Die Verkürzung der Tage der Drangsal
1. Was bedeutet es, dass Jesus bis ans „Ende der Welt“ bei uns ist?
WÄHREND all der Zeit der Abwesenheit Jesu von der Erde, indem er im Himmel weilte, ist er dennoch bei seinen treuen Nachfolgern auf Erden gewesen, und zwar mittels des Geistes oder der wirksamen Kraft, die er ihnen sandte; ferner mittels seiner dienstbaren Engel und auch durch das liebevolle Interesse, das er an seinen Nachfolgern hatte. Doch verhiess er, in der „Zeit des Endes“ in besonderer Weise bei ihnen zu sein. Auf dieses machte er kurz vor seiner Himmelfahrt mit den Worten aufmerksam: „Darum gehet hin und lehret alle Völker . . . Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende [syntéleia; Vollendung].“ (Matth. 28:19, 20, Luther) Dies bedeutet, dass er während der Vollendung (syntéleia) der Welt durch seine Gegenwart oder parousía bei ihnen sein werde, denn er kommt in sein Reich, wenn die Heidenzeiten abgelaufen sind und die „Zeit des Endes“ beginnt. Dann sollte der treue Überrest seiner Nachfolger auf Erden unter allen Nationen ein höchst wunderbares Werk des Lehrens durchführen. Sie sollten die gute Botschaft vom Königreich lehren und dartun, dass es im Jahre 1914 aufgerichtet worden sei. Für dieses Schlusswerk seiner Jünger auf Erden werde Christus Jesus in Königreichsmacht bei ihnen sein. Er sagte es voraus und tat kund, dass es nach dem Ende des Ersten Weltkrieges durchgeführt werde. Denn nachdem er jenen Weltkrieg als Einleitung der „Zeit des Endes“ vorausgesagt hatte, sprach er die Worte: „Wer aber ausharrt bis ans Ende [telos], dieser wird errettet werden. Und dieses Evangelium des Reiches wird gepredigt werden auf dem ganzen Erdkreis, allen Nationen zu einem Zeugnis, und dann wird das Ende kommen [telos: das vollendete Ende].“ — Matth. 24:13, 14.
2. Wie beginnt die Weltvollendung, und wie und nach was schliesst sie ab?
2 Der Überrest seiner wahren Nachfolger und seine Gefährten guten Willens könnten das Evangelium vom Königreich nicht an einem einzigen Tag unter allen Nationen predigen. Solches erfordert eine Reihe von Jahren. Dies unterstützt von neuem den Gedanken, dass die Vollendung (syntéleia) der Welt sich über Jahre erstreckt. Man beachte jedoch, dass diese Vollendung oder „Zeit des Endes“ einen Schluss oder ein Ende hat. Doch wird dieser Schluss (telos) erst kommen, nachdem das Zeugnis von Jehovas Zeugen über das aufgerichtete Königreich unter allen Nationen gegeben worden ist. So sehen wir denn, dass die „Zeit des Endes“ der Welt mit dem „Anfang der Wehen“ beginnt, worauf ein aussergewöhnliches Zeugnis für den König und das Königreich auf der ganzen bewohnbaren Erde und darauf, als Abschluss, ein Höhepunkt der Wehen folgt. Dies macht sie zu einer Zeit „grosser Drangsal . . ., dergleichen von Anfang der Welt [kosmos] bis jetzthin nicht gewesen ist, noch je sein wird“. — Matth. 24:21.
