Die Verkündigung der Wahrheit trägt weltweit Frucht
1. Was kann als die schrecklichste Katastrophe des ersten Jahrhunderts u. Z. bezeichnet werden, und was wurde weltweit gepredigt, bevor die ganze Welt von dieser Katastrophe erfuhr?
DIE schrecklichste Katastrophe im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung war nicht der Brand von Rom im Jahre 64, sondern die Zerstörung der Stadt Jerusalem im Jahre 70. Dem römischen Feldherrn Titus wurde im Jahre 71 u. Z., als er von der siegreichen Eroberung dieser stark befestigten Stadt nach Rom zurückkehrte, zur Belohnung ein Triumphzug gewährt, und zu seiner Ehre wurde auch ein Triumphbogen errichtet. Jener blutige Krieg gegen die aufständischen Juden endete jedoch erst mit der Einnahme des letzten jüdischen Bollwerks, der Festung Masada in der Nähe des Toten Meeres, im Jahre 73 u. Z. Der Ausgang dieses Krieges, nach dem Zehntausende in die Sklaverei verkauft wurden, brachte über die Juden in der ganzen Welt Schmach und Schande und war für sie in religiöser Hinsicht eine schmerzliche Enttäuschung. Doch viele Jahre bevor diese Schreckensbotschaft die Juden überall erreichte, war die gute Botschaft von einer ewigen Freude in der ganzen damals bekannten Welt verbreitet worden. Es war die gute Botschaft vom messianischen Königreich Gottes, von einem Königreich, das nicht vom irdischen Jerusalem abhängig ist.
2. (a) Wer verkündigte diese gute Botschaft damals? (b) Wie weit, von Osten nach Westen, hatte sich das Christentum vor dem Brand von Rom ausgebreitet?
2 Wer verkündigte diese gute Botschaft damals? Nicht die natürlichen, beschnittenen Juden, die Jerusalem als ihren religiösen Mittelpunkt betrachteten, sondern die Menschen, die von Kaiser Nero zu Unrecht für den Brand von Rom verantwortlich gemacht wurden: die friedlichen, harmlosen Nachfolger Jesu Christi, die zuerst in der syrischen Stadt Antiochia „Christen“ genannt worden waren (Apg. 11:26). Zu jenen Jüngern Christi gehörten Tausende von jüdischen Gläubigen, wie die christlichen Apostel Simon Petrus und Paulus. Vor dem Brand von Rom befand sich der Apostel Petrus in Babylon (Mesopotamien), von wo aus er an die Christen in ganz Kleinasien schrieb. Der Apostel Paulus befand sich in Rom, wo er — mindestens in den ersten zwei Jahren — unter Hausarrest war und auf die Gelegenheit wartete, im Namen des Christentums bei Kaiser Nero Berufung einzulegen (1. Petr. 5:13; Apg. 28:30, 31). Die Entfernung zwischen Babylon, das nahe der Ostgrenze des Römischen Reiches lag, und Rom betrug etwa 3 200 Kilometer. So weit hatte sich das Christentum bereits ausgebreitet!
3, 4. (a) Auf welche Weise war die Wahrheit tief in die Gebiete Afrikas und auch in andere Gegenden vorgedrungen, bevor Paulus seinen Brief an die Kolosser schrieb? (b) In welchem Ausmaß hatte gemäß dem Brief des Paulus die „gute Botschaft“ damals bereits Frucht getragen?
3 Durch den äthiopischen Eunuchen der Königin Kandake, der von dem Evangeliumsverkündiger Philippus bekehrt worden war, gelangte das Christentum auch nach dem südlich von Ägypten gelegenen Äthiopien (Apg. 8:26-39). Die gute Botschaft von Gottes messianischem Königreich drang also tief in die Gebiete Afrikas, Asiens und Europas vor. Zu den Christen in den fünf Provinzen Kleinasiens, an die der Apostel Petrus seinen ersten allgemeinen Brief schrieb, gehörten die Christen in Kolossä, Laodicea und Hierapolis in der römischen Provinz Asien (1. Petr. 1:1). Etwa um die gleiche Zeit, als Petrus seinen ersten allgemeinen Brief schrieb, schrieb der Apostel Paulus direkt an die Christenversammlung in Kolossä und erwähnte ihr gegenüber seinen Brief an die Versammlung in Laodicea (Kol. 4:16). In diesem Brief an die Christen in Kolossä sprach Paulus von der weltweiten „Verkündigung der Wahrheit von dieser guten Botschaft“. Das war etliche Jahre vor dem Ende des irdischen Jerusalem im Jahre 70 u. Z. In Verbindung mit dieser guten Botschaft wurde allen, die sie annahmen, eine Hoffnung zuteil. Paulus schreibt über diese Hoffnung:
4 „Von dieser Hoffnung habt ihr zuvor durch die Verkündigung der Wahrheit von dieser guten Botschaft gehört, die sich euch dargeboten hat, gleichwie sie in der ganzen Welt Frucht trägt und zunimmt, so wie auch unter euch, seit dem Tage, da ihr gehört und die unverdiente Güte Gottes in Wahrheit genau kennengelernt habt“ (Kol. 1:4-6).
