Die Verwandten Jesu — 2. Teil
WENN wir das im Wachtturm vom 15. November begonnene Studium über die Verwandten Jesu, die seine eifrigen Nachfolger waren, fortsetzen, wird die Tafel, die nach diesem Artikel erscheint, hierbei von beträchtlicher Hilfe sein. Die Tafel weist auf die beiden theokratisch wichtigen Stämme Israels hin, auf Levi und Juda. Links erscheinen die Geschlechter vom Stamme Levi, die mit Jesus verwandt waren, und rechts jene vom Stamme Juda. Das führende Vaterhaus oder die bedeutendste Unterabteilung des Stammes Levi war das Haus Aaron, dem alle Hohenpriester und dienenden Priester Israels entstammten. Den anderen Häusern der Leviten entstammten die geringeren Diener oder Helfer in der Tempelorganisation. Desgleichen war für den Stamm Juda das wichtigste Vaterhaus das des Königshauses Davids, durch das die königliche Linie oder die Linie des Herrscherhauses lief.
Die unterste Reihe der Tafel umfaßt die Namen der Verwandten Jesu, die seine Zeitgenossen waren. Die nächste Reihe, die darüber steht, zeigt die Namen der Generation Marias, der Mutter Jesu, und Josephs, während die mittlere Reihe die Namen der Generation Elis (oder Helis), des Großvaters Jesu, aufzeigt. Links auf der Tafel wird das Verhältnis Jesu zu Johannes dem Täufer veranschaulicht, wie dies im vorausgegangenen Artikel erwähnt worden ist. Man beachte: Maria, die Mutter Jesu, stammte aus dem königlichen Hause Davids, und zwar durch ihren Vater Eli (Heli), der mit Anna verheiratet war (nach der Überlieferung soll dies der Name der Mutter der Maria sein), einer Levitin. Annas Schwester ihrerseits heiratete den Mann, der dann Elisabeths Vater wurde. Er stammte aus dem Hause Aaron. Ihr Kind Elisabeth war somit durch Geburt eine echte Tochter vom Hause Aaron, und weil sie Zacharias heiratete, der ebenfalls vom Hause Aaron stammte, stammte ihr Sohn, Johannes der Täufer, sowohl durch seinen Vater als auch durch seine Mutter vom priesterlichen Hause Aaron. Aus der Tafel wird man deutlich ersehen, daß Elisabeth von ihrer Generation die Kusine Marias ersten Grades war; ferner ist ersichtlich, daß von der darauffolgenden Generation Johannes der Täufer ein Vetter Jesu zweiten Grades war.
Wenn wir den Stammbaum Jesu verfolgen, ersehen wir aus der Tafel, daß Maria seine natürliche Mutter war, obwohl Jehova selbst sein Vater blieb, denn er hatte Vorkehrung für die menschliche Empfängnis getroffen, um durch ein Wunder, mittels des heiligen Geistes, das vormenschliche, himmlische Dasein seines Sohnes auf die Stufe zu übertragen, auf der er als natürlicher Mensch geboren wurde. Dadurch konnte Jesus sowohl der „Sohn Gottes“ als auch der „Sohn des Menschen“ genannt werden. Da Eli (oder Heli), der Vater Marias, aus dem Hause Davids stammte, nämlich aus der Linie Nathans, des Sohnes Davids, empfing Jesus durch Maria von Natur das Recht auf den Thron Davids. Wie indes im vorangegangenen Artikel gezeigt worden ist, erhielt Jesus auf Grund der Tatsache, daß Joseph ihn als seinen erstgeborenen Sohn adoptierte, überdies das gesetzliche Recht auf den Thron, weil Jakob, der Vater Josephs, ein direkter Nachkomme von König David war, nämlich durch die Linie Salomos und aller regierenden Könige Judas.
SALOME, JAKOBUS UND JOHANNES
Damit kommen wir auf eine andere sehr interessante Familie zu sprechen, die eng mit Jesus verwandt und mit ihm in der frühen Ausbreitung des Christentums verbunden war. Es ist dies die Familie des Zebedäus von Galiläa, der einem Fischereiunternehmen vorstand. Zebedäus heiratete Salome vom Hause Davids, die leibliche Schwester Marias, der Mutter Jesu.a Sie hatten zwei Söhne: Jakobus, der gewöhnlich zuerst erwähnt wird, weil er möglicherweise der ältere war, und Johannes. Diese beiden Brüder stammten somit von David ab gleichwie Jesus. Durch dieses Verwandtschaftsverhältnis wurden Zebedäus der Onkel und Salome die Tante Jesu, während ihre Söhne Jakobus und Johannes die Vettern Jesu ersten Grades wurden.
