„Wort der Wahrheit“ — Kongreß der Zeugen Jehovas
IM VERGANGENEN Sommer wohnten über eine halbe Million Menschen den Kongressen bei, die Jehovas Zeugen in Europa und Nordamerika unter dem Motto „Wort der Wahrheit“ durchführten. Sie erhielten bei dieser Gelegenheit überzeugende Beweise dafür, daß Gottes Wort der Wahrheit, die Bibel, die Antworten auf die Probleme enthält, denen die Menschheit heute begegnet. Der reibungslose Ablauf dieser Kongresse und der Geist der Liebe und des Friedens waren ein eindeutiges Zeugnis dafür, daß die Anwendung biblischer Grundsätze tatsächlich zu wunderbaren Ergebnissen führt.
In Edinburgh (Schottland) und Dublin (Republik Irland), wo diese Kongreßserie gleichzeitig eröffnet wurde (9. bis 13. Juni), waren öffentliche Beamte und Besucher sprachlos über das, was sie sahen. „Außenstehende müßten Sie hier bei der Arbeit sehen“, sagte ein Reporter in Edinburgh, „dann würde viel von dem Vorurteil, das man gegen Sie hat, schwinden.“ In Dublin sagte der Verwalter des Fußballfeldes, auf dem der Kongreß stattfand: „Ich habe noch nie eine solch gut organisierte Veranstaltung gesehen ... Sie haben alles unter Kontrolle.“
Die Liebe und der Frieden unter den Kongreßbesuchern beeindruckten Außenstehende sehr. Einer von ihnen, der dem Kongreß in Edinburgh beiwohnte, bekannte: „Ich bin seit den 1920er Jahren Geistlicher und habe schon überall in England religiöse Tagungen mitgemacht, aber nirgends habe ich einen solchen Geist der Freude und der Brüderlichkeit beobachtet wie hier.“ Eine Familie aus Finnisch-Lappland, die von diesem Geist brüderlicher Liebe hörte, reiste 950 Kilometer, um auf dem Kongreß in Helsinki (Finnland) diesen Geist selbst zu verspüren. Ein Angehöriger dieser Familie erklärte: „Wir wollten sehen, ob unter den Zeugen Jehovas wirklich echte Liebe herrscht. Da diese Liebe das von Jesus erwähnte besondere Merkmal ist, war das für uns wichtig. Nun wissen wir, daß sie wirklich vorhanden ist, und wollen weiterforschen, um das Wort der Wahrheit zusammen mit euch verteidigen zu können.“
Die in Sacramento (Kalifornien) erscheinende Zeitung Union, die über den dortigen Kongreß „Wort der Wahrheit“ berichtete, gab im wesentlichen zu, daß die Bibel die Antwort auf die gegenwärtigen Probleme enthält. Am 9. Juli brachte sie einen Leitartikel unter der Überschrift „Zeugen der Gottergebenheit“, in dem über Jehovas Zeugen folgendes gesagt wurde: „Ihre Glaubensansichten sind realistisch, die Zeugen sind aufrichtig, halten sich streng an das Alte und Neue Testament ... Es genügt zu sagen, daß es kein Blutvergießen und keinen Haß mehr gäbe, sondern die Liebe als Königin herrschen würde, wenn die ganze Welt nach dem Glaubensbekenntnis der Zeugen Jehovas [der Bibel] leben würde.“ Könnte es eine bessere Empfehlung für die Bibel geben?
Der Schlüsselvortrag, der bei jedem Kongreß am ersten Tag gehalten wurde, drehte sich um das Motto des Kongresses. Er stand unter dem Thema „Die Antwort auf die Frage: ‚Was ist Wahrheit?‘“ und behandelte diese Frage, die der römische Statthalter Pontius Pilatus einst an Jesus Christus richtete. — Joh. 18:38.
Der Redner, der diese Ansprache hielt (auf vielen Kongressen war es entweder der Präsident oder der Vizepräsident der Watch Tower Society), sagte unter anderem: „Unter den Umständen, unter denen die Frage gestellt wurde, muß die schriftgemäße Antwort lauten: Die ‚Wahrheit‘ ist Gottes Königreich, auf dessen Thron Jesus Christus, der ‚Sohn Davids‘, als Priesterkönig dient.“ Dann ging er auf das Kongreßmotto ein und sagte: „Da uns die Bibel mit allen Einzelheiten dieses Königreiches vertraut macht, wird von ihr richtigerweise als von dem ‚Wort der Wahrheit‘ gesprochen.“ — 2. Tim. 2:15; Joh. 17:17.
