Teil 4
Der Ursprung seines Lebens
33. (a) Was tat Jesus als Sohn seinem Vater gegenüber? (b) Inwieweit sollten nach Jesu Worten alle Menschen den Sohn ehren?
IMMER mehr häufen sich aus den Schriften des Johannes die Beweise dafür, daß Jesus Christus der Sohn Gottes war. Es ist ersichtlich, daß Jesus als Gottes Sohn nicht Gott gleich, sondern ihm untertan und von ihm abhängig war. Ein Sohn ist nicht größer als sein Vater, er muß vielmehr gemäß dem Gebot Gottes seinen Vater ehren. Als Gottes Sohn sagte Jesus: „Ich ehre meinen Vater.“ (Johannes 8:49) Mit welchem Recht kann man dann sagen, er hätte sich selbst zu Gott oder Gott gleich gemacht, als er sprach: „Der Vater richtet auch niemand, sondern das ganze Gericht hat er dem Sohne gegeben, auf daß alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehrt, ehrt den Vater nicht, der ihn gesandt hat“? (Johannes 5:22, 23) Jesus sagte nicht, daß wir ihn als Vater oder Gott ehren sollten oder daß wir dem Sohn ebensoviel Ehre erweisen sollten wie dem Vater.
34. Weshalb sollte der Sohn geehrt werden, und wieviel Ehre steht ihm zu?
34 Sieh dir noch einmal die Worte Jesu an, und du wirst besser verstehen, weshalb er sagte, alle sollten „den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren“. Jesus sagte, der Vater habe ihn zum Richter eingesetzt, damit er als Bevollmächtigter oder Vertreter Gottes, des höchsten Richters, handele. Als von Gott eingesetzter Richter verdiente daher der Sohn geehrt zu werden. Wenn wir den Sohn ehren, zeigen wir, daß wir die göttliche Ernennung des Sohnes zum Richter respektieren. Wenn wir den Sohn als Richter nicht ehren, ehren wir auch „den Vater nicht, der ihn gesandt hat“. Doch bedeutet dies nicht, daß wir den Sohn so ehren, als wenn er Gott wäre, oder daß wir dem Sohn so viel Ehre erweisen wie Gott selbst, der den Sohn ausgesandt hat.
35. (a) Wer ehrte Jesus, und wieviel Ehre erwies er ihm? (b) In welchem Größenverhältnis steht Jesus zu Gott und zu Abraham?
35 Gott, der Vater, ehrte oder verherrlichte seinen Sohn Jesus Christus mehr als alle seine anderen Söhne, dennoch ehrte er ihn nicht als einen ihm Gleichstehenden. Bestimmt sollten wir den, welchen Gott ehrt oder verherrlicht, ebenfalls ehren. Gott verlangt sogar von uns, daß wir dies tun. Jesus sagte selbst: „Wenn ich mich selbst ehre, so ist meine Ehre nichts; mein Vater ist es, der mich ehrt, von welchem ihr saget: Er ist unser Gott.“ (Johannes 8:54) Der Vater Jesu war der Gott der Juden. Diese betrachteten Jesus nicht als einen Gottmenschen, den im Fleische verkörperten Gott; und Jesus gab nicht vor, Gott zu sein. Er sagte, daß jener Gott, von dem die Juden sagten, er sei ihr Gott, Jesus ehrte. Dann erklärte Jesus weiter, daß er größer sei als Abraham, weil er ein vormenschliches Leben im Himmel gehabt habe, nicht aber so groß wie Gott.
36. Was bedeutet der Titel „Vater“, und was gab der himmlische Vater dem Sohn Gottes?
36 Unter dem Titel „Vater“ versteht man den männlichen Elternteil, den Erzeuger, den Urheber oder Ursprung, einen, der Nachkommen hervorbringt oder zeugt. War Jesus, da Gott sein Vater war, auch hinsichtlich des Lebens von Gott abhängig? Nur Jesus selbst kann uns eine überzeugende Antwort auf diese Frage geben. Er sagte: „Die Stunde kommt …, da die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden, und die sie gehört haben, werden leben. Denn gleichwie der Vater Leben in sich selbst hat, also hat er auch dem Sohne gegeben, Leben zu haben in sich selbst.“ (Johannes 5:25, 26) Als Vater ist Gott der Quell des Lebens; und er gibt seinem Sohn das Vorrecht, Leben in sich selbst zu haben. Daher können wir verstehen, was Johannes 1:4, 5 über das Wort oder den Logos sagt: „In ihm war Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfaßt.“
