eltern berichten, daß sich ihr Sohn ungebührlich benimmt und nach Alkohol riecht, ist die Reaktion oft: ,Gott sei Dank! Ich dachte schon, er nimmt Drogen.‘“ Doch Dr. Morris E. Chafetz bezeichnete den Alkohol als „die zerstörerischste und am häufigsten mißbrauchte Droge“. Ist Alkohol wirklich so gefährlich?
„Schon kleine Mengen Alkohol im Blut wirken dämpfend auf das Nervensystem, und Konzentrationen von vier Promille und mehr verursachen Koma und Tod“, schrieb Michael P. Acker, M. A. (The Wets and The Drys, Drinking—What Are The Risks?). Unter anderem schrieb er:
„In bescheidenen Mengen und in geringer Konzentration genossen, steigert Alkohol das Verlangen nach Nahrung, regt den Fluß der Verdauungssäfte an und fördert die Verdauung. Große Mengen Alkohol in hoher Konzentration können zu Verdauungsstörungen führen. Bei Alkoholvergiftung hört die Verdauung häufig auf, und der Betrunkene übergibt sich ...
Schon kleine Mengen Alkohol im Blut beeinträchtigen das Sehvermögen, das Urteilsvermögen, die Vorsicht sowie die Beherrschung der Muskeln. Große Mengen Alkohol beeinträchtigen die Fähigkeiten der Sinnesorgane und des Geistes beträchtlich und blockieren sie sogar. Wenn das Urteils- und Unterscheidungsvermögen beeinträchtigt wird, mag der Trinkende mit einer gewissen Freiheit handeln, so daß man den Eindruck erhält, er sei angeregt worden. In Wirklichkeit werden die Funktionen der höheren Gehirnzentren eher gedämpft als angeregt. Das alkoholische ,high‘ ist die Folge der Hochstimmung, die durch herabgesetzte Hemmungen und beeinträchtigtes Urteilsvermögen hervorgerufen wird.“
Interessanterweise sagt die Bibel: „Wein ist ein Spötter, berauschendes Getränk ist ungestüm, und jeder, der davon irregeht, ist nicht weise“ (Spr. 20:1). Das bedeutet nicht, daß Wein an sich ein „Spötter“ ist, doch wenn man sich damit betrinkt, hat er schädliche Folgen. Er beeinträchtigt die Gehirnfunktionen des unbeherrschten Trinkers, und dadurch setzt sich dieser dem Spott anderer aus.
Vernünftige Jugendliche sehen im Alkoholmißbrauch nicht etwas Harmloses, und sie zucken nicht mit den Schultern und sagen: „Was macht es schon?“ Die Gefahren des übermäßigen Alkoholgenusses für Körper und Geist sind allgemein bekannt.
Selbst Trinker mögen erkennen, daß die Situation gefährlich werden kann. Ein Jugendlicher in Los Angeles (Kalifornien) gab zu: „Mit 9 fing ich an zu saufen. ... Mit 15 hörte ich auf. Warum? Weil ich im Sterben lag.“ Er fährt fort:
„Jahrelang war ich die meiste Zeit betrunken. In den letzten acht Monaten, bevor ich Hilfe suchte, hielt ich mich immer in meinem verdunkelten Zimmer auf, außer um mir Alkohol zu besorgen. Gegen Ende dieser Zeit aß ich wochenlang nichts; ich starrte einfach ins Fernsehen und trank, bis ich bewußtlos wurde. Meine Mutter brachte mir etwas zu essen. Ich ließ es auf dem Boden liegen. Ich hörte, wie sich die Küchenschaben darum balgten. Ich war schwach.
Eines Tages wußte ich dann, daß ich mich entscheiden mußte: mit Trinken aufzuhören, wahnsinnig zu werden oder zu sterben.“
Die Ursachen bekämpfen
Warum sind so viele Jugendliche durch den Alkoholmißbrauch gefährdet? Es gibt viele Gründe. Beachte einige der hauptsächlichen Faktoren und was man dagegen tun kann.
