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  • Weibliche Beschneidung — Warum?
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Erwachet! 1985
g85 22. 6. S. 24-27

Weibliche Beschneidung — Warum?

„LONDONER Klinik führt Beschneidung an Frauen durch!“ Schlagzeilen wie diese überraschten vor kurzem die Öffentlichkeit in England und einigen anderen Ländern. Die Leser erfuhren, daß Ärzte aus der Londoner Harley Street (bekanntes Ärzteviertel) eine Operation durchgeführt hatten, von der die meisten noch nie gehört hatten: die weibliche Beschneidung.

Die weibliche Beschneidung ist jedoch in anderen Teilen der Welt — besonders in Afrika — nichts Ungewöhnliches. Dieser Brauch ist schon mindestens 2 000 Jahre alt und wurde im Laufe der Zeit auf allen 5 Kontinenten praktiziert. Es wird geschätzt, daß es heute 70 Millionen beschnittene Frauen gibt.

Wenn du in einem Land lebst, wo man die weibliche Beschneidung nicht kennt, wirst du dich sicherlich fragen, was dieser Brauch bedeutet und warum man ihn praktiziert. Wird er dagegen in deinem Heimatland gepflegt, hast du dich womöglich schon gefragt: Sollte ich meine Tochter beschneiden lassen? Nachbarn, Verwandte und allein schon das Gewicht einer sehr langen Tradition können Eltern dazu drängen, dem Brauch zu folgen. Doch die Operation birgt auch gewisse Risiken in sich. Daher sollten Eltern die Angelegenheit sehr gründlich überdenken, bevor sie dem Eingriff zustimmen. Sie sollten sich völlig darüber im klaren sein, was es mit der Operation auf sich hat und welche Folgen und Risiken damit verbunden sind. Wie wird die weibliche Beschneidung eigentlich vollzogen?

Wie wird sie vollzogen?

Bei der weiblichen Beschneidung oder Klitorektomie wird die Klitoris teilweise oder völlig entfernt, manchmal auch noch die kleinen Schamlippen, die inneren Lippen der äußeren Scham. Dieser Eingriff, der an Mädchen im Alter von einer Woche bis zu 10 Jahren — in einigen Fällen sogar noch später — vollzogen wird, ist die leichtere Form der weiblichen Beschneidung.

Es gibt nämlich auch noch eine schwerere Operation, die als Infibulation bezeichnet wird. Die Infibulation an einem kleinen Mädchen in Dschibuti wurde folgendermaßen beschrieben: „Die alte Frau nimmt ihr Rasiermesser und entfernt die Klitoris. Dann folgt die Infibulation: Die Beschneiderin macht einen Schnitt entlang der kleinen Schamlippen und schabt dann das Fleisch von der Innenseite der großen Schamlippen ab ... Dann trägt die Beschneiderin einen klebrigen Brei auf, und damit ein sicheres Zusammenwachsen der großen Schamlippen gewährleistet ist, werden sie mit Akaziendornen zusammengeheftet.“ (Aus Minority Rights Group, Report No. 47, zitiert in The Economist.) Durch das Narbengewebe wird die Vagina fast völlig verschlossen. Wenn das Mädchen heiratet, muß diese wieder geöffnet werden, was gegebenenfalls mit einem Rasiermesser geschieht.

Die Operation ist gefährlich

Beide Operationen sind schmerzhaft und gefährlich. Vor kurzem mußte sich ein Mann aus Mali vor einem französischen Gericht verantworten, da seine drei Monate alte Tochter beinahe gestorben wäre, als er an ihr die Beschneidung vollzog. Wie viele Kinder mögen schon nach einem solchen Eingriff gestorben sein? Es gibt zwar keine Statistiken, aber es dürfte häufig zu Todesfällen kommen, da die Frauen, von denen die Operation im allgemeinen durchgeführt wird, keinerlei Kenntnis von der nötigen Hygiene haben und die Operation ohne Betäubung durchgeführt wird. Im Jahre 1982 berichteten die Zeitungen, daß der kenianische Präsident Moi den Brauch in seinem Land verboten hat, nachdem 14 Mädchen gestorben waren.

Für ein Mädchen, das die Operation überlebt, ergeben sich weitere Risiken. In einem Bericht der UNESCO werden einige aufgezählt: schwerer Schock, hervorgerufen durch Angst und Schmerzen; unkontrollierte Blutungen; Wundstarrkrampf und andere Infektionen; Menstruationsschmerzen in den Entwicklungsjahren; Infektionen nach dem Öffnen der Narbe bei der Heirat; Schwierigkeiten beim Kindergebären. Die Zeitschrift World Health schreibt: „Die Veränderungen an den weiblichen Genitalien, dadurch hervorgerufene Dermoidzysten und Blasenfisteln wie auch andere Krankheitszustände ... können die normale Sexualität beeinflussen und Beischlafschwierigkeiten mit sich bringen. Sie können letztlich zur Unfruchtbarkeit führen oder gar die Ursache für eine Scheidung sein.“

Ja, die weibliche Beschneidung ist wirklich ein riskanter Eingriff. Aber warum lassen Eltern sie dennoch vornehmen?

