Kapitel 25
Öffentlich und von Haus zu Haus predigen
ALS Jesus Christus seine Jünger aussandte, gab er ihnen die Anweisung: „Während ihr hingeht, predigt, indem ihr sagt: ‚Das Königreich der Himmel hat sich genaht‘ “ (Mat. 10:7). Und in seinem prophetischen Auftrag an wahre Christen, die in der Zeit des Abschlusses des Systems der Dinge leben würden, sagte er: „Diese gute Botschaft vom Königreich wird auf der ganzen bewohnten Erde gepredigt werden, allen Nationen zu einem Zeugnis“ (Mat. 24:14). Was bedeutete das?
Damit war nicht gemeint, daß sie Kirchen bauen, Glocken läuten und darauf warten sollten, daß eine Gemeinde zusammenkäme, der sie einmal in der Woche eine Predigt halten würden. Das griechische Verb, das hier mit „predigen“ (kērýssō) wiedergegeben wird, bedeutet eigentlich „als Herold verkünden“. Tatsächlich geht es nicht darum, vor einer geschlossenen Gruppe von Jüngern Predigten zu halten, sondern darum, eine öffentliche Erklärung abzugeben.
Jesus selbst zeigte, wie dies zu tun wäre. Er begab sich an Orte, wo er Menschen traf. Im ersten Jahrhundert versammelte man sich regelmäßig in Synagogen, wo aus den Schriften vorgelesen wurde. Jesus ergriff die Gelegenheit, den dort Versammelten zu predigen, und zwar nicht nur in e i n e r Stadt, sondern in vielen Städten und Dörfern in ganz Galiläa und Judäa (Mat. 4:23; Luk. 4:43, 44; Joh. 18:20). Wie die Evangelien erkennen lassen, predigte er noch häufiger an Stränden, an Berghängen, unterwegs, in Dörfern und in den Häusern derer, die ihn willkommen hießen. Wo immer er Leute traf, sprach er mit ihnen über Gottes Vorsatz in Verbindung mit den Menschen (Luk. 5:3; 6:17-49; 7:36-50; 9:11, 57-62; 10:38-42; Joh. 4:4-26, 39-42). Als er seine Jünger aussandte, wies er sie an, die Menschen in ihren Wohnungen zu besuchen, um nach denen zu forschen, die es verdienten, und ihnen von Gottes Königreich zu erzählen (Mat. 10:7, 11-13).
Jehovas Zeugen der Neuzeit haben sich bemüht, dem Vorbild Jesu und seiner Jünger im ersten Jahrhundert zu entsprechen.
Die Botschaft von Christi Gegenwart verkündigen
Charles Taze Russell und seine Gefährten waren tief bewegt, als sie das harmonische Gesamtbild der Wahrheit aus Gottes Wort begriffen und den Zweck und die Art und Weise der Wiederkunft Christi erkannten. Bruder Russell verspürte die dringende Notwendigkeit, dies bekanntzumachen. Er regelte alles so, daß er dorthin reisen konnte, wo sich Menschen aufhielten, denen er diese biblischen Wahrheiten übermitteln konnte. Er ging zu Zeltmissionen und nutzte die Gelegenheiten, zu den Versammelten zu sprechen, so wie es Jesus in den Synagogen getan hatte. Doch bald wurde ihm klar, daß auf andere Weise mehr erreicht werden könnte. Bei seinem Studium der Bibel fand er heraus, daß Jesus und seine Apostel überwiegend in persönlichen Gesprächen und bei ihren Besuchen von Haus zu Haus predigten. Außerdem wurde ihm bewußt, wie wertvoll es wäre, jemandem nach einem Gespräch etwas Gedrucktes in die Hände zu legen.
Bereits 1877 hatte Charles Taze Russell die Broschüre The Object and Manner of Our Lord’s Return (Der Zweck und die Art und Weise der Wiederkunft unseres Herrn) herausgegeben. Zwei Jahre später begann er, regelmäßig die Zeitschrift Zions Wacht-Turm und Verkünder der Gegenwart Christi herauszugeben. Ja, der Zweck bestand darin, zu predigen oder zu verkünden, und zwar wichtige Botschaften in Verbindung mit der Gegenwart Christi.
Schon 1881 wurden Schriften von Bibelforschern unweit von Kirchen kostenfrei verteilt — nicht direkt an der Kirchentür, doch in der Nähe, so daß religiöse Bürger die Druckschriften entgegennehmen konnten. Viele Bibelforscher gaben Literatur an Bekannte weiter oder versandten sie mit der Post. Im Jahre 1903 wurde im Wacht-Turm empfohlen, bei der Verbreitung der Traktate von Haus zu Haus bemüht zu sein, alle Menschen zu erreichen, statt sich nur auf Kirchgänger zu konzentrieren. Nicht alle beteiligten sich daran, doch eine ansehnliche Zahl war mit Eifer dabei. Es wurde beispielsweise berichtet, daß in den Vereinigten Staaten in einigen Großstädten und in ihren Vororten im Umkreis von mehr als 16 Kilometern praktisch jeder Haushalt aufgesucht wurde. Millionen und Abermillionen von Traktaten oder Broschüren wurden auf diese Weise verbreitet. Damals verkündigten die meisten Bibelforscher die gute Botschaft, indem sie auf vielerlei Weise Traktate und andere Schriften kostenfrei verteilten.
Andere Bibelforscher — eine begrenzte Anzahl — dienten als Kolporteurverkündiger und setzten den größten Teil ihrer Zeit in diesem Werk ein.
Eifrige Kolporteure übernehmen die Führung
Der erste Aufruf an ergebene Männer und Frauen, die einen wesentlichen Teil ihrer Zeit in diesem Dienst einsetzen könnten, erging im April 1881. Sie sollten Wohnungsinhabern und Geschäftsleuten ein Taschenbuch, das biblische Wahrheiten erklärte, und ein Abonnement des Wacht-Turms anbieten. Ihr Ziel bestand darin, wahrheitshungrige Menschen zu finden und ihnen Erkenntnis zu vermitteln. Eine Zeitlang bemühten sich die Verkündiger, mit wenigen Worten Interesse zu wecken und beim Wohnungsinhaber ein Päckchen mit Literatur zur Ansicht zurückzulassen. Nach einigen Tagen kamen sie wieder. Manche Wohnungsinhaber gaben die Literatur zurück, während andere sie erwarben. Häufig ergaben sich Gelegenheiten zu Gesprächen. Über das Ziel bemerkte der Wacht-Turm: „Was wirklich zählt, ist nicht der Verkauf der Päckchen noch das Aufnehmen von Abonnements, sondern die Verbreitung der Wahrheit, indem die Menschen angeregt werden zu lesen.“
Die Anzahl derer, die sich am Kolporteurwerk beteiligten, war verhältnismäßig klein. In den ersten 30 Jahren schwankte die Zahl zwischen einigen wenigen und etwa 600. Diese Kolporteure waren im wahrsten Sinne des Wortes Pioniere — sie erschlossen neue Gebiete. Anna Andersen harrte beispielsweise Jahrzehnte in diesem Dienst aus. Gewöhnlich war sie mit dem Fahrrad unterwegs und brachte die gute Botschaft in nahezu jede Stadt Norwegens. Andere Kolporteure verließen ihr Heimatland und brachten die Botschaft als erste in Länder wie Finnland, Barbados, El Salvador, Guatemala, Honduras und Birma (heute Myanmar). Einige waren nicht in der Lage, in andere Gebiete zu ziehen, und dienten in ihrem Heimatgebiet als Kolporteurverkündiger.