5. Wie hob Paulus gemäß Kolosser 1:23 die weltweite Verkündigung der guten Botschaft hervor?
5 Daß die Hoffnung auf Gottes himmlisches Königreich auf der ganzen Erde ausgebreitet worden war, hob der Apostel Paulus hervor, als er in seinem Brief an die Kolosser weiter schrieb: „Vorausgesetzt natürlich, daß ihr im Glauben verbleibt, fest gegründet und standhaft, und nicht abgetrieben werdet von der Hoffnung dieser guten Botschaft, die ihr gehört habt und die in der ganzen Schöpfung, die unter dem Himmel ist, gepredigt worden ist. Ich, Paulus, bin ein Diener dieser guten Botschaft geworden“ (Kol. 1:23).
6. (a) Wer gehörte außer Paulus damals zu den Dienern der guten Botschaft? (b) Wie teilten jene Diener die Hoffnung der guten Botschaft anderen mit?
6 Der Apostel Paulus war damals nicht der einzige Diener der guten Botschaft. Alle treuen Christen des ersten Jahrhunderts waren Diener der guten Botschaft, auch der Jünger Epaphras aus Kolossä, der Paulus während seines Hausarrestes in Rom besuchte (Kol. 1:7, 8; 4:12, 13). Alle diese Diener der guten Botschaft teilten ihre Hoffnung anderen mit, und zwar nicht in erster Linie dadurch, daß sie die inspirierten Evangelienberichte über das Leben Christi und die Briefe, die seine inspirierten Jünger geschrieben hatten, mit der Hand abschrieben, sondern besonders durch das gesprochene Wort, indem sie allen predigten, die zuhörten, und indem sie alle mündlich lehrten, die daran interessiert waren. Wieviel Arbeit damit verbunden war, können wir uns nur vorstellen, wenn wir uns in die Lage derer versetzen, die unter den Verhältnissen des ersten Jahrhunderts tätig waren. Diese christlichen Diener hatten die einzige gute Botschaft, die der Welt des ersten Jahrhunderts gepredigt werden konnte. Sie schwiegen nicht über das Königreich, sondern sie sprachen überall davon.
7. (a) Was geschah in der Versammlung der Kolosser und in anderen Versammlungen, da der „Same“ der guten Botschaft nicht auf unfruchtbaren Boden fiel? (b) Was wurde dadurch, daß die „gute Botschaft“, die wahrheitsgetreu verkündigt wurde, Frucht trug, in den ersten dreißig Jahren, nachdem Jesus zu predigen begonnen hatte, erreicht?
7 Der „Same“ des „Wortes vom Königreich“, das zu ihnen gesprochen worden war, war nicht auf unfruchtbaren Boden gefallen, sondern aus dem vortrefflichen Boden guter und aufrichtiger Herzen wuchs etwas, was Samen gleich dem trug, der gesät worden war. Der Same der guten Botschaft von Gottes messianischem Königreich wurde dadurch vervielfacht, daß allen anderen, die sich in Reich- oder Hörweite befanden, diese Botschaft verkündet wurde. Wie der Apostel Paulus den Christen in Kolossä gegenüber erwähnte, trägt die „Verkündigung der Wahrheit von dieser guten Botschaft ... in der ganzen Welt Frucht ... [und nimmt zu], so wie auch unter euch“ (Kol. 1:5, 6). Die „Verkündigung der Wahrheit von dieser guten Botschaft“ trug nicht nur in der Versammlung in Kolossä Frucht und nahm zu, sondern auch in allen anderen Versammlungen in Europa, Asien und Afrika. Der „Same“, den sie hervorbrachten, wurde dazu benutzt, die Königreichsbotschaft in das Herz anderer zu säen. Daher braucht man sich nicht zu wundern, daß, dreißig Jahre nachdem Jesus Christus begonnen hatte, den Samen zu säen, indem er das Königreich Gottes predigte, dieses Zeugnis über das Königreich „auf der ganzen bewohnten Erde“ gegeben wurde (Matth. 4:12-17; 24:14).
