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  • Die Herkunft der Spielkarten
  • Erwachet! 1978
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Erwachet! 1978
g78 8. 12. S. 10-12

Die Herkunft der Spielkarten

„MÖCHTE jemand Karten spielen?“ ist eine Frage, die man überall versteht, da die Spielkarten international sind und sich ihre Verbreitung von Norden nach Süden und von Osten nach Westen über die ganze Erde erstreckt. Von den einsamen Vorposten an den Polen bis zu den dampfenden Dschungeln am Äquator − überall findet man Spielkarten. Interessanterweise haben Karten einen beträchtlichen Einfluß auf den öffentlichen und privaten Bereich der menschlichen Gesellschaft. So manche Entscheidung, ob erfolgreich oder weniger erfolgreich, wird mit Hilfe von Spielkarten getroffen. Beim Aufdecken einer Karte sind schon Vermögen gewonnen oder verloren worden.

Wieso erfreuen sich die Karten einer solchen Beliebtheit und sind ein so weit verbreiteter Zeitvertreib? Wollen wir einige Fakten betrachten!

Als erstes seien Abmessungen und Handlichkeit der Karten erwähnt. Die heute üblichen Kartenspiele beanspruchen wenig Platz zum Aufbewahren und wiegen nicht viel. Ein weiterer Vorteil hat mit der Anzahl der erforderlichen Spieler zu tun. Es gibt Solitärspiele, die über viele einsame Stunden hinweghelfen und ein willkommener Zeitvertreib für Personen sein können, die notgedrungen lange Zeit allein sind. Da die Kartenspiele eine weite Verbreitung haben, findet man gewöhnlich leicht einen Mitspieler, ob alt oder jung.

An dieser Stelle magst du dich mit Recht fragen: „Wo nahm dieser beliebte Zeitvertreib seinen Anfang? Wer erfand ihn, und wann? Hat er schon immer in der gegenwärtigen Form bestanden?“ Das sind interessante Fragen. Wollen wir sie untersuchen?

Laut The New Funk & Wagnalls Encyclopedia sind die Spielkarten um 800 u. Z. in Hindustan entstanden, wobei König, Dame und Bube der mittelalterlichen Gesellschaftsordnung entstammen. In einem chinesischen Lexikon von 1678 u. Z. steht, daß sie 1120 v. u. Z. für die Konkubinen des Seun-Ho zum Zeitvertreib geschaffen wurden. Nach der Auffassung einiger Altertumsforscher wurden in Europa die Spielkarten von den eindringenden Sarazenen eingeführt, die 711 u. Z. über das Mittelmeer kamen. Andere behaupten, daß die Kreuzfahrer die Spielkarten aus dem Osten mitgebracht haben. Wie man allerdings ziemlich übereinstimmend sagt, waren die Karten in Europa nicht vor dem frühen 15. Jahrhundert im allgemeinen Gebrauch. Einige Forscher denken, daß die Spielkarten in der gleichen Weise ihren Weg von Osten nach Westen gefunden haben wie das Schachspiel, nämlich mit den Zigeunern. Interessanterweise wurde Schach vielerorts in Verbindung mit Karten gespielt. In der Neuen Welt, in Amerika, wurden die Karten von den Spaniern eingeführt, als Cortez Mexiko eroberte. König Montezuma beobachtete mit Vergnügen die spanischen Soldaten beim Kartenspielen.

Jetzt müßtest du zu der Schlußfolgerung gelangt sein, daß über die Herkunft von Karten große Uneinigkeit besteht, wenn es um genaue Angaben über Zeit und Gebiet geht. Doch ungeachtet der Meinungsunterschiede entstand das Kartenspiel offenbar im Osten. Man hat eine bemerkenswerte Ähnlichkeit zwischen dem ersten chinesischen Papiergeld der Tangzeit und den chinesischen Spielkarten festgestellt.

Entwicklung im Mittelalter

Ganz gleich, inwieweit die Zigeuner daran beteiligt waren, die Spielkarten in den Westen einzuführen, bleibt die interessante Feststellung, daß sie sie hauptsächlich zum Kartenlegen, also zum Wahrsagen, verwendeten. Heute gebraucht man Karten ebenfalls für diesen Zweck. Das Tarock bestand ursprünglich aus 78 Kartenblättern und hatte im Gegensatz zu heute weder Farben noch Zahlen oder Augen. Im 14. Jahrhundert wurden in Europa Zahlen und Augen eingeführt, und man verwendete alle 78 Karten einschließlich 22 Bildkarten. Die 22 Atoutkarten oder besonderen Bildkarten wurden zum Kartenlegen benutzt. Sie stellten sinnbildlich die materiellen Kräfte und die Naturelemente sowie Tugenden und Laster dar. Ein solches Bild zeigte beispielsweise einen König mit einem Stern in der Hand, den Tod mit einem Kardinalshut und einem Umhang, zwei Amoretten, einen Buben mit Münzen oder Märchengestalten. Sogar Sprichwörter wurden illustriert.