3. Wie sagte Jesus ein Zwischenspiel voraus? Weshalb wäre dies so?
3 Wir bemerken also etwas, was wir als eine „Pause oder ein Zwischenspiel“ zwischen dem „Anfang der Wehen“ und dem Schluss der „Zeit des Endes“ bezeichnen mögen. Jesus hat in seiner Prophezeiung auf diese Pause oder dieses Zwischenspiel hingewiesen. Nachdem er die Grösse der Drangsal erwähnte, die über die Weltorganisation des Teufels käme, bemerkte er: „Und wenn jene Tage [Tage weisen auf Zeitdauer hin] nicht verkürzt würden, so würde kein Fleisch gerettet werden; aber um der Auserwählten willen werden jene Tage verkürzt werden.“ (Matth. 24:22) Die Tage oder Drangsalsperiode begann für die Organisation des Teufels im Jahre 1914 n. Chr., als Jehovas König zur Macht gebracht wurde und der „Krieg im Himmel“ wider seine Feinde begann, was zur Folge hatte, dass der Teufel und seine Dämonen auf unsere Erde hinabgeworfen wurden. Jenen „Krieg im Himmel“ begleitete der „Anfang der Wehen“ hier auf Erden, mit Einschluss des Ersten Weltkrieges. Da der siegreiche König nun alle von der Organisation des Teufels unter seinen Füssen, auf seinem Fussschemel, der Erde, hatte, hätte er den Krieg ohne Anhalt bis zu seinem Abschluss, bis zur totalen Vernichtung all seiner Feinde, vorandrängen können. Das hätte bedeutet, dass die Schlacht von Harmagedon sogleich gefolgt wäre. Durch eine solch ununterbrochene Folge von Feindseligkeiten wider die Weltorganisation des Teufels und alle, die unter ihr stehen, wäre aber kein Fleisch gerettet, verschont oder bewahrt worden. Der König hat indes dafür gesorgt, dass Fleisch bewahrt würde, und dies besonders, weil der Überrest seiner treuen Nachfolger noch im Fleische auf Erden weilte. Zu jener Zeit befanden sich diese zudem zwangsweise in Gefangenschaft der babylonischen Organisation Satans.
4. Wie wurden die Tage der Drangsal verkürzt? Warum um der Auserwählten willen?
4 „Um der Auserwählten willen“ kürzte der König die Tage der Drangsal für die Organisation des Teufels ab. Wie denn? Indem er dem weiteren gewaltsamen Vorgehen wider diese ruchlose Organisation Einhalt gebot bis zum Telos-Ende der „Zeit des Endes“. Dies gab dem Überrest der Auserwählten Gottes im Fleische Gelegenheit, das Werk des Predigens des Evangeliums vom Königreich auf der ganzen bewohnten Erde zu einem Zeugnis unter allen Nationen aufzunehmen. Indem sie sich treulich daran beteiligen, beweisen sie ihre Lauterkeit gegen Gott und machen ihre Berufung und Erwählung zum himmlischen Königreich bei Christus fest. Durch ihr Predigen werden ferner die politischen, kommerziellen und religiösen Herrscher aller Nationen in Kenntnis gesetzt, dass wir in der „Zeit des Endes“ der Welt leben und dass dessen grosses Finale herbeigekommen ist, zu welcher Zeit sich die „Rache unseres Gottes“ über sie ergiessen wird. — Jes 61:2.
ZEITSPANNE DER ERZIEHUNG ZUR ERRETTUNG
5. Wie wurde dieses Zwischenspiel in den Tagen Jeremias vorgeschattet?
5 Die Verkürzung der Tage während unserer Generation wurde vor zweitausendfünfhundert Jahren durch das vorgeschattet, was sich an Jerusalem in der Zeit seines Endes ereignete. Während der Jahre 609-607 v. Chr. belagerten die Babylonier aus dem Norden jene Stadt. Als die Ägypter im Süden sahen, dass Jerusalems Sturz ihre politische Oberherrschaft gefährden würde und daher der Stadt zu Hilfe kamen, hoben die Babylonier oder Chaldäer die Belagerung auf und wandten sich wider die vorrückenden Ägypter. Dies gestattete jenen, welche der Botschaft des Propheten Jeremia glaubten, aus Jerusalem zu fliehen und einen Zufluchtsort aufzusuchen. Vom Drucke wieder befreit, kehrten die andern Bewohner der Stadt Jerusalem zu ihren alten bösen Gewohnheiten zurück. Doch Jeremia warnte sie, dass die Chaldäer wieder kommen, die Belagerung neu aufnehmen und diesmal Jerusalem gänzlich zerstören würden. Dies traf tatsächlich ein. Wer aus der Verkürzung jener Tage entsetzlicher Drangsal, die über Jerusalem gekommen war, keinen Nutzen zog, bekam die Folgen seines Unglaubens gegenüber der Warnung Jehovas, die durch Jeremia ausgerichtet wurde, zu spüren. (Jer. 37:1-12; 39:1-9) So sollten auch wir in der Zeit vor der Schlacht von Harmagedon, die für uns selbst kritisch und doch voll günstiger Gelegenheiten ist, acht geben, damit wir nicht unter denselben furchtbaren Folgen zu leiden haben wie damals die ungläubigen Israeliten. Die Verkürzung der Tage der Drangsal durch dieses gnadenvolle Zwischenspiel ist der grossen Barmherzigkeit Gottes zuzuschreiben. Lasst uns Wertschätzung dafür bekunden, indem wir diese barmherzige Vorkehrung zu unserer Errettung ausnutzen!