37. Von wem und durch wen kommt das Leben, das die Menschen erleuchtet?
37 Menschen, die in das Dunkel des Todes hinabgehen, werden durch das Leben erleuchtet, das vom Vater, dem Urheber des Lebens, durch den Sohn als Kanal kommt. Der Sohn empfing das Leben vom Vater. So konnte der Apostel Petrus treffend zu seinem Meister, Jesus Christus, sagen: „Herr, zu wem sollen wir gehen? du hast Worte ewiges Lebens; und w i r haben geglaubt und erkannt, daß d u der Heilige Gottes bist [daß du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes, Lu].“ — Johannes 6:68, 69.
38. Wie verglich Jesus den Ursprung seines eigenen Lebens mit dem Ursprung des Lebens derer, die sich im Glauben von ihm nähren?
38 Als Jesus sich selbst ein menschliches Opfer nannte, das für das Leben gläubiger Menschen dargebracht werden sollte, wies er auf den Ursprung seines eigenen Lebens hin, als er sagte: „Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, bleibt in mir und ich in ihm. Wie mich gesandt hat der lebendige Vater und wie ich lebe durch den Vater, wird auch, der mich ißt, leben durch mich.“ (Johannes 6:56, 57, Aschaffenburger Bibel) Wie der Essende durch Jesus zu leben beginnt, begann auch Jesus durch Gott zu leben. Wie hätte der Sohn wahrheitsgemäß sagen können: „ich lebe durch den Vater“, wenn er wie sein Vater ewiges Dasein und keinen Anfang des Lebens gehabt hätte? So war also Jesus wirklich ein Sohn Gottes, denn er hatte sein Leben von Gott erhalten. Ebenso wie ein Mensch, der sich im Glauben vom menschlichen Opfer Jesu nährt und so durch Jesus Leben erlangt, durch ihn lebt, erhielt Jesus sein Leben von seinem himmlischen Vater. Hätte nicht Jesus sein menschliches Leben als Opfer gegeben, hätte der Mensch nie die Möglichkeit gehabt, ewig in Gottes neuer Welt zu leben. So hätte auch Gott seinem Sohn kein Leben gegeben.
39, 40. (a) Wovon war das Leben Jesu abhängig? (b) Wie wurde durch ein Wunder gezeigt, daß Jesus in bezug auf Leben von Gott abhängig war?
39 Das Leben Jesu hing von seinem Gehorsam gegenüber Gott, seinem Vater, ab. Als daher Jesus vom Teufel versucht wurde, Steine in Brot zu verwandeln und sein vierzigtägiges Fasten zu unterbrechen, wandte er treffend die Worte des Propheten Moses auf sich an: „Nicht von Brot allein soll der Mensch leben, sondern von jedem Worte, das durch den Mund Gottes ausgeht.“ (Matthäus 4:4) Daß Jesus in bezug auf das Leben von Gott abhängig war, wird auch noch auf andere Weise gezeigt. Wie? Durch die Tatsache, daß Gott seinen Sohn Jesus am dritten Tag, nachdem er sein Leben als Opfer dahingegeben hatte, von den Toten auferweckte.
40 Nach Johannes 5:21 sprach Jesus von der Macht Gottes, die Toten aufzuerwecken und ihnen Leben zu geben: „Denn gleichwie der Vater die Toten auferweckt und lebendig macht, also macht auch der Sohn lebendig, welche er will.“ Jesus war darauf angewiesen, daß ihn sein unsterblicher Vater im Himmel vom Tode erwecke, da er dies nicht selbst tun konnte. Am dritten Tag seines Opfertodes erweckte Gott seinen Sohn vom Tode und gab ihm das Leben wieder, und sein Sohn empfing es oder nahm es wieder entgegen. Es war, wie Jesus gesagt hatte: „Darum liebt mich der Vater, weil i c h mein Leben lasse, auf daß ich es wiedernehme. Niemand nimmt es von mir, sondern i c h lasse es von mir selbst. Ich habe Gewalt, es zu lassen, und habe Gewalt, es wiederzunehmen. Dieses Gebot habe ich von meinem Vater empfangen.“ — Johannes 10:17, 18.