Ein weiterer Hauptvortrag, der auf jedem Kongreß gehalten wurde und der besonders die Wahrhaftigkeit der Bibel beleuchtete, stand unter dem Thema: „Gott werde als wahrhaftig erfunden“. In dieser Ansprache betonte der Redner, daß Gott trotz der Widerspenstigkeit der Menschen „das, was er in seinem geschriebenen Wort sagt“, ausführen werde. „Wir erklären daher entschieden“, sagte er zum Schluß nachdrücklich, „daß wir ebenso denken wie der christliche Apostel Paulus, der schrieb: ‚Gott werde als wahrhaftig erfunden, wenn auch jeder Mensch als Lügner erfunden würde.‘“ (Röm. 3:4) Anschließend an diese Ansprache wurde das hübsch illustrierte neue Buch „Dinge, in denen es unmöglich ist, daß Gott lügt“ in englischer Sprache freigegeben.
Als weitere Beweise für die Wahrhaftigkeit der Bibel wurden im Verlauf des Kongreßprogramms auch Zeugnisse aus weltlichen Quellen angeführt. In dem bekannten Yankee-Stadion in New York unterbreitete Grant Suiter, der zum Vorstand der Gesellschaft gehört, 35 210 Zuhörern, die ihm aufmerksam folgten, eine Menge archäologische Beweise, die die Zuverlässigkeit verschiedener Bibelberichte bestätigen. Ein anderer Kongreßvortrag, der unter dem Thema stand: „Das Buch der zuverlässigen geschichtlichen Daten“, führte den Anwesenden die Genauigkeit der biblischen Zeitrechnung vor Augen.
Die Vortragsredner wiesen also mit gutem Grund auf Gottes Wort als die einzig zuverlässige Richtschnur für unser Leben hin. In seiner Ansprache über das Thema „Die Bibel im Leben der Familie von heute“ ermahnte der sechzigjährige, in Deutschland geborene Redner, der diesen Vortrag in Wien hielt, seine Zuhörer mit den Worten: „Möge die Bibel bei uns zu Hause einen Ehrenplatz einnehmen ... Wir wollen nicht nur eine Familienbibel haben, sondern wollen bibellesende Familien sein! Machen wir uns Gespräche über die Bibel zu einer lieben Gewohnheit, die der Entspannung dient und uns Freude macht.“ In einem aus drei Ansprachen bestehenden Symposium wurde am Sonnabendnachmittag mit besonderem Nachdruck darauf hingewiesen, daß sich Christen in diesem Zeitalter des Sittenverfalls unbedingt streng an die gerechten Grundsätze des Wortes Gottes halten sollten. In Edinburgh brachte tags darauf die Morgenausgabe der Zeitung Scottish Sunday Express auf ihrer Titelseite einen ziemlich ausführlichen Bericht über diese vernünftigen biblischen Ratschläge.
Ein weiterer Programmpunkt, der zu vielen Kommentaren Anlaß gab, war die Besprechung des Themas „Das Wort der Wahrheit auf die Probleme des Lebens anwenden“, die am Sonntagvormittag stattfand und sehr lehrreich und praktisch war. Welch gute Wirkung diese Ansprache hatte, zeigt eine Begebenheit, die sich in Basel zutrug. Dort kam am Schluß des Vortrages ein Kongreßbesucher zum Redner und sagte, er habe sich einst ziemlich aufgeregt, als die Versammlung, der er angehöre, einem Übeltäter nicht die Gemeinschaft entzogen habe. Nun habe er jedoch erkannt, daß gemäß der Bibel einem Übeltäter, der aufrichtig bereue, Barmherzigkeit erwiesen werden müsse. Er dankte dem Redner, daß er ihm geholfen habe, Jehovas liebende, barmherzige Handlungsweise zu erkennen.