Einige Zeit, nachdem Jesus Petrus und Andreas am Jordan getroffen hatte, machte er in der Fischerei bei seinem Onkel Zebedäus einen Besuch. Dort, vor ihrem Vater, berief Jesus die beiden Brüder Jakobus und Johannes offiziell zu seinen Nachfolgern, indem er sie einlud, als Vollzeitdiener „Menschenfischer“ zu werden und ihr Fischereigewerbe aufzugeben. Zebedäus, der offenbar ein Mann von Glauben war, hatte nichts dagegen. (Matth. 4:21, 22) Selbst seine Frau, Salome, die Tante Jesu, durfte sein Haus für längere Zeitspannen verlassen, um Jesus eifrig in seinem Predigtdienste nachzufolgen, zusammen mit manchen anderen Frauen, die zu seinen Jüngern gehörten. Diese Beziehungen helfen uns verstehen, weshalb sich Salome bei einer Gelegenheit ein Herz faßte und ihren Neffen Jesus um eine besondere Gunst bat. Jesus ernannte seine beiden Vettern, Jakobus und Johannes, zum Dienst als Apostel und reihte sie unter die Zwölf ein. — Matth. 10:2; 20:20-23.
Dieses Studium der Verwandten Jesu hilft uns eine andere herzbewegende Szene verstehen, die ebenfalls die Tiefe der Liebe Jesu und auch seine Fürsorge anzeigt. Es scheint, daß am Ende des öffentlichen Wirkens Jesu sein Pflegevater Joseph schon gestorben war. Dies bedeutete, daß Jesus als der älteste Sohn Vorkehrungen treffen sollte, damit für seine Mutter Maria gesorgt würde, und das tat er auch. Das war seine letzte Tat, als er am Pfahle hing, ehe er sein Leben aushauchte. Seine Mutter Maria und seine Tante Salome standen in der Nähe, dazu noch andere gottergebene Frauen. Beiläufig bemerkt, erwähnt Johannes, der über dieses Ereignis berichtet, seine Mutter nicht mit Namen, da er in seiner Bescheidenheit seine nächsten Angehörigen nicht besonders hervorhebt. Kein einziges Mal in seinem ganzen Evangeliumsbericht erwähnt er seinen Bruder Jakobus oder sich selbst mit Namen. Markus jedoch, der die Namen der beim Pfahl stehenden Frauen nennt, führt Salome als den Namen der Mutter des Johannes an. — Mark. 15:40; 16:1.
Vom Stamm auf seine Mutter herabblickend, deren Herz von tiefem Kummer durchbohrt war, und auch Johannes, den Jünger, den er liebte, in tiefem Schmerz neben ihr stehen sehend, sagte Jesus vor ihren Ohren: „Weib, siehe, dein Sohn!“ Darauf sagte er zu Johannes: „Siehe, deine Mutter!“ Diese wenigen Worte sprechen Bände in bezug auf die an diesem tragischen Höhepunkt beteiligten drei Personen. Die Bibel sagt, daß von jener Stunde an Johannes seine Tante Maria, Jesu Mutter, liebevoll in sein eigenes Heim in Jerusalem aufnahm. Dieser Vorfall weist auf einen Tribut der Liebe hin, den Jesus dem Weibe zollte, das sich von der Geburt bis zum Tode des größten Mannes auf Erden, den hervorzubringen sie das Vorrecht hatte, so selbstlos hingab, um Jehovas „Sklavin“ zu werden. Er zeigt außerdem, mit welcher Genauigkeit und Überlegung Jesus handelte. Wer hätte Maria in ihrer Verzweiflung besser trösten können als Salome, ihre leibliche Schwester, die in der Wahrheit und eine eifrige Nachfolgerin Jesu war und zweifellos bei Johannes, ihrem gottergebenen Sohne, wohnte, der Verständnis für sie hatte? — Joh. 19:25-27.