6. Wer ist in Macht aufgestanden? Warum hat er die Zeit der Drangsal abgekürzt?
6 Da die Weltkrise gekommen ist, lässt der Gott der Barmherzigkeit die zur Errettung vom Verderben Harmagedons nötige Erkenntnis weit und breit bekanntmachen, wie nie zuvor in der Weltgeschichte. Er hat vorausgesagt, dass dem so sein werde. Durch Daniel beschrieb er prophetisch die gegenwärtige „Zeit des Endes“ und zeigte, was sich in der Organisation des Teufels dann ereignen werde, besonders im Hinblick auf den „König des Nordens“ und den „König des Südens“. Doch bezüglich derselben „Zeit des Endes“ sagte er ferner: „Und in jener Zeit wird Michael aufstehen, der grosse Fürst, der für die Kinder deines Volkes steht; und es wird eine Zeit der Drangsal sein, dergleichen nicht gewesen ist, seitdem eine Nation besteht, bis zu jener Zeit. Und in jener Zeit wird dein Volk errettet werden, ein jeder, der im Buche geschrieben gefunden wird.“ Und tatsächlich, gleich zu Beginn der „Zeit des Endes“ ist Jehovas grosser Fürst Michael aufgestanden, das heisst Jesus Christus, der wie Gott ist, und hat seine Königreichsmacht angetreten. Er begann den „Krieg im Himmel“ wider die Organisation des Teufels. Doch nachdem er den Teufel und seine Dämonen aus dem Himmel hinausgetan hatte, kürzte er die Tage der Drangsal ab, indem er weiteren Kampfhandlungen Einhalt gebot bis zum Höhepunkt der „Zeit der Drangsal“ in Harmagedon. Warum denn? Damit ein grosser Erziehungsfeldzug zum Zwecke der Errettung durchgeführt werden könnte.
7. Wie wurde dieser Erziehungsfeldzug dem Daniel vorausgesagt?
7 Die durch Daniel geäusserte Prophezeiung weist auf diesen Erziehungsfeldzug hin, wenn es darin ferner heisst: „Und du, Daniel, verschliesse die Worte und versiegle das Buch bis zur Zeit des Endes. Viele werden es durchforschen, und die Erkenntnis wird sich mehren.“ (Dan. 12:1, 4) Dies bedeutet, dass viele Errettung Suchende, nämlich Jehovas Volk, die Blätter des Wortes Gottes durchforschen, und zwar zu der Zeit, da die inspirierten Worte der Prophezeiung erschlossen und das Buch Daniel entsiegelt wird, damit man es erforschen und verstehen könne. Die alte Septuaginta-Übersetzung von Daniel 12:4 aus dem Hebräischen ins Griechische zeigt dieses Forschen nach Wahrheit in klarer Weise. Sie lautet: „Und du, Daniel, verschliesse die Worte und siegle das Buch zu bis zur Zeit des Endes [syntéleia]; bis viele belehrt sind und die Erkenntnis sich mehrt.“ (Bagsters Übersetzunga) Wenn viele belehrt werden müssen und sich ihre Erkenntnis mehren soll, dann müssen natürlich die Worte und das Buch der Prophezeiung Daniels geöffnet und entsiegelt werden, und dies muss in der Zeit des „Endes“ oder der Vollendung (syntéleia) stattfinden, welche mit dem Jahre 1914 n. Chr. begonnen hat. Der König Christus Jesus ist als Jehovas grosser Lehrer gegenwärtig. Er lehrt die „Kinder deines Volkes“, wobei Daniels Volk das Volk Jehovas ist. Während diese fleissig Gottes erschlossenes Wort in dieser Welt-Vollendungszeit erforschen, mehrt sich ihre Erkenntnis. Und während sie dem Befehl des Königs gehorchen und das Königreichsevangelium allen Bewohnern der Erde in allen Nationen predigen, bevor das Telos-Ende über diese alte Einrichtung der Dinge hereinbricht, wird die Erkenntnis und das Verständnis unter all den Menschen guten Willens allenthalben mehr und mehr ausgebreitet.