Den Besuchern des New Yorker Kongresses wurde noch etwas ganz Besonderes geboten. Zwei volle Tage waren einer Demonstration gewidmet, durch die gezeigt wurde, wie in der Gileadschule der Watch Tower Society der Unterricht verläuft. Normalerweise dauert der Unterricht in einem Fach jeweils eine Stunde und fünfzig Minuten, doch hier wurde er auf dreißig Minuten beschränkt, damit die Zuhörer Gelegenheit erhielten, dem Unterricht in allen sieben Fächern beizuwohnen. Wieviel doch die Anwesenden in diesen dreieinhalb Stunden lernten, in denen sie die „Klassenräume“ der Gileadschule „besuchten“!
Das war jedoch noch nicht alles. Sie erhielten auch Gelegenheit, zwei Vorträge zu hören, die in Verbindung mit dem Schulkurs regelmäßig gehalten werden. An dem einen Tag sprach F. W. Franz, der Vizepräsident der Gesellschaft, über das Thema „Das Buch Ruth“ und am zweiten Tag N. H. Knorr, der Präsident der Gesellschaft, über das Thema „Aus unseren Gelegenheiten das Beste machen“. Am Schluß dieser Ansprache gab N. H. Knorr eine revidierte Ausgabe der Broschüre „Diese gute Botschaft vom Königreich“ in englischer und spanischer Sprache frei. Interessant war es auch, dem Unterricht in den verschiedenen Fremdsprachen beizuwohnen und zu sehen, wie erstaunlich viel die Studenten gelernt hatten, die in Französisch, Portugiesisch, Spanisch, Chinesisch und Japanisch unterrichtet worden waren.
Bruder Knorr schloß das zweitägige Sonderprogramm ab, indem er auf die wunderbare Mehrung hinwies, die in den zweiundzwanzig Jahren seit der Gründung der Gileadschule (Februar 1943) erzielt worden ist. In dem Jahr vor der Eröffnung der Schule habe es in der ganzen Welt nur 106 000 Königreichsprediger gegeben, führte er aus, während heute die gute Botschaft in 194 Ländern von weit über einer Million Menschen verkündigt werde. An dieser Mehrung haben die Missionare einen großen Anteil gehabt, und Bruder Knorr hob mit Nachdruck hervor, daß noch viele weitere benötigt würden.
Den Höhepunkt bildete jedoch überall auf diesen Kongressen der Vortrag „Die Weltregierung auf der Schulter des Friedefürsten“, zu dem besonders die Öffentlichkeit eingeladen worden war. Dieser Vortrag, in dem ausschließlich katholische Bibelübersetzungen zitiert wurden, war vor allem im Gedanken an die katholische Bevölkerung Dublins ausgearbeitet worden. Es war daher erfreulich festzustellen, daß bei diesem ersten größeren Kongreß, den Jehovas Zeugen in Irland durchführten, 3948 Personen zugegen waren.
Auf allen anfangs des letzten Jahres im englischen Wachtturm angekündigten 48 Kongressen, die in Europa, Nordamerika und auf den Hawaii- und den Bermuda-Inseln stattfanden, waren beim öffentlichen Vortrag insgesamt 506 950 Personen anwesend, und 8595 neue Prediger wurden getauft. Inzwischen sind jedoch in anderen Ländern viele weitere Kongresse „Wort der Wahrheit“ abgehalten worden, und viele sind noch geplant.
Für die meisten Zeugen Jehovas sind die Schlußworte auf einem Kongreß das Unvergeßlichste. In New York gab Bruder Knorr einen Bericht über die zehn europäischen Kongresse, denen er und Bruder Franz beigewohnt hatten. Wie glaubensstärkend war es doch, vom Mut und von der Liebe der Brüder dort zu hören! In Berlin war es zum Beispiel nur etwa 200 Brüdern aus der Ostzone möglich gewesen, den Kongreß zu besuchen. Es waren lauter ältere Brüder, bei denen es den ostzonalen Behörden gleichgültig war, ob sie wieder zurückkehrten oder nicht. Diese treuen Zeugen wollten jedoch nach dem Kongreß „Wort der Wahrheit“ nicht länger in West-Berlin bleiben, nicht einmal, um dort einige Ferientage zu verbringen. Einer von ihnen sagte: „Wir möchten so schnell wie möglich zurückkehren, um unseren Brüdern von dem, was wir gelernt haben, zu erzählen.“ Welch ein Geist! Welche Liebe und welcher Glaube!