Man hat sie schon immer vorgenommen

Mancherorts steht dieser Brauch mit abergläubischen Riten in Verbindung, aber es scheint, daß keine Religion diese Beschneidung ausdrücklich fordert. Der Brauch wird von Anhängern unterschiedlichster Religionsgemeinschaften gepflegt, selbst von den Mitgliedern verschiedener christlicher Kirchen.

Einige halten die Operation für notwendig, um die sexuellen Regungen einer Frau zu dämpfen oder um sie wirklich weiblich zu machen. (Die Klitoris gilt bei ihnen als unweibliches Organ.) Eine Mutter aus Ägypten erklärte es einem Forscher folgendermaßen: „Wir sind beschnitten und bestehen darauf, unsere Töchter zu beschneiden, damit ein Mann und eine Frau sich völlig voneinander unterscheiden. Die Frau muß wirklich weiblich sein, wie der Mann männlich sein muß. Jede Frau muß beschnitten sein, um kein übermäßiges geschlechtliches Verlangen zu entwickeln und nicht ständig in einem Zustand der Erregung zu sein.“ Sie fuhr fort: „Es ist eine Schande, nicht beschnitten zu sein. Wir sind doch keine Ausländer; nur Ausländer lassen sich nicht beschneiden.“

In der Ivoire Dimanche, einer Zeitschrift, die in der Elfenbeinküste erscheint, hieß es, die weibliche Beschneidung sei ein Initiationsritus: „Die Exzision [Be- bzw. Ausschneidung] ist zu einem in der Gesellschaft üblichen Akt geworden, durch den sich ein junges Mädchen der Gruppe der Frauen anschließt oder einfach eine Frau wird.“ Man ist auch der Meinung, die weibliche Beschneidung sei von gesundheitlichem Nutzen. Zwei Nigerianerinnen traten in England an einen Arzt heran und baten ihn, sie zu beschneiden. Eine der Frauen war unfruchtbar, und bei der anderen hatte das Kind mit Kaiserschnitt entbunden werden müssen. Beide glaubten, ihre Probleme lägen darin begründet, daß sie als Kinder nicht beschnitten worden waren.

Einige vertreten die Ansicht, die weibliche Beschneidung sei für die Hygiene notwendig, während andere behaupten, die Keuschheit eines Mädchens werde dadurch bewahrt. Man sagt auch, die äußeren Genitalien einer Frau seien „schmutzig und häßlich“ und die Beschneidung werde „in dem Bemühen vollzogen, einen glatten und daher reinen Körper zu erhalten“. Angeblich würde kein Mann ein unbeschnittenes Mädchen heiraten wollen. Doch oft sind es nicht die Männer, sondern die Frauen, die darauf bestehen, den Brauch beizubehalten. Gewöhnlich wird die Beschneidung von der Mutter oder den weiblichen Verwandten arrangiert und von einer Frau aus dem jeweiligen Ort durchgeführt. Das Sunday Times Magazine berichtete, daß der Eingriff im Sudan, wo er gesetzlich verboten ist, „von Frauen, die sich heimlich zusammentun, widerrechtlich vorgenommen“ wird.

Die ursprünglichen Gründe für die weibliche Beschneidung sind tatsächlich schon seit langem nicht mehr bekannt, und wahrscheinlich wird sie hauptsächlich deshalb noch vollzogen, „weil man sie schon immer vorgenommen hat“. Wenn die Eltern ihre Töchter nicht beschneiden lassen, finden oft die Großeltern Mittel und Wege, es zu tun. Oder unbeschnittene Mädchen bitten ihre Eltern, sie beschneiden zu lassen, damit sie sich nicht von den anderen unterscheiden.

Die weibliche Beschneidung wird von internationalen Vereinigungen wie der Weltgesundheitsorganisation und der UNESCO nachdrücklich mißbilligt, doch einige betrachten die Bemühungen dieser Organisationen als eine Einmischung in ihre persönlichen Angelegenheiten. Zwei Afrikanerinnen erklärten gegenüber der Zeitschrift The Globe and Mail: „Die Beschneidung stellt für die Mädchen einen Übergangsritus dar, der beibehalten werden sollte. Sie ist immerhin unsere Angelegenheit, und wir wollen entscheiden, woran wir festhalten und was wir ablegen.“

Der christliche Standpunkt

Eltern sollten alle diese Ansichten abwägen, wenn sie sich über die weibliche Beschneidung ein Urteil bilden. Für christliche Eltern stellt sich die zusätzliche Frage: Läßt sich die weibliche Beschneidung mit biblischen Grundsätzen vereinbaren?

