Warum der Zionismus fehlschlagen muß
Viele Juden und Nichtjuden erblicken im Zionismus die Erfüllung biblischer Prophezeiungen. Lies diesen Artikel, und du wirst erfahren, warum sie alle im Irrtum sind auf wen sich die Prophezeiungen über eine solche Wiederherstellung beziehen.
WAS versteht man unter Zionismus? „Der Zionismus ist die jüdische Nation im Vormarsch“, sagte einst Theodor Herzl, der Gründer der Zionistenbewegung. Das Jahrbuch des Staates Israel für 1953/54 beschreibt den „Zionismus als einen aufrichtigen Versuch, dessen Zweck und Ziel die Erhaltung des jüdischen Volkes ist“. Und nach gewissen amerikanischen Zionisten ist der Zionismus nicht nur „Judaismus im wahrsten und tiefsten Sinne“, sondern auch die messianische Hoffnung der ganzen Menschheit.
Viele zu den Fundamentalisten zählende Geistliche der Christenheit versprechen sich ebenfalls große Dinge vom Zionismus. Die Zeitschrift Land Reborn [Ein wiedergeborenes Land] dient der Veröffentlichung dieser Ansichten. Und das Buch The Fall and Rise of Israel [Israels Fall und Aufstieg] von William L. Hull, einem protestantischen Missionar, der viele Jahre in Palästina lebte, enthält eine ausführliche Darlegung über diese Auffassung. Hull bringt große Bewunderung für den Zionismus zum Ausdruck und vergleicht dessen Führer Herzl und Weizmann mit Mose und Abraham. Die in Jeremia 16:16 erwähnten ‚Jäger und Fischer‘ sollen seiner Meinung nach die Nazis gewesen sein, die durch ihre Verfolgung bewirkten, daß die Juden nach Palästina zurückkehrten, und die ‚reine Sprache‘, von der in Zephanja 3:9 (KJ) die Rede ist, soll die hebräische Sprache sein, die heute in Palästina wieder gesprochen wird. Er glaubt, daß Gott den ersten Weltkrieg zugelassen habe, damit Palästina von den Türken befreit werden konnte, und daß Männer wie Lloyd George, Churchill und Balfour im Interesse der Sache des Zionismus ‚von Gott benutzt worden‘ seien, „weil sie an sein Wort geglaubt“ hätten. Hull wendet Dutzende von Prophezeiungen aus den Büchern Jesaja, Jeremia, Hesekiel usw. sowie die warnenden Worte des Gamaliel, die in Apostelgeschichte 5:38, 39 zu lesen sind, auf den Zionismus an.
In ähnlichem Ton berichtete The American Weekly vom 13. Oktober 1957 unter der Überschrift „Biblische Prophezeiungen im heutigen Palästina erfüllt“ über die Früchte der Bemühungen des Zionismus. Man konnte dort unter anderem lesen, daß sich die Worte: „Die auf Jehova harren … heben die Schwingen empor wie die Adler“, erfüllt hätten, als ungefähr 40 000 Juden von Jemen in Südwestarabien nach Palästina geflogen wurden. Und durch die Worte: „Statt der Dornsträucher werden Zypressen aufschießen“, soll das große Aufforstungswerk vorhergesagt worden sein, das im Staate Israel durchgeführt wurde und demzufolge der Waldbestand vom Jahre 1917 bis zum Jahre 1957 von 17 000 Bäumen auf 21 000 000 Bäume — vorwiegend Nadelbäume — erhöht worden sein soll. Die Bewässerungsanlagen in Israel, die durch die Wasser des Berges Zion gespeist werden, sollen eine Erfüllung der folgenden Prophezeiung sein: „An jenem Tage … werden … alle Bäche Judas … von Wasser fließen; und eine Quelle wird aus dem Hause Jehovas hervorbrechen und das Tal Sittim bewässern.“ Und in der Prophezeiung: „Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir; vom Aufgang her werde ich deinen Samen bringen, und vom Niedergang her werde ich dich sammeln. Ich werde zum Norden sagen: Gib heraus! und zum Süden: Halte nicht zurück, bringe meine Söhne von fernher und meine Töchter vom Ende der Erde“, soll angedeutet worden sein, daß die Juden von fünf Kontinenten und aus vierundsiebzig Ländern nach Palästina zurückkehrten. — Jes. 40:31; 55:13; Joel 3:18; Jes 43:5, 6.
VOM BERG ZION ZUM ZIONISMUS
Wie entstand und wie entwickelte sich der Zionismus?