DAS NEUE BUCH BEGEISTERT DIE KONGRESSBESUCHER
In seinen Schlußworten lenkte Bruder Knorr die Aufmerksamkeit abermals auf das neue Buch „Dinge, in denen es unmöglich ist, daß Gott lügt“, das auf allen Kongressen „Wort der Wahrheit“ in englischer Sprache freigegeben wurde. „Verbreitet es überall in euren Gebieten“, sagte er nachdrücklich, „damit die Menschen es lesen und damit sie erkennen können, daß Jehovas Zeugen für das Wort der Wahrheit eintreten.“ Dieses schöne neue Buch sei vorerst in englischer und spanischer Sprache erschienen, führte er weiter aus, werde aber bereits in über sechzig weitere Sprachen übersetzt, und man hoffe, es bis zum Ende des Jahres in fünfzehn der wichtigsten Sprachen herausgeben zu können.
Dieses Buch ist gerade das, was die Menschen brauchen, um Gottes Wort der Wahrheit kennenzulernen. Es spricht jedermann an, nicht nur sogenannte Christen, sondern auch die Bevölkerung anderer Länder. In seinem ersten Kapitel begegnet es durch eindeutige Beweise für die Existenz Gottes der gewaltigen Ausbreitung des Unglaubens. Im folgenden Kapitel anerkennt es die Tatsache, daß verschiedene Völker ihre eigenen „heiligen“ Bücher haben, zeigt jedoch unumwunden, daß die Bibel oder die Heilige Schrift das einzige von Gott, dem Allmächtigen, inspirierte Buch ist. Im dritten Kapitel gibt es eine Übersicht über den Inhalt der ganzen Bibel und bereitet dadurch den Leser auf die nachfolgende Prüfung der biblischen Grundlehren vor. Es wird sich bestimmt als ein wunderbares Werkzeug erweisen, das allen Arten von Menschen helfen wird, das Wort der Wahrheit besser kennenzulernen. Kein Wunder, daß das neue Buch die Tausende Kongreßbesucher begeisterte!
Ein weiteres Hilfsmittel zum Bibelstudium, das auf diesen Kongressen in englischer Sprache freigegeben wurde, war das Buch „Vergewissert euch aller Dinge; haltet an dem fest, was vortrefflich ist“, ein 512seitiges Buch mit logisch angeordneten Bibeltexten über 123 wichtige Themen. Weitere Hilfsmittel zum Bibelstudium wurden in dänischer, deutscher, finnischer, französischer, italienischer, portugiesischer, norwegischer und schwedischer Sprache freigegeben.
BESONDERE MERKMALE DER VERSCHIEDENEN KONGRESSE
Obwohl das Programm im wesentlichen überall gleich war, hatte doch jeder Kongreß bestimmte Merkmale, die ihn von den anderen Kongressen unterschieden. In Dublin konnte man zum Beispiel die Chester-Beatty-Bibliothek besuchen und einige der ältesten vorhandenen Bibelhandschriften besichtigen. Das große Interesse der Kongreßbesucher an Gottes Wort zeigte sich darin, daß die Bibliothek während des Kongresses mehr Besucher zu verzeichnen hatte als normalerweise in einem ganzen Jahr. Ein Beamter, der an einem einzigen Tag Hunderte durch die Bibliothek gehen sah, sagte: „Ich habe nie eine Gruppe solch anständiger Menschen gesehen. Einer der Führer [ein Zeuge Jehovas], dem ich zuhörte, wußte mehr über die Bibliothek als ich selbst. Wir sind gern bereit, die Pforten der Bibliothek jederzeit zu öffnen, wenn Zeugen Jehovas sie besuchen möchten.“
In Oslo staunte die Bevölkerung in der darauffolgenden Woche über die schnelle Verwandlung, die ein städtisches Fußballfeld erlebte. Am Mittwochabend fand dort noch ein Fußball-Länderspiel zwischen Norwegen und Jugoslawien statt, aber am Donnerstagnachmittag, um 13.40 Uhr, bot das Feld das malerische Bild eines alten norwegischen Dorfes. Auf dem ganzen Feld verstreut standen kleine Häuser mit Grasdächern. Holzzäune, ein großer Teich, unzählige Blumen und große Felsen aus Malerleinwand schmückten das Gelände. Wirklich ein hübscher, natürlicher Rahmen für den Kongreß, den die Besucher allgemein bewunderten!