8. Wie groß ist die Wachstumskraft eines Samenkorns, das auf fruchtbaren Boden gesät wird, und hat der Same des „Wortes Gottes“ im zwanzigsten Jahrhundert diese Wachstumskraft verloren?
8 Die Wachstumskraft, die in einem Samenkorn vorhanden ist, das auf fruchtbaren Boden gesät wird, ist erstaunlich groß. Diese Kraft, die in dem „Samen“ des „Wortes vom Königreich“ vorhanden ist, versetzte die Welt vor neunzehnhundert Jahren in Erstaunen. Hat dieser Same des „Wortes Gottes“ im zwanzigsten Jahrhundert an Wachstumskraft verloren? Das sollte nicht der Fall sein, und es ist auch nicht der Fall! Was den christianisierten Hebräern vor neunzehnhundert Jahren geschrieben wurde, trifft auch heute noch zu: „Das Wort Gottes ist lebendig und übt Macht aus und ist schärfer als jedes zweischneidige Schwert“ (Hebr. 4:12).
9. (a) Hat die Zeit die Wachstumskraft des „Samens“ des Wortes Gottes beeinträchtigt? (b) Warum ziehen wir in diesem Zusammenhang die Zunahme der Zahl der Mitglieder der Kirchen der Christenheit in Betracht?
9 Die Zeit hat seine Wachstumskraft nicht beeinträchtigt. Welche Beweise können wir für diese Tatsache anführen? Sollen wir sagen, daß dies auf das religiöse Gebiet, das als die Christenheit bekannt ist, zutrifft? Gemäß veröffentlichten Schätzungen erlitten die Kirchen der Christenheit einen vorübergehenden Rückgang in der Mitgliederzahl um Zigmillionen, nachdem sie in den 1960er Jahren einen Höhepunkt erreicht hatten. Aber nach den letzten Schätzungen haben die Kirchen der Christenheit eine neue Höchstzahl von 985 363 400 Mitgliedern. (Siehe The 1973 World Almanac and Book of Facts, Seite 343, unter der Überschrift „Religious Population of the World“.)
10, 11. (a) Was könnte man sich über das Wachstum der Christenheit fragen, und beweist ihr zahlenmäßiges Wachstum, daß die „Zeit des Endes“ für sie noch nicht angebrochen ist? (b) Welche Verhältnisse, die Paulus für die „letzten Tage“ vorhersagte, mögen die Ursache für die Schwierigkeiten der Christenheit sein?
10 Zugegeben, die Zahl der Mitglieder der Kirchen der Christenheit nimmt nicht ab. Nimmt jedoch auch die Qualität ihrer Mitglieder zu, was das Geistiggesinntsein betrifft, so, daß die Christenheit mehr wahre Christen hervorbringt? Wir wollen ihre Anhänger einmal mit den Christen, die in Kolossä wohnten, vergleichen, an die zu schreiben sich Paulus gedrängt fühlte. Die Christen in Kolossä unterschieden sich sehr von den meisten Menschen, die viel später, nämlich „in den letzten Tagen“, leben und die behaupten würden, Gott zu dienen. Die Tatsache, daß die Christenheit nach mehr als sechzehnhundert Jahren ihres Bestehens zunimmt, ist kein Beweis dafür, daß sie nicht ihre „letzten Tage“ erlebt. Daß sie ‘kritische Zeiten, mit denen man schwer fertig wird’, erlebt, kann nicht bezweifelt werden. Welchen Grund sagte der Apostel Paulus dafür voraus, und ist dies der Grund für die religiösen Schwierigkeiten, in denen die Christenheit steckt? Paulus sagte:
11 „Dieses aber erkenne, daß in den letzten Tagen kritische Zeiten dasein werden, mit denen man schwer fertig wird. [Warum?] Denn die Menschen werden eigenliebig sein, geldliebend, anmaßend, hochmütig, Lästerer, den Eltern ungehorsam, undankbar, nicht loyal, ohne natürliche Zuneigung, für keine Übereinkunft zugänglich, Verleumder, ohne Selbstbeherrschung, brutal, ohne Liebe zum Guten, Verräter, unbesonnen, aufgeblasen vor Stolz, die mehr Vergnügungen lieben als Gott, die eine Form der Gottergebenheit haben, sich aber hinsichtlich deren Kraft als falsch erweisen“ (2. Tim. 3:1-5).
12, 13. (a) Was zeigt ein Vergleich zwischen der Christenheit und der damaligen Kolosser Versammlung in religiöser Hinsicht? (b) Wie soll sich nach der Erklärung der Christenheit das erfüllen, was im Vaterunser über das Königreich des himmlischen Vaters gesagt wird?