Eine dieser besonderen Karten war als Narr oder Joker bekannt. Sie übte auf den Ausgang des Wahrsagens einen starken Einfluß aus, da sie dazu diente, die Bedeutung der benachbarten Karte zu verstärken oder zu vervielfachen. Wurde Glück angedeutet und kam der Narr als nächstes, dann wurde das Glück vermutlich vervielfacht. Wenn dagegen eine schlechte Nachricht angedeutet wurde, wurde sie durch den Joker verstärkt, so daß jegliche gute Nachricht, die vielleicht während der Sitzung vorausgesagt wurde, überschattet wurde.

Die restlichen 56 Karten wurden in 4 Farben aufgeteilt: Becher, Münzen, Schwerter und Stäbe. Sie vertraten alle Gesellschaftsklassen. Becher oder Vasen stellten die Geistlichkeit oder Obrigkeit dar. Die Münzen standen für die Kaufleute, die Schwerter eindeutig für die Kriegsleute und der Stab schließlich für den Bauern oder Arbeiter. Jede Farbe hatte vier Figurenkarten, nämlich König, Wesir, Reiter und Bube, und außerdem 10 Zahlenkarten. Die vier Figurenkarten stellten verschiedene Autoritätsgrade oder -stufen dar. Der König beispielsweise war der oberste Herrscher, der Wesir ein hoher Beamter, der Reiter ein Militärbefehlshaber (Oberbefehlshaber oder General) und der Bube schließlich ein Führer im Volke. Durch die vier Farben waren annähernd alle Klassen der menschlichen Gesellschaftsordnung, der mittelalterlichen und der neuzeitlichen, vertreten, die alle miteinander im Wettstreit standen und sich in ihrem Bemühen, an die Spitze zu gelangen, gegenseitig ausspielten.

Man kann deutlich eine Ähnlichkeit zwischen dem Kartenspiel und Vorgängen in der menschlichen Gesellschaft feststellen. Jeder Spieler bekam 14 gemischte Karten, durch die vielleicht einige Händler (Münzen), einige Bauern (Stäbe), einige Kriegsleute (Schwerter), einige Herrscher (Becher) und — was bessere Gewinnchancen bedeutete — möglicherweise ein König (oberster Herrscher) und ein Reiter (Militärbefehlshaber) dargestellt wurden. Um gewinnen zu können, mußte er das Menschenpotential, das die Karten versinnbildlichten, geschickt einsetzen.

Neuzeitliche Entwicklung

In der Encyclopædia Britannica wird gezeigt, daß Einzelheiten in der Aufmachung und Anzahl der verwendeten Karten voneinander abwichen. Bei den Angelsachsen hatte das Spiel 52 Karten, 4 Farben mit je 13 Karten. In Italien waren es 36 und in Deutschland anfänglich nur 32 Karten. Wie die ersten portugiesischen Missionare feststellten, bestand in China ein Spiel aus 30 Karten — 3 Farben mit je 9 und außerdem 3 übergeordnete Karten. Der jetzt übliche französische Satz mit 52 Karten ergab sich aus der Kartenzahl des Tarocks. Erfordert ein Spiel weniger Karten, dann legt man vom normalen Satz ein paar beiseite.

Zahllos sind die Motive, die man bisher in den verschiedenen Ländern auf den Kartenvorderseiten abgebildet hat — Reiter, Elefanten, Falken, Schellen, Blumen, Vögel und viele andere. Die Karten, die 1848 in New York, also in der Neuen Welt, hergestellt wurden, hatten keine Könige, Königinnen oder Buben. Statt dessen war George Washington Präsident für Herz, John Adams für Karo, Benjamin Franklin für Kreuz und Lafayette für Pik. An die Stelle von Königinnen traten die Göttinnen Venus, Fortuna, Ceres und Minerva. Die Buben wurden durch Indianerhäuptlinge ersetzt.