41. Wie und weshalb legte Jesus sein Leben nieder, und wie nahm er es wieder zurück?
41 Jesus legte sein Leben (griechisch: psyché; Seele) nieder. Es waren römische Soldaten auf Golgatha, die ihn töteten; doch Jesus gestattete ihnen, dies zu tun, und es geschah in Übereinstimmung mit dem Willen und dem Gebot des Vaters. Jesus bekam sein Leben nicht dadurch wieder, daß er sein menschliches Opfer vom Altar wieder zurücknahm oder sich selbst wieder zum Leben auferweckte, sondern dadurch, daß er das Leben aus der Hand seines Vaters entgegennahm, als ihm Gott am dritten Tag gebot, von den Toten aufzustehen. Er war von Gott dazu bevollmächtigt. So sagte es Jesus: „Ich habe das Recht, es wieder zu empfangen; diesen Auftrag habe ich von meinem Vater empfangen.“ — Neue Englische Bibel.
42. Inwiefern ist Jesus, wie er zu Johannes sagte, „der Erste und der Letzte“?
42 Jesus lebt jetzt wieder im Himmel. Nachdem er zu seinem Vater dorthin zurückgekehrt war, erschien er dem Apostel Johannes in einer Vision und sprach: „I c h bin der Erste und der Letzte und der Lebendige, und ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und des Hades.“ Er war der Erste und der Letzte im Hinblick auf die Auferstehung, denn Johannes spricht von ihm als „von Jesu Christo, welcher der treue Zeuge ist, der Erstgeborene der Toten …, der uns liebt und uns von unseren Sünden gewaschen hat in seinem Blute“. (Offenbarung 1:17, 18, 5) Er war der erste auf der Erde, den Gott von den Toten auferweckte, um ihm Leben in alle Ewigkeit zu geben. Er ist auch der letzte, den Gott auf diese Weise direkt auferweckt, denn nun hat Gott dem auferstandenen Jesus Gewalt über „die Schlüssel des Todes und des Hades“ verliehen. Während seiner Königreichsherrschaft erweckt Jesus, der Richter, von den Toten, wen er will, und verleiht das Leben, wem er will.
43. (a) Wie erklären Trinitarier die Bedeutung von Offenbarung 3:14? (b) Von wessen Schöpferwerken sprach jedoch Jesus hier?
43 All dies hilft uns, die wahre Bedeutung dessen zu verstehen, was der auferweckte Jesus dem Johannes an die Versammlung von Laodicäa in Kleinasien zu schreiben gebot. Jesus sprach: „Dieses sagt der Amen, der treue und wahrhaftige Zeuge, der Anfang der Schöpfung Gottes.“ (Offenbarung 3:14)a Trinitarier behaupten, dies bedeute, Jesus sei der Anfänger, Urheber oder Ursprung der Schöpfung Gottes; und sie können auf die Menge-Übersetzung hinweisen, wo es heißt: „Der Anfang (oder: Ursprung) der Schöpfung Gottes“, oder auf die Übersetzung von Bruns, wo es heißt: „Der Ursprung der Schöpfung Gottes“. Da Gott keinen Anfang hat, kann „Schöpfung Gottes“ natürlich nicht besagen, daß Gott erschaffen wurde. Jesus sagte „Schöpfung Gottes“, nicht „meine Schöpfung“, er sprach nicht von Dingen, die er selbst erschaffen hatte, sondern von Werken, die von einem anderen erschaffen worden waren, von Gottes Schöpferwerken.
44, 45. (a) Steht das griechische Wort für „Gott“ hier im ersten oder im zweiten Fall? (b) Worauf weist nach den Grammatikern der subjektive Genitiv hin?
44 Im griechischen Text steht das Wort für „Gott“ [Theoũ] im Genitiv oder zweiten Fall. Der Genitiv kann im Griechischen wie auch im Deutschen verschiedene Zusammenhänge oder Verhältnisse anzeigen, die das Wort im Genitiv zu der Person oder Sache hat, auf die es sich bezieht.