12 Wer könnte bestreiten, daß diese prophetische Beschreibung erklärt, warum die Christenheit heute, nachdem sie sechzehnhundert Jahre lang zahlenmäßig gewachsen ist, in Schwierigkeiten steckt? Da sich diese inspirierte Prophezeiung an der Christenheit erfüllt, steht sie in krassem Gegensatz zu der Versammlung in Kolossä. Während all der Jahrhunderte hat die Christenheit regelmäßig das sogenannte Vaterunser gebetet. Dieses Mustergebet, das der Herr Jesus Christus anläßlich seiner Bergpredigt sprach, beginnt mit den Worten: „Unser Vater in dem Himmel! Dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel“ (Matth. 6:9, 10, Luther, rev. Text 1964). Heute erklärt die Christenheit, das himmlische Königreich des Vaters komme dadurch, daß es im Herzen der Gläubigen errichtet werde. So sagte Dr. Adam Clarke in seinem Kommentar zu Matthäus 6:10:
13 „Wenn das Königreich der Gerechtigkeit, des Friedens und der Freude im heiligen Geiste im Herzen errichtet wird, dann wird eine umfassende Vorkehrung für die Erfüllung des göttlichen Willens geschaffen“ (Commentary, Bd. 5, S. 86, Sp. 1).
14. (a) Wie erklärt die Geistlichkeit der Christenheit das Kommen des Königreiches, da das Wachstum der Christenheit hinter dem Wachstum der Weltbevölkerung zurückbleibt? (b) Welche Frage, das Kommen des Königreiches betreffend, erhebt sich in bezug auf die Christenheit, wenn man an die zwei Weltkriege denkt, die innerhalb von zweiunddreißig Jahren geführt wurden?
14 Lange Zeit glaubte man, Gottes Königreich werde dadurch kommen, daß alle Menschen zu Mitgliedern der Kirchen der Christenheit bekehrt würden. Aber nun, da das Wachstum der Christenheit hinter dem Wachstum der Weltbevölkerung zurückbleibt, sagt die Geistlichkeit, Gottes Königreich komme nur in das Herz derer, die glaubten. Die Geistlichkeit lehrt nicht, daß Gottes messianisches Königreich gegen das gegenwärtige weltliche System der Dinge vorgehen und es zerstören wird und daß es dann als eine wirkliche Regierung über alle Bewohner der Erde herrschen und die ganze Erde für alle Zeit mit Gerechtigkeit und Frieden und Glück erfüllen wird (Dan. 2:44; 7:13, 14). Jesus Christus sagte: „Ein guter Mensch bringt aus dem guten Schatz seines Herzens Gutes hervor“ und: „Wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein“ (Luk. 6:45; 12:34). Aber wo gibt es einen Beweis dafür, daß Gottes Königreich wenigstens im Herzen der Mitglieder der Kirchen der Christenheit errichtet worden ist und daß Gottes Königreich der Schatz ist, der in ihrem Herzen ist? Sind die zwei Weltkriege, die innerhalb von zweiunddreißig Jahren in unserem Jahrhundert geführt worden sind, der Beweis dafür, daß Gottes „Königreich der Gerechtigkeit, des Friedens und der Freude im heiligen Geiste“ im Herzen der Hunderte von Millionen Mitglieder der Kirchen der Christenheit errichtet worden ist?
15. (a) Was hat die Christenheit zwischen den beiden Weltkriegen zu ihrem „Schatz“ gemacht? (b) Was hat der Nachfolger des Völkerbundes bisher in seinem Kampf gegen den Rüstungswettlauf erreicht?
15 Während der zwanzig Jahre, die zwischen den beiden Weltkriegen vergingen, war der Völkerbund, der Frieden und Sicherheit wahren sollte, der Schatz der Christenheit, denn ihre Kirchen sagten, der Völkerbund sei „der politische Ausdruck des Königreiches Gottes auf Erden“. Aber wo ist der Völkerbund heute? Und welchen Erfolg hat sein Nachfolger, die Vereinten Nationen, in seinem Bemühen, den internationalen Rüstungswettlauf aufzuhalten, durch den man militärische Überlegenheit in einem dritten Weltkrieg, der die Existenz der ganzen Menschheit bedroht, erreichen möchte? Die Tatsache, daß weitere todbringende Waffen hergestellt werden, spricht für sich.
16. Kommt Gottes Königreich tatsächlich trotz des Zustandes, in dem sich die Christenheit befindet, und wie werden die Menschen heute in der ganzen Welt davon unterrichtet?