Unter der Überschrift „Wunder über Nacht — Jehovas Zeugen bringen Unglaubliches zustande“ schrieb eine der größten Osloer Zeitungen: „Gestern wilde Begeisterung und lautes Geschrei, heute aber: das Spielfeld — das reinste Sonntagsidyll ...! Das haben Jehovas Zeugen aus dem Gelände gemacht. Es ist unglaublich, daß etwas, was normalerweise zwei bis drei Wochen dauern würde, in wenigen Stunden zustande gebracht werden kann.“
In der darauffolgenden Woche erlebte Helsinki das, was die Reisebüros die größte Ausländer-„Invasion“ nannten, die das Land in Friedenszeiten je erlebt hat. Über 6000 schwedische Kongreßbesucher unternahmen die lange Reise nach Helsinki und halfen dadurch mit, die höchste Besucherzahl, die bei einem Kongreß der Zeugen Jehovas in Finnland je erreicht wurde, mehr als zu verdoppeln; 17 088 Personen waren beim öffentlichen Vortrag zugegen. Die Unterkunftsabteilung des Kongresses leistete vorzügliche Arbeit, denn es wurden für mehr als 11 000 Besucher Unterkünfte besorgt.
Ein weiteres besonderes Merkmal dieses Kongresses war der aus dreizehn Wagen bestehende Sonderzug, der über 560 Kongreßbesucher aus nördlich des Polarkreises gelegenen Gebieten nach Helsinki brachte. Unter den Sonderzugteilnehmern befanden sich auch Zeugen aus der Sowjetunion, die in Finnisch-Lappland zugestiegen waren. Die meisten dieser Besucher aus dem Norden schliefen während des Kongresses in den Schlafwagen des Zuges. Die Staatsbahn hatte in der Nähe sogar extra für Waschgelegenheiten gesorgt.
Was den Wiener Kongreß zu einem besonders herzerfreuenden Erlebnis machte, war der Empfang von über 1200 griechisch sprechenden Kongreßbesuchern, die mit einem Sonderzug aus Athen eintrafen. In Griechenland dürfen Jehovas Zeugen keine größeren Zusammenkünfte abhalten wie in anderen Ländern, die Religionsfreiheit haben. Die vierzigstündige Reise, die die griechischen Kongreßbesucher zu diesem geistigen Festmahl in Wien unternommen hatten, war mit vielen Anstrengungen verbunden. Für die meisten war es die erste Gelegenheit, mit ihren Brüdern ungehindert einem großen Kongreß beizuwohnen. Welche Freude!
Auch die österreichischen Brüder freuten sich sehr. Sie schätzten es, die Gelegenheit zu haben, diesen treuen Christen Gastfreundschaft zu erweisen. Das konnte man unter anderem auch daran erkennen, daß sie zwölf Busse und über hundert Privatwagen zur Verfügung stellten, um ihre Brüder vom Bahnhof in ihre Unterkünfte zu bringen. Als der Zug einfuhr, wurden die Ankömmlinge durch den Bahnsteiglautsprecher herzlich willkommen geheißen. Welch freudige Begegnung! Wie viele schöne Stunden der Gemeinschaft die folgenden Tage doch brachten! Manch enge Freundschaft wurde geschlossen.
Als daher die griechischen Brüder in der darauffolgenden Woche eines Morgens um fünf Uhr wieder abreisten, spielte sich manche ergreifende Szene ab. Es war rührend zu sehen, wie sie auf dem Bahnhof ihre Glaubensbrüder zum Abschied umarmten. Als sie bereits im Zug waren, wurde ihnen über den Bahnsteiglautsprecher versichert, daß ihre Wiener Freunde sie für immer ins Herz geschlossen hätten. Als sie die Worte „Auf Wiedersehen!“ hörten, schauten sie alle aus dem Fenster und klatschten in die Hände. Solange der Zug noch zu sehen war, standen die Brüder auf dem Bahnsteig und winkten ihnen mit ihren Taschentüchern zum Abschied.