45 Nach Dr. A. T. Robertson kann es ein Genitiv verschiedener Arten sein, wie der possessive (besitzanzeigende), der attributive (beifügende), der subjektive und der objektive Genitiv.b Eine griechische Grammatik erklärt den Genitiv der Urheberschaft, indem sie sagt: „Der subjektive Genitiv. Es handelt sich um den subjektiven Genitiv, wenn das im Genitiv stehende Hauptwort die Handlung hervorbringt, indem es Subjekt zu dem Verb ist, aus dem das näher bestimmte Hauptwort abgeleitet ist … Das Predigen Jesu Christi. Römer 16:25.“c Eine andere griechische Grammatik erklärt die Bedeutung des subjektiven Genitivs wie folgt: „Das SUBJEKT einer Handlung oder Empfindung: … Der gute Wille des Volkes (d. h., den das Volk empfindet).“d
46. (a) Wie ist der Genitiv des Wortes „Gott“ in Offenbarung 3:14 zu verstehen? (b) Was bedeutet in Sprüche 8:22 nach der griechischen Septuaginta das Wort „Anfang“?
46 Der Ausdruck „Schöpfung Gottes“ könnte somit die Schöpfung bedeuten, die Gott gehört oder sein Eigentum ist. Vom grammatikalischen Standpunkt aus betrachtet, könnte er aber auch die Schöpfung bedeuten, die von Gott hervorgebracht worden ist. Der Apostel Johannes hilft uns erkennen, was für ein Genitiv im Text gebraucht wird. Herausgeber des griechischen Textes der christlichen Schriften sind sich jedoch darin einig, daß die griechischen Worte des Textes Offenbarung 3:14 aus Sprüche 8:22 stammen oder daraus zitiert werden.e Nach Charles Thomson, der aus der griechischen Septuaginta übersetzt hat, lautet Sprüche 8:22: „Der Herr erschuf mich, den Anfang seiner Wege.“ Gewiß bedeutet hier das Wort „Anfang“ (griechisch LXX: arché) nicht Anfänger, Urheber, Ursprung. Es ist offensichtlich, daß es hier den ersten oder anfänglichen der von Gott geschaffenen Wege bedeutet. Den gleichen Gedanken vermittelt auch Offenbarung 3:14 im Hinblick auf den „Anfang der Schöpfung Gottes“. Das Wort „Gott“ steht somit im subjektiven Genitiv.
47. (a) Wann erfuhr das Leben des Wortes eine Unterbrechung? (b) Wie war also Jesus Christus der „Anfang der Schöpfung Gottes“?
47 Johannes zitierte Jesu Worte, gemäß denen er sein Leben von Gott, seinem Vater, erhalten hat. Dieses Leben erfuhr eine Unterbrechung, nicht als das Wort Fleisch wurde, sondern als es als Mensch getötet wurde und drei Tage tot war. Danach wurde Jesus durch die Macht des allmächtigen Gottes zum ewigen Leben, sogar zur Unsterblichkeit auferweckt. Jesus Christus war bei seiner Auferstehung Gottes Schöpfung, von Gott erschaffen. Doch auch zu Beginn der ganzen Schöpfung war Jesus eine Schöpfung Gottes, ein Geschöpf, von Gott hervorgebracht. Als das Wort, das „im Anfang“ im Himmel war, war er „der Erstling der Schöpfung Gottes“ (Reinhardt). Durch ihn als Werkzeug machte Gott alle anderen Dinge, wie dies Johannes 1:3 zeigt. Er war nicht der Ursprung oder Urheber der Schöpfung Gottes. Er war der Ersterschaffene der Schöpfung Gottes.
48. (a) Wieso kann gesagt werden, daß die Neue-Welt-Übersetzung Offenbarung 3:14 richtig wiedergibt? (b) Wem schreiben die Schriften des Johannes die Urheberschaft für die Schöpfung zu?
48 Die Neue-Welt-Übersetzung gibt Offenbarung 3:14 richtig wieder, indem sie zeigt daß Jesus der Anfang der von Gott hervorgebrachten Schöpfung war. In all seinen Schriften wendet der Apostel Johannes auf Jesus Christus nie den Titel Schöpfer (Ktístes) an, sondern schreibt die ganze Schöpfung dem zu, den er „Herr, Gott, Allmächtiger, der da war, und der da ist [ho ōn], und der da kommt!“ nennt, dem, der im Himmel thront. Zu ihm wird gesagt „Du bist würdig, o unser Herr und unser Gott, zu nehmen die Herrlichkeit und die Ehre und die Macht; denn d u hast alle Dinge erschaffen, und deines Willens wegen waren sie und sind sie erschaffen worden.“ (Offenbarung 4:8, 11; 10:5, 6) Das Wort war Gottes erste himmlische Schöpfung.