Das Werk, das die Kolporteure verrichteten, war herausragend. Im Jahre 1898 berichtete einer von ihnen, der an der Westküste der Vereinigten Staaten tätig war, er habe in den vergangenen 33 Monaten mit seinem Pferdewagen 12 800 Kilometer zurückgelegt, in 72 Städten Zeugnis gegeben, 18 000 Besuche gemacht, 4 500 Bücher zurückgelassen, 125 Abonnements aufgenommen und 40 000 Traktate verteilt. Außerdem hatten 40 Personen die Botschaft angenommen und sogar damit begonnen, anderen davon zu erzählen. Einem Ehepaar in Australien gelang es, 20 000 Bücher in die Hände von interessierten Personen zu legen, und das in nur zweieinhalb Jahren.
War es eher die Ausnahme oder die Regel, viel Literatur abzugeben? Nun, wie der Bericht für 1909 zeigte, erhielten 625 Kolporteure (die damalige Gesamtzahl) von der Gesellschaft 626 981 gebundene Bücher zum Verbreiten (durchschnittlich tausend pro Kolporteur); darüber hinaus gaben sie viele Schriften kostenfrei ab. Häufig waren sie nicht in der Lage, all die Bücher zu tragen, die sie hätten abgeben können; daher nahmen sie Bestellungen auf und lieferten die Bücher später aus.
Dennoch wandten einige ein: „Das ist kein Predigen!“ Es war jedoch, wie Bruder Russell erklärte, eine äußerst wirkungsvolle Art des Predigens. Statt nur e i n e Predigt zu hören, kamen die Menschen nun in den Genuß vieler gedruckter Predigten, die sie immer wieder lesen und mit ihrer Bibel vergleichen konnten. Diese Art des Evangelisierens war möglich, weil die Menschen aufgrund der Allgemeinbildung des Lesens mächtig waren. Das Buch Die Neue Schöpfung hob hervor: „Dagegen, daß diese Evangeliumsverkündiger nach modernen Methoden arbeiten, kann ebensowenig etwas eingewendet werden wie dagegen, daß sie nicht zu Fuß oder auf Kamelen, sondern per Bahn das Land durchqueren. Das Wesentliche an der Evangelisation ist die Verkündigung der Wahrheit ..., des Wortes Gottes.“
Das aufrichtige Interesse der Bibelforscher, ihren Mitmenschen zu helfen, zeigte sich in der Gründlichkeit, die schließlich für ihre Predigttätigkeit charakteristisch werden sollte. Der Wacht-Turm vom Juli 1917 beschrieb, wie man vorging: Zuerst machten die Kolporteure in einem Gebiet Hausbesuche und boten die Schriftstudien an. Danach besuchten die am pastoralen Werka beteiligten Arbeiter diejenigen, deren Namen von den Kolporteuren notiert oder nach öffentlichen Vorträgen abgegeben worden waren. Sie spornten die Menschen an, die Literatur zu lesen, und ermunterten Interessierte, speziell organisierte Vorträge zu besuchen. Außerdem bemühten sie sich, Beröer-Bibelstudien-Klassen einzurichten. Wenn möglich, gingen die Kolporteure erneut durch das Gebiet, und daraufhin folgten die mit dem pastoralen Werk Beauftragten, um mit denen, die Interesse gezeigt hatten, in Verbindung zu bleiben. Später besuchten andere Klassen-Arbeiter dieselben Haushalte mit der „Freiwilligen-Sache“, wie sie die Traktate und andere kostenfreie Schriften nannten. So war es möglich, daß jeder etwas in die Hände bekam, was bei ihm den Wunsch wecken konnte, mehr über Gottes Vorsatz zu erfahren.
Falls in einem Gebiet nur ein oder zwei Kolporteure tätig waren und keine Versammlung bestand, verrichteten die Kolporteure die Nacharbeit oft selbst. Als zum Beispiel Hermann Herkendell und sein Partner 1908 als Kolporteure nach Bielefeld kamen, wurden sie speziell angewiesen, die Interessierten miteinander bekannt zu machen und eine Versammlung zu gründen. Einige Jahre später erwähnte Der Wacht-Turm andere Kolporteure, die aufgrund intensiver Schulung der Interessierten in jeder kleineren oder größeren Stadt, in der sie tätig waren, Bibelklassen gründen konnten.
Eine wertvolle Hilfe in diesem Werk war das Buch Die Harfe Gottes, das 1921 erschien. Es war besonders für Neuinteressierte gedacht und erreichte schließlich eine Auflage von 5 819 037 und wurde in 22 Sprachen verbreitet. Um denen weiterzuhelfen, die das Buch erworben hatten, bot die Gesellschaft einen thematischen Bibel-Fernkurs an. Er bestand aus 12 Fragebogen und wurde über einen Zeitraum von 12 Wochen versandt. Das Buch diente als Grundlage für ein gruppenweises Bibelstudium, das in Wohnungen von Interessierten stattfand. Gewöhnlich waren mehrere Bibelforscher zugegen.
Die Zeugen waren sich jedoch völlig darüber im klaren, daß die Ernte zwar groß, sie selbst aber sehr wenige waren (Luk. 10:2).
Mit wenigen wurden viele erreicht
Der Wacht-Turm (engl.) wies darauf hin, daß wahre geistgesalbte Christen die ihnen von Gott übertragene Verantwortung haben, alle aufrichtigen Christen, ob sie nun Kirchgänger waren oder nicht, ausfindig zu machen und ihnen beizustehen (Jes. 61:1, 2). Wie könnte das bewerkstelligt werden?
Die beiden Bibelforscher J. C. Sunderlin und J. J. Bender, die 1881 nach England gesandt wurden, hätten allein relativ wenig ausrichten können; doch durch die Mithilfe Hunderter junger Männer, die für ihre Arbeit bezahlt wurden, war es ihnen möglich, in kurzer Zeit 300 000 Exemplare der Publikation Speise für denkende Christen unter die Menschen zu bringen. Vor Adolf Weber, der Mitte der 1890er Jahre mit der guten Botschaft in die Schweiz zurückkehrte, lag ein riesiges Predigtgebiet, das sich über mehrere Länder erstreckte. Wie konnte er dieses große Gebiet bearbeiten? Als Kolporteur machte er weite Reisen. Außerdem gab er Anzeigen in Zeitungen auf und veranlaßte Buchhändler, Wachtturm-Publikationen in ihr Sortiment aufzunehmen. Die kleine Gruppe Bibelforscher in Deutschland sorgte 1907 dafür, daß 4 850 000 vierseitige Traktate mit Tageszeitungen ausgeliefert wurden. Kurz nach dem Ersten Weltkrieg bezahlte ein lettischer Bruder, der ein Mitarbeiter im Hauptbüro der Gesellschaft in New York war, Zeitungsanzeigen in seinem Geburtsland. Der erste Bibelforscher in Lettland war ein Mann, der günstig auf eine dieser Anzeigen reagiert hatte. Allerdings ersetzte diese Art der Bekanntmachung nicht das persönliche Zeugnisgeben und die Suche von Haus zu Haus nach würdigen Menschen. Vielmehr wurde die Verkündigung dadurch noch unterstützt.
Man veröffentlichte in Tageszeitungen jedoch nicht nur Anzeigen. In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg, als Bruder Russell die Leitung innehatte, wurden auch regelmäßig seine Predigten abgedruckt. Binnen kurzem war ein enormer Aufschwung zu verzeichnen. In mehr als 2 000 Zeitungen mit einer Leserschaft von insgesamt 15 000 000 erschienen die Predigten gleichzeitig, und zwar in den Vereinigten Staaten, Kanada, Großbritannien, Australien und Südafrika. Könnte noch mehr getan werden? Bruder Russell war davon überzeugt.