8. Welche Verheissung wird dem Daniel bald erfüllt werden? Wie?
8 Während die Tage dieser „Zeit des Endes“ ihrem Abschluss zueilen, nähert sich eine dem Daniel gemachte Verheissung ihrer Erfüllung. Welche? Die Verheissung, dass er aus seiner jahrhundertelangen Todesruhe im Grabe auferweckt werden und auf die Erde zurückkehren soll, um unter dem himmlischen Königreich einer der sichtbaren Fürsten des Königs zu sein. Dies ist die Verheissung, die Gottes Engel dem treuen Propheten vor über zweitausendfünfhundert Jahren mit den Worten übermittelte: „Du nun gehe hin und ruhe; denn noch vergehen Tage und Zeiten bis zur Erfüllung des Endes [syntéleia]; und du wirst dastehen in deinem Lose am Ende [syntéleia; in der Vollendung] der Tage.“ (Dan. 12:13, LXX, Bagster) Wenn Daniel tatsächlich aus dem Todeszustand zu seinem fürstlichen Lose auf Erden aufersteht, mit welchem Erstaunen, welcher Freude wird er dann von der Erfüllung seines Buches der Prophezeiung erfahren! Wie begierig wird er die Erkenntnis aufnehmen, die ihm dann hinsichtlich der Vorsätze Jehovas durch sein Königreich erschlossen wird!
9. Welches Zeichen haben wir in der Erfüllung von Matthäus 24:45 bis 25:46?
9 In welch wunderbarer Zeit günstiger Gelegenheiten leben wir doch in dieser „Zeit des Endes“! Es ist die Zeit, da der König seinen Überrest vorfindet, wie er als ein „treuer und weiser Knecht“ dient. So gebraucht er denn die Glieder dieser Klasse zur Austeilung der geistigen Speise an alle, welche eine Erkenntnis der Errettung haben möchten. Es ist die Zeit, da sich das Gleichnis von den klugen und törichten Jungfrauen erfüllt, und da auch das Gericht der Knechte des Königs vor sich geht, die in seinem Gleichnis von den Talenten, die ihnen gegeben sind, beschrieben werden. Ja, auch das Gleichnis von den Schafen und Böcken erfüllt sich in dieser ereignisreichen Zeit. So sehen wir denn in allen Nationen, wie die mit Schafen vergleichbaren Menschen aus dem Erziehungsfeldzug Nutzen ziehen, wie sie vom König lernen und neben dem Überrest seiner geistlichen Brüder Stellung für ihn beziehen. (Matth. 24:45 bis 25:46) Möge ein Beachten all dieser Ereignisse, die als Beweis der Gegenwart oder parousía des Königs eintreten, uns überdies verstehen helfen, dass diese Dinge auch das mannigfache Zeichen vom „Ende der Welt“ bilden. Dieses Zeichen markiert die Vollendung, das Miteinander-Enden der alten Einrichtung der Dinge unter der Herrschaft des Teufels.
10. Was sollten wir wertschätzen, und was sollten wir in dieser Hinsicht tun?
10 Möchten wir also die Bedeutung dieser Dinge verstehen und schätzen, dass wir nämlich in der „Zeit des Endes“ leben! Schon mehr als fünfunddreissig Jahre sind davon verstrichen. Das Telos-Ende der sichtbaren und unsichtbaren Einrichtung der Dinge des Teufels rückt beständig näher. Lasst uns nicht unachtsam werden, weil die Tage der Drangsal durch ein Zwischenspiel abgekürzt worden sind und weil wir gegenwärtig weder den Tag noch die Stunde jenes vernichtenden Endes kennen, das über die Einrichtung der Dinge hereinbrechen wird. Das Ende wird kommen. Es wird nicht verschoben. Es wird gewisslich an dem von Gott bestimmten Tag und zu seiner Stunde kommen. (Matth. 24:36-39) Wenn dieses Königreichsevangelium auf der ganzen bewohnbaren Erde zu einem Zeugnis unter allen Nationen gepredigt ist, wird diese „Zeit des Endes“, die mit Wehen begonnen hat, mit einem vollständigen Ende für die Feindes-Einrichtung der Dinge abschliessen. Möchten wir nun in diesem Erziehungsfeldzug des Königreichszeugnisses unsern Teil tun! So handelnd werden wir uns als würdig erweisen, in die gerechte neue Welt einzugehen, die als eine „Welt ohne Ende“ verheissen ist und unter Jehovas ewigem, von Jesus Christus regiertem Königreich steht.
[Fußnote]
a Vatikanische Handschrift Nr. 1209, welche in Tat und Wahrheit Theodotions Revision der Septuaginta über das Buch Daniel aus dem zweiten Jahrhundert enthält.