Anfangs wurden die Karten mit Holzschnitten gedruckt und waren handgemalt. Im 15. Jahrhundert hingegen wurde die Erfindung des Kupferstichs für Spielkarten vervollkommnet, so daß sich das Handmalen erübrigte. Unsere heutigen vier Farben stammen aus dem Frankreich des 16. Jahrhunderts. Das als „Kreuz“ bezeichnete Kleeblatt hieß in Frankreich Trèfle. „Pik“ kommt von Pique. Die dritte Farbe nannte man Cœur, zu deutsch „Herz“. Carreau war die vierte Farbe und wird mit „Karo“ übersetzt.

Die Abmessungen moderner Spielkarten, 10 × 5,7 cm, sind auch vom französischen Muster abgeleitet, während die chinesischen Spielkarten lang und schmal und die indischen rund waren. Die bereits erwähnte enge Verbindung zwischen Schach und Spielkarten erkennt man wieder an den zwei Farbtönen Rot und Schwarz, die bei den vier Farben vorherrschen.

Ein Merkmal, dem die Spielkarten ihre große Beliebtheit zu verdanken haben, ist die Vielfalt der Spiele und die veränderliche Zahl der Mitspieler, denn man kann entweder einen einfachen oder einen doppelten Satz verwenden, wobei jedes Spiel seine eigenen Regeln hat. Die meisten der früher üblichen Spiele sind heute unbekannt, und ihre Bezeichnungen findet man nur noch in antiquarischen Büchern. Spiele des 18. und 19. Jahrhunderts wie Pikett und Lomber haben sich bis heute am Leben erhalten. Man kann die gegenwärtig bekannten Kartenspiele in vier Gruppen einteilen (mit einigen Beispielen): 1. Kartenglücksspiele — Poker, Pharao, Vingt-et-un und Bakkarat; 2. Gesellschaftsspiele — Bettelmann, Kasino und Rommé; 3. Preisspiele: Lomber und Skat und 4. Solitärspiele, von denen es mehr als 350 Variationen gibt.

Die Anzahl der Spieler hängt vom betreffenden Spiel ab. Cribbage ist für zwei oder vier Personen; beim Poker können sich zehn beteiligen, beim Canasta zwei bis sechs, beim Whist und Bridge 20 bis 40 Personen zu je vier, wobei sich jedes Paar, das gewinnt, an einen anderen Tisch setzt.

Rolle der Wahrscheinlichkeit

Die Vielseitigkeit der Spielkarten wäre nicht erschöpfend beschrieben, würde man außer acht lassen, welche Rolle der Wahrscheinlichkeitsfaktor bei den 52 Karten spielt. Im Guinness Book of World Records wird die mathematische Wahrscheinlichkeit, daß jemand alle 13 Karten einer Farbe bekommt, mit 1 zu 158 753 389 899 angegeben. Die Wahrscheinlichkeit, daß an alle vier Spieler „eine komplette Farbe ausgeteilt wird“, beträgt 1 zu 2 235 197 406 895 368 301 559 999.

Bei Kartenspielen macht der Zufall also viel aus, obschon sie viel Geschicklichkeit erfordern. Das ist zweifellos einer der Gründe, warum sie so beliebt sind — sie sprechen die unterschiedlichsten Personenkreise an, denn einige Spiele sind für geschickte Spieler und andere für Personen, die sich lediglich entspannen und sich die Zeit vertreiben möchten. Außerdem kostet diese Zerstreuung nicht viel.

Hört man die bekannte Frage: „Möchte jemand Karten spielen?“, dann sollte man allerdings daran denken, daß das Kartenspielen wie alle anderen Arten der Unterhaltung viel Zeit beanspruchen kann. Wenn Zeitvertreib oder Unterhaltung — ganz gleich welcher Art — über das hinausgeht, was der eigentlichen Entspannung dient, ist die Zeit verschwendet, weil man sich währenddessen um wichtigere Angelegenheiten kümmern müßte. Demzufolge erleiden die betreffenden Personen oft materielle und geistige Verluste. Jemand kann vermeiden, daß Unterhaltung ihm und anderen zur Schlinge wird, indem er sich dieser Tatsache bewußt ist und Selbstbeherrschung übt. Darüber hinaus verurteilt die Bibel den Gebrauch von Karten für Wahrsagerei, da in Gottes Augen sämtliche Formen der Wahrsagerei und des Spiritismus abscheulich sind (5. Mose 18:9-14).

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