Nach zweijähriger Vorbereitungsarbeit wurde im Januar 1914 das „Photo-Drama der Schöpfung“ zum erstenmal vorgeführt, und zwar in vier Folgen. Das achtstündige Programm bestand aus einer Kombination von Filmen, Lichtbildern und Schallplatten. Man konnte es wirklich als eine außergewöhnliche Produktion bezeichnen, die dazu bestimmt war, Wertschätzung für die Bibel und den darin enthaltenen Vorsatz Gottes zu fördern. Es wurde dafür gesorgt, daß täglich in 80 Städten Vorführungen stattfinden konnten. Das Ereignis wurde in der Presse angekündigt und durch Plakate in Schaufenstern und in Fenstern von Privatwohnungen. Zusätzlich wurden Unmengen von Flugblättern verteilt — all das, um die Aufmerksamkeit auf das „Photo-Drama“ zu lenken. Wo immer es gezeigt wurde, erschienen große Menschenmengen. Innerhalb eines Jahres hatten über 8 000 000 Personen in den Vereinigten Staaten und Kanada das „Photo- Drama“ gesehen. Außerdem wurde von hohen Anwesendenzahlen in Großbritannien, auf dem europäischen Festland sowie in Australien und Neuseeland berichtet. Später gab es eine kürzere Version des „Photo-Dramas“ (ohne Filme), die in Kleinstädten und Landgebieten gezeigt wurde. Das „Photo-Drama“ wurde noch mindestens zwei Jahrzehnte in mehreren Sprachen gezeigt. Das Interesse war beachtlich, und aufgrund der abgegebenen Adressen konnten viele Rückbesuche gemacht werden.
Dann, in den 20er Jahren, stand ein anderes Hilfsmittel zur Verfügung, durch das die Königreichsbotschaft weithin verbreitet wurde. Bruder Rutherford war fest davon überzeugt, daß die Hand des Herrn in dieser Entwicklung eine Rolle spielte. Worum handelte es sich? Um den Rundfunk. Weniger als zwei Jahre nachdem die erste kommerzielle Rundfunkanstalt der Welt mit regelmäßigen Sendungen begonnen hatte (1920), machte sich J. F. Rutherford, der Präsident der Watch Tower Society, den Äther zunutze und verbreitete über den Rundfunk biblische Wahrheiten. Durch dieses Medium konnten Millionen von Menschen gleichzeitig erreicht werden. Weitere zwei Jahre später (1924) nahm die Gesellschaft in New York ihren eigenen Rundfunksender WBBR in Betrieb. Um das Jahr 1933 war der Höhepunkt erreicht, als die Botschaft über 408 Stationen in sechs Erdteile ausgestrahlt wurde. Außer Live-Sendungen standen Aufzeichnungen über eine Vielzahl von Themen auf dem Programm. Damit die Bevölkerung Nutzen daraus ziehen konnte, wurde sie durch Flugblätter umfassend informiert. Die Sendungen trugen dazu bei, starke Vorurteile abzubauen und aufrichtigen Menschen die Augen zu öffnen. Viele Menschen scheuten sich, die Zusammenkünfte der Bibelforscher zu besuchen, und zwar aus Furcht vor den Nachbarn und der Geistlichkeit; doch dieser Umstand hielt sie nicht davon zurück, in der Geborgenheit ihres Heims den Rundfunksendungen zu lauschen. Die Übertragungen waren kein Ersatz für das Zeugnisgeben von Haus zu Haus, allerdings bewirkten sie, daß die biblische Wahrheit in schwer zugängliche Gebiete gelangte, und außerdem ergaben sich ausgezeichnete Möglichkeiten für Gespräche, wenn die Zeugen die einzelnen Haushalte aufsuchten.
Die Verantwortung eines jeden, Zeugnis zu geben
Auf die Verantwortung, sich persönlich am Zeugniswerk zu beteiligen, war im Wacht-Turm schon seit Jahrzehnten hingewiesen worden. Doch ab 1919 wurde dieses Thema in Druckschriften und auf Kongressen ständig behandelt. Dennoch hatten viele Verkündiger Schwierigkeiten, Fremden an den Türen gegenüberzutreten, und anfangs beteiligten sich nur wenige Bibelforscher regelmäßig am Zeugnisgeben von Haus zu Haus.
Zu Herzen gehende biblische Ermunterung enthielt die Wacht-Turm-Ausgabe vom Oktober/November 1919 mit dem Thema „Glückselig sind die Furchtlosen“. Darin wurde vor Menschenfurcht gewarnt, und es wurde die Aufmerksamkeit auf die 300 mutigen Krieger Gideons gelenkt, die hellwach und bereitwillig dienten ungeachtet dessen, was der Herr ihnen gebot, und trotz scheinbar unüberwindlicher Hindernisse. Auch Elisa wurde wegen seiner Furchtlosigkeit und seines Vertrauens zu Jehova lobend erwähnt (Ri. 7:1-25; 2. Kö. 6:11-19; Spr. 29:25). In dem Artikel „Sei guten Mutes“ wurde 1921 betont, daß es nicht nur eine Pflicht, sondern auch ein Vorrecht ist, an der Seite des Herrn gegen die satanischen Mächte der Finsternis zu kämpfen, indem man sich an dem in Matthäus 24:14 vorhergesagten Werk beteiligt. Wer sich wegen seiner Lebensumstände Beschränkungen auferlegen mußte, wurde aufgefordert, nicht entmutigt zu sein, sondern das zu tun, was ihm möglich war.
Durch eine offene Sprache führte Der Wacht-Turm allen, die sich zu den gesalbten Dienern Gottes zählten, vor Augen, daß sie gemäß der Bibel die Verantwortung haben, das Königreich zu verkündigen. Die Ausgabe vom 15. August 1922 (engl.) enthielt einen äußerst treffenden Artikel, betitelt „Dienst unbedingt erforderlich“, und zwar ein Dienst nach dem Muster Christi, der es mit sich bringt, daß man zu Menschen geht und ihnen von Gottes Königreich erzählt. Noch im selben Jahr wurde gezeigt, daß ein solcher Dienst für Gott nur dann zählt, wenn Liebe die Triebkraft ist (1. Joh. 5:3). In einem Artikel in der Ausgabe vom 15. Juli 1926 hieß es, daß Gott absolut nichts von einer formalistischen Anbetung hält; was er möchte, ist Gehorsam, und das schließt Wertschätzung für jedes Mittel ein, das er benutzt, um seinen Vorsatz auszuführen (1. Sam. 15:22). Bei der Betrachtung des Artikels „Der Auftrag des Christen auf Erden“ im darauffolgenden Jahr wurde die Aufmerksamkeit auf die Rolle Jesu als „der treue und wahrhaftige Zeuge“ gelenkt sowie auf die Tatsache, daß der Apostel Paulus „öffentlich und von Haus zu Haus“ predigte (Offb. 3:14; Apg. 20:20).
Ausführliche Darbietungen, die die Verkündiger auswendig lernen sollten, erschienen im Bulletin, ihrem monatlichen Dienstanweisungsblatt. Es wurde dazu ermuntert, jede Woche Predigtdienst zu verrichten. Doch die Anzahl derer, die sich am Zeugnisgeben von Haus zu Haus beteiligten, war anfangs sehr klein, und einige, die damit begonnen hatten, gaben wieder auf. 1922 berichteten beispielsweise in den Vereinigten Staaten jede Woche durchschnittlich 2 712 Personen über ihren Predigtdienst. 1924 sank die Zahl auf 2 034. Im Jahre 1926 stieg die Durchschnittszahl auf 2 261, und eine Höchstzahl von 5 937 Verkündigern beteiligte sich in einer Woche besonderer Tätigkeit.