DIE FAMILIE DER ‚ANDEREN MARIA‘
Nach der Überlieferung wären die Angehörigen einer weiteren eifrigen theokratischen Familie nahe Verwandte Jesu gewesen, obwohl kein Schrifttext diesen Gedanken direkt stützt. Es ist dies die Familie der ‚anderen Maria‘, einer Frau, die Jehova fürchtete und eine enge Gefährtin Marias, der Mutter Jesu, war und Jesus während der meisten Zeit seines irdischen Wirkens nachfolgte. Sie war mit Maria und Salome zugegen, als Jesus an den Pfahl geschlagen wurde. Sie sowie Maria Magdalene gingen hin und wollten den Leichnam Jesu am 16. Nisan salben, doch erhielten diese beiden statt dessen das Vorrecht, die ersten zu sein, die mit dem verherrlichten, auferstandenen Jesus sprechen konnten. (Matth. 27:56, 61; 28:1-10) Diese Maria, eine eifrige Nachfolgerin Jesu, war die Frau eines Mannes, dessen Name in Aramäisch Kleopas (Klopas) lautete, in Griechisch jedoch vermutlich Alphäus.b — Joh. 19:25; Mark. 16:1; Luk. 6:15.
Die ‚andere Maria‘ hatte zwei Söhne: Jakobus und Joses. (Mark. 15:40) Wenn die Überlieferung stimmt, die behauptet, Kleopas sei der Bruder Josephs, des Pflegevaters Jesu, gewesen, dann wären die beiden genannten Brüder die Halbvettern Jesu gewesen. Marias Sohn Jakobus, der auch als „Jakobus der Kleine“ bezeichnet worden ist, um ihn von dem Apostel Jakobus, dem Sohn des Zebedäus, zu unterscheiden, war ein sehr tätiger Jünger Jesu. Er besaß das hohe Vorrecht, von Jesus zu einem seiner zwölf Apostel ernannt zu werden. (Matth. 10:3) Nicht nur das, sondern Jakobus hatte einen gottergebenen erwachsenen Sohn mit Namen Judas, der ebenfalls zu einem der „zwölf Apostel des Lammes“ bestimmt wurde. Dieser Judas, sein Sohn, war ferner als Thaddäus bekannt oder einfach als „Jakobus’ Sohn“, um ihn von Judas Iskariot zu unterscheiden. Diese Männer, die möglicherweise Verwandte Jesu waren, befanden sich ständig in seiner Gesellschaft und erwiesen sich als völlig loyal und treu. — Matth. 10:3, AB; Luk. 6:16, Fußnote; Joh. 14:22.
JESU BRÜDER UND SCHWESTERN
Daß Jesus Halbbrüder und Halbschwestern hatte, sagt die Bibel ausdrücklich. Die Tatsache, daß Jesus als Marias erstgeborener Sohn erwähnt wurde, verrät schon, daß Maria andere Kinder gehabt haben muß. (Luk. 2:7) Ferner muß sie diese anderen Kinder durch ihren Gatten Joseph erhalten haben, denn es steht geschrieben, daß Joseph mit ihr erst Beziehungen hatte, nachdem Jesus geboren worden war. (Matth. 1:25) Die beiden Schrifttexte, in denen erwähnt wird, daß Jesus Schwestern hatte, obwohl diese nicht einzeln mit Namen erwähnt werden, zeigen an, daß die ganze Familie samt den Söhnen und Töchtern in ihrer Heimatstadt Nazareth gut bekannt war. (Matth. 13:56; Mark. 6:3) Die Bibel gibt die Namen der Brüder Jesu als Jakobus, Joseph, Simon und Judas an. — Matth. 13:55.
Während Jesu Dienstzeit nahm Maria ihre Kinder bei verschiedenen Gelegenheiten mit. Dadurch erhielten ihre Söhne Gelegenheit, die öffentliche Laufbahn ihres älteren Bruders zu verfolgen. (Matth. 12:46; Joh. 2:12) Eine Zeitlang aber ermangelten seine Halbbrüder des Glaubens, und dies hilft uns verstehen, warum Jesus keinen seiner nächsten Angehörigen zu einem der zwölf Apostel ernannt hatte, wie er seine Vettern ernannte, die festen Glauben bekundeten. Indes sind Anzeichen vorhanden, daß am Ende von Jesu Dienstzeit seine Brüder geistig aufwachten. Nach Jesu Auferstehung war eine seiner zehn Kundgebungen im Fleische besonders für einen gewissen Jakobus bestimmt; ob aber dieser sein Halbbruder war, kann nicht bewiesen werden. — 1. Kor. 15:7.