Der Ausdruck „Zionist“ wurde von einem gewissen Nathan Birnbaum geprägt, und zwar schon ehe Herzl den neuzeitlichen Zionismus gründete. Birnbaum entlehnte diesen Ausdruck der Heiligen Schrift, denn „Zion“ war der Name des Berghügels in Jerusalem und des Ortes, an dem von der Zeit des Königs David an die Paläste der Könige Israels standen. Ja, David war der erste, der Zion den Jebusitern entriß. Zion war ein steiler Hügel, der schwer zu erklimmen war. Die Bedeutung des Namens ist verschieden wiedergegeben worden: „sonnig“, „Festung“, „Hervorragendes“ und „ein Denkmal oder Wegweiser“.
Der Berg Zion wurde zum Symbol der Stadt Jerusalem und auch des Zwei-Stämme-Reiches Juda und Benjamin. Im Jahre 607 v. Chr. wurde er durch Nebukadnezar verwüstet und war siebzig Jahre lang eine öde Wildnis. Im Jahre 70 n. Chr. wurde er durch die römischen Legionen abermals verwüstet. Beide Verheerungen wurden als Strafe für die Sünden der Juden vorhergesagt.
In all den Jahrhunderten seit dem Jahre 70 suchten die Juden wiederholt nach Palästina zurückzukehren, aber diese Versuche führten zu keinen bleibenden Ergebnissen, bis in den 1880er Jahren die Choveve Zion, die „Freunde Zions“, mit der Kolonisation Palästinas begannen. Die erste Aliyah oder Wiederbesiedlung Palästinas erfolgte im Jahre 1882. Die berühmte Dreyfusaffäre in Frankreich (in den 1890er Jahren) offenbarte eine heftige antisemitische Gesinnung und brachte dem jüdischen Zeitungskorrespondenten Theodor Herzl die Leiden seines Volkes und die Notwendigkeit einer Heimstätte für die Juden zum Bewußtsein. Er berief deshalb im Jahre 1897 den ersten Zionistenkongreß ein, dessen Ziel die Schaffung einer Heimstätte für alle Juden war.
Für Herzl, den Präsidenten der Zionistenbewegung, und gewisse andere Führer war der Ort unwesentlich. Sie waren Nationalisten und Philanthropen, keine devoten Verfechter der Religion. Die Juden im allgemeinen, besonders die russischen Juden, wollten dagegen von nichts anderem wissen als von Palästina. So gab Herzl schließlich nach, aber bis zu seinem Tode, der im Jahre 1904 erfolgte, versuchte er vergeblich, die führenden Männer der verschiedenen Nationen Europas für seinen Plan zur Schaffung einer jüdischen Heimstätte in Palästina zu interessieren. Chaim Weizmann jedoch, der Herzl als Präsident der Zionisten folgte, hatte Gelingen. Dank der wertvollen Hilfe, die er der britischen Regierung im ersten Weltkrieg in der Rüstungsindustrie geleistet hatte, gelang es ihm, diese zur Herausgabe der Balfour-Erklärung zu bewegen, in der sie sich zugunsten der Errichtung einer nationalen Heimstätte für die Juden in Palästina aussprach.
Am 24. Juli 1922 übertrug der Völkerbundsrat Großbritannien das Mandat über Palästina. Doch als England merkte, daß ihm seine Freundschaft mit den Juden die arabischen Staaten entfremdete, begann es, sich von seinen Versprechungen gegenüber den Juden zurückzuziehen. Dies veranlaßte jüdische Terroristen zu Gewaltakten, durch die die Stellung Großbritanniens in Palästina derart gefährdet wurde, daß es sich schließlich am 14. Mai 1948 zurückzog. Gleichzeitig wurde von den Juden der Staat Israel ausgerufen. Der Rückzug Englands gab der Arabischen Liga das Signal zum Angriff auf Israel. Obwohl die Araber den Israelis zahlenmäßig weit überlegen waren, wurden sie von Israel, das über bessere Waffen verfügte, besiegt. Auf Veranlassung der Vereinten Nationen wurde ein Waffenstillstand verkündet, der heute noch besteht, weil sich die Araber weigern, ihre Niederlage zuzugeben und einen Friedensvertrag zu unterzeichnen.