Gegen Ende des Jahres 1926 ermunterte die Gesellschaft die Versammlungen dann, am Sonntag Zeit für gruppenweises Zeugnisgeben einzuplanen und dabei nicht nur Traktate, sondern auch Bücher zum Bibelstudium anzubieten. 1927 forderte Der Wacht-Turm loyale Christen in den Versammlungen auf, alle, die durch ihre Äußerungen oder Handlungen zu erkennen gaben, daß sie die Verantwortung, öffentlich und von Haus zu Haus Zeugnis zu geben, nicht übernehmen wollten, aus ihrer Stellung als Älteste zu entfernen. Zweige, die keine Frucht hervorbrachten, wurden sozusagen weggenommen, und die verbleibenden wurden beschnitten, damit sie zum Lobpreis Gottes mehr Frucht brächten. (Vergleiche Jesu Gleichnis aus Johannes 15:1-10.) Hat das tatsächlich dazu beigetragen, den Lobpreis Jehovas in der Öffentlichkeit zu mehren? 1928 stieg in den Vereinigten Staaten die Durchschnittszahl derer, die sich wöchentlich am Zeugnisgeben beteiligten, um 53 Prozent!
Von nun an beschränkten sich die Zeugen nicht mehr darauf, den Menschen lediglich ein Gratistraktat zu überreichen und dann weiterzugehen. Manche führten jetzt kurze Gespräche mit den Wohnungsinhabern, um Interesse an der biblischen Botschaft zu wecken, und boten dann Bücher an.
Die Zeugen in jener Anfangszeit waren zwar mutig, doch nicht alle zeichneten sich durch Takt aus. Nichtsdestoweniger unterschieden sie sich von anderen Religionsgemeinschaften. Sie sagten nicht nur, daß jeder über seinen Glauben Zeugnis ablegen sollte, sondern sie taten es auch. Und ihre Zahl nahm ständig zu.
Zeugniskarten und Grammophone
Gegen Ende des Jahres 1933 wurde eine neue Predigtmethode eingeführt. Jeder Zeuge stellte sich vor und überreichte dem Wohnungsinhaber eine Zeugniskarte mit einer kurzen Botschaft zum Lesen. Das war speziell für neue Verkündiger eine große Hilfe, die damals noch nicht so gut geschult wurden. Gewöhnlich sprachen sie nur ein paar Worte mit dem Wohnungsinhaber, nachdem er die Karte gelesen hatte; einige unterhielten sich etwas länger und gebrauchten die Bibel. Zeugniskarten wurden noch bis weit in die 40er Jahre benutzt. Dadurch wurde eine rasche Bearbeitung des Gebiets möglich; die Zeugen trafen mehr Menschen an, viel wertvolle biblische Literatur gelangte in die Hände der Wohnungsinhaber, ein einheitliches Zeugnis wurde gegeben, und selbst in Sprachen, die die Zeugen nicht beherrschten, wurde die Botschaft überbracht. Manchmal entstanden auch peinliche Situationen. Wenn zum Beispiel die Tür zuging und der Wohnungsinhaber die Karte behalten hatte, mußte der Zeuge erneut klopfen, um sie wiederzubekommen.
Biblische Vorträge auf Schallplatten spielten in den 30er und zu Beginn der 40er Jahre eine bedeutende Rolle. Einige Zeugen begannen 1934 damit, tragbare Grammophone mitzunehmen, wenn sie in den Dienst gingen. Da das Gerät ziemlich schwer war, ließen sie es zuweilen im Auto oder an einem günstigen Platz, bis sie Personen gefunden hatten, die einen biblischen Schallplattenvortrag hören wollten. Im Jahre 1937 begann man, das tragbare Grammophon an den Türen zu gebrauchen. Die Verfahrensweise war einfach: Nachdem der Zeuge erklärt hatte, daß er eine wichtige biblische Botschaft zu überbringen habe, setzte er die Nadel auf die Platte, und die Predigt lief ab. Kasper Keim, ein deutscher Pionier, der in den Niederlanden diente, war sehr dankbar für seinen „Aaron“, wie er das Grammophon nannte, denn er hatte Schwierigkeiten, auf niederländisch zu predigen. (Vergleiche 2. Mose 4:14-16.) Aus Neugierde hörten sich manchmal ganze Familien die Schallplatten an.
Um das Jahr 1940 waren 40 000 Grammophone im Gebrauch. Damals wurde ein neues vertikal spielbares Modell vorgestellt. Es war von den Zeugen entworfen und gebaut worden und wurde hauptsächlich auf dem amerikanischen Kontinent eingesetzt. Dieses Gerät rief noch größeres Erstaunen hervor, denn die Platte war nicht zu sehen, wenn sie abgespielt wurde. Mit 78 Umdrehungen pro Minute lief die Platte viereinhalb Minuten. Die Titel waren kurz und bündig: „Königreich“, „Gebet“, „Weg zum Leben“, „Dreieinigkeit“, „Fegefeuer“, „Warum widersteht die Geistlichkeit der Wahrheit?“ Über 90 Vorträge wurden aufgenommen; mehr als eine Million Platten waren im Umlauf. Die Darbietungen waren klar und verständlich — man konnte ihnen gut folgen. Viele Wohnungsinhaber hörten mit Wertschätzung zu; nur wenige lehnten schroff ab. Aber es wurde ein wirkungsvolles und einheitliches Zeugnis gegeben.
Die gute Botschaft in der Öffentlichkeit mutig verkündigt
Obwohl Zeugniskarten und Schallplatten größtenteils das „Reden“ übernahmen, war in jenen Jahren außergewöhnlicher Mut geboten, ein Zeuge zu sein. Das Werk als solches machte es erforderlich, daß jeder Zeuge an die Öffentlichkeit trat.
Im Anschluß an den Kongreß in Columbus (Ohio) im Jahre 1931 verbreiteten Jehovas Zeugen die Broschüre Das Königreich — die Hoffnung der Welt, in der auch eine Resolution mit dem Titel „Warnung von Jehova“ enthalten war, die „an die Herrscher und das Volk“ gerichtet wurde. Sie erkannten deutlich, daß auf ihnen als Zeugen für Jehova die ernste Verpflichtung ruhte, anderen die Warnung aus Jehovas Wort zu überbringen (Hes. 3:17-21). Sie verschickten die Broschüren nicht einfach mit der Post oder schoben sie unter den Türen durch, sondern übergaben sie persönlich. Die Verkündiger besuchten alle Geistlichen und im Rahmen des Möglichen auch Politiker, Militärs und leitende Angestellte großer Firmen. Darüber hinaus wandten sie sich in annähernd hundert Ländern, in denen Jehovas Zeugen damals das Zeugniswerk organisiert durchführten, an die Allgemeinheit.
Im Jahre 1933 waren Plattenspieler mit Lautsprecheranlage in Gebrauch, mit denen man auf öffentlichen Plätzen biblische Vorträge abspielte, die sich durch ihre deutliche Sprache auszeichneten. Bruder Smets und Bruder Poelmans montierten ihre Ausrüstung auf ein Dreirad und ließen die Botschaft in Lüttich (Belgien) auf Marktplätzen und in der Nähe von Kirchen erschallen, während sie daneben standen. Nicht selten waren sie täglich zehn Stunden unterwegs. Auf Jamaika strömten die Menschen schnell zusammen, wenn Musik ertönte, also legten die Brüder zuerst eine Musikplatte auf. Als die Menschen aus dem Hinterland auf die Hauptstraßen strömten, um zu sehen, was los war, stießen sie auf Jehovas Zeugen, die die Königreichsbotschaft verkündigten.