16 All diese Dinge beweisen, daß das Königreich Gottes nicht im Herzen der Geistlichkeit und der Mitglieder der Kirchen der Christenheit errichtet worden und daß es nicht in ihr Herz gekommen ist. Man kann nicht erwarten, daß Gottes Königreich auf diese Weise kommt, und es wird auch nicht auf diese Weise kommen. Doch das Vaterunser wird erhört werden, denn das Königreich Gottes in den Händen Christi ist im Begriff zu kommen, und diese theokratische Regierung steht jetzt tatsächlich vor der Tür. Dies wird heute der ganzen Menschheit in Verbindung mit der „guten Botschaft vom Königreich“ verkündigt, von der Jesus prophezeite, sie würde auf der ganzen bewohnten Erde gepredigt werden, allen Nationen zu einem Zeugnis, bevor das Ende käme (Matth. 24:14). Diese gute Botschaft, „das Wort vom Königreich“, wird wie Same auf der ganzen Erde, in 208 Ländern und Inselgebieten, gesät, und sie trägt genauso Frucht wie in den Tagen des Apostels Paulus. Und wie er der Christenversammlung in Kolossä sagte, ‘trägt sie in der ganzen Welt Frucht und nimmt zu, so wie auch unter euch’ (Kol. 1:6). Innerhalb und außerhalb der Christenheit wird dieser Same der guten Botschaft nun gesät.
17. (a) Was — wenn nicht das Königreich — kommt in das Herz der Menschen, und wie? (b) Auf welche Weise hat die gute Botschaft trotz der Christenheit ‘Frucht getragen und zugenommen’ wie in den Tagen des Apostels Paulus?
17 Und was die Beziehung des Königreiches Gottes zum menschlichen Herzen betrifft, so ist es nicht das Königreich, sondern der Same der guten Botschaft von Gottes messianischem Königreich, der ins Herz kommt. Dieser „Same“ wird im Herzen befestigt, indem er Wurzel schlägt und Frucht trägt. Er wird dadurch gesät, daß die gute Botschaft all denen gepredigt wird, die darauf hören und die sie annehmen. Dieser Same der guten Botschaft trägt Frucht, indem er den Mund veranlaßt zu reden, und zwar aus der Fülle des Herzens derer, in deren Herz der Same gesät worden ist. Auf diese Weise veranlaßt das Säen des „Samens“ jeden, in dessen aufnahmebereites Herz der Same gesät worden ist, ein neuer Verkündiger der guten Botschaft zu werden. Und so vermehrt sich der Same der guten Botschaft, indem die gute Botschaft von immer mehr Predigern des Königreiches verkündigt wird. Während die Christenheit versucht, zu verhindern, daß der Same vom Königreich in Menschenherzen gesät wird, fahren Jehovas christliche Zeugen fort, den Samen der guten Botschaft weltweit auszustreuen. Gleichwie in den Tagen des Apostels Paulus hat dieser Same Frucht getragen und sich vermehrt — und zwar auf der ganzen Erde, ungeachtet des Widerstandes der Christenheit.
EINE ZUSÄTZLICHE FRUCHT
18. Was wurde außer weiteren Königreichsverkündigern durch das Säen des „Samens“ noch hervorgebracht, und welche Eigenschaften weisen Jehovas christliche Zeugen deshalb heute auf?
18 Der Same der guten Botschaft vom Königreich, der auf diese Weise gesät wird, hat nicht nur insofern reichlich Frucht getragen und sich vermehrt, als weitere Königreichsverkündiger hervorgebracht wurden. Er hat im Herzen derer, in die der Same gesät worden ist und die das Königreich verkündigen, eine zusätzliche Frucht hervorgebracht. Er hat das Gegenteil von dem hervorgebracht, was der Apostel Paulus in 2. Timotheus 3:1-5 für die Christenheit vorhersagte. Er hat das gleiche hervorgebracht, was auch im Herzen und im Leben der Christen in Kolossä hervorgebracht wurde, an die Paulus seinen Brief schrieb. Er hat die christlichen Eigenschaften hervorgebracht, die Paulus in seinem Brief erwähnt, nämlich Liebe, Hoffnung und Glauben. Die übernatürlichen Kräfte und Fähigkeiten, die die wahre Christenversammlung kennzeichneten, mochten nach dem Tod der christlichen Apostel aufhören, „nun aber bleiben“, wie Paulus sagte, „Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; die größte aber von diesen ist die Liebe“ (1. Kor. 13:13). Das sind die Dinge, die bleiben, aber nicht in der vom Krieg heimgesuchten Christenheit, sondern bei Jehovas christlichen Zeugen. Sie zeichnen sich dadurch aus, daß sie Glauben, Hoffnung und Liebe haben.
19. (a) Was konnte Paulus über den Glauben, die Liebe und die Hoffnung der Versammlung in Kolossä schreiben? (b) Was für eine Liebe veranlaßt Jehovas christliche Zeugen, den Mund zu öffnen und zu predigen?