Es tritt klar zutage, daß sich am Pfingsttage des Jahres 33 n. Chr. Jesu fleischliche Brüder wie auch seine Mutter unter den 120 Personen befanden, die geistgezeugt wurden und die Gabe des heiligen Geistes empfingen. (Apg. 1:14, 15; 2:1-4) Dies gab seinen Brüdern die Hoffnung, mit Christus Jesus im Himmel als Glieder der 144 000 Königreichsmiterben zu leben und zu herrschen. Es liegen keine Aufzeichnungen dafür vor, daß einer von ihnen untreu geworden wäre. Von den vier Brüdern spielten zwei in der frühen Christengemeinde eine hervorragende Rolle. Jakobus wurde der Versammlungsdiener der großen Versammlung in Jerusalem. Auch diente er als ein bedeutendes Glied der leitenden Körperschaft, die ihre Zentrale in Jerusalem hatte. (Apg. 12:17; 15:13; 21:18) Jakobus wurde auch dazu inspiriert, das Buch der Bibel zu schreiben, das seinen Namen trägt. Der andere hervorragende Bruder war Judas, der ebenfalls ein inspirierter Bibelschreiber wurde. Das Buch Judas wird nach seinem Schreiber benannt. Keiner der beiden beanspruchte jemals Sondervorrechte auf Grund der Tatsache, daß sie Jesu Brüder waren; vielmehr bezeichnen sie sich demütig als ‚Sklaven Jesu Christi‘. — Jak. 1:1; Judas, Vers 1, NW.
Das erste Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung war in der Tat Zeuge vom Wirken einiger Glaubenshelden, die ihren echten Glauben emsig betätigten. Jehova hatte nach seinem ordnungsgemäß ablaufenden Programm es für gut erachtet, daß sein geliebter Sohn von Gefährten umgeben sein sollte, die den rechten Eifer hatten, und daß er von einem großen Familienkreis behütet wurde, der aus Männern und Frauen bestand, die in erster Linie Diener Gottes, Jehovas, des Höchsten, waren.
[Fußnoten]
a The Catholic Encyclopedia, Bd. XIII, S. 403; Hastings Dictionary of the Bible, Bd. IV, S. 355; M’Clintock & Strong’s Cyclopaedia, Bd. IX, S. 258.
b M’Clintock & Strong, Bd. I, S. 176; Bd. II, S. 384; Westminster Dictionary of the Bible, S. 380.
[Übersicht auf Seite 727]
(Genaue Textanordnung siehe gedruckte Ausgabe)
DIE VERWANDTEN JESU
STAMM LEVI SCHRIFTTEXTE
Haus Aaron (Priester)
Elisabeths Vater Luk. 1:5
Johannes der Täufer Luk. 1:13, 60
Andere Häuser der Leviten Luk. 1:36
Elisabeths Mutter
Anna? (Marias Mutter)
Zebedäus Matth. 26:37; Mark. 1:20;
STAMM JUDA
Haus David (Könige)
Nathan Luk. 3:31
Eli (Heli) Luk. 3:23
Jesus (Sohn Gottes) (Sohn des Menschen) Matth. 1:25; Luk. 1:35;
Salomon Matth. 1:7
Jakob Matth. 1:16
Joseph Matth. 1:16; 2:13;
Jakobus Matth. 13:55; Mark. 6:3;
Joseph (Joses) Matth. 13:55; Mark. 6:3
Simon Matth. 13:55; Mark. 6:3
Judas Matth. 13:55; Mark. 6:3;
Schwestern Matth. 13:56; Mark. 6:3
Mutter Josephs
?
Jakobus (Sohn des Alphäus) Matth. 10:3; 27:56;
(des Kleinen) Mark. 3:18; 15:40;
Frau
Judas (Thaddäus) Matth. 10:3; Mark. 3:18;
(Sohn des Jakobus) Luk. 6:16, Fußn.;
Joses Matth. 27:56;
Andere Häuser Judas
[Bilder auf Seite 725]
Zebedäus
Salome
Jakobus
Johannes