Einige Plattenspieler installierte man auf Booten und in Personenwagen, während die Lautsprecher auf dem Dach angebracht wurden, damit der Vortrag weithin zu hören war. Bert und Vi Horton bereisten Australien in einem Wagen mit einem großen Schalltrichter auf dem Dach, auf dem das Wort „Königreichsbotschaft“ zu lesen war. Ein Jahr lang ließen sie in fast jeder Straße Melbournes aufrüttelnde Bloßstellungen der falschen Religion und die herzerfrischende Botschaft von den Segnungen des Königreiches Gottes erschallen. In dieser Zeit diente Claude Goodman als Pionier in Indien. Mit Hilfe des Lautsprecherwagens und der Schallplattenaufnahmen in verschiedenen Sprachen war es ihm möglich, in Basaren, Parks und auf den Straßen große Menschenmengen zu erreichen — überall, wo Leute anzutreffen waren.
Als Brüder im Libanon ihren Lautsprecherwagen auf einem Hügel parkten, waren die Schallplattenvorträge bis in die Täler zu hören. Einige Dorfbewohner fürchteten sich, weil sie glaubten, Gott spreche zu ihnen aus dem Himmel, denn sie konnten nicht sehen, woher die Stimme kam.
Die Brüder erlebten auch einige aufregende Situationen. In Syrien ließ einmal ein Dorfpriester sein Mittagessen stehen, ergriff seinen großen Spazierstock und bahnte sich einen Weg durch die Menschenmenge, die sich um den Lautsprecherwagen scharte, um den Vortrag zu hören. Er fuchtelte zornig mit dem Stock und schrie: „Aufhören! Ich befehle Ihnen aufzuhören!“ Die Brüder bemerkten jedoch, daß viele Bewohner auf ihrer Seite waren und zuhören wollten. Einige Leute aus der Menge packten den Priester und trugen ihn nach Hause, wo sie ihn wieder an seinen Mittagstisch setzten. Trotz des Widerstandes von seiten der Geistlichkeit setzten sich die Brüder mutig dafür ein, daß die Bevölkerung Gelegenheit erhielt, die Botschaft zu hören.
In dieser Zeit machten die Zeugen bei der Ankündigung besonderer Vorträge auch ausgiebig Gebrauch von Plakaten zum Umhängen, mit denen sie durch die Geschäftsviertel gingen, wobei sie Einladungszettel verteilten. Mit dieser Tätigkeit begann man 1936 in Glasgow (Schottland). Noch in demselben Jahr wurde die Methode in London (England) und dann in den Vereinigten Staaten eingeführt. Zwei Jahre danach kam noch hinzu, daß man an Stäben befestigte Plakate durch die Straßen trug. Darauf stand zu lesen: „Religion ist eine Schlinge und ein Gimpelfang“b und „Dienet Gott und Christus, dem König“. Bei Kongressen bildeten die Plakatträger manchmal kilometerlange Umzüge. Schweigend gingen sie im Gänsemarsch durch verkehrsreiche Straßen, was in etwa dem Marsch um Jericho glich, als die Streitmacht Israels um die Stadt herummarschierte, bevor die Mauer fiel (Jos. 6:10, 15-21). Von London in England bis Manila auf den Philippinen wurde auf diese Weise mutig öffentlich Zeugnis gegeben.
Eine weitere Methode des Zeugnisgebens wurde 1940 eingeführt. Im Einklang mit dem Bibeltext, der besagt, daß ‘die wahre Weisheit auf der Straße laut ruft’, begannen Jehovas Zeugen im Februar jenes Jahres damit, die Zeitschriften Der Wachtturm und Trost (heute Erwachet!) auf der Straße anzubietenc (Spr. 1:20). Sie riefen Schlagworte aus, die die Aufmerksamkeit auf die Zeitschriften und ihre Botschaft lenkten. Überall in der Welt — in Groß- und Kleinstädten — wurden Jehovas Zeugen mit ihren Zeitschriften zum vertrauten Anblick. Dieses Werk erfordert Mut, und das war besonders am Anfang der Fall, denn es war eine Zeit heftiger Verfolgung, gepaart mit dem lodernden Nationalismus der Kriegszeit.
Als die Verkündiger aufgefordert wurden, an diesem öffentlichen Zeugnisgeben teilzunehmen, gingen sie glaubensvoll ans Werk. Die Anzahl derer, die sich daran beteiligten, nahm ständig zu. Sie betrachteten es als ein Vorrecht, auf diese Weise ihre Lauterkeit gegenüber Jehova unter Beweis zu stellen. Doch es gab für sie noch mehr zu lernen.
Jeder befähigt, seinen Glauben zu begründen
Ein außergewöhnliches Bildungsprogramm wurde im Jahre 1942 in Angriff genommen. Es begann in der Weltzentrale der Zeugen Jehovas, und vom darauffolgenden Jahr an wurde es weltweit in den Versammlungen der Zeugen eingeführt. Im Vertrauen darauf, daß Gottes Geist auf seinen Zeugen ruhte und Gott sein Wort in ihren Mund gelegt hatte, waren sie entschlossen, dieses Wort zu predigen — selbst wenn Verfolger ihnen die Wachtturm-Publikationen oder die Bibel wegnehmen würden (Jes. 59:21). Es gab bereits Länder, zum Beispiel Nigeria, wo die Zeugen nur die Bibel beim Predigen verwendeten, weil die Regierung alle Wachtturm-Publikationen verboten hatte; selbst Publikationen, die viele Brüder in ihrer Privatbibliothek aufbewahrt hatten, waren beschlagnahmt worden.
Am 16. Februar 1942 führte Bruder Knorr im Bethelheim in Brooklyn (New York) einen „Fortbildungskurs im theokratischen Dienstamt“ ein. Die Unterweisung erstreckte sich auf Gebiete wie Nachforschungsarbeit, klare und deutliche Ausdrucksweise, Ausarbeiten eines Redeplans, wirkungsvolles Halten von Ansprachen, überzeugende Darlegung von Gedanken und taktvolles Verhalten. Sowohl Brüder als auch Schwestern waren bei dem Kurs willkommen, doch nur Brüder wurden eingeladen, sich eintragen zu lassen und Ansprachen zu halten, für die sie dann Rat erhielten. Der Nutzen zeigte sich bald, und zwar nicht nur in den Ansprachen auf der Bühne, sondern auch im wirkungsvolleren Predigen von Haus zu Haus.
Im Jahr darauf wurde damit begonnen, diesen Kurs in den Ortsversammlungen der Zeugen Jehovas weltweit einzuführen, und zwar zunächst in Englisch und später auch in anderen Sprachen. Das erklärte Ziel der Schule bestand darin, jedem Zeugen Jehovas zu helfen, Menschen im Haus-zu-Haus-Dienst zu belehren, Rückbesuche zu machen und Bibelstudien durchzuführen. Jedem Zeugen sollte geholfen werden, ein befähigter Diener Gottes zu werden (2. Tim. 2:2). Ab 1959 erhielten auch Schwestern die Gelegenheit, sich in die Schule eintragen zu lassen. Sie wählten für ihre Aufgaben Situationen aus dem Predigtdienst, das heißt, sie wandten sich nicht an die gesamte Zuhörerschaft, sondern an den Partner, der die Rolle des Wohnungsinhabers übernahm. Das war aber noch nicht alles.