Der Zionismus ist seither einen Weg gegangen, der alles andere als friedlich war. Es ereigneten sich nicht nur fortgesetzt Zusammenstöße und Grenzzwischenfälle zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarn, sondern auch auf innenpolitischem Gebiet hat Israel wegen der verschiedenen radikalen und fanatischen Auffassungen seiner vielen politischen Parteien manchen Sturm erlebt. Auch üben die Zionisten, die nach Israel zurückgekehrt sind, heftig Kritik an denen, die es vorziehen, „bei den Fleischtöpfen Ägyptens“ in der Diaspora oder der Zerstreuung — zum Beispiel in den Vereinigten Staaten — zu bleiben. Andererseits gibt es dort viele, die den Zionismus heftig bekämpfen, mit der Begründung, der Judaismus sei nicht eine Angelegenheit der Rasse, Nationalität oder Politik, sondern ausschließlich der Ethik und der Religion.
WARUM DER ZIONISMUS FEHLSCHLAGEN MUSS
Der Zionismus muß fehlschlagen, weil Jehova nichts damit zu tun hat und weil ‚die Bauleute vergeblich arbeiten, wenn Jehova das Haus nicht baut‘. Jehova hatte den Hebräern mehr als neunzehnhundert Jahre lang besondere Gunst erwiesen, aber als sie seinem Sohn als ihren Messias verwarfen und ihn umbrachten, machte er seinen Bund mit ihnen ein Ende und ersetzte ihn durch einen neuen, den er mit den Menschen schloß, die Jesus Christus als ihren Messias annahmen. Seither ist nicht mehr die Blutsverwandtschaft mit Abraham ausschlaggebend, sondern ein Glaube, wie ihn Abraham hatte, der bei den Zionisten nicht zu finden ist. Ben Gurion betrachtet Jehova, den Gott der Bibel, in der Tat als einen mythischen Gott und führt aus der Bibel nur deshalb Zitate an, weil sie als Tradition „bestimmt ein Körnchen Wahrheit enthält“. — Ps. 127:1; Matth. 23:37, 38; 26:28; Gal. 3:7.
Ben Gurion ist aber nicht der einzige, der diese Ansicht vertritt. Waldo Frank zeigt in seinem Buch Bridgehead [Brückenkopf] über Israel, daß die jungen Israelis keine Juden sein wollen, sondern sich ausschließlich als Israelis betrachten. Es können somit keine Tatsachen angeführt werden, die die Ansicht stützen würden, die viele vertreten, nämlich daß Gott ein Wunder tun werde, um die Israelis zu bewegen, Jesus als ihren Messias anzunehmen. Diese Auffassung wird auch von der Heiligen Schrift nicht gestützt. Wie Jesus in seinem Gleichnis vom reichen Mann und Lazarus zeigte, würden Menschen, die dem Worte der Propheten Gottes keinen Glauben schenken, auch nicht glauben, wenn sich ein Wunder, wie die Auferstehung eines Toten, ereignete. Den besten Beweis dafür haben wir in der Auferstehung Jesu, die auch keine allgemeine Bekehrung der Israeliten zu ihrem Christus zur Folge hatte. — Luk. 16:31; Matth. 28:12-15.
Der Zionismus ist trotz seines Namens im wesentlichen eine politische Bewegung. Dies bestätigte auch Richter Sobeloff in seiner Rede, die er bei einem Bankett hielt, das anläßlich des sechzigsten Jahrestages der Gründung des Zionismus in der Stadt New York veranstaltet wurde, und über die in der Zeitschrift The American Zionist (Oktober-Ausgabe 1957) berichtet wurde. Zu dem Thema „Der Zionismus als fortbestehende politische Bewegung“ sagte er: „Der Zionismus ist die erneute Bekräftigung der internationalen Gerechtigkeit … Der Zionismus hat den sichtbaren Beweis erbracht … daß die Politik der Moral dienen kann, und die jüdische Politik ist eine Erweiterung des Judaismus … Der Zionismus muß eine politische Bewegung bleiben, die gut organisiert und mächtig genug ist, um ihren Einfluß überall, besonders auf dem amerikanischen Schauplatz, geltend zu machen.“
Der Zionismus ist ein Teil dieser alten Welt oder dieses Systems der Dinge und wird deshalb mit ihr in die Vernichtung gehen. Petrus, der diese Welt mit der Welt vor der Flut verglich, sagte: „Die damalige Welt wurde vernichtet, als sie mit Wasser überflutet wurde. Aber durch dasselbe Wort werden die jetzigen Himmel und die Erde aufbewahrt für das Feuer, aufbehalten für den Tag des Gerichts und der Vernichtung der gottlosen Menschen.“ Das bedeutet nicht, daß der Erdball vernichtet würde, denn ebensowenig wurde er zur Zeit der Flut zerstört. Es bedeutet vielmehr die Beseitigung des bösen Systems der Dinge auf unserer Erde, die durch ‚die Schlacht von Harmagedon‘ herbeigeführt wird. — 2. Pet. 3:6, 7; Off. 16:14, 16, NW.