„MEIN HERR UND MEIN GOTT“
49. Warum sprach der Apostel Thomas Jesus mit „Mein Herr und mein Gott“ an?
49 Dreieinigkeitslehrer behaupten, die Worte des Apostels Thomas, laut Johannes 20:28, bewiesen, daß Jesus Christus Gott sei. Thomas hatte den anderen Aposteln gesagt, er glaube nicht eher, daß Jesus von den Toten auferstanden sei, bis sich Jesus vor ihm verkörpere und er seinen Finger in die Abdrücke der Nägel, mit denen er an dem Pfahl aufgehängt worden sei, legen und seine Hand an die Seite Jesu legen könne, die ein römischer Soldat mit einem Speer durchstochen habe, um sich zu vergewissern, ob Jesus tot sei. Die folgende Woche erschien Jesus den Aposteln wieder, und er gebot Thomas, das zu tun, was er gesagt habe, damit er sich überzeuge. „Thomas antwortete und sprach zu ihm: Mein Herr und mein Gott!“ Im ursprünglichen griechischen Text lautet dieser Ausdruck buchstäblich, Wort für Wort übersetzt: „Der Herr mein und der Gott mein.“
50. Bedeutet nach dem Gelehrten der griechischen Sprache Professor Moule der Gebrauch des bestimmten Artikels der vor Gott notwendigerweise, daß Jesus der allmächtige Gott genannt wurde?
50 Trinitarier argumentieren daher, daß der von Thomas gebrauchte Ausdruck „der Gott“, mit dem er Jesus anrede, beweise, daß Jesus Gott selbst sei, ein aus drei Personen bestehender Gott. Professor C. F. D. Moule sagt jedoch, der Artikel der vor dem Hauptwort Gott müsse nicht so bedeutsam sein, daß dies unbedingt damit gemeint wäre.f Ungeachtet dieser Tatsache möchten wir die damalige Situation in Betracht ziehen, um uns zu vergewissern, was der Apostel Thomas meinte.
51. Welche Botschaft empfing Thomas von Jesus an dessen Auferstehungstag, und was wußte somit Thomas über Jesus und seine Gottesanbetung?
51 Weniger als zwei Wochen vorher hatte Thomas gehört, wie Jesus zu seinem himmlischen Vater gebetet und gesagt hatte: „Dies aber ist das ewige Leben, daß sie dich, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesum Christum, erkennen.“ (Johannes 17:3) Am vierten Tag nach diesem Gebet, an seinem Auferstehungstag, hatte Jesus durch Maria Magdalene eine besondere Botschaft an Thomas und die anderen Jünger gesandt. „Jesus spricht zu ihr: Rühre mich nicht an, denn ich bin noch nicht aufgefahren zu [meinem] Vater. Geh aber hin zu meinen Brüdern und sprich zu ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater, und zu meinem Gott und eurem Gott. Maria Magdalene kommt und verkündet den Jüngern, daß sie den Herrn gesehen, und er dies zu ihr gesagt habe.“ (Johannes 20:17, 18) Aus dem Gebet Jesu und aus seiner Botschaft durch Maria Magdalene wußte somit Thomas, wer sein Gott war. Sein Gott war nicht Jesus Christus, sondern der Gott Jesu Christi. Sein Vater war auch der Vater Jesu Christi. Somit wußte Thomas, daß Jesus einen Gott hatte, den er anbetete, nämlich seinen himmlischen Vater.
52. Warum sollten wir keine falsche Bedeutung in Thomas’ Worte „mein Herr und mein Gott“ hineinlesen?
52 Wie hätte aber Thomas, außer sich vor Freude, als er den auferstandenen Jesus sah, Jesus als den einen lebendigen und wahren Gott, dessen Name Jehova ist, anreden können? Wie hätte er meinen können, Jesus selbst sei der allein wahre Gott oder Gott in der zweiten Person einer Dreieinigkeit? Wie können wir angesichts dessen, was Thomas von Jesus gehört hatte, eine solche Bedeutung in die Worte des Thomas: „mein Herr und mein Gott“, hineinlesen?
