Leserbriefe
Gaskammern in Dachau
In dem Artikel „Vom Tod zum Leben in Dachau“ [8. Mai 1985] wurde behauptet, daß dort des öfteren Gruppen von KZ-Insassen vergast wurden. Jeder, der heutzutage Dachau besucht, erfährt, daß dort niemand vergast worden ist. Außerdem stand auf den Koppelschlössern der SS-Männer nicht „Gott mit uns“, wie in dem Artikel geschrieben wurde, sondern „Meine Ehre heißt Treue“.
M. K., Bundesrepublik Deutschland
Nach meinen Informationen wurden in Dachau keine Kinder in Haft gehalten.
Großbritannien
Für Besucher der KZ-Gedenkstätte Dachau ist ein Faltblatt erhältlich, auf dem hinsichtlich einer in Dachau eingebauten Gaskammer steht: „Auf Anordnung des SS-Wirtschaftsverwaltungshauptamtes in Berlin wurde ... eine Gaskammer eingebaut, getarnt als Brausebad, die jedoch nicht wie vorgesehen benutzt wurde. Die zur Vergasung bestimmten Häftlinge transportierte man von Dachau nach Schloß Hartheim bei Linz ... und in andere Lager.“ In der Broschüre „Konzentrationslager Dachau“ wird eine Verfahrensweise erwähnt, die bei den Häftlingen den Eindruck erwecken konnte, daß die Opfer in Dachau vergast wurden. „Die zu einem Transport aufgerufenen Häftlinge mußten im Bad auf ihre Abfahrt warten, dort wurden ihnen ihre besseren Kleidungsstücke und Schuhe gegen minderwertige eingetauscht und Brillen und Prothesen abgenommen. Nachts wurden sie mit Lastwagen abtransportiert, ihr Ziel war Schloß Hartheim bei Linz ... Dort wurden sie mit Giftgas getötet. ... Auch im Konzentrationslager Dachau war 1942 eine Gaskammer zur Tötung von Menschen errichtet worden, die jedoch aus ungeklärten Gründen nicht in Betrieb genommen wurde.“
Was die Aufschrift betrifft, die auf den Koppelschlössern stand, so könnte die Einsenderin, die zum Zeitpunkt des Geschehens 14 Jahre alt war, SS-Männer mit Wehrmachtsangehörigen verwechselt haben, auf deren Koppelschlössern die Aufschrift „Gott mit uns“ stand. Sie brachte diese Aufschrift mit den Verantwortlichen für ihre mißliche Lage in Verbindung, und tatsächlich gehörten solche Soldaten dazu. Deshalb wandte sie sich von Gott ab.
An der KZ-Gedenkstätte Dachau sind verschiedene Dias zu kaufen. Auf dem Dia Nr. 23a ist eine Anzahl von Kindern in Häftlingsuniform abgebildet. Die Bildunterschrift unter dem Dia lautet: „Konzentrationslager Dachau. Befreite Kinder 1945“ (Red.).
Nationalsozialismus abgelehnt
In dem Artikel „Nationalsozialismus abgelehnt — Von wem?“ [8. Juni 1985] behaupten Sie, niemand hätte dem Nationalsozialismus offen Widerstand geleistet, bevor zu erkennen gewesen wäre, daß der Krieg verlorenginge. Das ist nachweislich falsch. Die Kirchen finden zwar noch Erwähnung, allerdings auch nur als Negativbeispiel. Unerwähnt bleiben jedoch Kommunisten, Sozialisten und Anarchisten, die seit Beginn des „Reiches“ Widerstand leisteten. Sehr viel mehr als „Tausende“ wurden verhaftet, in Konzentrationslagern interniert, gefoltert und umgebracht — weil sie Widerstand leisteten.
M. S., Bundesrepublik Deutschland
Wir stimmen zu, daß Tausende Hitlers Herrschaft von Anfang an Widerstand entgegengebracht haben und deswegen auch verfolgt wurden. Wir haben uns auf den Personenkreis beschränkt, der Hitler aus religiösen Gründen, also nicht aus politischen Gründen, Widerstand geleistet hat. Wenn die Kirchen und die Gesamtheit ihrer Anhänger als negatives Beispiel erscheinen, so liegt das einfach daran, daß sie es versäumten, den für Christen in der Bibel deutlich dargelegten Standpunkt der politischen Neutralität einzunehmen. Das trifft ohne Zweifel auf sie als Gruppe zu, was auf keinen Fall ausschließt, daß religiös orientierte Einzelpersonen in aller Aufrichtigkeit Hitler Widerstand geleistet haben oder dafür leiden mußten (Red.).