Ähnliche Szenen spielten sich in Basel ab, wo sich Kongreßbesucher aus 31 Nationen versammelt hatten, zu denen über 2000 aus Spanien und Portugal gehörten. Einige Zeugen aus diesen Ländern der Iberischen Halbinsel konnten jedoch nicht kommen, weil die zuständigen Behörden erfahren hatten, daß sie einen christlichen Kongreß besuchen wollten, und sich deswegen weigerten, ihnen Pässe auszustellen. Um so glücklicher waren jene, die die Reise machen konnten! Welche Freude war es für sie, sich frei versammeln zu können, ohne befürchten zu müssen, wegen der Ausübung ihres Gottesdienstes ins Gefängnis abgeführt zu werden! Doch selbst hier waren diese Christen sehr vorsichtig und benutzten nur ihre Vornamen, um sich vor Vergeltungsmaßnahmen iberischer Behörden, die hätten erfahren können, daß sie einem christlichen Kongreß beiwohnten, zu schützen.
Was den Basler Kongreß zu etwas Besonderem machte war, daß das Programm gleichzeitig in fünf Sprachen durchgeführt wurde: in spanisch, portugiesisch, italienisch, deutsch und französisch. Die 36 785 Zuhörer beim öffentlichen Vortrag waren wirklich ein internationales Publikum! Einen weiteren Höhepunkt des Kongresses bildete die Verlesung einer Resolution der spanischen Brüder. „Wir sind für all das, was ihr getan habt, dankbar“, hieß es darin, „und wissen auch, wieviel Mühe und Zeit ihr geopfert habt, und schätzen eure Liebe.“
Weiter hieß es darin unter anderem: „Wir sind entschlossen, die wunderbaren Dinge, die wir auf diesem Kongreß gelernt haben, unseren Brüdern in Spanien mitzuteilen ... Wir wollen unseren Brüdern dort auch von der Liebe erzählen, die ihr uns erwiesen habt ... Und schließlich sind wir entschlossen, gemeinsam mit euch die Anbetung unseres Gottes, Jehovas, und die Rechtfertigung seines Namens und seiner Oberhoheit allem voranzustellen.“ Wie herzbewegend waren doch diese Worte der Brüder, die zurückkehrten, um das Predigtwerk unterirdisch fortzusetzen! Die Kongresse „Wort der Wahrheit“ waren in der Tat ein Ansporn, Gott zu dienen!
BEWEISE FÜR DIE WIRKSAMKEIT DES GEISTES JEHOVAS
Die Wirksamkeit des Geistes Gottes zeigte sich auf diesen christlichen Kongressen in verschiedener Weise. Als zum Beispiel für den Kongreß in Seattle (Washington) eine Taufstätte gesucht wurde, war einfach nichts zu finden. Ein Schwimmbad war noch die letzte Möglichkeit, aber der Verwalter sagte, es sei ebenfalls den ganzen Sommer besetzt. Als er erfuhr, daß für den Kongreß unbedingt ein Taufbecken benötigt werde, sagte er: „Ich weiß zwar, daß wir vollständig besetzt sind; ich will aber nochmals nachsehen.“ Er stellte fest, daß es für den ganzen Sommer nur noch zwei Stunden frei war, und das war am 25. Juli, von 10 bis 12 Uhr vormittags — genau zu der Zeit, zu der die Taufe stattfinden sollte!
In Dublin (Republik Irland) war die leitende Hand Jehovas ebenfalls deutlich sichtbar. In dieser Hochburg des Katholizismus wollte man die Durchführung des Kongresses der Zeugen Jehovas mit allen Mitteln verhindern. Alle Bemühungen, eine Versammlungsstätte zu finden, schienen fehlzuschlagen. Doch schließlich konnte trotz energischer Proteste der Tolka-Park, ein Fußballfeld der Stadt, gemietet werden. Mit der Zeit äußerten sich immer mehr ehrlichgesinnte Katholiken öffentlich zugunsten der Religionsfreiheit. Der Kongreß war ein schönes Zeugnis, und die Zeitungen brachten viele günstige Berichte darüber. Bestimmt ein Beweis der Führung und Leitung Jehovas!