Seit 1926 waren reisende Beauftragte der Gesellschaft mit anderen Zeugen gemeinsam im Predigtdienst tätig gewesen, um ihnen zu helfen, ihre Fähigkeiten zu verbessern. 1953 auf dem internationalen Kongreß in New York erklärte jedoch Bruder Knorr — die Kreis- und Bezirksaufseher saßen vorn an der Bühne —, daß die Hauptaufgabe aller Diener oder Aufseher darin bestehen sollte, jedem Zeugen zu helfen, ein regelmäßiger Haus-zu-Haus-Verkündiger zu sein. „Jeder“, sagte er, „sollte in der Lage sein, die gute Botschaft von Haus zu Haus zu predigen.“ Um das zu erreichen, wurde ein weltweiter Feldzug in die Wege geleitet.
Warum wurde so großer Nachdruck darauf gelegt? Betrachten wir beispielsweise die Vereinigten Staaten: 28 Prozent der Zeugen verteilten damals lediglich Handzettel oder standen mit Zeitschriften auf der Straße. Und mehr als 40 Prozent der Zeugen beteiligten sich nur unregelmäßig am Predigtdienst, das heißt, sie ließen Monate verstreichen, ohne sich an irgendeiner Art des Zeugnisgebens zu beteiligen. Liebevolle Unterstützung war nötig, und zwar in Form persönlicher Schulung. Pläne wurden aufgestellt, nach denen allen Zeugen Jehovas, die noch nicht von Haus zu Haus Zeugnis gaben, geholfen werden sollte, sich an den Türen mit Menschen anhand der Bibel zu unterhalten und Fragen zu beantworten. Sie sollten Predigten ausarbeiten, die sie beschäftigten Wohnungsinhabern vielleicht in drei Minuten halten könnten oder anderen in etwa acht Minuten. Das Ziel bestand darin, jedem Zeugen beizustehen, ein reifer christlicher Evangeliumsverkündiger zu werden.
Nicht nur reisende Aufseher erteilten diese Unterweisung, sondern auch Diener oder Aufseher am Ort. Und in den folgenden Jahren übertrug man weiteren befähigten Zeugen die Aufgabe, andere zu schulen. Über Jahre hinweg war in den wöchentlichen Dienstzusammenkünften der Versammlung in sogenannten Demonstrationen gezeigt worden, wie das Werk durchgeführt werden sollte. Doch nun legte man auch vermehrten Nachdruck auf persönliche Schulung im Predigtdienst.
Die Ergebnisse waren überwältigend. Die Zahl der Zeugen, die von Haus zu Haus predigten, nahm zu, was auch auf die zutraf, die sich regelmäßig am Predigtdienst beteiligten. Innerhalb von 10 Jahren stieg die Gesamtzahl der Zeugen weltweit um 100 Prozent. Sie machten auch 126 Prozent mehr Rückbesuche bei interessierten Personen, indem sie ihre Fragen beantworteten. Darüber hinaus wurden 150 Prozent mehr regelmäßige Heimbibelstudien mit Personen durchgeführt, die nach der biblischen Wahrheit hungerten. Die Verkündiger erwiesen sich wirklich als befähigte Prediger.
Wenn man die unterschiedliche Bildung und die verschiedenen Kulturkreise der Zeugen in Betracht zieht sowie die Tatsache, daß sie weltweit in kleinen Gruppen verstreut auf der Erde leben, kann man verstehen, warum die Zeugen nicht Menschen die Ehre dafür geben, daß sie für die Verkündigung der guten Botschaft ausgerüstet und geschult worden sind, sondern Jehova Gott (Joh. 14:15-17).
Das Predigen von Haus zu Haus — ein Erkennungsmerkmal
Zu verschiedenen Zeiten haben andere Religionsgemeinschaften ihre Anhänger ermuntert, die Menschen in ihrer Gemeinde zu Hause zu besuchen, um mit ihnen über Religion zu sprechen. Manche haben es versucht. Einige sind vielleicht sogar ein paar Jahre als Missionare tätig, aber das ist dann auch alles. Nur bei Jehovas Zeugen beteiligen sich eigentlich alle, Jung und Alt, Männer wie Frauen, jahrein und jahraus am Predigtdienst von Haus zu Haus. Nur Jehovas Zeugen bemühen sich aufrichtig, im Gehorsam gegenüber dem prophetischen Gebot aus Matthäus 24:14 die ganze bewohnte Erde mit der Königreichsbotschaft zu erreichen.
Nicht jedem Zeugen Jehovas fällt diese Tätigkeit leicht.d Viele sagten, als sie anfingen, die Bibel zu studieren: „Eins steht fest, von Haus zu Haus gehe ich nie!“ Dennoch beteiligen sich nahezu alle Zeugen Jehovas an dieser Tätigkeit, sofern sie gesundheitlich dazu in der Lage sind. Und viele tun es trotz Gebrechen — zum Beispiel im Rollstuhl und an Krücken. Andere geben telefonisch Zeugnis oder schreiben Briefe, sei es, weil sie ihre Wohnung ständig oder vorübergehend nicht verlassen können oder um mit Menschen in Verbindung zu treten, die sie sonst nicht erreichen können. Warum diese entschiedenen Anstrengungen?
Während sie Jehova kennenlernen, bewirkt ihre Liebe zu ihm eine völlig neue Einstellung zum Leben. Sie möchten über ihn sprechen. All das Wundervolle, das er für diejenigen bereithält, die ihn lieben, ist einfach zu schön, als daß sie es für sich behalten könnten. Und sie fühlen sich Gott gegenüber verantwortlich, Menschen vor der bevorstehenden großen Drangsal zu warnen (Mat. 24:21; vergleiche Hesekiel 3:17-19). Doch warum sollte dies durch die Tätigkeit von Haus zu Haus geschehen?
Jehovas Zeugen wissen, daß Jesus seine Jünger anwies, die Menschen in ihren Wohnungen zu besuchen, um ihnen zu predigen und sie zu belehren (Mat. 10:11-14). Auch wissen sie, daß die Apostel nach der Ausgießung des heiligen Geistes zu Pfingsten 33 u. Z. „im Tempel [in Jerusalem] und von Haus zu Haus“ ununterbrochen fortfuhren, die gute Botschaft zu verkündigen (Apg. 5:42). Jeder Zeuge kennt den Text aus Apostelgeschichte 20:20, wo es heißt, daß der Apostel Paulus „öffentlich und von Haus zu Haus“ lehrte. Und sie sehen in der Neuzeit überwältigende Beweise dafür, daß der Segen Jehovas auf diesem Werk ruht. Mit zunehmender Erfahrung im Haus-zu-Haus-Dienst wird diese Tätigkeit, vor der sie sich früher fürchteten, zu etwas, worauf sie sich freuen.
Die Verkündiger gehen gründlich vor. Sie machen sorgfältige Notizen, damit sie überall dort noch einmal vorsprechen, wo niemand zu Hause war. Aber nicht nur das, sie sprechen auch in jeder Wohnung wiederholt vor.
Da der Haus-zu-Haus-Dienst so erfolgreich ist, haben Gegner in vielen Ländern versucht, dieser Tätigkeit einen Riegel vorzuschieben. Jehovas Zeugen sind an Behörden herangetreten, damit ihnen das Recht zugestanden würde, von Haus zu Haus zu predigen. Wenn nötig, sind sie vor Gericht gegangen, um das Recht, die gute Botschaft auf diese Weise zu verbreiten, gesetzlich zu befestigen (Phil. 1:7). Und wo bedrückende Regierungen das Verbot ihrer Tätigkeit nicht aufhoben, sind Jehovas Zeugen bei der Verkündigung der Königreichsbotschaft einfach unauffälliger vorgegangen oder haben sich gegebenenfalls andere Methoden zunutze gemacht, um die Menschen zu erreichen.