19 Paulus sagte zu den Kolossern: „Wir [haben] von eurem Glauben in Verbindung mit Christus Jesus gehört ... und der Liebe, die ihr zu allen Heiligen habt, wegen der Hoffnung, die für euch in den Himmeln aufbehalten ist. Von dieser Hoffnung habt ihr zuvor durch die Verkündigung der Wahrheit von dieser guten Botschaft gehört ... von Epaphras, unserem geliebten Mitsklaven ..., der uns auch eure Liebe in geistiger Hinsicht enthüllt hat“ (Kol. 1:4, 5, 7, 8). Nicht die sexuelle, leidenschaftliche, fleischliche Liebe, die die heidnische, griechisch sprechende Welt in den Tagen des Apostels Paulus kennzeichnete, sondern die „Liebe in geistiger Hinsicht“ wurde dadurch hervorgebracht, daß die gute Botschaft in das Herz der christlichen Zeugen Jehovas der Neuzeit gesät wurde. Diese wahre christliche Liebe ist nach den Worten des Paulus in Galater 5:22 ein Bestandteil der Frucht des Geistes. Diese geistige Liebe in ihrem Herzen bewegt sie, den Mund zu öffnen und zu predigen.
20. Was geschieht heute, wie vorhergesagt, mit der Liebe in der Christenheit, und in Übereinstimmung mit welchem Gebet des Apostels Paulus müssen Jehovas christliche Zeugen deshalb handeln, und auf welche Weise?
20 Jesu Prophezeiung über den Abschluß dieses weltlichen Systems der Dinge erfüllt sich heute an der Christenheit: „Wegen der zunehmenden Gesetzlosigkeit wird die Liebe der meisten erkalten“ (Matth. 24:12). Aber das, worum der Apostel Paulus betete, als er an die Kolosser schrieb, erfüllt sich heute an Jehovas christlichen Zeugen, nämlich „daß ihre Herzen getröstet werden, daß sie harmonisch zusammengefügt seien in Liebe“ (Kol. 2:1, 2). Aber sie müssen in Übereinstimmung mit dem Gebet des Apostels handeln, indem sie das tun, was er an die Kolosser schrieb: „Kleidet euch mit Liebe, denn sie ist ein vollkommenes Band der Einheit“ (Kol. 3:14).
21. Wie wirkt sich diese Liebe auf Jehovas Zeugen aus, die ganz unterschiedlicher Herkunft sind?
21 Daher ist es nicht überraschend, daß Jehovas christliche Zeugen der Neuzeit, obwohl sie aus „allen Nationen und Stämmen und Völkern und Zungen“ kommen, keine Grenzen und Schranken untereinander kennen, was die Rasse, die Nationalität, die Stammeszugehörigkeit oder die Hautfarbe betrifft. Sie hüten sich nicht nur davor, sich in ihren Versammlungen und auf ihren Kongressen zu streiten, sondern sie weigern sich auch, sich an irgendwelchen untheokratischen internationalen Kriegen zu beteiligen. Solche Kriege würden die christlichen Zeugen eines Landes verpflichten, Mitchristen, die in einem anderen Land leben, zu töten (Offb. 7:9).
22. Was alles müssen sie glauben, damit sie in dieser Welt einen solchen Weg einschlagen können, und inwiefern müssen sie, was ihren Glauben betrifft, den Kolossern gleichen?
22 Es erfordert großen Glauben, in einer vom Krieg heimgesuchten Welt diesen Weg einzuschlagen. Aber wie die Versammlung in Kolossä haben die Zeugen Jehovas des zwanzigsten Jahrhunderts ein festes Vertrauen zur Richtigkeit der Gesetze und Verhaltensregeln, die in der Heiligen Schrift dargelegt worden sind. Sie glauben, daß Gott der Autor der Bibel ist und daß die Bibel ein theokratisches Buch ist, an dem sie ohne Zögern festhalten müssen. Sie glauben, daß Jesus Christus Gottes Sohn und ihr Herr ist, dessen Worte und dessen Beispiel sie getreulich beachten müssen. Damit sie „frei von Anklage vor ihm“ sein können, handeln sie wie die ersten Christen: Sie ‘verbleiben im Glauben, fest gegründet und standhaft’. Der Apostel Paulus sagte den Christen in Kolossä, daß er sich über die ‘Festigkeit ihres Glaubens gegenüber Christus’ freue (Kol. 1:22, 23; 2:5). Aus dem gleichen Grund können wir uns über Jehovas Zeugen der Neuzeit freuen.