Auch der reibungslose Ablauf dieser Kongresse, der durch die liebevolle Arbeit vieler Freiwilliger möglich gemacht wurde, war ein Beweis für die Wirksamkeit des Geistes Jehovas. Die Edinburgher Zeitung Evening News schrieb: „Wer ein organisatorisches Problem zu lösen hat, sehe einmal, wie Jehovas Zeugen solche Probleme lösen. Sie stellen durch ihre präzise Arbeit selbst die Armee in den Schatten.“ In Brandon (Manitoba, Kanada) sagte der Verwalter des Sportfeldes: „So, wie Sie organisiert sind, könnten Sie die ganze Stadt, das ganze Land, ja sogar die ganze Welt verwalten, und das wäre für uns alle weit besser.“
Die göttliche Führung und Leitung zeigte sich ferner in der Ruhe, dem Anstand und der Rücksicht der Besucher. Welch ein Gegensatz zu weltlichen Veranstaltungen! In Rotterdam sprach ein Polizeioffizier den Leiter des Ordnungsdienstes des Kongresses an und fragte ihn, wie sie es machten, daß sie das Gelände vor der Bühne nur mit einem dünnen Seil absperren könnten; sie selbst brauchten stets zwanzig Polizisten, um die Leute zurückzuhalten. In Luxemburg war der Verwalter der Kongreßhalle sprachlos vor Staunen. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll“, rief er aus. „Die Kinder sind so schön still. Wie bringen Sie das nur fertig?“
Die Antwort lautet natürlich: durch die Anwendung der Grundsätze des göttlichen Wortes der Wahrheit. Jehovas Zeugen glauben an die Bibel, sie lesen sie regelmäßig und leben auch danach. Die Kongresse „Wort der Wahrheit“ waren für viele Menschen in den verschiedenen Ländern ein eindeutiger Beweis für die wunderbare Atmosphäre des Friedens, die unter Christen herrscht, wenn sie dieses Wort anwenden.
[Übersicht auf Seite 30]
KONGRESSSTADT − ÖFFENTLICHER VORTRAG − TAUFE
Dublin (Republik Irland) 3 948 65
Edinburgh (Schottland) 31 501 576
Oslo (Norwegen) 12 332 199
Helsinki (Finnland) 17 088 426
Seattle (Washington, USA) 15 575 196
Rotterdam (Niederlande) 21 816 406
Hamilton (Bermuda-Inseln) 286 9
Monterey (Kalifornien, USA) 12 059 103
Victoria (British Columbia, Kanada) 5 654 105
Charleroi (Belgien) 11 710 310
Luxemburg (Luxemburg) 3 835 80
Sacramento (Kalifornien, USA) 15 802 182
San Diego (Kalifornien, USA) 31 537 356
Vernon (British Columbia, Kanada) 4 865 46
Basel (Schweiz) 36 785 1 086
Wien (Österreich) 12 266 409
Albuquerque (New Mexico, USA) 10 186 165
Regina (Saskatchewan, Kanada) 4 266 40
Sudbury (Ontario, Kanada) 3 788 41
Berlin (Deutschland) 8 916 137
Lubbock (Texas, USA) 5 011 88
Peterborough (Ontario, Kanada) 6 740 83
Wailuku (Maui, Hawaii) 350 8
Brandon (Manitoba, Kanada) 3 737 46
Chattanooga (Tennessee, USA) 10 238 107
Corpus Christi (Texas, USA) 4 608 126
Fairbanks (Alaska, USA) 593 11
Honolulu (Oahu, Hawaii) 2 380 47
Memphis (Tennessee, USA) 15 706 280
Odessa (Texas, USA) 6 187 70
Kitchener (Ontario, Kanada) 9 348 91
Buffalo (New York, USA) 24 044 255
Minneapolis (Minnesota, USA) 20 893 268
Nashville (Tennessee, USA) 11 547 153
Quebec (Quebec, Kanada) 2 028 60
St. Petersburg (Florida, USA) 18 036 270
Calgary (Alberta, Kanada) 7 040 105
Saint John (New Brunswick, Kanada) 3 160 57
New York (New York, USA) 74 649 1 361
London (Ontario, Kanada) 14 430 140
Sydney (Nova Scotia, Kanada) 2 010 32
506 950 8 595
[Bild auf Seite 27]
N. H. Knorr hält in Dublin den Schlüsselvortrag