DIE PROPHEZEIUNGEN VON DER WIEDERHERSTELLUNG
Wie steht es aber mit den Prophezeiungen, in denen von der Wiederherstellung und Wohlfahrt Zions und Israels die Rede ist? mag jemand fragen. Werden sie unerfüllt bleiben, haben sie sich schon erfüllt oder werden sie sich in der Zukunft noch erfüllen, und wenn ja, durch wen?
Jesus erklärte, daß es unmöglich sei, daß irgend etwas vom Worte Gottes unerfüllt bleibe. (Matth. 5:17, 18) Die Tatsachen zeigen, daß sich diese Prophezeiungen erfüllt haben und noch in Erfüllung begriffen sind. Wie denn? Viele von ihnen erfüllten sich schon im Kleinen, als die Juden im Jahre 537 v. Chr. aus der babylonischen Gefangenschaft zurückkehrten. Damals wurde das Land, das siebzig Jahre lang verödet dagelegen hatte, wieder fruchtbar und wurde von neuem bevölkert, und die reine Anbetung Jehovas wurde wiederhergestellt, wenigstens für eine gewisse Zeit.
Aber diese Prophezeiungen erfüllen sich heutzutage in noch hervorragenderem Maße am geistigen Israel und an Zion, das in Offenbarung 7 und 14 als Sinnbild der Fußstapfen-Nachfolger Christi gekennzeichnet wird, die die himmlische Belohnung empfangen werden und deren Zahl auf 144 000 beschränkt ist. Die ersten von ihnen wurden zu Pfingsten [im Jahre 33] auserwählt, und heute sind nur noch einige von ihnen, nämlich ein „Überrest“, am Leben. Auf diesen Überrest, der zum himmlischen Zion und zum geistlichen Israel gehört, beziehen sich diese Prophezeiungen von einer Wiederherstellung. Die Tatsachen zeigen, daß die Glieder des „Überrests“ besonders seit den 1870er Jahren eingesammelt wurden und dann während der Jahre 1914-1918 eine Zeit der Gefangenschaft erlitten. Ihr „Land“ oder ihr Zustand der Anbetung war sozusagen verwüstet, was in Übereinstimmung war mit der siebzigjährigen Verödung Judas. Im Jahre 1919 wurden sie dann von Gott befreit und mit der Hilfe seines heiligen Geistes und seines Wortes allmählich in einen Zustand geistiger Wohlfahrt versetzt. Ihr vermehrtes Verständnis des Wortes Jehovas und seines Vorhabens, ihr glücklicher Zustand und die große Menge ‚Fremder‘, die sich ihnen angeschlossen haben und sie in dem geistigen Einsammlungswerk unterstützen, sind offenkundige Beweise hierfür. — Jes. 61:5, ZB.
Nein, die Anhänger des politischen Zionismus sind nicht nach Palästina zurückgekehrt, um dort die Anbetung Jehovas wiederherzustellen, wie es die Juden im Jahre 537 v. Chr. taten und wie die Glieder des geistlichen Überrestes es seit der Rückkehr in ihr „Land“ der reinen Anbetung getan haben. Auch hat der politische Zionismus nicht den Glauben Abrahams, wie ihn damals die aus der babylonischen Gefangenschaft Zurückkehrenden hatten und wie ihn die Diener Jehovas heute haben. Da der politische Zionismus von der Heiligen Schrift nicht gestützt wird, ist er zum Fehlschlag verurteilt. Er ist das Werk von Menschen und wird zunichte werden. — Apg. 5:38, 39.
Daher sollten sich alle Menschen guten Willens, Juden und Nichtjuden, die an Gottes Wort und an seine Prophezeiungen von der Wiederherstellung glauben, vom politischen Zionismus abwenden. Sie sollten ihre Hoffnungen auf das himmlische Zion setzen, auf das geistige Israel, das nun auf Erden durch die Glieder der Neuen-Welt- Gesellschaft der christlichen Zeugen Jehovas vertreten wird. Sie sollten sich darüber unterrichten, wie sie die Segnungen und die Wohlfahrt der geistigen Wiederherstellung jetzt genießen und die feste Zuversicht erlangen können, in Gottes Erdenparadies in naher Zukunft endloses Leben in glücklichen Verhältnissen zu finden.