23. (a) An wen als ihren Herrn glauben sie, obwohl es heute viele politische Herren gibt? (b) Was gibt ihnen die Kraft auszuharren, selbst bis zu einem gewaltsamen Tod durch Verfolger?
23 Gegenwärtig gibt es viele politische Herren auf der Erde, aber Jehovas christliche Zeugen halten sich von der Politik der Welt fern. Warum? Weil sie „Christus Jesus, den Herrn, angenommen“ haben. Es ist daher völlig angebracht, daß sie der Ermahnung gehorchen, die Paulus an die Kolosser richtete: „Wandelt weiterhin in Gemeinschaft mit ihm [Christus], verwurzelt und auferbaut in ihm und im Glauben befestigt, so, wie ihr gelehrt worden seid, überströmend vor Glauben im Danksagen“ (Kol. 2:6, 7; 1. Kor. 8:5, 6). Es gibt Tausende von Beispielen in der Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts, die beweisen, daß die Christen, die Jehova als Gott anbeten, an diesem Glauben an Jesus Christus, ihren Herrn, bis zum Tode festhalten werden, ja selbst bis zu einem gewaltsamen Tod durch Verfolger. Ihr Glaube an die Auferstehung der Toten gibt ihnen die Kraft, dies zu tun. Sie haben den Glauben, den die Christen in Kolossä hatten und der, wie der Apostel Paulus sagte, der „Glauben an die Wirksamkeit Gottes, der ihn [Christus] von den Toten auferweckt hat“, ist (Kol. 2:12).
24. (a) Welcher weitere Faktor half den Kolossern, Gott annehmbar zu bleiben, und was mußten sie deshalb tun? (b) Wieso lebten sie in einer wunderbaren Zeit, was die Stärkung des Glaubens betraf, und warum fühlten sie sich sehr begünstigt?
24 Welch großartige „Hoffnung“ hatten doch jene Kolosser vor neunzehnhundert Jahren! Diese Hoffnung war ein bedeutsamer Faktor, der ihnen half, Gott durch Christus annehmbar zu bleiben; und aus diesem wichtigen Grund ermahnte der Apostel Paulus jene Christen in Kolossä: „..., daß ihr ... nicht abgetrieben werdet von der Hoffnung dieser guten Botschaft, die ihr gehört habt und die in der ganzen Schöpfung, die unter dem Himmel ist, gepredigt worden ist“ (Kol. 1:22, 23). Die Christen in Kolossä, von denen zweifellos viele aus heidnischen Nationen bekehrt worden waren, lebten in einer ganz wunderbaren Zeit, in der geheime Einzelheiten des Vorhabens Gottes zum erstenmal kundgemacht wurden. Daraus konnten gottesfürchtige Gläubige großen Nutzen ziehen. Ganz gewiß haben sich die Gläubigen in Kolossä in dieser Hinsicht sehr begünstigt gefühlt, als ihnen der Apostel Paulus schrieb und sagte, er sei ein Diener geworden, „um das Wort Gottes in vollem Maße zu predigen, das heilige Geheimnis, das von den vergangenen Systemen der Dinge und den vergangenen Generationen her verborgen war. Jetzt aber ist es seinen Heiligen kundgemacht worden, denen bekanntzugeben es Gott gefallen hat, was der herrliche Reichtum dieses heiligen Geheimnisses unter den Nationen ist. Es ist Christus in Gemeinschaft mit euch, die Hoffnung auf seine Herrlichkeit“ (Kol. 1:25-27).
25. Was bedeuteten diese Worte des Apostels Paulus für die Gläubigen der damaligen Zeit, und welche christlichen Eigenschaften förderte jene Hoffnung bei den Kolossern?
25 Das bedeutete, daß zum erstenmal eine solch heilige Vorkehrung existierte, nämlich „Christus in Gemeinschaft mit“ jüdischen Gläubigen, aber auch mit Gläubigen aus allen heidnischen oder nichtjüdischen Nationen. Die Tatsache, daß Christus nun mit all diesen in Gemeinschaft war, schuf die Grundlage für eine bemerkenswerte Hoffnung, „die Hoffnung auf seine Herrlichkeit“. Diese Hoffnung bestand darin, daß sie mit Christus, dem Messias, zum ewigen Segen der ganzen Menschheit einen Anteil an seinem himmlischen Königreich haben sollten. Welch wunderbare christliche Eigenschaften bringt doch eine solche Hoffnung hervor! Der Apostel Paulus sagte, daß die Kolosser ‘wegen der Hoffnung, die für sie in den Himmeln aufbehalten sei’, Liebe und Glauben hätten (Kol. 1:4, 5). Diese wunderbare Hoffnung besteht auch heute!