Gemäß der Bibel mußte jeder männliche Israelit als Zeichen des Bundes zwischen Jehova und den Kindern Abrahams beschnitten werden (1. Mose 17:10-14; 3. Mose 12:2, 3). Für die Söhne christlicher Eltern ist es dagegen kein Erfordernis, beschnitten zu sein (Galater 5:6). Von den Töchtern von Christen wird deshalb mit Sicherheit nicht gefordert, sich einer Klitorektomie oder einer Infibulation zu unterziehen. Ist die weibliche Beschneidung somit der Gewissensentscheidung des einzelnen überlassen?

Nun, von einigen Regierungen ist sie verboten worden. In jenen Ländern sollten Christen das Gesetz beachten und ihre Töchter nicht beschneiden lassen (Römer 13:1-5). Wie steht es aber, wenn die weibliche Beschneidung üblich ist und nicht gegen das Gesetz verstößt? Man muß bedenken, daß die weibliche Beschneidung mit Gefahren verbunden ist. Immer wieder kommt es zu Todesfällen. Gemäß der Bibel könnte man Blutschuld auf sich laden, wenn man vorsätzlich und unnötigerweise jemandes Leben in Gefahr bringt. (Vergleiche 1. Chronika 11:17-19.) Christliche Eltern wollen ganz bestimmt keine Blutschuld auf sich laden, indem sie das Leben ihrer Töchter auf diese Weise gefährden (Psalm 51:14).

Die weibliche Beschneidung ist auch sehr schmerzhaft. Die physischen und psychischen Leiden, die sich daraus ergeben, können während der gesamten Jugendzeit, ja sogar bis hinein in die Ehe und bis zur Geburt der Kinder anhalten. Möchten liebevolle Eltern ihren Töchtern das antun? Bestimmt nicht. Christliche Mütter ‘hegen und pflegen ihre eigenen Kinder’ (1. Thessalonicher 2:7). Christliche Eltern ‘geben ihren Kindern gute Gaben’ (Matthäus 7:11). Die weibliche Beschneidung ist vielleicht ein alter Brauch, doch sie ist bestimmt keine ‘gute Gabe’.

Ärzte sehen in dem Eingriff keine Vorteile für die Gesundheit. Er ist auch keineswegs aus hygienischen Gründen erforderlich. Für die Israeliten gehörte die körperliche Reinheit zur Anbetung, dennoch befahl Jehova ihnen nicht, ihre Töchter zu beschneiden. Was ist über die Bewahrung der Keuschheit eines Mädchens zu sagen? Jehova fordert christliche Frauen auf, bescheiden zu sein, aber er sagt nicht, daß die Beschneidung notwendig sei (1. Timotheus 2:9). Es gibt außerdem keinen Beweis dafür, daß die Operation ein Mädchen weiblicher macht. Vielmehr werden ihre Genitalien dadurch verstümmelt und mit Narben gezeichnet.

Zugegebenermaßen ist die weibliche Beschneidung ein sehr alter Brauch, und Bräuche können durchaus respektiert werden, wenn sie das christliche Gewissen nicht verletzen. Aber würde nicht genau das geschehen, wenn man seine Tochter unnötig leiden ließe? Solche Überlegungen stellte auch ein christlicher Ältester aus dem afrikanischen Land Burkina-Faso (früher Obervolta) an.

Als er sein Heimatdorf besuchte, drängten ihn seine Eltern, seine 9jährige Tochter in das Dorf zu bringen oder zu schicken, damit sie beschnitten werden könne. Freundlich, aber entschieden und mutig erklärte der Zeuge, aus welchen medizinischen und biblischen Gründen er nicht an diesem Brauch festhalten wolle. Er ließ sich von seinem Standpunkt nicht abbringen und beschützte das Kind, obwohl es dadurch zu gewissen Spannungen in der Familie kam. Der Zeuge Jehovas und seine Frau beschlossen, ihre Kinder nicht mehr ohne Begleitung in das Dorf gehen zu lassen, damit man sie nicht zwingen konnte, sich gegen den Wunsch der Eltern beschneiden zu lassen.

Dieser reife Christ zeigte, wie Erkenntnis, gepaart mit einer tiefen Liebe, Eltern den Mut und die Weisheit gibt, das zu tun, was für ihre Kinder richtig ist. Andere christliche Eltern sollten seinem Beispiel folgen.

[Herausgestellter Text auf Seite 26]

Ärzte sehen in dem Eingriff keine Vorteile für die Gesundheit

[Herausgestellter Text auf Seite 27]

Die weibliche Beschneidung ist vielleicht ein alter Brauch, doch sie ist bestimmt keine ‘gute Gabe’

[Bilder auf Seite 25]

Würde es nicht dein Gewissen verletzen, deine Tochter unnötig leiden zu lassen?

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