Jehovas Zeugen haben zwar Rundfunk und Fernsehen bei der Verbreitung der Königreichsbotschaft genutzt, doch sie erkennen, daß Besuche von Haus zu Haus wegen des persönlichen Kontakts wesentlich erfolgreicher sind. Man kann besser auf die Fragen der einzelnen Wohnungsinhaber eingehen und würdige Personen ausfindig machen (Mat. 10:11). Das war einer der Gründe, weshalb die Watch Tower Society 1957 die Rundfunkstation WBBR in New York verkaufte.
Jehovas Zeugen betrachten aber ihre Arbeit nicht als abgeschlossen, wenn sie Menschen Zeugnis gegeben haben. Das ist erst der Anfang.
„Macht Jünger ... lehrt sie“
Jesus gebot seinen Nachfolgern nicht nur zu predigen. Wie er sollten auch sie lehren (Mat. 11:1). Vor seiner Himmelfahrt gab er seinen Jüngern den Auftrag: „Geht daher hin, und macht Jünger aus Menschen aller Nationen, ... lehrt sie, alles zu halten, was ich euch geboten habe“ (Mat. 28:19, 20). Lehren (griech.: didáskō) unterscheidet sich vom Predigen insofern, als der Lehrer nicht nur verkündigt, sondern auch unterweist, erklärt und Beweise anführt.
Schon der Wacht-Turm vom April 1881 (engl.) enthielt kurze Anregungen, wie man lehren sollte. Einige der ersten Kolporteure machten es sich zur Aufgabe, bei Interessierten wieder vorzusprechen, um sie zu ermuntern, die Bücher der Gesellschaft zu lesen und sich mit anderen zu einem regelmäßigen Studium des Wortes Gottes zu versammeln. Hierbei verwendete man häufig das Buch Die Harfe Gottes (1921 veröffentlicht). Später wurde sogar noch mehr im Hinblick auf die persönliche Betreuung von Interessierten unternommen. Schallplattenvorträge und gedruckte Studienhilfsmittel spielten dabei eine wesentliche Rolle. Wie kam es dazu?
Als Ergänzung zu den Rundfunksendungen hatte die Gesellschaft 1933 Schallplattenaufnahmen eingesetzt, die auf transportablen Plattenspielern beispielsweise in Sälen, Parks und vor Fabriktoren abgespielt werden konnten. Schon bald vereinbarten Zeugen, die in ihrem Dienst von Haus zu Haus Interessierte fanden, bei diesen Rückbesuche, um eine der Schallplatten vorzuspielen. Als 1936 das Buch Reichtum herauskam, wurde nach dem Schallplattenvortrag Stoff aus dem Buch besprochen mit dem Ziel, Studien einzurichten, denen dann Interessierte aus der Umgebung beiwohnen konnten. Auf diese Tätigkeit legte man besonders deshalb Nachdruck, weil voraussichtlichen Angehörigen der „großen Volksmenge“ geholfen werden sollte, die Wahrheit kennenzulernen (Offb. 7:9).
Etwa zu dieser Zeit verstärkte die katholische Hierarchie ihren Druck auf Eigentümer und Leiter von Rundfunkanstalten sowie auf Regierungsstellen in dem entschlossenen Bemühen, die Wachtturm-Sendungen zu unterbinden. In einer Petition, die von 2 630 000 Bürgern in den Vereinigten Staaten unterzeichnet worden war, wurde eine Debatte zwischen einem hohen Vertreter der römisch-katholischen Kirche und J. F. Rutherford gefordert. Kein katholischer Geistlicher war bereit, die Herausforderung anzunehmen. Daher ließ Bruder Rutherford 1937 Schallplattenvorträge mit den Titeln „Offenbar gemacht“ und „Religion und Christentum“ aufnehmen, in denen es um grundlegende Lehren der Bibel und um die Widerlegung unbiblischer katholischer Lehren ging. Derselbe Stoff wurde in den Broschüren Schutz und Aufgedeckt veröffentlicht, und jedem, der die Petition unterzeichnet hatte, wurde ein Exemplar der Broschüre Aufgedeckt persönlich überbracht, damit er sich mit der biblischen Wahrheit, die die katholische Hierarchie zu unterdrücken suchte, vertraut machen konnte.
Um den Menschen zu helfen, die Streitpunkte klar zu erfassen und die biblische Grundlage dafür zu untersuchen, wurde die Broschüre Musterstudium Nr. 1 gedruckt, die in Zusammenkünften für Interessierte verwendet werden sollte. Diese Broschüre enthielt Fragen und Antworten sowie Schriftstellen, auf die man die Antworten stützen konnte. Zuerst ließ der Studienleiter einen oder mehrere der zuvor erwähnten Schallplattenvorträge ablaufen, so daß sich jeder mit dem Stoff vertraut machen konnte. Dann folgte eine Besprechung anhand der Broschüre, bei der die Bibeltexte eingehend betrachtet wurden. Auf die Broschüre Musterstudium Nr. 1 folgten Nr. 2 und Nr. 3 zusammen mit anderen Schallplattenvorträgen. Studien dieser Art wurden zunächst dort eingerichtet, wo Gruppen interessierter Personen zusammenkamen; doch schon bald richtete man sie auch bei Einzelpersonen und Familien ein.
Seither sind viele ausgezeichnete Bücher herausgegeben worden, die von Jehovas Zeugen speziell beim Durchführen von Heimbibelstudien benutzt werden. Zu denen, die am weitesten verbreitet wurden, gehören „Gott bleibt wahrhaftig“, Die Wahrheit, die zu ewigem Leben führt und Du kannst für immer im Paradies auf Erden leben. Es gab auch 32seitige Broschüren wie „Diese gute Botschaft vom Königreich“, Gottes Weg ist Liebe, „Siehe! Ich mache alle Dinge neu“ und viele andere. Danach folgten Broschüren wie Für immer auf der Erde leben!, die sich durch eine sehr einfache, leichtverständliche Darlegung der biblischen Grundlehren auszeichnet.
Der Gebrauch dieser Hilfsmittel sowie die umfassende Unterweisung in der Versammlung und die persönliche Schulung hatten eine großartige Zunahme der Heimbibelstudien zur Folge. 1950 wurden durchschnittlich 234 952 Bibelstudien durchgeführt — die meisten davon wöchentlich. Studien mit Interessierten, die keine Fortschritte machten, wurden eingestellt. Viele allerdings machten so weit Fortschritte, daß sie selbst Lehrer wurden. Trotz des ständigen Wechsels stieg die Zahl der Bibelstudien laufend, manchmal sogar sprunghaft. 1992 führten Jehovas Zeugen weltweit 4 278 127 Heimbibelstudien durch.
Zur Durchführung dieses gewaltigen Predigt- und Lehrwerkes in allen Sprachen der Welt machen Jehovas Zeugen ausgiebigen Gebrauch von Druckschriften. Dazu ist eine Verlagsorganisation gigantischen Ausmaßes nötig.