26. An welcher Regierung hoffen christliche Zeugen Jehovas einst teilzuhaben, und zu welchem Zweck?
26 Welche Hoffnung haben denn Jehovas christliche Zeugen in dieser Zeit der Umwälzungen und der politischen Verwirrung in der Welt? Besteht ihre Hoffnung darin, der König oder die Königin von England zu werden? Besteht sie darin, der Präsident der Republik Frankreich zu werden? Besteht sie darin, der Bundeskanzler von Westdeutschland zu werden? Besteht sie darin, der Vorsitzende der Kommunistischen Partei der Sowjetunion zu werden? Besteht sie darin, der Gouverneur des Staates New York oder irgendeines anderen Staates der Vereinigten Staaten von Amerika zu werden? Nicht für einen Augenblick! Die christlichen Zeugen Jehovas hoffen nicht, solche politischen Ämter in irgendeiner der Regierungen dieses zum Untergang verurteilten Systems der Dinge zu bekleiden. Mögen die nach Ämtern strebenden Politiker der Christenheit und des Heidentums diese weltlichen Stellungen auf der Erde bis zum Ende bekleiden! Diejenigen Zeugen Jehovas, die wie die Kolosser des ersten Jahrhunderts eine himmlische Berufung haben, hoffen auf eine Regierungsstelle, die für sie in den Himmeln aufbehalten worden ist, in Gemeinschaft mit Jesus Christus, dem „König der Könige und Herrn der Herren“. In diesem himmlischen Königreich werden sie Gott dienen und zum Segen der ganzen Menschheit beitragen.
27. Welcher Regierung hoffen die Zeugen zu unterstehen, die den Wunsch haben, in einem irdischen Paradies zu leben, und wieso werden sie zu denen gehören, die Gott in seine neue Ordnung gelangen läßt?
27 Was diejenigen christlichen Zeugen Jehovas betrifft, die den Wunsch haben, auf einer friedlichen, paradiesischen Erde zu leben, die frei von Verschmutzung ist, so besteht ihre Hoffnung nicht darin, für immer unter den „Sternen und Streifen“ der amerikanischen Flagge zu leben, noch darin, für alle Zeit unter Hammer und Sichel oder unter dem Emblem irgendeiner anderen Nation des gegenwärtigen Systems der Dinge zu leben. Ihre Hoffnung besteht darin, unter dem himmlischen Königreich Jehovas Gottes, des Souveräns des ganzen Universums, für immer auf Erden zu leben. Durch diese theokratische Regierung werden Jesus Christus und seine verherrlichte Versammlung zum endlosen Wohl der ganzen Menschheit, der Lebenden und der Toten, als Könige und Priester regieren. Zu dieser Regierung allein blicken diejenigen, die auf ein irdisches Paradies hoffen, um Befreiung von der ganzen schlechten Herrschaft auf, die Satan, der Teufel, und alle seine dämonischen und menschlichen Helfershelfer über die Menschheit ausgeübt haben. Weil sie eine solch großartige, alles übertreffende Hoffnung haben, haben sie nicht den Wunsch und den Ehrgeiz, irgendein politisches Amt der irdischen Nationen zu bekleiden. Sie möchten keinen Anteil an der Gemeinschaftsverantwortung für die Sünden und für die Korruption der Politik haben. Sie wissen, daß Gott nur diejenigen in seine neue Ordnung gelangen läßt, die sich von solcher weltlichen Befleckung rein erhalten.
28. Wem gebührt der Dank für diese „gute Botschaft“, und welche christlichen Eigenschaften hat sie hervorgebracht, die die Zeugen Jehovas dazu antreiben, bis zum Ende weiterzupredigen?
28 Dank sei Jehova Gott durch Jesus Christus für diese beispiellose „gute Botschaft“. Das ist die gute Botschaft, die heute der ganzen Schöpfung unter dem Himmel gepredigt wird. Die Verkündigung dieser guten Botschaft trägt Frucht und breitet sich durch die siegreiche Macht Gottes, des Allmächtigen, aus. Diejenigen, die den Samen dieser guten Botschaft empfangen, pflegen in ihrem Innern Glauben, Hoffnung und Liebe, und das trotz der Tatsache, daß sie in einer vom Krieg heimgesuchten Welt leben. Nur die wahre „gute Botschaft“ kann solche christusähnlichen Eigenschaften hervorbringen. Von diesen Eigenschaften angetrieben, werden die christlichen Zeugen Jehovas weiterhin die gute Botschaft von Gottes messianischem Königreich der gesamten Schöpfung, die unter dem Himmel ist, predigen, und das bis zum Ende dieser fruchtbaren Säzeit.