53. Warum wies Jesus Thomas nicht zurecht für das, was er sagte?
53 Jesus hätte Thomas zurechtgewiesen, hätte er verstanden, Thomas meine, er, Jesus, sei der allein wahre Gott, derjenige, den er „mein Gott“ und „mein Vater“ genannt habe. Bestimmt hätte Jesus weder einen Titel Gottes, seines Vaters, noch dessen einzigartige Stellung auf sich beziehen wollen. Da Jesus Thomas nicht zurechtwies, als hätte er ihn auf unrichtige Weise angeredet, erkennen wir, daß Jesus und der Apostel Johannes wußten, wie Thomas’ Worte zu verstehen waren.g
54. Welche ausgezeichnete Gelegenheit hätte Johannes hinsichtlich Johannes 1:1 an dieser Stelle gehabt?
54 Johannes war dabei und hörte, wie Thomas ausrief: „Mein Herr und mein Gott!“ Sagte Johannes, die einzige Schlußfolgerung, die wir aus den Worten des Thomas ziehen könnten, wäre, daß Jesus Gott sei — „der allein wahre Gott“, dessen Name Jehova ist? (Psalm 35:23, 24) Hier hätte Johannes eine ausgezeichnete Gelegenheit gehabt, Johannes 1:1 zu erklären und zu sagen, daß Jesus Christus, der das fleischgewordene Wort war, Gott selbst, „Gott der Sohn, die zweite Person der gesegneten Dreieinigkeit“, wäre. Doch ist dies die Schlußfolgerung, zu der Johannes gelangte? Ist dies die Schlußfolgerung, zu der Johannes seine Leser hinführt? Hört, zu welcher Schlußfolgerung uns Johannes bringen will:
55, 56. (a) Wovon wollte uns Johannes in seinem Bericht über das Leben Jesu überzeugen? (b) Zu welcher gleichen Schlußfolgerung wie Johannes gelangen wir?
55 „Jesus spricht zu ihm: Weil du mich gesehen hast, hast du geglaubt. Glückselig sind, die nicht gesehen und geglaubt haben! Auch viele andere Zeichen hat nun zwar Jesus vor seinen Jüngern getan, die nicht in diesem Buche geschrieben sind. Diese aber sind geschrieben, auf daß ihr glaubet.“ Daß wir was glauben? „Daß Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und auf daß ihr glaubend Leben habet in seinem Namen.“ — Johannes 20:29-31.
56 Johannes schrieb seinen Bericht über das Leben Jesu, nicht um uns davon zu überzeugen, daß Jesus Gott sei, daß Christus Gott sei oder daß Jesus „Gott der Sohn“ sei, sondern davon, „daß Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes“. Es ist eine vorsätzliche Verdrehung der Tatsachen, wenn die Dreieinigkeitsverfechter „Gott der Sohn“ sagen. Doch wir nehmen die Erklärung des Johannes so, wie er sie niedergeschrieben hat, nämlich: „Christus …, der Sohn Gottes“. Wir gelangen zu derselben Schlußfolgerung, zu der Johannes im gleichen (zwanzigsten) Kapitel seines Evangeliums gelangt ist, nämlich daß Jesus der Sohn dessen ist, den er „mein Vater“ und „mein Gott“ nannte. Thomas betete daher nicht zugleich „Gott den Vater“ und „Gott den Sohn“ als zwei auf gleicher Stufe stehende Personen eines „dreieinigen Gottes“ an.
57. (a) Was anerkannte Thomas in bezug auf den Vater Jesu, als er Jesus mit den Worten „mein Gott“ anredete? (b) Welche Bedeutung hat Johannes 14:28 gemäß Kapitel 4 und 5 der Offenbarung?
57 Thomas betete denselben Gott an, den Jesus Christus anbetete, nämlich Jehova Gott, den Vater. Wenn Thomas Jesus mit „mein Gott“ anredete, mußte Thomas den Vater Jesu als den Gott eines Gottes erkennen, somit als einen Gott, der höher ist als Jesus Christus, als einen Gott, den Jesus selbst anbetete. Offenbarung 4:1-11 gibt uns eine symbolische Beschreibung dieses Gottes, der „Herr, Gott, Allmächtiger“ genannt wird und auf dem himmlischen Thron sitzt und in Ewigkeit lebt; doch das folgende Kapitel, Offenbarung 5:1-8, beschreibt Jesus Christus als das Lamm Gottes, das zu dem Herrn, Gott, dem Allmächtigen, der auf seinem Thron sitzt, kommt und eine Schriftrolle aus seiner Hand entgegennimmt. Dies veranschaulicht die Bedeutung der Worte Jesu an Thomas und die anderen Apostel: „‚Ich gehe zum Vater‘; denn der Vater ist größer als ich.“ (Johannes 14:28, Lu) Jesus erkannte somit seinen Vater als den Herrn, Gott, den Allmächtigen, an, dem keiner gleich ist und der größer ist als sein Sohn.