Vielerorts ist es allgemein üblich geworden, alkoholische Getränke zu trinken. Jugendliche sehen, wie Erwachsene zu Hause, im Restaurant und anderswo trinken. Franz Vogt, Leiter einer „Arbeitsgruppe zur Bekämpfung des Drogen- und Rauschmittelmißbrauchs“, sagte diesbezüglich: „Das Vorbild der Eltern spielt eine ganz entscheidende Rolle. Die Kinder machen nicht nur das Trinken als solches nach, sondern sie imitieren den ganzen Vorgang, die Art von Alkohol, die Mengen und die Schnelligkeit.“ Vielleicht hast du Kinder. Dann solltest du einmal ernsthaft darüber nachdenken, welche Rolle der Alkohol bei dir zu Hause spielt. Deine Kinder werden wahrscheinlich deinem Beispiel folgen. Gibst du ihnen ein gutes Beispiel? In einigen Ländern ist es Eltern sogar gesetzlich verboten, minderjährigen Kindern alkoholische Getränke zu geben.
Bist du ein Jugendlicher? Nun, möglicherweise werden dich andere Jugendliche aufziehen oder sich über dich lustig machen, wenn du nicht mit ihnen Alkohol trinkst. Sie mögen sagen, daß du nicht reif und stark bist, wenn du nicht eine Menge Bier, Wein oder Branntwein vertragen kannst. Aber überlege einmal. Was ist in Wirklichkeit leichter: mit der Menge zu trinken oder nein zu sagen? Wer ist stärker: derjenige, dessen Mut immer mehr nachläßt, oder derjenige, der genug Verstand hat, um nein zu sagen? Die Antwort ist doch offensichtlich, oder nicht?
Es ist eine Tatsache, daß jemand, der Alkoholmißbrauch treibt, keine Reife verrät. „Der Alkoholiker zieht sich physisch und psychologisch aus der Welt der Erwachsenen in die Welt eines Kleinkindes zurück“, meint Dr. Giorgio Lolli und fügt hinzu: „Seine Auffassungskraft und sein Wahrnehmungsvermögen lassen erheblich nach. Wie ein Kleinkind wird er hilflos und benötigt Fürsorge wie ein Säugling.“
Warum möchten andere Jugendliche überhaupt, daß du dich betrinkst? Vielleicht hoffen sie, sich über dich lustig machen zu können, wenn du dummes Zeug redest, torkelst und hinfällst oder sonstwie die Kontrolle über dich verlierst. Dann mögen sie lachen und dich grausam behandeln. Möchtest du das?
Wenn du betrunken bist, mag dir so schlecht werden, daß du dich übergibst. Meinst du, die anderen Jugendlichen würden dir helfen? Oder würden sie dich in deinem Zustand allein lassen? Das wäre kein angenehmer Gedanke, nicht wahr? Nun, möchtest du das?
Nehmen wir an, du bist ein junges Mädchen und andere Jugendliche machen dich betrunken. Wenn du wieder zu dir kommst, wirst du dich wahrscheinlich entehrt fühlen. Doch was, wenn sie unsittliche Absichten hatten? Wenn du deine Hemmungen verlierst und vielleicht sogar hilflos wirst, könnte es passieren, daß du dich dem Geschlechtsverkehr hingibst, und das könnte dein Leben ruinieren. Möchtest du, daß das geschieht?
Es ist weise, über die möglichen Folgen nachzudenken. Eltern, bemüht euch, festzustellen, ob eure Kinder Probleme mit dem Alkohol haben. Sprecht mit ihnen freundlich darüber. Wenn sie sich in schlechter Gesellschaft befinden, dann verlangt von ihnen, eine Änderung vorzunehmen. Und ihr Jugendlichen, sprecht offen mit euren Eltern oder Erziehungsberechtigten über diese Dinge. Tut etwas, um den Gefahren des Alkoholmißbrauchs zu entgehen!