[Fußnoten]
a Das pastorale Werk wurde in den Jahren 1915/16 in den etwa 500 Versammlungen organisiert, die Bruder Russell zu ihrem Pastor gewählt hatten. Als ihr Pastor hatte er in einem Brief an sie das Werk beschrieben, das zunächst auf Schwestern beschränkt war. Im darauffolgenden Jahr beteiligten sich auch Brüder an dieser Tätigkeit. Das pastorale Werk wurde von einer ausgewählten Gruppe noch bis 1921 durchgeführt.
b Dieser Ausspruch war darauf zurückzuführen, daß man unter der Bezeichnung Religion jede Form der Anbetung verstand, die sich auf menschliche Traditionen gründete statt auf Gottes Wort, die Bibel. Als jedoch im Jahre 1950 die Neue-Welt-Übersetzung der Christlichen Griechischen Schriften herausgegeben wurde, wiesen Fußnoten zu Apostelgeschichte 26:5, Kolosser 2:18 und Jakobus 1:26, 27 darauf hin, daß der Ausdruck Religion ohne weiteres sowohl die wahre als auch die falsche Anbetung bezeichnen kann. Dies wurde im Wachtturm vom 1. Juli 1951, Seite 208 sowie in dem Buch Was hat die Religion der Menschheit gebracht? auf Seite 8—10 weiter erläutert.
c Ein Jahr zuvor führte man in Kalifornien (USA) probeweise den Zeitschriftendienst auf der Straße durch. Bereits 1926 waren die Bibelforscher allgemein damit beschäftigt, auf der Straße Broschüren mit wichtigem Inhalt zu verbreiten. Viel früher noch, nämlich 1881, hatten sie an Sonntagen in der Nähe von Kirchen Literatur verbreitet.
[Herausgestellter Text auf Seite 556]
Wo immer Jesus Leute traf, sprach er mit ihnen über Gottes Vorsatz in Verbindung mit den Menschen
[Kasten auf Seite 559]
Besonderer Segen ruht auf der Haus-zu-Haus-Tätigkeit
„Wie bei Christi erstem Advent schien der besondere Segen des Herrn auf der Haus-zu-Haus-Tätigkeit zu ruhen anstatt auf dem Predigen von der Kanzel“ („Wacht-Turm“, 15. Juli 1892, engl.).
[Kasten auf Seite 570]
Warum die Zeugen immer wieder vorsprechen
„Der Wachtturm“ vom 1. September 1962 erklärte, warum Jehovas Zeugen wiederholt an jeder Tür vorsprechen: „Oft ändern sich die Verhältnisse. Jemand, der heute vielleicht nicht zu Hause ist, mag das nächste Mal dasein. Jemand, der heute vielleicht keine Zeit hat, mag das nächste Mal Zeit haben. Heute kommt vielleicht die Mutter an die Tür, das nächste Mal der Sohn. Die Zeugen bemühen sich nicht nur, jede Familie in ihrem Gebiet aufzusuchen, sondern auch, wenn irgend möglich, mit jeder reifen Person in jeder Familie zu sprechen. Oft ist man in einer Familie geteilter Meinung über die Religion, weshalb ein einzelnes Mitglied nicht immer maßgebend ist für die ganze Familie. Auch ziehen manche Leute wieder aus und andere ein, so daß ein Zeuge nie genau weiß, wen er an einer bestimmten Tür antrifft.
Nicht nur die Verhältnisse können sich ändern, sondern auch die Leute ... Jemand mag wegen einer Kleinigkeit verärgert sein und im Augenblick keine Lust haben, sich mit jemand, der an seine Tür kommt, auf ein Gespräch über Religion oder über irgend etwas anderes einzulassen. Das heißt aber noch lange nicht, daß er ein andermal auch wieder so gelaunt ist. Es ist auch nicht gesagt, daß jemand, der im vergangenen Monat nichts von Religion wissen wollte, in diesem Monat auch nichts davon wissen will. Vielleicht hat er inzwischen etwas erlebt, was ihn zutiefst erschüttert oder demütig gemacht und bewirkt hat, daß er [sozusagen] hungrig oder sich seiner geistigen Bedürfnisse bewußt geworden ist ...
Außerdem erscheint vielen die Botschaft, die die Zeugen verkündigen, so sonderbar, daß sie sie gar nicht ernst nehmen. Erst wenn sie sie mehrmals gehört haben, merken sie, worum es eigentlich geht.“
[Kasten/Bild auf Seite 574]
„Alles darangesetzt“
„Wir, die wir uns in der Organisation des Herrn befinden, haben alles darangesetzt, ihre Aufmerksamkeit [die der Welt] auf die Botschaft des Lebens zu lenken. Wir haben Slogans gebraucht, ganzseitige Anzeigen in Zeitungen gesetzt, den Rundfunk, Lautsprecherwagen und Grammophone benutzt, Mammutkongresse veranstaltet, Informationsmärsche organisiert, bei denen Plakate getragen wurden, und ein wachsendes Heer von Verkündigern hat die Botschaft von Haus zu Haus gepredigt. Diese Tätigkeit hat bewirkt, daß sich die Leute für oder gegen das aufgerichtete Königreich Gottes entschieden. Das ist das Werk, von dem Jesus voraussagte, daß es in meiner Generation getan werden würde.“ (1987 von Melvin Sargent eingesandt, als er 91 Jahre alt war.)
[Bild]
Melvin Sargent
[Übersicht auf Seite 574]
(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)
Zunahme der Heimbibelstudien:
4 000 000
3 000 000
2 000 000
1 000 000
1950 1960 1970 1980 1992
[Bilder auf Seite 557]
Zigmillionen von diesen Traktaten wurden unweit von Kirchen, von Haus zu Haus und per Post verteilt
[Bilder auf Seite 558]
Kolporteurverkündiger verbreiteten bibelerklärende Schriften
[Bild auf Seite 559]
Anna Andersen verbreitete in nahezu jeder Stadt Norwegens biblische Literatur
[Bilder auf Seite 560]
Zeitungsanzeigen richteten sich an Menschen, die sonst nicht erreichbar waren
[Bilder auf Seite 561]
In mehr als 2 000 Tageszeitungen auf vier Kontinenten erschienen Bruder Russells Predigten gleichzeitig
[Bilder auf Seite 562]
Durch das „Photo-Drama der Schöpfung“ erhielten Millionen von Menschen in vielen Ländern ein großartiges Zeugnis
[Bild auf Seite 563]
J. F. Rutherford erreichte, daß weltweit Millionen von Menschen über den Rundfunk in ihrer Wohnung ein Zeugnis erhielten
[Bild auf Seite 564]
Startbereit, um sich am gruppenweisen Zeugnisgeben in England zu beteiligen
[Bild auf Seite 565]
Ab 1933 wurden Zeugniskarten benutzt
[Bild auf Seite 566]
Durch biblische Schallplattenvorträge wurde in den 30er und 40er Jahren ein wirksames Zeugnis gegeben
[Bild auf Seite 567]
Lautsprecherwagen, manchmal eine stattliche Anzahl (wie hier in Australien), wurden eingesetzt, um die biblische Wahrheit auf öffentlichen Plätzen erschallen zu lassen
[Bild auf Seite 568]
Beleuchtete Schilder in Wohnungsfenstern von Zeugen Jehovas gaben sozusagen rund um die Uhr Zeugnis
[Bild auf Seite 568]
Durch Plakate und Schilder wurde in der Öffentlichkeit (wie hier in Schottland) furchtlos Zeugnis gegeben
[Bild auf Seite 569]
Straßendienst mit den Zeitschriften „Der Wachtturm“ und „Trost“ (wie hier in den USA) begann 1940
[Bild auf Seite 569]
Ab 1943 erhielten die Brüder in den Versammlungen Unterweisung im öffentlichen Sprechen
[Bilder auf Seite 571]
Mit interessierten Personen werden Heimbibelstudien durchgeführt. Hier sind einige Publikationen zu sehen, die speziell für diesen Zweck bestimmt sind. Sie wurden zunächst in Englisch und später in vielen anderen Sprachen herausgegeben.
[Bilder auf Seite 572, 573]
Jung und Alt, Männer wie Frauen — Zeugen auf der ganzen Erde beteiligen sich am Zeugnisgeben von Haus zu Haus
Rumänien
Bolivien
Simbabwe
Hongkong
Belgien
Uruguay
Fidschi