[Fußnoten]
a Siehe auch Offenbarung 3:14, Luther, Menge, Bruns, Allioli.
b Siehe A Grammar of the Greek New Testament in the Light of Historical Research (Eine Grammatik des Griechischen Neuen Testaments im Licht geschichtlicher Forschungen) von A. T. Robertson, S. 495—505, Ausgabe 1934.
c Siehe A Manual Grammar of the Greek New Testament (Ein Handbuch über die Grammatik des Griechischen Neuen Testaments) von Dana und Mantey, Seite 78 der Ausgabe von 1943.
d Siehe Greek Grammar (Griechische Grammatik) von Dr. Wm. W. Goodwin, Seite 230 der Ausgabe von 1893.
e Siehe Seite 613, Spalte 1 der Student’s Edition of the New Testament in Greek (Studierenden-Ausgabe des Neuen Testaments in Griechisch) von Westcott und Hort, in dem Teil, der sich betitelt „Zitate aus dem Alten Testament“. Siehe auch Seite 665, Spalte 1 (Ausgabe von 1960) des Novum Testamentum Graece von Dr. Eberhard Nestle, in der Liste von Stellen, die aus dem Alten Testament zitiert werden. Siehe auch Novi Testamenti Biblia Graeca et Latina von Joseph M. Bover (Gesellschaft Jesu), Seite 725, Fußnote 14.
In der griechischen Septuaginta lautet Sprüche 8:22: „Kýrios éktisen me arkhèn hodôn autoû eis érga autoû.“ Siehe auch The Septuagint Version — Greek & English (Die Septuaginta-Übersetzung in Griechisch und Englisch), herausgegeben von S. Gabster and Sons, Ltd.
f Wir zitieren Professor Moule: „In Johannes 20:28 sollte bei dem Ausdruck Ho kýrios mou kai ho theós mou [das heißt: Mein Herr und mein Gott] beachtet werden, daß ein Hauptwort [Gott] im ersten Fall, das im Anredefall gebraucht wird [in einer Anrede Jesu] und dem ein besitzanzeigendes Fürwort [mein] folgt, nicht ohne den bestimmten Artikel [der] davor stehen kann …; der Artikel [der] vor theós muß daher nicht bedeutsam sein … der Gebrauch des Artikels [der] in Verbindung mit einer persönlichen Anrede (vergleiche Johannes 20:28 worauf oben Bezug genommen wird, 1. Petrus 2:18, Kolosser 3:18ff.) mag ebenfalls auf eine semitische Spracheigenheit zurückzuführen sein.“ — Seite 116, 117 aus Ein Buch der Spracheigenheiten des Griechischen Neuen Testaments (englisch) von C. F. D. Moule, Professor der Theologie an der Universität Cambridge, England, Ausgabe von 1953.
Um zu zeigen, daß einer Anrede im Griechischen normalerweise der bestimmte Artikel vorausgeht, bemerken wir, daß 1. Petrus 2:18; 3:1, 7, Wort für Wort übersetzt, lautet: „Die Hausdiener, seid untertan … Gleicherweise, [die] Ehefrauen, seid … Die Ehemänner, wohnet weiterhin.“ Kolosser 3:18 bis 4:1: „Die Ehefrauen … Die Ehemänner, … Die Kinder … Die Väter … Die Sklaven … Die Herren …“
g Der Übersetzer Hugh J. Schonfield bezweifelt, daß Thomas sagte: „Mein Herr und mein Gott!“ Er sagt deshalb in Fußnote 6 zu Johannes 20:28: „Der Verfasser hat Thomas diesen Ausdruck möglicherweise in den Mund gelegt, da Kaiser Domitian damals verlangte, daß man ihn mit ‚Herr und Gott‘ anredete, Sueton, Domitian, XIII.“ — Siehe The Authentic New Testament, Seite 503.
Wir teilen diese Auffassung jedoch nicht.